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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 19.03.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190303195
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030319
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030319
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-03
- Tag 1903-03-19
-
Monat
1903-03
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 19.03.1903
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E 1b. Januar '/./> Uhr abends nach Oberlung. witzer Anteil (Schönfeldscheune) mit 62 Mann; am 5. April abends "/.10 Uhr an der Oststraße, gestellt mit 82 Mann; am 27. Juni vormittags '/.12 Uhr am Bade gäßchen, gearbeitet mit 100 Mann; am 12. Oktober früh '/,3 Uhr an der Chemnitzer- straße, gearbeitet mit 102 Mann. In Summa in b Fällen mit 424 Mann. Demnach Hal die Kompagnie in 61 Stellungen mit 1774 Mann ihrer Aufgabe genügt. Außerdem beteiligte sich die Kompagnie am 22. Juni abends 9 Uhr an der Gedächtnis-Trauer feier Sr. Maj. König Alberts mit 70 Mann; am 21. September an den, von benachbarten Wehren arrangierten Feldmarsch mit 83 Mann; am Ver bandstag des Kreisfeuerwehrtages Zwickau-Glauchau am 28. September in St. Egidien mit 62 Mann. Versammlungen fanden statt: a) Vorstands- bez. Chargiertensitzungen 4 b) Hauptversammlungen 7 v) Vereinsversammlungen 17 In Sa. 28 Der Sächsische Feuerwehrtag in Meißen wurde durch einen Delegierten unserer Kompagnie vertreten. Am 21. April stellte sich die Kompagnie im Verein der I. und III. Kompagnie hiesiger Wehr aus ge gebene Ordre der Branddirektion im Neustädter Schützenhaus zur Dienstauszeichnungs-Erteilung mit 101 Mann. Unter herzlichen Worten des Dankes für die geleisteten Dienste der Jubilare überreichte Herr Bürgermeister Dr. Polster an folgende Mann schaften der berichtenden Kompagnie das Ehren zeichen Sr. Maj. des Königs, gestiftet für 25jährige ununterbrochen geleistete Dienste: Dem Zugführer Otto Beyer, „ Obersignalist Karl Müller. „ Wehrmann Ferd. Schmidt, „ Wehrmann Emil Bohne. Ferner da» Ehrendiplom de« Landesaurschusse« Sächs. Feuerwehren für 20jährige treue ununter brochene Dienste an die Steiger Hermann Schwalbe, Karl Wblker und dem Wehrmann Wilhelm Schulze. Die grauweiße doppelte Dienstschnur für 15jährige Dienstzeit erhielt der Wehrmann Hermann Weiß- pslog. Die einfache grünweiße Dienstschnur für 10jährige Dienstzeit erhielten: der Steiger Bruno Wolf und die Wehrmänner Ernst Kühnert, Wilh. Bohne, Wilh. Schmidt und Robert Vogel. Zum weiteren ist zu bemerken, daß mit Schluß de« Jahre« 1902 3 Mitglieder eine Dienstzeit von 25 Jahren, 5 Mitglieder eine Dienstzeit von 20 Jahren, 4 Mitglieder eine Dienstzeit von 15 Jahren und 7 Mitglieder eine Dienstzeit von 10 Jahren zurückgelegt haben. Vergnügen der gesamten Kompagnie sand einmal statt, am 21. Juli Konzert und Ball im Etablissement Logenhau«. Insbesondere sei erwähnt, daß im Lause de« verflossenen Jahre» Herr Schellenberger nach fast 5jähriger Amt»tätigkett al« Branddirektor abge gangen ist. Die Kompagnie wird demselben für seine der Kompagnie stet» entgegengebrachte Sym- pathie ein bleibende» Andenken bewahren. An seine Stelle ist im Monat Oktober Herr Sladlral E. Schulze, zur Zett Hauptmann der II. Kompagnie, vom Stadtrate gewählt und al» Branddirektor ver pflichtet worden. Durch die Ernennung unsere« Hauptmann« E. Schulze al« Branddirektor erfolgte in der am 7. Dezember 1902 stattgefundenen Generalversammlung eine neue Zusammenstellung de« Kommando«. Der langjährige Steigerzugsührer Herr Clemen« Rein hold wurde an Stelle de« Herrn Stadtrat Schulze al« II. Hauptmann der Kompagnie, der bt«herige Sektionlführer de« I. Zuge» Herr Emil Albani al« Zugführer und der Steiger Herr Karl Weiß, pflog al« Sektionlführer der I. Zuge» gewählt. Alle anderen autscheidenden Chargierten und sonstigen Beamten der Kompagnie wurden wieder um auf 2 Jahre wiedergewählt. Durch diese« er folgte Wahlergebni« ist wohl zu ersehen, daß da» Kommando mit der Mannschaft in sehr gutem Ein- verständni» steht. Die Kompagnie möge immer weiter gedeihen und da« Symbol einer sreiw. Feuerwehr stet« hoch halten. Ein Gut Wehr -um neuen Dienstjahr 1903! 6r. Schöffengerichtssitznng vom 17. März 1903. Der aus Oberlungwitz gebürtige, aus der Zwangshaft voraesührte, wiederholt vorbestrafte Kräuterhändler Karl Emil Fischer stahl am 3. März d. I. aus einem ihm zugängigen Raum ein Paar dem Gastwirt K. hier gehörige Stiesel im Werte von 6—7 Mk. Der Angeklagte, der aus Not gehandelt haben will, mußte das Vergehen mit 14 Tagen Gefängnis büßen. Die Kosten fallen ihm zur Last. Der am 5. März 1880 hier geborene, Wirtschaftsgehilse Ernst Louis Oehme soll am Nachmittag des 5. Januar d.J. auf der Goldbach straße dem Grünwaren-Geschästssührer H., der mit seinem Geschirr das Ochmesche überholte, beim Vorüberfahren einen Peitschenhieb auf die Hand versetzt haben, sodaß der Zeuge Hentschel infolge der Verletzung die Hand tagelang nicht gebrauchen konnte. Der Angeklagte stellte die Sache so dar, als ob H. mit seinem Geschirr absichtlich so hart an dem seinigen vorbeigefahren sei, um ihn, Oehme, durch Streifen zu ärgern, wenn nicht gar zu schä digen, während H., sowie ein anderer Zeuge be stätigen, daß Oehme, trotzdem er von dem hinter ihm Hersahrenden H. aufmerksam gemacht worden sei, ruhig fast aus der Mitte der Straße fortsuhr. Der Strafantrag lautete aus gefährliche Körper verletzung. Entgegen dem Anträge des Vertreters der Staatsanwaltschaft bat der Verteidiger des Angeklagten, Herr Rechtsanwalt Dr. Haubold, von der Bestrafung wegen gefährlicher Körperverletzung abzusehen, da der Riemen der Peitsche — und der käme ja nur in Frage — wohl nicht als gesähr- liches Werkzeug angesehen werden könne. Der Angeklagte habe nach seiner Ansicht im Zustand der Notlage, der Selbsthilfe gehandelt. Weiter, führte der Herr Verteidiger aus, wäre doch noch der Umstand zu berücksichtigen, daß zwischen dem Zeugen H. und dem Angeklagten schon seit längerer Zeit ein gewisser Geschäftsneid bestünde und daß der Angeklagte wenn nicht gar unabsichllich, so doch im Affekt gehandelt habe, — er bitte um möglichst milde Bestrafung seines Klienten. — Der Angeklagte wurde unter Zubilligung mildernder Umstände wegen vorsätzlicher Körperverletzung mit Anwendung eines gefährlichen Werkzeuges zu 30 Mark Geldstrafe, im Nichteinbringungssalle zu 6 Tagen Gefängnis und zur Tragung der Kosten verurteilt. Unter der Anklage des Hausfriedensbruches stand der wegen Diebstahls, Rückfallsdiebstahls, Widerstands, Körperverletzung und Sachbeschädigung vorbestrafte Handarbeiter Heinrich Paul Eichel, geb. am 14. Februar 1867 in Oberlungwitz. Unter dem Vorwande, ein angeblich ihm gehörendes Beil aus der Wohnung des Ehepaares Sch. hier zu holen, verschaffte er sich am 17. Februar d. Js. unbefugten Zutritt zur Wohnung Sch's. Der wiederholten Aufforderung der allein anwesenden Ehefrau Sch., die Wohnung zu verlassen, leistete der Angeklagte nicht Folge. Das Schöffengericht verurteilte ihn dieserhalb zu 3 Tagen Gefängnis und zur Kostentragung. Der gerichtlich noch nicht vorbestrafte Wirt schaftsgehilfe Karl Friedrich Kunze, geb. am 15. Januar 1850 in Oberlungwitz, fand am 23. De zember v. I. im Beisein des Zeugen D. auf der Fahrstraße nach Siegmar eine auf dem Wege lie gende Geldtasche, nahm dieselbe an sich, ohne dem D. einen Einblick in die Tasche zu gestatten und verbarg sie in der Schoßkelle seines Wagens. Hier auf fuhr er weiter nach Chemnitz, wo er im Gast hofe „zur Reitbahn" ausspannte und ans Kunden- Besuch ging. Die Tasche mit dem Gelbe ließ er in der Schoßkelle des Wagens liegen. Die Tasche, die ein bei dem Gutsbesitzer A. in Reichenbrand bedienstetes Milchmädchen verloren, wurde einige Tage später von den beiden Söhnen A.s im Auf trage ihres Vaters als Eigentum reklamiert. Es stellte sich jedoch heraus, daß sich in der Tasche nicht mehr der ursprüngliche Betrag von über 26 Mark befand, sondern daß dieselbe nur noch 12 Mark 50 Pf. enthielt. Außerdem fehlten noch einige kleinere Gegenstände. Kunze hatte sich des halb wegen Unterschlagung vor dem Schöffengericht zu verantworten. Der Angeklagte will durchaus nicht wissen, wieviel in der Tasche gewesen sei, er habe gar nicht hineingesehen und sucht sogar den Zeugen D. der Täterschaft zu verdächtigen. Trotzdem der Herr Vorsitzende den Angeklagten aus die verschiedenen Widersprüche in seinen Aus sagen Hinweisen muß und obwohl die umfangreiche Verhandlung gewichtige Verdachtsmomente zutage bringt, die für eine Schuld des Angeklagten spre chen könnten, wurde der Angeklagte sreigesprochen. Das Gericht gelangte deshalb zur Freisprechung, weil die verlorene Geldtasche doch schon früher von einem Vorübergehenden bemerkt und eines Teils ihres Inhalts beraubt, vorsichtshalber aber mit dem übrigen Geld wieder an den Fundort gelegt worden sein könne. Und dann könne ja auch ein anderer die Tasche in der Schoßkelle des Wagens bemerkt haben wäbrend der Zeil, als der Wagen unbeaufsichtigt im Gasthofe „zur Reitbahn" in Chemnitz gestanden habe. Deshalb sei die Schuld des Angeklagten als keineswegs erwiesen anzuschen. Tagedgeschichte. Deutsche» Reich. Berlin, 17. März. Se. Majestät der Kaiser ist heute abend 11 Uhr von Dresden hier wieder eingetroffen. — Die Krankheit de« Kronprinzen Wilhelm und de« Prinzen Eitel-Friedrich, die beide in Aegypten von den Masern befallen wurden, ver läuft andauernd normal. Der Kronprinz hat nur noch schwache« Fieber, Prinz Eitel konnte da« Bett bereit« verlaffen. Die Reise der Prinzen wird nach dem Programm fortgesetzt werden, wie man hofft, in etwa 10 Tagen. Stuttgart. In der Kammer teilte Finanz minister Zeyer mit, daß die Staatsbahnen 1902 überraschend günstig abgeschlossen haben. Volle 16 Millionen Mark seien zur Ablieferung gelangt, während man noch vor kurzem mit einem Defizit rechnete. Frankreich. Nizza. Das hiesige Bürgermeisteramt ist amt lich benachrichtigt worden, daß König Eduard, von Lissabon kommend, am 3. April in Nizza ein treffen wird. Große Vorbereitungen zu einem festlichen Empfange werden bereits getroffen. Spanien. Madrid. Die Lage in Marokko will sich nicht aufklären, sie scheint vielmehr ungünstiger. Gestern waren in Tanger äußerst pessimistische Gerüchte im Umlauf, wonach auch in Mekines Unruhen aus gebrochen sind, und andererseits die Scherffs von Wazan Muley Mohamed zum Sultan ausgerufen haben. Eine Bestätigung bleibt abznwarlen. Beim Osterfest in Fez fehlten die Vertreter von 14 wichtigen Stämmen aus der Gegend von Tesa. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 18. März. *— Bo« Regierungsseite au« wird versichert, daß da» Gerücht, Sachsen sei gewillt, seine Stimmen im Bundetrate für die Aufhebung de» § 2 de» Jesuitengesetze« abzugeben und so die Entscheidung zu gunsten de« preußischen Antrag«, für den zur Zeit noch keine Mehrheit vorhanden ist, herbeizu- führen, jeder Begründung entbehrt. Die Sächsische Regierung habe vielmehr durch ihre geordnete Ver tretung im Bunde»rale von Ausrollung dieser Frage an darüber nicht den geringsten Zweifel gelaffen, daß sie ihre Stimmen gegen die Aufhebung de» 8 2 abgeben werde. In dieser Auffassung sei bi«- her keinerlei Aenderung cingetreten und werde auch in Zukunft nicht eintreten. *— Gegen die Persouentartf-Reform. Wir machen auch an dieser Stelle auf die in vorliegen der Nummer enthaltene, von 85 Vereinen und Körperschaften Sachsens unterzeichnete Resolution gegen die geplante sächsische Personentarif-Reform aufmerksam mit dem Bemerken, daß dieselbe zu jedermanns Einzeichnung auch in unserer Expedition, Bahnstraße 3, ausliegt. Dieselbe soll in den nächsten Tagen der Kgl. sächs. Staatsregierung unterbreitet werden. Die Einzeichnung wird am 21. März geschlossen. *— Zur Persoucntarif-Reform. Da» „Leipz. Tagebl." stellt fest, daß seilen« der sächsischen Re gierung eine Entschließung über da« Gutachten de» Eisenbahnrates in Sachen der geplanten Personen larisreform bi« jetzt noch nicht erfolgt ist. Die säch- stsche Regierung hat zunächst an da« preußische Eisenbahnministerium die Frage gerichtet, wann und in welcher Weise die vom Minister Budde im Ab geordnetenhaus« erwähnte Tarifreform in Kraft treten solle. Wenn Preußen eine baldige Reform in Au«ficht stelle, werde die sächsische Regierung ohne weitere» von der Durchführung ihrer Tarif- änderung absehen. * — Unter den bestehenden kaufmännischen Vereinigungen ist e» wohl der Deutschnationale Handlung«gehilsen-Verband, welcher seinen Mit- gliedern bei einem verhältni»mäßig geringen Bei trag die denkbar größten Vorteile zu gute kommen läßt und der e» versteht, bei allen Kollegen da« nationale Gefühl durch Treiben von Sozialpolitik zu heben. Denn sozial heißt national sein. E« kann darum allen jüngeren Kollegen nur geraten werden, sich diesem Verbände anzuschließen, zumal e« die hiesige Ortsgruppe, welche am 1. und 3. Dienstag eine» jeden Monat« im Hotel Gewerbe kau» tagt, auch versteht, seine Mitglieder durch ver schiedene Veranstaltungen gesellig zusammen zu führen. * — Ein interessanter Tag. Ostersonntag und der erste Tag des jüdischen Passahfestes fallen in diesem Jahre zusammen. Das ist eine Kon stellation, die seit dem Jahre 1825 nicht stattge- fanden hat. Das Konzil zu Nicäa, das den Oster termin regulierte, glaubte ein solches Zusammen treffen überhaupt unmöglich gemacht zu haben, in dem es die Bestimmung traf, daß Ostern stets am ersten Sonntage nach dem ersten Frühlingsvoll- monde gefeiert werden solle. Doch ist diese An nahme im Lause der Zeiten nicht ganz zugetroffen. Wenn auch nur äußerst selten und zumeist in viel jährigen Zwischenräumen, so ist doch schon mehr fach ein Zusammentreffen der obengenannten Tage zu konstatieren gewesen. Im ganzen 17. und 18. Jahrhundert ist ein solches Zusammenfallen vom Ostersonntag und dem ersten Tag des jüdischen Passahfestes überhaupt nicht vorgekommen: im 19. Jahrhundert aber ist es zweimal zu verzeichnen ge wesen, nämlich außer in dem erwähnten Jahre 1825, wo Ostern und Passah auf den 3. April fielen, auch noch im Jahre 1805, wo beide Fest tage am 14. April gefeiert wurden. Das nächste Zusammentreffen beider Tage fällt in das Jahr 1923 und zwar auf den 1. April. * Limbach, 17. März. Die zurzeit vakante Stadtmusikdirektorstelle wird am 1. April von Herrn Stadtmusikdirektor Gruner-Weida übernommen. * Dresden, 17. März. Se Majestät der König und Ihre König!. Hoheit die Prinzessin Mathilde sind heute abend 10 Uhr 55 Minuten nach dem Süden abgercist. — Im April werden Voraussicht- lich die beiden ältesten Söhne de« Kronprinzen, Prinz Georg und Prinz Friedrich Christian, wenn e» seine noch vom Typhus angegriffene Gesundheit gestattet, den Großvater am Gardasee besuchen. * Dresden. Die National-Sozialen haben Pfarrer a. D. Friedrich Naumann-Berlin für Dresden- Altstadt al« Reich«tag«kandidaten aufgestellt. Eine am 16. März abgehallene Hauptversammlung de« National-Sozialen Verein« hat diese Kandidatur einstimmig gebilligt. * Leipzig, 17. März. Da« Reichlgericht ver- warf die Revisionen de« Redakteur Emil Brandt- Berlin, der Rittergutepächter« Dr. Wendorff und de« Buchdruckereibesttzer« Stechert, die vom Land- gerichl Greislwald am 28. Oktober 1902 wegen Beleidigung de« Landrat« von Maltzahn durch da» sogenannte Grimmer Landratllied verurteilt worden sind. Gleichfall« verworfen wurde die Revision der Staat«anwallschast gegen die Freisprechung de« Mit angeklagten Gut«besitzer« Becker. * Leipzig, 17. März. In einer gestern im Etablissement „Zentralthcater" abgehaltenen, über- au« zahlreich besuchten Versammlung wurde nach einem Vorträge de« Reich«tag«abgeordneten Professor Dr. Haffe über die Handelsverträge dieser auch für die bevorstehende Reich«tag«wahl al« Kandidat der vereinigten bürgerlichen Parteien sttr Leipzig- Stadt proklamiert. * Zwickau, 17. März. Unter großer Teilnahme der Lehrerschaft und anderer Kreise wurde gestern nachmittag '/,3 Uhr der infolge Erfrieren« so un- erwartet au« dem Leben geschiedene Herr Bürger- schullehrcr Richter beerdigt. Reicher Blumenschmuck deckt den srischen Grabhügel. — Gestern vormittag in der 9. Stunde passierte ein gegen 200 Personen starker Trupp Zigeuner mit einigen 20 Wagen unter polizeilicher Begleitung hier durch. Die Leute kamen von Werdau und beabsichtigten angeblich, an der demnächst in einem Nachbarort stattfindenden Hoch zeit zweier Stammesgenoffen teilzunehmen, begaben sich aber vorerst nach der Gegend von Crossen, um dort Nachtquartier zu beziehen. * Mülsen St. NiklaS, 17. März. Einen Waldbrand verursachten vorgestern nachmittag Kinder durch Fahrlässigkeit. Der Schaden ist gering. 'Schedewitz, 17. März. Ein schrecklicher Un- glücksfall trug sich vergangene Nacht auf dem Transmissionsboden eines hiesigen Schachtes zu, indem der dort beschäftigte 28jährige Bergarbeiter Gustav Vogel von hier, verheiratet und Vater eines Kindes, vermutlich beim Versuche deS Auskuppelns einer leer mitgehenden RüstabteilungSmaschine in das volle Getriebe geriet, wobei er vom Bolzen der Welle an den Kleidern erfaßt, zu Boden ge worfen und um die Welle mit gedreht wurde, so- daß der Tod durch Zerreißung des ganzen Körpers sofort eintrat. * Wildenfkl». Die hiesige Gemeinde hat wegen de« durch den Wegzug eine« großen Steuerzahler« verursachten Einnahmeaulfall« beschlossen, den Ge meindebeamten den Erlaß von 20 Prozent der Ein- kommensteuer, den sie bi«h«r genoffen hatten, nicht wehr zu gewähren. * Plauen i. B., 17. März. Au« dem Fenster gestürzt ist gestern nachmittag in der 6. Stunde da« 4'/.jährige Töchterchen Erna de« in der Pausaer- straße wohnhaften Buchbindermeister« Schubert hier. Da« Kind sah au» einem Fenster de» zweiten Stock werke» nach seiner Mutter und verlor dabei jeden- falls da« Gleichgewicht und stürzte ab. E« fiel so unglücklich, daß es einen Dchädelbruch davontrug und nach wenigen Augenblicken tot war. * Treuen. In kurzer Zeit find auf der Her- lasgrün-Treuener Straße dreimal eine Anzahl junge Kirschbäume in frevelhafter Weise abgeschnillen worden. Die Kgl. Amlahauptmannschaft Auerbach sichert demjenigen, welcher den Täter so zur Anzeige bringt, daß dessen Bestrafung im einzelnen Falle erfolgt, eine Belohnung von 50 Mk. zu. * Großenhain. Dieser Tage wurde hier ein Husar beim Exerzieren durch einen Lanzenstich am Halse gefährlich verletzt. Der Husar zog die einge drungene Lanzenspitze sofort selbst au« der Wunde; auch begab er sich selbst in» Lazarett. * Lanfigk, 17. März. Trotz eifrigen Suchens durch Feuerwehr, Militär und Gendarmerie er freut sich der entsprungene Dienstknecht Fleischhauer noch der goldenen Freiheit. Einige inzwischen er folgte Einbrüche, wie in Glasten und Flößberg, werden natürlich auf sein Konto gesetzt, obwohl die Orte räumlich recht weit auseinanderliegen. Im Colbitzer Walde scheint er sich aber nicht mehr aufzuhalten, da er anderwärts gesehen morden sein soll. * Gößnitz (S.-B ), 17. März. Die Delegierten de« Westsächsischen Sängerbünde« „Kanon" beschlossen in ihrer am vorigen Sonntag in Altenburg abge haltenen Sitzung, den diesjährigen Sängrrtag am 21. Juni in Altenburg abzuhalten. Zu dem West sächsischen Sängerbünde gehören 20 Gesangvereine au« den Städten Altenburg, Crimmitschau, Glauchau, Gößnitz, Meerane, Meuselwitz, Waldenburg und Werdau. Gerichtssaal. Der Raubmörder Behnert abermals vor Gericht. Vor dem Schwurgericht zu Weimar wurde gegen den Schlosser Arthur Behnert au» Magdeburg, der bekanntlich in Weimar und Leipzig wegen zweier an Trödlerinnen verübter Mordtaten rechtskräftig zum Tode verurteilt worden ist, und den LandwirtschaftSgehilfen Hugo Kräuter au» Groß- Brambach wegen Gefangenenmeuterei verhandelt. Behnert und Kräuter, welch letzterer wegen schweren Diebstahls zu vier Monaten Gefängnis verurteilt war, saßen zusammen im LandgerichtSgefängni» zu Weimar. Kräuter kam auf den Gedanken, sich selbst und Behnert, von dessen Verbrechen er gehört hatte, zu befreien. Gelegenheit hierzu konnte er erhoffen, weil er wegen seiner vermeintlichen Unge- sährlichkeit zu Kalfaktordiensten herangezogen wurde. Durch Kassiber verständigte er sich mit Behnert, und rS wurde der Plan zwischen beiden verabredet, den bei Behnert diensthabenden und von Kräuter unterstützten Gefangenenwärter im geeigneten Moment niederzuschlagen, sich der Schlüssel desselben zu be mächtigen und mit deren Hilfe daS Weite zu suchen. Erst war vereinbart, daß Kräuter den Angriff aus den Wärter auSsühren solle, aber dieser schreckte schließlich davor zurück, und so übernahm Behnert diesen, eventuell aus einen Mord hinau-laufenden Teil der Aufgabe. Kräuter steckte nur al» Werk- zeug zur Unschädlichmachung de» Wärter» dem Behnert ein schwere» und scharst» Stück Eisen, einen Teil von einem allen Ofenrost, zu. Am Abend de» 16. Dezember v. I. wurde zur Tat geschritten. Behnert pochte nach dem Wärter, weil er au» Ver- sehen seinen Wasserkrug umgeworsen habe und sich für die Nacht noch mit Wasser versorgen wolle. Der LandgerichtShilfSdiener Gerling erschien in Be gleitung von Kräuter, und al» nun Behnert sich sein Wasser geschöpft und in seine Zelle getrogen hatte, fielen Kräuter und Behnert nach gegenseitiger Verständigung über Gerling her. Kräuter packte den aus dem Flur stehenden Wärter von hinten am Halse und Behnert, der rasch da» in seiner Zelle verborgen- Stück Eisen ergriffen hatte, stürzte von vorn aus Gerling lo» und schlug diesen mit dem Eisen aus den Kopf. Kräuter wurde, da er die blitzenden Augen Behnert» sah und dadurch sich überzeugte, daß e» auf Tod und Leben ging, zum Glück für Gerling jetzt wieder schwach, er lie» Gerling lo», lies davon und rief sogar um Hilfe. So hatte e» Gerling nur noch mit Behnert allein zu tun und er wurde desselben, der ihn noch mehrmals mit dem Eisen zu schlagen suchte, im Ringen Herr. Die Angeklagten waren beide in der Verhandlung geständig. Die Geschworenen bejahten, wie die „Leipz. Reuest. Nachr." mitteilen, beiden gegenüber die nach 8 122 de» St.-G.-B. (Zusammenrottung, Angriff mit vereinten Kräften gegen einen AnstaltS- beamten unter Verübung von Gewalttätigkeiten) ge stellten Schuldfragen, und der Gerichtshof verurteilte den bereit» dem Tode durch da» Beil verfallene» Behnert noch zu 10 Jahren Zuchthaus, Kräuter zu 4 Jahren Zuchthaus, 10 Jahren Ehrverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht. Der Staatsanwalt hatte gegen Kräuter 5 Jahre Zuchthaus beantragt.
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