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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 03.04.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-04-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190304031
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030403
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030403
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-04
- Tag 1903-04-03
-
Monat
1903-04
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 03.04.1903
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Standbild de« Feldmarschall« Mottke. An der Be glückwünschung nahmen auch die Chefs der General, stäbe sämtlicher preußischen Armeekorp«, Abord nungen de« bayerischen und de« sächsischen General- siabe« und Feldmarschall Graf Waldersee teil. Dem Grasen Häseler ging ein kaiserliche« Glückwunsch- Telegramm zu. — Wie die „Neue politische Korrespondenz" mitleilt, trifft die vom „Berl. Tagebl." verbreitete Nachricht vom Rücktritt de« Minister« v. Goßler nicht zu. Herr v. Goßler denke garnicht daran, amtrwüde zu sein. Hiermit fielen auch alle Kom binationen über seinen Nachfolger, von denen die von der Berufung de« General- Colmar v. d. Golz besonder« unwahrscheinlich sei, da dieser General al« kommandierender General sür Ostpreußen seiner Zeit besonder« au«gesucht worden wäre. — Nach Mitteilungen an die Rechnungskom- niission des Abgeordnetenhauses find in Preußen als Entschädigungen an im Wiederaufnahmever fahren freigesprochene Personen 1901 im ganzen in 10 Fällen zusammen 6176 Mark bewilligt worden. Als sonstige, Beschuldigten gewährte Ver gütungen für die ihnen ohne ihr Verschulden aus dem Strafverfahren erwachsenen Nachteile sind in dem genannten Etatjahre in 17 Fällen zusammen 1737 Mark bewilligt worden. Frankreich. — Der Krieg«minister General Andrs ist 65 Jahre alt geworden und damit au« dem aktiven Dienst der Armee au-geschieden, war ihn nicht hindert, al« Minister an der Spitze der Armee zu verbleiben. Andrs trat 1859 in die Armee alr Unterleutnant ein und nahm am deulsch-französtschen Kriege al» Hauptmann teil; seine Haltung in den Kämpfen von Champigny trug ihm die Ehrenlegion ein. Im Jahre 1888 wurde er Oberst, 1893 Brigadegeneral und 1899 Division-general. Die republikanische Gesinnung de« General« war in der Pariser Gesellschaft seit den ersten Tagen der Drcy- fur-Affäre bekannt, und Waldeck-Rousseau bot ihm 1900 die Nachfolge de« Krieg«ministers de Galiffet an. Aus Vorschlag de« Ministerrat« hat Präsi dent Loubet dem General AndrS die Militär- medaille verliehen. Die Militärmedaille ist eine für Soldaten und Unteroffiziere, die sich durch besondere Tapferkeit au«gezetchnet haben, bestimmte Dekoration; sie kann in besonderen Fällen Generalen verliehen werden, die bereits die Ehrenlegion besitzen, als Belohnung sür hervorragende Kriegs- und Friedens- Verdienste um die Armee. In diesem Falle be deutet also die Militärmedaille die höchste mili tärische Ehrung, und der General Andrs teilt diese Auszeichnung nur mit 12 Generalen und 2 Admiralen. Im Orden der Ehrenlegion war Andro erst zum Grad eine» Offizier» vorgerückt, da er sich selbst nicht promovieren wollte; man hatte er wartet, daß ihn der Mtnisterrat derhalb jetzt zum Kommandeur der Ehrenlegion ernennen werde; Herr Combe« ging aber darüber hinau«, und sein Glückwunschschreiben an den Kriegtminister, da» die Zeitungen Mitteilen, läßt erkennen, daß dieVerleihung der Militärmedaille ein Au»druck de» Dankes der Re- gierung ist sür die Dienste, die der Kricg-minister der Republik und der republikanischen Armee er wiesen hat. Schweden. Stockholm. „Aftonbladet" sagt in seinem heutigen Leitartikel „Zur Wismarsrage" zum Schluß: Unsere Leitung der auswärtigen Ange legenheiten hat die Aufgabe, da die Abtretung Wismars von allen Seiten als selbstverständlich angesehen wird, diese Abtretung auf die Weise und unter den Bedingungen geschehen zu lasse», die unserem Lande den größtmöglichen Vorteil ge währen können. Wir haben Grund, von jeder Art vvn großpolitischen Kombinationen abzusehen, wir müssen uns mit dem allen Sprichwort trösten: Eine Taube in der Hand ist besser, als zehn auf dem Dache. Es ist klar, daß es dabei am nächsten liegt, an Vorteile ökonomischer Natur zu denken. Unsere Verbindung mit einem großen uns freund lich gesinnten Nachbarstaats ist vvn bedenklicher Verschlechterung bedroht durch den neuen deutschen Zolltarif. Hier ist nicht die rechte Stelle, sich aus Einzelheiten einzulassen, aber so viel muß doch wohl die Erwerbung eines unbeschränkten und vollen Hoheitsrechtes über Wismar für das deutsche Reich Wert haben, daß dieses deswegen bereit sein könnte, auf irgend welche traktatmäßige Milderung irgend einiger Zollsätze eiuzugehen, die für das schwedische Geschäftsleben die drückendsten sind. In dem königlichen Entwürfe wird empfohlen, daß der Reichstag ohne Bedingung oder Vorbehalt seine Zustimmung dazu gebe, daß Schwede» von seinen: traktatmäßigen Rechte abstehe. Wir deuten, daß dies die einzig mögliche Form ist, unter der eine solche Proposition berücksichtigt werden kann; aber das hindert nicht, daß Verschiedenes zwischen den Zeilen gelesen werden kann in der Zustimmung, die der Reichstag zweifellos der Regierung geben wird. Der Reichstag hat allen Grund, von der Regierung zu erwarten, daß Schwedens Wohl und Interessen nicht unberücksichtigt gelassen werden, und wir haben keinen Grund, zu glauben, daß diese Voraussetzungen nicht in Erfüllung gehen werde». Serbien. Belgrad, 1. April. Die Situativ» in Attserbien kompliziert sich dadurch besonders, daß die einhci- mischen türkischen Truppen, die gleichfalls aus Al banesen bestehen, mit ihren aufrührerischen Stammes- genoffen gemeinsame Sache machen. Fall« nicht baldigst anatolische Truppen am Kampfplätze er- scheinen, steht ein Christengemetzel und die Ermor dung aller fremden Konsuln bevor. Ungesähr 10 000 bewaffnete Albanesen bedrohen ständig die Ruhe. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 2. April. * Ostereier und Osterhasen. Ostern naht und demgemäß stehen gegenwärtig die Geschäfte der Schokoladen- und Zuckerwarenbranche unter dem Zeichen des Osterhasen und der Ostereier. In den verschiedensten Gruppierungen, zuweilen auch in Gestalt größerer Prunkstücke, sind beide friedlich vereint hinter den Schaufenstern zu sehen, eine Augenweide nicht nur für die Kinderwelt, sondern auch für Erwachsene. Ohne diese beiden Dinge kann sich ja die Jugend das Fest gar nicht vorstellen, und wenn es auch vor der Hand ein dunkles Rätsel für sie bleibt, ob der Osterhase die schönen, bunte» Eier selbst legt oder von anders wo herbeischafft, um sie dann die jubelnde Schar finden zu lassen, so weiß sie doch ganz genau, daß diejenigen Eier die besten sind, deren Inhalt aus Zucker, Marzipan, Schokolade und anderen süßen Sachen besteht. Eine große Auswahl nicht nur hiervon, sondern auch in allerlei für das Osterfest passenden und in der gesamten Damen- und Kinder- weit sich großer Beliebtheit erfreuenden reizenden Geschenken sind in den beiden Verkaufslokalitäten der bekannten Firma Ernst Schraps, Bahn straße 10 und Ecke Dresdner- und Breitestraße, zum Verkauf ausgelegt. — Desgleichen hat die hiesige am Teichplatz befindliche Verkaufsstelle der weltbekannte» Dresdner Firma Selbmann in diesen: Jahre wiederum eine überaus reichhaltige Auswahl von Ostergeschenken arrangiert. — Nicht minder bietet das Schokoladen-'Spezialgeschäft von Frieda Helbig, Dresdnerstraße, eine Fülle von Osterneuheiten aller Art. Jedenfalls haben unsere heimischen Geschäfte alles aufgeboten, jedem Geschmack und jedem Wunsche Rechnung zu tragen und damit jeder Großstadt-Konkurrenz, besonders auch inbezug auf die Preise, die Spitze zu bieten. * — Die Frage der Einführung von Elek trizität in hiesiger Stadt, die schon seit Jahren unsere Einwohnerschaft beschäftigt, hat, wie wir schon gestern im Stadtverordneten-Sitzungsbericht mitteilten, durch die mit 12 gegen 10 Stimmen erfolgte Annahme des Ausschuß-Antrages, dem Oberlungwitzer Elektrizitätswerk unter noch fest zusetzenden Bedingungen das Stadtgebiet zu öffnen, ihren vorläufigen Abschluß gefunden. Ein eigenes Werk zu errichten, wurde bekanntlich mit 11 gegen 11 Stimmen (die Stimme des Vorsitzen den gab den Ausschlag) abgelehnt. Hoffentlich er weist sich der gefaßte Beschluß in der Zukunft als vorteilhaft für unsere Stadt. * — Verpflichtet wurde heute, wie der Stadt rat in: amtlichen Teile vorliegender Nummer be kannt gibt, als Expedient für die hiesige Gasanstalt Herr Karl Friedrich Siegel, bisher Schreiber bei dem städtischen Gas- und Wasserwerk zu Meißen. * — In der gestrigen Sitzung des Kreis- ausschusscs wurde u. a. beschlossen, die Uebernahme einer bleibenden Verbindlichkeit feiten unserer Stadt gemeinde durch eigene Unterhaltung einiger fiska lischen Straßenstrecken zu genehmigen. * — Bei der bevorstcbenden Konfirmation ist zu beachten, daß junge Leute, welche ihren Wohn ort verlassen, um auswärts in die Lehre oder in ein Arbeitsverhältnis zu treten, sich schon mit dein in der Gewerbeordnung vorgeschriebenen Arbeits buche zu versehen haben, da zur Ausstellung des selben die Zustimmung des Vaters bezw. Vormundes erforderlich ist. Die Erfahrung hat gelehrt, daß dies in vielen Fällen unterlassen wird und dadurch den Eltern oder Vormündern nachträgliche Weite rungen und Unkosten entstehen. * — Die amtliche Festsetzung des Wah!- tcrmins Hal in rechtlicher Beziehung die Folge, daß nunmehr die Bestimmungen in: 2. und 3. Ab satz des 8 43 der Gewerbeordnung in Kraft tritt, welche lautet: „Zur Verteilung von Stimmzetteln und Druckschriften zu Wahlzwecken bei der Wahl zu gesetzgebenden Körperschaften ist eine polizeiliche Erlaubnis in der Zeit von der amtlichen Bekannt machung des Wahltages bis zur Beendigung des Wahlaktes nicht erforderlich. Dasselbe gilt auch bezüglich der nicht gewerbsmäßigen Verteilung von Stimmzettel:: und Druckschriften zu Wahlzwecken." * — Wie die Aussaat, so die Ernte! Der Landwirt muß vor allen Dingen darauf sehen, daß er sür den Anbau seiner Felder mir die best- und ertragreichsten Sorten seiner verschiedenen Produkte wählt. Man spricht wohl sehr oft z. B. von Hafer oder Kartoffeln bringt der Morgen oder Acker so und so viel Ertrag, man denkt dabei aber viel zu wenig daran, was eine Sorte mehr oder weniger bringt wie die andere. Wir denken dabei in erster Linie an Kartoffeln, da» Hauptprodukl der meisten Oekonomen und machen auf die Sorte „Früheste Juli" ganz besonder« ausmerksam. „Früheste Juli" ist außergewöhnlich früh, von vor züglichem Geschmack und licsert ganz enorme Er träge. Die Saat ist von der Firma Gebrüder Ziegler in Erfurt, Lieferanten Sr. Majestät de« deutschen Kaiser-, zu beziehen. * Oberlungwitz, 31. März. Ein Raubanfall wurde am vergangenen Freilag abend« in der 8. Stunde an dem 15 Jahre alten Stricker Schön von hier im Rabensteincr Walde von einem Unbekannten verübt. Schön wurde unter Drohungen zur Heraus gabe seine« Gelder aufgefordert, und als er sich weigerte, die« zu tun, nahm ihm der Fremde seinen bei sich führenden Handwagen, aus dem sich Garn im Werte von 60 Mk. befand, gewaltsam weg und entfernte sich eiligst. Schließlich gelang c« Schön, den Wagen wieder zu bekommen, da sich inzwischen ein Fuhrwerk dem Tatorte näherte, worauf der Räuber die Flucht ergriff. Letzterer wurde gestern in Hohenstein-Ernstthal in der Person eine« 30 Jahre allen, aus Ostpreußen gebürtigen Müllergesellen Adamat ermittelt und dingfest gemacht. * Hohndorf, 1. April. Gestern wurde in einem hiesigen Teich ein unbekannter männlicher Leichnam ausgesunden. Der Lebensmüde, ungefähr 40 Jahre alt, ist von mittlerer Statur, hat dunkle Haare und Hellen Schnurrbart. * Glauchau, 1. April. Mit dem heutigen Tage vollenden sich 40 Jahre, seitdem der Senior der Wehrdigtschule, Herr Oberlehrer Friedrich Anton Arnold, im Schuldienste der Stadt Glauchau steht. Diesen Anlaß benutzte Herr Direktor Wildseuer, um dem Herrn Jubilar nach abgehaltener Prüfung seiner Klaffe an seinem Ehrentage in Gegenwart de« ver- sammelten Lehrer-Kollegium» sowie einer großen Anzahl Eltern der Schülerinnen im Auftrage der hiesigen Tchulinfpektion ein Glückwunschschreiben, sowie die besten und aufrichtigsten Glück» und Segen«- wünsche de» Kollegiums zu übermitteln. * Glauchau. Ein Versuch, der bi» jetzt einzig im deutschen BolkSschulwesen dastehen dürfte, ist an der seit einem Jahre hier bestehenden Pestalozzischule durchgeführt worden. Auf Veranlassung deS Direktor- dieser Sch"le, Herrn Oßwald, ist derZeichen-Unterricht für die Knaben praktisch mit Handfertigkeits-Un'er- richt verbunden worden. Die Ergebnisse diese« Versuch- liegen nach Abschluß de- Schuljahre» praktisch vor und können als höchst erfreuliche be zeichnet werden. So wurden beispielsweise von den Kindern Holzschnitzereien angefertigt, deren Ver- zierung von ihnen selbständig entworfen und aus Holz übertragen worden ist. Auf diese Weise ist schon bei den Schulknaben daS Interesse und Ver» ständniS für die innigen Wechselbeziehungen zwischen Zeichnen, Formenkunde und Werkstattbetricb geweckt worden. Ein ähnliches Ziel wird in den Mädchen klassen der Schule angestrebt, wo man gleichfalls mit gutem Erfolge bestrebt ist, Zeichnen und Nähen (Ziermuster und Stickerei) in organische Verbindung zu bringen. * Mosel, 1. April. Heute abend in der 10. Stunde brannte die Herrn Leonhardt gehörige Lack- und Flachsbrechereifabrik, welche direkt am Bahnhofe gelegen ist, vollständig nieder. Infolge der großen Hitze mußten mehrere Eisenbahnzüge warten, bis die größte Glut vorüber war. Zum Glück konnte das Wohnhaus erhalten werden. * Hartmannsdorf bei Burgstädt, 1. April. Zum Direktor der hiestgen Schule wurde der Schuldirektor Andrä-Wurzen gewählt. Es hatten sich 56 Bewerber gemeldet. * Hartenstein. Am Montag trugen sich in später Nachmtttagrstunde zwei aufregende Unglücks- fälle zu. Im ersten Falle überfuhren die scheuge- wordenen Pferde eine« Kohlenwagen« in der Nieder stadt einen 4jährigen Knaben und ein 8jährige« Mädchen. Der Knabe brach hierbei ein Bein, während dem Mädchen das linke Handgelenk zer treten wurde. Außerdem ging ihm der Wagen über die Brust, so daß e« schwerkrank darnicdcrliegt. Kurze Zeit daraus ereignete sich der zweite Unglück«- fall in der Oberstadt. Hier wurden, auch infolge scheugewordener Pferde, 3 Kinder überfahren, die jedoch mit mehr oder minder schweren Hautquelsch- nngen und Schürfungen davonkamen. * Dresden, 1. April. Se. Kömgl. Hoheit der Prinz Johann Georg ist vorgestern abend 11 Uhr 11 Minuten von Stuttgart nach Dresden zurück- gekehrt. Ihre Künigl. Hoheiten die Prinzen Georg und Friedrich Christian sind gestern vormittag zum Besuch Sr. Majestät des Königs nach Gardone gereist. * Dresden, 1. April. Großes Aussehen hat eine am Dienstag abend hier auf Antrag der Staats anwaltschaft deS König!. Landgerichts stattgefundene Verhaftung hervorgerufen. Der in Bauunternehmer kreisen sehr bekannte Baumeister Friedrich Bete steht im Verdacht, Wechselsälschungen in bedeutendem Um sange vorgenowmen zu haben, um sich aus schlechten Vermögensverhättnissen herauszubringen. Die Unter suchung gegen ihn ist eingcleitet. * Dresden. Zur Angelegenheit de« Zahnarztes O'Brian wird mitgeteilt, daß die in Dre«den lebenden Amerikaner einen Betrag von 27 000 Mk. gesammelt hätten, um ihren durch die Eifersucht seiner Gatlin in Dresden unmöglich gewordenen Landsmann lorzuwerden und ihn nach Amerika zu bringen. * Leipzig. Durch Großseuer wurden im Brühl in einem sehr allen Gebäude 60 000 Felle der Firma Schück >4- Christensen vernichtet. Die Felle waren versichert. * Freiberg. Die Verleihung der Berechtigung an die Sindiercndm der Bergakademie Freiberg, sick: den Titel Diplom-Ingenieur zu erwerben, hat große Freude hervorgerufen. Die bcrgakademischen Titel (diplomierter Bergingenieur rc.) sind nun mehr gleichbedeutend mitdem Titel „Dipl. Ingenieur", den die Teschnischen Hochschulen verleihen. * Oschatz, 1. April. Gestern vormittag waren der Kutscher Vogel und der Drescher Winkler vom Rittergute Alloschatz aus dem Felde mit Säen mittelst der Drillmaschine beschäftigt, als die Pferde durchgingen. Vogel sprang nach der Seile ab und blieb unversehrt, während Winkler nach hinten ab zusteigen versuchte und deshalb über die Maschine hwwegkletlertc. Dabei verlor er aber den Halt und schlug im Fallen aus einen Drillhaken, wodurch er eine schwere Kopfwunde, einen Schädelbruch und Gehirnerschütterung erlitt. * Plauen i. B., 31. März. Einen Brillanten im Werle von 1050 Mark hat ein hiesiger Herr im März vorigen Jahre« hier verloren. Der wert volle Slein war aus der Fassung gefallen und ist — damals herrschte Schneewelter — in den Schmutz getreten worden. Erst am 28. Februar d. I., also nach nahezu einem Jahre, ist der Brillant gefunden worden, und zwar von einem 10jährigen Schul- kvabcn. Die Ettern des Kinder hielten den Stein sür wenig wertvoll und legten ihn in einen Kasten, gaben ihn aber später bei der Polizei ab, al« sie von anderen Leuten auf den Wert de» Steiner aufmerk sam gemacht worden waren. Gestern hat der Verlierer sein Eigentum wieder erhallen und für den Knaben, der de» Slein gefunden Halle, beim Rate 50 Mark hinlerlegt. Der gesetzliche Finderlohn hätte nur 22,50 Mark betragen. — Dar hiesige Dienstmädchen Luise Hedwig Sammler erhielt dafür, daß sie die 24jährige Emmy Simon vom Tode de« Ertrinken« rettete, von der Kreirhauptmannschaft Zwickau eine Belohnung von 30 Mark. * Plauen i. B., 1. April. Einen Krampf anfall erlitt heute vormittag im Sitzungssaale des hiesigen Schöffengerichts eine wegen Diebstahls an geklagte, etwa 20 Jahre alte Arbeiterin, als der Herr Vorsitzende deS Schöffengerichts daS Urteil, welcher auf drei Tage Gefängnis lautete, gegen sie verkündet halte. Die kranke Frauensperson wurde von einigen GerichlSdienern aus dem Sitzungssaale »ach dem Wartezimmer gebracht, wo ihr durch die Frau de- HauSmann- der Amtsgerichts die erste Hilfe zuteil wurde. Rach Verlauf von etwa drei- viertel Stunde hatte sich der Anfall, während dessen die Kranke fortgesetzt heftig schluchzte, wieder einiger- maßen gelegt. Sie konnte dann ohne jegliche Unterstützung da- Amtsgericht verlassen. * Plauen i. B., 1. April. Sein 25jährige» Ort«juviläum begeht am heutigen Tag Herr Land- gerichttprästdent Di. Hartmann, der frühere lang jährige Reichitagiabgeordnete unsere« Wahlkreise». Die Vertreter der Stadt und einiger Landgemeinden, die reich«treuen Vereine und Korperationen, die Fabrtkantenvereine rc. brachten heute dem Jubilar ihre Glückwünsche dar. Ihm zu Ehren erhielt auch heute eine Straße in dem schönsten Viertel der Stadt, dem Seminarviertel bezw. Kasernen- viertel, die Bezeichnung „Harlmannstraße". * GeyerSdorf. Hier treibt ein Mann ein eigenartige» Vagabundenleben schon seit zirka drei Wochen. Tagtäglich abend» in der 10. Stunde soll er sich in den naheliegenden Wald begeben, dort ein Wachtfeuer anzünden und sein Nachtquartier unter einem Feliabhange ausschlagen. Von den Bewohnern ist sein dachlose» Heim entdeckt und da- selbst ein paar Handschuhe von ihm gefunden worden. Ueber tag« soll von ihm keine Spur zu finden zu sein. * Zittau. Da von dem aus Waltersdorf ver schwundenen Pastor Agsten bis jetzt noch immer keine Spur zu finden gewesen ist und die Stellvertretung durch Geistliche aus anderen Gemeinden sür die Dauer nicht angängig erscheint, so ist am Sonntag durch den Oberkirchenrat Herrn Dr. Maier au» Bautzen sür die Gemeinde Waltersdorf der Predigt« amtSkandidat Herr Johannes Heinrich Herz al» Vikar eingewiesen worden. Schitlprüfungen und Entlassungsfeier. Freitag, -eu S. Upril. 1. Bezirksfchule. 8 Uhr 4 gem. Vaterlkd., Naturg. Hr.Kant. Merker 8" „ 4 M. Bibl. Gesch., Deutsch „ Liebe 9^ „ 5 Kn. Heimatkde., Rechn. „ Scherzer 10'° „ 6 Kn. Bibl.Gesch.,Rechn. „ Bauer 11 „SM. Bibl.Gesch.,Deutsch „ Scherzer 2 „ 6 M. Anschauungsunterr. „ Liebe 2" „ 7 gem.lAnschauungsunt., (Nachhilfekl.) /Lesen „ Müller 3"°Uhr 7 Kn. Bibl. Gesch., Lesen „ Krause 4 „ 7 M. Anschauungsunterr., Lesen „ Sebastian. N. 2. Bezirksfchule. '/? 10 Uhr: feierliche Entlassung der Konfir manden. Gerichtssaal. 8 Nachklänge zum Meeraner Weberstrcik. In Gestalt eines Prozesse» fand der große Meeraner Weberstreik jetzt ein genüßliche- Nachspiel wegen Beleidigung von 26 Meeraner Fabrikanten. Die Verhandlung fand vor dem Greizer Amtsgericht statt. Angeklagt waren der verantwortliche Redakteur der „Reuß. Volkszeitung", Bruno Roth-Werdau, der Verleger deS Blattes, Röder-Greiz, sowie die Firmeninhaber deS Blatte», Reich»tag»abgeordneter Julius Seifert-Zwickau und Hermann Berger. DaS Urteil lautete gegen Redakteur Roth aus 100 Mk. Geldstrafe oder drei Wochen Gefängnis. Die übrigen Angeklagten wurden freigesprochen. 8 Ein teurer Brief. Ein Kaufmann in KottbuS beauftragte jüngst einen Leipziger Rechts anwalt mit der Führung eines CivilProzesieS, welcher ihm schließlich über 200 Mk. Kosten verursachte. Schließlich übersah er eine Nachforderung seine» Anwalts in Höhe von 1 Mk., so daß der Rechts« anwult deshalb pfänden ließ. Dieses Vorgehen nannte der Kaufmann in einem Briefe „raffiniert", änderte daS Wort ober in „routiniert" um. Wegen Beleidigung verklagt, muß der Kaufmann jetzt 25 M. Strafe und die Kosten, zusammen also etwa 100 Mk., zahlen. 8 Fünfmal zum Tode verurteilt hatte am 11. Februar daS Schwurgericht Stolp (Pommern: den Arbeiter Rudolf Beuthin aus Dabe» bei Lupow, weil derselbe am 20. Oktober v. I. in Abbau Damerkow (Kreis Stolp) in einem an der Chaussee nach Klesching allein stehenden Hause die 60jährige Frau Dona und die Arbeiterehefrau Grünst nebst deren drei Kindern mit einer Axt erschlagen hatte, um einen Geldbetrag von circa 100 M. aus einem Schrank zu rauben. Beuthin, welcher ein arbeits scheuer Mensch und mehrfach bestraft ist, hatte bei dem Arbeiter Dona jenes Geld gesehen und benutzte die Abwesenheit deS Dona vom Hause, um seinen Raub auszuführen. Wegen deS Diebstahl- wurde Beuthin noch zu 5 Jahren Zuchthaus verurteilt. Gegen daS Urteil hatte Beuthin Revision beim Reichsgericht eingelegt, doch wurde dieselbe vom vierten Strafsenat deS höchsten Gerichtshofes dieser Tage als unbegründet verworfen. Damit ist das fünffache Todesurteil rechtskräftig geworden. Kleine Chronik. * Berlin, 1. April. Aus Abneigung gegen den KaufmannSberuf, in den er heute als Lehrling einlreten sollte, hat sich in der vergangenen Nacht der 17 Jahre alte bisherige Obersekundaner Fritz Krafft aus der Lothringerstraße 82» erschossen. * Berlin, 1. April. Zu einer wüsten Schlägerei kam e» gestern auf dem Korridor des Kriminalge- richt»gebäude«. Es sollten sich zwei Personen wegen Ehebruch« verantworten, gegen die der angeblich be trogene Ehemann Slrasanlrag gestellt hatte. Vor Aufruf der Sache trafen die Parteien aus dem Flur zusammen, und er währte nicht lange, bi« der Slraf- antragsteller mit seinem Rivalen aneinander geriet. Sie schlugen gegenseitig auf sich ein, kamen zu Falle und balgten sich so lange auf dem Fußboden herum, bi« er endlich den Bemühungen einer Anzahl Be amten gelang, die Kämpfenden zu trennen. Der
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