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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 02.04.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-04-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190304023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030402
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-04
- Tag 1903-04-02
-
Monat
1903-04
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 02.04.1903
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höher in freudigem Vater- und Mutterstolz, und sie danken Gott mit verdoppelter Inbrunst und unter heiligen Gelübden für die ihnen anvertrauten Kleinodien. Aber, kommt nur und seht selbst! Ihr werdet dann immer wiederkehren, und es wird den Lehrern zur Freude, Euch und Euren Kindern aber zum Degen gereichen. Also nochmals: „Auf, mit Euren Kindern ins Schulexamen!" *—- Lie Osterprüfuugeu an der hiesigen gewerblichen Fach- und Fortbildungsschule betrifft eine Bekanntmachung der Gchuldirektion in vor liegender Nummer. Eltern und Lehrherren, sowie Freunde und Gönner der Anstalt seien hierdurch darauf aufmerksam gemacht. *— I« der Karwoche, die mit Montag, den 6. April, beginnt, ist bis mit einschließlich den ersten Osterfeiertag sowohl die Abhaltung öffentlicher Tanzmusiken, wie die Veranstaltung von Prival- bällen, auch wenn diese in Privathäusern oder in Lokalen geschlossener Gesellschaften abgehalten wer den, verboten. Konzertmusiken und andere, nament lich mit Musikbegleitung verbundene geräuschvolle Vergnügen an öffentlichen Orten, insbesondere auch Theatervorstellungen, sind in der Zeit vom Grün donnerstag, einschließlich desselben, bis mit Sonn abend vor Ostern gleichfalls nicht gestattet. Zu den Theatervorstellungen, die in der Zeit vom Palmsonntage bis zum Mittwoch in der Karwoche aufgeführt werden, sollen nur angemessene ernste Stücke gewählt werden: namentlich soll die Auf führung von Possen und ungeeigneten Lustspielen unterbleiben. Am Karfreitag und am ersten Oster feiertag ist ferner die Abhaltung öffentlicher Ver sammlungen aller Art, auch die Versammlungen der Gemeindevertreter, sowie der Innungen und anderer Genossenschaften gänzlich verboten. An den Vorabenden beider Festtage sind die Versamm lungen nur bis nachts 12 Uhr gestattet. Schau stellungen aller Art, öffentliche Auf- und Auszüge, Vogel- und Scheibenschießen und Schießübungen überhaupt sind am Karfreitag gleichfalls verboten. * — Ciuwohnerbestand der Stadt Hohenstein- Ernstthal am 31. März 1903: 13 869. * — Der April hat gleich am ersten Tage eine Probe seiner bekannten Launenhaftigkeit ab gelegt. Der Vormittag des heutigen 1. April war trübe und kalt, mittags herrschte ein veritables Schneegestöber und kurz darauf lachte bei klarem Himmel die Sonne wieder freundlich und heiter auf uns armen Menschenkinder herab. Mehr kann man an einem Tage — und sei es selbst der 1. April — wohl nicht verlangen! * — Aus Turuerkreifen. Die vom Kreis turnrat des 14. Turnkreises (Königreich Sachsen» angestellten Erhebungen über die Beteiligung der sächsischen Turner beim 10. Deutschen Turnfest in Nürnberg haben eine zahlreiche Teilnahme ergeben. 4400 Mann nehmen teil, davon etwa 3000 an den Stabübungen, etwa 210 am Sechskampf, 123 am Dreikampf und 16 am Ringen. Von Dresden werden sich 400 Turner beteiligen. * — Auszeichnung. Das Direktorium des Landwirtschaftlichen Kreisvereins im Erzgebirge hat an Johann Georg Ott aus Gollachostheim, Kreis Mittelfranken in Bayern, für 15jährige Dienste im Landwirtschaftsbetriebe der Frau Johanna verw. Lauckner in Siegmar, Inhaberin der Heil- und Pflegeanstalt „Eben-Ezer" daselbst, die silberne Medaille für langjährige, treue Dienste in der Landwirtschaft und ein Ehrenzeugnis zuerkannt und in der am 29. d. M. im Gasthofe zu Siegmar abgehaltenen Vortragsversammlung des landwirt schaftlichen Vereins Reichenbrand zur Aushändigung gebracht. Gleichzeitig erhielt der Ausgezeichnete von seiner Dienstherrschaft und vom landwirtschaft lichen Verein Reichenbrand Geldgeschenke überreicht. * GerSdorf, 31. März. Der Fleischer Albert Schulze hterselbst beabsichtigt, in seinem Grundstück eine Groß- und Kleinviehschlächtereianlage zu er richten. ' Lichte»stei«-Callnberg,31.März Erhängt aufgefunden wurde in seiner Küche heute früh >/,8 Uhr der 37 Jahre alte Strumpfwirker und Ge müsehändler Emil Gerber. Der Beweggrund zu diesem traurigen Schritt scheint Schwermut zu sein. Der Bedauernswerte, welcher seit einigen Jahren Witwer ist, hinterläßt 4 Kinder im Alter von 5 bis 13 Jahren, welche nun vollständig ver waist sind. Diesen wendet sich die allgemeinste Teilnahme zu. Auch in Turnerkreisen wird der plötzliche Tod Gerbers tiefe Betrübnis Hervorrufen, da er ein zielbewußter und eifriger Turner war und dem hiesigen Turnverein seit längeren Jahren als Turnwart vorstand. * Waldenburg. Das Schachtschlagen nach Braunkohle, das Herr Enke-Dippelsdorf auf dem Fischerschen Grundstück in Angriff genommen hat, ist aus Schwierigkeiten gestoßen, an die zuvor wohl kaum jemand gedacht hat. Es gilt hier nämlich einen Kampf gegen sogenannte Schwemmkohle auf zunehmen. Bei jedem Versuche zum Eindringen in die Tiefe ist man bis jetzt, bevor man auf feste Braunkohle stieß, auf Schwemmkohle gekommen, die ein Weiterarbeiten unmöglich machte. Die Masse ist flüssig wie ein dichter Brei und quillt, sobald man sie eben von der festen Deckschicht be freit hat, ein gutes Stück nach oben, den Arbeitern entgegen. An drei Stellen hat man Einschlagungen unternommen, aber immer mit demselben Mißer folg. Jetzt steht inan beim vierten Versuche. * Dresden. Der hiesige Rat beschloß, vom 1. April 1904 ab Kinder von Blasewitzer Einwohnern nicht mehr in städtischen höheren Lehranstalten oder Volksschulen anzunehmen. Blasewitz« Gemeinderat sträubt sich bekanntlich hartnäckig gegen die Etnver- leibung der Villengemeinde nach Drerden. Der Dresdner Rat begründet seinen Entschluß wie folgt: Im Hinblicke auf da« dauernde Anwachsen der Schülerzahl in allen Dresdner Schulen und die da durch bedingte Steigerung der Steuerlasten für Schulzwecke hält es der Rat nicht mehr für gerecht fertigt, daß dauernd und regelmäßig erhebliche Zu schüsse au» Steuermitteln für eine große Zahl von Schülern und Schülerinnen gezahlt werden müssen, ohne daß deren Angehörige zu den Dresdner Schul- und Gemeindeanlagen irgendwie bettragen. — Der Prozeß gegen den verhafteten Rechtsanwalt vi. jur. Bernhardt findet am 20. April statt. Die Anklage lautet auf versuchten Betrug und Erpressung. Ver teidigt wird Bernhardt von vr. Eello-Berlin. * Leipzig, 31. März. Drei Selbstmorde und einen Selbstmordversuch meldet der Polizeibericht vom gestrigen Tage. Durch Erhängen gab sich den Tod eine aus Abtnaundorf gebürtige 64 Jahre alte LackiererSehesrau. Die Bedauernswerte war geistesschwach. — In Kleinzschocher hat sich gestern vormittag eine von ihrem Ehemann getrennt lebende 40 Jahre alte KlempnerSehefrau aus unbekannten Gründen vergiftet. — Mittels Morphiums vergiftete sich gestern mittag in einer hiesigen Badeanstalt eine 38 Jahre alte Krankenpflegerin. — Einen Selbstmordversuch beging gestern ein 18 Jahre alter Handlungsgehilfe in Kleinzschocher. Derselbe schoß sich mittelst Revolvers in die linke Brustseite. Er erreichte indeß seinen Zweck nicht, sondern wurde noch lebend nach dem Stadtkrankenhause überführt. * Leipzig. Am Bau des Völkerschlachtdenk mals bei Leipzig hat der Deutsche Patriotenbund die Arbeiten im vollen Umfange wieder aufnehmen lassen, damit sie rasch fortgesetzt werden. Die massiven Pfeiler sollen in diesem Jahre über die jetzige Berghöhe sich herausheben. Die Stadt Leipzig bewilligte auch für 1903 einen Barzuschuß von 10 000 Mk. und viele andere Gemeinden und Personen nennenswerte Beiträge. Der Ueberschuß der ersten Geldlotterie, der 110 000 Mk. beträgt, hilft ferner mit zu den Kosten beitragen. * Zwickau, 31. März. Gestern abend gegen 6 Uhr wurde die auf der Burgstraße gelegene Wohnung einer 63 Jahre alten Frau amtlich ge öffnet, weil sich letztere seit ein paar Tagen nicht mehr hatte sehen lassen und man daher einen ihr widerfahrenen Unfall vermuten mußte. Die Frau lag tot im Bette; sie war infolge Altersschwäche verstorben. Der Leichnam ward nach der Toten halle gebracht. * Plauen i. B. Seinem Dienste als Des infekteur zum Opfer gefallen ist der hiesige Schutz mann Albin Rödel und zwar infolge Einatmens von Gift bei seiner Tätigkeit (Durchstäuben der Wände usw.). * Plauen t. V-, 31. März. Seit Montag finden heftige Erdbeben in Brambach und Schön berg statt. Vergangene Nacht wurden die Bewohner au« dem Schlaf ausgeschreckt. * Olbernhau, 30. März. Um dem dringenden Bedürfnisse nach billigen und gesunden Arbeiter wohnungen Abhilfe zu schaffen, hat da« Nat«kollegium beschlossen, Bauplätze etwa zum Preise von 2.50 Mk. für da« Quadratmeter zu verkaufen. Dabei sollen von den Käufern keinerlei Beträge für Straßen- und Schleußenherstellung gefordert werden ; außer dem werden besondere Vergünstigungen für die Spar kaffenbeleihung, und zwar bi« zur Höhe von der Brandkasse zugesichert. — 300 Mark Belohnung bat der Stadtrat für Ermittelung de« Anstifter« der in diesem Jahre in unserer Stadt vorgekommencn Brände autgesetzt. Für die Ermittelung de» Brand stifter«, welcher da» früher Böhmesche, jetzi Ein- homsche Gut eingeäschert hat, sind vom Besitzer 100 Mk. Belohnung außerdem zugesichert worden. * Freiberg. In Kleinwaltersdorl ist am Montag mittag die 20 Jahre alte Tochter des Ziegeleiarbeiters Edwin Beyer beim Wafserholen in den am Hause befindlichen Brunnen gestürzt und darin ertrunken. Das Mädchen litt an Epilepsie. * Pirna. In dem sogenannten großen Loche nahe der Elbe bei Zschieren ertrank am Sonntag der Arbeiter Müller aus Mügeln, als er ein Stück Holz aus dem Wasser ziehen wollte. Müller hinter läßt seine Frau und fünf unerzogene Kinder. * Neustadt i. S. Am Sonntag ist im be nachbarten Langenchursdorf ei» vierjähriges Kind in einem unbewachten Augenblick in eine Dünger grube gestürzt und darin erstickt. * Bautzen, 30. März. Hier wurde von der Polizei ein 17jährigeS in Elstra geborenes Dienst- Mädchen wegen KindeStötung verhaftet. Dasselbe hat ihr Ende Dezember vorigen Jahres hier heim lich geborenes Kind gleich nach der Geburt in einem Wasserkübel ertränkt. Die KindeSleiche wurde in dem Kleiderschranke des Mädchens in stark verwestem Zustande vorgefunden und zur weiteren Verfügung der Gerichtsbehörde nach der Totenhalle gebracht. * Langewiesen, 31. März. Der hiesige Ge meindediener Daßler wurde verhaftet »nid in das Amtsgerichtsgefünguis zu Gehren eingeliefert, weil er beschuldigt wird, gegen 11 000 Mark an die land- und forstwirtschaftliche Berufsgenossenschasl abzuliefernde Gelder unterschlagen zu haben. 5. öffentliche Stadtverordneten - Sitzung am 31. Mär; 1903, abends 8 Ahr. Anwesend die Herren Bürgermeister Or. Polster, Stadträte Anger, Bohne und Müller, sowie 22 Stadtverordnete. Zu Punkt 1) Kenntnitnahmen, teilt der Herr Vizevorsteher Koch mit, daß vom 1. April ab da» hiesige Untersteueramt laut Verfügung de« König!. Finanzministerium« zum Steucramt erhoben wird. Punkt 2) Beschlußfassung über Einführung elek trischer Energie in hiesiger Stadt. Herr Amtrge- richtsrat Käßberg al« Referent führte u. a. folgende« au«: Im vorigen Jahre sei ein Aurschuß eingesetzt worden zur Vorberatung über Einführung von Elek- trizität in hiesiger Stadt. Der Aurschuß habe zwar langsam gearbeitet, dafür aber gründlich. Mehrere Gutachten seien abgegeben worden; z. B. bei Ein führung von Drehstrom, welcher teurer zu stehen käme al« Gleichstrom, aber am besten zu handhaben sei, wäre der Verlust 4 "/„ bei Gleichstrom, welcher billiger sei, beziffere sich der Stromverlust durch Akkumulatoren auf etwa 30"/°. Im Ausschuffe habe man sich anfänglich für Gleichstrom entschieden, wie derselbe in kleinen Zentralen eingesührt sei; da man aber durch Einführung von Elektrizität eine Schädigung der Ga«anstalt erblickte, hingegen an die Errichtung eine« eigenen Werke» nicht zu denken sei — dasselbe werde laut Gutachten 107000 M. kosten und die Ausgaben höher al» die Einnahmen zu stehen kommen — habe sich der Au»schuß in seiner Schlußsitzung mit 7 gegen 2 Stimmen ablehnend verhalten, der Rat mit 7 gegen 1 Stimme. Den Anlaß hierzu gab die schwache Beteiligung der Interessenten wegen Entnahme von Elektrizität zu Kraft- und Licht,wecken. Nur an der Ltchtabgabe werde zu verdienen fein, nicht aber an der Krastabgabe; dieselbe könne wachsen wie sie wolle, rentabel würde sie doch nicht. Während da« eine Gutachten ziem lich schlecht au«gefallen sei, indem ein Sachver ständiger meinte, die Stadt werde 3000 Mk. jähr lich zusetzen, wenn sie ein eigene« Werk errichtete, stelle sich da« andere — für Saugga«anlage be- rechnet — wesentlich günstiger. Nach dem Referat de« Herrn Gerichtlrat Käßberg entspann sich eine längere Debatte in dieser da« Kollegium schon mehr- mal« beschäftigenden Angelegenheit. E« herrschten 2 Strömungen unter den Mitgliedern vor. Während der eine Teil e» sür gut hält, daß mit der Ein führung elektrischer Energie nicht länger gewartet werden solle, tritt der andere Teil sür Vertagung ein. Herr Vizevorsteher Koch stellte hierzu 3 Fragen: 1. Will man der Einwohnerschaft die Möglichkeit verschaffen, elektrische Energie für Licht, und Kraft- zwecke au« einer Zentrale entnehmen zu können? 2. Will man zu diefem Zwecke ein eigene» Werk errichten ? 3. Tritt man dem Beschlusse de» Aus schüsse«, dem Oberlungwitzer Werk unter noch festzu- fetzenden Bedingungen da« Stadtgebiet zu öffnen, bei? Die erste Frage wird bei der Abstimmung mit 16 gegen 6 Stimmen bejaht, die zweite Frage mit 11 gegen 11 Stimmen verneint (die Stimme de« Vor sitzenden gab hierbei den Ausschlag), die dritte Frage mit 12 gegen 10 Stimmen bejaht. Der Herr Bürgermeister und die Herren Vizevorsteher Koch, Stadtverordneten Layritz, Harzer, Grabner, Haase sprechen sür sofortige Einführung elektrischer Energie, da sie im Interesse dec Weiterentwickelung der Stadl von großem Nutzen sein dürste, während die Herren Stadtrat Anger, Stadtverordneten Schneider, Schellen berger, Grießbach und Reinhold gegen dieselbe sich autsprechen. Hauptsächlich im Interesse der Gar- anstatt ist Herr Stadlrat Anger Gegner der Vor lage, er bemerkt hierbei, daß die Garanstalt mindesten« '/b de« gesamten Gatkonsum» einbüßen, ferner die Hälfte der Ga«motoren verlieren würde, außerdem müsse man infolge der Konkurrenz den Preis sür Leuchtga« herabsetzen, wa« einem Ausfall von 2400 Mark jährlich gleichkäme. Die letzteren 4 Herren sind einerseits gegen Zulassung einer fremden Ge- fellschast, andrerseits wollen sie die Finanzverhält, nisse der Stadt gewahrt wissen, um nicht noch mehr Steuern entstehen zu lassen. Zu Punkt 3) bewilligt da« Kollegium einstimmig die Kosten zur Ausstellung zweier Sprenghydranten und eine» Springbrunnens in den Parkanlagen an der äußeren Dresdnerstrahe. Die Kosten für die 2 Sprenghydranten betragen 280 Mk, für den Springbrunnen 220 Mk., welche Summe au» den Sparkaffenüberschüssen von 1901 entnommen werden soll. Herr Stadtverordneter Koch II regt hierbei an, daß man doch einen Sprengwagen anschaffen möchte, damit man von dem Straßenstaub zur wärmeren Jahretzeit nicht allzu sehr belästigt werve. Demgegenüber erklärt Herr Bürgermeister vr. Polster, daß man hauptsächlich aus Sparsamkeit dem Ver langen zur Zeit nicht staltgeben könne. Punkt 4) Regulierung der oberen Limbacher- straßc. Zwischen der Sladtoemeindc und Herrn Sägewerksbesitzer Beck ist ein Vertrag abgeschlossen worden, demzufolge derselbe die ihm gehörige Scheune an der äußeren Dre«dneistraße der Stadtgemeinde behufs Slraßenverbreiterung zur Beseitigung über läßt, wenn ihm eine westliche Verschiebung der Grenze seine« Sägewerkgrundstück« unterhalb der Bahn zugestandcn wird. Dafür bekommt Herr Beck 1150 yin von der Stadt, während 150 ym von letzterem an die Stadt abgetreten werden. Durch den Fortfall dieser Scheune wird einem längst ge fühlten Bedürfnis entsprochen und damit die dort unnötige Straßenerhöhung — durch Tieferlegung der selben um ca. 1 in vom Grundstück de« H-rrn Fabrikant Bohne bi« zur Mitte der äußeren Dresdner straße — beseitigt. Die Mauer mit dem Zaun längs der Dresdnerstraße wird abgetragen und dafür ein Fußweg hergestellt. Die Kosten für die Regu lierung der Straßen, womit eine Verlegung der Wasserleitung verbunden ist, betragen 6000 Mark, wovon 5000 Mk. aus Sparkassenüberschüssen pro 1901 und 1000 Mk. au« Position 51 der Stadt kasse entnommen werden sollen. Der Vertrag und die Bewilligung der Mittel werden einstimmig ge- nehmigt. — Bemerkt sei noch, daß die Firma F. Oskar Zwingenberger zu den Kosten für die Regu lierung der Drerdner-Limbacherstraßenecke 1800 Mk. zugesichert hat. — Schluß der Sitzung '/«1i Uhr. Gerichtssaal. 8 Dresden, 31. März. Heute nachmittag wurde der 23jährige Klempnergehilfe Wilhelm Hermann Gelfert aus Neumarkt i. Schl, zu 8 Jahren 6 Monaten Zuchthaus verurteilt, weil er am 7. Nov. v. I. die 70 Jahre alte verwitwete Frau Taqge- sell in ihrer Wohnung, Rampische Straße 7, 4. Etage, zu töten und zu berauben versucht halte. Gelfert war in Abwesenheit der Frau Taggescll in deren Wohnung eingedrungen, wurde aber von der zurückkehrcnden Frau überrascht. Auf deren Hilfe geschrei versetzte er ihr mit einer Scheere sechs Stiche in den Kopf, so daß sie bewußtlos zusammen brach. Gelfert, der schon öfters vorbestraft, wohnte früher bei Frau Taggescll und kannte deren pekuniäre Verhältnisse. Der Verbrecher konnte noch am Tat orte dingfest gemacht werden. 8 Ruhla. Ein Fortbildungsschüler gab auf die Fragc des Lehrers: „Wie heißt Du?" wieder- holt frech zur Antwort: „Ich heiße nickt Du!" DaS Herzog!. Schöffengericht verurteilte ihn wegen groben Unfugs rc. zu 3 Tagen Haft und Tragung der Kosten. § München. DaS hiesige Schöffengericht hatte den Kaufmann Otto Gierlinger zu 14 Tagen Gefäng nis verurteilt, weil er seinem reichen Schwieger vater, der die Verschwendungssucht Gierlingen» nicht weiter unterstützen wollte, einen Lotenschädel und einen Drohbrief geschickt hatte, um ihn zu erschrecken. Der Schwiegervater erkrankte auch vor Schreck ziemlich schwer. Gierlinger legte, ebenso wie der AmtSanwalt, gegen da» Urteil Berufung ein. Die Strafkammer verurteilte nun Gierlinger zu 5 Monaten Gefängnis. Kleine Chronik. * Berlin, 1. April. Der in Schönberg wohn hafte Otto Fischer wurde gestern wegen versuchten Gatlenmordes verhaftet. Bei seiner Vernehmung hat er eingestanden, seiner Frau seit längerer Zeit Jod-Kali beigebracht zu haben, um sie langsam zu töten. Die Frau hatte nach wiederholter Miß handlung gedroht, ihr gesamtes Vermögen, das sicher gestellt war, an ihren unehelichen Sohn zu verschenken. * Berlin, 1. April. Hier sind vorläufig 6000 Holzarbeiter ausgesperrt worden als Gegenmaß nahme gegen den Streik der an Holzbearbeitungs maschinen beschäftigten Arbeiter. * Berlin. Gerichtlich geschlossen, so meldet die „Post", ist das Warenhaus für Lebensmittel, das im Südwesten Berlins einst mit großer Reklame ins Leben trat und das Warenhausprinzip auf den Lebensmittelverbrauch ausdehnen wollte. Es hatte eigene Bäckerei, Fleischerei rc. Große Plakate verkündigen jetzt den gerichtlichen Ausverkauf als das Ende der Herrlichkeit. * Berlin. Die Berliner Spiritisten sind trotz der Verurteilung ver Anna Rothe obenauf. Sie haben zum Freitag eine große Versammlung ein berufen und können sicher sein, wieder gewaltigen Zuspruch zu haben. Denn man glaubt gar nicht, wie viele Verteidiger des „Blumenmediums" es in der „Stadt der Intelligenz" gibt. * Raumburg, 31. März. Zu der bereits ge- meldeten dreifachen Gasvergiftung wird noch be kannt, daß der Buchbindermeister Flössel wahr scheinlich in einem Anfall von Schwermut über den kürzlich erfolgten Tod seiner Gattin sich und seine beiden Kinder getötet hat. Das Gasrohr in der Stube war gewaltsam aufgeschraubt und verbogen. * Hanau. Gutem Vernehmen nach hat die unter dem Verdacht der Kindestötung inhaftierte Baronesse von Seckendorfs, die sie im Oktober 1891 in Fulda begangen haben soll, ein Geständ nis abgelegt. Die Angeklagte wird sich eventuell im April d. I. vor dem hiesige» Schwurgericht zu verantworten haben. * Kassel, 31. März. Eine Dame au« Berlin unterhielt mit einem Kasseler Herrn ein Liebe«ver- hältni«, da« nicht ohne Folgen blieb. Auf die Nach richt, daß der Geliebte ihr untreu geworden sei, reiste sie hierher und suchte ihn in seiner Wohnung in der Hohenzollernstraße auf. Sie erschoß den Geliebten mit dem Revolver und darauf sich selbst. Da« erschossene Liebelpaar ist Fräulein Emma Sach» au« Berlin und der Bankbeamte Max Flegenheim vom Kasseler Bankhause Grünsfeld. Flegenheim Halle sich bereit« zum zweiten Male verlobt, und zwar mit einer Dame au« Kassel, mit der er dem nächst Hochzeit feiern wollte. * Trier. Ueber das Unglück im städtischen GoSwerk in Trier wird noch weiter mitgeteilt: Neben dem Gasbehälter, der 6200 Kubikmeter GaS enthält, befindet sich ein 8 Meter tiefer Röhrenschacht, in den verschiedene Ga-röhren münden. In diesem Schachte waren morgens zwei Arbeiter tätig, al- plötzlich GaS mit ungeheurer Macht cindrang. Die Arbeiter riefen um Hilse, wurden aber sehr schnell bewußtlos. Jetzt stiegen drei Arbeiter ein, um die Kameraden zu retten. Auch diese verloren sofort da- Bewußtsein. DaS Gas verbreitete sich auch in der Umgebung des Schachtes so stark, daß der GaSdircklor und der leitende Ingenieur sowie mehrere Arbeiter ohnmächtig wurden. ES war unmöglich, zu den Arbeitern in den Schacht vorzudringen. Erst nachdem der ganze Inhalt d°S Behälters ent leert war, konnte die Feuerwehr die Lust einpumpen und die fünf Leichen zutage fördern. * Düsseldorf, 31. März. In der bekannten Düsseldorfer Skandalaffäre ist abermals eine Ueber- raschung zu verzeichnen. Der verhastete Leutnant a. D. Freiherr v. Löw hat vor dem Untersuchung», lichter ein Geständnis abgelegt und zugegeben, daß er vor dem Schöffengericht einen Meineid geleistet habe. ES sei richtig, daß er mit der inzwischen verstorbenen 29jährigen Ehefrau des Ingenieur- Eck längere Zeit ein Verhältnis unterhalten und seine Geliebte zu verschiedenen Malen in einer von ihm gemieteten Wohnung der Charlottenstraße em pfangen habe. * Düsseldorf. Wir lesen im „Kleinen Jour nal": Der Schlosser T. geriet mit dem hiesigen Polizeisergeanten G. in einen Wortwechsel, in dessen Verlauf der Beamte den Säbel zog und seinen Gegner durch Hiebe und Stiche derart mißhan delte, daß dieser an den Folgen verstarb. Die Hinterbliebenen strengten gegen die Stadt Klage auf Zahlung einer Entschädigung an. Der Prozeß durchlief alle Instanzen und kam kürzlich vor dem Reichsgericht zur endgiltigen Entscheidung. Dieses verurteilte die Stadt, an die Kläger jährlich 500 M. Entfchädigung zu zahlen. * Dortmund, 31. März. Der Bankier Wulff, dessen wiederholte Anträge auf Haftentlassung von der Staatsanwaltschaft sämtlich abgelehnt wurden, machte im Gefängnis den Versuch, einen Beamten zu bestechen. Er bot ihm 500 M., wenn er ihm gestatte, mit seinem Bruder, einem Rechtsanwalt in Berlin, unter vier Augen zu verhandeln. Gleich zeitig erhob der Staatsanwalt gegen den Bruder des Bankiers, Rechtsanwalt Wulff in Berlin, An klage wegen versuchter Bestechung eines Beamten im hiesigen Gefängnis. * Heidelberg. Eine Verhaftung mit Hindcr- nissen verursachte dieser Tage einen großen Menschen- auflaus. Ein Stromer, der wegen Betteln- ver haftet werden sollte, suchte durch die Flucht über die Neue Brücke zu entkommen. Al» er den Häscher
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