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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 01.02.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-02-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190302013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030201
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-02
- Tag 1903-02-01
-
Monat
1903-02
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 01.02.1903
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al« ob «in Organt«mu«, und da« Deutsche Reich s»i doch ein solcher, e« nicht sühlen sollte, wenn nur ein Glied krank sei. Zu einer solchen Provokation, wie sie in den Aeußerungen de« Reich«kanzler« zur Polmfragr bet der ersten Lesung de« Stal« im preußischen Abgeordnetenhause gelegen habe, habe auch nicht der geringste Anlaß vorgelegen. Den von de» Krtegsminifter verlesenen Sid jener jungen Leut« im Nationalen Perrin halte er allerdings für ein« Lerirrung; aber man hätte doch nicht die jungen Leut« so scharf behandeln, sondern den edlen Ikern anerkennen sollen, der in solchen aus die Wahrung ihrer Muttersprache und ihrer nationalen Sitten gerichteten Bestrebungen der polnischen Jugend liege. Abg. Roeren (gentr.) mißbilligt vor allem die Behandlung der polnischen Redakteure. Offenbar glaube die Polizei, sie dürfe sich gegen die polnischen Mitbürger mehr erlauben al« gegen die deutschen. Da« behördliche Kampfmittel de« Boykott« bedaure er außerordentlich. Die Absicht de« wirtschaftlichen Ruin« anderer sei unmoralisch. Man sage, die Polen hätten angefangen ; aber schon derAvsiedclung«- sond« sei ein staatlicher Boykott, wie er schlimmer nicht denkbar sei. Die Polen deshalb, weil sie Polen seien, zu boykottieren, sei nimmermehr zu rechtfertigen. Am wenigsten sei e« zu rechtfertigen, daß die StaatSregierung, welche die Gegensätze mildern sollte, noch die Führcrrolle übernehme. Wa« den Thorner Pennäler-Prozeß anlange, so stehe jedenfalls fest, daß die Entziehung der Be rechtigung zum einjährigen Dienste dem Geist und Sinn de« Paragraphen 93 der Wehrordnung wider spreche, nur im Falle ehrenrühriger Handlungen könne der Berechtigungsschein entzogen werden. In dem Lhorner Prozeß sei übrigen» festgestellt, daß der Direktor den jungen Leuten verboten habe, überhaupt polnisch zu sprechen. Nur deshalb hätten sie sich zu einer geheimen Verbindung zusammen getan; der Eid sei mehr ein Brimborium, mit dem sich junge Leute immer zu umgeben pflegten. Jeden falls sei auf Grund dieses Eide» nicht» Tatsächliche» geschehen, keineSfall« lägen irgendwelche sittliche Ausschreitungen vor. Er nehme an, der Kriegs- Minister werde doch noch nachträglich die Härte der Entziehung de« Berechtigungsscheine» wieder rück gängig machen. Abg. v. Tiedemann (ReichSP.) erwidert dem Borredner, besten Behauptung, es handle sich um eine Entnationalisierung der Polen, beweist, wie wenig derselbe die Verhältnisse in den gemischt sprachlichen Provinzen kenne. Habe man denn keine Ahnung davon, wie sich dort die Zustände unter der Mitwirkung der katholischen Geistlichkeit ent wickelt hätten (Unruhe im Zentrum), sowie die Um- Wandlung guter deutscher Namen in solche mit polnischen Endungen vorgeschritten sei? DaS grellste Streiflicht auf die Grundlosigkeit der polnischen Klage werfe die Frage de» Boykotts. Angefangen damit haben die Polen schon von 1852 an. Draußen auf dem Platten Lande sehe e» mit dieser BoykottierungDeuischer durch diePolen amschlimmsten au«. Der Gegensatz zwischen Polen und Deutschen sei nicht durch die Polen geschaffen. (Abg. v. DziembowSki-Pomian ruft: Durch Sie! Durch Sie !) Abg. Lenzmann (frs. Vpt): Auch wir wollen, daß unsere Ostmarken beim deutschen Reiche ver bleiben, aber wir wollen andererseits nicht, daß gegen die Polen die Politik der Ungerechtigkeit werter verfolgt werde. Die Ansiedlungsgesetzgebung und alle sonstigen Maßnahmen hätten die Gegen sätze nur verschärft. Als seinerzeit Dänemark in Schleswig-Holstein in den Schulen gegen die deutsche Sprache vorgegangen sei, da sei jener Schrei er schollen, mit dem dort die Bewegung eigentlich erst lo« ging, und der den deutschen Bundestag zu jenem bekannten Beschlusse bewog. Und da wollen wir jetzt hier, wo wir die Macht haben, mit solchen Mitteln vorgehen? (Beifall im Zentrum und bei den Polen.) Redner bemängelt dann noch das gegen die jungen Leute in Thorn gefällte Urteil, da» ungewöhnlich hart sei, um so mehr, als die Betreffenden zu ihrem Vorgehen nur gedrängt worden seien durch Maßnahmen der Regierung. Völlig unberechtigt war die Entziehung der Ein- jährigen-Oualifikation. Für den Fall Löhning sei der preußische Landtag eigentlich das richtigere Forum, aber dort sei ja leider dafür nicht der ge- ägnete Resonanzboden. Schon im Interesse der Armee müsse der Reichstag Stellung zu diesem Falle nehmen, wenn es richtig sei, was der Ober- prästdent v. Bitter behauptet habe, daß Löhning nur gehen mußte, weil er die Tochter eines Sergeanten geheiratet habe. Das Stärkste an dem Vorgänge sei, daß die Zivil-Instanz der Provinz in dieser Frage mit dem kommandierenden General in Verbindung getreten sei, um wegen derSergeanten- Tochter zu beraten. Kriegsminister v. Goßler stellt in Abrede, daß der kommandierende General in Posen entscheidend in die Affäre Löhning einqegriffen habe. Er habe lediglich, da er mit dem Oberpräsidenten befreundet sei, mit diesem ein Privatgespräch gehabt und da bei gesagt: Herrn Löhning werde es schwer fallen, mit seiner Frau in der Gesellschaft Eingang zu finden, da er seine Verlobung nicht einmal ange- zeiat habe. Ob, wie der Vorredner noch behauptete, mehrere Offiziere in Posen über Herrn Löhnings Verlobung gescherzt hätten, wisse er nicht, jeden falls gehe aber das Bestreben der höheren Offiziere dahin, Unteroffiziere möglichst in höhere Zivil- stellungen zu bringen. Ihm sei auch bekannt, daß schon öfters Töchter solcher Leute Offiziere ge heiratet hätten. Er habe dagegen noch nie gehört, daß Zweifel entstanden seien, ob solche Mädchen höhere Beamte heiraten könnten. Er bedaure, daß Vorredner in solcher Weise bei den Unterosfizieren Mißtrauen gegen die Höheren säe. Er selbst stelle die Unteroffiziere so hoch, als sie es verdienten. Schließlich heirate man ja auch nicht den Schwieger vater, sondern die Tochter. Staatssekretär Graf Posadowsky erklärt dem Abg. Lenzmann gegenüber, die Frage Löhning ge höre vor den preußischen Landtag. Die Reichs regierung lehne es daher ab, sie im Reichstage zu erörtern, da sie ein Interesse daran habe, die Kompetenz vom Reichstag und Landtag streng zu wahren. Sonnabend 1 Uhr: Fortsetzung des Gesetzes betr. gewerbliche Kinderarbeit. Schluß '/,7 Uhr. Tagesgeschichte. Deutsche» Reich. Berlin, 30. Jan. Wie dem 8. Leibgrenadier regiment 25 000 Mk., so hat der Kaiser auch dem 1. Armeekorps au« Anlaß seine« Geburtstage» KO 000 Mk. zum besten der Osfiziere gespendet. — Mit seinem russischen Wiborg-Regiment tauschte der Kaiser sehr herzlich gehaltene Telegramme au«. — In Kopenhagen rechnet man auf den Be such Kaiser Wilhelm«. Da« Blatt „Vort Land" meint, der 85. Geburtstag König Christian« am 8. April sei sehr geeignet dafür. — Eisenbahnminister Budde erließ eine Dienst vorschrift für die Sicherung der Züge beim Halten außerhalb der Stationen. — Die polizeilichen Uebergriffe der letzten Zeit kamen eben in der Budgetkommission de« preußischen Abgeordnetenhause« zur Sprache. Minister de« Innern v. Hammerstein erkannte nach der Nat.-Ztg. an, daß in den letzten Jahren leider die Ueber- grtffe zahlreicher gewesen seien al« je zuvor. Es werde aber auch viel leere« Geschrei gemacht. Bei wirklichen Verstößen liege die Schuld häufig an den Vorgesetzten, die ihre Untergebenen nicht ge nügend instruierten. — Von der Verhaftung deutscher Seeleute wird au« London gemeldet: In Liverpool wurden bei Ankunft de« englischen Dampfer« „Brunswick" vier auf ihm befindliche Ueberlebende de« unlergcgangenen Segler« „Veronica" wegen Ermordung der übrigen Besatzung diese« Schiffe« verhaftet. Drei find Deutsche. Zwei der Verhafteten haben bereit« An gaben gemacht, die sie selbst und andere ihrer Kameraden stark belasten. — Ein Wahrzeichen Nürnbergs, die altberühmte, mit Türmen und Basteien gezierte Doppelmauer, welche die Stadt umgiebt, scheint dem Verfall ent gegen,ugehen. Am Spittlertor stürzte eine Strecke von 10 Meter ein. Der Magistrat hat eine sorg fältige Untersuchung der ganzen noch vorhandenen Stadtmauer beschlossen. — Bei der ReichttagSerfatzwahl in Schleswig- Eckernförde-Kappel am Donnerstag erhielten bi» jetzt: Spethmann (sreis. Vp.) 7611, Hoffmann (Soz.) 5508, Hansen (natl.) 4366, Gras Reventlow (B. d. L.) 3382 und Professor Lehmann-Hohenberg (b. k. P.) 236 Stimmen. Dar Ergebnis au» einigen Orlen ist noch nicht bekannt, doch dürste Stichwahl zwischen dem freisinnigen und dem sozialdemokratischen Be werber nötig werden. Oesterreich-Ungarn. — Am Todestage de» unglücklichen Kronprinzen Rudolf von Oesterreich, am Freitag, besuchte Kaiser Franz Joseph die Kapuzinergrust in Wien und verrichtete an den Särgen seine« einzigen Sohne« und der Kaiserin Elisabeth Gebete. Kaiser Wilhelm ließ einen prachtvollen Kranz mit der Inschrift: „Seinem teuren Freunde Kaiser Wilhelm II." auf weißer Atla«schleife niederlegen. Auch die Gräfin Lonyay, einst die Gemahlin de« Kronprinzen, sandte einen Kranz. Holland. Amsterdam, 30. Jan. 300 Lokomotivsührer und Heizer der Staatsbahngesellschast sind ausständig. Der Reiseverkehr ist vollständig ausgehoben. Die von Rotterdam kommenden Börsenbesucher wurden in Gouda ersucht, zurückzukehren, um eine Wagen anhäufung in Amsterdam zu vermeiden. Die Zeit ungen werden mit Automobilen in die Provinz be fördert. E» wird ein allgemeiner Au«stand der Eisenbahnangestelllen erwartet. Gegen Mittag standen alle Züge der Staatteisenbahn still. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 31. Januar. *— Die Berufswahl. In zwei Monaten tritt wieder für Tausende von jungen Leuten der Augen blick heran, wo e« heißt, zu lernen für das Leben, einen Beruf zu ergreifen, welcher eine ehrenvolle und selbständige bürgerliche Existenz sichert. Die jungen Leute sind nicht allein im Stande, die ganze Tragweite ihres Schrittes zu ermessen, die Eltern haben dabei da» entscheidende Wort, wenn eS auch für sie eine heilige Pflicht sein sollte, zu prüfen, wofür sich die Natur und die ganze Charakter-An lage ihre» Kindes am besten eignet. Und sind sie selbst im Zweifel, wie sie sich entscheiden sollen, so finden sie unschwer einen gewissenhaften Berater in dem Lehrer deS Kindes, der aus dem Felde der Schule ermessen kann, wie es mit dem künftigen Staatsbürger bestellt ist. Allerdings müssen solche Ratschläge dann auch beherzigt werden, nicht immer klingt zu schönen Hoffnungen geneigten Eltern-Ohren die Stimme der strengen Wahrheit lieblich, aber ihr zu folgen, ist unter allen Umständen empfehlens werter, als sich in ZukunstSträumen zu wiegen, die vor der rauhen Wirklichkeit zerplatzen, wie eine Seifenblase. Für den LebenSlar.f macht eS nicht der äußere Name, der Schein aus, sondern das wirkliche Können, das auch in kritischen Zeiten auf eigenen Füßen stehen kann. Wir sehen heute zahl- reiche junge Leute vergeblich nach Tätigkeit suchen; e« liegt nicht nur an der herrschenden Misere in Handel und Wandel, mindestens ebensosehr daran, daß gewisse Berufe außerordentlich überfüllt sind. Die Neigung, in fester, eigener, wenn auch be scheidener Tätigkeit sein Brot zu verdienen, ist ge- ringer geworden, man zieht es vor, in abhängiger Stellung sich durchs Leben zu schlagen. ES ist zweifellos richtig, daß der Kampf um die Existenz hart ist, aber er stählt auch und lohnt auch, wenu aus solidem, schlichtem Grunde auszubauen ange- sangen wird. Nicht gleich zu hoch hinaus! DaS ist die erste Warnung bei den heutigen Zeitläuften. Auf der anderen Seite muß immer wieder der be herzigenswerte Rus erhoben werden, eS ist Pflicht der Eltern, darauf zu sehen, daß die Kinder erst etwa« lernen, und nicht sofort an einen möglichst hohen Geldverdienst zu denken. ES ist ja schön, wenn ein junger Mensch bald so und so viel Mark in der Woche bekommt, aber dabei lernt er nicht, waS ihm für da- spätere Leben den größeren Ver dienst sichern muß, den er al» Haupt einer Familie gebrauch». Zum genauen gründlichen Lernen ist die Lust nicht immer groß, aber doch geht e» nicht anders. Die Oberflächlichkeit, die weit um sich ge griffen hat, führt zur Bedrängnis, für die dann alle möglichen Dinge verantwortlich gemacht werden, nur nicht die wahren Gründe. Die Wochen bi» Ostern verrinnen bald, wer zu wägen ha», der werde sich rech» seiner Verantwortlichkeit bewußt. * — Die Neustädter Echützen-Kompaauie hält Montag, den 2. Februar, im Saale des Neu städter Schützenhauses ihr diesjähriges Winter vergnügen, bestehend in Konzert und Ball, ab, worauf wir die Mitglieder und Freunde der Schützengesellschaft auch an dieser Stelle aufmerk sam machen wollen. * — Gesangs-Konzert zum Besten deS Aus- fichtsturm-Baufonds. Der hiesige Männer- Gesangverein „Humor" beabsichtigt, am Sonntag, den 8. Februar, zum Besten deS AuSsichtSturm- BaufondS des hiesigen ErzgebirgSverernS in dem an diesem Tage besonders festlich dekorierten Saale deS LogenhauseS ein großes öffentliches GesangS- Konzert mit humoristischen Vorträgen und nach folgendem Ball zu veranstalten. Genannter Verein, dessen hervorragende Leistungen aus dem Gebiete der Gesangskunst hinlänglich bekannt sind, wird demnach der erste Verein jein, der sich in den Dienst unseres Erzgebirgsvereins zwecks Förderung deS allgemein ersehnten AuSstchtSturmeS stell». Mit Rücksicht auf den guten Zweck, wie auch auf den in Aussicht stehenden genußreichen Abend darf wohl mit Sicherheit auf ein volle- HauS gerechnet werden. * Maskenball im Altstädter Schützeuhaus. Montag, den 9. Februar, findet, wie aus dem Inseratenteil des „Anzeigers" zu ersehen ist, im Schützenhause Altstadt ein großer öffentlicher Volks- Maskenball statt. Wie in früheren Jahren, wird auch diesmal für mancherlei Uebcrraschunge» und vor allem für schönste Ausschmückung des Saales gesorgt sein. Durch tausende von Rosen wird letzterer — wie wir schon heute verraten können — in einen Rosenhain verwandelt werden und dem nach eine Sehenswürdigkeit bilden, die an und für sich schon die größte Anziehungskraft auf unser Publikum ausüben und einen recht zahlreichen Besuch veranlassen wird. * — Extra-Konzert. Dem Wirt des Allstädter Schützenhause«, Herrn Herm. Schmidt, ist eS ge lungen, daS bekannte Leipziger Sänger-Ensemble „Helvetia" für nächsten Dienstag, den 3. Februar, zu einem einmaligen Gastspiel zu gewinnen. Herr Schmidt hat daS Eintrittsgeld so niedrig angesetzt, daß der Besuch jedermann möglich gemacht ist. Wer sich einmal recht vergnügt machen und tüchtig auslachen will, dem sei der Besuch deS er wähnten Konzerte- wärmstens empfohlen. DaS Nähere besagt daS Inserat im Annoncenteil vor- liegender Nummer. * — Das Kaiserpanorama, Poststraße 9, be*- ginnt am l. Februar mit einer durchweg neue» Serie aus dem malerischen Riesengebirge, die prächtige Gebirgsszenerien, interessante Winterland schaften, liebliche Idyllen und fesselnde Motive enthält. Wir können eine» Besuch «ur wärmsteus empfehle». * — Ein Logisschwindler, der sich kürzlich bei einer hiesigen Familie einguartiert hatte und nach einigen Tagen unter Mitnahme eines Paar Stiefeln seines Ouartiergebers verschwand, ist gestern von der hiesigen Polizei in der Person eines 18jährigen Strickers namens Uhle von hier verhaftet worden. Es besteht die Vermutung, daß derselbe auch in der Umgegend eine Reibe ähnlicher Schwindeleien nusgeführt hat. * — Rohe Burschen. Nachdem erst an, ver gangenen Montag von der hiesigen Polizei ein lunger Mensch wegen eines Sittlichkeitsverbrechens verhaftet werden mußte, ist am Dienstag abend in der 6. Stunde zwischen der Eidam-Scheune und den, Windmühlen-Restaurant wieder ein 9- jähriges Mädchen unsittlich belästigt worden. Glück licherweise schrie das Kind so laut um Hilfe, daß der Verbrecher entfloh, ohne der Kleinen Schaden zugefügt zu haben. Zur allgemeinen Genugtuung ist es unserer Polizei gelungen, den Unhold in der Person eines hier wohnhaften, 27 Jahre alten ledigen Tagelöhners zu ermitteln und zu verhaften. * — Schluß der Jagdsatson. Vom 1. Febr. ab genießen in Sachsen die meisten Sorten Haar- und Fede,wild gesetzlichen Schutz.- ES dürfen von diesem Tage an nicht mehr geschossen werden: Husen, Rehböcke, Fasanen außerhalb der Fasanerien, Schnepfen, Hähne von Auer-, Bi,k- und Haselwild, Wachteln und Bekassinen. Bis zum l. März da gegen dürfen noch die KrametSvögel sowie Edel- und Damhirsche geschossen werden, mährend Wildenten noch bis zum 15. März jagdbar bleiben. * — Wintergarten Chemnitz-Schönau Im Wintergarten wird am Mittwoch in den festlich ge schmückten drei Sälen und gesamten Räumen ein E!ite-Ma«kenball abgehalten und sicher eine große fröhliche Menschenschar vereinigen. Die schönste Damenma«ke imd die originellste Herrenma«ke ge langen zur Prämiirung. Fünf Kapellen werden zu dem Feste aufspielen. Die Maskenbälle im Winter garten erfreuen sich seit Jahren größter Beliebtheit und gelten al« die größten Markenbälle in der Stadt. * — Central-Theater Chemnitz. Heute Sonntag, den 1. Februar, finden wiederum 2 Vor stellungen statt und wird in beiden da« au« 11 großen vollständig neuen Debüt« zusammengestellte Kunst Ensemble erstmalig austreten. Als Extra- Spezialität sei bereit« heute schon die neuste Sensa- lionr-Nummer de« Tage« erwähnt: Motor-Rad fahren aus der Bühne, in diesem Genre mit die tollkühnste und verwegenste Leistung — ferner noch ein hochinteressante« und abwech«lung«reicher Kunst-Ensemble, wie man e« vollendeter wohl schwerlich zu sehen bekommt. * Wüfteubraud, 30. Januar. Heute früh in der 3. Stunde wurde die Feuerwehr abermals alarmiert. Es war ein in dem Grundstücke des Tischlermeisters Fichtner lagernder Holzstoß in Brand geraten, welcher das Wohnhaus sehr ge- fährdete. Durch das Eingriffen der Feuerwehr wurde bald jede Gefahr beseitigt. Dresden, 31. Januar. Den Bemühungen Girons und der Kronprinzessin von Sachsen, zur evangelischen Kirche überzutreten, stellen sich große Schwierigkeiten entgegen. Wie verlautet, will Giro,, nunmehr zur griechisch-orthodoxen Kirche übertreten. Die Kronprinzessin und Giron dürften wegen der unfreundlichen Haltung der Bevölkerung Mentones den Ort bald verlaffen. Wie eS heißt, soll es Giron nahe gelegt worden sein, einen anderen Aufenthaltsort zu wählen. * Leipzig, 29. Januar. In einem Anfall von Schwermut versuchte sich hier in ihrer Wohnung eine 22 Jahre alte Studentin der Medizin au« Rustschuk (Bulgarien) durch Einnehmen von Chinin zu vergiften. Sie erreichte indeß ihren Zweck nicht und wurde noch lebend nach dem Stadtkrankenhaufe gebracht. * Leipzig, 30. Januar. Kommerzienrat May, Begründer der allbekannten Firma May n. Edlich in Leipzig-Plagwitz, ist heute gestorben. * Chemnitz, 31. Jan. Dem „Chemn. T„col " wird, anscheinend osfiziö«, au« Berlin geschrieben: Entgegen anderweitigen Mitteilungen wird un« von bestunterrichteter Sette versichert, daß die Verhand lungen zwischen Deutschland und Italien über den neuen Handelsvertrag noch nicht begonnen haben. E» steht auch noch keinesweg« fest, daß sic, wie die „Korresp. des Handelsvert.-Ver." wissen will, in Rom geführt werden. Hat Italien einen dahin gehenden Wunsch, so würde sich wohl darüber reden lassen. Ueberhaupt werden gerade die italienischen Verhandlungen besondere Schwierigkeiten kaum bieten. Die Romfahrt Kaiser Wilhelm«, die übrigen« erst nach Ostern stattfindet, hat mit der Erneuerung de« Handelsvertrags an sich natürlich nicht» zu tun, aber e« wäre selbstverständlich sehr angenehm, wenn das Wiedersehen der beiden verbündeten Monarchen schon mit der befriedigenden Neuregelung der Han delsbeziehungen ihrer beiden Länder zusammenfiele. Die Möglichkeit, daß die Verständigung über die zu verändernden Positionen bi» zum Tage der Kaiserreise erfolgt, kann nicht in Abrede gestellt werden. * Meeratte, 30. Januar. In der gestrigen Stadlverordnetensitzung wurde dem „Meeraner Tgbl." zufolge, von 22 Bewerbern Oberstadtschreiber vr. Külz-Ziltau einstimmig zum ersten besoldeten Stadtrat von Meerane gewählt. — Bei dem hiesigen großen Weberstreik wurden nach der soeben er schienenen Abrechnung de« Verbandet „Deutscher Textilarbeiter" insgesamt 153 100 Mark an Streik unterstützung gezahlt. Die Gesamteinnahme betrug 42 197 Mk. 44 Ps., sodaß von Seiten de» Ver bandes mehr al» 108 000 Mk. aufgebracht werden mußten. — Der seiner Zeit von fetten der Sozial demokraten bei der König!. Krei»hauptmannschast Chemnitz erhobene Protest gegen die Wahl de» Herrn Oswald Oehler al« Stadtverordneter ist von dieser nunmehr al» begründet aulgesprochen worden. E« ist daher der Agent Herr Carl Iuliu« Neuber al« für da« Kollegium gewählt zu betrachten. He Neuber war bekanntlich vom Hausbesitzer-Vere». sowie von sozialdemokratischer Seite al« Stan verordneter mit ausgestellt. * Zwickau, 30. Januar. Kernmacher Kämps hier hatte fälschlich den Freiherr» Speck v. Stern berg auf Trünzig und dessen Gutsinspektor dc« Meineids beschuldig». Erwurde deShalbvom hiesigen Landgericht zu 3 Monaten Gefängnis verurteilt. * Werdau, 30. Jan. Der 13 Jahre alte Schulknabe Nagel aus dem benachbarten Leubnitz ist gestern vormittag in daS hiesige AmISgerichtS- gesängniS eingeliefert worden. Derselbe intfernte sich tage- und wochenlang au» der elterlichen Wohn ung und trieb sich vagabundierend umher. Dabei verüble er in verschiedenen Häusern Einbruchsdieb stähle, oder versuchte, solche und führte auch sonst noch Betrügereien au». Borvergangene Nacht wurde er nun von der Polizei au» einem Strohfeimen, wo er nächtigte, ausgestöbert und dingfest gemacht. * Plauen, 30. Januar. Ein „vielversprechender" junger Mann, der bereits vorbestrafte 18jährigc KommiS Friedrich aus Plauen, wurde gestern von der hiesigen Polizei verhaftet und dem Amtsgerichte übergeben. Der Festgenommene war bis Mitte dieses Monats in Markneukirchen bei dem dortigen Saitcnfabrikanten Herrn Otto in Stellung; er ent wendete seinem Dienstherrn aus dessen Checkbuch ein Checkformular, füllte dasselbe mit dem Betrage von 1000 Mk. au» und setzte die Unterschrift seine« Chef» darunter. Die Fälschung war so gut auS- gesührt, daß die Reichsbanknebenstelle in Markneu kirchen da» Papier zu vollem Preise einlöste und dem Betrüger den Betrag von 1000 Mk. auizahlte. Nun begann dieser ein maßlo» liederliche» Leben; in Gemeinschaft mit seinem Freunde, dem ebenfalls au» Plauen stammenden KommiS Uhlmann, ver praßte er daS Geld binnen wenigen Tagen. Der Genosse deS Fälscher-, der seinem Freunde behilflich gewesen war und 200 Mk. von der Beute erhalten hatte, wurde wegen Verdachts der Hehlerei vorläufig festgenommen und im hiesigen AmtSgerichlSgefängni« untergebracht. Beide leichlsinnige Burschen haben jetzt ausreichend Zeit, über ihre Tat nachzude»ke '; dem kurzen Freudentaumel wird ein heftiger Katz.n- jammer folgen. * Freiberg, 30. Jan. Am Donnerstag abend gegen '/«H Uhr brach im benachbarten Zug im Gasthose „Zum SlollnhauS" ein Schadenfeuer au«, welche-, unterstützt durch den herrschenden Sturm, da- Restaurant nebst anstoßendem Tanzsaalgebäudc in einer Stunde vollständig in Asche legte. Ueber die Entstehungsursache ist nicht« bekannt. Der Schaden ist durch Versicherung gedeckt. * Riesa, 30. Jan. Auf gräßliche Weise vcr- unglückte im Gröbaer Eisenwerke dieser Tage ein Arbeiler, indem ihm ein glühender Eisenblock auf den Rücken fiel. Der schrecklich Verbrannte fand im hiesigen Krankenhaus Ausnahme.
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