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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 02.04.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-04-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190304023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030402
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-04
- Tag 1903-04-02
-
Monat
1903-04
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 02.04.1903
- Autor
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in höchst bedrohlicher Nähe sah, stürzte er sich auf der Heidelberger Geste in den Neckar und schwamm gegen da» Neuenheimer Ufer hinüber. Daraufhin wurde er in einem Nachen auf» grimmigste verfolgt. E» gelang jedoch erst nach längerer Zeit, den allerlei Manöver auSführenden kühnen Schwimmer, dem die Zuschauer durch laute Zurufe ihre teilnehmende Bewunderung kundgaben, im Wasser festzunehmen und dann im Triumph nach der Polizeistation im Rathaus zu bringen. * Budapest. In der Gemeinde Berivac in Ungarn (Fogoroser Komitat) war die Familie Laufer beim Nachtmahle versammelt. Plötzlich fiel die Petroleumlampe herab und das brennende Oel ergoß sich über den Tisch und den Erdboden. Da« Ehepaar erlitt lebensgefährliche Brandwunden, die drei kleinen Töchterchen derselben fanden den Tod in den Flammen. * Paris. Eine Verlassene wollte ihrem ehe maligen Liebhaber einen Denkzettel geben, in Wirk lichkeit aber hat sie Reklame für ihn gemacht. Sie schoß auf den Schriftsteller Marcel Prevost, jedoch gingen die Kugeln fehl. Der Name des Helden der Feder ist jetzt in aller Mund und seine Werke finden verstärkten Absatz. * Kopenhagen, 31. März. König Christian rettete vor einigen Tagen in Kopenhagen zwei Kinder vor der Gefahr des Ueberfahrenwerdens. Der Fürst zählt 85 Jahre, ist aber noch rüstiger als mancher Sechzigjähriger. Vermischtes. s Neber ein Drama auf dem Mittelmeer berichtet der Kapitän des italienischen Schiffes „Nina". Während der Fahrt hörte er nachts eine starke Explosion in einiger Entfernung, eine ge waltige Feuersäule schoß empor, dann herrschte wieder Stille und tiefes Dunkel. Wahrscheinlich ist der Kessel eines Dampfers in die Luft geflogen und das Schiff mit Mann und Maus in den Fluten versunken. -f Ein amerikanischer Millionär, der nicht zu wissen scheint, wie er die Zeit totschlagen soll, hat etwas neues ausgeheckt. Er ladet nach einer Mitteilung aus Chicago zu einem Essen ein, das zu Pferde eingenommen werden soll! Bequemer läßt eS sich ja auch gar nicht speisen. -f Allerlei Kuriositäten werden auf der Welt ausstellung von St- LouiS 1904 zu sehen sein. Ein Unternehmer beabsichtigt, das Zeltlager der Juden in der Wüste vorzuführen. Die Stiftshütte samt der BundeSlade soll genau nach biblischen Berichten in Gold, Seide, Edelsteinen nachgeahmt werden. — Die südafrikanische DebeerS-ComPany stellt den größten Diamanten der Welt aus. Er wiegt 121 Karat, daS heißt, noch 15 Karat mehr als der weltberühmte Kohinoor. Sein Wert beträgt ungefähr fünf Millionen Mark. — DaS größte Maultier derWelt will Michael Murray aus Hereford, Missouri, ausstellen. DaS Tier hat sechs Fuß Schulterhöhe und wiegt 1705 Pfund. — Die älteste Flasche hat Edward Farmer aus Grunderville in TexaS angemeldet. Diese Flasche ist 127 Jahre alt, stammt aus dem Jahre 1776, ist von Adams und Jefferson in Pennsylvanien hergestellt und zeigt auf der einen Seite daS Bild Washingtons, auf der anderen den amerikanischen Adler. Die große Whiskeyflasche hat sich in der Familie deS Ausstellers bis heute vererbt. — Dagegen sollen JinrikShahS, die bekannten, von einem Kuli an Stelle eine- PserdeS gezogenen zweirädrigen Wagen, für den Personentransport nicht auf der Ausstellung geduldet werden, weil eS eine Barbarei ist, diese Kulis täglich 35 bis 40 englische Meilen in vollstem Laufe zurücklegen zu lassen. Die Kulis gehen fast ausnahmslos an Herzerweiterung, Lungenentzündung oder Schwindsucht zu gründe, wie dies die in japanischen Hospitälern tätig gewesenen amerikanischen Aerzte bestätigen. HandelS-Nachrichten. «orllu, UI. März. (Wechsel-LourS) vlseoiil 3 6 81,35 G 3 4 5 G G G G I» 5 4 SSM G 84,60 G 8 r 2M 8 I OM ior 2M ior 8 T UM 14 r 2M 8 r UM 8 r UM 81,4S 80,80 Mark 168,80 G 167,60 G 81,US G 80,70 G Amsterdam per 100 st. d. Brüssel und Antwerpen pr. 100 Francs. Italienische Plätze pr. 100 Lire Schweiz. Pl. 100 Frc. London pr. I Lftrl. Madrid und Barcelona pr. 100 Peseta« Pari» pr 100 Franc Petersburg pr. 100 Rubel Warschau 100 Rubel Wien per 100 Kr. 5 W. 81,UL 20,49 20,29 5'/, 8 r u-/. b r "UM ReichSbanl UV.»/», Lomb.-Z.-F. 4>/»>. AarSokurr, U1. März, tkornzucker cxcl. 88'/„ Ren- dement 9,US—9,SS. Rachvroducte excl. 75'/° Rendcmcnt 7,20—7,US. Stimmung: Ruhig. Krystallzucker 1 30,07 >/, Brodrasfinade 129,82'/,. Gem. Raffinade mit Faß 29,82'/,. Gem. MeliS 29.U2. Rohzucker I. Product Trans, f. a. B. Hamburg per März 16,40 Gd., 16,60 Br., per April 16,40 Gd., 16,SS Br., per Mai Pi,65 Gd., 16,70 Br., per Aug. 17,00 Gd., 17,SO Br., 17,00 bez., per Okt.-Dczbr. 17,95 Gd., 18,05 Br., 00,00 bcz. Stimmung: Ruhig. Hamburg, Ul. März. Weizen ruhig, Holsteinischer und Mecklenburger 153, Hard Winter I30. Roggen ruhig, südrufs. 104, Holsteinischer und Mecklenburger 141. Mais matt, 114—115, runder 91'/,. Hafer ruhig, Gerste stetig. Retter: Veränderlich. Srsm«», 91. März. (Baumwolle). Tendenz: Stetig. Upl. middl. loco SO'/. Pfg. Liverpool, UI. März. (Baumwolle.) Muthmaßlicher Umsatz: 8900 B. Stimmung: Stetig. Import: 20 000 Ballen. Preise 4-S Punkte niedr. — Umsatz: 7000 Ballen davon für Spekulation und Export SOO Ballen. Amerikaner fest, 4 Punkte niedr. Ostindische unver ändert. Lieferungen: Fest. März 5,22, März-April S.22, Mai-Juni 5,24—5,25, Juli-August 5,LS, Scptbr.- Oktober 4,80. Zahlungseinstellungen. Ernst Emil Meyer, Annnberg. G. P. F. Hübner, Bautzen. Isidor Moses, Berlin. Oskar Siese, Bleiche rode. Paul Koch, Bützow. Sommer L Flügel, Dort münd. Georg Rossack, Bad Harzburg. Hermanu Josef Faßbender, Königswinter. Herm. Hugo Hoffmann, Mi losch. Westfälische Papiermühle, Münster. Bernhard Jacob Prüß, Wilster. Waller Liebold, Suhl. Johann Kmonitzek, ZiegenhalS. Erich Wiencke, WiSmar. Joh Karl Müller, BartSdorf-Zittau. Briefträgers Hannchen. Bon Georg Paulsen. 17. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) „Nachher tann'S noch eine bessere Partie machen. Da liest man in der Zeitung doch so oft, wie solche Künstlerinnen," er sprach daS Wort ganz langsam und wiederholte eS dann wohlgefällig noch einmal, gleichsam, al» wollte er eS unterstreichen, „ihr Glück machen. Muß bloS der rechte Weg ge nommen werden ! Warum soll- dem Hannchen net glücken ? Singen kann's wie eine Nachtigall, hab'S doch damals mit eignen Ohren gehört, wie seine Exzellenz . . ." „I was, der hohe Herr hält waS gescheidtere» tun können, als Euch Beiden noch Raupen in den Kopf zu setzen!" meinte Frau Hölder mit geringem Respekt. Da schlug Lebrecht aber mit der Faust auf den Tisch, daß eS krachte. „Weib, mach keine Injurien, sieh' nach Deinen Worten! Wenn so ein Herr nix vom Gesang versteht, wer soll'S denn?" Frau Hölder brummte einiges unverständlich, und Lebrecht sagte weiter: „Und wennS Mädele dann noch besser gelernt hat, dann kannS ihr auch nimmer fehlen. Und daß'S ein bildsauber Mädele iS, wie'S zwanzig Meilen im Umkreis kein saubereres gibt, daS kann ich doch wohl sagen. Denn ich bin der Vater." „Un ich bin die Mutter," brach seine HauSehre los. „Kannst denn gar nicht die Augen aufmachen, alter Peter Du, willst denn justement blind sein? DaS Hannchen ist a verwegen Ding, so viel krause Haar auf dem Kopf, soviel Schelmenstück' stecken hinter den Haaren. Laß daS Mädele bloS in lustige Gesellschaft kommen, dann gibt'S all' den anderen was zum Raten auf. Und wer weiß, wo'S dann mal singt und springt." Lebrecht Hölder machte große Augen. „So denkst von Dein eigen Fleisch und Blut? Schäm Di waS!" „Ich kenn die Welt besser als Du!" „Aber mein Mädele kenn ich besser! Die hat Kourafch im Leib und Ehr' dazu. Weißt nimmer, wie sie vor ein paar Wochen dem Metzgersritz hinter die Ohren geschlagen, als der sie im Dunkel auf der Gaff' hat umfassen wollen?" „DaS war bei dem Tropf! Andere Leut fangen's bei den jungen Mädele feiner und schlauer an, und da schlagen's net. Aber ich sag' Dir " „Und ich sag, das ich mich nicht ärgern will!" schrie Lebrecht, schlug aber ungeachtet dieser Ver sicherung mit beiden Händen auf den Tisch. „Und das ist mein letztes Wort: Das Hannchen kommt zu mein Christel-Schwester in die Stadt, soll da ordentlich singen lernen, kann auch andere Ding studieren, dann hab' ich meine Schuldigkeit tan, dann muß der liebe Herrgott weiter Helsen. Die Leut' sollen mal nicht sagen vom alten Lebrecht, daß er für sein einzig'- Töchterle nicht getan hat, waS er hat schaffen können. Und nu muß ich in'n Dienst!" Die brave Frau sah ihm bekümmert nach; ihr Liebste« wäre es gewesen, das Hannchen wäre in die Stadt gekommen, hält' ein BiSchen „Benehmen und Wissen" noch gelernt, dann hätten sie, die Alten, sich mit Lebrechts Pension und den eigenen Ersparnissen zur Ruhe gesetzt, und'S Hannchen hält' einen rechten Mann geheiratet: Nicht den Post- Halters-Hermann, nicht den Metzger-Fritz, denn eine so gute Schwiegermutter sie selbst zu werden über zeugt war, von den Müttern dieser beiden jungen Herren dachte sie gerade das Gegenteil. Man kannte sich. Alles Protestieren, alles Lamentieren hatten Hannchen Hölder nichts geholfen; die Eltern waren einig, daS große Wort war gesprochen. Sie hatte ein paar Male auf deS Vaters Herz Sturm zu laufen versucht, der Alte hatte sich gewehrt und, war sein Widerstand doch ins Wanken geraten, ge- macht, daß er sortgekommen war. Auch die Ver sicherungen seiner Tochter, daß sie doch am Besten wissen müsse, was dem Vater Freude bereite, hatten nicht mehr gefruchtet. Es wurde genäht, eine Aus stattung für daS junge Mädchen zurecht gemacht, dann ward gipackt, und — ja, nun war eS soweit, nächsten Morgen sollte die Reise loSgehen. Hannchen hatte den Protest aufgegeben, als sie erkannt, daß alles Bitten nichts Helsen werde. Und geweint hatte sie nicht, dazu besaß sie viel zu viel Lebenskraft und Tapferkeit. Angst vor der Fremde hatte sie ganz gewiß nicht, sie war kein Küchlein, daS sich nur unter den Flügeln der Mutter sicher fühlte, o nein, sie wollte sich schon behaupten. Und mit ihrer Stimme brauchte sie sich erst recht nicht zu genieren, da sollte nur einmal eine kommen die es besser verstände, als sie, aber warum sollte sie denn fort? Sie fühlte sich unterm Sonnen felder Himmel so wohlgemut, hatte keine Sorgen, viel Lust, und sie wußte, die Allermeisten, die sie kannte, hatten sie auch gern. Und bei dem Ge danken an dieS Gcrnhaben ward ihr so recht warm ums Herz, daS war die rechte Freude immer für sie gewesen. Fort aus der Heimatstadt, das erschien ihr ungefähr so, als wenn eine reizende Wiesen blume, die zwischen all dem Grün so frei und froh emporschoß, in einen steifen Park umgesetzt werden sollte, wo alle Augenblicke die Scheere deS Gärtners klapperte, und jeder sich hütete, von dem sorglich glatt gehaltenen weißen Kießwege herunterzugehen. Ja, daS alles mochte sehr, sehr schön sein, aber ge wisser war, daß eS auch unausstehliche Langweilig keit bedeutete. Indessen, wenn eS denn nun sein mußte .... „Na, da hilft denn kein Muudspitzen, da muß's halt gepfiffen sein. Mein licb'S gut Vaterle sollst drum doch bleibe»!" rief sie mit wiedergcwonnenem Jugeudhumor und gab dem beglückten Vater einen herzhaften Kuß. Und Lebrecht mußte sich im Post amt noch die Augen reiben und sich gewaltig räus pern, als er die Briesbeutel für den nächsten Post zug zu schließen hatte. ES gab deswegen mancher lei Neckereien von Seiten der Kollegen, aber der sonst so kurz abweisende Mann achtete heute nicht sehr daraus. Und die Mutter, welche ihre feste Stimmung nachgerade auch in» Schwanken geraten fühlte, faßte Hannchen wie ein kleines Kind rundum und flüßterte ihr ins Ohr: „Mädele, sei tapfer! Ich sorge schon dafür, daß D' net lang in der Stadt bleibst. Und wenn D' heimkommst, dann " „Na, Mutterle?" fragte Hannchen. „Dann wird eine andere Ausstattung fertig ge macht. Bist ja dann ein stolz' Mädele, daS sich sehen lassen kann. Und heute schon schaust bald über mich weg. Sei ganz ruhig, ich sorg' schon, daß 's gut wird." (Fortsetzung folgt.) Literarisches. Eine überraschende Begegnung hatte Kapitän Sverdrup, wie er in der dritten Lieferung seine» hochinteressanten Werke» „Neues Land" (Verlag von F. A. Brockhaus, Leipzig, 36 Lieferungen zu 50 Pf.) erzählt, mit seinem Konkurrenten auf dem Gebiete der Polarforschung Leutnant Peary. ES scheint aber, daß dem Amerikaner dieser Wettbewerb der Norwegers nicht recht angenehm war. Kapitän Sverdrup war gewiß, neben Nansen, derjenige, der die meisten Chancen hatte, daß seiner Energie die schwersten Aufgaben gelingen würden. Ueber den LebcnSgang Sverdrups war bisher nichts bekannt. Ihm war eS beschieden, Nansens Begleiter auf seinen zwei großen Polarceisen zu sein und er war eS, der das ihm anvertraute Schiff, die „Fram", trotz der ungeheuren SchwierigkeitenjedeSmal wohlbehalten, in die Heimat führte. Sverdrup ist am 31. Okt. 1855 geboren und hatte fich schon in seiner frühesten Jugend in den rauhen Bergen seiner norwegischen Heimat zum Schneeläufer ausgebildet. Schon als 10jähriger Junge führte er wacker die Flinte. Mit 17 Jahren ging er zur See, dann legte er 1878 dos SteuermannSexamen ab und fuhr mehrere Jahre als Steuermann. Auf einem norwegischen Schoner erlitt er einst an der schottiscyen Küste Schiffbruch, nur seiner Besonnenheit und Schneidigkeit war eS zu danken, daß die Mannschaft und er selbst gerettet wurden. Dann wurde er Kapitän. Zu Hause bei den Eltern war er bald im Walde, bald beim Holzflößen oder als Schmied tätig. Am liebsten aber segelte er hinaus aus die stürmische See, und je höher die Brandung ging, nm so lieber war es dem Seebären. Solche Naturen sind eS, welche für die Menschheit die riesigen unbekannten Gebiete um den Pol erobern. Aus dem ersten Werke, das er geschrieben, „Neues Land" entwickelt sich scharf das Bild dieses merkwürdigen Mannes, den bei seiner überraschenden Heimkehr, nachdem er vier Jahre mit der „Fram" verschollen war, unser Kaiser in Anerkennung seiner großen Verdienste be sonders auSzeichnete. Wir geben eine Probe aus einer der Lieserungen, auS welcher unsere Leser er kennen werden, daß „Neues Land" ein. eigenartiges Werk ist, dessen Lektüre sich lohnt. Durch seine Abenteuer undJagdbilder, sowie durch dieSchilderung deS Lebens im Reiche des ewigen EiseS fesselt eS jeden. Schöne Photographien beleben die Erzählung. Wirsehen den folgenden Lieferungen mit Spannung entgegen und können unsern Lesern den Erwerb deS Werkes „Neues Land" nur warm empfehlen. * * * Sverdrups Hunde. Aus :Sverdrup,NeuesLand. 2 reich illustrierte Bünde, geb. 20 M. Erscheintzunächst in36 Lieferungen ä 50 Pf. Bering von F. A. Brockhaus, Leipzig. Ja, die Hunde! Sie geben einer solchen Polar reise eigentlich erst ihren Charakter; ohne sie können wir nicht weiter, ohne sie würde die Reise recht traurig. Sie sind aber auch im stände, Leben ins HauS zu bringen und alle in Atem zu halten. Bei Tage waren sie an einem Kabel auf dem Eise angekoppelt; nacht? lagen sie zu sechsen in ihren EiS- häusern längs der Schiffsseite. Aber bei Tag wie bei Nacht heulten und winselten sie, daß eS ein Höllenspektakel war. Raub und Diebstahl, Mord und Totschlag waren an der Tagesordnung, je nachdem eS Gelegenheit dazu gab. Machen sie sich von der Koppel los oder entwischen sie aus ihrem Hause, so sind sie gleich auf dem Wege, entweder nach dem Fleischhügel, um die Reste zu zernagen, oder nach einem alten Walroßkadaver, den sie in der Nähe des Schiffes ausgespürt und nach und nach ganz hohl genagt haben, so daß er wie eine leere Tonne klingt, wenn mau mit dem Schneeschuh stabe daran schlägt. Und über alles, was an Speise resten oder Kehricht aus dem Schiffe geworfen wird, fallen sie mit der größten Gier her; eine bessere Straßenreinigungsgesellschaft kann man sich nicht denken. Ihr reglementmäßiges Futter besteht abwechselnd auS Hundekuchen, Dörrfisch und Walroßfleisch; ihr Getränk ist — Schnee. Sie haben es in ihren EiShäusern sehr behaglich und warm; man muß nur für das Anbringen von Luftlöchern und Zug rohren im Dache sorgen, damit es ihnen nicht zu heiß wird und sie von der Verdunstung nicht naß werden, denn sonst sind sie bald geliefert. Die Kälte vertragen sie erstaunlich gut und sie könnten Tag und Nacht unter freiem Himmel zubringen; aber die» würde zu sehr in- Futter reißen, das in diesem Falle um so reichlicher bemessen werden müßte. Jeder von uns hat seine Koppel zu besorgen; er füttert sie, er Prügelt, er verteidigt sie gegen Ueberfälle, er pflegt sie, wenn sie krank sind —und empfängt zum Danke ihre ganze, unbedingt Ergeben heit. Doch die Raubtiernatur in ihnen auszurotten, geht über menschliches Vermögen. Uebersall und Mord gehören zu den täglichen Ereignissen; sie gehen oft so schnell vor sich, daß e» unmöglich ist, die Katastrophe zu verhindern. Einer der norwegischen Elchhunde, „Fin", ein trotziger, dreister Bursche, wurde eines Tages von einer Koppel der Eskimohunde angegriffen und im Laufe von zwei, drei Minuten totgebissen, zerrissen und aufgefressen. Al» wir hinkamen war von „Fin" nur noch die Schwan-spitze übrig. Die» ist buch stäblich wahr. Man kann sich überhaupt nicht» Dreistere», aber auch nicht» Ausdauerndere» denken al» den Eskimo hund. Ich bin überzeugt, daß eine Koppel dieser Tiere, also 6—8 Stück, einen Eisbären umbringen könnten. Von ihrer Kraft al» Zughund habe ich bereits gesprochen, und ihre Ausdauer ist geradezu staunenerregend. Da hierzu noch ihre große Intelligenz und ihre Anhänglichkeit an ihren Herrn kommt, so wird man verstehen, welche Bedeutung sie für die moderne Polarforschung haben. Kirchen-Nachrichten. harschte St. tz-riflop-sri. Donnerstag, den S. April, abends '/,9 Uhr Pasftou»- andacht im Maiscnhanssaalc und in der Hüttcngrundschulc. Alon Langenchursdorf mit Jalke«. Freitag, den 3. April 1903, vorm. 10 Uhr Passions- ÄottcSdicnst mit Wochenkommunton. Neueste Nachrichten und Depeschen vom 1. April. Leipzig. Kaiser Wilhelm wird im September während seines Aufenthaltes in Leipzig anläßlich der Kaiser-Manöver im Palais in der Göthestraße Wohnung nehmen. Berlin. Der preußische Staatshaushalt sür 1903 wird sich infolge der Besserung der wirt- schaftlichen Lage günstiger gestalten, als noch bis vor kurzem zu hoffen war. Es ist Aussicht, daß die Rechnungen für dieses Jahr ohne Fehlbeträge abschließen und vielleicht sogar noch ein kleiner Ueberschuß bleibt. Prag. Der Sturm auf die böhmische Spar kasse hatte zum Resultat, daß im März von 1S000 Personen 22 Millionen Kronen enthoben, dagegen von 16 200 Personen 4*/, Millionen Kronen ein gelegt wurden. Die Höhe der Einlage beträgt noch 197 Millionen Kronen. Budapest. Gestern fand eine Zusammenkunft aller Studenten vor dem Palais statt, um eine Protestnote gegen die Wehrvorlage zu überreichen. Gegen den Führer der Studenten, Hoffmann, wurde ein Verfahren wegen Majestätsbeleidigung und Aufwiegelung eingeleitet. London Ein Telegramm aus New-Jork be richtet, daß der Ausstand der Arbeiter in der Eisen industrie eine bedenkliche Wendung nehme. Bis jetzt streiken nur 3—4 Tausend Arbeiter, aber so bald deren Forderungen nicht bewilligt werden, dürfte die Zahl der Streikenden sich auf 25000 erhöhen. Die Blätter kommentieren die Möglich keit eines Generalstreikes und sind der Ansicht, daß er dieselben Folgen haben könne, wie der Aus stand der Kohlenarbeiter in Pennsylvanien. Rotterdam. Die von der Regierung in der Stceikvorlage beantragte Aenderung wird in fort schrittlichen Kreisen im versöhnlichen Geiste beurteilt. Besonders die zugesagte Regelung in der Angelegen heit der Eisenbahner hat eine günstige Stimmung für die Vorlage gezeitigt. Lissabon. Die Ankunst König Eduards erleidet wegen schwerer Stürme eine Verspätung. Newyork. Au» Carracas wird gemeldet, die venezolanische Regierung beabsichtigt ein Blaubuch über die jüngsten Ereignisse zu veröffentlichen. E« heißt, dieses Schriftstück werde interessantes Material enthüllen, besonders über Deutschland. Die vene zolanische Regierung will angeblich den Beweis er bringen, daß Deutschland den Vorwurf verdiene, den Castro machte, al» er behauptete, Deutschland schüre die Rebellion in der Republik. Preussische Renten-BersicherungS- Anstalt, Berlin. Der jetzige verhältnismäßig hohe Kursstand der meisten Antagepapiere bietet älteren Besitzern sol cher Papiere eine günstige Gelegenheit, sich dieses Besitzes und der damit verbundenen Konvertierungs- und sonstigen Sorgen vorteilhaft zu entledigen und durch Verwendung des Erlöses zum Abschlusse einer Leibrentenversicherung mit der Preußischen Renten-Versicherungs-Anstalt eine beträchtliche Er höhung ihres Einkommens zu erzielen. Die genannte Anstalt versichert Renten und Kapitalien ans den Lebensfall und ist zur Zeit die bedeutendste Rentenanstalt Deutschlands. Ihre jähr- liche Rentenzahlung übersteigt 5 Millionen Mark, und ihre Gesamtaktiva betragen mehr als 110 Millionen Mark. Die Anstalt ist eine privilegierte Korporation des Preußischen Landrechts und im Sinne des Reichsgesetzes über die privaten Versicherungs- Unternehmungen vom 12. Mai 1901 keine private, sondern eine öffentliche Versicherungsanstalt. Sie steht seit ihrer Begründung im Jahre 1838 unter der unmittelbaren Aussicht des Königlich Preußischen Ministers des Innern, der dauernd bei ihr durch einen besonderen Kommissar (Staatskommissar) ver treten ist. Die Verwaltung liegt in den Händen des Kuratoriums und der Direktion. Der Präsi dent und der Vizepräsident des Kuratoriums werden von Sr. Majestät dem Könige von Preu ßen auf Vorschlag des Ministers des Innern er nannt ; die übrigen Mitglieder des Kuratoriums werden von der Generalversammlung der Mitglieder der Anstalt gewählt. Die Direktoren werden vom Kuratorium gewählt: ihre Wahl bedarf der Be stätigung durch den Minister des Innern. Das Vermögen der Anstalt wird in erststelligen Hypotheken bis zu 60°/„ des sorgfältig ermittelten Verkaufswertes der Grundstücke und im übrigen nur in mündelsicheren Werten angelegt. In diesen Einrichtungen liegt eine hohe Gewähr für solide Verwaltung. Die Verwaltungskosten sind daher auch sehr gering.
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