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fall« ist bi« öffentliche Meinung nicht günstig, und »an hat allgemein den Eindruck, als ob er Brüssel mied» »erlaffen werd«. Erwiesen ist, daß bi« gestern fei« brieflicher oder telegraphischer Verkehr mit der Prtnzesfln nicht unter! rochen war. * -t- Gedichte der Gr»«pri«zeffiU Luise. Der „Frankl. Ztg." hat „der Zufall" eine Reihe von Gedichten zugeweht, die, von Kron prinzessin Luise in ihrer charakteristischen festen Handschrift niedergeschrieben, einen Einblick in die bewegten Stimmungen der Verfasserin gestatten. DaS Blatt wählte davon folgende auS: Sehnsucht. Ach, wie zieht geheimnisvolle- Sehnen Mich gewaltsam zu Dir hin! Warum füllt mein Auge sich mit Tränen, Wenn getrennt ich von Dir bin ? Furchtbar ist das Leid, das ich ertrage, Unerreichbar scheint das Ziel, Nir doch sollst Du hören eine Klage, Da ich mein Leid getrost ertragen will. In meinen Augen kannst allein Du'S lesen, Denn frei allein ist nur mein Blick, Verstehst Du's nicht? . . so ist'- ein Traum gewesen, Ein Traum von meine? Lebens schönsten. Gluck. Waß ich geträumt! Norderney, August »7. War'S Wirklichkeit, war es in, Traun, ? Da ich von weißen Flügeln leicht getragen, Durchschwebt den unermeßlich weiten Raum Den Sternen zu, die schlummernd vor mir lagen! Ein unbeschreiblich Sehnen füllt' mein ganzes Wesen: Glück jedem Herz zu bringen, das mich kennt, Und im geheimnisvollen Glanz der Augen dann zu lesen Den schönsten Dank, den man die Liebe nennt! Und träumend schwebte ich zur Erd« nieder, Di« schweigend ruht in sternenheller Nacht, Durch meine Seele zogen leise Lieder, Mir war'-, als hättest Du an mich gedacht! Für immerdar. Der erste Frost ist über'S Land gezogen, Welk ist das Blatt, das gestern grün noch war, Die lieben Böglein all sind fortgeflogen, Einsam steht nun der Wald — bis übers Jahr! Der erste Schmerz ist mir inS Herz gezogen, Leid finde ich, wo gestern Glück »och war, Mit ihm ist Lebensfreud' und Luft mit fortgeflogcn, Einsam steh ich nun da — bis überS Jahr! Mit dir, Natur, will ich nun schlafen gehen, Will träumen, wie ich glücklich mit ihm warf Wenn alle Wiesen dann voll Blumen stehen, Hab' ich ihn wieder — dann für immerdar. Entsagung Du hast mit ruhlos heißem Sehnen Sin Herz erträumt, das dich so ganz verstand, Ob du's gefunden? ob das Äug' voll Tränen Rückwärts Du wendest und eS mich dann fand? Glück gibt es nur im schmerzlichen Entsagen, Pflicht macht das Schwere dir nicht schwer. In deines jungen Lebens sonnig schönsten Tagen Trau keinem Glück, eS läßt Dich kalt und leer. Träumt dann Dein Herz von stillen Glückesstuudc», RastloS st« suchend, strebst du himmelwärts, Im Schassen hat dein Geist sei» Glück gesunde», Hoch ist Dein Ziel — und mutig sei Dein Herz! TageSgeschichte. Deutsches Reich. Berlin, 10. Februar. Am Sonnabend hatte der Kaiser eine Abordnung der städtischen Be hörden von Spandau empfangen, die für die Ent festigung dankte. Der Monarch bemerkte nach der Berl. Bolklztg., e» habe ihm selbst Freude gemacht, daß er dm Festunglgürtel endlich beseitigen konnte. Die Stadtverwaltung möge nun dafür sorgen, daß da« Gelände nicht der Spekulation anheimfalle und dahin wirken, daß auf dem freiwerdenden Terrain «ine nicht zu dichte Bebauung stattfinde, damit Licht und Lust »»«reichend vorhanden seien. Der Oberbürgermeister schilderte die ungünstige finanzielle Lage der Stadt, woran die Steuerfreiheit de« Reich«fi«ku« di« Schuld trage. Der Kaiser meinte, da« Reich habe jetzt selbst kein Geld. — Au« Berlin erhält die Frkf. Ztg. folgende Mitteilung: Die Erklärung de« Reichskanzler«, daß die preußischen Stimmen im Bunde«rat für die Aufhebung de« 8 2 de» Jesuttengesetze« abge- gebm werden sollen, scheint in Bunde«rat«kreisen selbst überrascht zu haben. Man hatte allerding« schon vor einem Jahre geglaubt, daß der Wider stand, der bi«her in Prmßen gegen diese Korrektur de« Jesuitengesetze« bestand, beseitigt sei. Man hatte sich darin aber getäuscht und war jetzt nicht darauf vorbereitet, daß e« dem Reichtkanzler ge lungen sei, die Einwilligung de« König« von Prrußm zu gewinnen. Der Entschluß muß erst in der letzten Zeit und ziemlich plötzlich gefaßt worden sein. Man hält e« übrigen« in unterrichteten Kreisen nicht für ausgeschlossen, daß die Reicho regierung noch di« ein« oder andere Konzession an ältere Wünsche de« Reich«tag« macht, auch wenn sie nicht von den Konservativen geteilt werden. S« ist vielleicht nicht «»«geschloffen, daß die Recht«- fähigkeit der Beruslvereine auf Grundlage de« Bürgerlichen Gesetzbuch« durck> einen Gesetzentwurf eingeführt wird, eine Forderung, die neuerdtng« wieder da« Zentrum in einer zum Etat de« Reich«- amt» de» Innern eingebrachten Resolution gestellt hat. — Dem Reich«tage sind die von ihm gewünschten U«b«rsichtev über die Arbeiterverhältniffe in dem Betrieb der Reich«marineverwaltung, wie der Heerei verwaltung, darunter auch der sächsischen, 1901 zu- gegangen. In der Martneverwaltung wurdm ge zahlt: für ein Tagewerk je nach der Beschäftigung«- art an erwachsene Arbeiter 4,88 Mark bi» herab zu 3,10 Mark, letzterer Betrag an Handlanger, an Lehrlinge, Jungen 1,26 Mark und an Arbeiterinnen 2,21 Mark. — Die jüngst beschädigten Denkmäler in der Reich»hauptstadt sollen in der nächsten Zeit wieder- hrrgestellt werden. Die Reparatur ist in allen Fällen möglich. Der Täter wurde leider nicht er» mittelt. — Der Streit zwischen der Direktion und den Arbeitern de« Bremer .Vulkan»" wurde durch Ver gleich b«tgelegt. Die 500 «»»gesperrten Arbeiter nehmen heute (Dimitag) die Arbeit wieder auf. — D«r Vater der Schülerin Swidowirz au« Wreschm in Posen, die den deutschen Katechi«mu« mit der Schürz« anfaßt« und ihre« verstockt«» ve- nrhmen« «egen dir Schule über da» 14. Leben», jahr htnau« besuchen sollte, hat da« Mädchen der verlängerten Schulpflicht durch Unterbringung in einem Orte Galizien« entzogm. Mit einer Schul strafe belegt, beantragte S. gerichtliche Entscheidung, und die erste Instanz sprach ihn frei. Die Snesener Strafkammer hat aber jetzt diese« Urteil aufgehoben und die Geldstrafe bestätigt. Auch ist S. solange mit Schulstrasen zu belegen, bi« seine Tochter der Schulpflicht genügt. Schleswig, 9. Februar. Bet der heutigen Retch«tag«stichwahl I« Wahlkreise Schlc«wig-Eckern- förd« wurden bi« abend« 10 Uhr gezählt für Speth mann (sreis. Vp.) 3252 und für Hoffmann (Soz.) 2317 Stimmen. Frankreich. — Der Kriegtminister hat ollen Offizieren und Beamten de« Krieg«mtnisterium« jedwede Mitteilung, welcher Art sie auch sei, bezüglich der gegenwärtig von der Presse in der Dreyfur-Angelegenheit ge brachten Polemik untersagt. Spanien. — Die Luge in Barcelona, wo seit heute ina- gesamt SO 000 Mann streiken, ist sehr ernst. E« erscheint keine einzige Zeitung. Südafrika. Bloemfontein, S. Febr. Chamberlain hielt bei einem Bankett eine Rede, in welcher er aus das Vorkommnis mit de Wet vom Freitag zurück- kam und ausführte, er habe sich über die Deputation nicht zu beklagen, deren Ansichten kennen gelernt zu haben er sich glücklich schätze, aber er beklage sich über das im letzten Augenblick überreichte Schriftstück, welches mehrere Mitglieder der Depu tation niemals gesehen und andere zurückgewiesen hätten. Er glaube es sür seine Pflicht zu halten, gegen die ungerechten und unrichtigen Ausdrücke des Schriftstückes zu protestieren. Das Schriftstück enthalte kein Wort der Würdigung der Wohltaten, welche die Regierung den neuen Kolonien zukommen lasse, bringe aber gegen die englische Regierung und gegen das Vorgehen Chamberlains unbegründete Beschuldigungen vor. Das Land bedürfe der politischen Ruhe. Er hoffe, daß die Uneinigkeit unter den Buren bald aushören werde. Die eng lische Regierung werde ihre Freunde nicht im Stiche lassen. Die Ansprüche für Verluste im Kriege würden von der neu eingesetzten Kommission ge prüft werden, und ein neues Uebereinkommen werde in diesem Monat in Kraft treten. Zum Schluß forderte der Redner die Buren aus, in herzlichen Beziehungen zu den Engländern zu leben und ver sprach ihnen, daß ihre Gesetze, ihre Religion und ihre alten Gewohnheiten geachtet werden würden. Oertttches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 10. Februar. *— Im Reiche deS Prinzen Karneval Der am gestrigen Abende im Altstädter Schützen haufe stattgefundene Maskenball war, trotz der schlechten Witterung, sehr zahlreich besucht. Mehr denn 100 Masken zogen, in die originellsten Kostüme gehüllt, im Kreise herum. Besondere Aufmerksam keit zogen die zahlreich erschienenen Harlekins und Elowns auf sich, die allerlei Allotria trieben und so die tollsten Szenen verursachten. Was die Schönheit der Maskenkostüme anbelangt, so ist zu erwähnen, daß selbige nichts zu wünschen übrig ließen und den Glauben erwecken mußten, man befände sich aus einem Gesellschaftsmaskenball. Groß war die Spannung der sehr zahlreich er schienenen Zuschauer bis zur Demaskierung; man munkelte allerlei, wer diese oder jene Maske sei, bis denn um 10 Uhr alle Zweifel gelöst wurden. Der rührige Wirt Herr Schmidt hatte alles aus- geboten, um seinen Gästen den Aufenthalt so an genehm wie möglich zu machen, besonders die Dekoration „eine Rächt im Rosentale" nahm sich sehr gut aus. Dieselbe, die einen Vergleich mit großstädtischen Dekorationen sehr gut aushält, soll, wie wir hören, bis Ostern stehen bleiben, sodaß auch dem großen Publikum die Möglichkeit geboten ist, sich an derselben zu erfreuen. Küche und Keller boten Vorzügliches, so daß es nicht zu verwundern ist, daß viele der Anwesenden bis zum frühen Morgen aushielten. Wir können gewiß versichern, daß jeder Besucher in Erinnerung an ven gestrigen Abend sagen wird: Schön wars doch! *— Der neue Personentarif. Nach einer Mitteilung de« „Vaterland" dürfte der neue Personen tarif der sächsischen Staattbahn nicht vor dem l. Januar 1904 in Krast treten. * Gersdorf. IO. Februar. Ein recht bedauer licher Unglücksfall ereignete sich am Sonnabend. Dem hiesigen Gutsbesitzer Glänzel wurde auf dem Heimweg von seinem Felde von dem Pferde ein wuchtiger Schlag gegen den Kopf versetzt. Der Bedauernswerte, welcher auf dem Wagen saß, stürzte herab und blieb besinnungslos liegen. Das Pferd mit dem Gespann setzte indessen seinen Weg nach dem Gute allein fort, wo es bei dem Nündel- schen Hause halten blieb. Der später zur Besinn ung kommende Verunglückte konnte sich, stark blutend, noch in seine Wohnung begeben. * Mittelbach, 8. Februar. Heute Sonntag feierte ein würdiges Ehepaar, Ferdinand Franke und seine Ehefrau, seine goldene Hochzeit. Durch Herrn Pastor Schmalz hier wurde das Jubelpaar im Hause feierlichst eingesegnet und darnach genoß dasselbe gemeinschaftlich das heilige Abendmahl. Im Laufe des Tages gingen viele Glückwünsche und Geschenke ein. Während der Jubelbräutigam körperlich schwach ist, erfreut sich dir Jubelbraut einer rüstigen Gesundheit. Es waren zugegen 4 Kinder, 17 Enkel und Urenkel. — Als bemerkens wert sei noch berichtet, daß im vergangenen Monat auch der Bruder des oben Genannten, Karl Franke mit seiner Ehefrau, die goldene Hochzeit feiern konnte. * Dresden, 10. Febr. Der heute früh im kronprinzlichen Palai« «»«gelegte Krankheit«bericht lautet: Der gestrige Tag verlies ruhig ohne Stör ung. Auch in der vergangenen Nacht hat Se. Kgl. Hoheit Prinz Friedrich Ehristian viele Stunden fest geschlafen. Der Kranke nimmt an allen Vorgängen regen Anteil. Die Temperatur zeigte dieselbe Er mäßigung wie am gestrigen Morgen. Dr. Unruh. Dr. Fiedler. * Dresden, 7. Februar. Seinen schweren Leiden erlegen ist ain Mittwoch in der Berliner Klinik der im Zentral-Theater während der Vor stellung durch Sturz auf den Bühnenraum schwer verunglückte Akrobatenkünstler Richard Dinu», der bekanntlich am vergangenen Montag auf seinen Wunsch nach Berlin zur weiteren ärztlichen Be handlung überführt wurde. Die direkte Ursache zum Tode sollen aber nicht die erlittenen Verletz ungen gewesen sein, sondern eine Lungenentzündung, die sich der Verunglückte jedenfalls durch Erkältung zngezogen hat. * Dresden, 9. Februar. Heute vormittag 9 Uhr verschied hier nach kurzem Leiden im 69. Lebensjahre der König!. Sächs. Generalmajor z. D. Hans Adolf von Kirchbach. — Professor Dr. Wuttke an der Gehe-Stiftuna hat den an ihn er gangenen Ruf als Direktor der neu zu errichten den Akademie in Posen abgelehnt, um sein Werk „Die Wirlschafts- und Finanzgeschichte des König reiches Sachsen" zum Abschluß zu führen. * Dresden, 9. Februar. Einen Totschlag de» eigenen Bruder» versuchte am Sonntag abend ein Arbeiter in der Nnnenstraße. Beide haben gemein schaftlich daselbst eine Wohnung inne. Am Sonntag nachmittag waren sie zusammen auSgegongen, al» sic abends zurückkehrtcn, gerieten sie in Streit, der in Tätlichkeiten überging und damit endete, daß der eine au» einem Revolver zweimal aus seinen Bruder schoß. DaS erste Mal ging die Kugel fehl, da» zweite Mal traf er in da» Gesicht de» anderen und verwundete ihn erheblich, aber nicht lebensge fährlich. Dann wurde der wütende Mensch ent waffnet und unschädlich gemacht, der Verletzte aber dem Eladlkrankenhause zugesührt. — Vom Balkon des ersten Stockwerkes einer Villa in der Pohland straße fiel am Sonnabend nachmittag «ine Dame infolge Nachgeben» de» Geländer» 4 Meter hoch herab auf einen gepflasterten Weg und erlitt einen Schädelbruch, dem sic bald daraus erlag. * Blasewitz, 13. Februar. Gestern nachmittag halb 3 Uhr wollte die 13jährige Tochter de» Herrn Dr. Schmidt au» Weißer Hirsch, au» einem Hause kommend, auf die vorübcrfahrende Straßenbahn und zwar auf den ersten, den Motorwagen, springen, rutschte ab und geriet unter die Räder de» Anhänge- wagen», so daß dem bedauernswerten kin^e daS linke Bein unterhalb des KnieeS nahezu abgefahren wurde. * Leipzig, 9. Februar. Zu dem gestern kurz gcmcldeten Doppelselbstmord ist noch folgende« mit zuteilen: Der Orgelbauer Carl Spsel, geboren am 13. Oktober 1876 in Ehvaly bei Prag, wohnte hier Arndtstraße 25«. Derselbe war unverheiratet und seit 1896 hier aufhältlich. Die Schloffer«ehe> srau und Hebamme Ottilie Mcrlke geb. König ist am 29. September 1872 zu Graitschen, Sachsen- Weimar, geboren und Mutter von zwei Kindern im Alter von 5 und 3 Jahren. Die Familie Merlke war bi« November 1902 hier in der Fichtestraße wohnhaft und verzog dann nach Liebertwolkwitz. Am Sonntag mittag fand sich Frau Mertke bei der ihr bekannten Familie in der Merseburger Straße 14 zu L.-Plagwitz ein und erbat sich unter dem Vor geben, sie sei ermüdet, die Erlaubni«, einige Zeit verweilen zu dürfen. Die Frau de« Logi«inhaber« entfernte sich dann, um einer Festlichkeit beizuwohnen. Al« dieselbe zurückkehrte, sand sie die beiden Per sonen auf dem Sopha sitzend, die Frau bereit« tot, den Mann nur noch schwach röchelnd! Aus dem Tische standen eine Flasche mit Carbolsäur« und zwei Gläser, in denen sich noch geringe Mengen der Flüssigkeit befanden. Offenbar hat Frau Mertke die Säure, welche sie bei Aulübung ihre« Berufe« gebraucht hat, mitgebracht und wissend, daß sie in der betreffenden Wohnung ungestört waren, den Sysel bestellt gehabt. Beide haben sich zweifellor gemeinsam nach vorheriger Verabredung den Tod gegeben, nachdem ihr Verhältnis entdeckt worden war. Am Sonntag vormittag soll de«halb zwischen den Ehegatten in Liebertwolkwitz eine scharfe Aus einandersetzung stattgefunden haben. * Leipzig. Verstorben ist im städtischen Kranken hause Montag morgen die Sängerin Bella Monti, welche, wie berichtet, am Freitag mittag in ihrer Wohnung in selbstmörderischer Absicht sich einen Schuß in die linke Brustseite beigebracht hatte. * Chemnitz,9. Februar. Am Sonnabendabend in der 8. Slunde fuhr der Führer eines zwei- spännigen Rollwagens im Trabe die Schillerstraßc entlang. Während der schnellen Fahrt versuchte der Geschirrführer, der erst auf dem Wagen saß, sich zu erheben und auf letzteren zu stellen. Dabei stürzte der Mann herab auf die Straße und blieb bewußtlos liegen. Der Verunglückte, der zwei klaffende, bis auf den Knochen reichende Stirnwunden und einen Nasenbeinbruch erlitten halte, wurde in die nahe 3. Polizeiwache getragen, von wo auS er auf Anordnung eines herbcigerufenen ArzteS, der ihm die erste Hilse leistete, mittel» Krankenwagen» in da» Stadtkrankenhau» eingeliesert wurde. * Chemnitz, 10. Febr. Gestern Abend gegen 9 Uhr hat sich ein 25 Jahre alter Barbiergehülfe auf dem Kammerbodrn eine« Hause» der Ostvor stadt vor der Kammer seiner Geliebten «schoflen. Er brachte sich Mittel« Revolver» einen Schuß in die Brust und einen in den Kops bei. Verschmähte Liebe soll den jungen Mann zum Selbstmord ge trieben hoben. * Hainichen, 6 Februar. Gerade 60 Jahre sind eS am heutigen Tage, daß sich in unserer Stadt ein Ereignis zutrug, welches vielleicht einzig in seiner Art genannt zu werden verdient: Die Mitglieder des damaligen Stadtrates wurden in ihrer Eigenschaft als solche am 6. Februar 1843 nachmittags 5 Uhr sämtlich vom hiesigen Patri- monialgerichte im Auftrag des Königl. Justizamtes zu Nossen ausgepfändet. Diese Maßregel fand statt, weil der Stadtrat in vollem Einverständnisse mit dem Stadtverordnetenkollegium sich geweigert hatte, ein von der oberen Behörde gefordertes Lokalstatut anzufertigen, bevor nicht zahlreiche Be schwerden und Streitigkeiten gegen die damal» v. Schönbergsche PatrimonialgerichtSherrschaft von der Staatsbehörde ausgeglichen wären. DieS Verfahren war von der vorgesetzten Behörde mit einer Strafe von 65 Talern belegt und fpätrr auf» neue noch mit einer dergleichen von 40 Talern bedroht worden. Während dieser Zeit war von den städtischen Kollegien in derselbe» Angelegenheit eine Petition an den Landtag gerichtet morsen, gleichzeitig aber auch das Ersuchen an die obere Behörde um Nach sicht bezüglich der auferlegten Strafen bis zur Er ledigung dieser Petitionen. Die vorher schon an gedrohte Auspfändung erfolgte aber trotzdem noch vor erfolgter Petitionserledigung. Da sich dir Stadträte mit Würde in das Unvermeidliche fügten, so ging trotz der ungemeinen Aufregung im Pub likum die Pfändung ruhig vor sich. * Annaberg, 9. Februar. Auf dem hiesigen Bahnhofe wurde heute nachmittag gegen 4 Uhr der Schaffner Siebert auS Schwarzenberg, welcher anscheinend von einem Wagen herabgestürzt ist, von einem Rangierzuge überfahren und dadurch sofort getötet. — Der Streik der Graveure vo« Annaberg und Buchholz, der am »6. Januar be gann, ist beendet. Die Graveure haben heute die Arbeit wieder ausgenommen. Die Einigung wurde dadurch herbeigeführt, daß man aus beiden Seite», Prinzipale und Gehilfen, etwas nachgegeben hat. * Aue, 8. Februar. Gestern abend ist in der Tischlerei und Glaierei von Louis Renger in der Wettiner Straße Feuer ausgebrochen. Da das Wohnhaus fast in der Windrichtung lag und so nach gekährdet erschien, wurde seitens der Wehren auf dessen Deckung befonderes Augenmerk gerichtet und dem energischen Eingreisen gelang es, sowohl dieses zu schützen, als auch das Feuer aus seinen Ausbruchsherd zu beschränken. Als Entstehungs- ursnche wird Brandstiftung angesehen. ' Plauen t. V„ 8. Februar. Bon recht harten Schicksalsschlägen ist in diesen Tagen die kinderreiche Familie eine» hiesigen Tischler» heimgesucht worden und dadurch in Bedrängni» geraten. Nachdem der Ernährer am vorigen Sonnabend von einem Blut sturz betroffen worden war, erfuhr die Familie am Sonntag einen Zuwach» durch Zwillinge. Nach einem zweiten Bluisturz am Montag ist der Mann am Donnerstag früh auS dem Dasein geschieden. Sieben Kinder, von denen da» älteste noch nicht da» 10. Lebensjahr erfüllt, haben ihren Ernährer verloren. — An Brandwunden gestorben ist in vergangener Nacht daS 1'/«jährige Söhnchen der Witwe Friederike Uebel. DaS Kind hatte einen Tops mit kochender Milch, der aus einem Stuhl gestanden hatte, umgerissen und sich dabei die heiße MUH auf die Kleidung gegossen. Trotz sorgfältiger ärztlicher Behandlung und aufmerksamer Pflege der Mutter war eS nicht möglich, da» Kind zu retten. * Sayda. Eine heitere Geschichte trug sich dieser Tage in einem hiesigen Gasthause zu. Dort war nämlich ein Phonograph in Tätigkeit gesetzt worden, der einen Gesangivortrag eine» Herrn wiedergab. Die Stimme war jedcch recht heiser und einer der anwesenden Gäste meinte: „Der arme Kerl Hal Dorscht, dem ist die Kehle ctnge- trocknet, der muß 'mal trinken!" Sprach'» und schüttete ihm einen Schoppen Bier in« Schalloch. Der „Säng« im Apparat" soll „einfach sprach!»«" gewesen sein. * Gaschwitz, 7. Februar. Vorgestern nach mittag '/,5 Uhr ereignete sich ein schrecklicher Un glücksfall. Der 13jährige Lohn des Windmühleu- pächters Joachim geriet in das Mühlengetriebe und wurde, ehe man es hindern konnte, so schwer verletzt, daß er an den Wunden alsbald verstarb. * Grimma, 7. Februar. Heute morgen l Uhr brannten in Großbardau, wie die „Nachr. f. G." melde», Wohnhaus und Stallgebäude des Guts besitzers Fleck vollständig nieder. Der Dachboden war mit Heu gefüllt und stand, als das Feuer nach längerem Glimmen Lust bekam, mit einem Schlage über und über in Flammen, sodaß die Bewohner des Hauses, die durch die zur Hilse eilende» Nachbarn geweckt wurven, nur mit Mühe und Rot ihr Leben retten konnten. Auch das Vieh konnte noch gerettet worden. Alles andere aber, was sonst das Hans barg, fiel den Flammen an heim. Vermutlich liegt wieder Brandstiftung vor. Im Laufe von ungefähr 1'/, Jahren ist der Ort nnn schon fünfmal durch Feuer beunruhigt worden. * Oschatz, 9. Februar. Im nahen Rochzahn trug sich am Sonnabend mittags ein bedauerlicher - Unfall zu, der gestern einen rötlichen Ausgang nahm. Der beim Gutsbesitzer Gruhl in Diensten stehende, etwa 16'/, Jahre alte Pferdejunge Naumann aus Riesa, ein Waisenkind, erhielt beim Pferdefüttern von einem der Tiere einen Huftritt gegen den Unterleib. Gestern gegen mittag verstarb der junge Mensch nach LOstündigen qualvollen Leiden. * Greiz, s. Februar. Zum dritten Male brennt e« in diesem Jahre in unserer Stadt. Gestern in der Mittagstunde brach in dem Feistel- scheu Hause im Vororte Unter-Tannendorf Feuer au«, da« mit so rasender Geschwindigkeit um sich griff, daß da« ganze Hau« in kurzer Zeit in Asche lag. Die Nachbarhäuser schützte die Feuerwehr mit Erfolg, der Schaden ist trotz Hau«- und Mobiliar- Versicherung immer noch ein bedeutender. Während de« Feuer« traf der gegenwärtig hier zum Besuch weilende Grobherzog Wilhelm Ernst von Sachsen- Weimar mit seiner Braut und den fürstlichen Prinzessinnen auf dem Brandplatze ein. Oeff entliehe Bergarbeiter- Bersammlung in Lichtenstein-Callnberg Zu der ani Sonntag vormittag 11 Uhr im Gasthause „zum Grünthal" stattgefündenen öffent lichen Bergarbeiter-Versammlung hatten sich 70 Personen eingesunden. Nach der Wahl eines l. und 2. Vorsitzenden erteilte man dem Referenten, Herrn Pokorny-Zmickau, das Wort zu seinem Vor trage über das Thema: „Die heutige wirtschaftliche