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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 08.04.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190304081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030408
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030408
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-04
- Tag 1903-04-08
-
Monat
1903-04
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 08.04.1903
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wie die Tgl. Rdsch. schreibt, schwer zu decke» und so stellte Preußen den Antrag aus Heranziehung der Bevölkerung aller Bundeastaaten zur Marine, der von den Bundesfürsten genehmigt wurde. Belgien. — Zwischen dem König von Belgien und seiner Tochter, Gräfin Lonyay, ehemaligen Kronprinzessin von Oesterreich, wird es nach der halbamtlichen „Esoile Belge" zu einem Prozeß wegen der Hinter lassenschaft der verstorbenen Königin Marie Henriette kommen. Das Blatt schiebt die Schuld der Prin zessin und ihrem Gatten in die Schuhe, was weiter nicht verwunderlich ist, denn man weiß ja, wie der König zu seinen beiden ältesten Töchtern steht. Spanien. — Die Unruhen in Madrid, welche durch da« Vorgehen der Polizei gegen die Studenten, besonder» die in Salamanka, hervorgerufen worden waren, beginnen allmählich abzuflauen. Die Polizei hält strenge Wacht und mit den Soldaten mögen die Demonstranten erst recht nicht zu tun bekommen. In einigen anderen Univerfilättstädlen geht e« da gegen noch immer recht lebhaft zu. Die Studenten bringen Vivat» auf die Republik Spanien au», al» ob Alfonso garnicht aus dem Throne säße. Zur Wurmkrankheit. Der preußische Staatsanzciger bringt einen längeren Bericht über die Konferenz zur Bekämpfung der Wurmkrankheit. Wir entnehmen ihm: Auf einzelnen Zechen ist über die Hälfte der Belegschaft erkrankt. Man gelangte zu der Ansicht, daß die Krankheit zunächst wohl durch italienische oder un garische Arbeiter nach Westfalen eingeschleppt sei und sich durch den großen Wechsel der Belegschaften untereinander von Grube zu Grube weiter über tragen habe. Eine genaue Feststellung de« Um fang» durch mikroskopische Untersuchungen wurde im weitesten Umfange befürwortet. In dieser Beziehung find auch bereit» Maßnahmen in die Wege geleitet. Man neigte der Auffassung zu, daß mit einer voll ständigen Erkenntnis der Wesen« und de» Umfangs der Krankheit eine erfolgreiche Bekämpfung bestimmt zu erwarten und damit der Höhepunkt der Krank heit bereit» überschritten sei. Die Abtötung des Parasiten im menschlichen Darm erfolgt fast durch- weg mit Farnkrautextrakt. E« sind aber neuerdings noch andere Mittel hergestellt worden, die nun in Westfalen erprobt werden sollen. In jedem Falle muß die Behandlung in einem Krankenhause er- folgen. Den Werkibesitzern soll verboten werden — so schlug man allgemein vor —, Bergleute an- zunehmen, bevor diese nicht al» wurmfrei befunden wurden. Zur Vornahme der Untersuchung sollen möglichst zahlreiche Aerzte vorgebildet werden. Eine eingehende Erörterung knüpfte sich sodann an die Frage, ob aus den Gruben die Aborte, Bäder usw. al« genügend anzuerkennen seien. Darüber werden noch nähere Prüfungen vorgenommen werden. Miß stände sollen abgestellt werden. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 7. April. *— Am Schluß dieser Woche winkt un« das liebe Osterfest. Wird die Osterzeit auch von mancher Aprillaune bedroht fein, e« ist doch grün geworden, grüner, al« man e« vor ein paar Wochen hoffen durfte und die in den letzten Nächten mitunter recht lief gesunkene Temperatur hat noch keinen Schaden draußen angerichtet. So können wir denn auch dem April, der un« so grün gekommen ist, gewogen bleiben und wir wollen nur bitten, daß er un« einen Sonnenschein-Wechsel für die Ostertage selbst «»«stellt. Die Charwoche ist ernst, sie veranlaßt zur strengen Sammlung, aber sie kann den echten und rechten Lebensmut, der sich an Kraft und Wahr heit hält, nur vertiefen. Sie gibt auch für die jungen Christen, die nun in die große Gemeinde etngelreten sind, Stunden zur Einkehr und zu Ge- lübden der Ehre und Treue für da« Leben. Doch der Ernst der nächsten Tage vermag nicht zu hindern, daß die frohen Herzen, dem Erscheinen de» Oster hasen entgegenschlagen, er sind ja nicht allein die symbolischen Ostergeschenke, die vom schönen Fest erhofft werden, die lange brach gelegene Betätigung der rechten Kraft erhofft Erfüllung ihrer Wünsche in der Darbietung eine» neuen reichen Arbeitsfeldes, eine» gesegneten Verdienste». Unser ganze» Volk ist einig in diesem Verlangen, und darum ist e« doppelt zu empfehlen, daß die neue Arbeitssreudtg- kett von rechtem Arbett»frieden begleitet werde. * — Ein Geschenk des Königs? Die .Zwickauer Reuest. Nachr." kolportieren ein Gerücht, demzufolge König Georg vor seiner Abreise nach dem Süden dem Papste eine sehr namhafte Summe zu dessen freier Verfügung hat überreichen lasfen. * — Neber das Befinden Ihrer Majestät der Königin-Witwe lauten die Nachrichten aus Juan les Pius bei Antibes sehr günstig. Die Königin machte bei herrlichstem Wetter große und kleinere Ausflüge in die Umgebung und war vor gestern, am Sonntag, zum Frühstück in Cannes bei dem Fürstenpaar von Thurn und Taxis. Die Rückkehr der Königin nach Dresden ist für den 21. April in Aussicht genommen. * — Ueber den Zahnarzt O'Brian gibt die „Ehem. All. Ztg." ein längeres Interview wieder, in dem O'Brian sowohl, wie dessen Frau erklärt, daß weder zwischen ihm und der Prinzessin Be- ziehungen intimer Natur bestanden haben, noch von einer der beiden Seiten Versuche zu Anknüpfungen solcher Beziehungen unternommen worden sind. * — Die Tagesordnung für die 2. dies- jährige Bezirksausschußfitrung, welche Mitt woch, den 8. April 1903, nachmittag» 3 Uhr, im Eitzungisaale der Königlichen Amt«hauptmannschast Glauchau stattfinde«, ist folgendermaßen festgestellt: 1. Geschäftliche Mitteilungen. 2. BezirksanstallSsachen. 3. BezirkStagSsachen. 4. Ersatzwahl eine» Sachverständigen siir die Biehscuchen- Kommisswn. 5. Ersatzwahl einer landwirtschaftlichen Sachverständigen gcmäsi 8 31 Absatz 3 de» Entcignungrgesctze» vom 24. Juni IVO». 8. Ersatzwahl einer Sachverständigen zum Bezirkrschätzungs. aurschnß sür die staatliche Echlachtvichvcrsicherung. 7. Bierstcuerrcgulativ siir die Gemeinde Bernidors. 8. Regulativ über Erhebung von Bcsitzvcränderuugrab- gaben in der Gemeinde Reichenbach. 9. 1. Nachtrag zum Gemeiudcanlagenrcgulaliv sür Jcrisau. 10. Gesuch der Bemcindc Oberlungwitz um Genehmigung zum Vertausche eines bisher ihr gehörigen Gutes in Thiemendorf gegen ein Wohnhaus in Kappel-Chemnitz. II. Einziehung des sog. Psasfen- oder Nonncusteiges zwischen Schwaben und Franken betr. l2. Einziehung des bei dem untersten Hause von Dürren- uhlSdors von dem Dürrcnuhlsdors-Schlogwitzer Vcr biudungswcgc abzwcigcndcn, über die Parzelle 119,114, llO und tvl des Flurbuchs sür Franken aus den Frankencr Dorswcg sühreuden Fustwcgs sür den össenl- lichen Verkehr betr. 13. Gesuche um Gewährung von Bcihilscn zu dcu Koste» eines mchrwöchcntlichen Ansenthalts im Fraucngcncsnngs- hcim des Bcthlchemstistc» im Hüttcngrunde. 14. Dispcnsationsgesuch in DiSmembrationSsachen der Erbe» der Christiane Wilhelmine verw. Bahner geb. Haubold in Gcrsdors. 15. Gesuch des Mühlenbcsitzcrs Anton Emil Cummanu in Rüsdors um Erlaubnis znr Errichtung einer Saug- gcncratorgaS Motoranlage sür sein Mithlengruudstück. 16. Gesuch des Hausbesitzers Moritz Müller in Gcrsdors um Genehmigung zur Errichtung einer Kleinvichschlächtcrci- anlagc. 17. Gesuch des Schankwirtes Friedrich Goldschmidt in Ober lungwitz um Genehmigung zur Errichtung einer Klein- vichschlächtcrcianlagc. 18. Gesuch des Schankwirts Otto Eckart in Gcrsdors mn Erlaubnis zur Vcraustaltung mechanischer und persön licher theatralischer Vorstellungen. 1!l . Schankcrlaubnisgcsuch des Schankwirts Christian Fried rich Gegner in Stangcndors sür die umzubancndcn Schanklokalitätcn seines Grundstücks. 20. Schankcrlaubnisgesuch des Bäckers Heinrich Paul Schwalbe in Gcrsdors. 21. Gesuch Carl Otto Dietels in Oberlungwitz um Erlaubnis zum Kleinhandel mit Branntwein bez. zum Branut- weinschank. 22. Gesuch des Gastwirtes Emil Köhler in Dennheritz um Ausdehnung der sür seinen bisherigen Saal erteilte» Koiizcssio»cii aus dc» An und Umbau desselben. 23. Schankcrlaubuisgcmch Karl Albin Heinkes in Cattritz. 2 l. Gesuch des Schankwirts Louis August Wagucr in Hohu- dors um Erlaubnis zur Veranstaltung rcgulalivmästigcr Veranstalttiugcn. 25. Gleichartiges Gesuch des Schaukwirtcs Johauu Leistner in Hohndors. 28. Einziehung des Wegco Parzelle Nr. 593 sür Ober lungwitz betr. * Lichtenstein, 6. April. Ein herrenloses Pferd trieb sich gestern in unserer Stadt herum. Wie der „Lichtenstein°C. Anz." hört, wurde das Tier einem Pferdehändler wieder zur Verfügung gestellt, von letzterem aber nicht zurückgenommen. Die Schutzmannschast nahm sich schließlich des Pferdes an und brachte es in den Stallungen des Hotels zur Sonne unter. * Waldenburg, 5. April. Heute früh gegen '/.4 Uhr ist hier in der Seifenfabrik von Veit Feuer au»gebrochen, durch welches die aus einem einstöckigen, fast neuen, massiven Gebäude bestehende Fabrik bis auf die Umfassungsmauern eingeäschert wurde. ES verbrannten: Heu, Stroh, Holz, Fett und Oel. Der Schaden ist nicht ganz unbedeutend. EntstehungSursache dcS FeuerS ist unbekannt, dürfte jedoch eher auf daS gestrige Seifensieden als auf Brandstiftung zurückzuführen sein, zumal lange vor AuSbruch des FeuerS mehrere Personen Brandgeruch bemerkt haben. * Glauchau, 6. April. Heute feierte Herr Schulrat Lötzsch in voller Rüstigkeit und geistiger Frische sein goldenes Amtsjubiläum. Von seilen der Behörden, seinen Freunden und aus den Orten seiner früheren Amtstätigkeit gingen ihm dieserhalb viele Glückwünsche und Ehrungen zu, während die gesamte Lehrerschaft des Jnspektionsbezirks Glauchau ihm zu Ehren heute morgen im Theaterlokal einen feierlichen Aktns veranstaltete. Gesänge der Glau chauer Lehrer und Kinder, Ansprachen der Ver treter von Lehrern, Schulausschüssen, Schulvor ständen, der Geistlichkeit re., sowie feierliche Ueber- weisung einer Stiftungsurkunde über I2o0 Mk. verliehen dem Ganzen eine besondere Weihe. Herr Schulrat Lötzsch dankte in bewegten Worten. * Dresden, 6. April. Schweres Unglück traf am Sonntag eine hiesige Familie. Während der Abwesenheit der Eltern machte sich eins ihrer Kinder, ein 10'/, Jahre altes Mädchen, am Ofen zu schaffen und goß aus einer Blechkanne Spiritus ins Feuer. Das Gefäß explodierte und im gleichen Augenblicke brannten die Kleider des Kindes lichter loh. Eine jüngere Schwester wollte Helsen, ver brannte sich aber dabei die Hände, ohne etwas zu erreichen. Die Verunglückte rannte in den Haus flur, wo ein vorübergehender Mann auf sie zu sprang und die Flammen löschte. Das Kind hatte aber bereits so schwere Brandwunden davonge tragen, daß es gestern früh starb. * Chemnitz, 7. April. Zu dem gestern bereits gemeldeten Mordversuch und Selbstmord tragen wir heute noch folgende Einzelheiten nach: Der 50jährige Maurer Josef Heß aus Böhmen, welcher mit seiner 48jährigen Ehefrau und Kindern Paulinen- straße Nr. 3 wohnte, lebte mit seiner Frau schon seit längerer Zeit im Unfrieden, weil er trank und nicht für seine Familie sorgte. Er machte in seiner Trunkenheit östers Lärm in seiner Wohnung, wes halb auch seine erwachsenen drei Kinder von ihm fortgegangen sind, während zwei unerzogene im Alter von acht und dreizehn Jahren bei den Eltern noch verblieben. Frau Heß hatte ihren Mann vergangenen Sonnabend nicht in die Wohnung ge lassen ; er ging deshalb zu einem seiner erwachsenen Söhne an der Amalienstraße, um sich dort Logis zu verschaffen, aber auch hier fand er keine Auf nahme, weil er früher dort ebenfalls Streitigkeiten veranlaßt chatte. Am Tage der schrecklichen Tat verfolgte Heß seine Fran an der Panlinenstraße, wo sie sich auf einem Bau in Arbeit befand. Der Täter kaufte sich vor Ausführung seiner Tat erst noch eine Flasche Branntwein, während welcher Zeit sich die Frau zu einem Bekannten an der Panlinenstraße geflüchtet hatte. Als sie nach ihrem Arbeitsplatz zurückkehren wollte, lauerte sie ihr Mann aus der Straße auf, packte sie, obwohl sie von ihrer Bekannten begleitet war, von hinten und schoß sie mit einem Revolver in die linke Gesichts seite. Die Begleiterin der Unglücklichen stieß hieraus einen lauten Schrei aus, woraus der Mörder einen zweiten Schuß abseuerte, welcher entweder der Be gleiterin oder einem Manne galt, welcher der Ueber- sallenen zu Hilfe kommen wollte. Alsdann feuerte er einen dritten Schuß auf sein Opfer ab, worauf dasselbe blutüberströmt zu Boden sank. Ohne daß der Mörder von jemand daran gehindert werden konnte, richtete er die Waffe gegen sich selbst. Aus den ersten Schuß schien er sich noch nicht ernstlich verletzt zu haben, weshalb er sich einen zweiten Schuß in den Hinterkops beibrachte und tätlich ge troffen lautlos zusammensank. Die unglückliche Frau brachte man sofort in ein Nachbargrundstück, wo ihr ein herbeigerufener Arzt die erste Hilfe leistete und sie dann ins städtische Krankenhaus bringen ließ. Bei der Einweisung war die Frau nicht vernehmungsfähig, sie kam aber später wieder zum Bewußtsein und wurde nachmittags von ihren Kindern besucht. Eine Kugel konnte bis jetzt noch nicht entfernt werden. Lebensgefahr soll, wie wir hören, nicht svorhanden sein. Den Selbstmörder brachte man später mittels Leichenwagens nach dem Friedhof. * Zwickau. Das Urteil des hiesigen Schwur gerichts vom 6. März d. I. in Sachen gegen Hermann Zwieger und Gen. ist rechtskräftig ge worden, da die Rechtfertigung der von dem Ver teidiger Zwiegers eingewendeten Revision nicht innerhalb der vorgeschriebenen Frist bei dem Ge richte eingereicht worden ist und deshalb das Rechtsmittel von dem Landgerichte ohne weiteres verworfen werden muß, ohne daß die Akten über haupt ans Reichsgericht gelangen. Es hat dem nach bei der Bestrafung Zwiegers und Clauß' mit 1 Jahre bez. 6 Monaten Gefängnis zn ver bleiben. * Zwickau. Der aus der Schweiz gebürtige Milchkuranstaltsbesitzer Henggi hier hat dem Kauf mann Händel hier unter betrügerischen Vorspiege lungen drei Wechsel im Werte von 3348 Mk. ab gelockt und zur Begleichung eigener Schulden ver wendet. Das hiesige Landgericht verurteilte den Betrüger zu vier Monaten Gefängnis. — Ein hiesiger Sergeant hatte von einem bemittelten Soldaten kleine Geldbeträge geliehen, aber nicht zurückgegeben. Auf die Meldung des Soldaten wurde der Sergeant zu achtzehn Tagen Gefängnis verurteilt. Gegen das erste standgerichtliche Ur teil hatte der Gerichtsherr Berufung eingelegt. * Hartenstein, 4. April. Jn Zschocken wurde gestern ein Handarbeiter aus Ronneburg verhaftet und an das hiesige Amtsgericht eingeliefert. Er ist verdächtig, die beiden Schadenfeuer inZschocken und Ncuwittendorf vorsätzlich verursacht zu haben. In erstgenanntem Orte brannten zwei Gutsgehöfte nieder, wobei die Frau des einen Gutsbesitzers in den Flammen umkam. * Crimmitschau, 6. April. Sehr eifrig wird von den beteiligten Gemeinden ein neues Bahnpro jekt betrieben. Es handelt sich um die Erbauung einer normalspurigen Eisenbahn Mittweida-Burg- städt-Limbach-Glauchau-Crimmitschau. Die Pläne über die Führung dieser Linie sind dem Rate jetzt zugegangen. — Aus der Stiftung deS verstorbenen Fabrikanten Hermann Kürzel wurden an seinem vorgestrigen Geburtstag 18 bedürftige brave alte Bürge: mit 50 Mk. beschenkt. Der Genannte hat dem Bürgerhospitalverein die Summe von 25000 Mk. vermacht mit der Bestimmung, daß alljährlich bi» zur Fertigstellung deS Bürgerheims die Zinsen schon jetzt alten Bürgern zugute kommen sollen, und zwar in Gaben nicht unter 50 Mk. — Eine im Königreiche einzig dastehende Neuerung hat der Verein für Gemeindediakonie jetzt dadurch getroffen, daß er einen vorgebildeten männlichen Pfleger an- gestellt hat. * Plauen, 8. April. Die „Neue voqtländische Zeitung" meldet: Der Erfinder der Tüllspitze, auf der die ganze Plauensche Industrie beruht, Bickel, ist heute, 65 Jahre alt, in Bozen (Tirol) gestorben. * Planen«. B-, 6. April. Da» hiesige Gewerk» schaftSkartell will gutem Vernehmen nach daS an der Pausaerstraße gelegene Etablissement „Schiller- garten" käuflich erwerben und als GewerkschastS- hauS eincichten. Den Sozialdemokraten, die hier keinen Saal sür Versammlungen zur Verfügung haben, würde der Ankauf schon im Hinblick auf die ReichStagSwahlen willkommen sein. — Heute vor mittag hat sich der Buchhalter Härtel der bekannten Grobfirma Hermann Oheim im Lagerhaus der ge nannten Firma erschossen. Er hinterläßt Frau und 5 Kinder. — Zu erschießen versucht hat sich hier gestern ein auswärtiger Schüler, weil er das Examen nicht bestanden hat. Seine Verletzung ist nicht lebensgefährlich. * Markneukirchen, 5. April. Der Ziegel meister Chr. Fr. Gustav Bähr hier wurde jetzt vom Landgericht Plauen wegen fahrlässiger Tötung zu drei Monaten Gefängnis verurteilt, weil am 21. November v. I. die Arbeiter Gustav Junold aus Markneukirchen und Wilhelm Lenk aus Schön lind bei dem Abbau einer größeren Lehmwand in der Lehmgrube Graupners in Schönheide verschüttet und beide getötet worden sind. Den Vorschriften über Sicherheitsmaßregeln war nicht entsprochen worden. * Markneukirchen. Die hiesigen Fleischer meister beabsichtigten, au Sonn- und Festtagen ihre Läden bis 2 Uhr nachmittags geöffnet, dafür aber in den Abendstunden (6 bis 8 Uhr) geschlossen zu halten. Ihr Gesuch ist aber vom Stadtrate abge lehnt worden mit Rücksicht darauf, daß ein Be dürfnis vorliege, die Fleischoerkaufsläden auch in den Abendstunden offen zu halten. * Pausa. Ein eigenartiges goldenes Jubiläum setzte am Palmsonntage der Krankenhausverwalter Högner hier insofern in Szene, als er sich mit denjenigen noch lebenden Mitbürgern hiesigen Ortes, welche mit ihm vor 50 Jahren konfirmiert worden waren — es waren deren zwölf —, dem vom Schulhause aus nach der Kirche stattfindenden feier- lichen Zug der diesjährigen Konfirmanden anschloß, um dann den Tag würdig und festlich zu begehen. Die Jubilare werden am Gründonnerstag auch mit zum Tisch des Herrn gehen, um an der Abend mahlsfeier teilzunehmen. * Flöha, 6. April. Heute Montag, nachmittag» in der 4. Stunde, ist der Bremser Max Albin Gehler in Hilbersdorf, Margarethenstraße 5 wohnhaft, aus hiesigem Bahnhofe von einem in der Richtung von Chemnitz einfahrenden Büterzuge herabgeflürzt und tötlich überfahren worden. Der Verunglückte ist ver heiratet und Vater von 2 Kindern. * Riesa, 3. April. Eine lebende junge Schlange aus Mexiko zu fangen gelang gestern nachmittag beim Ausladen von mexikanischem Blauholz aus einem Elbkahne. In der Höhlung eines Stückes Blauholzes bemerkte man zunächst den Kopf des Reptils und bei näherer Untersuchung kam es dann ganz zum Vorschein. Dasselbe ist über 1 Meter lang und konnte lebend in einer Flasche unterge bracht werden; es kann keinem Zweifel unterliegen, daß es mit dem Blauholze aus Mexiko herüberge kommen ist. Vor einigen Jahren wurde bereits einmal ein Skorpion gefunden. * Riesa. „Zehn Prozent ist noch gar nischt!!!" Einen wenig erbaulichen Konkurrenzstreit veran stalteten hier am Orte die Kolonialwarengeschäfte. Einer fängt an und inseriert im hiesigen „Tage blatt", daß er von nun ab seiner Kundschaft 10 Prozent Dividende gewähren will und schnell folgen nacheinander vier Geschäfte. Die Handlungsweise scheint nun einen weiteren Kaufmann in große Aufregung gebracht zu haben, denn er gibt seinem Aerger darüber in einer humorvollen Annonce Ausdruck. Das Inserat lautet: „Achtung! 10 Prozent ist noch gar nischt! Ich beabsichtige, meiner geehrten Kundschaft von jetzt an 25 Proz. und meinen Lieferanten sogar 50 Prozent zu geben Hochachtend E. Kießling." * Döbel», 6. April. Im Dampssägewerk zu Masten kam der 31 Jahre alte Arbeiter Scheube aus Döbeln mit der rechten Hand in die Kreissäge, wobei ihm diese bis zum Daumen zur Hälfte ab- geschnitten wurde. * Nossen, 4. April. Auf der Bahnstrecke Wil«- druff-Noffen überfuhr beim Bahnübergangs in Dttt- mann«dorf, ein nach Nossen verkehrender Personen, zug ein Sandgeschirr. Der Wagen befand sich ge rade auf dem Bahnkörper, al« der Zug die Strecke passierte. Der Geschirrsührer erlitt leichte Quetsch wunden und die Pferde blieben unverletzt, während der Wagen vollständig zertrümmert wurde. * Großschönau, 5. April. Infolge Blutver giftung ist am Freitag hier die Ehesrau deS Fleischer- meisterS Engemann gestorben. Sie hatte sich vor etwa 3 Wochen mit einer Gab-l an der Hand eine leichte Verletzung zugezogen. * Eeeligstadt, 6. April. Als ein Unikum dürfte folgender Fall anzusehen sein. Kürzlich verstarb hier die Schuhmacherswitwe Wilhelmine Teich, über deren Geburtstag, Geburtsjahr und Geburtsort man keinerlei Anhalt hatte und wo rüber auch dieselbe bei Lebzeiten keinerlei Angaben zu machen imstande war. Trotz diesbezüglich be reits vor einigen Jahren angestellter peinlicher Recherchen in den kirchlichen Urkunden verschie dener Ortschaften konnte man doch zu keiner Ge wißheit über fragliche Punkte gelangen. So wird die Verstorbene in das Kirchenbuch sür Seeligstadt nur mit einem mutmaßlichen Alter von etwa 84 Jahren eingetragen werden können. * Altenburg, 6. April. Kanonendonner ver kündete heute morgen die Geburt einer altenburgtschen Prinzessin. Prinzessin Ernst ist heute früh in Pots dam von einer Prinzessin entbunden worden. Da« Befinden der Prinzessin ist befriedigend. Kleine Chronik. * Berlin, 5. April. Am Polterabend vom Tode überrasch«. Der 26 Jahre alte Kanzleigehilfe Berthold Albrecht wollte gestern mit einer jungen Dame die Hochzeit feiern. Im Begriff, seine Braut abzuholen, um mit ihr noch einige Einkäufe zu machen, brach er am Sonnabend kurz vor der Wohnung ihrer Eltern auf der Straße infolge eine» Blut- stürze» zusammen und starb nach einer halben Stunde unter den Händen der Aerzte. Tie unglückliche Braut fiel in eine liefe Ohnmacht,, al» sie die SchreckenSkundc vernahm. * Hamburg, 6. April. In vergangener Nacht gab der Gastwirt Ladewig in der Bankstraße mehrere Revolverschüsse aus seine Ehefrau ab, ohne sie jedoch zu treffen. Al« er verfolgt wurde, er schoß er einen unbekannten Verfolger. * Kiel, «. April. An Bord der Schulsregatte „Moltke", die in der Kaiserwerst liegt, entstand 4 Uhr nacht« Feuer, da« in der Osfiziersmeffe aui- brach, sich schnell auf die benachbarten Räume de« Achterschiffe« aurdehntc und diese arg beschädigte. Der Kreuzmast wurde von dem Feuer stark ange- griffen. Der Werftseuerwehr gelang e«, ein weitere« Umflchgreisen zu verhüten. Ei ist niemand verun glückt. Ein schlafender Offizier schwebte zwar in Ecstickungigesahr, wurde jedoch rechtzeitig au« seiner Kammer entfernt. * Halle, 6. April. Auf dem Steinweg geriet gestern nachmittag da« 4jährige Töchterchen de« Bäckermeister« Arnecke unter die Straßenbahn, wurde überfahren und ihm beide Beine in der Mitte de« Unterschenkel« abgetrennt. Da« Kind wurde noch lebend in« Krankenhaus gebracht. * Apolda, 6. April. Im Dorse Zimmern bei Dornburg legte ein Grobfeucr, daS die ganze Nacht hindurch wütete, fünf Hofraiten in Asche. * Kassel, 6. April. Gegen da« freisprechendc Urteil de« Krieg«gericht« in der Mordversuchlaffäre de« Unterosfizier» Degen vom hiesigen Husaren- regiment hat der Gericht«herr der 22. Diviflon, Generalleutnant v. Heeringen, Revision eingelegt. Degen ist nach seiner Freisprechung übrigen« wegen Rekrulenmihhandlung in Hast geblieben. * Frankfurt a. M., 6. April. Der 35jährige Necht«anwalt Dr. Max Geiger befand sich letzte Nacht in lustiger Gesellschaft in einem hiesigen Restaurant. Um Mitternacht fiel Geig« mitten im Gespräch tot zu Boden. Ein Herzschlag hatte seinem Leben ein Ende gemacht. * Kaiserslautern, 6. April. Die „Pfälzische Presse" meldet au» PirmasenS: Da die Arbeiter
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