Volltext Seite (XML)
Portugal» und England» Seite an Seite für die Verteidigung de» portugiesischen Vaterlande» kämpften. Der König fügte hinzu, glücklicherweise habe sich die Lage völlig geändert; beide Völker unterhielten jetzt zu ihrem früheren Gegner die freundschaftlichsten Beziehungen. Diese« mehrere Jahrhunderte alte Bündni«, da» von neuem bekräftigt sei, habe kein andere« Endziel, al« die friedliche Entwickelung der beiden Länder und ihrer Kolonien. Zum Schluß betonte der König, wie angenehm er von dem Em pfange berührt sei, den ihm alle Klasse der Be völkerung bereitet hätten. Dod Grubenunglück in Schlesien. Breslau, 4. April. Wie der „BreSl. Gen.-Anz." au« Zabrze erfährt, sind von den 14 gestern vor mittag noch in dem Unglücksschachte der Königin Luise-Grubeeingeschlossenen Bergleuten 11 als Leichen geborgen, sodaß die Zahl der Toten insgesamt 19 beträgt. Die Leichen sind furchtbar verstümmelt und wurden zum Teil SO Meter von der Unfall stelle fortgeschleudcrt aufgefunden. Einer der Ge retteten gibt an, er habe einen Blitz gesehen, dem ein Knall folgte, dann habe er die Besinnung ver loren. Die Massenbeerdigung soll am Sonntag nachmittag von dem KnaPpschaftSlazarett aus statt- finden. Die Förderleistung der fiskalischen Gruben wird durch daS Unglück mit Ausnahme des Aus fälle» der letzten drei Tage nicht beschränkt werden, da man auf den anderen Schächten mit verstärkter Belegschaft arbeiten wird. Amtlich wird noch gemeldet: Die größte Zahl der noch vermißten Bergleute hat sich im Brems» schachtfclde vorgefunden; sie sind durch die Brüche in der Grundstrecke abgeschnitten worden. ES sind bi» auf zwei Mann sämtliche Leichen geborgen. Ein dritter Mann (Pferdeführer) wurde ohne Kopf herausgezogen. Die beiden noch vermißten Berg leute sind ebenfalls Pferdeführer und werden wohl unter den Schultmasfen der Grundstrecke aufgefunden werden. Die AufräumungSarbeiten schreiten rüstig voran. Den Bergungsanstalten kam es zu statten, daß die in Betracht kommende Hauptförderstrecke nicht auf volle 600 Meter zu Bruch gegangen war, sondern daß der mittlere Teil von 200 bis 250 Meter Länge nur Beschädigung der Zimmerung zeigte und deshalb ein rasches Vordringen derRettungS- mannschaften ermöglichte. Vollständig verbrochen sind nur die ersten 300 und die letzten 50 Meter. Da« Unglück hat also im ganzen bis jetzt gefordert: 19 Tote, 8 Verletzte, 2 Vermißte. Zabrze, 6. April. Von den auf der „Königin Louise-Grube verunglückten Bergleuten ist ein Ver letzter im KnaPpschaftSlazarett gestorben, sodaß die Gesamtzahl der Toten nunmehr 20 beträgt. Die 2 Vermißten sind bisher noch nicht gefunden. Ein neues Grubenunglück. Gleiwitz, 5. April. Der „Oberfchlesische Wanderer" schreibt: In vergangener Nacht 12'/^ Uhr erfolgte im Hildebrandschachte der „Gotte«- wegen Grube" in Antonienhütte (dem Grafen von Donnertmarck auf Karlshof gehörig) eine Explosion, wobei acht Bergleute lebensgefährlich verbrannt wurden. Die Verunglückten wurden ins Lazarett geschafft. Man nimmt an, daß die Spreng materialien unter Tage explodiert sind. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 6. April *— Am gestrigen Palmsonntage sind in der St. Trinitatis-Kirche 58 Knaben und 58 Mädchen und in der St. Christophorie-Kirche 101 Knaben und 109 Mädchen unter großer Anteilnahme der Gemeindeglieder in feierlicher Weise konfirmiert und damit in die Reihen der erwachsenen Christen ausgenommen worden. Nächsten Mittwoch findet für die Neukonfirmierten Privatbeichte und am Donnerstag heilige Abendmahlsfeier statt. —i. I« der Turnhalle der Altstädter Schule sanden gestern unter regerAnteilnahme die Prüfungen der gewerblichen Fach- und Fortbildungsschulen statt. Allenthalben brachte man den ausgestellten, im Laufe des Schuljahres gcfertigteu Arbeiten der Schüler das größte Interesse entgegen. Es sind abermals wirklich hübsche und schöne Sachen ge arbeitet worden, die die ungeteilte Anerkennung und den berechtigten Beifall der Besucher fanden. (Hierzu sei erwähnt, daß die Zeichnungen, Modelle und Erzeugnisse der Weberei auch am morgigen Tage noch ausgestellt sind; es versäume niemand, der Ausstellung einen Besuch abzustatten!) Sehl- interessant war die mündliche Prüfung, melcher- unter anderem auch Herr Bürgermeister Dr. Polster, Herr kgl. Gewerbeschulinspektor Träger-Zwickau, sowie mehrere Mitglieder unserer städtischen Kollegien beiwohnten. Nach Erledigung der für die Prüfung aufgestellten Ordnung schritt Herr Schuldirektor- Dietze zur Prämiierung der Schüler. So erhielten das Belobigungsdekret der Kgl. Kreishauptmann- schaft die Schüler A. R. Bech O. W. Böhm und K. B. Leipziger. Bücherpcämien wurden ausge händigt den Schülern Bretschneider, Bennewitz, Krauße, Lohse, Richter, Schulze und Werner. Mit einer tief zu Herzen gehende» Ansprache seitens des Herrn Schuldirektor Dietze, der das Dichterwort: „Wohl unglückselig ist der Mann, der nicht tut, ivaS er kann und unterfängt sich, was er nicht versteht; kein Wunder, daß er dann zu Grunde geht" zu Grunde lag, schloß die erhebende Feier und wurden die Schüler darauf entlassen. *— Ein Bubenstreich. In vergangener Nacht sind von z. Zt. noch unbekannten Tätern in dem am Neumarkt gelegenen Restaurant Esche eine Anzahl Fensterscheiben durch Steinwürfe zer trümmert worden. Man vermutet eine» Racheakt. *— Verpflichtung. Der zur Zeit hier aufhält liche Tierarzt Regn, welcher Herrn Tierarzt Lauschke in der Zeit vom 28. März bis 16. dieses Monats vertritt, ist von der Amlshauptmannschaft Glauchau auf die Dauer dieser Vertretung als wissenschaft licher Fleischbeschauer für die Orte Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Falken, Langenberg, Meins dorf, Hüttengrund — Oberlungwitzer Anteil, sowie das Forstrevier Hainholz — in Pflicht genommen worden. * — AlS Handelsrichter für den Bezirk Glau chau sind folgende Herren aus den Vorschlagswahlen hervorgegangen, die dem Justizministerium,'als ge eignet zur Ernennung als Handelsrichter bezw. stellvertretende Handelsrichter für die Zeit vom 1. Oktober 1903 bis 30. September 1906 in Vor schlag gebracht werden sollen. I. Als Handels richter : Stadträte Hermann Bäßler und Max Pöge, Glauchau, Karl Gruber, Hohenstein- Ernstthal, ferner die Kaufleute Johannes Stad- linger, Gustav Pfefferkorn, Arthur Cubasch, Karl Günther und Otto Ockert, sämtlich in Glauchau. II. Als Stellvertreter: Kaufmann Ernst Focke und Spinnereidirektor Karl Schulz, Meerane. Ferner die Kaufleute Arthur Lossow, Gustav Schedler in Glauchau. * — „Kommt zum Turnen!" rief einst Vater Jahn; und dieses Wort wollen wir auch der die Schule verlassenden Jugend, sowie allen, die der Turnerei noch fern stehen, zurufen. Die Turnver eine treten mit der dringenden Bitte an die Eltern, wie auch an die Herre» Lehrmeister heran, den jungen Leuten den Besuch nicht nur zu gestatten, sondern sie selbst dazu anzuhalten. * — Nm sich vor Nachteilen zu schütze», die für diejenige» eintreten können, die ihre Hab seligkeiten gegen Feuer versichert haben, ist e« not- wendig, beim Wechsel der Wohnung dem Agenten der Gesellschaft, bei welcher man versichert ist, sofort Anzeige zu erstatten. Bei einem Brande, der in der neuen Wohnung aurbrechen sollte, hat der Ver sicherte keinen Anspruch auf Entschädigung der ver brannten Gegenstände, wenn die neue Wohnung bei dem Versicherungsagenten noch nicht angemeldet worden war. * — Schulbüchcreiukauf um Ostern. Bei dem bevorstehenden Schulsemesierwechsel liegt e» im Interesse der Schüler und Schülerinnen, ihren Be- darf an neuen Schulbüchern nicht erst bei Wieder- beginn de« Unterrichts einzukaufen. Sie sollten vielmehr angehallen werden, derjenigen Buchhand, lung, mit der bereits ihre Angehörigen in Ge- schäfttverbindung stehen, gleich bei Beginn der Ferien ein Verzeichnis der Schulbücher zu über geben, damit deren Lieferung rechtzeitig vor Wieder beginn de« Unterrichts bestimmt erfolgen kann und die Empfänger im Stande sind, deren Beschaffen heit in Bezug auf Einband, Auflage usw. in aller Ruhe zu prüfen. Dadurch wird auch vermieden, daß bet Wiederbeginn des Schulunterricht« in den Geschäften dar bekannte Drängen und Hasten ent steht, welcher jedes besonnene Einkäufen fast un möglich macht. Vor allem aber kaufe man die Schulbedarfrartikel nicht auswärts, sondern in unseren soliden Geschäften am Platze! * — Dr. Falbs Prophezeiung, daß der erste Teil des April einen »affen Charakter haben werde, bewahrheitet sich,- es ist wirklich echtes, rechtes Aprilwetter mit Regen, Hagelschlag und Sonnen schein, alles bunt durcheinander. Freilich ist das für den April-Monat just nicht schwer vorherzu sagen. Die Temperatur ist verschiedentlich nachts unter den Gefrierpunkt heruntergegangen, doch ist erfreulicherweise noch kein Schaden angerichtet. Aber alle diejenigen, welche gar zn zeitig Frühjahr gemacht haben, werden gut tun, sich auf den Thermometer-Stand zu besinnen, eine Unpäßlichkeit ist leicht geholt, aber nicht so leicht wieder beseitigt. Hoffentlich lobt sich das Wetter bis Ostern aus. * Hohndorf, 4. April. Heute vormittag ver- unglückte auf dem Jdaschacht deS Steinkohlenbau. vereins Hohndorf der 26 Jahre alte verheiratete Bergarbeiter Max Seifert dadurch, daß er — als er im Begriff stand, von der 3. nach der 2. Sohle zu fahren — vom Fördergestell mit dem Kopfe an den Schachtrand gedrückt wurde, wobei ihm die Kopfhaut förmlich abgezogen worden ist. Nachdem der Arzt durch 15 Stiche die letztere wieder genäht hatte, wurde der Bedauernswerte, der keinen Augen blick die Besinnung verloren hatte, in seine Wohnung transportiert. * Oelsnitz i. E. Die am 2. April stattge fundene Gewerkenversammlung der Oeltnitzer Berg baugewerkschaft war von 39 Gewerken besucht, welche 1381 Stimmen vertraten. Die vorge- schlagcne Gewinnverteilung von M. 40.— pro Kux wurde genehmigt, und die ausscheidenden Gruben- vorstandsmitgltedcr wiedergewählt. Die Autbeute kommt im Laufe der Monats April succesive zur Auszahlung. * Dresden, 4. April. Wie man i» den dein hiesigen Hofe nahestehenden Kreise» vermutet, wird König Georg während seines demnächstigen Be suches am königlichen Hofe zu Wien mit einem Mitglieds des toskanische» Hofes, entweder mit dem Großherzog oder der Großherzogin von Toskana oder dem Erzherzog Josef, zusammenlresfen. Es liegt die Wahrscheinlichkeit nahe, daß alsdann auch die noch schwebenden Fragen bezüglich der Zu sammenkünfte der Prinzessin Lnise mit ihre» Kin dern in Erörterung gezogen und vielleicht durch Vermittelung des Kaisers Franz Josef endgiltig geregelt werden. Man vermutet, daß solche Zu sammenkünfte jährlich etwa 2- bis 3mal stattfinden sollen. Die Prinzessin Luise steht mit mehreren ihr von früher her bekannten Dresdener Personen in ständigem Briefwechsel, sodaß sie sich über alle bemerkenswerten Vorgänge nicht nur am Hofe, sondern in der ganzen Stadt stets auf dem Lau senden erhält. Das Interesse an dem Hofskandal verstummt immer mehr und es dauert nicht mehr lange, so ist auch diese bedauerliche Angelegenheit der Vergessenheit anheim gefalle». Nur wen» die jugendlichen Kinder der ehemaligen Kronprinzessin auf ihren Ausfahrten und Spaziergängen mit dem Publikum in Berührung kommen, wird die Eheaffüre wieder ins Gedächtnis zurückgerufen. Die von der Prinzessin im hiesigen Taschenbergpalais innegehabten Appartements befinden sich noch in demselben Zu stande, i» welchem die Prinzessin sie am Abend ihrer Flucht verlassen hat. Verschiedene im Kron prinzenpalais an den Wänden befindliche Bildnisse der Prinzessin Luise sind entfernt worden. Nur im Kinderzimmer der kleinen Prinzen und Prin zessinnen soll sich noch eine Photographie der un glückseligen Mutter befinden. Sonst erinnert nichts mehr in diesen Räumen daran, daß hier einstmals die gewesene zukünftige Königin Sachsens im Kreise ihrer Kinder Glück und Frohsinn verbreitet hat. Den verwaisten, mutterlosen Kleinen wird seitens der Bevölkerung die wärmste Sympathie entgegen gebracht. Wo "sie sich zeigen, wird ihnen entgegen- gejubelt. * Dresden, 5. April. Veranlaßt durch Sorgen infolge langer Stellenlosigkeit, versuchte am Freitag in einer Gastwirtschaft der inneren Altstadt der Sohn einer Offizierswitwe in Sorau sich mit übermangansaurem Kali zu vergiften, erreichte aber seine Absicht nicht. Der junge Mann hatte fürchter lich zu leiden und mußte nach dein Stadtkranken hause übergeführt werden. * Leipzig. Der am 27. März verstorbene Privatmann Herr Julius Otto Gottschald hat unserer Stadt den Betrag von 150 000 Mk. zur Errichtung einer Gottschald-Stiftung ausgesetzt und zwar mit der Bestimmung, daß die Zinsen dieses Kapitals nach freier Verfügung des Rates zur Unterstützung kranker, besonders aber augenkranker und altersschwacher Kaufmannswitwen und Kaus mannswaisen verwendet werden sollen. Ferner hat, wie schon früher erwähnt, der Verstorbene eine große Anzahl wertvoller Gemälde, meist der hol ländischen und vlämischen Schule des 17. Jahr hunderts angehörend, dem städtischen Museum ver macht. * Leipzig. Die Ungunst der Zeitverhältnisse, namentlich aber auch der schlechte Sommer des Vorjahres verschulden die Tatsache, daß das Pal mengarten-Etablissement in seiner Rechnung mit einem Fehlbetrag von 10 143 Mk. schließt; außer dem sind noch 36 700 Mk. notwendige Abschrei bungen zu machen. * Leipzig, 5. April. An einem Laternenpfahle erhängt hat sich heute früh auf offener Straße in der Nähe des Berliner Bahnhofes ei» 32 Jahre alter Arbeiter aus Volkmarsdorf, namens Weißen born. * Chemnitz, 6. April. Heute vormittag 9 Uhr hat auf der oberen Paulmenstraße in der Nähe des Exerzierplatzes der Maurer Heß, ein schon älterer Mann, seine ebenfalls schon ältere Frau durch drei Revolverschüsse in den Kopf zu töten versucht, sie aber nur schwer verletzt. Darauf legte er die Mordwaffe selbst auf sich an und brachte sich einen tätlichen Schuß Hinterm Ohr bei, sodaß der Tod aus der Stelle eintrat. Als Grund zu der entsetzlichen Tat wird Arbeitslosigkeit des Mannes angenommen, die Frau arbeitete an einem Bau. Ob die schwerverletzte Frau mit dem Leben davonkommen wird, ist zweifelhaft. — Gestern vor mittag in der elften Stunde wurde im Stadtteil Altchemnitz in der Nähe des Lohseschen Gasthauses ein 35 Jahre alter Schmied aus Markersdorf tot im Chemnitzfluß ausgefunde». Wie sich ergab, hatte der Mann nachts in der 4. Stunde seine Wohnung in, Delirium verlassen und war zweifel los infolge seines Zustandes die 2'/„ Meter hohe Uferwand hinab in den Chemnitzfluß gestürzt. * Plauen i. V, 4. April. Im Dienste der Nächstenliebe hat gestern nachmittag der 50 Jahre alte Handelsmann Güne aus dem Stadtteil Chriesch witz sein Leben eingebüßt. Er begegnete in Alt- jocketa einem mit Kohlen beladenen Wagen des Gasthofsbesitzers Petzoldt in Pöhl. Das Geschirr war von den beiden jugendlichen Söhnen Petzoldts begleitet. An einer abschüssigen Stelle vermochte das Pferd den Wagen nicht mehr zu halten und Güne sprang hinzu, um das Schleiszeug anzudrehen. In demselben Augenblick schlug der Wagen um und erdrückte den Hilfsbereiten. — Die 20jährige Kneisel aus der Morgenbergstraße hier, oie sich mit ihrem 2'/.jährigen Knaben aus der elterlichen Wohnung entfernt hat, hat wahrscheinlich Selbst mord begangen. Gestern hat man beim großen Wehr an der Elster das Mützchen des Kindes ge funden. * Planen i. V-, 4. April. In der heutigen Sitzung der Handelskammer Plauen wurde Fabri kant Neidhardt-Reichenbach zum ersten Präsidenten, zum zweiten Präsidenten Fabrikant Roessing-Plauen und zum dritten Präsidenten Bankdirektor Stohn- Zwickan gewählt. * Leubsdorf, 3. April. In der Holzstoff-Fabrik von Siegel u. Haase ist während der Nachtarbeit der l 9jährige Arbeiter Max Hunger aus Marbach voni Fahrstuhl erfaßt und erdrückt worden. Bei der Verunglückung war eine andere Person nicht zugegen und konnte bei Auffindung des Bedauerns werten nur noch der bald eintretende Tod festge stellt werden. * Meißen, 3. April. Gegen den früheren hiesigen Polizeiinspeklor Schulze wurde eine Unter suchung wegen unzulässiger Behandlung von Straf anzeigen eingeleitet. — In Munzig fiel das drei jährige Töchterchen des Tischlermeisters Götze in den Mühlengraben und ertrank. * Olbernhau. Ein verwegene« Wagestück unternahm Dien«tag nachmittag ein Schulknabe au« Seipen. Nahe der Hütlenreihe schwang er sich aus einen Puffer des 5-Uhr-Zuges nach Neuhausen, um auf diese gefahrvolle Weise heim zu kommen. Der Wagehals wurde jedoch heruntergeschleudert und von einem Gendarmen fcstgenommen. * Schmiedefeld. Ein besonder« ertragreiches Stück Feld besitzt der Eigentümer de« hiesigen Gast hofe« „Zum Fuchse". Aus diesem Acker, der an der Dresden-Görlitzer Bahn liegt, werden regel, mäßig jeder Jahr alte Goldstücke gesunden. Auch bei der diesjährigen Frühjahrsbestellung wurden wieder in zwei Tagen drei prachtvolle, schön er haltene Dukaten aufgefunden, der eine von der Frau des Besitzers, ein anderer von ihrem Söhn lein, der dritte vom Großknechte de« Gute«. Man darf wohl vermuten, daß auf diesem Felde, welche» schon seil langem da» „Goldstückchen" genannt wird, und welche« früher mit Wald bedeckt war, ein Soldat in den Freiheit»kriegen seinen Lod fand, der sich im Besitze einer stattlichen Menge jener prächtigen Goldstücke befand. GerichtSsaal. 8 Chemnitz, 3. April. Der am 2. Juni 1863 in Hohenstein geborene, noch nicht vorbestrafte Schutzmann Heinrich Otto Pfüller in Einsiedel wurde von der hiesigen Strafkammer wegen bei Au»übung seine» Amte» verübter vorsätzlicher Körperverletzung unter Annahme mildernder Umstände mit 30 Mark Geldstrafe belegt, an deren Stelle im Falle der Uneinbringlichkeit eine 6>ägige Gefängnisstrafe zu treten hat. (CH. Tgbl.) 8 Leipzig. In dem Prozeß Golla gegen den verantwortlichen Redakteur der sozialdemokratischen „Leipz. VolkSz.", Seger, hat, wie schon kurz gemeldet, Golla eine Verurteilung SegerS wegen formaler Beleidigung zu 30 Mk. Geldstrafe erreicht, nachdem die schöffengerichtliche Vorinstanz auf Freisprechung erkannt hatte. In Bezug auf materielle Beleidigung hat der Kläger dagegen nicht obgesieg«, vielmehr hat daS Berufungsgericht sich der Anschauung de» Gerichts erster Instanz angeschlossen, daß Golla tatsächlich die Schmähkarten an Bebel und die „Volkszeitung" geschrieben hat. DaS Gutachten des Schreibsachverständigen Lohmann mußte der Gerichtshof außer Betracht lassen, da sich dasselbe als wenig sorgfältig erwie» und Lohmann in mehreren Punkten von seinen früheren Behauptungen zurück, treten mußte. DaS Gericht hat sich in der Haupt» fache aus die Aussage Prof. Jeserich» gestützt, daß ihm in seiner zwanzigjährigen Praxi» eine solche Gleichheit der Schrift noch nicht vorgekommen sei. Unterstützt wurde daS Gutachten durch die Gleich, heit der Tinten und den Umstand, daß der Privat kläger den Sachverständigen Junge-Berlin inaufsälliger Weise ausgesucht hat. Ob nunmehr von der vor gesetzten Behörde GollaS daS Disziplinarverfahren gegen diesen eingeleitet wird, ist noch nicht bekannt; wie verlautet, wird Golla Berufung einlegen. 8 Berlin, 6. April. Wegen der Verbreitung der von den Londoner Anarchisten hier eingeschmug gelten Broschüre, betitelt „Der Generalstreik", wurde der Stuckateur und Anarchist Röhr von der 4. Strafkammer zu 6 Monaten Gefängnis verur teilt. Die ganze Verhandlung sand unter Aus schluß der Oeffentlichkeit statt. In der Verbreitung der Broschüre erblickte der Gerichtshof Aufreizung zum Klassenhaß. 8 Wucherer-Prozeß. In Berlin hat der Prozeß gegen den deS Wuchers angeklagten Rentier Heinrich Pariser begonnen. Von den zur Sache vorgeladenen Zeugen ist in der langen Zeit, die seit dem im Jahre 1896 stattgefundenen ersten Termin verstrichen, eine ganze Reihe verstorben, zahlreiche andere Zeugen, darunter Träger hochadliger Namen, sind durch ärztliche Atteste entschuldigt bezw. kommissarisch vernommen worden. Der Angeklagte hat bereits im Jahre 1896 wegen dieser Wucherer- assäre aus der Anklagebank gesessen, und zwar in Gemeinschaft mit dem Weinhändler Richard Meyer, dem Hypoihekenmakler Karl Herrmann und dem Kaufmann A. Riederich. Der erste Termin im Jahre 1896 wurde vertagt, bei dem späteren Termine schied Pariser vorläufig aus, weil er infolge von Krankheit nicht verhandlungsfähig war. Da» gegen die drei übrigen Angeklagten fortgesetzte Verfahren schloß mit der Freisprechung der Angeklagten Meyer und Herrmann, während Riederich, der inzwischen gestorben ist, in Geisteskrankheit verfiel. 8 Ein ungetreuer Konkurrverwalter. Unter großem Andrange deS Spandauer Publikums wurde von der zweiten Straskammer deS Berliner Land gerichts II gegen den srüheren Konkursverwalter Julius Hegert zu Spandau verhandelt, welcher der Untreue in 10 Fällen und der Urkundenfälschung in einem Falle beschuldigt war. Der Angeklagte wurde bereits im Alter von 22 Jahren vom Amt», gericht zu Spandau als Konkursverwalter angestellt und hatte daS Amt nur einige Jahre inne. Im Mai v. I. wurde er flüchtig. E» stellte sich heraus, daß er in unverantwortlicher Weise mit den Geldern gewirtschaftet hatte, die ihmauSIO noch schwebenden Konkurssachen anvertraut worden waren. Nach und nach stellte sich ein Fehlbetrag von über 80000Mk. heraus. Der Angeklagte hatte darnach ohne wesent» liche Mittel daS Weite gesucht. Er hatte sich zu nächst nach Stettin gewandt, dort einen Wechsel auf den Namen seiner nicht unbemittelten Ehefrau über 1100 Mk. gefälscht und diesen diskontiert erhalten. Mit diesem Gelbe reiste er nach Italien und Süd frankreich. Als seine Mittel zu Ende gingen, begab er sich nach Monte Carlo, um sein Glück bei der Spielbank zu versuchen. Er behielt nur noch so viel Geld übrig, um die Rückfahrt nach Berlin zahlen zu können. Er stellte sich hier selbst der Behörde. Der Angeklagte legte ein offene» Geständnis ab. Er habe die unterschlagene Summe keineswegs vergeudet, sondern sich in den Händen von Wucherern befunden. Schon zur Beschaffung der von ihm ver langten Kaution habe er schwere Opfer bringen müssen. Der Staatsanwalt führte au», daß der Angeklagte nicht mildernde Umstände verdiene; er beantragte gegen ihneineZuchthauSstrafe von6 Jahren 6 Monaten und 5000 Mk. Geldstrafe. Die Ver» teidiger mußten sich darauf beschränken, für die Zu billigung von mildernden Umständen einzutreten. DaS Urteil lautete aus 4 Jahre Gefängnis und dreijährigen Ehrverlust. Drei Monate wurden durch die Untersuchungshaft für verbüßt erachtet. 8 Kiel, 4. April. Das Kriegsgericht verur teilte den Kapitän zur See Jakobsen, Komman dant des Artillerie-Versuchsschiffs „Freia", zu 3 Tagen Stubenarrest, weil er durch Fahrlässigkeit einen Zusammenstoß mit dem Artillerieschulschiff „Brummer" herbeigeführt habe, wodurch letzteres erheblich beschädigt wurde. Der Vertreter der An klage selbst hatte Freisprechung beantragt. Jokobsen legte sofort Berufung ein. 8 Im Zorn hatte ein zwölfjähriger Schulknabe in Steinbach seinen sechzehnjährigen Bruder ein Mangclholzbrett derart gegen den Leib geworfen, daß eine Darmzerreißung und alsbald der.Tod ein-