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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 06.05.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-05-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190305067
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030506
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030506
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-05
- Tag 1903-05-06
-
Monat
1903-05
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 06.05.1903
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war, wa« den Verdacht verstärkte. Die Polizei wurde verständigt. Jourdan kehrte arglo« nach Hause zurück. Dreißig Soldaten umringten da« Hau» und versperrten alle Auegänge. Der Ge fährte Jourdan« kam, man ließ ihn durch. Ehe die Soldatm kamen, waren zwei Freunde Jourdan« mit großen Paketen in« Hau« getreten. Al« alle vier im Hause waren, klopfte der kommandierende Offizier an die Tür. Die Italienerin öffnete, der Offizier verlangte nach dem serbischen Zimmerherrn. Der Serbe ließ sagen, man möge ihn erwarten. Die vier Anarchisten beeilten sich, alle Dokumente, die kompromittieren konnten, zu zerstören. Zwei davon nahmen Bomben zu sich und gingen hinau«. Alle vier hatten je zwei Revolver und im Gilet Kartuschen mit 150 Kugeln. Jourdan ging aus Altane und warf eine Bombe auf die Straße, wo er die Soldaten vermutete. Eine Salve a., twortete. Jourdan warf eine zweite Bombe. Wieder Gewehr feuer. Eine Kugel verwundete Jourdan am Arm, al« er eben die dritte Bombe warf, die an der Brüstung zer schellte. Sein Gefährte hatte ebenfall« zwei Bomben geworfen, ehe er angeschossen wurde. Al« er sich ver loren sah, schoß sich Jourdan eine Revolvers gel in den Kopf und fiel tot um. Sein Gefährte sprang in den Garten und rief den Quartterleuten zu: „So sterben Bulgaren", und erschoß sich ebenfaü«. Die anderen zwei waren auf da« Dach geflüchtet, warfen von dort Bomben und wurden durch Ge wehrschüsse getötet. Al« alle» still war, drang man in» Hau«. Der Koffer war geleert, man fand Pau«papier, Postkarten und Papierasche. Die Leichen wurden auf einen Karren geladen und zum Konak geführt. Die vier Anarchisten waren offen bar dabei, für abend« ein zweite« Attentat vorzu- bereilen, die Anzeige der Hau«leute allein hat es verhindert. Sofia, 5. Mai. Die Regierung beauftragte ihre Vertreter, bei der Pforte energisch gegen die Anschuldigung, daß sie die macedontschen Komitee« unterstütze, zu protestieren. Bulgarien verhalte sich streng neutral und werde sich niemal« wegen Macedonien in einen Krieg verwickeln lassen. Belgrad, 5. Mai. In hiesigen politischen Kreisen glaubt man, die Türkei werde sich in kürzester Zeit in einen Krieg mit Bulgarien verwickeln. Da« Krieg»ministerium entfaltet eine fieberhafte Tätigkeit. Wie verlautet, sollen in allernächster Zeit alle Reservisten zu einer Uebung eingezogen werden. Wien, 5. Mai. Wie in unterrichteten Kreisen verlautet, plane Sarakoff die Entsendung einer macedontschen Bande nach Konstantinopel, um den Mdij-Kto«! in die Luft zu sprengen. Der Plan Sarakoff«, alle türkischen Kasernen in die Luft zu sprengen, ist nicht aufgegeben. Bon der Prinzessin Luise. Lindau, 5. Mai. Das „Lindauer Tage blatt" meldet: Prinzessin Luise von Toskana ist gestern abend 9 Uhr von einer Prinzessin entbunden worden. TageSgeschichte. Deutsches Reich. Berlin, 4. Mai. Der Kaiser, der am Mitt woch Rom wieder verläßt und zunächst den Fürsten Fürstenberg in Donaueschingen besucht, trifft am 10. Mat in Straßburg i. E. ein, begibt sich von dort nach der Hohkönigeburg und reist am 14. nach Bitsch zur Besichtigung de« dortigen neuen Schieß plätze«. Dann geht die Fahrt nach Schloß Urville. Der Tag für die Einweihung de« neuen Portale der Kathedrale in Metz ist noch nicht festgesetzt. — Ueber die Fahrt de« Kaiser« nach Rom wird der Berl. Volk«ztg. nachträglich berichtet: Zweitausend Soldaten, Gendarmen, Polizisten und Streckenwärter waren aufgeboten worden, um die kurze Strecke Chiasso-Mailand zu bewachen. Alle Stationen wurden schon zwei Stunden vor Ankunft de« kaiserlichen Zuge« abgesperrt und von Militär mit geladenem Gewehr bewacht; dergleichen alle Brücken und Wärterhäutchen. Bei der Ankunft in Mailand blieb der Zug dunkel; nur beim vorletzten Wagen ging eine Tür auf und der Bäckerjunge von der Genossenschaft für Wiener Frühstück«brot schob einen Korb Kaffeegebäck mit frischer Milch und Butter ein. Auf diesen Eßkorb de« Küchen wagen« wurde notgedrungen auch die Adresse in „gotischer Schrift" gelegt, die zwei Herren „im Namen" der deutschen Kolonie Mailand« abgefaßt hatten. — Au« Pari« kommt die Nachricht von einer Huldigung für unsere Kaiserin. Die dortige Vor versammlung der Kongresse« zur Bekämpfung der Schwindsucht beschloß einhellig eine Ergebenheit«- adresse für die deutsche Kaiserin. Vertreten waren vierzehn Völker. — Die Annahme, daß Admiral Prinz Heinrich von Preußen nach Beendigung der in diesen Tagen beginnenden vierwöchigen Uebung«reise de« ersten Geschwader» vom Kommando al« Geschwaderchef zurücktritt, bestätigt sich laut Tgl. Rdsch. nicht. Der Prinz wird da« Geschwader noch weiter führen und wahrscheinlich erst im Herbst das Kommando abgeben. — Von einem neuen deutsch-französischen Grenz zwischenfall wird einem Metzer Blatt aus Aman- iveiler berichtet: Zwei französische Offiziere in Zwil überschritten die deutsche Grenze, um die Krieger denkmäler zu photographieren. Ein Gendarm nahm die Herren fest, weil sie ihre Namen nicht zutreffend angaben und behielt sie auf dem Bahnhof zurück, bis die Entscheidung des Bezirkspräsidinms zur Freilassung kam. Die Offiziere werden sich wegen Ueberschreitung der Grenze ohne Urlaub in ihrer Garnison zu verantworten haben. Rußland. — Die revolutionäre Bewegung, die in Ruß land herrscht und durch die allgemeine Unzufrieden heit verstärkt werden soll, hat nach englischen Quellen, die aber vielleicht nicht al« einwandfrei geltm können, die russische Regierung zu außer ordentlichen Vorstcht«mahregeln veranlaßt. In Peter«burg allein sollen in den letzten Wochen so viele Verhaftungen verdächtiger Personen stattge funden haben, daß die Gefängnisse nicht au«- retchten. Die meisten Verhaftungen politischen Charakter« seien infolge nächtlicher Hau«suchungen vorgenm.nnen wordeu. Spanien — In Spanien hat e« wieder fehr blutige Zu sammenstöße zwischen der erregten Volksmenge und der Gendarmerie gegeben. Allein in dem Städtchen Jnfiesto sollen 13 Personen getötet und einige sechzig verwundet worden sein. Verschiedene Personen wurden angeblich in ihren Wohnungen getötet. E« heischt Erbitterung wegen de« häufigen und furcht baren Gebrauch« der Gewehre durch die Gen- dar :erte. Diese wird aber zumeist durch Stein- würse usw. gezwungen, auf die Menge zu schießen. Da« Volk aber glaubt sich in seinem Recht. E« fordert Reformen, die indessen von der Reglern ig nicht eliigefüh.t werden, Die Folgen sind die fort währenden Au«schreitungen. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 5. Mai. *— Straßensperrung. Wie der Stadtrat im amtlichen Teil vorliegender Nummer bekannt gibt, ist die Dre«dner Straße von der Limbacher- bis zur Breitestraße wege: Ttefbaue« bi« auf weiteres für den Durchgang«verkehr gesperrt. *— Pflanzenschuh. Der Frühling mit seinem frischen Grün und lieblichen Blumen hat wieder- feinen Einzug gehalten. Leider sieht man immer und iminer wieder, daß die Kinder in schonungs loser Weise alles Erreichbare auf Wiesen uno in Wäldern abpflücken, zu einem Strauße vereinigen und dann wieder wegwerfen. Eltern und Lehrer sollten nicht müde werden, ihre Pflegebefohlenen darauf hinzuweisen, daß die Pflanzen wunderbar eingerichtete Lebewesen sind, welche einen berech tigten Anspruch auf Schutz haben. * — Der von Er. Majestät dem König zur Reise nach Gardone, dann von dort über Wien nach München und nach Stuttgart benützte Salon wagen ist Eigentum der sächsischen Staat«bahnen. Er hat sechs Achsen, ein Gewicht von 50 Tonnen, Einrichtung für Westinghouse-, Hardy-Vacuum- und Karpenterbremse und ist im Innern äußerst ge schmackvoll und praktisch eingerichtet. Vorn befindet sich der Salon mit Divan, Stühlen usw. mit Ueberzügen von gepreßtem Leder, einem Tisch, Büfett, großem Teppich und dunkelgrünen Vor hängen; im Büfett ist ein Silberservice, da unter wegs, so z. B. von Gardone bi» Wien und von Wien bi« München, gespeist wurde. Anstoßend an den Salon liegt da« Schlafkabinett, in dem da« lange und breite Bett auf Rollen und Federgestellen ruht; die Lage de« Ruhebette» kann beliebig ver ändert werden. Nebenan ist die Toilette für den König mit Waschtisch und Zubehör. Die übrigen Coups- und Toiletteabteilungen des Salonwagen« sind für da« Gefolge bestimmt. * — Die feinste Wage. An der königlich sächsischen Bergakademie Freiberg und in den sächsischen Hüttenwerken Halsbrücke und Muldenhütte sind Wagen im Gebrauch, die eine Gewichtsbestimmung bis zu Milligramm Genauigkeit gestatten. Diese Wagen sind deutsches Fabrikat und dienen zur Vornahme von Gold- und Silberproben. Als wirklich feinste Wage der Welt muß jedoch die kürzlich von dem italienischen Professor Salvioni konstruierte gelten. Auf ihr kann man ein geringes Gewicht mit einer Genauigkeit von Milli gramm (gleich ein zehnmilliontel Gramm, wiegen. Das Prinzip, nach welchem diese Wage konstruiert wurde, ist von dem anderer Wagen vollkommen verschieden. Die Wage besteht nämlich aus einem horizontal ausgestreckten Glasfaden, der an einem Ende festgeklemmt wird, während das freie Ende den zu wägende« Körper trägt. Die Größe der Verbiegung, die der Körper an dein Glasfaden hervorruft, wird genau gemessen und aus der er mittelten Größe das Gewicht berechnet. Mit dieser Wage gelang es, nachzuweisen, daß duftende Substanzen, wie Moschus, Ambra und dergleichen, mit der Zeit an Gewicht verliere«, eine Tatsache, die bisher wohl vermutet wurde, aber nicht be wiesen werden konnte. * — Männer und Frauen. Im deutschen Reiche wurden bei der letzten amtlichen Volkszählung 27 737 247 oder 49,2 Prozent Personen männ lichen und 28 629 931 oder 50,8 weiblichen Ge schlecht« ermittelt. E« bestand rin Frauenüberschuß von 892 684 Köpfen. Aus 100 männliche kamen 103,2 weibliche Personen. Der Frauenüberschuß ist sich seit 1871 ziemlich gleich geblieben, sogar ein wenig gefallen. Er betrug 1871: 103,7 Prozent, 1875: 103,6, 1880: 103,9, 1885: 104,3, 1890: 104,0 1895: 103,7 und 1900: 103,2. Halten wir 1885 noch 988 376 mehr Frauen al» Männer, so ist diese Zahl 1890 auf 966 806, 1895 auf 957 401 und 1900 auf 892 684 gefallen. * Glauchau, 4. Mai. Billiges Nachtquartier halte vergangene Nacht ein „armer Reisender" in einer Hauttür eines Geschästshause« der Leipziger- straße bezogen und e« sich dort so bequem gemacht, daß er bald in tiefen Schlummer gefallen war. Al« am Morgen die Verkäuferinnen de« Geschäft« zu ihrer Arbeitsstätte gelangen wollte«, fanden sie den Zugang derselben gesperrt und war der müde Wanderer weder durch sanfte« Zureden feiten« der jungen Damen noch durch die mehr oder minder schlechten Witze der Schuljugend zu bewegen, sein Freiquarlier zu verlassen. Erst gegen 8 Uhr ge lang e« einem de« Wege« kommenden Schutzmann, den Ruhenden mit energischen Worten zu wecken, welcher jedoch hiervon nicht erbaut schien und erst nach mehrmaligem Zureden nahm er sein Päckchen und seinen Regenschirm in die Hand und kehrte der gastlichen Stätte den Rücken. * Chemnitz, 5. Mai. Gegen den Unteroffizier Ernst Otto Rudolf Schreinert der 1. Kompagnie 5.Jnsanterie-Regiment» „Kronprinz" Nr. 104, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchung«haft wegen Ver dacht« der Fahnenflucht verhängt. * Zwickau. Anstalt-geistlicher Pastor Michel an der LandeSstraf-Anstalt, ein beliebter Kanzel redner, ist im Alter von nur 33 Jahren gestorben. * Lichtentanne, 2. Mai. Tin im hiesigen König Albert-Werk beschäftigter, au» Mülsen St. Micheln stammender Maschinist wurde gestern abend in der Wohnung de- hiesigen Gendarmen deshalb verhaftet, weil er dort mit einem geladenen Revolver erschienen war und erklärt hatte, er werde, sobald er wieder nach Hause käme, seine bei ihm wohnende Wirtschafterin, mit der er Differenzen gehabt hatte, erschießen. Nur unter besonderer List und Kraft anwendung gelang eS dem Beamten, den aufs höchste erregten Mann, dem man nicht» gute- zutraute, die Waffe und eine größere Menge Munition zu e. treißen. Dec Revolver war mit 6 Kugelpatronen größten Kaliber , geladen. * Dresden, 4. Mai. Die Königin-Witwe wird am kommenden Donnerstag vormittags 10 Uhr 50 Min. zu einem etwa dreiwöchigen Kurge brauch nach Karlsbad abreisen. * Dresden, 4. Mai. Der Oberbürgermeister von Dresden Dr. Beutler veröffentlicht folgende Kundgebung: „Seine Majestät der König haben allergnädigst geruht, mich zu beauftragen, allen Teilnehmern und Teilnehmerinnen an dem gestrigen Empfange und der gesamten Bevölkerung der Hauptstadt für die herzliche, überaus freundliche Begrüßung allerhöchstseinen königlichen Dank aus zusprechen und zu versichern, daß die Kundgebungen der Liebe und Treue seinem Herzen sehr wohl ge tan haben Gleichzeitig bringe ich zur öffentlichen Kenntnis, daß Seine Majestät der König geruht haben, mir heute für die Dresdener Armen die Summe von 10 000 Mark anweisen zu lassen. Ich weiß mich eins mit der gesamten Einwohner schaft Dresdens, wenn ich auch an dieser Stelle den Gefühlen des untertänigen Dankes unserer Stadt für diesen Gnadenbeweis Seiner Majestät Ausdruck verleihe. * Dresden, 4. Mai. Infolge der herrschenden Sonnenglut und der großen Menschenansammlungen ereigneten sich am gestrigen Sonntage beim Königs einzug in der Stadt mehrere Ohnmachtsanfälle und leichte Verletzungen. In den drei errichteten Sanitätswachen wurden allein 66 Personen be handelt. Außerdem erfuhren dort viele Erkrankte Hilfe. * Dresden. Ein Aufsehen erregender Zwischen- fall ereignete sich in den Nachmittag«stunden de« Sonntag« am Ausgange der Deubener Straße in Vorstadt Löbtau. Auf einem Au«flug begriffen, wurde plötzlich eine au« der Provinz bei Verwandten zu Besuch weilende Geschäft«frau von epileptischen Anfällen betroffen und brach in laute« Toben und Schreien au«, sodaß vier erwachsene Personen all; Kräfte aufwenden mußten, um die Kranke zu halten und vor Beschädigungen zu bewahren. Sofort an gewandte Mittel beruhigten die Kranke nach ge raumer Zeit soweit, daß man sie nach einer nahen Behausung bringen konnte, wo sie sich auch in ver- hältni«mäßig kurzer Zeit wieder erholte. * Dresden, 5. Mai. Die „Sächsische Kunst ausstellung Dresden 1903" wird morgen, Mittwoch, vormittags 11 Uhr, im Ausstellungsgebäude auf der Brühlschen Terrasse durch ihren erlauchten Protektor Se. Majestät den König eröffnet. An dem feierlichen Akt werden auch die fremdenDelegierten, die Juroren und die Vertreter zahlreicher aus wärtiger Künstlervereinigungen teilnehmen. Die Begrüßungsrede an Se. Majestät hält der Präsident der Ausstellung Bildhauer Friedrich Offermann. * Lockwitz, 3. Mai. Ein Mißgeschick betraf die Familie eines hiesigen Tischlermeisters. Der 12jährige Sohn hatte in einem Schuppen des väter lichen Grundstücks gespielt, ist mit einem Wagen umgekippt und hat sich dabei mit dem Kopfe in einer Wäscheleine derart verfangen, daß er er stickte. * Leipzig, 5. Mai. Ein Gnadengesuch deS zweiten Direktors der bankerotten Leipziger Bank, Dr. Gentzsch, wurde abgelehnt. * Thum, 4. Mai. Die Personenzüge 2 Uhr 40 Minuten nachm. von Thum nach Öberherold und 2 Uhr 58 Minuten nachm. von Oberherold nach Thum mußten am Sonntag, den 3. Mai, ausfallen, weil während der Leerfahrt der Maschine für den erstgenannten Zug von Oberherold nach Thum der rechtsseitige Hintere Kurbelzapfen der Maschine brach. Die Reisenden von Thum er langten zu Fuß Anschluß an den 2 Uhr 56 Mi nuten nachmittags von Oberherold nach Wilisch- thal verkehrenden Personenzug. * Lößnitz i. C Am Donnerstag abend stürzte der 10jährige Sohn des Kaufmanns Sieber von einer 4 Meter hohen Mauer und war sofort tot. * Plauen i. V, 4. Mai. Dem Vernehmen nach wird König Georg nach dem Einzug der 134er unsere Stadt aus einige Tage besuchen. Bei der gestrigen Begrüßung fragte Herr Oberbürgermeister Ör. Schmid den König, wann er unsere Stadt besuchen werde. Darauf sagte König Georg: „Mein lieber Herr Oberbürgermeister, da- kann ich noch nicht bestimmt sagen, aber ich komme, komme!" * Reichenbach. Drei schwere Gewitter trafen hier am Sonnabend abend 6 Uhr zusammen und brachten einem Teil der Fluren sogar Hagelschlag. Auch zahlreiche Blitzschläge waren zu verzeichnen. * Falkenstein, 3. März. Gestern abend gegen 8 Uhr ging das hinter dem Schützenhaus gelegene, völlig aus Holz gebaute Kolosseum in Flammen auf. In dem Zelte befand sich verschiedenes Mo biliar und es wurde alles binnen kurzer Zeit ein geäschert. Das Feuer setzte auch das unmittelbar daneben befindliche hölzerne Steigerhaus der Frei- willigen Feuerwehr in Brand und legte auch dieses in Äsche. Das hölzerne Wachtzelt der Schützenge- sellschafl wnrde niedergelegt. Dank der herrschenden Windstille war das Schützenhaus nicht gefährdet. Leider hat ein 12jähriger Schulknabe namens Leucht beim Zusammenbruch eines Zaunes, auf welchen» er stand, um den Brand zu sehen, einen Beinbruch erlitten. * Schöneck. Am Sonntag vormittag waren zwei Jagdgehilfen in der sog. „Streugrün", um einen Fuchsbau ausfindig zu machen. Plötzlich vernahm der eine einen scharfen Schuß und merkte, daß ihm eine Kugel am Kopfe vorbeisauste. Er erblickte in kurzer Entfernung einen langen fremden Menschen, der nach Abgabe des Schusses sortsprang. Als er des anderen Jagdgehilfen ansichtig wurde, lief er in der Richtung .nach dem ersten zu. Der Jagdgehilfe, der vor Aufregung Nasenbluten be kommen und deshalb geglaubt hatte, er sei ge troffen, hatte sich unterdessen besonnen, das Ge wehr in Anschlag gebracht und, als der Fremde bei dem dreimaligen Zurufe: „Halt!" nicht stand, auf ihn gefeuert. Der Fremde ist geflüchtet. Der Schrotschuß soll die linke Brustseite des Mannes getroffen haben. Schöffengerichtssitzung vom 5. Mai 1903. Vorsitzender: Herr Amtsgerichtsrat Käßberg. Schöffen: Kaufm. Wiedner, Fabrikant Layritz. Des Diebstahls angeklagt erschien zum ersten Mal vor der Anklagebank die ledige Dienstmagd Frieda Falke. Dieselbe, bei dem Gutsbesitzer Herrn H. Schubert in Ober-Lungwitz in der Zeit vom 8. Juni v. Js. bis 1. Januar d. I. in Dienst, wird beschuldigt, der Frau ihres Gutsherrn ver schiedene Gegenstände, sowie deren verheirateten Tochter ein paar Taschentücher, ihrem Mann ge hörig, entwendet zu haben. Die Angeklagte be streitet den ihr zur Last gelegten Diebstahl voll ständig und will von der ganzen Sache nichts wissen. Die Kläger behaupten dagegen, die ge nannten Sachen bei einer Durchsuchung der Kammer der Angeklagten, welche Frau Schubert mit ihrer Tochter an» 2. Weihnachlsfeiertag abends gegen 10 Uhr, nachdem die Angeklagte zum Tanz gegangen war, vorgenommen, gesunden zu haben, u. a. auch einen Dietrich. Das Schöffengericht gelangte zu der Ueberzeugung der Schuld der An geklagten und verurteilte dieselbe zu 1 Tag Ge fängnis. Hierauf erschien in Privatklage die Frau Luise Hünneburg als Beklagte, sowie die Frauen Krumb- Hügel, Wagenknecht und Heidrich als Klägerinnen. Frau Hünneburg wird beschuldigt, gegen die 3 Frauen Redensarten fallen gelassen zu haben, welche einen stark beleidigenden Charakter trugen und übrigens durchaus nicht der Wahrheit ent sprachen Es wird schließlich eine Einigung dahin erzielt, daß die Angeklagte die Kosten des Ver fahrens übernimmt und etwaige entstandene Aus- lagen den Klägerinnen zurückerstattet. Damit ist das Verfahren erledigt. Kleine Chronik. * Berlin. Eine erschreckende Höhe hat die Zahl der während de« Monat« April im Straßen verkehr zu Berlin verunglückten Personen erreicht. Schwerverletzt wurden 36 Personen und getötet 16. 9 Menschenleben wurden durch Last- und Geschäft«- fuhrwerke vernichtet. Je 2 Personen fanden im Eisenbahn- und im Omnibu«verkehr ihren Tod und je eine Person in den Betrieben der städtischen, der Großen Berliner und der Charlottenburger Straßen, bahn. Von den 36 Schwerverletzten kommen 12 auf den Straßenbahnbetrieb, davon 6 beim Auf springen oder Abspringen während der Fahrt. Unter den Verunglückten befanden sich 9 Kinder, von denen 6 schwer verletzt und 2 getötet wurden. * Berlin, 5. Mai. Tin Familiendrama spielte sich in der Nacht zum Sonntag in Steglitz ab. Dort lebte die eheverlossene Arbeiterfrau Purschke mit einem Bäckerwerkmeister zusammen, welchem Verhältnis zwei Kinder entsprossen waren. Die Frau bemühte sich, ihren Mann zu ermitteln. Die Bemühungen waren vergeblich, waS die Frau in Aufregung versetzte, die sich noch dadurch steigerte, daß die Frau sich einbildete, man verachte sie, zumal sie vor ihrer dritten Entbindung stand. Offenbar im Zustande tiefster Niedergeschlagenheit erdrosselte die Frau ihr zweijährige- Töchterchen, während sie selbst mit ihrem 3 Jahre alten Sohn den Tod durch Ertränken suchte und fand. * AuS Berlin wird der erste Hitzschlag in diesem Jahre mitgeteilt. Die Hitze war dort in den letzten Tagen eine recht drückende, wie sie für gewöhnlich nur im Hochsommer zu verzeichnen ist. * Kiel, 4. Mai. Der Fähnrich zur See Abel auf dem Kanonenboot „Brummer" beging Selbst mord durch Erschießen. DaS Motiv der Tat ist noch unbekannt. * Danzig. Ueber die wunderbare Rettung de« Kapitän« Engellandt«, der, wie wir bereit« be richteten, 12 Tage lebend in seinem gekenterten Schuner „Ernte" zubrachte, berichten die „Danz. N. Nachr.": Al« Kapitän E. in die Kajüte ging, setzte plötzlich ein so starker Orkan ein, daß da« Schiff auf einen Ruck kenterte. Da« Wasser drückte sofort die Luken zu und schloß so den Kapitän ein, während die Besatzung (3 Mann) wahrscheinlich sortgespült wurde und ertrunken ist. Da« Fahrzeug trieb kieloben als Wrack weiter. Der Unfall ge schah auf der Höhe von Rixhöft. Später sichtete der norwegische Dampfer „Aurora" den Schuner und setzte ein Boot au«, um da« Schlepptau an legen zu lassen. Hierbei vernahmen die Leute ein Klopsen, da« au« dem Schtff«rumpf de« gekenterten Fahrzeug« gegen dessen Eisenboden geführt wurde. Auf laute« Anrufen vernahm man auch eine Stimme. Es wurde ein Loch durch die eisernen Planken ge bohrt, durch welche« daraus von innen heran« der Finger eine« Menschen zum Vorschein kam. Da eine weitere Oeffnung de« Schiffboden« auf See unmöglich war, so wurde da« Bohrloch, damit nicht Wasser eindringe, wieder verspundet und da« Fahr zeug nach Neufahrwasser geschleppt. Hier umstanden die Leute zu Hunderten die Stelle, wo Männer mit Aufbietung aller ihrer Kräste an der Befreiung de« Unglücklichen in unermüdlichem Eiser arbeiteten. Mit jauchzendem „Hurra" wurde der 12 Tage lebendig begraben Gewesene herau«gehoben. Sein Zustand war verhältnttmäßig normal. Zur Nah rung diente ihm Schiff«proviant wie Pflaumen und
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