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^ I6S, 14. Juli. Nichtamtlicher Theil. 3249 Dieser lehrreiche Bericht beweist zugleich, daß die Leihbiblio theken dem Absätze nicht hinderlich sind; denn alle die genannten Romane werden vorzugsweise und in größerer Zahl durch die Leih bibliotheken verbreitet; selbst die kleinste kann ihrer nicht entrathen; und daß diese heute in dem Maße gekauft werden, daran hat die Leihbibliothek kein geringes Verdienst. Zahlen sprechen stets am deutlichsten; daher sei hier noch erwähnt, daß im Jahre 1883 bloß an Romanen und Novellen mit Ausschluß zweiter Auflagen und Dramen, Poesien, Jugend schriften rc. zusammen 441 Bände erschienen, im Gesammtladen- preise von 1347 Mark. Daß eine solche Production von 441 Bänden das Bedürfniß selbst für die Leihbibliotheken bei Weitem übersteigt, beweist, daß von diesen im Literar-Jnstitutc Last in Wien nur eine Auswahl von 208 Bänden ausgenommen worden ist, und zwar: in je 7 bis 15 Exemplaren 181 Bände, in je 20 bis 40 Exemplaren 20 Bände; in je 60 Exemplaren 2, in je 80 Exemplaren 2, und in 110 Exem plaren 3. Von den Leihinstituten haben wir nur noch die Nicolaische Buchhandlung in Berlin, welche Novitäten in größerer Zahl als Last bezieht; von allen übrigen sind es kaum 300, welche überhaupt Novitäten aus ersterHand beziehen; diese aberbeschrünken sich haupt sächlich auf die Novitäten unserer anerkannten Autoren, und nur in seltenen Fällen stellen sie mehr als ein Exemplar eines Wer kes auf. Die wenigen hundert Exemplare eines Buches — sollten die wirklich alle Kauflust vernichten können? — „Ja", hören wir, „der Leihbibliothekar kann mit einem Exemplar tausend Leser befriedi gen"! O, möchten die Herren doch einmal ein Buch, das durch nur 50 Hände gegangen ist, sich ansehen, ob es noch brauchbar ist. Bei vielen der Werke der letzten Jahre genügen zwanzig Leser, um es für jeden weiteren Gebrauch unmöglich zu machen. Schriftsteller, Verleger, Buchhändler und Leihbibliothekar arbeiten alle gemeinschaftlich im Dienste der Literatur; wozu der Zwist? DerNachtheil des Einen kann nicht der Vortheil des Anderen sein. Ein freundschaftliches Zusammenwirken kann aber der Tan- tiömeforderung des Schriftstellers an den Leihbibliothekar zum Siege verhelfen. Albert Last. Generalversammlung des Berliner Verlcgcrvereins am 26. Juni 1884. Nach Eröffnung der Sitzung gab der Vorsitzende zunächst eine Uebersicht über das verflossene Vereinsjahr. Er berichtete über den Personalbestand des Vereins, die Thätigkeit des Vor standes, und erwähnte znm Schluß seines Berichts der in Leipzig in der diesjährigen Delegirtenversammlung und der Cantatever sammlung vorgekommenen Vorwürfe gegen die Verlegervereine. Der Vorstand habe diese Beschuldigungen für um so bcklagens- werther erachtet, als dieselben zum Theil aus dem eigenen Lager erfolgt seien. Es könne Wohl keines der Mitglieder Zweifel darüber hegen, daß die gegen die Verlegervereine erhobenen Vorwürfe durchaus ungerechtfertigt seien. Der seit 33 Jahren bestehende Berliner Verlegervcrein verfolge ganz bestimmte durch die Statuten bedingte Ziele, und wenn der Verein nach wieder holten eingehendsten Erörterungen es für geboten erachtet habe, diese lediglich das Abrechnungswesen betreffenden Ziele unentwegt zu verfolgen, und als Verein sich von dem seit Jahren wogenden Kampfe in Bezug auf die Schleuderfrage fern zu halten, so ver diene er deshalb eher Lob als Vorwürfe. Der frühere lang jährige Vorsitzende des Vereins habe in der Cantateversammlung die erhobenen Vorwürfe in ruhiger und sachgemäßer Weise zurückgewiesen, und deshalb werde wohl die Versammlung eine besondere Verwahrung in dieser Angelegenheit kaum für nöthig erachten. Innerhalb des Vorstandes sei man wenigstens dieser Ansicht gewesen. Nach Erledigung der internen Angelegenheiten des Vereins, Rechnungslegung und Dechargeertheiluug, wurde sodann in die Berathung eingetreten über den Beschluß der diesjährigen Haupt versammlung des Börsenvereins: je einen Delegirten der drei Verlegervereine für die zu bildende Commission in Sachen Schleuderei zu berufen. Nach längerer Discussion beschloß die Mehrheit der an wesenden Vereinsmitglieder, der Aufforderung des Börsenvereins- Vorstandes gegenüber sich ablehnend zu verhalten, indem die folgende Resolution zur Annahme gelangte: Die heutige Generalversammlung hat die Wahl eines Dele girten für die von der diesjährigen Hauptversammlung des Börsenvereins beschlossene Commission betreffs der Schleuder frage abgelehnt, da nach tz. 1 der Geschäftsordnung der alleinige Zweck des Berliner Verlegervereins ist: Ordnung und Pünkt lichkeit, im Bereiche der Geschäftsverbindungen seiner Mitglieder aufrecht zu erhalten, resp. hcrbeizuführcn. Misrellrn. Antwerpener Weltausstellung. — Die für die Monate Mai —October des Jahres 1885 projectirte Weltausstellung in Antwerpen wird in fünf große Sectionen eingetheilt sein, wie folgt: 1) Unterrichtswesen, freie Künste, Kunstgewerbe; 2) Industrie; 3) Seewesen und Handel, Fischerei und Fischzucht; 4) Electricität; 5) Acker- und Gartenbau. Sie wird in großartigen Dimensionen erbaut werden und einen Flächenraum von 220,000 Quadratmetern einnehmcn. Das ausführende Counts bittet die Aussteller durch Circular, Verzögerungen von Anmeldungen und Einsendungen vermeiden zu wollen, und macht darauf aufmerksam, daß die Preise der Raum- miethen, entgegen der Praxis früherer Ausstellungen, auch die Kosten für Ausschmückung und für viele Einzelheiten in sich begreifen, so daß der Aussteller aus den vorliegenden Taxen seine Gesammtkosten im Voraus genau berechnen kann. 130 angesehene Deutsche Antwerpens, unter denen wir auch Vertreter des deutschen Buchhandels bemerken, fügen dem Circular einen speciell für Deutschland bestimmten Aufruf bei, in welchem zu reger Betheiligung ausgefordert wird. Unter Vorsitz des königlich belgischen Consuls zu Berlin, Herrn Georg Goldberger, hat sich in Berlin eine Commission für die Aussteller von Norddeutschland und dem Königreich Sachsen auf der Antwerpener 1885er Weltausstellung constituirt, und zu stellvertretenden Vorsitzenden die Herren Freiherr von Landsberg-Vehlen zu Steinfnrt, Mitglied des Herrenhauses und Reichstages, und Geheime Commerzienrath G. Dietrich, Vicepräsident der Aeltesten der Berliner Kaufmannschaft, erwählt. Die Geschäftsführung als gleichzeitiger Bevollmächtigter des Antwerpener Centralcomitss hat Herr vr. Jannasch in Berlin übernommen, und sind an denselben alle auf die Ausstellung bezüglichen geschäftlichen Anfragen, Mittheilungen u. s. w. unter der Adresse: „Commission für die 1885er Weltausstellung zu Ant werpen, Berlin, Kochstraße Nr. 27" zu richten.