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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 25.03.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190303250
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030325
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030325
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-03
- Tag 1903-03-25
-
Monat
1903-03
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 25.03.1903
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Frankreich die nach eine« bestimmten Muster im Hetmatlande ausgestellten Legitimationen »»«reichend fein. — Die Beerdigung de» heute früh 8'/, Uhr entschlafenen Freiherr« v. Heeremann wird vorau». sichtlich zu Münster, am Wohnsttz der Familie de« Freiherr« Heeremann, erfolgen. — Dem Entschlafenen widmen die Blütter ohne Unterschied der Partei ehrende Nachrufe. U. a. schreibt die „N. «. Z.": Mit dem Verstorbenen ist ein Mann dahingeschteden, besten vornehmer und unantastbarer Charakter und dessen sympathische Persönlichkeit von allen Parteien anerkannt und hochgeschätzt wurde. — Wie dem „B. T." au« Meiningen gemeldet wird, ist der Reich«tag«abgeordnete Müller-Meiningen, der bt«her Amttrichter »u Fürth war, »um Land- aericht«rat in Aschaffenburg ernannt worden. In. folge dieser Beförderung muß Abgeordneter Müller sein Mandat niederlegen. — Die schwedische Regierung hat im Reich«tage zu Stockholm eine Vorlage eingebracht, nach der die Regierung ermächtigt werden soll, von dem Rechte Schweden« abzustehen, die Stadt Wi«mar durch Erlegung der Pfandsumme wieder lolzukaufen. Die jetzt zu Mecklenburg-Schwertn gehörige Hafen stadt Wi«mar war bekanntlich vor Jahrhunderten von Schweden verpfändet worden und für eine Summe, die jetzt einschließlich Zinsetzin« auf viele, viel« Millionen angewachsen ist. Daher Schweden« Verzicht. München, 23. März. Wie aus bester Quelle verlautet, soll Minister von Feilitzsch gestern sein Rücktritt«gesuch dem Regenten vorgelegt haben. Die Antwort, welche vorau«stchtlich in bejahendem Sinne »»«fällt, wird heute oder morgen erfolgen. Amerika Newhork, 23. März. Sin« Depesche de« „New- york-Herald" au« Port of Spain meldet, der eng lische Kreuzer .Palla," nahm da« venezolanische Krieg«schtff „Restaurador" unter der Beschuldigung der Seeräuberei weg. Südafrika. — Ueber Au«wanderung«pläne der Buren bringt die südafrikanische Zeitung „Volk«sreund" eine Er klärung de« „Jungburischen Nattonalaulschusse«", worin e« heißt, die größte Mehrheit der au« der Gefangenschaft zurückgekehrten Buren habe einge- sehen, daß el ihnen doch unmöglich sei, unter der englischen Herrschaft zu leben. Eie seien daher ent- fchloffen, aulzuwandern, nur wollten sie sich nicht zu weit von ihrem alten Vaterlande entfernen. Der Nu«schuß «erde deshalb die Ansiedelung auf Mada- ga«kar, in Porlugiestsch.Westafrika und in Deutsch- Südwestafrika vorberetten. Oertltches «nd Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 24. März. * — Sin dreister Dieb. Ein auswärtiger Bettler, der sich bereits am Sonnabend verschiedent lich in der Neustadt sehr aufdringlich zeigte, ver suchte am Sonntag in einem hiesigen Material warengeschäft einen Diebstahl von Eßwaren, wurde jedoch ertappt und ergriff daraufhin die Flucht. Man sollte nun der Meinung sein, demselben sei der Boden hier zu heiß geworden und er habe unserer Stadt eiligst den Rücken gekehrt. Weit gekehlt! Gestern hatte er die Frechheit, hier aber mals einen Diebstahl zu versuchen bezw. auszu führen, indem er sich in den Laden des Herrn Buchhändler Garbe schlich und verschiedene Gegen stände, dir auf dem Ladentisch standen, mit sich gehen hieß. Zum Glück wurde er von dem Ge schäftsinhaber erwischt, der ihn festhielt und einige der gestohlenen Sachen wieder abnahm. Auf dem Wege zur Polizei gelang es dem frechen Diebe aber, sich loszureißen und trotz eifriger Verfolgung, an der sich eine große Menschenmenge beteiligte, zu entkommen. Gestern abend verhaftete unsere Polizei in einer hiesigen Herberge einen Fremden, auf den nicht nur die Beschreibung paßt, sondern der auch von dem Bestohlenen als der Dieb wieder erkannt wurde. Die polizeiliche Untersuchung dürfte bald feststellen, ob der Verhaftete, der z. Zt. ent schieden leugnet, der Gesuchte ist. * — Bürger- und 1. Bezirksschule Hohen» stein-Ernftthal. Die diesjährigen Turnprüfungen finden morgen, Mittwoch, den 25. März, nachmit tags von 2—4,20 Uhr statt. Freunde der Schule werden zum Besuche eingeladen. * —r. Befitzwechsel. Der seither der Frau verw. Weißbach gehörige „Bergmannsgruß" ist durch Kauf in den Besitz des Herrn Restaurateur A. Franke hier übergegangen. Die Bewirtschaftung dieses Etablissements durch den neuen Besitzer, welcher den Ruf eines rührigen und tüchtigen Wirtes genießt, wird noch vor Ostern erfolgen. Die Frankesche Restauration, Limbacherstraße, über nimmt käuflich Herr Hausschlächter G. Ring hier. * - Die 4. Klasse der 143. Kgl. Sachs. Laudeslotterie wird am 6. und 7. April gezogen. Die Erneuerung der Lose ist noch vor Ablauf de« 28. März bei dem Kollekteur, deffen Name und Wohnort auf dem Lose aufgedruckt und aufgestempelt ist, zu bewirken. * — Für Kousirmauden. Nach einer Bekannt machung der Kgl. Amt«hauptmannschaft Glauckau ist den Konfirmanden verbeten am Palmsonntag und Gründonnerstag in Schankwirtschasten allein einzukehren, und wird jede Verabreichung geistiger Getränke an dieselben auch streng bestraft. * — Die Brigade- und DivifionSmanövcr der 24. Divifiou finden vom 25. August bis mit 1. September in der Amtshauptmannschaft Glauchau, im westlichen Teile von Rochlitz, bis zur Ehemnitz-Narsdorfer Eisenbahn, sowie im nord westlichen Teile von Chemnitz statt. Die Manöver der 40. Division werden in der Amtshauptmann schaft Borna vom 27. August bis mit 2. September abgehalten. Am 3. September wird das ganze IS. Armeekorps in und bei Leipzig untergebracht und hat hier am 4. und 6. September Rasttag. Am S. September findet, wie wir bereits meldeten, Kaiferparade statt. * — Aus dem Kaufmännischen Vereins- lebe». Der Name de« Deutschnationalen Hand lung«gehilfen-Verbande» ist bei den Parlamentarismen Verhandlungen über den in Au«sicht stehenden Ge setzentwurf betr. Kausmann«gerichte wiederholt er wähnt worden. Angesicht« der bemerkenswerten Rührigkeit, die der Verband auf sozialpolitischem Gebiet entfaltet — er hat im letzten Jahre nicht weniger al» 2092 Eingaben an Staats- und Ge meindebehörden eingereicht — dürste e» interessieren, einen Blick in da» innere Getriebe dieser weitver zweigten Organisation zu werfen. Ihre 46 112 Mitglieder find in 725 Ortsgruppen und Zweig, vereine zusammengeschloffen, die im Jahre 1902 neben zahllosen Mitgliederversammlungen über 500 öffentliche Vorträge abgehalten haben. Die Stellen vermittlung hat trotz de« schlechten Geschäftsgänge» in Handel und Industrie wieder erfolgreich gear beitet, sie besetzte 1114 offene Stellen. Einen sicheren Rückhalt besitzen die Mitglieder de« Ver bände« an der Rechtsschutzabtetlung, die in allen Differenzen mit den Prinzipalen ihre Vertretung übernimmt; sie erteilte 3785 Recht«auskünste und übernahm in 766 Fällen die Vermittlung bei Streitigkeiten au« dem Dienstverhältni«. Hierbei gelang e« ihr, 37171 Mk. zurückbehaltene Gehälter und 129 Zeugnisse zu erstreiten. E« wurden 195 gerichtliche Klagen geführt, von denen 69 gewonnen wurden, 28 verloren gingen, 13 zurückgezogen oder durch Vergleich erledigt wurden und 85 zur Zeit noch schweben. Die Anlkunftei de« Verbände« konnte 1964 Auskünfte über Firmen an stellung suchende Gehilfen erteilen. In der Fürsorge für notleidende und stellenlose Kollegen ließ der Deutsch nationale Verband auch im vergangenen Jahre alle anderen kaufmännischen Vereine weit hinter sich; seine Versicherung gegen Stellenlosigkeit zahlte 48 314 Mk. Renten an 904 Stellenlose, seine Dar- lehnskaffe gewährte 279 Berufrgenoffen Unterstütz ungen im Gesamtbetrags von 8129 Mk. Von den verschiedenen Schriften der Verbände« wurden 37 000 Exemplare abgesetzt, seine Flugblätter wurden in 82 000 Stück verbreitet, sein Organ, die Deutsche Handel«-Wacht, hatte eine Gesamtauflage von 1 323 000. Da« Vermögen beträgt zur Zeit 194 000 Mk., der Jahre«überschuß der Verbände« und seiner Kassen 32 000 Mark. * — Die Vertretung der Industrie in den sächsischen Ständekammern. Die von dem Reichs tagsabgeordneten für Freiberg, Herrn Dr. Oertel, herausgegebene Deutsche Tageszeitung, Organ des Bundes der Landwirte, bringt eine angeblich aus Sachsen stammende Zuschrift zum Abdruck, worin der auch auf der letzten Versammlung des Ver bandes Sächsischer Industrieller von seinem Vor sitzenden, Herrn Fabrikbesitzer Franz Hoffmann- Dresden, ausgesprochene Wunsch nach einer gesetz mäßigen Vertretung der Industrie in der ersten sächsischen Ständeka mmer angegriffen wird. Der Verfasser dieses Artikels schreibt, der Verband sächsischer Industrieller habe in das „beliebt ge wordene Klagelied über ungenügende Vertretung der Industrie in der sächsischen Ständekammer ein gestimmt", wer „mit der Behauptung krebsen ginge, die Industrie sei in der ersten Kammer nicht ver treten, schlage der Wahrheit ins Gesicht" u. a. m. Wir versagen es uns, auf diesen Ton des Organs des Bundes der Landwirte einzugehen und wollen rein sachlich die Gründe beleuchten, die es für die angebliche Richtigkeit seiner Anschauung anführt. Zunächst wird wieder einmal hingewiesen auf die beiden Geheimen Kommerzienräte, die in der ersten Ständekammer sitzen, von denen aber nur einer Industrieller ist. Diese beiden Mitglieder gehören zu den nach § 63, Absatz 17 der Verfassung ge nannten „fünf vom Könige nach freier Wahl auf Lebenszeit ernannte Mitglieder", sie sitzen also in der ersten Ständekammer nicht als Industrielle, sondern lediglich aus Gnade deS Königs, der sie nebst anderen Persönlichkeiten versassungsgemäß aus eigenem Ermessen berufen hat. Und auf diesen einen unter 48 Mitgliedern beschränkt sich die tat- sächliche Vertretung der sächsischen Industrie in der ersten Ständekammer, während die Industrie, wie gesagt, gesetzmäßig überhaupt keinen Anspruch auf Vertretung, sei eS auch nur durch ein einzige- ordentliches Mitglied, hat. Dagegen bestimmt die Verfassung, daß die Landwirtschaft zunächst durch 12 auf Lebenszeit gewählte Abgeordnete der Besitzer von Rittergütern und anderen größeren ländlichen Gütern, ferne: durch 10 vom Könige nach freier Wahl auf Lebenszeit ernannte Rittergutsbesitzer, also offiziell durch mindestens 22 Vertreter in der ersten Ständekammer vertreten sein müsse, dazu kommen dann noch die verfassung-gemäß zur ersten Stände- kammer gehörendcnVertreter der Herrschaften Wilden fels, der Schönburgischen Rezeßhcrrschasten, der StandeSherrschaften Königsbrück und Reibersdorf, sowie der Schönburgischen LehnSherrschaften, so daß die agrarischen Kreise im Königreich Sachsen, die noch nicht 20 Prozent der Gesamtbevölkerung auSmachen, in der ersten Ständekammer durch 27 von 48 Mitgliedern vertreten sind, während Sachsens Handel, Gewerbe und Industrie gesetzmäßig nicht Anspruch auf einen einzigen Vertreter hat! DaS Organ der Bundes der Landwirte und deS Herrn Dr. Oertel findet diesen Zustand aber ganz in der Ordnung und möchte daran nichts geändert wissen. Denn, wie eS schreibt, sei eS bei dem „scharfen Gegensatz der Industrie unter sich" „durchaus ver nünftig und gerecht", daß die Vertretung der Industrie in die Hände der 8 Bürgermeister gelegt werde, welche in der Ersten Kammer sitzen und welche die engste Fühlung mit den verschiedenen Industrien hätten. Wir registrieren diese- Einge ständnis der Deutschen Tageszeitung hiermit, weil eS unS zeigt, wa- die Handel und Gewerbe treibenden Kreise SachsenS vom Bund der Landwirte zu er- warten haben, und wir glauben auch die Freiberger Wähler des Herrn Dr. Oertel werden sich merken, wie dieser Herr die Bedeutung der Industrie und de- Handel- cinschätzt. Wenn in Zollfragen oder bei Behandlung der Kartellfrage gewisse Gegensätze innerhalb der Industrie bestehen, so haben diese zunächst mit den Aufgaben deS Landtages nicht- zu tun, in der Beurteilung der Steuergesetzgebung deS Landtages und der Verkehr-politk, über die er mit »u entscheiden hat, herrscht aber unter den sächsischen Industriellen eine erfreuliche Einmütigkeit, die hoffentlich später auch noch praktisch zum Ausdruck kommen wird. Die sächsische Industrie ist durchaus nicht gewillt, sich nach dem Vorschläge der Deutschen Tageszeitung al- unmündige» Kind behandeln zu lassen, da» sich nicht selbst vertreten kann und des halb durch die Bürgermeister mit vertreten werden muß, und sie ist ebensowenig gewillt, der sächsischen Landwirtschaft einen derartig überragenden Einfluß in den Ständekammern zuzugestehen, wie er jetzt im Gegensatz zu den tatsächlichen Verhältnissen auSgeübt wird. Die ständig wachsende Mitgliederzahl deS Verbandes Sächsischer Industrieller, der das Ziel verfolgt, der sächsischen Industrie den ihr gebührenden Einfluß auf die Gesetzgebung zu verschaffen, beweist, daß er auf dem rechten Wege ist, und er wird sich von diesem Wege durch derartige Belehrungen deS Herrn Dr. Oertel und des von ihm vertretenen Bunde- der Landwirte am allerwenigsten abbringen lassen. * Lugau, 23. März. Beim Einbau einer Holzhülle zum Einsüllen deS Schachtes ist gestern mittag gegen 12 Uhr der Schachtzimmerling Helbig vom Viktoriaschacht auf dem Karlschacht in der sogen. Siebcrgasse, welche jetzt abgetragen wird, mehrere Bühnen hinabgestürzt. Der schwerverletzte Helbig wurde sofort mittels Geschirr in seine Be hausung nach Neukirchberg gebracht. — In Rücksicht auf die hier herrschende Wohnungsnot wurde in einer dieser Tage abgehaltenen Versammlung ein Spar- und Bauverein für Lugau und Umgebung gegründet. Zur Uebernahme der Aemter als erster und zweiter Vorsitzender ließen sich Bergrat Scheibner und Bergdirektor Müller von hier bereit finden. * Stollberg, 23. März. Ein bedauernswerter UnglückSsall, der leider den Tod eines jungen Menschenlebens zur Folge hatte, ereignete sich in unserer Stadt Sonnabend nachmittag in der 6. Stunde. Der 9 Jahre alte Schulknabe Arthur Gruner, Enkel des Maurers Reinhard Gruner hier, der daS Geschirr eines hiesigen Speditionsgeschäfts führte und neben demselben Herlies, wurde vom Ortscheid gestreift, kam zum Fallen und geriet unter die Räder, welche ihm die Schädeldecke eindrückten. Bewußtlos wurde der unglückliche Knabe nach Hause gebracht, wo er alSbald seinen Geist aufgab. * Niederlungwitz, 23. März. Die erste öffent- liche Versammlung zu den bevorstehenden Reiche- tagiwahlen fand von sozialdemokratischer Seite au« gestern nachmittag hier auf der Wendlerschen Wiese statt. Der Redakteur No«ke au« Chemnitz sprach zwei Stunden über die politische Lage und die be vorstehenden ReichstagSwahlcn. Trotzdem die Wahl ihre« Genossen Ignatz Auer ihnen al« vollständig sicher im 17. hiesigen Wahlkreise erscheint, soll sich jeder Genosse eifrig an der Wahlagitation beteiligen. Dem Vortrag wohnten ungefähr 500 Personen bei. Ein Saal war für diese Versammlung im hiesigen Orte nicht zu haben. * Waldenburg, 23. März. Heute Mittag brannten, wie da« „Schönb. Tgbl." schreibt, im Forste bei Wicker«dorf in der Nähe de« Forsthause« gegen 6—8 Acker junger Fichtenbestand ab; eine riesige Rauchwolke machte die Bewohner unserer I Stadt auf den Brand aufmerksam. Wie ver lautet, soll dar Feuer dadurch entstanden sein, daß sich Waldarbeiter da« Mittagessen an einem Holz- seuer warm machen wollten. Durch herzueilcnde Personen und die hiesige Freiwillige Feuerwehr, welche alrbald mit einer Spritze auf die Brand stelle eilte, sowie die freiwillige Feuerwehr von Nltwaldenburg wurde da« Feuer erfolgreich be kämpft. * Dresden, 23. März. Der Landerautschuß de« Landerverbander sächsischer Feuerwehren hielt am Sonntag hier unter Vorsitz der Branddirektor» Weiganv-Chemnitz und in Anwesenheit der Präsi denten der LandeSbrandversicherungrkammer, Ge heimrat vr. Bonitz, eine Sitzung ab. Der Vor sitzende teilte mit, daß der König da« Protektorat über den Landerverband angenommen habe. Der bevorstehende internationale Feuerverhütungrkongreß in London soll nicht beschickt werden. Ferner wurden zwei Gesuche der Kgl. Brandversicherung«- kammcr erledigt. Da« erste betraf ein Gutachten über die verschiedenen Konstruktionen von Normal- Verschraubung. Professor I)r. Kellerbauer-Chemnitz ist noch mit der Bearbeitung de« Gutachten« be schäftigt, konnte jedoch schon konstatieren, daß die von den verschiedenen Fabriken eingesandten Kuppel ungen zusammenpassen. Da» zweite behandelte da« Gesuch der Stadl Freiberg um Erhöhung de« Prozentsätze« der an den Gemeindcseuerlöscheinrich- tungen zur Rückzahlung kommenden Beiträge zur Brandversicherungrkammer. Der Landerautschuß empfahl unter Befürwortung de« Freiberger Ge suche« eine Abänderung de« § 187 de« Brandver- sichcrungrgesetzer. Weiter halte die Brandver- sicherung«kammer an den Landeraurschuß de« Landes verbände« sächsischer Feuerwehren angesicht« mehrerer Spezialsälle dar Ersuchen gerichtet, er möge dahin wirken, daß die regulativmäßigen Bestimmungen in bezug auf Gesuche um Unterstützungen au« dem Feuerwchrsond« besser al« bisher innegehalten werden und nicht die fraglichen Feuerwehrkommando«, sondern der Verunglückte bezw. dessen Angehörige und die Ortrbehöcde den Unlerflützung«antrag stellen. * Dresden. Von hiesigen Frauen ist gegen die Wicderzulassung der Jesuiten folgende Petition an den Bundcrrat in Umlauf gesetzt worden: „Die unterzeichneten deutschgestnnten Frauen Drcrden«, verheiratete und ledige, evangelische und katholische, welche deutsche Zucht und Sitte, deutschen Glauben, deutsche Treue, deutsche Gewissenhaftigkeit und Gottetsurcht in Familie und Vaterland gewahrt und geschützt wissen wollen, richten hierdurch an den Hohen Bundesrat die dringende Bille, die Jesuiten vom Deutschen Reiche sernzuhalten." * Leipzig, 22. März. Gestern ist aus dem städtischen Krankenhause die letzte Pockenkranke als geheilt entlassen worden. Damit ist die ansteckende Krankheit, da seit Wochen eine neue Erkrankung nicht vorgekommen ist, im Stadtgebiete al» vollständig beseitigt anzusehen. In erster Linie ist da» schnelle gänzliche Aushöreu der Pocken, die bekanntlich durch einen Reisenden au» Rußland in den westlichen Stadtteilen hier eingeschleppt wurden, den umfassenden sanitären Maßregeln zu verdanken, die man unver züglich dagegen ergriffen hatte. * Leipzig, 24. März. Herr Ackermann-Teubner, Ches der weltbekannten Buchdruckerei B. G. Teubner, ist gestern, 76 Jahre alt, gestorben. * Zwickau. Der seit dem 23. Februar ver- schwundene 48 Jahre alte Kaufmann Schürer von hier wurde al« Leiche au« dem hiesigen Schwanen- teiche gezogen. Furcht vor einer Operation hat ihn in den Tod getrieben. — In Cain«dorf er- hängte sich der Arbeiter Stark von der Martenhütte au« Furcht vor Strafe. Er hatte in der dortigen Brauerei und in der Hütte mutwillig Fensterscheiben zertrümmert. * Stenn, 22. März. Ein Etnbruch«diebstahl wurde in der Nacht zum Sonnabend im Dienstge bäude der hiesigen Eisenbahnhaltestelle verübt. Der Dieb hat in dem Dtenstzimmer de« Bahnverwalter« Günther au« dessen Schreibpult über 16 Mark bare« Geld entwendet. Schreibutensilien usw. hat er unberührt gelassen. Ein eiserner Geldkasten widerstand der Ausbrechung. Der Spitzbube ist noch nicht ermittelt. * Crimmitschau, 22. März. Anläßlich de« bevorstehenden 300jährigen Jubiläum« unserer Schützengesellschast wird auch ein historischer Fest- zug geplant; umfangreiche Vorarbeiten hierzu sind bereit« im Gange. Dieser Festzug wird die Ent wickelung de« Schützenwcsen» in verschiedenen Zeit abschnitten durch kostümierte Gruppen und Fest wagen darstellen. Da« Fest wird nicht mit einem sonst aller zwei Jahre statlfindenden Vogelschießen verbunden sein, sondern soll zu einem großen allge meinen Volk«sest gestaltet werden. Zahlreichem Be- such au«wärtiger Schützen wird entgegengesehen. * Plauen, 23. März. Besorgnis erregende Erdbeben, starke, rasche Stöße, anhaltendes Donner rollen mit heftigem Erzittern des Bodens haben im Gebiete des oberen Vogtlandes gestern und heute stattgefunden, und zwar hauptsächlich in Bram bach, Nntersachsenberg, Klingenthal und Graslitz. * Reichenbach, 23. März. Der vierzehnjährige Konfirmand L. von hier, ein fleißiger Arbeiterssohn, hat sich am Sonnabend im Oberreichenbacher Wald erhängt. Die Ursache de» bedauerlichen Schrittes ist noch nicht aufgeklärt. * Ellefeld, 23. März. Gestern abend gegen 8 Uhr entstand in dem großen Stall- und Wirt schaftsgebäude deS HammerguteS hier Feuer, wobei eine große Menge Heu- und Futtergeräte, landwirt schaftliche Gerätschaften usw. ein Raub der Flammen wurden. DaS Vieh konnte noch rechtzeitig gerettet werden. Die Feuerwehr mußte ihre Tätigkeit auf die Erhaltung des großen Hauptgebäudes richten. * Döbeln. Ein großer Brand, der aus dem Gute de« Rittergutibesitzer« Möring in Schweta au«gebrochen war, zerstörte verschiedene Gebäude mit sämtlichem Inventar und einer Dampslokomobile. Man vermutet Brandstiftung. Schöffengerichtssitzung vom 24. März 1903. Unter der Anklage der Unterschlagung und des Betrugs stand der hier wohnhafte Zimmermann Hermann Friedrich Weinhold. Derselbe lieh sich etwa 8 Tage vor Weihnachten von dem Stell machermeister I. einen Hobel, ohne diesen, wie an genommen wurde, wieder zurückzugeben. Weiter schädigte er I. dadurch, daß er am 26. Januar d. I. einen Posten Latten von diesem entnahm unter der unwahren Angabe, die Holzlatten seien für seinen Arbeitgeber C., auf dessen Konto er sie auch erhielt, während er dieselben zu seinem Nntzen verwendete. Bezüglich der Unterschlagung mußte der Angeklagte freigesprochen werden, da der betr. Hobel am Tage vor der heutigen Hauptverhand lung in der Werkstatt J.s vorgefunden wurde. Wegeu Betrugs wurde Weinhold zu 14 Tagen Gefängnis und zur Kostentragung verurteilt. Der noch nicht vorbestrafte Färber Ernst Her mann Günther aus Gersdorf, geb. am 26. Oktbr. 1882, wurde wegen Widerstands gegen die Staats gewalt zu 3 M. Geldstrafe bez. 1 Tag Gefängnis verurteilt. Der strafbare Widerstand wurde darin erblickt, indem Günther den in amtlicher Eigen schaft in der Wohnung des Vater- des Angeklagten erschienenen Gerichtsvollzieher-Gehilfen an der Aus führung einer amtlichen Handlung zu hindern snchte «zwangsweise Beseitigung eines Erdwalles vor dem Güntherschen Grundstück! und zwar da durch, daß er den Karren, der von dem dazn beauftragten Zeugen F. mit dem fortzuschaffenden Erdreich gefüllt wurde, umzukippen suchte. Nach Lage der obwaltenden Verhältnisse warf der Ge richtshof unter Zubilligung mildernder Umstände die genannte gesetzlich zulässige Mindeststrase aus. Zwei unbescholtene 13- bezw. 14jährige Schul knaben, Karl Walter Kaufmann und Johannes Max Pietzold von hier, stahlen Anfang Februar aus der Hausflur eines hiesigen Schokoladen-Geschäfts eine Kiste mit Zuckerwaren im Werte von etwas über 20 M., versteckten dieselbe im Schweinestall eines Nachbargrnndstückes, um bei späterer Ge legenheit die Kiste zu öffnen und sich den Inhalt anzueignen, was jedoch nur zum Teil ausgeführt werden konnte. Der eigentliche Verlust dürfte sich auf ungefähr 1,20 M. bewerten lassen. Wegen gemeinsamen Diebstahls wurden die beiden Ange klagten mit je einer Woche Gefängnis in Strafe genommen. Die Kosten fallen ihnen zu gleichen Teilen zur Last. Mit Rücksicht auf das nicht un bedeutende Wertobjekt und die Art und Weise der Ausführung des Diebstahls konnte es der Ge- richtshof bei einem Verweis nicht bewenden lassen. Gerichtssaal. Bon den drei Verbrechern Behnert, Foussc und Goldschmidt, die im Herbst v. I. zwei Trödler innen in Leipzig und Jena ermordet und beraubt
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