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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 24.04.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-04-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190304244
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030424
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030424
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-04
- Tag 1903-04-24
-
Monat
1903-04
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 24.04.1903
- Autor
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Hamburg Die Vereinigunq der Akkordmaurer hat mit großer Mehrheit jede Beteiligung an der diesjährigen Maifeier abgelehnt. Oesterreich-Ungarn. — Der niederösterreichische Landtag ist mit argen Lärmszenen geschloffen worden. Ein christlich, sozialer Redner hatte den Präsidenten de« St. Pöltener Kreilgericht« wegen angeblicher politischer Parteilichkeit mit schweren Insulten überschüttet. Hieraus erklärte Statthalter Graf Kielmaniegg: Hohe« Hau«! Mit tiefem Bedauern, mit Empör ung und Entrüstung habe ich die Worte vernommen, welche der Borredner soeben gegen die politischen und Gertcht«behörden diese« Lande« autgesprochen hat. (Große« Geschrei bei den Chrtstlich-Sozialen.) — Abg. Bielohlawek brüllt: Meine Angriffe waren vollkommen gerechtfertigt! Ich habe nur die St. Pöltener angegriffen! — Statthalter Gras Kiel- maneegg (mit erhobener Stimme): Ich habe die Ehre, seit langer Zeit aus diesem Platze zu sitzen, habe auch den Verhandlungen in anderen pari«, mentarischen Körperschaften beigewohnt, aber etwa« Sehnliche« ist mir noch nicht vorgekommen! (Er neuter Lärm bei den Christlich.Sozialen.) — Abg. Gregorig: O ja, die Sozialdemokraten machen er immer so! (Rufe: Wenn Ihnen so etwa« unange nehm ist, was noch nicht vorgekommen ist, müssen Sie sich eben daran gewöhnen! — Andauernder Lärm.) — Statthalter Graf Kielmanregg ruft mit einer unwilligen Bewegung, den Lärm überschreiend: Ich habe den Vorredner nicht unterbrochen, bitte, auch mich nicht zu unterbrechen! — Diesem Ruse fclgt ein Sturm der Chrtstlich-Sozialen gegen die Tribüne de« Statthalter«. Sie umlagern seinen Platz, drohen mit den Fäusten und überschütten ihn mit wilden Zurufen. Einige christlich-soziale Ab geordnete geberden sich wie rasend, trampeln auf dem Fußboden und schlagen mit den Pultbrettern. — Abg. Gregorig stürzt vor und schreit den Statt halter an: „Schweinehunde hat man un« im Reis tage genannt, und wir sollen hier kuschen!" — Die Abgg. Bielohlawek und Prochazka brüllen un. au«gesetzt. — Abg. Prochazka: Mit dem Fuße stampfen, da» überlegen Sie sich gefälligst, Herr Statthalter! Das dulden wir nicht! — Au» dem Gewirr der Zwischenrufe hört man herau» : „Ab zug!" „Abtreten!" „Hinau« mit ihm!" „Er hat hier nicht» zu reden!" „Dai lassen wir un« nicht gefallen!" „Herunter mit ihm!" Der Lärm dauert minutenlang. Endlich kann sich Statthalter Graf Kielmanregg wieder vernehmlich machen. Er ruft: „Mich werden Sie nicht au« der Ruhe bringen!" Lande«au«schuß Mayer springt aus den Statthalter zu und schreit ihm in« Gesicht: „Aber einen anderen Ton müssen Sie anschlagen!" Statt halter Graf Kielmanregg (sehr erregt): Ich übe hier ein verfassungsmäßige« Recht au« (Zwischen rufe: Wir auch!) al« Regierungtvertreter, und da« lasse ich mir nicht verkürzen. (Zwischenrufe: Aber anständig müssen Sie hier reden! Hier müssen Sie einen anderen Ton anschlagen!) Meine Herren, wenn hier mit grobem Geschütz hergeschossen wird, so bin ich dazu berusen, zu antworten: mit dem Fuße ausschlagen, da« habe ich doch nicht getan. (Zwischenrufe: Sie sind bezahlter Beamter und wir gewählte Vertreter!) Die Herren kennen mich ge- I nügend, Sie sehen, daß ich vollkommen ruhig bin. Der Lärm dauert noch eine Weile fort. Von Zeit zu Zeit fragt der Statthalter mit vor Erregung zitternder Stimme : „Bitte, ist mir jetzt erlaubt zu sprechen?" Darauf brüllt Bielohlawek: Ja, aber anständig! Endlich gelingt e«, die Ruhe Halbweg« herzustellen, und der Statthalter kann seine Rede sortsetzen. Frankreich. Paris, 22. April. Alfred Dreyfus Hal an den Kriegsminister ein Schreiben mit der Bitte nm Eröffnung einer Untersuchung über das Schriftstück gerichtet, in welchem gesagt sei, daß er Dokumente an das Ausland geliefert habe, und das eine an gebliche Randbemerkung des deutschen Kaisers ent halten solle. Dreyfuß weist in seinem Briese aus den Mißstand hin, der in den Prozeßverhandluugen gegen ihn mit diesem gefälschten Schriftstück ge- trieben worden sei, und sagt, es sei Pflicht der Regierung, derartige Vorkommnisse zu untersuchen. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 23. April. *— Der Winter scheint seinen letzten Trumpf aulgespielt und sich nun vollend« au«gelobt zu haben. Mitten au« dem tiefsten Winter mit Schneesturm und Et« sind wir nun plötzlich inner halb weniger Stunden wieder in den lieblichen Frühling mit Blumenduft, Vögclgesang und Sonnen schein versetzt. Wie von einem bösen Alp befreit, atmet die Menschheit auf und sonnt sich mit Wohl behagen in dem wärmenden Strahle der uns so lange entfremdeten Sonne. Freilich leuchten noch allenthalben die Ueberbleibsel jenes tobenden Welter« vom Sonntag von den Bergen herab; aber gar bald wird aufgeräumt sein mit den Zeugen de« späten winterlichen Einfall«. Ob die eingetretene günstige Wendung im Witterungsverlauf von Be stand ist, wäre zwar fehr zu wünschen, wird aber vielfach bezweifelt, da man mit dem diesjährigen April zu schlechte Erfahrungen gemacht hat. *— Für den Mai stellt Rudolf Falb keine allzu günstigen Aussichten. Dieser Monat soll über aus regnerisch werden und zahlreiche Ueberschwemm- ungen sowie Gewitter bringen. Erst in den letzten Tagen soll Trockenheit eintreten. Den 11. bezeichnet Falb als einen kritischen Termin II., den 26. als einen solchen I. Ordnung. Dem hundertjährigen Kalender nach dürfte jedoch der Mai bis zum 22. schön warm und trocken sein, erst vom 23. bis 2d. soll es trüb und frostig und in den letzten Tagen de» MonatS sogar kalt werden. Wer wird nun recht behalten? *— Zu König Georgs Besuch in Wien wird gemeldet: König Georg wird am 26. April abend«, von Venedig kommend, in Cormon« ein- treffen und von dort in einem vom Kaiser Franz bestellten Hossonderzug nach Wien fahren, wo er am 27. d. M. um 9 Uhr 40 Min. früh eintrifft und am Eüdbahnhose vom Kaiser und den Erz herzögen empfangen wird. Abend« um 6 Uhr findet ein Prunkmahl bei Hofe statt. Für den Vormittag de« 28. April ist eine Pirsch aus Reh böcke in den Donauauen bei Wien in Au«sicht ge nommen, abend« eine Festvorstellung in der Hof oper. Am 29. April um 9 Uhr früh verläßt König Georg Wien, um nach München zu reisen. *— Bei dem große« Interesse unserer Bürgerschaft an der Einführung elektrischer Energie erscheint es dringend notwendig, einige hier in der Stadt verbreitete falsche Gerüchte über die Preise der Motoren, der Lampen und des Stromes zu zerstreuen. Unsere genauen Erkundigungen haben folgendes ergeben: Es kosten '/^ P.-S. zum An trieb von Ventilatoren in öffentlichen Lokalen rc. M. 72.— '/, P.-S. für landwirtschastl. Betriebe, Separatoren, Dreschmaschinen, Rüben- und Futter ¬ schneidemaschinen , Strumpfmaschinen, Strick maschinen rc. M. 135.— P.-S. für dergl. Zwecke M. 182.— 1 P.-S. M. 205.— 2 P.-S. M. 286.— 3 P.-S. M. 337.— 5 P.-S. M. 414.— 7,5 P.-S. M. 615.— 10 P.-S. M. 820.— Hierzu kommt noch die Installation, welche von Fall zu Fall veranschlagt wird. Die elektrische Masseneinheit, die der Kostenberechnung zu Grunde liegt, ist die Kilowattstunde. 20 Stück 16 nor- malkerziger Lampen, 1 Stunde brennend, würden 1 Kilowatt verbrauchen, die 55 Pfg. kostet (laut Tarif des E.-W.), also kostet 1 Lampe für eine Brenndauer von 1 Stunde 2,7 Pfg. Für Kraft berechnet das E.-W. für die Kilowattstunde 20 Pf., d. h. pro abgegebene Pferdekrast-Stunde. Die Lampen selbst, die für 800 Brennstunden genügen, kosten 65 Pf. das Stück. Bei Entnahme größerer Mengen Lampen treten noch erhebliche Rabatte ein. Der Besuch des E.-W. ist ein sehr empfehlens werter, da dort alle Betriebe der mannigfaltigsten Industriezweige zu studieren sind, sei es Land wirtschaft, Industrie oder Kleinhandwert. *— Bariötö „Bell Campo". Wie wir hören, hat das Variötö-Ensemble „Bell Campo" auf viel seitiges Verlangen und infolge der günstigen Auf nahme, die dasselbe hier fand, sein Gastspiel bis nächsten Sonntag verlängert. Es finden demnach außer heute abend auch noch Freitag, Sonnabend und Sonntag im „Deutschen Haus" Vorstellungen statt. *— Den Wert des „Eingesandt" hat nun mehr auch das Reichsgericht anerkannt. Die für die Zeitungen und ihre Freunde wichtige Ent scheidung hat der erste Strafsenat des Reichsgerichts gefällt. Er hat anerkannt, daß ein „Eingesandt" oder „Sprcchsaal"-Artikel, die unter voller Namens- unterschrift im Interesse des Publikums einen Uebel stand öffentlich rügen, die Absicht der Beleidigung ausschließen nnd daher Straflosigkeit nach tz 193 des Strafgesetzbuches genießen. *— Neue Schreibweise für Eisenbahn- Etatiousnamen. Da« Königl. Finanzministerium hat bestimmt, daß bei den Verkehr-steilen Schweinitz- tal (an der Linie Pockau-Lengenfeld-Neuhausen), Stein-Chemnitztal (an der Linie Chemnitz-Wechsel burg), Wilischtal (an der Linie Chemnitz-Annaberg) und Lößnitzta! (an der Linie Heßdorf-Eppendorf) mit Rücksicht darauf, daß sie nicht die Namen von Ortschaften oder OrtSteilen führen, vom 1. Mai d. I. ab die neue Schreibweise, da« ist ohne „h" in der Silbe „tal", anzumenden ist. Die genannten Verkehrtstellen werden deshalb nunmehr wie folgt bezeichnet: Schweinitztal, Stein Chennützlal, Wilisch tal und Lößnitzlal. *— Unzulässige Drucksachen. Nach den ge machten Wahrnehmungen werden häufig gedruckte Empfangsbestätigungen sowohl in Karten- al« auch in Briefform al- Drucksachen zur Absendung ge. bracht, auf denen der entsprechende Vordruck durch Angabe der erhaltenen Betrage« und event. auch der Tag der Zahlung handschriftlich ergänzt wird. Die« ist inde« unzulässig und werden derartige Sendungen nicht weitcrbesördert, sondern sind al« Postkarten bezw. al« Briefe zu frankieren. In gleicher Weise ist er auch unzulässig, die von der Geschäftswelt oft au-gegebenen Warenbestellkarten, nachdem in denselben die bestellten Warenmenge», Preise rc. handschriftlich eingetragen worden sind, alr Drucksachen zu versenden. Derartige Karlen sind nur al« Postkarten zulässig. *— Für Fleischer! Der Bczirk«vercin König reich Sachsen — Sitz Leipzig — im Deutschen Fleischer-Jnnungr.Verband wird seinen diesjährigen Bezirkstag am Dienstag, 12. Mai, mittag« 12 Uhr im Hotel zur grünen Tanne und im Schützenhause zu Radeberg abhalten. *— Eine Geißel der Kulturmenschheit nennt im „Korrespondenzblatt sür Zahnärzte" Herr Or. obir. äsnt. Walther W. Bruck die Zerstörung der Zähne durch Carles und betont dabei, daß diese Geißel an Verbreitung die drei anderen, die Tuber kulose, die Syphilis und den Alkoholi«mu« bei weitem übertrifft, daß aber deren Bekämpfung durch die bescheideneren Mittel, die sie erfordert, auch viel mehr Au«sichten aus Erfolg bietet, alr e« bei den übrigen Geißeln der Kullurmenschhett der Fall ist. vr. Bruck hat 3000 Mann der Breslauer Garnison untersucht; diese hatten zusammen 26 394 cariöse oder durch Cartes bereit« völlig zerstörte Zähne. Herr vr. weck. Richter in Leipzig-Gohli«, Kgl. sächs. Oberarzt und approbierter Zahnarzt, hat zur Fest stellung der Zustande« der Zähne besonder« der Mannschaften in der Garnison Leipzig während de« Winterhalbjahre« 1901/1902 eine große Anzahl von Leuten vom 8. Jns.-Reg. Nr. 107 auf die Be schaffenheit ihre« Gebisse« zahnärztlich untersucht und bei 1000 Mannschaften 5897 cariöse Zähne, im Durchschnitt 5,9°/„ gesunden. Alle diese Ermittelungen reden deutlich genug für die Notwendigkeit zahn ärztlicher Hilse. Vor allen Dingen bedarf e« der Aufklärung de« Volke« über den Wert der Zähne und ihrer Bedeutung sür den menschlichen Körper. Hierzu gehört vor allem auch die Unterweisung der Schulkinder in der Zahn, und Mundpflege. *— Die Einigung aller Radfahrer im deutschen Reiche wird aller Voraueflcht nach nur dann zustande kommen, wenn die zur Zeit über da« ganze Reich ausgebreiteten Verbände, wi, der Deutsche Radfahrer-Bund und die Allgemeine Rad- fahrer-Union, sich auflösen und ihre Mitglieder in den einzelnen deutschen Bundesstaaten bez. Provinzen zu Landetverbänden vereinigen, dort aber, wo solche bereit« bestehe», diesen Landesverbänden überschreiben. Die Landesverbände sollen dann zusammen einen neuen Bund bilden. Der stärkste dieser Landesver bände würde ohne Zweifel der Sächsische Radfahrer- Bund sein, da ihm nach der Vereinigung außer seinen Mitgliedern auch noch die in Sachsen wohn, haften Mitglieder de« Deutschen Radfahrer-Bunde« und der Allgemeinen Radfahrer-Union angehören würden. * — Et« Haupthindernis für eine regelmäßige Rentabilität des Obstbaus bilden die Maisröste, die oft in einer Nacht die ganze Blüte vernichten. Mehr und mehr richtet man deshalb sein Augen merk auf solche Obst- und besonders natürlich Apfelsolten, die nicht auf einmal ausblühen, sondern recht langsam nach und nach ihre Blüten erschließen, so daß die Nachtfröste dann nur immer einen Teil der Blüte vernichten können. Die Redaktion des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau zu Frankfurt a. O. bittet alle Obstzüchter, daraufhin in diesem Jahre ihre Apfelsorten besonders zu be obachten und ihr die auffallend schnell verblühenden sowie die in obigem Sinne langsam in Blüte stehenden Sorten bis zum 3. Juni d. I. freund lichst mitzuteilen. * Gersdorf, 22. April. Mit Beginn des neuen Schuljahres fand am Montag vormittag im Bei sein einiger Herren Mitglieder aus dem Schul vorstande die feierliche Einweisung der Herren Lehrer Döderlein als 17., Hellriegel als 18. stän diger Lehrer und Landgraf als 4. Hilfslehrer hiesiger Schule statt. — Am Montag mittag in der 12. Stunde verunglückte auf der Goldbachstraße die 18jährige Tochter des hiesigen Mühlenbesitzers Rödel dadurch, daß sie als Begleiterin des zweiten Wagens des väterlichen Geschirres durch Fallen unter die Räder des Wagens kam und an den Beinen überfahren wurde. Der Wind hatte der Bedauernswerten die Schürze in das Vorderrad des Wagens geschleudert, wodurch das Unglück herbeigeführt wurde. Zum Glück sind die Ver letzungen nicht schwer. * Glauchau. Am Sonntag den 26. April findet hier der Delegiertentag der Freien Vereinigung Evangelischer Arbeitervereine im Königreich Sachsen (Sitz Chemnitz), veibunden mit ordentlicher Haupt versammlung im Meisterhause statt. Im Mittelpunkt der reichen Tagesordnung steht ein Vortrag deS Herrn Dr. jur. Carlitz, RkgierungSrat bei der kgl. AmtShauptmannschafl Chemnitz, über „Arbeiterwohl- fahrtseinrichtungen und Wohlfahrtseinrichtungen im rheinisch-westfälischen Industriegebiete." * Meerane, 21. April. Gestern abend ver suchte ein hiesiger Einwohner, seine Ehefrau zu erschießen. Der rabiate Gatte wurde heute früh von der Polizei festgenommen und zur Haft ge bracht, wobei man einen geladenen Revolver sowie eine Anzahl scharfer Patronen bei ihm vorfand. Das Schießwerkzeug wurde ihm natürlich abgc- nommen. * Meerane, 22. April. Die Lohnbewegung der hiesigen Maler ist zu deren Gunsten ausgefallen. Die Meister haben den von der Gehilfenschaft ge forderten Taris anerkannt, doch soll derselbe erst vom 1. April 1904 in allen Punkten in Kraft treten. Für dieses Jahr ist ein UebergangStaris angenommen worden, wonach die Arbeitszeit von 12 aus 10'/« Stunden herabgesetzt wird und die Löhne pro Stunde um 3 Pfg. erhöht werden. Für Ueberstunden und SonntagSacbeit beträgt die Lohn erhöhung 10 Pfg. pro Stunde. * Meerane. Ein seit Jahren geplantes größeres Unternehmen zur Förderung der gesundheitlichen Verhältnisse unserer Stadt geht jetzt seiner Vollen dung entgegen, es sind dies die großen Spielplatz anlagen, verbunden mit öffentlichen Licht-, Luft-, Sonnen- und Sandbädern, sowie Schrebergärten. Die Arbeiten sind so weit vorgeschritten, daß die Benutzung derselben noch in diesem Sommer er folgen kann. * Zwickau, 21. April. Von der Strafkammer des hiesigen Landgerichts erhielt der 41 Jahre alte, vielfach vorbestrafte, gegenwärtig hier in Unter suchungshaft befindliche Handarbeiter E. F. Schneide mantel aus Oberlungwitz 5 Monate Gefängnis und 3 Jahre Ehrenrechtsverlust deshalb zuerkannt, weil er eine Strumpswirkersehefrau dort um einen Geldbetrag geprellt Hal. * Dresden, 23. April. Die Königin-Witwe ließ heute am Sarge König Alberts einen Kranz niederlegen und verrichtete später dort ihr Gebet. Heute mittag werden mehrere Abordnungen Kränze niederlegen, darunter eine von Sachsens Militär vereinsbund. * Dresden, 22. April. Bekanntlich sollen aus den sächsischen StaatSbahnen für den Lokalverkehr Motorwagen eingeführt werden. Zum Zwecke der Erprobung eines solchen Motorwagens haben sich heute früh die Herren Ministerialdirektor Geh. Rat Dr. Ritterstädt, der Generaldirektor der Kgl. sächs. StaatSbahnen v. Kirchbach und eine Anzahl höhere technische Beamte nach Flöha begeben, um daselbst Probefahrten mit einem der Motorwagen zu unternehmen. * Dresden, 22. April. Das Amtsgericht Dresden erließ ei» Veräußerungsverbot gegen den Inhaber der bekannten photographischen Ateliers W. Hoeffert. Die Passiva werden auf 1250000 Mark geschätzt, wogegen die Aktiva nur 100 000 M. betragen sollen. * Meißen. In der gestrigen Hauptversammlung deS 2. Sächsischen BezirkSschmiedetageS erstattete Herr Stadtverordneter Kliemchen-DreSden Bericht über das Fachschulwesen, woraus folgende Resolution zur einstimmigen Annahme gelangte: „Der Bezirks tag beauftragt den Verbandsvorstand, den Verbands innungen bei Begründung und Ausbau von Innung», fachschulen sür Lehrlinge nach Kräften behilflich zu sein und ferner Maßnahmen zu treffen, welche die Errichtung einer Wagenbauschule für Gesellen und Meister ermöglichen." Den nächsten Beratung«, gegenstand bildete die Stellungnahme zu den jetzt üblichen Einrichtungen de» EubmifsionSwesenS. Der Referent hierzu, Herr EtadtratFröbel-Waldheim, empfahl die Annahme einer Resolution, in der an alle staatlichen und sonstigen Behörden die Bitte gerichtet wird, bei Submissionen möglichst nach den vom Handwerker- und Gewerbekammertage zu Leipzig aufgestellten Grundsätzen zu verfahren. DebatteloS stimmte die Versammlung diesem Vorschläge zu und hörte sodann ein Referat deS Herrn Auer-wald- Mittweida über die Frage, welche Vorteile da» Genossenschaftswesen dem Schmiedehandwerk bietet. Der Referent machte auf die Vorteile einer Selbst hilfe gegenüber der Großindustrie durch Spar- und Kreditgenossenschaften, sowie Rohmaterial-Sinkaus«- genossenschaften aufmerksam, riet aber zur Vorsicht bei Begründung solcher Institutionen. Eine Beauf tragung des Vorstandes, über den Nutzen der be stehenden Genossenschaften zunächst Erhebungen an zustellen, hielt er dagegen sür sehr wünschenswert. Die Versammlung faßte einen diesen Ausführungen entsprechenden Beschluß, worauf der Vorstand Vor erörterungen der ganzen Frage zusagte und einen Bericht auf dem nächsten sächsischen Schmiedetage in Aussicht stellte. Die Vorstandswahlen ergaben die einstimmige Wiederwahl sämtlicher Vorstands mitglieder. AlS Ort deS nächsten BezirkS-Schmiede- tage» wurde die Stadt Chemnitz bestimmt. Sodann erfolgte der Schluß der Versammlung. * Meißen. BeiderAufnahmederA-B-C-Schützen in einer hiesigen Schule befand sich am Montag unter den Aufzunehmenden ein Junge sehr armer Leute, der wohlgemut seinen Platz einnahm. Al» aber die Kinder das Klassenzimmer verließen, um, wie der Lehrer meinte, den Zuckertülenbaum zu schütteln, erwartete ihn eine bittere Enttäuschung. Seine Eltern hatten nicht daran gedacht oder nicht vermocht, die übliche Ostertüte für ihn nach der Schule zu bringen, somit war er der Einzige, der sich nicht mit freuen durste. Der Lehrer beschwichtigte den darüber sehr betrübten kleinen Keri damit, daß seine Tüte noch nicht reis sei. Darauf antworteie dieser entschlossen: „Ae, gib se nor her, ich esse sie grien." Der Lehrer konnte sich eines Lächelns nicht erwehren, sandte sofort nach einer Tüte und schenkte sie dem kleinen schlagfertigen Burschen. Frankenberg, 22. April. Herr Rechtsanwalt Tschinkcl in Teplitzwird die Vohrungennach Steinkohlen auf Ebersdorfer resp. Lichtenwalde: Flur fortsetzen lassen. Herr Tschinkel gedenkt eine Bohrgesellschaft mit kleineren Anteilen zu gründen. Vor Kurzem fand man beim Bau eine» Brunnens am Henkerweg in einer Tiefe von 14 m ein Flötz bester Steinkohlen, ca. '/, m mächtig. * WittgcnSdorf, 22. April. Ein hiesiger Gutsbesitzer, der im September v. I. erst von ei nem schweren Brandunglück betroffen wurde, ist jetzt von Dieben heimgesucht und um die hübsche Summe von ca. 2300 M. bestohlen worden. * Annabcrg, 22. April. In der Papierfabrik Plattenthal ist ein 23jähriger Arbeiter aus Mil- denau dadurch verunglückt, daß er mit einem Arm in eine Papiermaschine geriet nnd ihm hierbei der Arm abgerissen wurde. * Grimma, 21. April. Der Zustand des Husaren Heider ist bedenklich. Er ist nicht ver nehmungsfähig. Für seine Geliebte dürfte jedoch Lebensgefahr als ausgeschlossen zu betrachten sein. Ma» kann annehmen, daß sie in nicht zu ferner Zeit wieder hergestellt sein wird. Gestern nach mittag weilte ein Vertreter der Staatsanwaltschaft hier, um den Tatbestand festzustellen. * Plauen i. B„ 22. April. Aus Erfindung beruht, wie der „Vogtl. Anz." schreibt, die Angabe einiger Blätter, daß Herr Prof. Gregori in Leipzig als Kandidat der Nationalsozialen sür den hiesigen ReichStagSwahlkreiS auSersehen sei. — Gestern vor mittag verunglückte ein Handarbeiter auS Reißig aus einem Neubau an der König-Georg-Straße dadurch, daß ein Brett, welches zur Abdeckung einer Fenstersohle im zweiten Obergeschoß diente, vom Winde herabgeschleudert wurde und ihm auf den Kopf fiel. Er erlitt dadurch eine ziem lich schwere Verletzung an der rechten Kopf seite und mußte mittelst Krankenwagens nach dem Krankenhanse gebrachtwerhen. Dasselbe Schicksal hatte gestern nachmittag ein beim Schleusenbau be- schästigter24jähriger HandacbeiterauS Reusa,welchem in dem 3 m tiefen Schleusenschachte eine mit Erde überlastete oder schlecht befestigte sogen. Pritsche aus den Leib fiel und ihn schwer am Kopf und rechten Bein verletzte. * Reichenbach. Hier ist am Sonntag folgen der merkwürdige Fall passiert. Ein Arbeiter, der zu Bier gegangen war, kommt des Abends zu Haus, findet aber die Tür zu seinem Heim ver schlossen. Da ihm aus sein Pochen nicht geöffner wird, schlägt er die Türfüllung ein und legt sich zur Ruhe. Inzwischen befand sich seine Frau aus der Suche nach ihn, durch verschiedene Restaurants, wobei sie auch hier und da ein Glas Bier trank, um dann schließlich in „Stimmung", aber ohne Ergebnis von ihrer Forschungsreise Heimzukehren. Dort sah sie den Schaden und erbost schlug nun sie die Füllung einer anderen Tür ein, um zu dem Gatten zu gelangen. * Schöneck. Ein bedauerliches Zeichen jugend lichen Unverständnisses ist darin zu erblicken, daß am Sonnabend nachmittag ein hiesiger 16 Jahre alter Sticker wegen eine- geringfügigen Vergehen» — er hatte bei einem neuen Muster die Nadeln versteckt und war natürlich dafür zur Rede gestellt worden — nach dem Mittagessen die elterliche Wohnung verließ mit den Worte» : „Ich erhänge mich!" Kein Mensch glaubte ihm die» natürlich. Kurze Zeit darauf hörte em Herr im Stadlpark jämmerliche Rufe erschallen ; er eilte hinzu und fand den jungen Menschen, der den Versuch gemacht hatte, sich zu entleiben. Im städtischen Siechenkorbe wurde der laut jammernde Mensch sortgeschafft, jetzt befindet er sich auf dem Wege der Besserung.
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