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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 28.01.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-01-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190301285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030128
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030128
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-01
- Tag 1903-01-28
-
Monat
1903-01
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 28.01.1903
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ein dramatisch-poetische« Gepräge geben wollen" und sagte zu dem „Mattn"-Mitarbeiter Lesranc, er habe seine Studien mit höchster Au«zeichnung vollendet, werde sich alko immer eine Stellung schaffen können, er habe nicht« zu fürchten. Giro» scheint geglaubt zu haben, man würde über seine Vergangenheit und seine Unfähigkeit keine Erkundigung einztehen. Gerade dadurch, daß dieser junge, arbeit«scheue Burscht, der bi«her den Bewet« schuldig geblieben ist, daß er im stände ist, sich au« eigener Kraft eine Leben«stellung zu erringen, und der seiner ganzen Vergangenheit nach gezeigt Hal, daß er nicht ein mal eine ganz einfache Frau würde ernähren können, sich den Anschein gibt, den Leben«unterhalt für eine Prinzessin beschaffen zu können, hat Giron seine Motive selbst verraten. Seine Gedanken sind: „eine königliche Familie kann eine Prinzessin in keinem Falle untergehen lassen; eine Prinzessin muß für ihr ganze« Leben reich dotiert und ihre Rente so groß bemessen werden, daß auch ich bequem mit leben kann, wenn ich mich ihrer bemächtige. Ich habe sie durch meinen Geniestreich jetzt so in meiner Gewalt, daß sie mir nicht mehr entschlüpfen kann." Man spricht jetzt von größerer Bewegungsfreiheit, die der Kronprinzessin gewährt werden soll und von der ihre Uebersiedelung nach Mentone der erste Akt sei. Doch es will scheinen, daß diese angebliche größere Bewegungsfreiheit nur der Anfang einer größeren Sklaverei für die Prinzessin ist. Denn so lange sich Giron in der Umgebung der Prinzessin befindet, ist sie ihrer Freiheit vollständig beraubt. Wohl haben sich die Sympathien für die Prinzessin stark herabgemindert, aber Mitleid mit ihrem be jammernswerten Schicksal ist ihr bald nicht zu ver sagen. Man fragt: was wird die Prinzessin tun, wenn Giron sich nicht mehr in ihrer Umgebung findet? — und immer lauter wird der Wunsch: die Prinzessin von ihrem Peiniger befreit zu sehen, von einem zudringlichen Erpresser, der ihr da« Ge wissen au» der Brust stiehlt, daß sie außer stände ist, zu erkennen, wa« sie eigentlich getan hat und noch tut, wie sie nicht bloß ihrer Familie, ihrem Volke, sondern der ganzen gebildeten Welt Valet sagt, wenn sie Giron noch länger in ihrer Um gebung duldet. Tagesgeschichte. Deutsche« Reich. Berlin, 26. Januar. Am heutigen Dien«tag wird der Geburt«tag de« Kaiser« in üblicher Weise gefeiert: um 8 Uhr morgen« große« „Wecken" Unter den Linden, ausgesührt von Spiclleuten der Garderegimenter, in der zehnten Stunde Festgottes dienst in der Schloßkapelle, dann Gratulation im Weißen Saal, mittag« Paroleau«gabe im Zeug- Hause und abend« Galatafel und Besuch de« Opern häuser. Die Festbeleuchtung in den Straßen ver spricht wieder eine imposante zu werden. Zu der Geburtstagsfeier sind auch der König von Württem berg, die Großherzoge von Oldenburg, Weimar und Schwerin, der Erbprinz von Meiningen, sowie viele andere Fürstlichkeiten in Berlin cingetrcffen. Kron prinz Wilhelm ist Montag früh aus Petersburg wohlbehalten nach Berlin zurückgekehrt. — Der Reichstag und da« preußische Abge ordnetenhaus feiern den Geburtstag de« Kaiser« durch Festessen. — Einem Berichterstatter wird angeblich von unanfechtbarer Seite versichert, daß Gras Balle- firem sich nunmehr fest entschlossen habe, die aus ihn fallende Wiederwahl anzunehmen. — Der frühere Direktor im Reichspostamt Sachse ist, 68 Jahre alt, in Berlin gestorben. In einem Nachruf de« Neichsanzeigers heißt e«: Die Lebensarbeit Sachses fällt zusammen mit der be deutendsten Epoche, die die Entwicklung de» Post- wesen- kennt. Ihm hat er seine beste Kraft an der Seite Stephan« gewidmet, dem er ein freudiger Helfer und mehr al« da», ein Freund war. Sein unermüdlicher Fleiß, sein klarer Blick, seine vornehme Gesinnung und sein weiches Herz haben ihm in den Kreisen seine« Berufes und weit darüber hin aus, auch über die Grenzen de« Vaterlandes, zahl reiche Freunde und Verehrer erworben, die seinen Heimgang beklagen und sein Andenken in hohen Ehren halten werden. — Der Leiter der deutschen Antiduell-Vereinig ung Frhr. v. Bönigk schreibt zu dem Zweikampf, in dem der Flensburger Rechtsanwalt Aye er schossen wurde: Der Beleidiger ist tot: kann also auch nicht« mehr gut machen. Was ist denn sür die Ehre der unglücklichen und genug bestraften Dame damit geschehen? Garnicht«! Nur dem Be griff der Blutrache, dessen Neste hier deutlich zu Tage treten, ist Rechnung getragen worden. Ja, zu dem vorhandenen Unglück ist noch die Gewissen«, unruhe getreten, das Glück vieler zerstört, Kinder ihres Vater«, einen wackeren Bruder seiner Seelen ruhe beraubt, eine Tötung verschuldet zu haben. Und dann: war sür eine Logik liegt darin, je manden, der mich beleidigt, die Möglichkeit, ja so gar da« Recht zu bieten, mich auch noch zu er schießen? Da« Duell ist also kein geeignetes Mittel, sich zu „rächen" oder die „Ehre" irgendwie zu wahren. — Die Zerstörung des Dorfes San Carlos gelegentlich der Beschießung von Maracaibo wird von gewissen Leuten ausgenutzt, um von „Grausam keit" zu sprechen und den deutschen Schützen „schlechtes Schießen" vorzuhalten. Demgegenüber giebt ein Kenner der Verhältnisse im „Tag" folgende Erläuterungen: Einwärts nach der Lagune von Maracaibo zu liegt hart unter den' vielleicht 6 Meter hohen Mauern der Zitadelle „puoblo ä« 8s.n Oarlok". ES füllt mit seinen knapp zwanzig elenden Hütten den schmalen Strand, den hier daS auf dem runden Inselchen, welches nur ein schmaler natürlicher Damm mit dem Festlande verbindet, erbaute Fort frei ließ. Bewohnt wird eS von wenigen Familien niederster FestungLangestellter und jener unsauberster Gattung von Weibern, die in der Nähe der venezolanischen Soldaten gehalten werden muß. Für unsere von der See her feuernden Schiffe lag da- Dorf genau in der Schußrichtung hinter den Wällen des Forts, und jede über dieses kleine, knapp 80 bis 100 Meter im Durchmesser fassende Ziel hinauSgehende Granate, die nicht schon jenseits daS Wasser traf, mußte zwischen jenen Hütten krepieren. Und auch bei den unbescheidensten An forderungen wird man von unseren in den kurzen, harten Seen deS „saeo" arbeitenden Schiffen nicht beanspruchen dürfen, daß sie aui mehr als 6000 m Entfernung Schuß für Schuß in daS Fort bringen, da», selbst heftig feuernd, infolge der in ihm krepierenden deutschen Geschosse in wenigen Augen- blicken nur noch ein in undurchsichtigen Qualm ge hüllte», verschwommene» Ziel gebildet haben kann, eine Beschießung der Zitadelle mußte also unver meidlicherweise in erster Linie auch die Zerstörung de» „Dorfes" von San Carlos im Gefolge haben. Belgien. — Der Prozeß gegen den italienischen Anarchisten Rubino, der in Brüssel einen Anschlag gegen den König der Belgier versuchte, wurde aus den 6. Februar vertagt. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 27. Januar. *— Der Sängerverein marschiert bekanntlich mit an der Spitze der hier existierenden Gesang vereine und seinen Veranstaltungen wird in weilen Kreisen unserer Einwohnerschaft stets das größte Interesse entgegengebracht. Einen neuen Beleg hierfür lieferte der gestern im Altstädter Schützen hause von gen. Verein veranstaltete, in Konzert Theater und Ball bestehende Familienabend, der von Mitgliedern und deren Angehörigen, sowie Gästen sehr zahlreich besucht war. Der Verein sang zuerst den „Sängermarsch" von Becker, dem andere Männerchöre von Langer, Mair und Seyrich folgten und erntete damit reichen Beifall. Jeder einzelne Vortrag bot den Beweis tüchtigen Könnens und legte Zeugnis ab von der zielbewußten künst lerischen Leitung des Dirigenten des Vereins, Herrn Musikdirektor Naumann. Die beifälligste Aufnahme fanden auch die bekannte theatralische Studie „Jean und Jeanette", sowie besonders die heitere Philippische Posse „Robert und Bertram". Eine bessere Wiedergabe der beiden lustigen Vagabonden- rollen kann man von Dilettanten wohl kaum er warten, als dies durch die Herren R. und F. ge schah. Nach Erledigung des Programms begann der Ball, der bis in die ersten Morgenstunden an hielt. Es waren schöne Stunden, deren sich alle Beteiligten lange und gern erinnern werden! *— Die Echützengefrllschaft Gardc-Kom- pagnie hielt gestern in ihrem Vereinrlokal „Berg- mannrgruß" ihr diesjähriges Quartal ab, wobei in erster Linie der Geburtstag« Sr. Maj. Kaiser Wilhelm» 1l. gedacht und demselben ein dreimaliger Hoch gebracht wurde. Hierauf wurde der Kom pagnie die Freude bereitet, daß von seiten eine« Direktionrmitgltedes die Büsten Sr. Maj. Kaiser Wilhelm I. und Sr. Maj. König Albert« als Ge schenk übergeben wurden. Zum Schluß wurde den Kameraden, welche zum Wohle der Kompagnie arbeiten, für ihre Opferfreudigkeit Dank und An erkennung durch mehrere Toaste und Trinksprüche zuteil. *— Der hiesige Mietcrverein hielt am Sonntag seine diesjährige Generalversammlung im Restaurant „Stadthaus" ab. Nach Aufnahme mehrerer Mitglieder erstattete der derzeitige Vor sitzende Herr E. Krauße den Jahresbericht sür 1902. Demselben ist zu entnehme», daß die Mitglieder zahl des Vereins 148 beträgt. An größeren wichtigeren Vereinsangelegenheiten registriert der Bericht die an den Rat sowohl als auch an das Stadtverordnetenkollegium gerichtete Eingabe betr. Einführung einer Wohnungsinspektion, ferner die Gründung einer Bausparkasse, die erfreulicherweise gut prosperiere, sowie die Einführung einer Steuer, deren Ertrag bei Todesfällen au die Hinterbliebene Witwe ausgezahlt wird. Nachdem noch der Kassierer Herr E. Koch den Bericht über die Kassenverhült- nisse zur Kenntnis gebracht hatte, ging mau zu Punkt 8: Neuwahlen, über. Die ausscheidenden Herren, und zwar Emil Krauße als l. Vorsitzen der, Ernst Koch als I. Kassierer und Paul Eltelt als l. Schriftführer, wurden einstimmig wieder- gewählt. Die Herren Greim, Vogel, Koch und Höhn gelten durch erfolgte Neu- bez. Wiederwahl als Beisitzer. Einen weiteren Beratungsgegenstaud bildete die Beschickung zu der am 8. Februar n. o. iu Chemnitz staltfindenden Delegiertenversammlung sächsischer Mielervereine behufs Konstituierung eines Landesverbandes. Einstimmig als Delegierter wurde der 1. Vorsitzende Herr E. Krauße und als Ersatz mann Herr M. Bennewitz hierzu gewählt, womit die Generalversammlung schloß. *— Einreichung von Lohnnachweisungcn. Im Interesse derMitglieder von BeiufSqenossenschaslen sei daran erinnert, daß die »ach 8 99 des Gewerbe- Unfallversicherungsqesitzes an die Berufsgenossen- schaften für das Jahr 1902 einzureichenden Lohn- nachweisunqen fällig sind. Der äußerste gesetzlich zulässige Termin für die Einreichung der Lohnnach weisungen ist der 11. Februar 1903. Wer dieselbe erst nach diesem Zeitpunkt einreicht oder deren Ab gabe überhaupt unterläßt, kann mit einer Ordnungs strafe bis zu 300 Mark belegt werden. (8 147 Abs. 1 a. a. O.) Außerdem ist eine Reklamation gegen die Höhe der in Gemäßheit deS 8 99 Abs. 4 erfolgten Feststellung der anrechnungSsähigen Lohn- summe und deS darnach berechneten Umlagebeitrags unzulässig. (8 102 Abs. 3 deS Gewerbe-Unfallver- sicherungSgesetzeS.) Aus all diesen Gründen empfiehlt es sich, mit der Absendung der Lohnnachweisung an die zuständige BerufSgenossenschaft nicht länger zu säumen. *— Der Gesamtvorstand des Verbandes Sächsischer Industrieller trat in der vergangenen Woche zu einer Sitzung in Dresden zusammen, an der 1t Vorstandsmitglieder teilnahmen. Au» dem Geschäftsbericht ging bervor, daß dem Verbände seit der letzten Vorstandssitzung abermals 29 Mitglied«, firmen neu beigetreten sind, deren Ausnahme durch den Vorstand erfolgte. Ferner nahm der Vorstand mit Genugtuung davon Kenntnis, daß der Verband der Metallindustriellen für die Kreishauptmannschaft Dre«den an seine Mitglieder die Aufforderung ge richtet hat, unbeschadet ihrer Zugehörigkeit zu etwaigen Fachverbänden dem Verbände Sächsischer Industrieller beizutreten, um hierdurch der sächsischen Industrie eine machtvolle Gesamlvertrelung zu ver schaffen. Im Mittelpunkte der Beratungen stand die Stellungnahme de« Verbandes zur Reform der Personentartse der sächsischen Slaalsbahnen, über welche bereits früher berichtet wurde. Ferner wurde beschlossen, angesichts der voraussichtlich im Herbst d. I. stattfindcnden sächsischen Landtagswahlen an die Kandidaten der Ordnungsparteien heranzutreten und dieselben zur Stellungnahme gegenüber der ge planten Einführung einer Gewerbesteuer in Sachsen und zu den Wünschen der sächsischen Industriellen auf Aenderung de« Landtagswahlrechte« im Sinne einer größeren Berücksichtigung der industriellen Wählerschaften u. a. durch Aenderung der Wahl- krciselntetlung zu veranlassen. Anfang März d. I. wird eine allgemeine Mitgliederversammlung des Verbandes in Leipzig stattsinden, um zu ver schiedenen wichtigen, die sächsische Industrie eng be rührenden Fragen Stellung zu nehmen. * Dresden, 26. Januar. Der Senat der Kgl. Technischen Hochschule hat den im Herbst v. I. al« Studierenden der allgemeinen Abteilung immatrikulierten Andro Giron, früheren Sprach lehrer der Söhne Sr. Kgl. Hoheit des Kronprinzen, wegen Nichterfüllung seiner Zahlung«verbtndlich- ketten au» der Liste der Studierenden gestrichen. Der Senat hat jetzt den Beschluß am schwarzen Brett der Hochschule angeschlagen. * Glauchau, 26. Jan. Im benachbarten Höckendorf feuerte in der Nacht zum Montag nach einer Geburtstagsfeier der erst 22 Jahre alte Sohn des dortigen Restaurateurs und Verwalter der Post hilssstelle Henke, Arthur Henke, in selbstmörderischer Absicht eine Kugel aus sich ab, die tätlich wirkte. Der Grund zu dem Selbstmord ist noch unbekannt. * Crimmitschau. Unter dem Kommando des Herrn Bahnhofsinspeklor» Schwarz ist hier eine Bahnhofs-Feuerwehr errichtet worden. * Annaberg. Einer Diebesgesellschaft, die ihr Unwesen schon längere Zeit trieb, ist man hier end- lich auf die Spur gekommen. Zwei der Diebe wurden im Laufe de« Freitag» verhaftet. Es waren die» ein in Buchholz beschäftigter 40jähriger Kutscher und ein gleichaltriger Gelegenheitsarbeiter von hier. Die Spitzbuben haben einer in Frohnau gelegenen Niederlage eine« hiesigen Kolonialwarenhändler» nächtlicherweile wiederholt Besuche abgestaltet, daraus ganze Säcke und Kisten mit Zucker und Salz ent wendet und diese mittels Handwagens weggeschleppt. Die Beule wurde in einem bi« jetzt bekannten Falle zu einem Materialwarenhändler nach Buchholz ge schafft, der die „billigen Lieferanten" mit einem Drittel de« Wertes bezahlte. Auch den Pelroleum- lagern aus dem hiesigen Bahnhose haben die Diebe Besuche abgestaltct und ganze Fässer Petroleum weggeschaffl. * Thum, 24. Januar. Im nahen Auerbach kam der 9jährige Sohn der Gutsbesitzer« Oskar Meischner auf noch unaufgeklärte Weise mit einem Fuß in die im Gange befindliche Dreschmaschine Dem bedauernswerlhen Knaben wurden die Fuß zehen abgerissen. * Erlau bei Mittweida, 26. Jan. Aus einem hiesigen Gute brach in der Nacht zum Sonntag in einer Kammer ein kleiner Brand au«. Infolge der Nauchentwickelung erstickte dabei ein Sjähriger Knabe, welcher einer auf dem betreffenden Gute in Stell ung befindlichen Magd gehörte. — Selbstmord durch Erhängen verüble der hochbetagte Schnitl- warenhändler Vogtländer. Schwermut dürfte den alten Mann in den Tod getrieben haben. * Plauen, 26. Januar. Wege» Verdachts der Brandstiftung am Meherschen Gasthofe in Neuensalz >st von der hiesigen Königlichen Staatsanwaltschaft eine Frauensperson und wegen der drei Brände in Theuma (Stephanscher Gasthof, sowie die Bauer- güter von Grünler und Pfrötzschner) sind zwei Männer aus Theuma gesanglich eingezogen worden. Alle drei Personen brfinden sich im hiesigen GerichlS- gesängniS in Untersuchungshaft. * Plauen, 27. Januar. Der „Vogll. Anz." schreibt: „Für die bei dem Brandunglück schwer geschädigten Putzmacherinnen, Vertäuserinneu und Dienstmädchen gibt sich in der Bewohnerschaft lebhafte Teilnahme kund. Die Mädchen haben nahezu alles verloren; tränenden Auges sahen einige von ihnen am Sonnabend nachmittag zu, wie aus dem Schutt noch einige halbverkohlte Trümmer ihres Eigentums zu Tage gefördert wurden. Einige der Gegenstände gehörten der Verkäuferin Frl. Amalie Schmiedel, die dadurch ihre Taschen uhr und auch 15 Mk. Bargeld zurückerlanqt hat; ihre Wäschestücke waren aber leider völlig ver nichtel. In einem der ausgebrannten Bodenräume ist auch geschmolzenes Geld gefunden worden, das der Verkäuferin Frl. Huß gehört. In mehreren Zuschriften an uns wird angeregt, Sammlungen sür die geschädigten Mädchen zu unternehmen; einer Zuschrift einer hiesigen Frau sind 1 Mk. 85 Pfg. beigefügt, gesammelt unter den Be wohnerinnen eines Hauses in der Hofer Vorstadt. „Wir haben alle nicht viel übrig, aber niemand schloß sich ans", so schreibt die Fran. Hoffent lich finden sich recht viele, die die arg geschädigten Mädchen unterstützen. Die Feuerwehr mußte übrigens in der Nacht zum Sonntag noch zweimal an die Simonsche Brandstelle, Neundorfer Straße 2, gerufen werden, da es aufs neue so hell brannte, daß für die Nachbargebäude Gefahr zu befürchten war. Erst früh in der siebenten Stunde ist die Wehr wieder abgetreten. * Oelsnitz i. V-, 26. Jan. Seine Frau durch Messerstiche schwer verletzt hat vorgestern abend der hier wohnhafte 39jährige Handarbeiter Sonntag. Bei einem häuslichen Streite zog der Wüterich plötzlich da« Taschenmesser und stieß e» der Frau in die linke Sette. Am Sonntag abend besand sich Frau Sonntag noch am Leben, doch zweifelt man an ihrer Wiederherstellung. Der Messerheld ist sodann geflohen und hat sich im Dorfe Raschau aus einem Obcrbodcn versteckt. Al« er dort ermittelt worden war, setzte er seiner Ver haftung heftigen Widerstand entgegen, wurde aber überwältigt und zunächst in« Nats, später aber in« Amtsgertchtsgesängni« etngeliefert. * Mühltroff. Durch eine unsinnige Wette hätte der 25jährige Schuhmacher Albin H hier beinahe sein Leben eingebüßt. H. vertilgte infolge einer Wette vor etwa 14 Tagen in einer hiesigen Schankwirlschaft in ganz kurzer Zeit ein Pfund gehackte« Rindfleisch und 12 Stück warme Würstchen mit 12 Semmeln, sowie mehrere Gla« Bier. Er wurde daraus so schwer krank, daß er jetzt noch da« Bell hüten muß und seinem Berufe noch nicht wieder nachgehen konnte. * Radeberg, 26. Januar. Eine SchreckenS- nachl hatte Radeberg vom Sonnabend zum Sonntag. Schon um 8 Uhr abend« versuchten Bubenhände ein Eisenbahnunglück herbeizusühren. Sie hatten eine schwere Schwelle zwischen die Schienen ge rammt, bieder 8 Uhr 13 Minuten fällige Personen zug passieren mußte. Der Zug rannte in voller Fahrt auf dar Hinderni«, schleifte e« etwa 100 Meter wett mit fort und schleuderte e« dann gegen ein Stellerei Gebäude. Glücklicherweise Hal der Zug nur den Verlust der Räumer an der Loko motive, sonst aber keinen Schaden zu verzeichnen. Personenverletznngen sind nicht vorgekommen. Um 11 Uhr meldeten sodann Signale Feuer aus der Stolpnerstraße 25. E« war ein Essenbrand aus- gekommen, dem auch der Dachstuhl de« Vordergc- bäuder zum Opser fiel. Außerdem hat da« alle Gebäude durch Wasser so gelitten, daß es abge brochen werden muß. Um >/,2 Uhr nach!« waren Brandstifter bei der Arbeit. Neue Signale und Feuerscheine schreckten die Einwohner au« der Ruhe. Die Simangsche Scheune auf der Wasserstraße stand in Hellen Flammen. Rettung war nicht mög- lich, da die Scheune zum großen Teil au« Holz bestand und die Tätigkeit der Wehr mußte sich daraus beschränken, den Brand abzulöschen. * Untertriebe». In der Nacht zum Freitag ist Herr Gutsbesitzer August Schlosser au« Ober- lriebel, welcher etwa» absetl« von dem ohnehin zer streut gebauten Dorfe wohnt, auf dem Heimwege ausgegltlten und hat einen Unterschenkelbruch er- lilten. Die Hilferufe und Klagelaute des Verun glückten verhallten längere Zeit ungehört, so daß Schlosser, um nicht zu erfrieren, sich kriechend fort- bewegle, da« gebrochene Bein mühsam nachschleisend. So kam er nach etwa einer Stunde mit blutenden Händen und schwetßbedeckl in die Nähe feine« Gute«; der Sohn Schlosser« hörte dann den Hilferuf de« Vaters und brachte ihn in seine Behausung. I tzt liegt Schlosser schwer krank darnieder. * Potschappel. Hier beschäftigten sich am Sonntag mehrere Knaben mit Budenbauen. Dabei benutzte der eine der Knaben ein Beil, um sich ein Stück Holz passend zuzuhauen. In demselben Augenblick griff ein anderer ungefähr 10jährigcr Knabe zu und das Beil traf den Knaben an der linken Hand, ihm dabei 4 Finger schwer verletzend. * Wurzen, 26 Jan. Durch die Gendarmerie erfolgte heute die Verhaftung eines Gutsbesitzer« S. und dessen Sohnes aus Kühren. Beide sind dringend verdächtig, die Brandstiftungen in Kühren verübt zu hoben. Auf die Ermittelung der Brand stifter hatte die Gemeinde bekanntlich eine Belohnung von 1000 Mark ausgesetzt. * Gera. Wie wir schon milgeleilt haben, hat die Textilkasse Zwangsärzte von hier und auswärt« angestellt. Sie hat aber öffentlich bekannt gegeben, daß sie noch vier Stellen eine Weile unbesetzt lassen werde. Hierzu haben jetzt die früheren Kassenärzte folgende Resolution beschlossen: Die früheren Kassenärzte weisen einstimmig mit Entrüstung jeden Versuch zurück, der darauf ausgeht, einzelne von ihnen durch Anbietung materieller Vorteile von dem gemeinsame» Boden abzudrängen und zu Ver rätern an de» übrigen Kollegen zu machen. Die früheren Kassenärzte wissen sich ein« in der lieber- zcugung, daß wever jetzt noch in aller Zukunft sich in ihren Reihen ein Ehrloser finden wird, der sich zu einem derartigen, eine« deutschen Manne» und Arzte« gleich nnwürdigen Schritte erniedrigen könnte. * Greiz. Immer wieder wird die Unvorsich tigkeit begangen, Wärmflaschen in den Ofen zu stellen, ohne vorher die Schraube herauszunehmen. In einem Hause an der Siebenhitze hatte eine Frau die Wärmflasche in den Ösen gestellt und, wie eben gerügt, die Schraube au« derselben nicht herau«ge- nommen. Der in der Wärmflasche sich entwickelnde Dampf brachte unter einer heftigen Detonation dieselbe zur Explosion. Der Ösen wurde zer- lrümmert nnd die im Zimmer herumfliegenden Stücke richteten arge Verwüstungen an der Ein richtung desselben an. Zum Glück befand sich während der Explosion niemand im Zimmer. * Schmölln, 26. Jan. Ein früherer Ange stellter des Gerbereibesitzers Ernst Burkhardt hier hat zwei dem letzteren gehörige, sehr wertvolle Hunde vergiftet. Eins der vergifteten Tiere, ein Bern hardiner Hund im Werte von über 1000 Mk., hat in Leipzig und Gera die ersten Preise erhalten. * Zeitz, 26 Jan. Tätlich verunglückt ist gestern früh der Zimmermann Körber aus dem benachbarten Strcckau auf der Grube „Emma" der Werschen- Weißenfelser Braunkohlen-Aktiengesellschast, indem er bei Ausführung von Reparaturarbeil in den Schacht hinabstürzte. Der Tod des fleißigen, ordent lichen Manner, der eine zahlreiche Familie hinter- läßt, trat auf der Stelle ein. * Kelbra. Bei der Revision dec hiesigen Sparkasse durch den Verband«revisor wurde ein zweite» Einlagebuch angehalten, von welchem der verstorbene Rendant Brun« schon 1895 ohne Be rechtigung 14 000 Mk. abgehoben und sür sich ver wendet hat. Mit den bereit» entdeckten Fälschungen zusammen ist die Kasse nunmehr um 22 500 Mk. geschädigt worden.
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