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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 04.03.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-03-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190303045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030304
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030304
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-03
- Tag 1903-03-04
-
Monat
1903-03
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 04.03.1903
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genau. Heute werde dem Kaiholizi«mu« so weit entgegengekommen, daß nicht mehr von Parität, sondern nur noch von schlimmster Imparität die Rede sein könne. E« sei endlich an der Zeit, dieser Tatsache Aufdruck zu verleihen. Heute suche man förmlich mit der Laterne nach katholischen Professoren, die, wenn sie nur einigermaßen geeignet seien, be rufen würden. E« müsse endlich einmal gegen die Zurücksetzung der Protestanten Einspruch erhoben «erden. Abg. Roeren (Zentr.) behauptet al» Vertreter Trier«, nicht die dortige Pfarrgeistlichkeil habe den Streit vom Zaune gebrochen, sondern nur die Re gierung trage die Schuld daran. (Große Heiterkeit.) Die Katholiken wollten den Frieden, aber nur auf grund voller Parität; die Kirche wolle nicht die Herrschaft über die Schule, sondern ihren Anteil, damit sie ihre Aufgabe auf dem Gebiete der Jugend erziehung erfüllen könne. Seine Freunde hielten an dem Prinzip der konfessionellen Schule fest, be- sonder«, wenn e« sich um Schulen handle, die auch Erziehung«zwecke zu erfüllen hätten. Die Verhält- ntsse tn Trier seien derartig, daß sich jede« Wort der Verteidigung Korum« und der Trierer Pfarr- geistlichkeit erübrige. Schon die Gründung der paritätischen Schule sei eine Verletzung der Parität gegen die zu neun Zehntel katholische Bevölkerung Trier«. Datselbe gelte von der Gründung de« paritätischen Lehrerinnenseminar«, dar außer einem in Posen bestehenden da« einzige paritätische Lehrer innenseminar in ganz Preußen sei. Er glaube nicht fehl zu gehen in der Annahme, daß unter ähnlichen Verhältnissen der ganze Episkopat ebenso gehandelt haben würde wie Bischof Korum. Ministerpräsident Graf Bülow stellt fest, daß die Schuld an dem akuten Konflikt in Trier nach seinem pflichtmäßigen Ermessen allein den Bischof Korum treffe, der verpflichtet gewesen wäre, den Weg der Verständigung mit ihm zu betreten. Als Mann des Friedens wolle er nicht annehmen, daß der Erlaß des Bischofs ein Wetterleuchten vor dem Sturme, sondern ein solches nach dem Sturm des Kulturkampfes sei. Sollte aber Sturm kommen, so trage nicht die Regierung die Schuld. Er denke wie Fürst Bismarck, daß man eine auswärtige Macht zu Hilse rufen dürfe, wenn es Deutschland nützlich sei. Deshalb habe er es nicht nur für sein Recht, sondern für seine Pflicht gehalten, sich an die Kurie zu wenden. Er bedauere das Vorgehen Korums auch vom katholischen Standpunkte aus. Gerade bei uns müsse man in konfessionellen Fragen mit vorsichtiger staatsmännischer Hand eingreifen. Für ihn seien Konflikte keine Sportsachen. Er suche Konflikte nicht, schon im Interesse unserer Aktionsfreiheil gegenüber dem Auslande; aber der Ausfechtung notwendiger Konflikte werde er sich nicht entziehen. Gegenüber dem Abgeordneten Dr. Barth erkläre er, daß das Abkommen über die Errichtung einer katholisch-theologischen Fakultät in Straßburg zu den gute» gehöre, das beide Teile befriedige. Es sei nur von den elsässischen Protestlern bekämpft worden und deren ausländischen Hinter männern. Er hätte nicht erwartet, daß sich Barth diesen anschließen werde. Wenn man ihm vor werfe, er stehe unter der Herrschaft des Zentrums, so mache dies ihm ebenso wenig Eindruck, als wenn man ihm Abhängigkeit von den Agrariern nachsage oder behaupte, er habe das Klosettgesetz dem Abg. Barth zu liebe vorgeschlagen. In Wahr heit habe er sich keiner Partei verschrieben. Die Regierung stehe nach wie vor auf dem Boden des moäu8 vivendi, den Fürst Bismarck mit dem gegen wärtigen Papst vereinbart habe. Sie wolle selbst den Frieden, verlange aber auch von der anderen Seite Wahrung des Friedens. Gegenüber der Intoleranz gebe es keine Toleranz. «Bravo.» Minister Studt wandte sich gegen die Aus- sührungen des Abg. Roeren. Die Errichtung der paritätischen Schule in Trier sei von der dortigen städtischen Behörde seinerzeit einstimmig gewünscht worden. Die Besprechung wurde hieraus geschlossen Bon der früheren Kron prinzessin. Die Prinzessin Luise von Toskana, welche seit Sonntag in dem ihren Eltern gehörigen Schlosse Lindau am Bodensee weilt, wo sie von ihrer Mutter empfangen wurde, Hal die Reise von Nyon dorthin in fast ununterbrochener zwölfstündiger Fahrt zurück gelegt. Das körperliche Befinden der Prinzessin soll sich nach Genfer Meldungen in der Metairie bedeutend gebesfert haben. In der Umgebung der Mutter wird sich auch in dem seelischen Zustande der Prinzessin bald eine Besserung geltend machen. Die Prinzessin war, wie ausdrücklich versichert wird, mit der Uebersiedelung nach Lindau durchaus einverstanden. Es ist also keinerlei Zwang auf sie ausgeübt worden, sie hat den endgültigen Bruch mit Giron freiwillig vollzogen. Da" dem belgischen Sprachlehrer der Aufenthalt in Bayern und Oester reich amtlich verboten worden ist, so darf man annehmen, daß die Irrfahrt der Prinzessin nun definitiv beendigt und ihr Leben dauernd in ruhige Bahnen geleitet ist. Wien, 3. März. Die Wahl des jetzigen Auf enthaltes der früheren Kronprinzessin von Sachsen war in einer Korrespondenz zwischen dem König von Sachsen und dem Erzherzog Ferdinand von Toskana getroffen worden. Man hatte der Prin zessin durch Vermittlung ihres Anwaltes Lachenal die Rückkehr nach Oesterreich unter gewissen Be dingungen vorgeschlagen und ihr zunächst als Heim bis nach ihrer Niederkunft die Villa Toskana in Lindan angeboten. Eine der unerläßlichsten Be dingungen war die endgültige Lossagung von Giron. Für den endgültigen Entschluß, diese Bedingung zu erfüllen, hat Prinzessin Luise außer ihrer ernsten und wiederholten Zusage auch dadurch den Beweis erbracht, daß sie seit Girons Abreise seine An näherungsversuche nicht beachtete, seine Besuche in La Metairie zu verhindern mußte und seine Briese uneröffnet zurücksandte. — Der Aufenthalt der Großherzogin Alice von Toskana in der Villa Lindau dürste nicht von langer Dauer sein; auch für die Schwester der Prinzessin Luise gilt dieses Domizil nur als Provisorium. Wien, 3. März. Das Zusammentreffen der Prinzessin Luise mit ihrer Mutter, der Großherzogin von Toskana, welches vorgestern in Lindau stalt- fand, war überaus bewegt. Die beiden begrüßten sich voller Herzlichkeit. Die Prinzessin äußerte wiederholt, wie glücklich sie sich fühle, in Lindau Zuflucht gesunden zu haben. Tagesgeschichte. Deutsche» Reich. Berlin, 1. März. Da« Gerücht, daß der Kaiser den König von Dänemark zu dessen Ge- burtttag am 8. April besuchen werde, bestätigt sich nicht. Damit fallen auch gewisse Kombinationen weg, die sich an ein Zusammentreffen de« Kaiser« mit gewissen Mitgliedern der dänischen König«- familie, wie dem Herzog von Cumberland, geknüpft hatten. Der Geburt«tag fällt in die Charwoche, und in der reist der Kaiser niemals. Er wird wahrscheinlich zu einem späteren Zeitpunkte seinen Besuch in Kopenhagen machen. — Zu dem letzten großen Präsidentenwechsel in verschiedenen Regierungsbezirken Preußen« erfährt der „Frankfurter Generalanzeiger", daß den meisten der in Frage kommenden Herren die Verletzung durchaus unerwartet kam, so daß die Regierungs präsidenten von Hannover und Hildesheim erst am Freitag nachmittag durch einen Brief Kenntnis von ihrer Versetzung erhielten. Gleichzeitig brachte die „Nordd. Allgem. Ztg." die Mitteilung davon, die dann durch da« Wölfische Telegraphenbureau weiter verbreitet wurde. Demselben Blatte zufolge hat der Präsident der Eiscnbahndirektion Hannover sein Ab schiedsgesuch eingereicht. Es wird serner bestätigt, daß mehrere Chef« von Eisenbahndireklion«bezirken ihre Entlassung nachgesucht haben. Der Grund hierfür soll in der vom Ministerium eingesetzten Ueberraschungskommission zu suchen sein, die unan- gemeldet in den Direklionsbeztrken erscheinen soll um Mißstände abrusiellen. — Den 25. Jahrestag des furchtbarsten Un glücks der deutschen Reichsflotte, den 81. Mai, an dein im Jahre 1878 das Panzerschiff der „Große Kurfürst" im Kanal von dem Panzer „König Wil helm" in den Grund gebohrt wurde, will der Ber liner Marineverein mit einem Appell sämtlicher geretteten Kameraden vom „Großen Kurfürsten", sowie der übrigen Schiffe jenes Geschwaders in Berlin begehen. — Ein neues anarchistisches Organ, der „Anarchist", ist gestern hier erschienen. Ursprüng lich sollte dasselbe in Düsseldorf verlegt werden, es fand sich daselbst aber kein Drucker. — Dem „B. T." wird aus Konstantinopel ge meldet : Der Baudenkrieg an der Grenze hat wieder begonnen. Von drei Stellen werden Zusammen stöße mit den türkischen Truppen gemeldet, wobei es sich um Bauden in der Stärke von 80 bis 200 Mann handelt. Die türkischen Behörden behaupten, die Banden wären uniformiert gewesen. Ernstlicher ist eine Nachricht aus Nordalbanien, wo man ver suchen wollte, die Stämme zu enlwassneu. Dabei kam es zu einem Kamps, der zwei Tage dauerte uud bei dem eine Abteilung türkischer Infanterie vollständig aufgerieben wurde. Nach einer anderen Version wäre sie zu den Aufständischen übergegangeu. Im Palais ist man konsterniert. — Prinzessin Gabriele von Bayern, die mit ihrem Gemahl, dem Prinzen Rupprechi, eine Indien reise macht, ist erkrankt und mußte in Bandung zurückbleibe». Sie hatte eine Anhöhe bei Poentjak erklettern wollen und war dabei von einer Unmenge „Land"-Blutegel angefallen worden. Diese Tier chen haben der Prinzessin einen heftigen Fieberan- fall eingetragen — In der bayerischen Gesandtschaft in Paris ist ein Diebstahl verübt worden, der zweifellos de», seit gestern verschwundenen Privatdiener des Ge schäftsträgers Freiherrn von Guttenberg, einem Schweizer namens Schmitz, welcher demnächst den Dienst verlassen sollte, zur Last fällt. Gestohlen wurden 5200 Francs Privatgelder und 200 Francs für Unterstützungszmecke bereit liegende Gelder, da gegen keinerlei Wertpapiere oder Schriftstücke. Oesterreich-Nngarn. — Der Ansturm auf die Böhmische Sparkaffe in Prag dauert fort und wird von Tag zu Tag größer. Bisher wurden schon über 20 Mill. Kronen zurückgezahlt. Er ist ein organisierter Feldzug der tschechischen Einleger gegen die deutsche Lande-spar- kaffe, deren nationale Opferwilligkeit den Tschechen schon lange ein Dorn im Auge war. Am ersten Tage sah man, wie der Voss. Ztg. berichtet wird, noch viele irregeführte, tatsächlich um ihr Geld be sorgte Einleger, heute aber gicbt c« nur noch Heiß sporne, die gegen die deutsche Leitung der Anstalt, deren gesamte« Erträgnis für gemeinnützige und wohltätige Zwecke verwendet wurde, Sturm lausen, obwohl sie sich zumeist bewußt sind, daß sie eine ebenso hohe Verzinsung bei gleicher Sicherheit fast nirgends erhalten. Der jährliche Zinsenverlust der rückfordernden Einleger läßt sich heule schon mit mehr al« 100 000 Kronen abschätzen: manche Einleger, die aus die Wohltaten der Alterssparkaffe der Anstalt Anspruch hatten, verlieren 2 bi» 0 vom Hundert jährlich. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 3. März. *— Frauen-Bortrag. Wie aus dem Inseraten teil ersichtlich, findet morgen Mittwoch abends ' ,9 Uhr im Hotel drei Schwanen vom hiesigen Verein für naturgemäße Heil- und Lebensweise ein öffent licher Frauen-Vortrag statt, der schon vielseitig von den Frauen gewünscht wurde. Der genannte Ver ein hat hiersür eine Schülerin Dr. Thure-Brandts, Frau Louise Albrecht, welche heute in Chemnitz spricht, hiersür gewonnen. Da dieser Vortrag ein Thema enthält, welches sür das weibliche Geschlecht von größter Bedeutung ist, werden die werten Frauen ausgesordert, recht zahlreich zu erscheine« oder ihre Töchter und weiblichen Dienstboten an zuhalten, dem lehrreichen Vortrag beizuwohnen, insbesondere, da vielseitig wegen zu wenig Selbst kenntnis oder Schamgefühl von Seiten der Er zieherinnen Aufklärung auf diesem Gebiete unter bleibt. Mögen die Bemühungen dcs »ortraggebenden Vereins durch zahlreichen Besuch mit rechtem Er folge begleitet sein. * Abonnement-Militär KonzerteimLogcn Hause. Wir weisen auch an dieser Stelle daraus hin, daß in diesem Jahre wiederum zwei Abonne- ment-Militär-Konzerte im Logenhause stattfinden werden und zwar eines Anfang Mai und das zweite im Oktober. * — Selbstmord. Gestern abend in der 11. Stunde setzte der hier wohnhafte Färber Köhler seinem Leben durch Erhängen ein Ziel. Was den Unglücklichen zu diesem bedauerlichen Schritte ver anlaßte, ist nicht bekannt. * — Das Kartell der Ordnungsparteien für die bevorstehende ReichStagSwahl ist von der konser vativen Partei, der Reformpartci und dem Bunde der Landwirte unter Zurücksetzung alles dessen, was sie sonst auf politischem und wirtschaftl. Gebiet trennt, unter folgenden Bedingungen abgeschlossen worden: Der gegenwärtige Besitzstand der vertrag schließenden Parteien wird gegenseitig anerkannt, dergestalt, daß zum Besitzstand der Konservativen der Löbauer, Freiberger, Oschatzer, Bornaer und Plauener (2, 9., 11., 14. und 23.) Wahlkreis, zum Besitzstand der Nationalliberalen der (12., 15. und 2t.) Wahlkreis Leipzig, Frankenberg und Anna berg und zum Besitzstand der Reformer der (3., 7. und 8.) Wahlkreis Bautzen, Meißen, Pirna zu rechnen sind. Die Anerkennung deS Besitzstandes schließt zum mindesten in sich, daß bei den bevorstehenden ReichSIagSwahlcn dem Kandidaten derjenigen Partei, welcher der Besitzstand zugesprochen, Kandidaten der anderen Partei nicht entgegengestellt werden. Ferner sollen der 1. Wahlkreis Zittau zum Besitzstand der Nationalliberalen und der 20. Wahlkreis Zschopau zum Besitzstand der Konservativen gerechnet werden. Nach einem früher schon getroffenen Scparat- Abkommen wird im 4. Wahlkreis DreSden>N. ein Kandidat der Konservativen und im 5. Wahlkreis DrcSden-A. ein Kandidat der Reformer ausgestellt. Die Nationalliberalen haben als Gegenleistung durch daS Separat - Abkommen den LandtagSwahlkreiS DreSden-Friedrichstadt seinerzeit zugewiesen erhalten. Bezüglich deS DippoldiSwalder und Aucrbacher (6. und 22.) Wahlkreises wird den Konservativen, bezüglich deS (13., 17. und 16.) Wahlkreises Leipzig- Land, Glauchau, Chemnitz wird den Nationalliberalen und bezüglich des (18. und 19.) Wahlkreises Zwickau und Stollberg dem Bund der Landwirte ein Vor- schlagSrecht für Kandidaten auS ihrer Mitte vorbe- halten. Wird von diesem VorschlagSrecht innerhalb der sestgestellten Zeit kein Gebrauch gemacht, so findet weitere freie Vereinbarung unter den Vertrag schließenden stall. Von di-sem Kartell bleibt vor läufig der 10. Wahlkreis Döbeln ausgeschlossen, da über den Besitzstand eine völlige Uebereinstimmunq nicht zu erzielen war. Jedoch wird für alle Be teiligten die Verpflichtung festgestellt, denjenigen Kandidaten, der mit dem Sozialdemokraten in die Stichwahl kommt, tatkräftig zu unterstützen. * — Neber die sächsische Gemeindesteuer- rcform, die dem nächsten Landtage vorgelegt werden soll, sprach am Freilag Landtagrabgeordneler Weigert auf dem Gemeindelag der Amtthaupt- mannschast Dresden-Altstadt und bemerkte, die Regierung habe bestimmte Beschlüsse noch nicht ge faßt, doch liege eine Denkschrift vor, die den Land- tagtabgeordnelen zugegangen sei und sich im all gemeinen nicht ablehnend gegen die Reform ver halte. Als indirekte Steuern seien in Au«sichl gc- i ommen die Steuern von den Besuchern der Tanz säle und die Besteuerung der Hausierhändler. * — Auch vom sächsischen Justizministerium sind neuerdings die Vorschriften über den Trans port von Gefangenen abgeändert worden. Die die«bezüg!iche Verordnung bringt da« neueste „Justizministerialblatt". * — Haftpflicht für Verletzungen durch Tiere. 8 883 de« Bürgerlichen Gesetzbuches be stimmt : „Wird durch ein Tier ein Mensch ge- tötet, oder der Körper oder die Gesundheit eine» Menschen verletzt, oder eine Sache beschädigt, so ist derjenige, der dar Tier hält, verpflichtet, dem Verletzten den daraus entstehenden Schaden zu er setzen". Diese Bestimmung hat namentlich die Haftpflicht der deutschen Landwirte außerordentlich erhöht und viele von ihnen veranlaßt, teilweise im Anschluß an die landwirtschaftliche Berustgenossen- schaft, zur Selbsthilfe aus der Grundlage der Gegen seitigkeit und Oeffentlichkcit zu schreiten und sich untereinander gegen etwaige Folgen dieser vermehrten Haftpflicht zu versichern. In dieser Richtung ist man bereit« in einigen preußischen Provinzen, Hannover, Westfalen, Schle«wig-Holstein, und im Königreich Sachsen erfolgreich vorgegangen. Wie verlautet, steht ein weiterer Ausbau dieser übrigen« nicht obligatorischen Versicherung aus berussgenossen- schastlicher Grundlage bevor. * — Durch vergeßliche Spieler wird alljähr- lich den privaten und den Staalslotterien ein hoher Betrag geradezu geschenkt; da« Kapitel der „unab- gehobenen Gewinne" weist in der Regel eine an sehnliche Summe auf. Auch unsere König!. Sächs. Staat«Iotterte ist in der glücklichen Lage, den den sächsischen Steuerzahlern zugute kommenden Ueber- schuß — für die Etatrperiode 1902—1903 4 265 096 Mk. — um 10 541 Mk. höher einstellen zu können al« in der vorhergehenden Etaisperiodc; dieser Mehrüberschuß ergibt sich jedensall« größtenteils daraus, daß Gewinner zu ihrem Schaden übersehen, daß sie mit einem kleineren oder größeren Gewinne „herauskamcn". * Gersdorf (Bez. Chemnitz), 1. März. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monate Februar des Jahres 1903 99 Einzahlungen im Betrage von 8661 Mark 24 Pfennig geleistet, dagegen er folgten 38 Rückzahlungen (Einlagen nnd Zinsen, im Betrage von 8470 Mark 10 Pfennig. Der Barbestand betrug Ende des Monat« Februar 8938 Mark 43 Pfennig. * Gersdorf, 3. März. In der Nacht vom Montag zum Dienstag ging gegen 1 Uhr in unserer Nachbargemeinde Lugau Feuer auf; es brannte das unweit unserer Ortsgrenze gelegene Herrn Gtellmachermeister August Lori gehörige Scheunen gebäude vollständig nieder. Alle Holzvorräte, die sich in diesem befanden, wurden ein Raub der Flammen. Durch schnelles Eingreifen der Feuer wehren blieb das Wohnhaus erhalten. Vermutlich liegt Brandstiftung vor. Die hiesige Spritze Komp. II erwarb sich hierbei den ersten, die freiwillige Fcuerwehr den zweiten Preis. Limbach, 3. März. Schuldirektor Biedermann wurde als solcher in Zwickau gewählt * Dresden, 2. März. Auswärtige Blätter melden, daß der hier, Zelleschestraße 22, wohnende bekannte Zahnarzt O. Bryan Dresden am 27. Februar sür immer verlassen habe. Von maß gebender Seile sei ihm die Abreise nahegelegt worden. Im Lause des Eheirruugsprozesies der früheren Kronprinzessin von Sachsen sollen sich Anhaltspunkte ergeben haben, die es wünschenswert erscheinen ließen, daß Zahnarzt O. Bryan von der hiesigen Bildfläche verschwinde. Wie die„Dresdn. Nachr." erfahren, ist eine Ausweisung seitens der Behörden nicht ausgesprochen worden und die Abreise Dr O. Bryans bis heute auch noch nicht erfolgt. Wohl aber steht der Wegzug des Ge nannten von hier nahe bevor. * Dresden, 2. März. Ihre Majestät die Königin-Witwe hat heute früh 7 Uhr 28 Minuten in Begleitung der Hofdame Gräfin Reuttner v. Weyl und des Oberhofmeisters Wirkl. Geh. Rats v. Malortie die Reise nach Brüssel angetreten. Die Königin-Witwe wird heute nachmittag zu dem be reits erwähnten Besuche bei der deutschen Kaiserin in Berlin weilen und heute abend 11 Uhr von dort mit dem Nord-Expreß-Zuge die Reise nach Brüssel fortsetzen. — Der Kronprinz wohnte heute vormittag der Rekrutenbesichtigung beim Leib grenadier-Regiment Nr. 100 bei. * Dresden, 2. März. Gestern, starb hier nach längeren Leiden im 85. Lebensjahre der Geheime Oberbaurat und Oberlandbaumeister a. D. Adolph Canzler, Komtur des tgl. sächs. Albrechtsordens. * Loschwitz, 2. März. Einen guten Fang machte die hiesige Schutzmannschast in der Nacht zum Sonntag. In der 12. Stunde hatte der pa trouillierende Schutzmann in einer unbewohnten Villa de» Körnerwege» Licht gesehen. Die Villa wurde umstellt und nach Ueberwindung erheblicher Schwierigkeiten — die Einbrecher hatten sich einge riegelt — waren der inzwischen erschienene Wacht meister, mehrere Schutzleute und ein Schloffermeister in da« Innere der fraglichen Villa gelangt. In einem Parterrezimmer hatten sie sich verbarrikadiert. Schließlich wurden zwei unbekannte Männer nach Einschlagen eine« Fenster« herauSgetrieben, nach heftiger Gegenwehr überwältigt und gefesselt. Jeder hatte ein gestohlene« großkalibrige« Teschin bei sich. Mehrere Säcke und ein Korb mit Wäsche bepackt standen bereit zum mitnehmen. E« wäre dort jedensall« zu einem schweren Kampfe gekommen, wenn die Einbrecher nicht durch schnelle» Handeln der Uebermacht überrascht worden wären. E« waren zwei junge Bürschchen im Alter von 22 bi« 24 Jahren au» Dre«den. Sie kommen auch noch in Verdacht, anderweite Diebstähle verübt zu haben. * Leipzig. Zu den Pockencrkrankungen in Leipzig werden amtlich die nachstehenden Angaben gemacht. Erste Erkrankung, festgestellt am 17. Januar in Leipzig-Lindenau an einem ungeimpften Kinde, das der Krankheit erlegen ist, noch ehe es ins Krankenhaus gebracht werden konnte. Seit 17. Januar bis 28. Februar im ganzen — ein schließlich jenes Kindes — 12 Erkrankungen an echten Pocken, davon in Leipzig-Lindenau, Plagwitz und Kleinzschocher zusammen 11 und in der Süd vorstadt eine. Die 11 Kranken waren im einzelnen Falle sofort nach Feststellung der Krankheit in die Jsolierstation des Krankenhauses St. Jakob ausge- uommeu worden. Von diesen 11 Kranken sind bis 28. Februar 10 als völlig geheilt entlassen worden; nur eine Person, nämlich die zuletzt in der Südvorstadt erkrankte, befindet sich noch im Krankenhause. Im Westen seit 23 Tagen, in der Südvorstadt seit 8 Tagen kein neuer Fall. Im ganzen Stadtbezirke sind außer den erwähnten keine weiteren Pockenerkrankungen ausgetreten. * Chemnitz, 2. März. Die hiesigen „Neuesten Nachr." schreiben: Vor einigen Tagen ist der hier Königstraße 1 wohnhafte Arzt Dr. Hartmann von der Staatsanwaltschaft in Untersuchunglhast ge- nommen worden. Ueber den Grund dieser Maß nahme zirkulieren verschiedene Gerüchte. Wie ver lautet, soll er sich auch eine arge Mißhandlung seine« eigenen Kinde« haben zu schulden kommen laßen, welche« drei Tage vor seiner Verhaftung in eine hiesige Anstalt zur Pflege untergebracht worden ist. * Chemnitz, 3. März. In selbstmörderischer Absicht stürzte sich gestern mittag ein 25 Jahre altes Mädchen vom Psortensteg in den Chemnitz fluß. Zwei Männer brachten die Lebensmüde mittels Rettungsringes wieder auf's Trockene. Verschmähte Liebe soll die Ursache zu dem beab sichtigten Selbstmord gewesen sein. — Bei den Rettungsarbeiten auf der Brandstelle der Reichen- hainer Schenken wurde gestern eine eigenartige Entdeckung gemacht. Auf dem Platz, wo die Ge rippe der verbrannten Pferde lagen, befand sich auch die Krippe und hinter dieser entdeckte mau eine Hasenhöhle, in welcher sich noch zwei lebende Kaninchen befanden, die dem Feuertode entgangen sind. Zwickau, 2. März. Vor stark besetztem Audi torium nahm heute der dritte Verhandlungstag in dem Prozesse gegen Zwieger und Genossen mit der Vernehmung der weiteren Zeugen, deren cs gegen 20 noch sind und zu dem noch der telegraphisch geladene Färberei- und Appreturanstaltsbesitzer Hempel aus Reichenbach gekommen ist, seinen Au- sang. Es trat vor der frühere Mitinhaber der Firma Zwieger und Comp., der Kaufmann Rotta von hier, der einem längeren Verhör unterzogen wird nnd der den Angeklagten Zwieger in der
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