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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 05.05.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-05-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190305050
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030505
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030505
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-05
- Tag 1903-05-05
-
Monat
1903-05
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 05.05.1903
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Kleine Chronik. * Berlin, 2. Mai. Die Flucht des Rechts- amvaltS Robert Schlesinger wurde aus Moskau hierher signalisiert. Schlesinger hat Wechselfäl schungen in Höhe von 200 000 Rubel begangen. * Berlin, 3. Mai. Nach amtlicher Meldung stießen gestern früh 5 Uhr 20 Minuten auf dem Zentralbuhnhof Friedrichstraße ein Vorort- und ein Ostbahnzug zusammen. Vier Wagen entgleisten und ein Reisender wurde getötet, während fünf nicht allzu- schwere Verletzungen davontrugen. Die Schuld an dem Zusammenstoß trifft den Maschinenführer deS VorortzugeS, der daS Haltsignal überfuhr. — Berliner Blätter berichten über den Unfall: Der Fernzug Insterburg-Charlottenburg hielt in der Halle deS Bahnhof- Friedrichstraße. Während die Fahrgäste dw Wagen verließen, kam vom Alexanderplatz her der Borortzug StrauSberg-Pot-dam auf demselben Gleise gefahren, da bis zum Umbau deS Schlesischen Bahnhofs, der jetzt im Gange ist, die Borortzüge der Ost- und Schlesischen Bahn innerhalb der Stadt die Ferngleise benutzen müssen. Der Lokomotiv führer deS VorortzugeS beachtete daS Haltsignal am Bahnhof Friedrichstraße nicht und so erfolgte mit großer Wucht der Zusammenstoß. Die Lokomotive bohrte sich unter furchtbarem Krachen in den Schluß- wagen 4. Klasse ein. Dieser hob sich an dem vor- letzten Wagen 3. Klasse hoch und drückte die Stirn wand desselben völlig nach innen. Die Seitenwände deS letzten Abteil- diese- Wagen- wurden zertrümmert und ebenso die Plattform und die Stirnwand des Schlußwagens eingedrückt. GlaS- und Holzsplitter, Teile von Trittbrettern, Eisenstücke und glühende Kohlen flogen unter einem Dampfstrom aus dem zertrümmerte» Kessel der Maschine auf dem Bahn- steig umher. In daS Getöse mischte sich das Hilfe- geschrei der Fahrgäste. Zwischen den Trümmern der beiden letzten Wagen lag ein Toter, der 17jährige Artist Mühlfleith auS Klagenfurt in Oesterreich. Fünf Verwundete wurden durch die Fenster des letzten Wagens herauSgeholt. Schwer verletzt war der Schauspieler Bracht aus Düsseldorf; er wurde mit einer Tragbahre nach der kgl. Klinik gebracht. Die vier anderen konnten, nachdem sie verbunden waren, die Reise fortsetzen. Etwa zehn Reisende waren mit ganz leichten Beschädigungen davonge kommen. Der Unfall hatte eine bedeutende Störung zur Folge. * Halle, 2. Mai. Auf dem Nordfriedhof wurde eine Frau gelegentlich eines Begräbnisses vom Herz- schlag getroffen. Sie starb alsbald. — Dem in voriger Nr. gemeldeten Fund der zusammengeschnürten Leichen eines Mannes und eines Mädchens liegt ein düsteres Familiendrama zu Grunde. Es handelt sich um den Selbstmord einer ganzen Familie, die, soweit bisher sestgestellt werden konnte, aus Leipzig stammt und Mummert heißt. Die Leichen der Frau und des anderen KindeS, eines Mädchens von et wa 8 Jahren, wurden, ebenfalls mit einem Bind faden zusammengeschnürt, heute in der Saale bei Krachwitz gefunden und gelandet. Man glaubt Veranlassung zu der Annahme zu haben, daß die verzweifelte Tat, auf die vor kurzem schon zahlreiche Bekleidungsstücke, die am Ufer der Saale aufge funden wurden, hinwiesen, durch schwere häusliche Sorgen veranlaßt worden ist. * Merseburg, 2. Mai. Gestern morgen gegen 2 Uhr hat sich der 42jährige Handarbeiter Piech von hier, Vater von 5 Kindern, überfahren lassen. Der Körper wurde furchtbar verstümmelt aufge funden ; dec Tod ist anscheinend sofort eingetreten. Lebensüberdruß infolge andauernder Krankheit soll der Grund dieses verzweifelten Schrittes gewesen sein. * Naumburg, 2. Mai. Beim Spielen im Hofe des väterlichen Grundstücks wurde das drei jährige Söhnchen des Stellmachermeisters Obst von einem Bretterstapel erschlagen. * Weimar, 2. Mai. Wegen Verdachts des Leichenraubes wurde nachts ein Grab auf hiesigem Friedhöfe geöffnet. Glücklicherweise hat der Be fund den Verdacht nicht bestätigt. Vor etwa fünf Wochen war ein junger Mensch von hier, namens Risch freiwillig in den Tod gegangen, weil er glaubte, wegen eines Vergehens Strafe erwarten zu müssen. Vor der Beerdigung des jungen Mannes wollte nun die Mutter die Leiche noch einmal sehen, aber der Friedhossverwalter ver weigerte trotz alles Bittens die Oeffnung des be reits geschlossenen Sargens. Bei dem Hintragcn zum Grabe soll es dann den Trägern ausgefallen sein, daß die Leiche verhältnismäßig leicht war, und bei dem Riedersetzen am Grabe will auch einer der Träger ein Geräusch wie ein Kollern im Sarge vernommen haben. Zufällig war an dem betref fenden ''Rachmittage auch der sogenannte „Kadaver - wagen" aus Jena gekommen, d. h. der Wagen, durch welchen die für die Anatomie in Jena be stimmten Leichen abgeholt werden. Alle diese Um stände wirkten zusammen, um das Gerücht ent stehen zu lassen, daß der Friedhofsverwalter Zandter unberechtigterweise die Leiche des jungen Risch an die Anatomie ausgeliefert habe, und daß statt der Leiche ein Scheit Holz oder ein großer Stein in den Sarg gelegt und dann begraben wurde. Die Grab- und Sargesöffnung ergab nun, daß das Gerücht völlig haltlos war. * Nordhausen, 2. Mai. Der 13jährige Schul knabe Ernst Kaiser wurde in der Freiheitstraße, als er sich beim Spielen an einem eisernen Gitter festhielt und andere Knaben ihn gewaltsam weg zuziehen versuchten, von einer der schweren eisernen Säulen, an denen das Gitter befestigt war und die infolgedessen einstürzten, erschlagen. Ein anderer Knabe kam mit leichten Verletzungen davon. * Kassel, 3. Mai. Wegen Unterschlagung amtlicher Gelder in beträchtlicher Höhe ist der Bürgermeister des benachbarten Dorfes Dörnberg verhaftet und in das hiesige Untersuchungsgefäng nis eingeliefert worden. * München, 2. Mai. Ein peinlicher Vorfall ereignete sich gestern in München. Als Prinz Georg von Bayern seine vor einem Geschäftshause haltende Hofequipage besteigen wollte, sprang Plötzlich, während der Leibjäger daS Coupö öffnete, ein den besseren Ständen angehörendes junges Mädchen in den Wagen und verließ ihn nicht, bi- schließlich der Leibjäger Gewalt anwandte und da- Mädcqen an den Armen herauszog. Einem Schutzmann über- geben, erklärte die Sistierte, sich nur einen Scherz erlaubt zu haben. Der Vorfall, der begreiflicher weise einen großen Menschenauflauf zur Folge hatte, wird für da- vorwitzige Mädchen noch ein unan- genehmes Nachspiel vor Gericht haben. * Wiesbaden, 2. Mai. Unter dem Verdachte des Verbrechens gegen tz 218 des Reichsstrafge setzbuches (Verbrechen gegen das keimende Leben) wurde der Dr. Petry in Biebrich gestern verhaftet. * Frankfurt a- M. Der seit einiger Zeit flüchtige JcSko Puttkamer, der Sohn de- Stettiner Polizeipräsidenten, ist im hiesigen Hotel Bristol wegen Zechprellerei verhaftet worden. Der noch nicht vierzehnjährige junge Mensch war vor einiger Zeit seinen Eltern durchgebrannt; auf seine Er- Mittelung war eine Belohnung von 300 Mark auSgesetzt. * Solingen. Wir berichteten bereit-, daß der amerikanische Konsul Langer zu Solingen wegen Ungebühr vor Gericht zu einem Tage Haft ver urteilt wurde und, al- er festgenommen werden sollte, auS dem Gerichtssaal entlief. Konsul Langer machte, wie der „Köln. Ztg." geschrieben wird, viel von sich reden. Eine- Tage- prangte im Fenster deS Konsulats ein dreibeiniger Stuhl, dem da- vierte, auS dem Leim gegangene Bein als „Beilage" beigefügt war, nebst folgender Inschrift: „Solche Ware kauft man bei Gebr. Alsberg in Solingen." Der Stuhl war schon seit Jahr und Tag im Besitze deS Herrn Langer, aber noch nicht bezahlt. Die Firma Gebr. Alsberg, die eine Anzahl Wechsel Langers besaß, stellte diese Wechsel in ihrem Schaufenster mit der Anzeige aus, daß sie billig zu haben seien. Ganz Solingen lachte und dec dreibeinige Stuhl verschwand auS dem Fenster deS Konsulats. * Lübeck, 2. Mai. Bei der Maifeier im be nachbarten Schwartau stürzte infolge Ueberlastung die morsche Brücke bei Freitags Gasthof ein. Mehr als ein Dutzend Männer und Frauen wurden schwer verletzt. * Gleiwitz, 3. Mai. In der PaulSgrube wurden zwei Bergleute durch herabstürzende Kohlen ver schüttet. Einer wurde getötet, der andere lebens- gefährlich verletzt. — In der FerdinandSgrube ver- unglückten zwei Häuer durch herabstürzendeS Ge- stein. Beide wurden schwer verletzt. * Ein schweres Unglück hat sich in dem württembergischen Dorfe Lippach ereignet. Im Brunnen eines Zimmermeisters sollten die Pump rohre erneuert werden. Als ein Zimmergeselle in den nur sechs Meter tiefen Brunnen hinunterstieg, sah ein ihm nachblickender Kamerad, daß der Hinab steigende plötzlich fiel. Da stieg der Kamerad, um Hilfe zu leisten, hinab, aber auch er fiel bewußtlos auf den Grund des Brunnens. Auf die Hilferufe der Frau des Zimmermeisters, die den Vorgang bemerkt hatte, eilten zwei Männer herbei; diese teilten dasselbe Los. Als man versuchte, die vier Verunglückten zu bergen, konnte man wegen giftiger Gase nicht weit in die Tiefe des Brunnens vor dringen. Endlich gelang es, mit Feuerhaken die vier Körper ans Tageslicht zu schaffen. Ein Arzt, der zufällig des Weges kam, gab sich alle Mühe, die Verunglückten ins Leben zurückzurufen, aber vergeblich. Eine Gerichtskommission stellte fest, daß niemanden eine Schuld triffi; noch vor wenigen Tagen war ohne Gefahr im Brunnen gearbeitet worden; es müssen sich also die giftigen Gase erst kurz vor dem Unglück gesammelt haben. Man nimmt an, daß veränderte Druckverhältnisse im Erd- innern die Gase aus dem Schieferboden, der dafür besonders durchlässig ist, in den Brunnen getrieben haben. * Wien, 3. Mai. Der Attentäter Konrad Hagen, der gestern in der Stefanskirche aus einem Revolver Schüsse abfeuerte und den Professor Juratschek tätlich verwundete, stammt aus Leipzig und ist 27 Jahre alt. Er soll jetzt Elektrotechniker sein. Hagen wohnt seit etwa einem Jahre in Wien bei einer Frau, die ihn schon lange für geistesgestört hielt. Rach seiner gestrigen Verhaf tung gab er an, der heilige Geist sei in ihn ge fahren, er selbst sei Christus und müsse das jüngste Gericht ausfübren. Die Offenbarung Johannis kündige an, ein Drittel der Menschheit müsse um kommen, bevor eine glückliche Zeit anbreche. Da zu habe er mit seiner Tat am 1. Mai, dem Ar beiterfesttag, den Anfang gemacht. In den letzten Tagen war Hagen sehr aufgeregt und hatte Wein krämpfe. Er hatte einige Zeit als Student der Chemie in Berlin gelebt nnd war hier mehrfach in Raufereien verwickelt. * Paris. An der französischen Riviera, be sonders in der Gegend von Grasse, ist fast die ganze Rosenernte infolge der Kälte der letzten Tage erfroren. Der Schaden wird aus 400 000 Franken geschützt. Es ist ein ungeheuerer Verlust für das Land, in welchem die Blumenzucht die Hauptein- nahmequelle bildet. Die ganze Gegend ist betroffen worden, am härtesten aber die Rosenpflanzungen von Valbonne. * New-Uork, 2. Mai. Rach einer der stür- nischsten Fahrten, die er jemals durchgemacht hat, ief der Schnelldampfer „Deutschland" der Ham- burg-Amerika-Linie gestern im hiesigen Hafen ein. Das Schiff hatte einen Orkan zu bestehen und gegen riesige Sturzwellen anzukämpfen. Ein Rettungs boot wurde zertrümmert und der Ventilator abge rissen. Die Fahrgäste wurden angewiesen, unter Deck zu bleiben. Zwei Fre-Herren von Benghem, die sich trotzdem hinauswagten, wurden von einer über Deck gehenden Woge niedergeschlagen und nicht unbedeutend verletzt. Briefträgers Hannchen. Von Georg Paulsen. 41. Fortsetzung. (Nachdruck verboten). Jauchzendes Halloh folgte, die Krüge klappten aneinander, al- ob sie bersten sollten. Aber dann mit einem Mal ward'- still, denn vor ihrem Ehe herrn stand Frau Elise Hölder und hinter ihr als HilfStruppe im Chor der Rache die „dicke" Hirsch wirtin. „Selbige- sich sagen zu lassen? Da möcht man ja lieber gleich al- a Hexen zum Blocksberg fahren." „Da trink, mei Altchen!" stotterte Lebrecht Höl der mit etwa- sinkendem Mut, denn Frau ElifiS Augen blinkten, und die prallen Backen zeigten daS heiße Rot, da- sonst bloß bei hochwichtigen Küchen geschäften zu Tage trat. Aber da- bedeutete Oel ins Feuer gegossen. Frau Hölder, die zwei Jahr zehnte jünger war, als ihr Mann, wollte noch lange keine Alte und kein Altchen sein. Gut war sie, aber ihre empfindlichen Stellen hatte sie recht. So wies sie denn den dargebotenen Maßkrug kurzer Hand ab und ein bissige- „Schäm Di, Leb- recht!" war der Bescheid. Aber damit kam sie doch an den Unrechten. Diesmal wenigstens! Aufsprang er und schlug auf die Tischplatte, daß die Hirschwirtin einen Angstruf wegen ihres Möbelstückes ausstieß, und dann stellte er sich in eine großartige Positur, der infolge deS nicht mehr recht bekömmlichen Gerstensäfte- nur die feste Grund lage fehlte. Aber vor der Hand genügte es. Und auf die mit dem Ehrenzeichen geschmückte Brustseite deutend, krähte er hervor, eS ging nicht mehr anders, die Freude war zu groß gewesen: „So willst mi kommen, so? Oho! Da—, cstimier mi! Willst wohl! Siehst, was Dein Schwätzen hedeut't hat? Seine Exzellenz hat an den Lebrecht Hölder dacht, sonst hält' ich das nicht kriegt," und damit strich er zärtlich über die blitzende Ehrung, „und daß Du's weißt, g'rad reis' ich nu nach Berlin und be dank mi bei dem hohen Herrn. Gar nix hast zu sagen, Weib; Leut', laßt Eure Kcüg' vollmachen und stoßt an mit 'm alten Hölder, grient net so, mein'lwegen sagt Humpel-Hölder, in dieser Stund' estimiert Ihr mich doch; Seine Exzellenz der Herr von Stephan, der seine Leut' kennt und sie lieb hat, soll leben und olle Postleut'daneben ! Hoch!" Es war ein furchtbar Getöse, Frau Elise wußte nicht, wo ihr der Kopf stand, alle Welt kam auf sie zu, nachdem man mit dem Lebrecht angestoßen hatte. Bis die Hirschwirtin mit einem Mal sagte: „Nachbarin, schau Dein'n Lebrecht an, er bekommt so a weiß Nasenspitz!" Und da wankte die lange Gestalt schon; 's hat ihn übernommen, die Freud' und die Ehr', sagten sie alle. Lebrecht Hölder war ohnmächtig geworden Es ist von dem alten Post-Veteran nicht mehr viel zu sagen! Der herbeigeholte freundliche Arzt untersuchte ihn lange, nachdem der Kranke in sein Haus gebracht worden war. Nein, der Lebrecht war nicht krank, aber's war an den alten Mann, der so viele Jahrzehnte lang Wind und Wetter ge trotzt, der eine so schwere, harte Jugend verlebt, mit einem Mal herangekommcn. Da konnte kein Mensch etwa- tun. Boll schlug Lebrecht Hölder die Augen auf, während der Doktor noch an seinem Bette saß: „JessaS, der Herr Doktor! Na, so a Frau, die Elise! Was soll denn sein? Der Lebrecht Höl der krank? Das is er in seinem ganzen Leben nimmer wesen. Justement umgekehrt. So wohl, so lustig, kruzitürken noch amal, so saumäßig fidel is mi seit langem nicht gewesen. WaS wollt's vom alten Lebrecht?" „Ich wollt' nichts weiter, Herr Hölder," war die bewegte Antwort des Arztes; „vorhin waren Sie 'n bischen lustig, und mit einem Mal ging's nicht mehr. Da hat mich Ihre Frau gerufen." Lebrecht lachte, sein altes verschmitztes Lachen. „Haben S' noch keinen Spitz gehabt, Herr Doktor? Mein doch wohl. Un mei ganze Krankheit mar a kleiner Spitz, nix, nix weiter." „Herr Hölder, wollen Sie Ihrer Frau . . .," begann der Arzt wieder. „Der Elis'? Ach WaS! Hätten's die sehen sollen, was die für Augen macht', als sie das Ehren zeichen sah. Halt' ich doch Recht habt, sie net. Die Weibsleut', JesseS, die WcibSleut'!" Er schwieg einen Augenblick erschöpft. „Bitte, sprechen Sie nicht mehr !" bat der Arzt. „Net wahr, damit 'S 'ne große Rechnung für'n alten Lebrecht machen können? Nix da! 'S war a Spitz, a ganz klein's Spitzle bloß, da kann keine groß' Summ' dafür aufschrieben werden. Mi nehmen 'S net für'n Dummen, Herr Doktor." „Regen sie sich doch nur nicht auf, bitte, kein Wort mehr!" „Die Rechnung muß aber bloß weg'n Spitz sein. Gelt, Herr Doktor?" „Ganz gewiß, das verspreche ich Ihnen!" Frau Hölder stand mit etwas dunklen Em pfindungen bei Seite. Da spaßte ihr Mann, und er sah doch mit einem Mal so ganz anders aus. Das lange Gesicht wurde immer länger, und dann sprach er so langsam. Aber der Doktor war doch auch ganz munter! (Fortsetzung folgt.) Handels-Nachrichten. Uvrllu, 2. Mai. (Wechsel-Tours.) visoont Marl Amsterdam per 100 st. k. Brüste! und Antwerpen pr. 106 Franc?. Italienische Plätze pr. 106 Lire Schweiz. Pl. 100 Frc. London pr. 1 Lstrl. Madrid und Barcelona pr. 106 Pesetas Paris pr 106 Franc Petersburg pr. 166 Rubel Warschau 160 Rubel Wien per 166 Kr. ö W. „ ST ' 2M 3 5 4 4 S 8 r 3M 10 T 2M 10 r s T 3M 14 T 2M 8 r 3M 4.,. 8 T "3M 5'/, S T 8 r 3 /'gM 195,15 81'25 80,90 81,35 20,— 20,305 59,95 81^40 2:3^5 85^40 Reichsbanl 3'/.°/«, Lomb.-Z.-F. 4'/.°/,- »»»üvdurir, 2. Mai. Kornzucker cxcl. 88'/„ Ren- dement 9,40—9,62. Nachproducte excl. 75'/» Rendemcnt 7,40—7,70. Stimmung: Ruhig. Kryftallzucker I 30,07'/,, Brodrasflnade 129,82'/,. Gem. Raffinade mit Faß 29,82 Gem. Melis 29,32. Rohzucker 1. Product Trans, f. a. B. Hamburg per April 16,70 Gd., 16,85 Br., per Mai 16,75 «d., 16,85 Br., per Aug. 17,15 Sd„ 17,25 Br., per Olt.- Dezbr. 18,20 Gd., 18,25 Br., 17,20 bez., per Jan.-Mär, 18,50 Gd., 18,55 Br. Stimmung: Schwächer. Kromm», 2. Mai. (Baumwolle). Tendenz: Stetig. Upl. middl. loco 52'/. Pfg. Liverpool. 2. Mai. (Baumwolle.) Muthmaplicher Umsatz: 8900 B. Stimmung: Stetig. Import: 7000 Ballen. Preise 1—3 Punkte höher. — Umsatz: 8000 Ballen, da von für Speculation und Export 1000 Ballen. Ameri kaner ruhig, 6 Punkte höher, Ostindische unverändert. Lieferungen: ruhig. April 5,33, April-Mai 5,33, Juni- Juli 5,31—5,32, August-September 5,32, Oktober-Nov. 4,57-4,58. Zahlungseinstellungen. Karl Leichsenring, Braunschweig. Paul von Wiecki, Briesen. Albert Moritz, Charlottenburg. W. R. Lein brock, Dresden. Friedrich Loesche, Raguhn-Jesmitz. K. A. Kiesler, Fichtigsthal-Limbach. Chemnitzer Marktpreise vom 2. Mai. 1903. Weizen, sächs. Roggen, » Hafer - Stroh Heu Kartoffeln Futtergerstc Butter, l Kilo pro 50 Kilo 7 M. 80 Pf. b:S 8 M. 05 Pf. 6 - 95 - - 7 - 25 » 7 - - - - 7 - 30 . 2 - 20 - - 2 - 70 . 3 - - - - 4 - - - 2-75-- 3- — - 6 - 40 - - 6 - 75 - 8-55-» 2-80» Standesamt Hohenstein-Ernstthal. Nachrichten über die Woche vom 26. April bis mit 2. Mai 1VV3. Geburten: Ein Sohn: dem Fabrikweber Paul Louis Seidel; dem Geschäftsreisende» OSwald Theodor Neubert; dem Han delsmann Franz Aron Keller; dem Schriftsetzer Karl Ferdinand Bittrich; dem Bahnarbeiter Christian Ferd. Seifert; dem Stuhlmeister Max Johannes Hauck. Eine Tochter: dem Hilfsweichensteller Karl Otto Seyfert; dem Weber E ustav Emil Oelschner; dem Appre turgehilfen Oskar Steinmetzger; dem Strumpfw. Friedr. Hermann Uhlig; dem Hausweber Herman» Leberecht Wölker; den« Hausweber Theodor Hergt; außerdem ein unehelicher Knabe und ein uneheliches Mädchen. Aufgebote: Der Kunststeinarbeiter Gotthilf Bruno Heinig, hier, mit der ledigen Handschuhnäherin Anna Alma Gläser in Falken. Eheschließungen: Der Fabrikweber Emil Johannes Feldmann mit dem ledigen Arbeitsmädchen Anna Ernestine Frenzel, beide hier; der Geschäftsgehilfe Robert Emil Baumgärtel mit der ledigen Deckennäherin Auguste Alma Friedrich, beide hier; der Hausweber Karl Hermann Bochmann mit der ledigen Leviererin Auguste Flora Rehm, beide hier; der Monteur Bruno Guido Ahnert mit der ledigen Decken- knüpferin Marie Helene Kühn, beide hier. Sterbefälle: Der Blcichereiarbeiter Franziskus Rothe, 56 Jahre alt; der Feuermann Wilh. Julius Schumann, 64 Jahre alt; Klara Margarete Vogel, T. d. Appreturgehilfen Ernst Emil Bogel, 2 Monate alt; Anna Lina Garbe, T. d. Fabrikexpedienten Emil Paul Garbe, 4 Monate alt; außerdem eine Tol gebürt. Neueste Nachrichten «ud Depesche« Vom 3. Mai. Frankfurt a. M. Die Ankunft de» öster reich-ungarischen Geschwader» in Saloniki und de« zu erwartenden italienischen Geschwader« hat beim Sultan ernste Beunruhigung und Bedenken wegen der Absicht der Mächte hervorgerufen. England und Frankreich werden ohne Zweifel mit der Absend ung eine« Geschwaders nicht lange zögern. Ruß land entsendet nur ein Kanonenboot. Der Sultan hat Schritte getan, um die Zurückziehung der Ge schwader zu veranlaßen. Frankfurt a. M Wie die „Frks. Ztg." au» Wien meldet, stattete der Kaiser dem Grasen und der Gräfin Lonyay, welche seit einigen Tagen in Wien weilen, einen V,stündigen Besuch ad. Paris. Zu Ehren deS Königs von England gab Präsident Loubet heute abend im Elysse ein Festmahl, bei dem der Präsident einen Trinkspruch auf den König und daS königliche HauS ausbrachte, worauf König Eduard mit einem Toast auf den Präsidenten Loubet und dessen Familie, sowie auf die Wohlfahrt Frankreichs erwiderte. Nach dem Mahle fuhren der König und der Präsident um 9"/i Uhr durch die glänzend beleuchteten Straßen, in denen sich eine lebhaft bewegte Menschenmenge drängte, zur Festvorstellung nach der Großen Oper. Paris- Nach Schluß des Festmahls im Elyske hatte der König von England mit dem Präsidenten Loubet und dem Minister des Aeußeren, Delcasse, eine Unterredung im Kabinet de- Generalsekretariats. London. Hier war gestern daS Gerücht ver breitet, daß König Eduard in Paris ermordet worden sei. Später traf das Gerücht ein, daß er ernstlich erkrankt sei. Die Gerüchte wurden nachmittags dementirt. London. Der Belagerungszustand wurde gestern über Saloniki verhängt. Edile Pascha, der Präsident de« Kriegsgericht«, ist gestern hier eingetroffen. Da« vor Saloniki ankernde italienische Geschwader setzt sich au» 8 Panzerschiffen mit 220 Kanonen, 175 Offizieren, sowie 2 534 Mann Besatzung zusammen. Rom. Der Abgeordnete Arbid giebt in der „Stampa" ein Gespräch wieder, das er mit einem hervorragenden Staatsmann hatte. Dieser äußerte, der Besuch König Eduard» in Rom war hauptsäch lich dazu bestimmt, die hohe Bedeutung, die sein Besuch in Paris haben würde zu verdecken. Die Bedeutung de« Pariser Besuches wird gerade kolossal sein, da er die beste Absicht Frankreich», sich England zu nähern, dartue. Der Staat«mann sieht im Geiste schon Frankreich, England und Ruß- land al« Dreibund. Budapest. Zwischen den Abgeordneten Barta und Vietontan fand heute morgen ein Säbelduell wegen politischer Meinungsverschiedenheiten statt. Ueber den AuSgang deS Duells ist noch nicht- bekannt. Konstantinopel. Der Zar begnadigte den Mörder de» russischen Konsul» in Mitrowitza, natür lich weniger, um den Sultan au« seiner Verlegen- heil zu helfen, al« den Albanesen in Macedonten zu zeigen, wa« sein Wort gilt. Konstantinopel. Bei einer angeblichen Unter redung des russischen Botschafter« mit dem Sultan erklärte dieser, daß die Türkei unverzüglich gegen die Albanesen vorgehen werde.
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