Volltext Seite (XML)
Kirchliche Nachrichten Monatliche Beigabe zum „Anzeiger". Redigiert von Pfarrer B. .Albrecht in Hohenstein-Ernstthal, an den alle diesbezüglichen Sendungen zu richten sind. Nr. 3 März-Ausgabe. 1903. Zum Beginn Es ist herbeigekommen Tie stille Fastenzeit, Nun rüstet Euch, Ihr Frommen, Macht Hans und Herz bereit; stimm Deiner Harfe Saiten, O Christ, zu ernstem Klang: Tu sollst den Herr» begleiten Auf feinem Todesgang/ Verstummt Ihr Jubellieder, Fort, fort mit Lust und Scherz! 'Am Kreuze sinke nieder lknd bete an mein Herz. Vergiß der Erde Freuden, Vergiß des Lebens Müh; A» deines Heilands Leiden Nur denke spät und früh. der Fastenzeit. Für dich Hal er gelitten, Er gab für dich sein Blut, Das Heil, im Tod erstritten, Es kommt auch dir zu gut. Schau' an die Dornenkrone, Schau' an die Nägelmal'! Was bringst du ihm zum Lohne Für seine Todesqual. Mein Herr, ich lieg' im Staube Vor deinem Kreuzesstamm, Du bist's, an den ich glaube, Für mich geopfert' Lamm. O laß mit Dir verbunden Mich bleiben für und für: Tu Haupt voll Blut und Wunden, tSegrüßet seist du mir! Friedrich Gottlieb Klopstock. Ani 14 März dss. Js. werden >00 Jahre vergangen sein, seitdem einer der berülnntesten deutschen Dichter, der Sänger des „Messias" starb: Friedrich Gottlieb Klopstock. Geboren am 2. Juli 1724 zu Quedlinburg als das erste von 17 Kindern eines Rechtsgelehrten, ans den das Wort „Juristen schlechte Christen" nicht passte, erlebte er glück- liche Kinderjahre. Von nachhaltiger Wirkung ans Geist nnd Gemüt waren die Crzählnngen seiner Grostmuller aus der biblischen Geschichte, ferner die in seiner Vaterstadt lebendigen Erinnerungen an den denlschen Kaiser Heinrici, I, endlnl, auch „der Erfindungen Pracht, von Mutter Natur aus die Fluren gestreut." 13 Jahre alt, besuchte er das Gnmnasium zu Quedlinburg, von 1736—1740 die Fürstenschule zu Pforte. Hier wurde er von tressticheu Lehrern in den Geist des griechischen und römischen Altertums eingeführl uud zur Nachbildung seiner dichterischen Formen angeregt. Er liest Miltons „verlorenes Paradies" in der deutschen lieber setzung, und die Beschäftigung damit „läßt das Feuer, das Homer in ihm entzündet, zur Flamme auflodern und er hebt seine Seele, um den Himmel und die Rel'gion zu be singen." Den Plan, Heinrich den Vogler, den Befreier- Deutschlands, in einem Heldengedichte zu feiern, läßt er bald wieder fallen; dagegen faßt er den Entschluß, die Er lösung der sündigen Menschheit zu besingen. In einer beim Abgang von Schulpsorte gehaltenen lateinischen Rede, „der bedeutungsvollsten, die je von einem Abiturienten gehalten ward," deutet er sein kühnes Vorhaben verständlich ge nug an. Bereits in Jena, wo er sich zuerst den theologischen Studien widmete, entstanden die drei ersten Gesäuge des „Messias", zunächst in Prosa, da er sich über das Vers maß noch nicht klar werden konnte. In Leipzig, wohin er, vom wüsten Treiben in Jena abgestoßen, noch im Jahre 1746 zog, entschied er sich für den Hexamecer (BerS aus 6 Füßen bestehend, den viele gnechische und lacennsche Dichter angewandl Haden und sühne damu dre>es Versmaß in die deuliche Dichlung ein Im Jahre 1748 veröffenl- lichle Kl die drei ersten Gesänge des erst nach 25 Jahren vollendeieu Werkes Ganz Deutschland war erstaunt über den vollen Strom der GlaubenSinnigleit und poetischen Fülle, der hier daherranschl Man weinte über den „Messias" Tranen der Entzückung oder der Rührung, man sprach von dem Dichter voll schwärmerischer Begeisterung: junge Prediger führten das Gedicht aus der Kanzel an und nannten den 'Namen K neben den Propheten; auf der anderen Seite erhob sich lauter Widerspruch gegen die unerhört kühne Wahl des Stoffes, gegen das Gefühlsmäßige, Willkürliche Unkirchliche, ja Unbiblische des Gedichts und gegen das Neue in der Form der Dichtung. Im Jahre 1748 ver ließ K. die Universität Leipzig und wirkte in Langensalza bei einem Verwandten als Hauslehrer. 1750 siedelte er nach Kopenhagen über, wo ihm, auf Anregung des Ministers Grafen Bernstorff der edle König Friedrich V. ein Jahres - qehalt von 400 Talern ausfetzte, womit er sich ganz der Fortsetzung und Vollendung des „Messias" widmen konnte. In Hamburg lernte er Meta Möller, eine bewundernde Verehrerin seiner Dichtung, kennen. Er feierte sie fortan unter dem Namen .Cidli" und vermählte sich 1754 mit ihr; doch genossen die Beiden nur 4 Jahre lang das Glück stiller Häuslichkeit. Das geliebte Weib starb bei der Geburt eines toten Knaben in Hamburg und wurde zu Ottensen begraben, wo K. ihr die bekannte Grabfchrift selbst gedichtet hat: „Saat von Gott gesäet, am Tag der Garben zu reifen." In Kopenhagen entstanden kunstvolle Gesänge zürn Lobe der Religion, zur Verherrlichung alt-