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er seinen Verlust und eilte nun wieder in da« be treffende Geschäft zurück, mußte aber hier erfahren, daß von seiner Brieftasche nicht« bekannt sei. Al« der erschrockene Mann noch dastand, kam ein anderer Herr in den Laden und brachte die verlorene Brief, tasche, die er vorher in der Meinung, daß e« sein Eigentum sei, eingesteckt hatte. Er zeigte seine eigene Brieftasche vor und die Anwesenden konnten sich von der täuschenden Aehnlichkeit beider Taschen überzeugen. Der Eteinbruchbefitzer war natürlich über den glücklichen Au«gang der Verwechselung hocherfreut. * Grvßenhai». Die Einwohnerschaft im nahen Krauschütz war dieser Tage Zeuge eine» eigentüm lichen Kampfes. Direkt am Orte hatte sich ein Bärenführer niedergelassen und gab gerade seine Vor stellungen, al« plötzlich eine herrenlose Kuh in rasendem Laufe die Straße dahelkam; alle- stiebte panikartig auseinander, nur der Bärenführer hielt, offenbar im Vertrauen darauf, daß daS heimische Stallvieh angstvoll einen weiten Bogen um den Meister Petz herummachen würde, heroisch au«. Aber eS kam ganz ander-: Die wütende Kuh stellte den Bären wider Erwarten, und eS entwickelte sich ein regelrechter Kampf. Ebenfalls wider Erwarten verlor der Bär sehr bald den Geschmack an dem aufregenden Duell und flüchtete hinter seinen Herrn. Von den Hörnern der Kuh arg zerschunden, war Meister Petz ersichtlich froh, al» die Tollwütige endlich weiterstürztc. Da sie auf ihrer wilden Jagd schon eine Anzahl Personen erheblich verletzt hatte, streckte man sie mit einer wohlgezielten Kugel nieder. Kleine Chronik. * Delitzsch, 26. Jan. Ein elfjähriger Knabe ließ sich in der Nähe unseres Halleschen Bahnhofs vom Zug überfahren, so daß ihm der Kopf glatt vom Rumpfe getrennt wurde. Schon Tags zuvor hatte er Mitschülern gegenüber von seinem Vor haben gesprochen. * Meuselwitz, 27. Jan. Dem 55jährigen Geschirrführer Zschirpe hier, welcher infolge Aus- gleitenS unter die Räder seines schmerbeladenen Wagens geriet, wurden beide Beine zermalmt. Der schwer Verletzte fand im Altenburger Kranken- hause Aufnahme. * Lichtenburg, 26. Jan. Während der Fahrt au» dem Zuge gesprungen ist ein Gefangener, welcher nach der hiesigen Strafanstalt überführt werden sollte. An einer Stelle kurz hinter Torgau, wo der Zug insolge starker Steigung des Terrains langsam fährt, sprang er plötzlich vor den Augen seines Transporteuers aus dem Bahnwagen und lief dem nahen Walde zu. Der Zug wurde sofort zum Halten gebracht und die Verfolgung ausge nommen. Zufälliger Weise kamen gerade zwei Männer aus dem Walde, denen der Flüchtling direkt in die Arme lief, sodaß er wieder dingfest gemacht werden konnte. * Köln. In dem seit acht Tagen da« Kölner Schwurgericht beschäftigenden großen Falschmünzer- Prozeß, zu welchem etwa 150 Zeugen geladen waren, erhielt Gaspert, Kunstschüler der Düsseldorfer Akademie, wegen Anfertigung falscher Fünfzigmark scheine 6 Jahre Zuchthau«, 10 Jahre Ehrverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht. Dieselbe Strafe traf den 60jährigen Treppenbauer Ferdinand Pickgarl al« Seele de» Verbrechen«; sein Sohn erhielt wegen Beihilfe 15 Monate Gesängni« und ein Viehhändler 3 Monate Gefängni« wegen Verausgabung der Falsifikate. * Kiel. Der Arbeiter Arendt, der am ersten Weihnachttseiertage aus offener Straße den Geld- brtesträger Marienthal zu berauben versucht und verletzt hatte, ist vom Schwurgericht zu 5 Jahren Zuchthau« verurteilt worden * Kiel, 28. Jan. In der Baseler Allee stürzte gestern vormittag ein vierstöckiger Neubau in sich zu sammen. Vier Dachdecker wurden unter den Trümmern begraben. Einer der Verunglückten namen« Ströh wurde tot unter dem Mauerwerk hervorgezogen; e« gelang bisher nicht, die andern aufzufinden. Ströh hinterläßt eine große Familie. Vor der Katastrophe hatte der Maurerpolier die Gefahr de« Einstürze« bemerkt und seine Arbeiter gewarnt, die sich bi« aus die 4 Verschütteten rechtzeitig in Sicher heit bringen konnten. — Nach einer neueren Nach richt wurden der Lehrling Bauer und der Maurer Detlev heute unter dem Schutt hervorgezogen. Beide find sofort bei Eintritt der Katastrophe ge tötet worden. Der Erbauer de« eingestürzten Ge bäude«, Architekt Mohr, ist aus Veranlassung der Staat«anwallschaft verhaftet worden. * Blankenburg a. H , 27. Jan. Auf der Braunkohlengrube „Harcynia" bei Wienrode wurde dem Bergwerksdirektor Rowald beim Auffahren aus dem Förderschacht mit dem Fahrstuhle der Kopf zermalmt. Der Verunglückte muß zwischen den Fahrstuhl und die Wandung oder einen Quer balken geraten sein. Der Tod ist auf der Stelle eingetreten. * Anschlag auf einen Eisenbahnzug. Au» Kassel wird berichtet: Durch einen verbreche rischen Anschlag ist am Sonntag öei Carlshosen (Bez. Kassel) der um 6'/, Uhr früh dort fällige, aus Northeim kommende Personenzug in große Ge- sahr gebracht worden. Etwa einen Kilometer ober halb der Station Carlshosen war ein mächtiger Steinblock zwischen die Schienen und ein Pfahl guer über das Geleise gelegt worden. Der Zug konnte nicht mehr frühzeitig genug bremsen, fuhr auf da» Hindernis aus und erlitt einen Desect an der Maschine und der Bremsvorrichtung. Auch ein Wagen 2. «lasse wurde beschädigt und mußte auf der Strecke ausgesetzt werden. Mit fast ein- stündiger Verspätung traf der Zug, langsam fahrend, in Carlshosen ein. * Tod einer 10i>jährigeu. In Nyitza-Veze- ksny starb — der „Korrespondenz Hungaria" zu folge — dieser Tage die Frau Marie Kramer im Alter von 109 Jahren. Sie war bis zum letzten Tage ihres Lebens bei bestem Wohlbefinden und hinterläßt 2 Söhne, 113 Enkel, Urenkel und Ur urenkel. Eine noch lebende Schwester der Ver storbenen zählt 100 Jahre. * Neber «in LirbeSdrama wird der „Post" aus Toulouse in Frankreich gemeldet: In dem benachbarten Seiches wurden die Leichen eines jungen Priesters und eines 18jährigen Mädchens mit durchschossenen Köpfen aufgefunden. Die Eltern des Mädchens hatten bemerkt, daß der Priester sich für dieses interessierte, sie beschwerten sich deshalb beim Bischof, der die Versetzung des jungen Geist lichen anordnete. Der Befund ergab, daß der Priester zuerst das Mädchen und dann sich selbst getötet hatte. * Londo«. Wie der „Daily Telegraph" aus Chicago berichtet, hat Rockefeller erklärt, er beab sichtige, 7 Millionen Dollars für die Entdeckung eine» Heilmittels gegen die Schwindsucht zu stiften. * Zu der Braudkatastrophc im Irren- Haufe zu Lvlney Hatch wird aus London noch gemeldet: DaS Irrenhaus zu Colney Hatch beher bergte 2500 Irre und 300 Angestellte. Da daS Hauptgebäude zu klein war, hatte man eine Strecke davon entfernt 5 Schuppen von Holz mit Wcll- blechdächern errichtet, die durch einen Korridor mit dem Hauptgebäude verbunden waren. In diesen Räumen schliefen 330 irrsinnige Frauen. Um '/,6 Uhr morgens bemerkte eine Wärterin in dem Kleider raum Flammen, deren Entstehung noch ein Rätsel ist. Die Wärterin gab daS Alarmsignal und in wenigen Minuten eilte die Löschmannschaft des Irrenhauses, bestehend aus 16 Mann, herbei. Schon stand in folge deS stark wehenden Windes ein Schlafsaal in Hellen Flammen. Wenige Minuten darnach war daS ganze Personal zur Stelle und legte mit Hand au die Löscharbeiten. Es spielten sich entsetzliche Szenen ab. In kurzer Zeit brannten sämtliche Schuppen. In zweien davon lagen hilflose Kranke, die einzeln herausgelragen werden mußten. Unter dessen eilten die Feuerwehrabteilungen von allen nächstgelegenen Vorstädten London» herbei. Feuer wehrleute fuhren aus Fahrrädern den Dampfspritzen voraus, um retten zu helfen. Das markerschütternde Geschrei der in den brennenden Schuppen einge schlossenen Irren spornte die Rettungsmannschaften zu fast übermenschlichen heroischen Taten an. Zwei ganze Schuppen mußten mit allem, was darin war, den Flammen überlassen werden, nur um den Rest zu retten. Schwere, noch nicht bewiesene Beschuldig, ungen werden ausgestellt. Die Feuerwehrleute sollen die Türen der Schuppen verschlossen gefunden haben, sodaß sie eingeschlagen werden mußten. Die un glücklichen Irren verbrannten darin wie in Mause- fallen. Auch soll kein genügender Wasservorrat vorhanden gewesen sein. DaS RettungSwerk ge- stallete sich zudem zu einem grauenhaften Kamps mit den rasenden Irren. Einer Wärterin wurde bei dem RettungSwerk ein Finger abgebissen; viele andere wurden zerkratzt und ebenfalls durch Bisse verletzt. Eine Anzahl Irre entflohen fast unbekleidet oder mit brennenden Nachtgewändern und mußten in der Dunkelheit verfolgt werden. DaS Furcht barste war, daß der Sturm direkt auf^da» Haupt gebäude zustand, dessen Wände schon soZheiß wurden, daß man die Irren aus den Schlassälen an jener Seite fortbringen mußte. Unheimliche Aufregung bemächtigte sich rasch seiner 2000 Insassen bei dem rot in die Säle leuchtenden Feuirscheine und dem wilden Geschrei vieler Leidensgenossen. Glücklicher weise gelang eS nach stundenlanger Anstrengung, das Hauptgebäude zu retten. Als man des Feuers Herr wurde, fand man, daß 280 Irre aus den brennenden Schuppen gerettet waren, eine bewunderns werte Leistung unür den entsetzlichsten Umständen. Eine amtliche Untersuchung dürste die Schuld an der kolossalen Katastrophe seststellen. Der Fremde. Roman von Robert Kohlrausch. 5t. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.» Die frühe Dämmerung eines trüben November tages, der Tauwetter und Schmutz gebracht hatte, lag schon im Schatten der Häuser, als Boysen den Weg antrat nach Sassis Wohnung. Wo diese lag, hatte er gelegentlich von Buterweck gehört, und die Straße fand er mit des Stadlplans Hilfe leicht heraus. Er war erstaunt, in ein reiches, elegantes und neues Viertel zu komme», dessen Häuser mit Erkern und Balkonen drei und vier Stockwerke hoch emporstiegen. Als er aber, nach den Nummern blickend, an ihnen entlang schritt und seinem Ziele sich näherte, sah er, wie plötzlich zwischen den prächtigen Gebäuden eine dunkle Lücke sich austat, in dieser Lücke stand ein altes, kleines, nur zwei Stückwerke zählendes Haus, saft erdrückt von seinen hohen Nachbarn, schwarz und häßlich hervorblickend aus der Dämmerung, die hier zwischen den beiden mächtigen Gebäuden das weichende Licht schon besiegt hatte. Seltsam und fremdartig erschien das Haus zwischen den beiden stolzen Genossen, ein Ueberbleibsel der geschwundenen Straße, die ehemals hier zwischen ärmlichen Wohnungen entlang geführt haben mochte. Zu rückweichend hinter die gegenwärtige Häuserfront, schräg gestellt gegen die Straßenlinie, von einem dichten Mantel aus Schmutz und Rauch umhüllt, der die gelben und roten Backsteine der Mauern auf den gleichen düsteren Ton abgestimmt hatte, — so stand es da wie ein gebrechlicher, scheu sich verbergender Greis zwischen jungen und kräftigen Gefährten. Nach einem Eingang spähte Boysen zuerst ver geblich. Nur zu einem Laden, aus dessen Fenstern neben staubigen Materialwaren und einer Schicht Haselnüssen ein paar Reklamebilder mit Balleteusen- und Gigerlgestalten bunt hervorschauten, führte eine Tür hinein. Ein kleiner Garten war ehemals daneben gewesen, dessen hölzerne, zerbrochene Umzäunung noch mühsam aufrecht stand; Blumen aber hatten wohl seit Jahren hier nicht mehr ge blüht, und jetzt gab es auf den schmutzigen Erd reich, von dem der Schnee beinahe hinweggeschmolzen war, ein paar Austernschalen und Papierfetzen als einzigen Schmuck. Auch hier vom Garten aus war kein weiterer Eingang — Boysen mußte sich entschließen, auf der Rückseite des Hauses nach einem solchen zu suchen. Ein schmaler Gang, in dem zwei Menschen sich nebeneinander nicht hätten bewegen können, führte an der kahlen, mächtig emporsteigenden Wand des Nachbarhauses entlang in die Tiefe des Grund stücks. Nur ani Ende des Ganges, der zu dieser Stunde schon völlig in Dunkelheit getaucht war, zeigte sich eine schmale Lichtfläche und der laute, gleichmäßige Ton fallender Tropfen in einer dort niedergehenden Dachrinne kam Boysen entgegen. Ein kleiner Hof, noch düsterer und schmutziger, als der Raum vor dem Hause, tat sich an der Rück seite auf; von hier leitete eine schmale Tür auf den Flur und zu der engen, ausgetretenen, in ihren Fugen krachenden Treppe, die nach oben führte. Jndcm er sie Hinanstieg, mußte Boysen an den Gegensatz dieser düsteren Behausung zu Sassis Heller, freundlicher Erscheinung am vergangenen Abend denken; er sah im Geiste die blumenstreuende Schönheit, von der sich dennoch eine ähnliche Finster- nis auf eine gequälte Menschenseele herabgesenkt hatte. Oben herrschte nur noch geringes Licht, und mühsam erkannte Boysen auf einem Papierschild an der Wand den in großen Buchstaben darauf gemalten Namen Gloystedt. Eine Glocke, durch die er sich hätte anmelden können, war nicht zu erblicken, und so klopfte er leise an die nächstge legene Tür. Er mußte das Klopfen lauter wieder holen, bevor sich drinnen etwas regte; jetzt aber hörte er sich nähernde, schlürfende Tritte, und während er das Klirren einer Sicherheitskette ver nahm, sah er, wie die Tür zu einem schmalen Spalt sich öffnete. Im Zimmer war schon Licht, und in seinem gedämpften Schein vermochte Boy sen durch die Türöffnung einen scheinbar alten, weiblichen Kopf zu erkennen, der daraus hervor schaute. „Ist Fräulein Saffi zu sprechen?" fragte er höflich. Ein unverständlicher, mißmutiger Ton war zuerst die ganze Antwort; dann sagte eine müde, weinerliche Stimme: „Nicht zu Hause, — niemand zu Hause." „Und Herr Gloystedt, — ist auch er nicht da?" „Niemand zu Hause, — niemand zu Hause." Sie murmelte es leise ein paarmal, wie eine aus wendig gelernte Formel. Aber sie schloß die Tür nicht, wie er erwartet, sondern brachte ihr Ge sicht näher an die Oeffnung und schaute, von der Neugierde einsamer Menschen ergriffen, zu ihm hinaus in die Dunkelheit. Ein rascher Gedanke fuhr ihm durch den Sinn. Es war kein Zweifel, die Frau, die hier vor ihm stand, war die arme Blödsinnige, von der Sassi ihm erzählt; ein Zu fall hatte es gefügt, daß er sich ihr allein gegen übersah, sie war es deren Lippen den Namen Valeska zuerst genannt hatte, — sollte er den Ver such nicht wenigstens machen, ob in ihrem getrübten Geiste ein Schimmer von Klarheit und sicherer Erinnerung nicht doch noch zurückgeblieben war? „Das tut mir leid," sagte er, „ich habe einen weilen Weg gemacht und bin müde. Darf ich nicht einen Augenblick zu Ihnen hereinkommen und warten ?" „Nicht aufmachen, hat er gesagt, nicht auf machen, hat er gesagt." Sie sprach die Worte in derselben monotonen Art wie vorhin. Er aber trat näher an die Tür heran, deren Griff er faßte und sagte: „Ich weiß ja, wer Sie sind, Frau Gloystedt, und eigentlich," — er sprach leise und eindringlich, — „eigentlich bin ich gekommen, um Sie zu besuchen." „Gekommen, um Sie zu besuchen." Sie wieder holte die Worte und nickte ein paarmal mit dem Kopfe, aber er sah, daß sie den Sinn derselben noch nicht ergriffen hatte. (Fortsetzung folgt.. Zahlungseinstellung««. Otto Dammeyer, Berlin. Wilhelm Junge, Glndbeck- Bucr i. W. Louis Mayer, .staffel. Wilhelm Leutert, Dresden. Kannenbier-Versandt-Gesellschaft, Dresden. W. Fabia» L Co., Radebeul-Dresden. Georg Roth, Dresden. Rud. Hoffmann, Elberfeld. Heinrich Richard Tespang, Frankenberg Gebr. Franke, Hirschberg. Max Wiersch, Myslowitz. Ang. Ullrich L Co., Heppenheim- Pfeddersheim. Ludwig Glöckner, Pirmasens. Julius Baesle, Sulz (O.-Els.). Notirungen der Produkten»Börse zu Chemnitz, am 28. Januar 1903, Mittags '/.1 Uhr. Witterung: Schön. Tendenz: Ruhig. Getreide 10 000 do. do. do. do. 240 275 feine, russische mittlere Laplata 178—181 Mk. 152—157 „ 134-139 „ 149—146 „ 150—152 „ 160—188 . 145—155 „ 128—135 „ 143—148 „ 148—152 „ 139—145 „ 126—132 „ 139—145 „ 145—148 „ 200-230 „ 170-180 „ 99—100 „ 96—97 190- 200 „ 260-270 „ -260 Weizen, fremder do. sächsischer, Roggen, hiesiger, do. niederländisch-sächs. u. preuß. do. fremder Gerste, Brauwaare, fremde do. Brauwaare, sächsische do. Mahl- und Futterwaarc Hafer, inländ. do. ausländ. Mais, grobkörnig do. neuer do. mittel do. Cinquantin Erbsen, Kochwaare do. Mahl- und Futterwaarc Roggenkleie Werzenkleie, grob Raps Leinsaat, feinste bcsatzsreic, russische Bombay Obige Preise verstehen sich für Quantitäten von Kilo an. Mehl. Kaiser-Auszug Mk. 29,50 Weizenmehl 00 „ 25,— bis 26,— do. 0 „ 23,50 „ 24,50 Roggenmchl 0 „ 22,75 „ 23,— do. I „ 20,75 „ 21,— pro 100 Icg. netto. Neueste Nachrichten und Depeschen vom 2V. Jauuar. B«rli«. Fürst Christian Ernst zu Stolberg. Wernigerode tritt in einer Zuschrift an ein hiesiges Blatt dem Gerücht entgegen, wonach der Tod deS Fürsten Wolffgang auf Selbstentleibung zurückzu führen sein soll. Der Tod des Fürsten fei ledig lich durch einen unglücklichen Zufall zu erklären. Berlin. Unter der Beschuldigung der Kinder- Unterschiebung wurde hier die Gräfin Wesierrka- Kotlecka verhaftet. Die Straftat datiert bereit« 6 Jahre zurück und soll erfolgt sein, um da« Majo rat Wroblewo im Kreise Smater im Befltz de« Grafen Zkigniew-Wefierika zu belaffen. Ihre Ver teidigung haben ein Berliner und ein Posener Recht«anwalt übernommen. Bremen. Auf der Strecke nach Oldenburg und Osnabrück wurden gestern zwei unbekannte Männer, von einem Eisenbahnzug überfahren. Posen. Die hiesigen Sozialdemokraten gründeten eine Genossenschaft zur Errichtung einer Bäckerei. Essen-Ruhr. In der Fabrik von Friedrich Krupp wurde heute eine vom gestrigen Tag datierte Bekanntmachung der Frau Krupp an die Ange hörigen der Firma erlassen: Mein verstorbener Mann hat in seinem Testament ausgesprochen, daß im Falle seines frühzeitigen Ablebens die Fabrik in der jetzigen Form nach seiner Ueberzeugung nur unter Schwierigkeiten weiter geführt werden könnte und deshalb in eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden möchte. Im Einverständnis mit dem Direktorium will ich als Vertreterin meiner Tochter Bertha diesen Wunsch des Verstorbenen nunmehr zur Ausführung bringen. Die Veränderung soll jedoch nicht in der Weise erfolgen, daß die Fabrik verkauft wird, vielmehr sollen die Anteile im Eigentum meiner Tochter Bertha verbleiben und damit die Firma als Kruppsche Fabrik erhalten und im Sinne des Verstorbenen weitergeführt werden. München. Die Delegierten-Versammlung des bayrischen Centrums hielt gestern zwei Parallel- Versammlungen ab. Beide Lokale waren derart überfüllt, daß sie polizeilich abgesperrt werden mußten. In der Versammlung im Katholischen Kasino ergriff Reichs- und Landtags-Abgeordneter Schädter das Wort, der sich zunächst über das Reichsdesicit und die innere Lage verbreitete und später auf die bekannte Hunderttausendmark-Ange legenheit zu spreche» kam. Redner fragte, ob man glaube, daß der Regent wirklich einer solchen Summe bedürse, und kündigt dem Ministerpräsi denten von Crailsheim zugleich einen scharfen Kamps an. Das bayrische Volk müsse sich dagegen ver wahren, daß seine Wünsche und Beschwerden durch eine« Filtrier-Apparat gehen. Die letzten Reichs tagssitzungen hätten gezeigt, oaß das Centrum de» föderativen Charakter des Reiches zu wahren wisse. Wenn der Kaiser vom Recht der freien Meinungs äußerung Gebrauch machen wolle, so müsse ihm I dabei doch auch seine Stellung vorschweben. Das können, dürfen und wollen wir verlangen, daß hier jene Grenzen eingehalten werden, die sich durch diese besondere Stellung ergeben. Der Kaiser ist und bleibt Kaiser, zumal er unverantwortlich ist, und für die Kritik kaiserlicher Rede» außerhalb der parlamentarischen Immunität sehr enge Grenzen gezogen sind. Es ist ferner fraglich, ob nicht der Reichskanzler in der Verteidigung seines kaiserlichen Herrn zu weit gegangen ist. In seiner Auslegung des Artikels 11 der Reichsverfassung liegt eine große Gefahr für das Reich, aber das hat Graf Bülow wohl von seinem Vater geerbt, der sich sehr abfällig darüber äußerte, daß man nach 1870/71 Bayern seine Reseroatrechte belassen hat. Wir stehen da als Vertreter des bayrischen Rechts gegen über allen Nebergriffen von oben. Der Sinn der Reichsidee ist nicht das, was der Kopf des Grafen Bülow enthält, sonder» einzig und allein der eines Präsidiums unter Gleichen. — Die Rede des Dom kapitulars Schädler wurde wiederholt ^von tosen dem Beifall unterbrochen. "Nach ihni sprach Di. Heim über landwirtschaftliche Fragen. Sodann wurde die Versammlung mit einem Hoch auf den Regenten und die bayrischen Reichs- und Land tags-Abgeordneten des Centrums geschlossen. Petersburg. Wie verlautet, hatte der deutsche Kronprinz nach dem Diner beim deutschen Bot schafter eine Unterredung mit dem Finanzminister Witte, in der auch die Frage der Handelsverträge zur Sprache kam. Witte habe erklärt, der AuSgang der Verhandlungen und einer Verständigung mit Deutschland auf dem Gebiet der Handelsverträge hänge von dem Grad einer gleichmäßigen gegenseitigen Nachgiebigkeit ab. Der Kronprinz habe dieser Erklärung zugestimmt. Moskau. Der MillionärS-Sohn Plolysin, der von seinen Gläubigern in den Schuldturm ge sperrt worden war, hat gegen seinen KonturSver- matter Klage angestrengt, weil ihn dieser um 15 000000 Rubel betrogen haben soll. London. Wie „Daily Mail" aus Hongkong erfährt, hat man die Entdeckung gemacht, daß ein größerer Aufruhr in ganz China geplant war. Die Behörden nahmen zahlreiche Verhaftungen vor Der Aufruhr sollte in Canton ausbrechen und zwar am chinesischen Neujahrstag, die Kaiserin und die hohen Beamten ermordet werden. Die Ursache des geplanten Aufruhrs lag in den neuen Steuern, welche der Bevölkerung behufs Zahlung der Kriegs entschädigung auferlegt worden sind. New-?jork Das Ausbleiben des vorgestern erwarteten Schnelldampfers „Auguste Viktoria" ruft hier einige Besorgnis hervor. Mau glaubt aber, daß es sich nur um eine kleine Verzögerung infolge widrigen Wetters handelt. New-Bork. In der "Nähe vvn Tucson in Arizona kollidierten zwei Schnellzüge der Northeon- Pacific-Bahn. Elf "Wagen wurden zertrümmert und verbrannten. Bis jetzt wurden acht Leichen gefunden. Eine große Anzahl Personen wurden außerdem verletzt.