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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 08.05.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-05-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190305089
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030508
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030508
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-05
- Tag 1903-05-08
-
Monat
1903-05
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 08.05.1903
- Autor
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gehörige große Reithalle vollständig nieder. Als der Brandstiftung dringend verdächtig wurde der, Spediteur und Getreidehändler Mehnert in Haft genommen. Mehnert, welcher seit einiger Zeit geistig nicht normal ist, wurde ins Krankenhaus gebracht. Das schaurig-schöne Schauspiel hatte eine große Menge Schaulustiger auf die Beine ge bracht. Außer der hiesigen freiwilligen und Pflicht feuerwehr hatten sich die Wehren von Burkersdorf und Göppersdorf eingefunden. * Zwickau, 6. Mai. Im Kretskrankenstift hier ist ein Ritterguts-Schirrmeister au» dem Vogtland an Blutvergiftung verstorben, die er sich durch eine Fingerverletzung mittel« eine« Nagel« zugezogen hatte. — In Oberhaßlau hat am Montag nach mittag während eine« Gewitter« der Blitz in die Herrn Bruno Hentschel gehörige Scheune einge- schlagen und gezündet. Da« Feuer erfaßte bald auch da« angrenzende Wohnhaus und den Schuppen. Alle drei Gebäude brannten bis auf die Umfassung«, mauern nieder. * Niederplanitz, 6. Mai. Eine Menge Schmuck, fachen, Kleider, Wäsche und dergleichen mehr, im Werte von über 180 Mark, wurde dieser Tage einem in der Johann,sstraße wohnenden Fleischer meister bei dessen Umzuge von einer 17 Jahre alten Fabrikarbeiterin von hier, die dabeibehilflich war, gestohlen. Die gestohlenen Gegenstände hatte die Diebin im Waschhause und auf dem Oberboden versteckt, wo sie von der Frau des Bestohlenen ge sunden worden sind. Durch die Gendarmerie wurde heute vormittag das Mädchen in Haft genommen und der Staatsanwaltschaft Zwickau zugeführt. — Beim Spielen mit Streichhölzchen verbrannte sich am Montag das 3 Jahre alte Kind des Berg arbeiters Bruno Wagner derart, daß das kleine Wesen im Krankenstift Zwickau, wohin es sofort gebracht worden war, seinen Geist aufgab. * Meerane, 6. Mai. Einen für alle jungen Leute nachahmenswerten Eifer, sich in seinem Berufe immer mehr zu vervollkommnen, legte ein junger Mann namens Hugo Weber aus Schlunzig an den Tag. Derselbe besuchte vier Jahre lange die höhere Webschule in Glauchau, und mochte das Wetter auch noch so arg sein, so scheute er doch niemals den weiten Weg von feinem Dörfchen hierher und ver. säumte auch nicht eine einzige Unterrichtsstunde. Im Lernen bewährte sich dieser Webschüler so gut, daß ihm kürzlich ein Belobigungsdekret der Kgl. Regierung zu teil ward. Die Höhere Webschule aber tat noch ein Uebrigcs und spendete dem streb- samen jungen Manne für Fleiß und Pünktlichkeit noch eine kleine Geldprämie. * Reichenbach, 6. Mat. Der Streik der hie sigen Zimmerleute, der vor zwei Wochen begann, ist heute Mittwoch beendigt worden. Die Zimmerer haben ihre sämtlichen Forderungen fallen lasten und sich mit der von den Meistern bewilligten Lohn erhöhung von 3 Psg. die Stunde begnügt. Soweit ihre Stellen nicht bereit« besetzt waren, haben die Zimmerleute heute die Arbeit wieder ausgenommen. * Bockau. Ein heftiger Gewitter, begleitet von starkem Regen und Hagelschlag, zog Montag nach mittag gegen 4 Uhr über unseren Ort. Der Hagel siel so dicht, daß sich die Fluren binnen wenigen Minuten in Weiß kleideten. Obwohl die Hagel körner zum Teil die Größe von Kirschen erreicht hatten, ist glücklicherweise ein bedeutender Schaden nicht angerichtet worden. * Aue, 6. Mai. Am Montag nachmittag gegen 4 Uhr zog ein heftiges Gewitter über unsere Gegend, das teilweise auch von Hagelschlag begleitet war. So war namentlich nach Bockau zu die Gegend von dem etwa zehn Minuten anhaltenden Hagel wetter schnell weiß überzogen, doch ist zum Glück kein wesentlicher Schaden zu bemerken. * Klingenthal, 6. Mai. Hier herrscht große Freude, daß die Bohrungen auf Kupfererz erfolgreich gewesen sind. In dem bis jetzt 70 m tiefen Helenenschachte haben neuerdings gemachte reiche Erzfunde genötigt, den Schacht noch 4 m tiefer zu treiben und ihn dann mit dem Ehrhard-August- Schachte zu verbinden. Auch wird ein Stollen in den Hausberg bei Graslitz getrieben, weil in diesem jetzt ebenfalls ein großes Lager von Kupfer erz gefunden worden ist. * Bad Elster, 6. Mai. Eine Brandstiftung au« seltsamem Beweggründe beging letzten Sommer der 21 Jahre alte, in Reuth bedienstete Knecht Suchy au« Wohlhausen. Weil die im Stillen von Suchy geliebte, ebenfalls in Reuth wohnhafte Dienst magd Erika Biedermann ihren Anbeter in der Nacht zum 6. Juli trotz ungestümen Drängens nicht in ihre Behausung einließ, ging der abgewiesene Freier hinter die Scheune ihre» Dienstherr« Penzel und steckte letztere in Brand, damit seine Geliebte keine ruhige Nacht habe. Von GewiffenSbisten ge plagt, hat Suchy nun nach fast Jahresfrist die Brandstiftung selbst eingestanden; er wurde darauf hin gestern vom hiesigen Gendarm festgenommen und in da« Adorfer Amtsgerichtsgefängnis einge liefert. Der Brandstifter war übrigen« im ver gangenen Jahre in eine blutig verlaufene Messer affäre, welche sich in Markneukirchen abspielte, ver- wickelt, mußte damals aber wegen mangel« an Be weisen sreigesprochen werden. * Mittweida, 6. Mai. Beim Transport eines 140 Ztr. schweren Eoruwall-Kessels vom Bahnhof Altmittweida nach der Meißner'schen Gerberei drängte am Freitag ein Paar der vorgespannten Pferde nach der Seite und im nächsten Augenblick lagen Pferde, Wagen und Kessel im Dorfbach. Die Pferde kamen ohne Verletzungen davon und wurden bald aus ihrer Lage befreit, das Herausbringen des Kessels aber erforderte zwei Tage Arbeit. * Geringswalde, 6. Mai. Eine große Freude wurde dem hiesigen Schutzmann Mayer bereitet, der bekanntlich im vorigen Jahre einen der beiden Karlsbader Mörder hier festnahm. Es wurde ihm nämlich von der Staatsanwaltschaft in Eger die Hälfte der damals ausgesetzten Belohnung von 600 Mark, 300 Mark, zugesandt. * Siebenlehn, 6. Mai. Bei dem heftigen Ge witter am Dienstag wurde der Pferdejunge des Gutsbesitzers Birkner auf dem Wege vom Felde nach der Wohnung von einem Blitz erschlagen. Das Portemonnaie des Burschen, welcher Ostern die Schule verlassen hat, lag eine Strecke von der Leiche entfernt. Gerichtssaal. tz Ein Soldat als Mörder zum Tode ver urteilt. Vor dem Kriegsgericht in Hannover ge langte gestern die Bluttat der Lister Mühle, der am 23. März die 35jährige Haushälterin Doris Kohlmeyer zum Opfer gefallen ist, zur Aburteilung. Die Ermordete war in der bei der Lister Mühle frei im Felde an der Nahrenwalder Heide belegenen Heuerschen Wirtschaft in Stellung. Am Nachmit tag des genannten Tages fand man sie in der Küche blutüberströmt mit zwei Kopfwunden auf der Erde liegend vor, und ehe noch Hilfe herbei geholt werden konnte, hatte sie bereits ihren Geist aufgegeben. Der Augenschein überzeugte sofort, daß hier ein Mord vorlag, und für die Auffindung des Täters gaben sich bald handgreifliche Anhalts punkte. Im Abort fand man die vollständige Uniform eines Füsiliers der 4. Kompagnie des Füsilierregiments Prinz Albrecht Nr. 73 vor. Diese Sachen hatte offenbar der Täter abgelegt und mit einem Anzug des abwesenden Wirtes vertauscht. Schon am nächsten Tage gelang es, den Täter, den Füsilier Jacubowski, in der Nähe von Han nover abzufassen. Er wurde in Militärarrest nach Hannover eingeliesert', wo er sich auch bald zu einem Geständnis herbeiließ. Nach seiner Angabe war er von seinem Truppenteile desertiert und hatte sich nach Hannover begeben. Das Geld sei ihm bald knapp geworden, und er habe sich zu nächst mit der Absicht getragen, Selbstmord zu verüben, sei davon aber abgekommen und habe in der Eilenriede, dem bekannten herrlichen Park bei Hannover, mehrere Male übernachtet. Auf seinen Irrfahrten kam er dann zu der einsam gelegenen Lister Mühle, in der sich die Wirtschafterin zur Zeit allein befand. Er hat sich zunächst Essen und Trinken vorsetzen lassen, und als dann die Wirtschafterin Bezahlung verlangte, hat er sie mit seinem Seitengewehr niedergeschlagen. Nach der Tat hat er die Kleider gewechselt und ist geflüchtet. Die Anklage nimmt an, daß er die Tat mit voller Ueberlegung verübt hat, und daß infolgedessen nicht Totschlag, sondern Mord vorlieqt. Man vermutete anfänglich, daß dem Jacubowski auch der Mord, der zu derselben Zeit an der Witwe Karoline Bödiker in Lehrte verübt worden ist, zur Last fiele; hierfür ergaben sich aber keine Anhaltspunkte. Der Mörder Johann Jacubowski ist am 1. Juli 1879 zu Alt-Kobylin im Kreise Krotoschin geboren und vor seiner Militärzeit bereits mehrfach wegen Bettelei und Diebstahls bestraft worden, unter anderem auch wegeu Straßenraubes zu drei Jahren Gefängnis. Die Verteidigung des Angeklagten führte Rechtsanwalt Dr. Tidow-Hannover. Jacubowski wurde zum Tode und zur Ausstoßung aus dem Heere verurteilt. Kleine Chronik. * Königsberg. Eine merkwürdige Rettung aus Seenot wird der „Königsb. Hart. Ztg." von zu verlässiger Seite mitgeteilt, die dem Segler „Familiens Minde" auf der Reise nach Königsberg passierte: Bei dem stürmischen Wetter wurden durch eine Sturz- see zwei Mann über Bord gespielt. Zur Rettung der beiden Menschen ließ sich bei dem heftigen Un wetter nichts tun, dagegen übernahm die See selbst einen Teil deS RettungswerkeS. Die nächste Sturz see warf einen der beiden Leute lebend auf daL Deck zurück. * Allenstein, 7. Mai. In der Irrenanstalt Kortau überfiel der geisteskranke Scheerenschleifer Jungellit nachts seinen Wärter und erschlug ihn mit einem abgerissenen Beltbrett. Hierauf nahm er die Schlüssel de« Erschlagenen an sich und ergriff unter Mitnahme der Gelder und der Kleider seines Opfer« die Flucht. Der Entflohene ist mehrfach vorbestraft; während der Verbüßung der letzten Strafe spielte er mit Erfolg den „wilden Mann", sodaß er der Irrenanstalt überwiesen wurde. Der unglückliche Wärter hinterläßt eine Witwe und mehrere unmündige Kinder. * Meiningen, 6. Mai. Auf der Rückfahrt von der Trauung verunglückte in Antenhausen ein junge« Ehepaar au« Merlach. Infolge zu schnellen Fahren« wurde ec inmitten des Dorfe« au« dem Wagen geschleudert. Hierbei erlitt die Frau so schwere Verlitzunge.i am Kopse, daß an ihrem Auf kommen gezweifelt werden muß. * Straßburg i. Els., 6. Mai. Der Orgel- dreher Johann Gesson in Diedenhofen hat seine Gellebte zu Tode geprügelt. Er wurde an der französischen Grenze verhaftet. * Graz, 6. Mai. Gestern abend 9 Uhr fand in Klagenfurt ein heftiges Erdbeben statt. Mehrere Häuser, darunter die Kasern«, zeigen bedenkliche Risse. * Paris. Die Gattin eines französischen Stabs offiziers wurde in dem Augenblick verhaftet, als sie in der Nähe der Mirabeaubrücke einem arbeitslosen Dachdecker als voraus bedungenen Lohn für die Ermordung ihrer Tochter 100 Franks übergab. * Asch. Ein tragischer Vorfall hat sich indem benachbarten Dorf Niederreuth ereignet. Dort ge riet am Sonntag der 25 Jahre aste WirtschaftS- besitzer E. Geipel in einem Gasthause in einen Streit, der alsbald unter dem Einflüsse des genossenen Bieres in eine arge Rauf-rei ausartete, bei der Geipel, sonst ein ruhiger und beliebter junger Mann, eine hervorragende Rolle spielte. AIS am Montag nachmittag ein Gendarm bei Geipel erschien, um Erhebungen zu pflegen, sagte dieser, er würde eL nicht überleben, wenn er verhaftet würde. Der Gendarm beruhigte den aufgeregten Mann und versicherte ihm, daß er ihn nicht verhaften, sondern nur verhören wolle. AIS am Dienstag nachmittag der Gendarm neuerdings nach Niederreuth kam und von Geipel durch das Fenster gesehen worden war, nahm letzterer den Revolver aus dem Kasten und floh damit durch die Hintertür des Hauses inS Freie. Seine erschrockene Mutter eilte ihm nach und beschwor ihn, kein Unheil anzurichten. In der sogenannten „Zeidelweide" blieb Geipel stehen, ries : „Mutter, ach Mutter!" und schoß sich au» dem Revolver eine Kugel in die rechte Schläfe. Laut- loS stürzte der Unglückliche zusammen; als seine verzweifelte Mutter sich über ihn beugte, tat er be- reitS die letzten Atemzüge. Er war Bräutigam und sollte demnächst seine Braut heimführen. Der Gendarm hatte von dem Vorgang nicht» bemerkt — er war an dem Hause vorbeigegangen; und wollte qar nicht zu Geipel kommen! * Prag. In die Bruska-Kaserne in Prag kam dieser Tage ein zur Waffenübung einberufener Reservist mit seinem Weibe und sechs Kindern. Die Kinder lamentierten, daß sie nichts zu leben hätten, wenn man ihren Vater (Tagelöhner) zurückbehalten würde. Der diensthabende Offizier willigte darauf hin, nachdem er sich höheren Orts die Erlaubnis erwirkt hatte, in eine Aufschiebung der Waffen übung ein. Glückstrahlend verließen Vater, Mutter und Kinder die Kaserne. * Petersburg, 6. Mai. Offenbar in religiösem Wahnsinn erstach im Dorfe Bajandur bei Alexan- dropol ein Bauer seinen Sohn, um ihn Gott zum Opfer zu bringen. Der Verhaftete gibt an, Gott sei ihm im Traum erschienen und habe zu ihm ge sagt : „Iwan, ich will dir deine Gesundheit wieder geben. Dafür sollst du aber mir deinen Sohn im siebenten Monat seines Lebens opfern." Handels-Nachrichten. UvrUil, 6. Mai. (Wechsel-Tours.) Vlsvemt Mark Amsterdam per 100 st. d. Brüste! und Antwerpen pr. 100 Francs. Italienische Plätze pr. 100 Lire Schweiz. Pl. 100 Frc. London pr. I Lstrl. Madrid und Barcelona pr. 100 Pesetas Paris pr 100 Franc Petersburg pr. 100 Rubel Warschau 100 Rubel Wien per 100 Kr. ö W. 3 3 6 4'/, 5 4 4 5 5'/, 8 r or/ T S T 2M s r SM 10 r 2M 10 T 8 T SM 14 T 2M 8 r SM 8 T SM 21 SM 85^35 85,40 Reichsbank S'/.°/°, Lomb.-Z.-F. 4'/,°/°. Srvm«L, 6. Mai. (Baumwolle). Tendenz: Ruhig. Upl. middl. loco 53'/, Psg- Ltrvrpovl, 0. Mai. (Baumwolle.) Muthmaßlicher Umsatz: 8000 B. Stimmung: Stetig. Import: 4000 Ballen. Preise bis 1 Punkte höher. — Umsatz: iOOOO Ballen, da von für Speculation und Export 1000 Ballen. Ameri kaner ruhig, 4 Punkte niedr., Ostindische unverändert. Lieferungen: ruhig. Mai 5,35, Mai-Juni 5,35, Juli- August 5,34—5,35, September-Oktober 4,80-4,00, Nov.- Dezember 4,64. Zahlungseinstellungen. Karl Gustav Rubbel, Unterbarmen-Barmen. Ferd. Richter, Elsterwerda. Herm. Beck, Hainrode-Nordhausen. Richard Gaßner, Bartenstein. Max Wiesner, Kriescht- Sonnenburg. Benno Ehrlich, Halle a. S. Jakob Hop- stätter, Bacharach-St. Goar. Franz Nowara, Tarnowitz. Hermann Friedrich Poll, Stettin. Max Diez, Dielheim- Wiesloch. Chemnitzer Marktpreise vom 6. Mai. 1903. Wcizcn, sächs. Roggen, - Hafer - Stroh Heu Kartoffeln Futtcrgcrstc Butter, l Kilo pro 50 Kilo 7 M. 90 Ps. bis 8 M. 15 Pf. 0 - 95 - - 7 - 25 - 7 - — - - 7 - 30 - 2 - 20 - - 2 - 70 - 2 - 90 - - 3 - 90 - 2 - 75 - - 3 - — - 6- 40 -- 6 - 75 - 2 - 60 - - 2 - 80 - Notierungen der Produkte« ° Börse zu Chemnitz, am 6. Mai 1903, Mittags °/.1 Uhr. Witterung: Schön. Tendenz: Ruhig. Getreide. Weizen, fremder do. sächsischer, Roggen, hiesiger, do. niederländisch-sächs. u. preuß. do. fremder Gerste, Brauware, fremde do. Brauware, sächsische do. Mahl- und Futterware Hafer, inländ. do. ausländ. Mais, mixed do. rund do. mittel do. Cinquantin Erbsen, Kochware do. Mahl- und Futterware Roggenkleie Welzenkleie, grob Raps Leinsaat, feinste besatzfrcie, russische do. feine, russische do. mittlere do. Laplata do. Bombay 174-180 Mk. 158—163 „ 133—135 „ 139—145 „ 148—150 „ 128—135 „ 140—146 „ 140—145 „ 123—125 „ 130—132 „ 150—153 ", 200—230 „ 170—180 „ 95-96 „ 95—96 250—265 250—255 „ 230-235 260 Obige Preise verstehen sich für Quantitäten von 10000 Kilo an. M-Hl. Kaiser-Auszug Mk. 29,00 Weizenmehl 00 „ 24,50 bis 25,50 do. 0 „ 23,00 „ 24,00 Roggenmehl 0 „ 22,25 „ 22,50 do. 1 „ 20,25 „ 20,50 pro 100 kx. netto. Briefträgers Hannchen. Von Georg Paulsen. 44. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Am allermeisten merkte eS aber die Mutter, daß Hannchen eine ganz andere geworden war, daß sich zwischen ihnen beiden das bisherige Leben nicht wieder in der früheren schlichten Form einrichten lassen würde. Sie hat eS ja immer gesagt, eine Torheit war'S gewesen, daß 'S Hannchen fort in die Ferne gekommen war, aber nun ließ sich nimmer etwas dran ändern, und am Ende würde ein ver nünftiger Mann dem Mädele fchon den Kopf zu- rechtsctzen. Heiraten sollte daS Hannchen, wenn daS Trauer- jahr um war; die Jahre hatte sie und —. Aber dann schlug Frau Hölder auf den vollen Mund und schaute sich um, ob etwa niemand in der Nähe sei, der ihre allergeheimsten und während de» Trauer- jähre» so arg sündhaften Gedanken hätte erraten können. „Will bei Dir bleiben, Mutlerle," hatte Hann chen ernst gesagt, „daß Du nicht so allein bist." „Nix da! Du gehst. Bloß, daß ich mein, wirst kein Theaterspielen vor all' den Mannsbildern wieder fertig bringen !" „Nein, Multerle. Aber ich blieb lieber hier!" „Hier? WaS willst denn? Und daS teuere Geld ist doch bezahlt für die Stunden?" „WaS ich hier will, Mutterle? Arbeiten und schaffen im HauS, wie früher immer, als der Vater noch lebte!" Im komischen Entsetzen schlug Frau Hölder die Hände über den Kopf zusammen. „Hannchen, Mädele, schau Deine Händ' an, Deine Finger, wie weiß und zart die sind. Wa» willst hier im HauS?" „Meine Finger, Mutter? Hast recht, da» i» vom Klavierspielen und all den Sachen. Aber die haben 's andere nimmer verlernt." „Ach, geh!" Hannchen kam langsam näher zur Mutter, die vor ihrem Spinnrad mit aufgestütztem Kopfe saß und mit gedankenvoller Miene zur Gasse hinauS- schaute. „Mutterle!" „Was denn?" „Mutterle, geh mal a Weng von dem Stuhl fort!" „Warum denn?" „Wirst gleich sehn! Bitte, sei so gut l" Und sie ging, vielleicht mehr, weil sie auf der Straße etwas zu sehen hatte, als der Tochter wegen. Gleich darauf saß Hannchen auf dem Stuhl, und daS Spinnrad drehte sich und schnurrte unter ihren Fingern, als hätte sie den Platz nimmer ver lassen gehabt. „Aber Hannchen!" Da war auch die Mutter wieder da. „Kann's Spinnen noch, gelt, Mutterle?" Und dabei schnurrte und surrte daS Rad lustig weiter. „Hannchen, o mein Hannchen!" DaL war da» erwartete Lob der Mutter. Hannchen ließ da» Rad langsamer schnurren und schaute betroffen zur Mutter empor. (Fortsetzung folgt.) Neueste Nachrichten und Depeschen vom 7. Mai. Berlin. Zur Lage auf dem Balkan liegen folgende Meldungen vor: Eine Meldung au» Köln besagt, die drei deutschen Kreuzer „Loreley", „Werther" und „Kondor" verließen gestern Saloniki. Einer Depesche aus Wien zufolge wurde daS öster reichische Kriegsschiff „Taurus", daS, auf der Fahrt nach Saloniki begriffen, nach Konstantinopel zurück beordert, weil dort Gefahr droht. Die übrigen auswärtigen EScadres werden in den nächsten Tagen Saloniki verlasfen, da in Petersburg und Rom daS rasche Eingreifen der EScadreS gemißbilligt wurde. Man zweifelt nicht, daß auch die anderen Mächte und vor allem Italien ihre EScadre zurückbe rufen werden. Nach einer Wiener Meldung hofft man, daß die Pforte mit eigener Kraft den Auf stand unterdrücken werde. Wien. Kaiser Franz Josef hat die geplante Reise nach Budapest wahrscheinlich infolge der Vorgänge auf dem Balkan bis Anfang nächster Woche verschoben. Nach Meldungen aus unter richteten Kreisen hat sich die Lage auf dem Balkan verschlimmert, da der Sultan und sein Kabinett zum Krieg gezwungen werden. Die türkische Kriegs partei glaubt, daß dies das beste Mittel zur Durch führung der Reformen sei, sowie jede Gefahr eines albanesischen Widerstands aus der Welt schaffe. Wien. Nach Meldungen tschechischer Blätter wird der Erzbischof von Olmütz, Dr. Kohn, vom Vatikan zur Resignation aufgefordert werden oder es wird ein Vertreter eingesetzt, der seine Diezöse leitet. Rom. Zur Reise des Kaisers wird noch be richtet : Die Straßen und Plätze, welche der Kaiser passieren mußte, waren von einer größeren Menschen menge angefüllt, wie bei der Ankunft. Auf aus drücklichen Wunsch des Kaisers bildeten keine Trup pen Spalier. Die kaiserlichen Wagen mußten sich beinahe mühsam einen Weg durch die jubelnde Volksmenge bahnen. Auch das große Jesuiten- Jnstitut am Bahnhof hatte Festschmuck angelegt. Die herzlichen Zurufe der Menge begleiteten den Kaiser bis zum Bahnhofe. Rom. Der Kaiser drückte dem Bürgermeister von Rom, Colonna, seine Befriedigung über den glänzenden Empfang aus. Er verabschiedete sich zärtlich von seinen Söhnen, die erst am Abend Rom verließen und umarmte und küßte den König Viktor Emanuel. Kurz vor der Abreise fand eine eingehende Unterredung zwischen dem Grafen Bülow und dem Minister des Auswärtigen statt. Lemberg. Nach Meldungen aus Warschau wurden in Lodz am 3. Mai 400 Personen verhaftet und in die Citadelle von Warschau eingeliefert. Madrid. Wie der „Heraldo" meldet, ist die Nachricht vom Tode des Prätendenten verfrüht. Konstantinopel. Der gestrige heilige Georgs- tag verlief hier und in Saloniki vollständig ruhig. In Saloniki sind 4 weitere italienische Kriegsschiffe eingetroffen. Konstantinopel. Die Polizei hat in verschie denen von Bulgaren bewohnten Häusern Fabriken von Dynamit-Bomben entdeckt. Nach einem Tele gramm aus Belgrad herrscht in Monastir seit gestern Mittag große Panik, weil verschiedene An zeichen für die Möglichkeit eines Dynamitattentates sprechen. In den ersten Nachmittagsstunden besetzte aus Anlaß des griechischen St. Georgtages Militär die Straßen von Monastir. Alle Läden sind ge schlossen. Die Bevölkerung beginnt zu flüchten. Die russische Kaiserin spendete den Armen 300 Fr. zum Andenken an den russischen Konsul Schtscherbina.
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