Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 28.01.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-01-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190301285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030128
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030128
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-01
- Tag 1903-01-28
-
Monat
1903-01
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 28.01.1903
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
zwölf Handels-Nachrichten (Wechsel-Cours.) Norlin, 25 Januar. 3 5 i'/,ior 4 G 20,27 3 4' G 85,25 84,«0 G Julius Jessen, Plauen. 52. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.. p 81,85 80,7S G G N»ok- vlsoont Amsterdam per 100 st. b. lte ter lge ,en md >en Er och Lt stimmt, ist mit seiner ganzen Besatzung von Mann in der Nordsee untergegangen. ern ten eit lem den Nit- ter» ll« er- >er >er siec ndc ru- hat ich. »u ien. rau den lge- nde ion ,er» den iln- sich hat irt« >en, ssen rzte ren den von will Kr- Die >er- sich -u end gen 8 T 2M 8 T OM 10 r 2M tag er- ;er- ege er- un- >aß rt- nd. den e»; de« 'tzt 4«- -g. idc ten ge- !II- ler 00 >en oer ko- en. Im der us- ge- üle gc- ren md ihe. aße ög- l0lz sich pr. 100 Pesetas Paris pr 100 Franc Petersburg pr. 100 Rubel Warschau 100 Rubel Wien per 100 Kr. ö W. Italienische Plätze pr. 100 Lire Schweiz. Pl. lOO Krc. London pr. I Lstrl. gen ein der Be- >er- gen Nk. am /bei ein den ger der nd. erie er« ind ren nd- ing Der fremde. Ron.an von Robert Kohlrausch f Ei» für heißblütig« Eheleute interessante» Urteil stillte der oberste Gerichtshof deS Staate» Minnesota. Er sprach da» große Wort gelassen au», daß kokette Ehefrauen, wenn sie den Flirt zu weit treiben, von ihren Galten einer „gelinden körper» lichen Züchtigung" unterworfen werden dürfen. Eine solche sei unter den obwaltenden „Verhältnissen" nicht al» „Grausamkeit" im Sinn: deS EhefcheidungS» gesetze« aufzufassen. „Ich fühle gar nichts, wahrhaftig nichts, mein gnädiges Fräulein, — das heißt, das ist eine Lüge. Ich fühle, daß Sie ganz riesig lieb und gut zu mir sind, und dafür danke ich Ihnen tausendmal. Aber Schmerzen habe ich absolut nicht, und wenn wir erst die Herrschaften hier glücklich im Wagen haben, dann bringe ich Sie ganz vergnügt nach Hause, oder wollen Sie lieber hier bleiben ? Sehen Sie, es giebt schon eine ganze Menge Menschen, Mark 168,75 G 167,60 G 81,LS G 80,SO G 81,25 G 81,25 G 20,46 G Neueste Nachrichten und Depeschen vom 27. Januar. Berlin. Ein Schanghaier Blatt berichtet, daß der französische Oberst Desino mit allen französischen Offizieren bei der Feier anläßlich de» Abmarsches der deutschen Garnison aus Schanghai erschien, während die englischen Offiziere abwesend geblieben sind. Die in Schanghai anwesenden deutschen Offi ziere fehlten auch ihrerseits beim Abschiedsfest der Engländer. Osnabrück. Der Post-Defraudant Kroeger, der nach Unterschlagung von 25 000 Mk. flüchtig geworden war und in San Francitko verhaftet wurde, war zur Beobachtung seine« Geistelzustande» der hiesigen Lander-Irrenanstalt überwiesen worden. Diese hat ihn nunmehr für geistig normal erklärt. München. Prinz Ludwig von Bauern hielt gestern bei einem Festmahl der Offiziere des Beur laubtenstandes eine Rede, in der er das herzliche Einvernehmen zwischen dem bayrischen und dem preußischen Herrscherhaus hervorhob. Erlangen. Gestern beging Professor Gessner Selbstmord aus Furcht, irrsinnig zu werben. Wien. Nach einer Meldung aus Mentonc werden die Kronprinzessin von Sachsen und Giron vom katholischen zum evangelischen Glauben über» treten. Diese Nachricht erregt am Wiener Hof pein liches Aussehen. Dec Uebertritt soll möglichst bald erfolgen, um die Heirat zu beschleunigen. Wie ver lautet, wird die Kronprinzessin nach der gerichtlichen Scheidung aus der Liste der Erzherzoginnen ge strichen werden. Wit». Die im Verlag von Braun in Leipzig erschienene Broschüre „Einige Fragen und Ant worten für unser deutsche« Volk" ist sür Oesterreich verboten worden. Budapest. Im Magnatenhaus publizierte gestern der Präsident offiziell die Enthebung des Erzher zogs Leopold Ferdinand aus Rang und Stellung, und als deren Folge seine Streichung aus der Liste des Maguatenhauses. Petersburg. Die Stadtverwaltung beschloß, anläßlich der Feier de« 200jährigen Bestehen« der Stadt 6 000 000 Rubel zur Vermehrung der Volks schulen und zur Einführung de« unentgeltlichen Unterricht« in ihnen zu stiften. Paris. Die Abschaffung de» KultuS-Budget» wurde gestern von der Kammer mit 315 gegen 194 Stimmen abgclehnt. Madrid. Nach einer Meldung de« „Jmparcial" steht der Prätendent bereit« an den Toren von Fez. Die Truppen de» Sultan» versuchen, den Gegner in der Flanke anzugreifcn. Newyork. In Washingtoner amtlichen Kreisen denkt man jetzt über die venezolanische Angelenheit sehr optimistisch. Man glaubt an eine baldige Verständigung. New-Uork. Senator Morgan zweifelte die Rechtmäßigkeit der gegenwärtigen Regierung Kolum biens an. DaS SenatS-Komitee sür auswärtige Angelegenheiten wird die Frage untersuchen, da sie für die Gelegenheit de» Panama-BertrageS von Wichtigkeit ist. Washington. Es wird bestätigt, Deutschland, England und Italien seien durch Uebereinkommen verpflichtet, die Blockade nur gleichzeitig aufzuheben. Dies sei der Grund, weshalb Bowens Versuche, die Mächte zu trennen und eine Aushebung der Blockade seitens einer oder zweier Mächte zu er langen, fruchtlos ausfallen mußten. Caracas. Wie aus amtlicher Quelle verlautet, glaubt man hier, daß die Blockade am 28. Januar aufgehoben wird. Tanger. Die Truppen deS Sultan- und der Rebellen stehen sich augenblicklich in der Nähe von Fetz gegenüber. ES haben bereits einige Schar mützel stattgefunden. In der Bevölkerung herrscht große Unruhe, da versichert wird, daß die Zahl der Rebellen die Truppen des Sultans bedeutend übersteigt. Der Sultan soll regierungSmüde sein und daran denken, den weiteren Kampf aufzugeben. Brüssel und Antwerpen pr. 100 Francs. Kleine Chronik. * Berlin, 26. Januar. Sin Unfall ist dieser Tage dem greisen Professor Mommsen zugestoßen. Mit einem Lichte suchte er ein Buch aus einem Bücherschrank zu hole», wobei sei» langes, weißes Haar Feuer fing. SS gelang ihm jedoch, das Feuer mit seinem Rock zu löschen. Doch war dabei ein Teil deS HaareS verbrannt und daS Gesicht verletzt worden. * Hamburg, 26. Januar. Ein unbekannter Messerstecher, der vor kurzem hier auf der Straße zwei Damen durch Stiche in den Unterleib verletzte, hat heute im benachbarten Altona zwei Schulmädchen in gleicher Weise verwundet. Die Polizei beider Städte fahndet auf den anscheinend geisteskranken Täter. * Eydtkuhnen. Hier wettete ein polnischer Arbeiter au» Schweygen gegen einen Liter Brannt wein, zwischen den Flügeln einer im Gange be findlichen Mühle durchlaufen zu können. Dieses waghalsige Unterfangen kostete ihm daS Leben, er wurde von einem Mühlenflügel erschlagen. * Vom Frankcnwald. Ein betrübendes Zeit bild! AlS in Ziegelerdcn bei Kronach jüngst Ellern in der Frühe vom Balle heimkamen, waren die zwei zu Hause zurückgelassenen Kinder im Aller von fünf Wochen bezw. 1'/, Jahr, welche auf dem Boden schliefen, erfroren. * Kranzensbad. Die Tochter der Besitzerin deS Hotels „Kaiser von Oesterreich", Fräulein Bondini, hat sich infolge von Lebensüberdruß aus dem Fenster des zweiten Stockwerks in den Hofraum gestürzt und so schwere Verletzungen erlitten, daß sie nach wenigen Stunden verschied. * Graz, 26. Januar. Bei Wies in Mittcl- steiermark wurde ein 17jährigeS Mädchen von Wölfen angefallcn und zerfleischt. * Groß-Wardei«, 26. Januar. Der Haupt- mann im 4. Honved-Regiment, Schwarz, welcher gestern einen Spazierritt unternahm, ist nicht zurück gekehrt. Derselbe dürfte, da sein Pferd allein zurückkehrte und aus vielen Wunden blutete, von Wölfen angefallen, zerrissen und aufgefressen worden sein. * Paris, 25. Januar. Wie die Blätter aus Biarritz melden, wurden heute drei Schauspieler auS Bordeaux, die eine Gastspielreise nach Biarritz unternommen hatten, bei einem Spaziergange auf der Mole von einer Sturzwelle ergriffen und ins Meer geschleudert. Alle Nachforschungen nach den Verunglückten blieben erfolglos. * Amsterdam, 26. Januar. Eine furchtbare Feuersbrunst brach gestern in den Getreidespeichern am Hasen auS, wo sechs große Depots von den Flammen ergriffen wurden. DaS Feuer dauerte sechs Stunden, der angerichlete Schaden beläuft sich auf über 2 Millionen Gulden. * Kopenhagen, 26. Januar. Der norwegische Dampfer „Adelle", von Kragerö nach England be- Ein inhaltsloser Blick au» weitgeöffnetrn Augen kam zu ihm her; er sah, daß die Frage unver- standen verklungen war. (Fortsetzung folgt ) Reichsbank 4"/«, Lomb.-Z.-F. 5»/„. .»LLäobur«, 25. Januar, Kornzucker crcl. 88°/, Rcn- deinenl 8,80—0,17' ,. Nachprvductc cxcl. 75°'o Rendemont. 7,05 7,25. Stimmung: Behauptet. Krystallzuckcr 120,82'/,. Brodrasflnadc I 20,57'/,. (Sem. Raffinade mit Faß 20,57. Gem. Melis 20,07. Rohzucker I. Product Trans, f. a. B. Hamburg per Jannar 16,05 Gd., 16,20 Br., per Februar 16,05 Gd., l6,Io Br.,per Mai 16,80 Gd., 16,85 Br., 16,40 bez., per Aug. 16,7o Gd., 16,75 Br., per Okt.-Dez. 17,75 Gd., 17,85 Br. Stimmung/ Ruhig. Hambur,, 25. Jauuar. Weizen fest, Holsteinischer unh Mecklenburger 155, Hard Winter 184. Roggen fest, südrnss. 106, Holsteinischer und Mecklenburger 148. Mais fest, 180—182, runder —. Hafer fester, Berste fester Wetter: Thauwetter. »romon, 25. Januar. (Baumwolle). Tendenz: Ruhig. Npl. middl. loco 46 Pfg 44rvrp»«I, 25. Jauuar. (Baumwolle.) Muthmaßlichcr Umsatz: 5 000 B. Stimmung: Stetig. Import: 18000 Ballen. Preise nweränderl bis I Punkt niedriger. — Umsatz: 8000 Ballen davon sür Spcculation und Ex port looo Ballen. Amerikaner williger, Ostindische un verändert. Lieferungen: Willig. Januar 4,70—4,71, Jnnuar-Febr. 4,70 4,71, März-April 4,70 -4,71, Mai- Juui 1,72—4,78, Juli-August 4,78. Kirchliches. Die „Evangelische Kirchenzeitung sür Oesterreich" in Bielitz, die öfters ausführliche Berichte über die Los vo« Rom-Bewegung in Oesterreich bringt, schreibt in ihrem Leitartikel vom 1. Januar: „Die evangelische Bewegung in Oesterreich, ein Rückblick auf das Jahr 1902" folgendes: „Wie die evan gelische Bewegung in Oesterreich erstarkt und die evangelische Kirche mit ihr gewachsen ist, be weisen zunächst die Uebertrittszahlen. Seit Beginn der Bewegung bis 1902 wurden gezählt Nebertrilte zur evangelischen Kirche 19 680, zur allkatholischen 8280, zusammen 27 910 Austritte aus der römi schen Kirche. Im ersten Halbjahr 1902 sind 2528 Personen zur evangelischen Kirche übergetreten, davon l 0 l 2 in Böhmen. Weitere Uebertrittszahlen aus dem abgelaufenen Jahre sind noch nicht be kannt. Wenn man die Nebertrilte zum Protestan tismus für 1902 nur auf 5000 veranschlagt und die zur altkatholischen Kirche mit berücksichtigt, so hat die Zahl der Ueberlritte seit Beginn der Be wegung die Höhe von etwa 35 000 erreicht. Doch da hören wir zweifelnde Stimmen: „Was bedeuten 35 000 Ueberlritte gegenüber der 24 Millionen zählenden Bevölkerung Oesterreichs? Gar nichts." Sie bedeuten sehr viel; die Gründung zahlreicher evangelischer Gemeinden, die Berufung vieler Seel sorger, die Erbauung stattlicher Kirchen, die Er richtung notwendiger Religionsstationen, die Schaff ung verheißungsvoller Mittelpunkte evangelischen Lebens, die Bewahrung der evangelischen Kirche vor weiteren Verlusten an Kindern infolge Misch ehen, ungenügenden Religionsunterrichts, unzuläng licher oder gar mangelnder Gemeindebildung. Von Anfang der evangelischen Bewegung bis Ende 1902 sind an die 30 evangelische Kirchen gebaut und geweiht worden. Fortschritte der Leipziger Mission in Indien. Missionar Pamperrien, der 25 Jahre im Missions dienst steht, illustrierte neulich bei einer Rede in Dresden die Fortschritte der Leipziger Mission mit folgenden Zahlen: 187 6 gab es drüben 16 Stationen, Henle 41: dieZah! der Missionare war damals 18, heute 42, wozu noch 6 Lehrerinnen kommen. Ein geborene Pastoren und Kandidaten hatte man 1876 nur 11, heute 28: Lehrer 132, heute 392 mit 87 Lehrerinnen: in unsre Schulen gingen 1876 nur 2000 Kinder, Ende 1901 aber 8200. Die Seelen zahl betrug damals 9207, heute 21611. Das sind schöne Fortschritte! 8 T 8M 14 T 2M 8 T 8M > 8T '8M Madrid und Barcelona z Kirchen-Nachrichten. Uarochie St. Hy,tft«py,rt. DonncrSlag, den 2S. Januar, abends halb 8 Uhr «tb«l stunde im Waiscnhaussaalc. Standesamt Hohmstein-Ernstthal. Nachrichten über die «och« vom 48. Januar bi« mit 2t. Januar 1V0». «eburten: Ein Sohn: dem Feuermann Ernst Wilh. Lorenz, dem Gcschäftsgehilfen Karl Emil Schlott, dem Tischler Gustav Emil Herold. Eine Tochter: dem Feuermann Karl Heimann Macht, dem Feuermann Ernst Wilhelm Lorenz, den« Weber Hermann Oskar Pommer. Aufgebote: Der Klempner Karl Louis Günther, hier, mit der Näherin Martha Jacobi, hier; der Zimmermann Ernst Guido Müller, hier, mit der Kettlerin Alma Frieda Mehner in Gelenau; der Kellner Wilhelm Konrad Bieber in Chemnitz, aufhältlich hier, mit MarthaMarie Zschemisch in Chemnitz. Sterbefälle: Die Webersehefrau Marie Auguste Kraft geb. Gersten berger, 45 Jahre alt; Kurt Oswald Schettler, Sohn des Malers Karl Oswald Schettler, 5 Monate all; Johannes Erich Günnel, Sohn des Bäckermeisters Friedrich Gott helf Günnel, 8 Monate alt; die Weberineisterswitwe Christiane Wilhelmine Korb geb. Friedrich, 87 Jahre alt; der Webermeister Karl Emil Schwalbe, 48 Jahre all; die Weberswitwe Auguste Ernestine Reuther, verw. gew. Drescher geb. Bäumler, 68 Jahre alt; Alma Marie Jahr, Tochter des Webers Hugo Bruno Jahr, 1 Jahr alt; der Webermeister Karl Heinrich Weißfloh, 78 Jahre alt; Flora Elsa Dost, Tochter des Postboten Friedrich Hermann Dost, 8 Monate alt; die Webersehefrau Marie Lina Sieber geb. Meinig, 27 Jahre alt; Paul Johannes Freilag, Sohn des Handarbeiters Wilhelm Paul Freitag, 4 Jahre alt; die Hausivebersehefrau Anna Mothes geb. Garbe, 50 Jahre alt; der Frachtbote Ludwig Ernst Nau mann, 48 Jahre alt; außerdem eine Totgeburt. die wieder zur Vernunft gekommen find und sich zur Fortsetzung des Festes rüsten." „Nein, bitte nach Hause." „Wie Sie befehlen. So müffen wir mit dem zufrieden sein, was wir gehabt haben, und ich muß sagen, mir hat dieser kleine Feuerzauber eigentlich ganz aut gefallen." „Gefallen? Sie sind ein schlechter, — nein, Sie sind doch ein guter Mensch. Kommen Sie her!" Sie lachte ihn an und eilte neben ihm den Anderen nach, die, langsamer sich fortbewegend, eben den Ausgang gewonnen hatten. In der kalten Luft, die ihnen von unten ent gegenströmte, schien Mr. Sealsfield neue Kraft zu gewinnen; er trat fester auf und ging fast ohne Hilfe bis zum Wagen. Hier nahmen Butterweck und Martha Abschied mit freundlichem Wort, Boysen stieg ein mit Eva und ihrem Vater, der Schlag fiel zu, die Pferde griffen aus. Es war kälter geworden, und in reinem Weiß glänzten die Straßen, durch die sie dahinfuhren. Keiner sprach von den Dreien im Wagen, jeder saß schweigend, mit seinen Gedanken beschäftigt. Zum erstenmale jetzt seit jenem Augenblick des Schreckens fand Boysen Muße, klar und ruhig zu überdenken, was geschehen war, sich Rechenschaft abzulegen über ein geheimes Gefühl der Erleichterung und Be freiung, das trotz des traurigen Vorgangs in seiner Brust sich regte. Jetzt erkannte er die Quelle, aus der es strömte. Ganz im geheimen, so sehr er sie auch gewaltsam von sich geschoben, hatten doch die Gedanken, hatte jener Verdacht an ihm genagt, der durch das anonyme Schreiben erzeugt war. Das heutige Ereignis aber zertrümmerte die in Stunden düsteren Grübelns erbaute Brücke, die von dem Amerikaner zu seiner Mutter hinübersührte. Eine Beziehung, eine seltsame, noch unerklärte, be stand zwischen Mr. Sealsfield und Saifi, das war ihm heute klar geworden; hier aber endete das Band, das die Schicksale scheinbar fremder Menschen mit einander verknüpfte, es leitete nicht hinüber zu der fernen, verehrten Gestalt. Sasfi, Seals field, und noch ein Name, ein neuer, dritter, im Tone des Entsetzens heute genannter kam hinzu — Valeska. Der Name klang fremd an sein Ohr, und doch war es ihm, als habe er ihn schon aus be kanntem Munde gehört, als bestehe auch für ihn bereits eine Beziehung zwischen diesem Namen und den Menschen, deren Schicksal sein Herz und seine Seele in diesem Augenblick beschäftigte. Und in dem er grübelnd hinausstarrte auf die flimmernde Schneedecke, die so rasch vorüberzog, wußte er plötzlich, wo er den Namen bereits gehört. Saffi selbst hatte ihn genannt, als sie ihm von der armen Blödsinnigen erzählt hatte, die als ihre Mutter galt. Sasfi, Sealsfield, Valeska, — der Ring war geschloffen, aber die Erklärung des Geheim nisses ruhte in einem kranken Geist, in einem zer rütteten Gehirn. Wenn nicht der eine sie gab, der sie gleichfalls kannte, — und Boyfen wandte die Augen auf ihn, auf den Mann ihm gegenüber in der dunklen Ecke des Wagens, aus der zuweilen sein Gesicht, wenn das Licht einer Laterne Hereinsiel, in geisterhafter Blässe für einen Augenblick aufleuchtete. Erkannte reden, wenn er wollte, er mußte reden, — das war die Forderung, die Boysen stellte, wäbrend sie dahinfuhren durch die Nacht. Er wollte sich endlich befreien aus diesem Wust von Geheimnissen, die ihn umdrängten, er wollte offene Bahn vor sich sehen aus seinem ferneren Lebensweg, wollte reine und klare Luft wieder atmen. Ünd auch Eva glaubte er es schuldig zu sein, den dunklen Schleier zu zerreißen, in den ihr Dasein gehüllt war; er vertraute auf die Kraft der Wahrheit, auf ihre Macht, zu heilen und zu beglücken, auch wenn es zuerst schmerzen sollte, ihr ins Antlitz zu schauen. Der Wagen hielt vor dem Hause des Amerikaners. Boysen öffnete den Schlags uud sprang hinaus; dann drückte er auf die Glocke am Tor, de« Diener herbeizurufen. Mit überraschter und ver» störter Miene half dieser seinen, Herrn aus dem Wagen, Eva stützte sich auf Boysens Hand, die er ihr hilfsbereit bot. „Macht keine Umstände mit mir," sagte Mr Sealsfield, „ich hätte schon allein herauskommen können. Der Schwindel ist vorüber, — fahren Sie doch fort, was haben Sie an mir zu sehen?" herrschte er den Kutscher an, der nur gewartet hatte, bis er sein Geld erhalten. Kopfschüttelnd blickte der Gescholtene auf den heftigen Mann, dann trieb er seine Pferde zur Heimfahrt. Der Wagen rollte fort, und rascher, als Boy sen es ihm zugetraut hätte, stieg der Amerikaner die Treppe hinan. Eifrig und freundlich sorgte Eva für Licht und Wärme, dann ging sie, die festliche Kleidung abzulegen. „Desdemona wünscht Ihnen gule Nachl," sagte sie zu Boysen, mit einem Versuch zu scherzen. „Wenn ich zurückkomme, bin ich wieder eine ge wöhnliche Sterbliche." „Für mich werden Sie das niemals sein," gab er leidenschaftlich zur Antwort, um dann, als sie gegangen war, einen fragenden Blick auf ihren Nater zu werfen, ob er den Klang der Liebe in seinen Worten vernommen. Der aber saß, gedankenvoll vor sich hinschauend, in einem Sessel, abgestorben scheinbar für alles, was um ihn her vorging. Boysen betrachtete ihn schweigend, von den Gedanken aufs neue durch- wogt, die ihn auf der Fahrt so gewaltsam ergriffen hatten. Als eine geraume Weile in solcher Stille vergangen war, fragte er: „Mochten Sie allein sein, soll ich gehen?" „Nein, nein, nicht gehen! Sie müssen bei mir bleiben." Das war alles, was er erwiderte; gleich war er von neuem in sein düsteres Brüten versunken. Boysen zauderte noch einen Augenblick, bevor er weiter fragte, doch der Gedanke, daß er vielleicht gerade in diesem Zustand der Schwäche den Träumenden am leichtesten zum Reden bringen würde, gab ihm Mut und Entschlossenheit. „Sahen Sie das Mädchen heute zum ersten- I mal, Mr. Sealssield?" I 5' , 8 T 8 r. " UM Zahlungseinstellungen. Gebr. Pfnflcnberger. Bayreuth. Max Hirschberg, Berlin. Bretschneider L Kreuter, Deuben-Döhlen. Joh. Paul Forbergei, Lengefeld. Beruh. Förster, Dresden. Hermann Säuberlich, Dresden. Siegmund Katz, Duis burg. Adotf Her/cn, Frankfurt a. M. Stephan Menge, Frankfurt a. M. Stanislaus Becfliewiez, Gostmi. Otto Kissau, Graudeuz. Bruno Arlnrl, Grauvenz. Christian Scheer, Angersbach-Laulerbach Georg Kreide, Magde burg. Münstersche Papierfavrik, Münster. Julius Vermischtes. -f Als Riesenplcitc entpuppt sich der Konkurs deS Warenhauses Julius Elle in Berlin-Charlotten burg. Die nicht bevorrechtigten Forderungen be trogen nicht weniger alt 1 118 303 Maik, dagegen die verfügbaren Aktiva nur 44 732 Mark, sodaß sich die Gläubiger mit einer Abschlagszahlung von — 4 Prozent werden begnügen müffen. f 20000 Kronen Finderlohn. Infolge einer dieser Tage ergangenen Entscheidung des Obersten Gerichtshofes mußte der österreichische PoftfiSkuS einem Infanteristen deS Infanterie-Regiments Nr. 24 den stattliche» Findcrlohn von 20 000 Kronen auSbezahleu. Dieser Soldat fand eines TageS, als er mit dem Wachrapport in die Kaserne ging, auf der Straße eineu mit Bindfaden umwundenen und versiegelten Sack. Dec Soldat hob den Sack auf, um ihn aus der StationSwache abzugeben. Unter wegs kam atemlos ein Postbediensteter daher, der mit dem Ausrufe: „Gott sei Dank, da ist ja der Postbeutel!" dem Soldaten den Suck abnehmeu wollte. Allein der Soldat gab denselben nicht auS der Hand, indem er erklärte, er müsse den vorge- schriebeuen Dienstwegeinhalten. Auf derSlattonS- wache, wo der Soldat die Meldung erstattete, wurde der Postbeutel kommissiouell eröffnet, und eö fand sich in demselben die stattliche Summe von 200000 Kronen. Der Postbeutel war unterwegs auS dem Postwagen herauSgesallen. Der Infanterist reklamierte den gesetzlichen zehnprozentigeu Finderlohn, der ihm aber vom PostfiSkuS mit der Begründung verweigert wurde, daß er sich hier nicht um einen Funde handle, da der Postbedicustele poch aus dem Wege den Postbeutel bei dem Soldaten entdeckte. In dem Prozesse, den der Soldat gegen den PostfiSkuS an- strengte, vertrat der klägerische Anwalt den RechtS- standpunkt, daß nicht der Postbedienstete, sondern der Soldat al» der Finder anzusehen sei. Wenn der Postbedienstete den Postbeutel „fand", so habe er ihn eben erst bei dem Finder gefunden. Alle Instanzen entschieden zu Gunsten deS Soldaten, und durch das Urteil deS Obersten Gerichtshofes wurde der PostfiSkuS nicht nur zur Zahlung deS Finderlvhncs von 20 000 Kronen, sondern auch zur Tragung der Prozeßkosten von2400 Kronen verurteilt. Ein Skelett in einem hohlen Baume. Bei Rodcz im französischen Departement Aveyron wurde jüngst der älteste Kastanienbaum der Gegend umgehauen und im hohlen Innern de« Stammer ein menschliches Skelett gesunden, von dem nur der Schädel und die stärksten Knochen erhallen waren. Bei den Knochen sand man mehrere kupferne Knöpfe mit einem b'Isur äe lis-Ornament, eine Gürtel schnalle, die Eisentetle einer Hakenbüchse unv eine Münze mit dem Dalum 1552. Au« allen diese» Anzeichen wird angenommen, daß man die Ueber- reste eine« Arkebusiers der Festung Rogue-Valzergue» gefunden hat. Der Mann war vielleicht auf der Flucht und hatte sich aus den schon vor dreihundert- undsünfzig Jahren hohlen Baum gerettet, in dessen Höhlung er aber eingebrochen war und au« dem er sich nicht mehr befreien konnte.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)