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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 13.02.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-02-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190302136
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030213
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030213
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-02
- Tag 1903-02-13
-
Monat
1903-02
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 13.02.1903
- Autor
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Inhalt nach bekannt gegeben werden. Schon morgen erwartet man eine längere amtliche Dar stellung über den Gang des Ehescheidungsprozesses. Bom königlichen HauSminifterium werden alsbald die erforderlichen Schritte getan werden, um eine Lösung der Ehe in den Hofmatrikeln des sächsischen Königshauses herbeizuführen. Dresden, 18. Febr. Prinzessin Luise wurde durch ihren Rechtsbeistand Lachenal von dem Er gebnis der Prozeßverhandlungen sofort unterrichtet. Sie war auf den Ausgang gefaßt und erklärte, dieser stimme überein mit den Wünschen, die sie selbst alsbald nach ihrer Abreise mit Giro» ge äußert habe. — Durch das gestrige Urteil sind die Beziehungen der Prinzessin Luise zum sächsischen Hof als definitiv gelöst zu betrachten, und bannt erledigt sich auch die materielle Seite der Angelegen heit. Die Rente, welche für die ehenialige Kron prinzessin aller Wahrscheinlichkeit nach bestimmt wird, ist eine freiwillige Gabe des Kronprinzen. Zu Ansprüchen irgendwelcher Art ist die Prin zessin dem sächsischen Hof gegenüber nicht mehr berechtigt. Tagesgeschichte. Deutsche» Reich. Berlin, 11. Febr. Im Beisein de» Kaiser« wurde Dienstag abend im Eisenbahnministerium zu Berlin von dem Geh. Oberbaurat Blum ein Vor trag über die Sicherung im Eisenbahnbetriebe ge halten. Er lehrte, daß die deutschen Bahnen aus der Höhe der technischen Vervollkommnung stehen und erhalten werden. Al» Herr Blum ausführte, wo etwa ein Streckenbaum nicht allen Anforder ungen gerecht würde, müßte ohne Rücksicht auf die Kosten sofort Abhilfe geschafft werden, suchte nach dem Bericht de» „Tag" da« Auge de« Kaiser« den neben dem Retch«kanzler gleichfall» anwesenden Finanzminister v. Rheinbaben und warf ihm lächelnd einen bedeutungsvollen Blick zu. Regierungsrat Schottmann erklärte an der Hand von genauen Modellen die Ausführung und die Tätigkeit de« Blocksysteme« und der elektrischen Streckensperrung. Wer, fügte der Vortragende hinzu, unter allen Umständen auf der Eisenbahn verletzt sein wolle, hätte zur Zeil de« ersten preußischen König« den Zug besteigen und seitdem täglich 1200 Kilometer fahren müssen, wer aber getötet sein wolle, der hätte, wenn er zur Zeit der Kaiser Augustu« aus der Bahn geboren wäre und nie den Zug verlaffen hätte, noch 300 Jahre zu fahren, ehe er mit Sicherheit da« ersehnte Ziel erreichen könne. — Im Seniorenkonvent de« Reich«tag« teilte Präsident Graf Ballestrem mit, daß nach einer ihm gewordenen, allerdings noch nicht amtlichen Nach- richt die Wahlen Mitte Juni stallfinden werden. Demgemäß verbleibt für den Reich«tag zur Erledig ung seine« Arbeitlstoffe« nur die Zeit bi« Ostern, da nach Ostern alle Parteien den Wunsch haben werden, sich der Wahlbewegung zu widmen. Inner halb dieser Zeit werde e«, wie im Seniorenkonvent au«gesührt wurde, nur bet größerer Selbstbeschränk ung möglich sein, die noch unerledigten Vorlagen zu verabschieden und in«besondere, wie die« bi«her stet« geschehen ist, den Etat rechtzeitig bi« zum l. April fertig zu stillen. Zu erwarten sind ncch da« Wahlreglement und da« Krankenkaffengesetz. Erstere« bedarf nur einer einzigen Lesung; da« Kranken- kaffengesetz würde nur einer ersten Lesung zu unter- ziehen sein, die der Regierung wertvolle Gesicht«- punkte für die nochmalige Vorlegung de« Entwurf« in der nächsten Legillaturperiode liefern könnten. Angeregt wurde auch von einer Seite die Einbring ung de» Gesetze« über die kaufmännischen Schted«- gerichte. Die Erledigung dieser Vorlage wurde aber al« au«sicht«lo» angesehen. — Wieder ist ein« von den wenigen letzten Mitgliedern der Frankfurter Nationalversammlung 1848 gestorben: Professor Karl Adolf Corneliu«, der sich einen Namen al« Geschicht«schreiber gemacht hat. Er war 1819 in Würzburg geboren und wirkte seit 47 Jahren in München. — In der Reich«tag«-Sttchwahl in Schle«wig- Eckernförde hat, wie gemeldet, der Kandidat der Freisinnigen Volk«partei, Spethmann über den Sozialdemokraten Hoffmann gesiegt. Bei der Haupt wahl am 29. Januar wurden von 25 000 Wahl- berechtigten 16005 Stimmen abgegeben, und e« er hielten der Kandidat der Freisinnigen Volk«parlet 5124, der Sozialdemokrat 4480, der Kandidat des Bundes der Landwirte Graf Reventlow 3231, der Nationalliberale Hansen 2952 und Professor Leh mann 219 Stimmen. Bei der Stichwahl sind etwa 4000 Stimmen weniger al« bei der ersten Wahl abgegeben worden. Da Graf Reventlow zur Wahl enthaltung aufgeforderl hatte, „weil sowohl der sreifinnige Kandidat wie der sozialdemokratische eine in seinem Sinne schädliche politische Wirk samkeit im Falle ihrer Wahl entfalten würden, ohne daß e« möglich wäre, den einen al« dar größere, den anderen al« da« kleinere Uebel zu qualifizieren", dürsten seine Wähler sich in der überwiegenden Mehrzahl passiv verhalten haben. Aber auch von den Nationalliberalen scheint eine beträchtliche Zahl der Wahlurne serngeblteben zu sein. Man wird die» erklärlich finden, da der nalionalliberale Kan didat, Lande«verstcherung«rat Hansen, eine Erklärung erlassen hat, daß er e« mit Rücksicht aus die feind selige Art der freisinnigen Wahlagitation seinen Wählern völlig überlassen müsse, ob sie bei der Stichwahl sich der Stimme enthalten, oder „trotz allem, wa« vorgekommen ist", sür den Kandidaten der Freisinnigen Volktpartet stimmen wollten. — Auf eine Herabsetzung der Personentarife in Preußen ist nach wie vor nicht zu rechnen. Etsenbahnminister Budde erklärte nämlich in der Budgetkommission de« Abgeordnctenhause«, nicht Herabsetzung, aber größere Vereinfachung und Ueder- stcht in den Tarifen sei zu erstreben. Die Ver längerung der Rücksahrtkarten habe sich bewährt, eine Verkehr»stetgcrung bither jedoch nicht gebracht. Mit der elektrischen Zugbeleuchtung würden «eitere Versuche gemacht, sie sei indessen teuerer al« die Gasbeleuchtung. Für die Betrteblficherheit sei alle« Erdenkliche geschehen. — Ueber die angebliche Au«stattung unserer Artillerie mit Rohrrückluusgeschütze» wird der Tgl Rdsch. mitgetetlt, an maßgebender Stelle sei da von nicht« bekannt. Lediglich eine Aenderung der Lafette werde erwogen. Unser Geschützrohr und die Munition seien nach wie vor so «»«gezeichnet, daß sie da« französische unter allen Umständen über treffen. Die Schutzschilde erschweren unter allen Umständen die Beweglichkeit de« Geschütze« und haben überbiet den Nachteil, daß die Bedienung«. Mannschaften nicht aufsitzen können. Belgien. — Der Italiener Rubino ist soeben in Brüssel zu lebrn«längltcher Zwangsarbeit verurteilt worden. Man hatte die Bejahung der ersten Schuldfrage — Attentat auf die Person de« König« der Belgier — nicht erwartet, da doch feststeht, daß Rubino zwar die Absicht hatte, auf den Wagen de« König» zu feuern, aber doch durch Zufall gehindert wurde, den Plan auszuführen, und erst aus den dritten Wagen seinen Schuß abzugeben vermochte. Wenn die Geschworenen trotzdem die Hauptfrage bejahten und dazu auch die andere Schuldfrage — Mord- anschlag aus einen Hochwürdenträger —, so ist da» vielleicht au« der Wirkung zu erklären, die Rubino« zynische Aeußerung hervorgerufen hat, er sei al« Vollblutanarchtst entschlossen gewesen, durch ein Attentat aus den König sich an der bürgerlichen Gesellschaft zu rächen. Die Verteidigung reichte gegen da« Urteil die Nichtigkeitsbeschwerde ein. England. London, 11. Februar. Aussehen erregt ein in den Zeitungen veröffentlichter Brief de« Kontre- admiral« Cochrane, worin dieser erklärt, daß sein Neffe Leveson Gower, welcher Leutnant im Regiment der Garde-Grenadiere war, auf seinen Rat seinen Abschied nahm, weil er von einem in dem Regiment üblich gewordenen LeutnantSgerichr, dem er vom Obersten wegen eine» geringfügigen militärischen Vergehen« offiziell überwiesen war, zur Prügelstrafe verurteilt wurde. Dieser Akt von Bestrasung von Leutnant« sei in dem Regiment traditionell. Spanien Madrid, 11. Febr. Cotarelo, der der Polizei den Ausenlhall der Familie Humbert milteilte, er hielt gestern auf der französischen Botschaft 25 000 Franc« aurgezahlt. Cotarelo wollte hiervon 5000 Franc« dem Polizeiogenten überweisen, wa« jedoch vom Polizeichef abgelehnt wurde, da die Polizei bereit« 25 000 Franc« erhalten habe. — Der Generalausstand in Reu« ist beendet, nachdem die Arbeitgeber den Neunstundenarbeilttag bewilligt haben. In Barcelona ist der Ausstand beendet, in Vigo dauert der Ausstand der Eiseu- bahnbedicnsteten fort. In Corunna zeigt sich be denkliche Gärung unter den Schmelzhüttenleuten. In Cadix hatte der Au«stand gestern große Un ruhen im Gefolge. Die Schlachthäuser und Bäckereien sind geschlossen. Tausende Ausständige durchzogen lärmend die Straßen. Die Gendarmerie mußte einschreiten. Drei Arbeiter wurden verwundet, einer tätlich. Die Truppen wurden in den Kasernen konsigniert. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 12. Februar. *— Wir wolle», da wir nun mit rasche» Schritten durch den kurzen Februar hindurchgehen, darauf von neuem Hinweisen, wie bald uns jetzt der Schluß des Schuljahres nahe kommt. Heraus auS der Kindcrjacke heißt eS dann für so viele, und daS Leben bietet die Hand zum ernste» Gange. ES tanzt sich in die Jahre hinein, wo man er- wachsen ist; wer nachher sicher gehen will, der hat zuvor eine Aufgabe zu erledigen, gegen die daS Erklimmen eine« steilen Berge- noch wenig besagen will. Ein Hauptleidcn unserer Zeit ist bei vielen jungen Leuten die Oberflächlichkeit, und die Eltern nähren diese gefährliche Pflanze nicht selten durch verkehrte Anschauungen über den Wert ihres KindrS. Tin weiteres Leiden ist die übermäßige Beachtung von Aeußerlichkeiten. Wir finden sie selbst auf dem Felde gewöhnlicher Dienstleistungen. Muß ich daS tun? Habe ich daS nötig? Nötig Hal man nach allen Seiten hin manches nicht, aber schaden kann nie ein Wissen und Verstehen, und jemand, der sich kennt, wird über äußeren Kram gering denken. „Arbeit schändet nicht!" Wer heute eine technische Karriere ergreift, bei dem wird entschieden darauf gesehen, daß er gründliche praktische Kenntnisse hat, und so ist keine Hand zu schade, den Hammer zu schwingen, die Feile zu führen. Die Berufe, in welchen theoretische Kenntnisse oder ein gewisses Studium die Hauptrolle spielen, sind zumeist über füllt, daS praktische Leben bietet noch manches Feld tüchtiger Bürgerlätigkeil, nur darf sich niemand halb und halb zu schade dasüi fühlen, es gewissermaßen als eine Huld für den Beruf betrachten, daß er sich ihm zuwendct. Es darf nicht vergessen werden, daß für nicht wenige Gewerbebetriebe ein gewisses Kapital erforderlich ist, aber eS darf noch weniger übersehen werden, daß eS sehr gut ist, wenn junge Leute zur Charakterfestigkeit erzogen werden und dann sich den „Wind tüchtig um die Nase wehen lassen". Die AcngstlichkeitSduselei so vieler Eltern, die ihre Kinder keinem derben Stoß, keinem Leben auSsetzen wollen, daß sic gehörig in die Schule nimmt, ist bedauerns wert; ein sanftes Dahingleiten durchs Leben mag bequem sein, aber ein Glück ist es wahrlich nicht. ES kommt auch dort ein Ereignis, das den steilen Weg stört. Wir waren vor 10 Jahren in dieser Betätigung des rechte» jugendlichen KraftgesühlS weiter, die allermodernste Zeit hat zwar den Sport, aber doch manche Schlaffheit deS Willens gebracht. Es wird Zeit, daß unsere jungen Leute erkennen, daß sie aus eigenen Füßen feststehen lernen müssen, um eS gut im Leben zu haben, daß alle« gut ist, was gut verstanden wird. *— Garde Compagnie. Montag, den 23. Fe bruar, wird die Schützengesellschast Garde-Com pagnie im Saale des „Bergmannsgruß" ihren diesjährigen Königsball abhalten, woraus wir die zahlreichen Freunde der Gesellschaft mit dem Be merken aufmerksam machen, daß neben einer ge wählten Dekoration deS Saales noch verschiedene anderweite Darbietungen geplant sind. *— Eine Portoersparnis läßt sich vielfach durch ganz einfache, dem Publikum aber leider noch nicht genügend bekannte Maßnahmen ermög lichen. So kommt es seit der Einführung der lO-Psg.-Postanwetsung sür Beträge bt« ,u K Mark einschließlich nicht selten vor, daß da« Publikum gewissermaßen in Verlegenheit kommt. Hat jemand eine Zahlung von netto 5 Mark zu leisten, so würde er gerne die Geschichte mit einer 10-Pfg.. Postanweisung erledigen. Nun will er aber die 5 Pfg. Bestellgeld mit einzahlen, um sie dem Em pfänger nicht auszubürden. Hierdurch lautet der Betrag aus 5,05 Mark, da« Porto hierfür beträgt 20 Pfg. Diese 10 Pfg. kann man sparen, wenn man die Anweisung auf 5 Mark ausschreibt, sie nicht mit 10, sondern mit 16 Psg. frankiert und den Vermerk darauf setzt: „Frei mit Bestellgeld." *— Tausend Mark für ein Wort. Die Bielefelder Cakes- und Biscuit-Fabrik von Strat mann u. Meyer, hat einen Preis von tausend Mark für die beste Verdeutschung des nicht nur ausländischen, sondern auch falsch gebrauchten Wortes „Cakes" ausgesetzt. Bewerbungen müssen vor dem 1. April 1903 an die Bielefelder Cakes- und Biscuit-Fabrik in Bielefeld eingesandt werden und dürfen nur das in Vorschlag gebrachte Wort enthalten, ohne jede» weiteren Zusatz, ausgenommen, daß an: Kopf desselben Blattes, auf dem das vor geschlagene „Wort" verzeichnet ist, Rame und Adresse angegeben werden. Es steht jedermann frei, mehrere „Wörter" einzuschicken — doch auf keinen Fall mehr als drei und dann muß ein jedes auf ein besonderes Blatt geschrieben werden und am Kopfe desselben stets Name und Adresse des Einsenders vermerkt sein. Auch Postkarten sind zulässig, doch darf jede Karte außer Name und Adresse des Absenders gleichfalls nur ein „Wort" enthalten. Der Preis wird unter allen Umständen den, von den Richtern als preiswürdigst anerkannten Worte zugeteilt, auch wenn dasselbe zur Einführung in den Sprachgebrauch ungeeignet erscheinen sollte. Falls das Wort, auf das schließ lich der Preis fällt, von mehreren Seiten eingc- sandt werden sollte, so werde» die 1000 Mart gleichmäßig »»ter alle Einsender des Wortes ver teilt werde». Das prämiierte Wort, sowie der oder die Namen der Einsender »'erden voraussicht lich Ende April bekannt gemacht. *- Die Kasse der deutschen Turncrschaft hatte im vergangenen Jahre eine Einnahme von 51 358,35 Mk., und zwar 29 I I 6,94 Mk. Steuern für 582 062 Mitglieder, 1516,70 Mk. Zinsen nnd 6136,72 Mk. Ertrag der „Deutschen Turnzeilung". Den höchsten Sleuerbetrag zahlte wiederum Sachsen mit 4947,65 Mk. für 98 953 Mitglieder. * Lugau. Infolge des jetzt herrschende» über aus gelinden Wetters häufen sich auf einigen hiesigen Steinkohlenwerkeii wieder Vorräte, die hier und da fast ganz geräumt, in rascher Folge an, sodaß jedenfalls im lausende» Jahre bald Feier schichten eingelegt werden müssen. * Lichtenstein-C, II. Februar. Durch da« Scheuen eine« Pferde« ereignete sich gestern nach mittag aus der Hartensteinerstraue ein Unglückssall, dem leicht ein Menschenleben zum Opfer fallen konnte. Herr Fleischermeister Nötzold von Callnbcrg passierte mit seinem einspännigen Geschirr in der 5. Nachmitlagtstunde jene Stelle, al« ein zweite« Geschirr nahte, und da« Pferd de« ersteren scheute. Da« Tier sprang über die Barriere und stürzte, die dort bereit« defekt gewesene Barriere zerstörend, mit dem Wagen und dem aus diesem sitzenden Be- sitzer in den Bach. Herr Nötzold wurde hierbei jo an die Stcinwand geschleudert, daß er besinnungslo» liegen blieb und sofort ärztliche Hilfe herbeigeholt werden mußte. * Dresden, 11. Februar. Oberbürgermeister Beutler lehnte die ibm angeborene Reichstagskan didatur definitiv ab. Der Bilchdruckereibesitzer Albin Arnold in Blasewitz ist wegen Verdachts der Wechselfälschung und Unterschlagung verhaftet worden. Der tüchtige und strebsame Mann ist ein Opfer der Terrain-Spekulation geworden. * Dresden. Eine Statistik der ältesten Leute Dresdens hat mit Unterstützung der sächsischen Regierung und zahlreicher Aerzte IW. Meinert in Dresden aufgestellt. Man ermittelte in Dresden 73 Leute im Alter von über 90 Jahren; 23 Männer und 50 Frauen. Unter den Männern befand sich kein Junggeselle. Nur bei den Frauen gab es einige Ledige. Drei der Alten verweigerten rundweg jede Auskunft. Der Religion nach waren 2 Juden, 7 Katholiken, die übrigen lutherisch. Es stellte sich heraus, daß die Abstammung ein wichtiger Faktor sür das Allwerden ist. Die Fragebogen zeigen durchweg auch ein hohes Alter der Eltern der alten Leute an. Der größere Teil der 73 Alten ist von Mittelsigur; Große gibt es fast gar nicht unter ihnen. Die Haarfarbe zeigt ein Ueber- wiegen der Blonden. Man fand so gut wie gar keine Glatzen. Alle die Neunzigjährigen hatten den Kopf voller Haare. Die meisten hatten eiiien zahn losen Mund. Ihr Gaumen ist aber so hart ge worden, daß sie ganz gut kauen können. Die meisten arbeiten und beschäftigen sich noch recht lebhast. Die befragten 73 Leute schlafen täglich 8 bis 9 Stunden und noch mehr. Bezüglich der Genußmittel fand 10 Meinert nicht den Grad von Mäßigkeit, de» er vermutete. Der eine Alte, ein ehemaliger Torwächter, trinkt jeden Monat einen Liter Schnaps, den er gewissenhaft in 30 Tagesrationen eintcilt. Eine Frau, die statt mit Muttermilch mit stallwarmer Kuhmilch aufgezogen worden ist, betrinkt sich jede Woche dreimal an Schnaps. Obgleich sie aus guter Familie ist, be sucht sie zum Schrecken ihrer Angehörigen obskure Schnapskneipen. * Dresden, 11. Februar. Wie vorzüglich sich das Zweirad im Dienste der Landgendarmerie be währt, beweist folgender Fall. Ende vorigen Jahres erstattete an der in der Dresdner Haide gelegenen Haidemühle dem dort patrouillierenden Forstgendarm Schilling aus Langebrück eine Frau die Anzeige, sie sei aus der Straße zwischen Dres den und der Haidemühle von zwei Unbekannten unsittlich belästigt worden. Die von dem Forst gendarm sofort per Zweirad aufgenommene Ver folgung hatte einen guten Erfolg. Die beiden Strolche hatten sich von der Landstraße abgewendet und waren seitwärts im Walde in der Richtung nach Dresden zu geflüchtet. Den auf der Land straße auf seinem Zweirad dahinsahrenden Forst gendarm konnten die Flüchtlinge nicht sehen und iiefen nun dem am „Fischhause" auf sie Lauern den in die Hände. Die beiden Attentäter, der Schlosser Bernhardt aus Breslau und der Glas wacher Streit aus Görlitz, wurden jetzt vom Kgl. Schwurgericht zu Dresden zu Zuchthausstrafen von 1 Jahr und l Jahr 6 Monaten verurteilt. * Leipzig, 11. Febr. Ein 27jährtger Drech«ler au« Meiningen und ein 3ljähriger Arbeiter von hier haben gemeinschaftlich eine hiesige Firma durch betrügerische Angaben um Waren im Werte von ungefähr 3000 Mk. geschädigt, die sie sich nach Halle haben schicken lassen. Einen Teil haben sie dort sofort auf dem Lethhau« verpfändet, den anderen Teil aber nach Leipzig zurückgebracht und hier durch einen Auktionator versteigern lassen. Der Arbeiter hatte nebenbei hier in einem Restaurant einen Dieb- stahl verübt und überdic« einen Reisckorb mit Herrcn- kleidern und Wäsche im Werte von 600 Mark gc- stöhlen. In einem der gestohlenen Anzüge war der Drech«lcr hier herumstolziert und halte seine Be- trügcreien verübt. * Chemnitz, 12. Febr. Ein plötzlicher Tod ereilte gestern abend den hier Zschopauer Straße wohnhaften Herrn Ober-Telegraphen-Assistent Neu mann. Demselben wurde auf dem Bahnhof etwas unwohl, weihalb er sich eine Droschke nahm, um nach Hause zu fahren. Unlecweg« wollte er noch seine Frau, die einen Besuch gemacht hatte, mit- nehmen. Er verstarb jedoch in der Droschke, noch ehe er am Bestimmungsorte angelangt war, und zwar, wie ein Arzt nachträglich feststellte, infolge eine« Herzschlage«. * Zwickau, 11. Febr. Vor dem hiesigen Land gericht stand gestern Termin an in der Berufung de» Redakteur» Jacque« Keßler vom „Confeklionär" in Berlin, welcher vom Schöffengericht zu Meerane wegen Beleidigung mehrerer dortiger Fabrikanten zu 300 Mk. Geldstrafe verurteilt worden war. Die Beleidigung wurde in einem Artikel de« „Confeklionär" gefunden. „Wa« die Detailleure für da« Frühjahr in Kleiderstoffen bestellen", in welchem da« Geschäft«gebahren der Meeraner Fabrikanten einer abfälligen Kritik unterzogen wurde. Die Berusung«inftanz kam indessen zu keiner Ent scheidung, da die Verhandlung behus« Vornahme weiterer Bewetlerhebungen vertagt werden mußte. * Crimmitschau, 10. Februar. Jedensall« in einem Ansalle von geistiger Umnachtung versuchte heute mittag ein bei dem Fabrikanten I. A. Schmidt in der Peter«straßs angestellte« Dienstmädchen sich durch Erhängen da« Leben zu nehmen. Durch da« Hinzukommen einiger Personen ward die Leben«, müde an der Ausübung de« bedauerlichen Schritte« verhindert und in« Leben zurückgerusen. Man nimmt an, daß da« Mädchen, welche« zu Ostern Hochzeit feiern wollte, an den Folgen einer vor kurzem anscheinend überstandenen Blutvergiftung zu leiden hat Die Bedauernswerte wurde mittel» Sicchkorb« nach dem städtischen Krankenhause ge bracht, woselbst sie leider am Abend verstorben ist. * Plauen i. B, ll. Febr. Der Sladtge- meinderat beschäftigte sich abermal» mit dem Feuer- wehrunglück, da« sich am 27. Juli v. I. ereignete. Sind doch leider von den verunglückten Feuerwehr leuten bi« jetzt fünf noch nicht wieder arbeitsfähig und werden auch noch geraume Zeit sich von der Arbeit fern halten müssen. Der Stadtgemeinderat bewilligte in seiner gestrigen Sitzung zur Bezahlung von Kurkosten usw. wiederum einen Betrag von 2000 Mark. * Annaberg, 11. Febr. Vor einem Grund- stück auf der Wolkensteiner Straße glitt gestern vor mittag eine Frau, welche einen Korb mit Eiern auf dem Rücken trug, aus, wobei die Eier auf die Straße kollerten und zum Teil zerbrachen. Für den entstandenen Schaden will die Frau den Be sitzer deS betreffenden Grundstückes, vor dem der Unfall passierte, verantwortlich machen, da der Fußweg sehr glatt war und nicht genügend mit Sand und Asche bestreut gewesen ist. * Olbernhau. Einen teuren Spaß erlaubte sich ein Mitglied der Olbernhauer Pflichtfeuerwehr. Der Betreffende war im vorigen Herbst zu einer anberaumten Uebung in Zylinder, Frack, weißer Weste, weißen Handschuhen erschienen. Die« wurde al« eine Verächtlichmachung einer behördlichen Korpo- ralion angesehen. Der Spaßmacher wurde mit 50 Mk. Geldstrafe belegt und diese Strafe wurde vom Schöffengericht sowohl, al« auch vom Landgericht Freiberg, die in dieser Sache al« Berufung«instanz verhandelte, bestätigt. * Oberneuschönberg, 10. Februar. Zu dem gestern kurz gemeldeten Feucrbericht sei noch folgende« nachgetragen. Sonnabend nachmittag gegen 3 Uhr war in dem Forsthause aus dem sogenannten Kalten Kober ein Kammerbrand entstanden, der durch da« in den Betten befindliche angebrannte Stroh beim Löschen einen kolossalen Rauch entwickelte. Bei dem Brande ist leider die im 47. Leben«jahre stehende Ehefrau des vom Hause abwesenden Bewohner«, de« Waldwärter« Wolf, um« Leben gekommen. Sic war, um zu löschen, nochmal« in die Bodenkammer eingedrungen und wurde später tot darau« hervor geholt. Da« Feuer blieb auf seinen Herd beschränkt. Der Brand ist nach Angabe der „Saydaer Zeitung" durch ein Enkelkind der verunglückten Wols ent standen, da« Zündhölzer angeritzt und in« Bett ge worfen hat. * Schneeberg, 10. Febr. Der Gemeinderat der großen Landgemeinde Zschorlau hat den in Dreldcn aktiv dienenden Feldwebel Kindler zum Gemeindevorstande gewählt. Zur engeren Wahl standen noch ein kaiserlicher Landrentmeister a. D. und ein Königlicher Zeughauptmann a. D. au« Preußen. * Neuftädtel, 10. Febr. Der unverheiratete 44 Jahre alte Handarbeiter Roßner von hier wurde am Feld Wal Wos Trw Flei 20j« Wol Bese getri wah erfä Lan Reß Che daß garr wur Hind regn Die vors geb! Fan lisch Leit miß gut 30. Tra dem der kam ertr ladi Bö, Gw der, daß wer eint geg des grö hiei deu des net Fle neb N0l sag sich her voi die bes seh bei in S° me Hr ein V- sel mc ru M Sl in ze> wl bi so hc S « ssi » si' m H z> K ll fi L 5 z a r r 1 s z f i c d V L r
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