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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 04.01.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-01-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190301040
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030104
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030104
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-01
- Tag 1903-01-04
-
Monat
1903-01
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 04.01.1903
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St. Petersburg brgebm. Dal Verlangen de« Kaiser« von Rußland, den deutschen Kronprinz-n, dem Kaiser Franz Josef mit großer Lieb, zugethan ist, kennen zu lernen, darf jedenfalls al« ein er- neuter Bewei» für die Dauer guter und freund schaftlicher Beziehungen zwischen den Höfen von Berlin und Peter«burg angesehen und willkommen geheißen werden. Freundschaft zwischen den Fürsten ist heutzutage allerding« nicht mehr gleichbedeutend mit der Freundschaft zwischen den Völkern, sie ent scheidet auch nicht in letzter Instanz über Krieg und Frieden, aber sie ist doch für die Gestaltung de« Verhältnisse« der betreffende» Völker zu einander von wesentlicher Bedeutung. Da« neue Jahr konnte kaum unter einem friedlicheren Anzeichen eröffnet werden, al» unter dem der Ankündigung eine« derartigen Besuche«. Wir begrüßen die Reise de« Kronprinzen daher mit Freuden. Tagesgeschichte. Deutsche» Reich. Berlin, 3. Januar. Der Kaiser hat den Wunsch ausgesprochen, daß die bei dem letzten großen Brande in Marienburg (Westpreußen) eingeäscherten Lauben giebel wieder in der allen Art aufgebaut werden möchten uud sich gleichzritig bereit erklärt, einen Beitrag zu den Baukosten zu gewähren. — Die ReichShauShaltSetatS nähern sich ihrem Abschluffe. Die Ucbcrlastung einiger ReichSämlee hat die frühzeitige Fertigstellung mehrerer HauS- haltS-Rechnungen verhindert; auch der HauSetat ist infolgedessen noch nicht abgeschlossen; man Hofflin. deß, noch bis zum 13. d. M., dem Tage deS Wieder- zusammcntrittS deS Reichstags, die Drucklegung so weit beschlrunigen zu können. Die Drucklegung von Vorlagen, die den Mitgliedern deS Reichstags bei seinem Zusammentritt zugehen sollen, verzögert sich schon etwat durch die späte Ausgabe der amtlichen Verfügung zur Anwendung der neuen deutschen Recht- schreibunq. — Am Neujahrstage ist auch der Armee und Marine mitgeteilt worden, daß sie von diesem Tage ab sich der neuen deutschen Rechtschreibung zu bedienen habe; freilich soll mit der Einführung nicht rigoros verfahren werden. — Zu Gunsten der Deutschen in Südafrika erläßt Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg- Schwerin als Präsident der Deutschen Kolonial- gesellschoft einen Aufruf. DaS LoS der deutschen Bauernkolonien sei ungleich härter als daS der Buren, der deutsche Hilssverein und die deutsche Schule in Johannesburg seien in ihrem Bestände gefährdet. Tine Unterstützung aus der Heimat sei nicht nur aus vaterländischen und allgemein mensch lichen Rücksichten geboten, sondern auch aus der rein praktischen Erwägung der Förderung unserer weltwiitschaftlicken Interessen. Beiträge sind zu richten an die Houplkasse der Kolonialgesellschaft in Berlin W, Schellingstraße 4. — In Peking wird am 18. Januar da» Denk mal sür den ermordeten deutschen Gesandten Frhrn. v. Ketleler enthüllt werden. An der Feierlichkeit werde» auch chinesische Beamte tei'nehmen. Das Denkmal besteht in einem imposanten weiße» Bogen, der sich über die Hauptgeschäftsstraße an dem Punkte spannt, wo der Gesandte ermordet wurde; in dem Bogen sind Bußinschriften eingemeißelt. — Ueber da« verflossene Wirtschaftsjahr sagt der Bericht der Mannheimer Handelskammer u. a.: Die deutsche Wirtschaft steht am Schluffe eine« dritten mageren Jahre». Nach wie vor suchen die vermehrten Produktionsmittel zu einem sehr großen Teri ohne Erfolg nach Beschäftigung, und große Kapitalien liegen brach. Wo aber ournalmkuetic der Beschäftigungsgrad weniger unbefriedigend ist, haben sich die Verkaufspreise der Erzeugnisse in fast beängstigendem Maße den Produktionskosten ge nähert und gestatten eben nur die Aufrechterhaltung des Betriebe». Die Unsicherheit der Lage führ! der Bericht auf die Gefährdung der ZollvertragSpolillik zurück. Schweiz. — Da« Befinden des früheren Präsidenten de« einstigen Oranjesreistaair, Steijn, bat sich in Mon treux in der Schweiz ganz bedeutend gebessert Seine Stimme hat wieder ihre volle Kraft. Seit einigen Tagen macht er auch Gehübungen, deren bisherige Ergebnisse zu der Hoffnung berechtigen, daß er innerhalb einiger Wochen frei gehen und stehen kann. Am beschränktesten ist immer noch der Gebrauch der Arme, hauptsächlich de« linken. Marokko. — Die Haltung der Großmächte in der marok kanischen Frage bleibt noch immer vorwiegend ab- wartend und beschränkt auf die notwendigen Vor bereitungsmaßregeln. Unruhig zeigt sich nur Spanien, dessen neue Regierung offenbar ein unbezwingliches Verlangen nach kriegerischen Lorbeeren trägt. Allem Anschein nach werden die marokkanischen Wirren jedoch eine Intervention der Mächte, also auch Spanien«, garnicht erst nötig machen. Sultan Abdul Asis hat beruhigende Versicheiungen abge- geben und de» Nolabelen seine«. Lande« erklärt, die Beziehungen zu den Christen abbrechen und seine Irrtümer abschwören zu wollen. Sein alleiniger Zweck sei die Aufrechterhaltung de« Islam. AI« sofortige Folge dieser Ansprache erwarte! man die Entlassung aller europäischen Beamten uni die Rückkehr zu einer scharf reaktionären P litik . . . Für den Augenblick gilt die Lage de« Sultan« allerdings noch immer für gefährlich. Die Stadt Fez ist voll Unzufriedener, die nur daraus warten, daß der Tronforderer Bu Hamaro kommt, nm sich ihm anzuschliehen. Al» schreckliche« Anzeichen seiner Annäherung hat dieser eine Anzahl eingesalzener Köpfe von gefallenen Soldaten de» Sultan« nach Fez gesandt! — In einer anderen Meldung heißt e«, der regierende Sultan habe Boten zu seinem älteren, von ihm eingekrrkerten Bruder Mnlei Mo- Hamed nach Mevinez geschickt, um diesen nach Fez kommen zu lassen und dem Balke zu beweisen, d^ß der verdrängte Tronsolger nicht an der Spitze der Bewegung stehe. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 3. Januar. *— Der Nebergaug vom alten zum neue» Jahre hätte etwas anders sein können, er stand noch immer unter dem Zeichen der Influenza, Grippe oder wie man sonst sagen will. Die Aerzte haben zu tun, daS hört man von allen Seiten, und dar ist eine Kunde, die nicht erfreulich m die Ohren klingt. Für Kinder und betagte Personen ist eS die unerquicklichste Zeit, und dies Zeitleiden der Influenza macht vor keinem Portal und vor keiner schlichten Tür Halt. Wie sie einem Patienten zu- setzcn kann, merkt der greise König Georg von Sachsen, eS merkt'« auch mancher schlichte Bürger. ES kann gar nicht dringend genug gemahnt werden, den Weisungen deS Arzte» genau zu folgen und, besonders bei schwächeren Personen, nicht zu zögern, den Arzt bald herbeizurufen. Die Influenza an sich ist mehr lästig, als wirklich gefährlich, gar nicht zu spaßen aber ist mit den so häufig anftrctcnden Bcgleil-Krankheiten, namentlich derLungen-Entzünd- ung. Die Zahl derjenigen, auch unter gekrönten Häuptern und bekannten, hohen Persönlichkeiten, die seit dem Einnisten der Influenza, also seit dem Er scheinen der feuchten Winter, der folgenden Lungen- Enlzündung erlegen sind, ist rechl groß; der zeitig hcrbeigerufene Arzt kann vorbeugen, der zu spät ge- rufene leicht machtlos sein. Die Neigung, ein Er- kältungSleiden bei Zeichen der Besserung nur leicht zu nehmen, ist leider vielfach nur zu oft vorhanden, daS Wort von dem „Sich-Anstellen" ist ebenso häufig verbreitet, wie eS verkehrt ist. Ei» Kranker weiß besser wie ihm zu Mule ist, als ein Gesunder, der von dem „Sich-Anstellen" redet. Ein leicht fertiges Außeiachtlassen der Vorsicht nach über standener Influenza führt erfahrungsgemäß leicht zum Rückschläge, der dann ernsterer Natur ist. 1903 fängt in seinem Aeußeren wesentlich so an, wie 1902; wer weiß, ob es nicht wieder alle bis herigen Witlerungs-Pcophezeiungen über den Haufen werfen wird? Zuzutrauen ist eS ihm bei seiner mißmutigen Laune. Auch sonst wird von ihm viel mehr Unerfreuliches, als Erfreuliches vorausgesagt, was zum Glück wenig besagen will. Denn ab gesehen davon, daß für die P ophelen der Gegen wart ganz gewiß alles Wissen Stückwerk ist, sagen sie auch mit Voiliebe Gruseliges voraus. Das packt mehr! Und nicht elwa blos daS schlichie Bäuerlein draußen, auch die Großstädter liefern manchen, der denkt, zum mindesten könnte etwas dran sein. *— Milchfrühftiick in der L BeztrkSschnle. Durch freiwillige Gaben edler Menschenfreunde ist es der Schulleitung gelungen, 10 armen, bedürf tigen Kindern in der Frühstückspause ein Milch frühstück zu verabreichen. Bis Monat Dezember konnten sich jedoch nur 10 Kinder dieser Wohltat erfreuen. Gegenwärtig verfügt die Direktion über Mittel, die es ermöglichen, vom 1. Jan. a. c. ab 20 Kindern genanntes Frühstück zu gewähren. Da aber die erforderliche Geldsumme nur bis Monat Februar reicht, wendet sich die Schulleitung aufs neue mit einem Apell an die Mildtätigkeit hie- siger Bewohner und erneut die Bitte: Helft uns lindern die Not armer Kinder! *— Großes Instrumental- und Vokal- Konzert. Die mit vollem Recht so beliebte Kapelle unseres Musikdirektors Herrn E. Naumann ver anstaltet im Verein mit dem bekannten Neustädter Sängerverein nach längerer Pause am Hohenneu- jahrstage im schönen Saale des Altstädter Schützen hauses wieder einmal ein großes Jnstrumemal- und Vokal-Konzert. Wir zweifeln nicht, daß das selbe ein volles Haus finden wird, und verweisen des näheren auf die Annonce in vorliegender Nummer. *— Das Kaiser-Panorama auf der Post straße Nr. S, 2. Etage, erfreut sich einer von Tag zu Tag zunehmenden Beliebtheit. Die dort zur Vorführung kommenden Bilder verdienen aber auch das größte Interesse und den zahlreichsten Besuch. Von morgen ab kommt eine Wanderung durch die herrliche Schweiz zur Darstellung. Von de» zahl reichen farbenprächtige» Bildern seien nur diejenigen des Gotthardt-Zuges und Gotthardt-Tunnels und das Panorama von Genf, der Stadt, von der wohl jetzt am meisten gesprochen wird, erwähnt. *— Bei der Spaiknsse zu Gersdorf Bez. Chintz, wurden im Monate Dezember des JahrcS 1902 94 Einzahlungen im Betrage von 7464 Mk. 59 Psg. geleistet, dagegen erfolgten 54 Rückzahlungen (Ein lagen und Zinsen) im Betrage von 10 974 Mk. 58Pfg. Der Barbestand betrug Ende deS MonatS Dezember 6483 Mk. 5 Psg. * Chemnitz. Einer der hervorragendsten Rech!«- anwälte Sachsens, Justizrat Heinrich Ulrich, blickte am 2. Januar aus eine 40jährige, an Erfolgen reiche Berufstätigkeit zurück. Den bedeutendsten industriellen Unlernehmunge» unserer Stadt steht Ulrich ul« AussichtSratSmitglied nahe. So ist er z. B. stellvertretender Vor sitzender deS AussichtSratS der Sächs. Maschinenfabrik A.-G., vormals Rich. HaUmann, Vorsitzender deS AussichlSrat« der Chemnitzer Aktieiispinnerei usw. * Zwickau. Unter dem Vorsitz des Herrn Bergrat Scheibner in Lugau fand am Montag hier die Mitgliederversammlung des Förder- und Ver kaufsverbandes der Steinkohlenwerke des Zwickauer und Lugau-Oelsnitzer Kohlenreviers statt. Ver treten waren alle Werke durch ihre Vorstandsmit glieder und Abgeordnete der Aufsichtsräte. Man erkannte allgemein an, daß der Verband in den neun Monaten seines Bestehens ungemein segens reich gewirkt habe. Er hat dem ungesunden gegen seitigen Wettbewerb der Verbandswerke ein Ziel gesetzt und die vereinigten Reviere vor großer Ein buße bewahrt, sowie dem Kohlenmarkt die wün schenswerte Beruhigung verschafft. Seine Auflösung würde unter den gegenwärtigen Verhältnissen für alle Verbandswerke ein Unglück sein und manchen derselben die Möglichkeit, gewinnbringenden Berg- bau zu treiben, auf unabsehbare Zeit hinaus ab schneiden. Die Versammlung war einstimmig der Meinung, daß die Grundlagen des Verbandes ge sunde seien und sich sehr gut bewährt haben und beschloß nach Feststellung einiger Abänderungen der Verbandssatzungen mit Einhelligkeit die Fortdauer des Verbandes auf weitere drei Jahre bis zum 30. März 1896. Mit diesem wichtigen Beschluß ist die Stetigkeit der Entwickelung deS Sächsischen Steinkohlenbergbaues auch unter dem jetzigen ge- schäftlichen Tiesstande der Industrie gewährleistet. * Zwickau, 2. Januar. Kommerzienrat und Sladtrat Hemschel wurde zum Ehrenbürger von Zwickau ernannt. * Plaue« i. V, 2. Jan. Abgebrannt ist in vergangener Nacht der Stephansche Gasthof in Theuma. — In einen mit siedendem Wasser ge füllten Bottich ist heute früh in einer hiesigen Appreturanstalt der 32 Jahre alte Bleicher Robert Buchheim aus dem benachbarten Oberlosa gefallen. Zwar wurde er von seinen Mitarbeitern schnell wieder aus dem Wasser herausgezogen, sein Zu stand gilt aber als hoffnungslos. * Freiberg, 31. Dezember. Einmal im Jahre, und zwar am letzten Tage desselben, öffnet sich dem Publikum, einem alten Brauche zufolge, die Pforte, die zu dem unterirdischen Gefängnis führt, in dem der Prinzenräuber Kunz von Kaufungen dem Voll zug seines Todesurteils entgegenharrte. Ein mittel großer Raum, aus dem stockig-feuchte Kellerluft entgegenschlägt und in den nie der Strahl des goldenen Sonnenlichtes dringt, liegt er zwischen weitläufigen Gängen und anderen Zellen alter tümlicher Bauweise. Auch in diesen lichtlosen Räumen unseres Rathauses sprechen Jahrhunderte zu uns; ihre Sprache ist düster, wie das Mittel- alter es war, und wie viele Besucher mögen dort schon versucht haben, das Gruseln zu erlernen. * Grimma, 31. Dezember. In der Kirche zu Köhra bei Naundorf wurde in der Nacht zum 3. Weihnachtsfeiertage ein Einbruchsdiebstahl verübt. Nachdem sich die Diebe in der Leichenhalle mit Werkzeug versehen, drangen sie durch ein Fenster in das Kircheninnere und stahlen nach Abreißen der Schlösser die in den Kirchenbüchsen befindlichen Gelder. Darauf brachen die Diebe auch in die beim Gotteshaus liegende Schule, wo sie neben verschiedenen Kleinigkeiten auch einen neuen Winter überzieher und 40 Mark Bargeld erbeuteten. * Bischofswerda. In Ringenhaiv hatten dieser Tage Kinder eine große Schneehütte gebaut. Als am ersten WeihnachtSseiertage früh die beiden Schulknaben Otto Klinger und Emil Watzel mit einem Hunde sich in der Schneehütte aushiellen, stürzte diese plötzlich zusammen. Die Knaben fanden unter den Schneemassen den E-stickungSIod. Auch der Hund wurde unter dem Schnee gelistet. * Zittau. Dem Fleischcrmeister und Restaurateur Rud. Tietze am Mandauerberg wurde am Montag abend aus einem Sekretär in cher Schlafstube die Summe von etwa 4000 Mk. gestohlen. Dieser Betrag setzt sich in der Hauptsache au» Einnahmeu vor und während der Festtage zusammen. Von dem Diebe fehlt jede Spur. * Bernstadt. Der BauerguISbesitzer Ex^er in Schönau ist am Sonnabend abend in der mit Hochwasser gehenden Prießnitz ertrunken. Exner, der mit seinem Wagen von auswärts kam, hatte die beim Gasthof zur Sonne befindliche Brücke benützt, um in sein Gehöft zu gelangen. Dor dem Rauschen deS Wasser» scheute daS Pserd, der Wagen schlug um, Exner fiel inS Wasser und fand so seinen Tod. Pserd und Wagen wurden beim nächsten Wehr aus- gefangen. Die Leiche des Verunglückten konnte erst am nächsten Tage geborgrir werden. * Greiz. Durch eine große Feuersbrunst, die Freitag früh hier gewütet hat, sind sieben Familie» obdachlos geworden. ES brannte an der Maikt- steaße gegenüber der Stelle, wo vor einigen Monaten eine Anzahl Häuser niedergebrannt ist. DaS Feuer ist wahrscheinlich in einer Papierkammer auSge- kommen, die sich im Hinterhause deS Herrn Buch- bindermrister» Tischendorf b>findet. Vom Tischen- dorsschen Hinterhaus, da« völlig niederbrannle, breitete sich daS verheerende Element aus die Hinter gebäude der Nachbargrundstücke au« und legte drese ebenfalls in Asche. Das Trschenoorssche Vorder haus wurde teilweise niedergerissen. Unter den Familien, die diesmal betroffen worden sind, be findet sich auch eine, die bereits beim letzten großen Brande in Mitleidenschaft gezogen war. * Pilsen. Ein rätselhafter Mord, der infolge verschiedener Umstände große Aufregung in der ganzen Gegend hervorrust, wurde in der Gemeinde Wossek verübt Am 2 Weihnacht fcieltag ging der 7 Jahre olle Sohn de« Kaufmanns Panek Schlitt schuhlaufen, kehrte ober nicht mehr in die elterliche Wohnung zurück. Nunmehr wurde der Knabe in einem Gebüsch mit durchschnittenem Halse als Leiche ausgefunden. An den Füßen waren die Schlitt schuhe noch befestigt. ES wurde festgestellt, daß der Knabe an einem anderen Olle ermordet und der Leichnam nach dem Fundorte geschleppt wurde. Von dem Täler fehl! birh-r jede Spur. Handels-Nachrichten. u«slln, 2. Januar. «Wechsel-Cours ) I-Inoon! Amsterdam 8 T per 100 st. k. 2M Brüste! und Antwerpen „ 8 T pr. 100 Franc«. NM Italienische Plätze - 10 T pr. 100 Lire 2M Schweiz. Pl. wo Fre. 4'/, WT London 8 T pr. I Lstr!. 4 3M Madrid und Barcelona - 14 T pr. 100 Peseta« 2M Pari« ,, 8 L pr 100 Franc ' 8M Petersburg 8 T pr. 100 Rubel "3M Warschau 100 Rubel 5>> 8 T Wren 8 T per 100 Kr. ö W. ^/'8M ReichSbank 4°/», Lomb.-Z Mark 108,3b G 107,70 G 81,20 Ä 80,50 G 81.1b G 81,Ib G 2o,4I T 2 -.22 K 81,20 G 80,05 A 8b,25 « 84,00 « .-F. S>. Kogcloburik, 2. Januar. Koruzucker crcl. 85°/, Ren- demenl 8,85 -8,10. Nachproduct« ercl. 75°/. Rendement 7,05—7,80. Stimmung: Ruhig. Kristallzucker 1 28,82. vrodrafstnad« l 28,57. Sem. Raffinade mit Fatz S9Z7« Gr«. Meli« 28,07. Rohzucker I Product Trans, f. a. V. Hambucg per Dezember 10,00 Ad., 10,15 Br., per Jcm.- MSr, 10,10 Ad., 10,-20 vr., per Mai 10,45 Ad., 10,50 Br., per Aug. 10,85 Ad., 10,85 Br., 10,80 bez., per Okt.-Dez. 17,80 Ad., 17,80 Br. Stimmung: Ruhig. Zahlungseinstellungen. I. G. Petersen, Apenrade. «iegfÄed Schlesinger, Berlin. Hermann Hummelshain, Köln. Franz Robert Schmidt, Crimmitschau. Carl Friedrich Elimar Blohm, Delmenhorst. Ernst Julius Kürbitz, Dresden. OSkar Schilf, Halle a. S. Willy Baumgarten, Hanau. Max Wolff, Oppeln. Richard Krüger, Spremberg (Lausitz). Carl Struck, Stuttgart. Der Fremde. Roman von Robert KoHlrausch. 33. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) „Dos ist's ja gerade! DaS fühlt sie heraus — oh, diese Weiber sind schlau! — und nun steht sie auf einmal in Hellen Flammen! Ja, ja, ich sage Dir's, in Hellen Flammen! Alles hat bis jetzt nach ihrer Pfeife getanzt; zum erstenmal stößt sie auf einen Widerstand, nun tobt sie und rast sie. Wie hat sie sich betragen, als Du fort wärest gestern! Mit den Füßen hat sie gestampft, wie sie sah, das Du gingest, oben auf dem Podium vor allen Leuten. Und als die Kerls weiter applaudierten und brüllten, hat sie ihnen ein Ge sicht geschnitten und gerufen: „Ich finge nicht mehr, und wenn tausend Esel danach schreien." Das Ge heul hättest Du hören müssen; sie aber ab nach Kassel, in die Garderobe hinein, und kein Geschrei hat sie zurückgerufen." „Hast Du sie nicht wiedergesehen?" „Doch, gewiß. Als die Leute sich endlich müde gebrüllt hatten, und das alte Reff oben stand, die Lange mit den Apfelsinen, und irgend ein scheuß liches Lied meckerte, da kam sie aus einmal heran an meinen Tisch. Im Straßenkleid, ganz blaß, mit wütendem Gesicht, und nun gings über mich her, wie ein Wasserfall. DaS ich schuld sei, daß ich Dich fortgetrieben hätte, aus alberner Eifer sucht, daß Du der einzige feist, der ihr je gefallen, daß sie sich aus mir und den andern nichts mache, nicyts, weniger als aus der leeren Apfelsinenschale, die sie auf die Erde schleuderte. Und nun — weißt Du, daß war doch komisch, so verdrießlich ich übrigens war, da kam dieser Mensch —" Ein Lachen unterbrach seiner Rede Strom für einen Augenblick, ein gurgelnder Ton, in dem Aerger und Heiterkeit mit einander kämpften. „Welcher Mensch?" fragte Boysen. „Dies mit Pergament überzogene Gerippe, der Malersmann, der uns gegenüber saß, — ich meinte, wir hätten von ihm gesprochen." „Ja, ja, ich weiß, der Mann mit dem Zucker rüben." „Nun also, der schien den Moment für günstig zu halten, der Schasskops, nnd schlängelte sich an unseren Tisch heran. Ich glaube, er wollte sie trösten. Gesprochen hat er aber kein Wort, daS besorgte Sassi! Schöne Dinge hat er zu hören gekriegt. Der darfs heute nicht probiren, ob noch ein Hund ein Stück Brot von ihm nimmt. Er aber saß selber da, wie ein Hund, den man prügelt, und der noch immer dabei wedelt. „Und wie hast Du dagesessen, mein alter Junge?" „Laß m.ch in Frieden! Ich bin fortgegangen, — ja, ja! Mit kurzem Abschied; habe ihr gute Besserung gewünscht, und dann hinaus. Aber in der Nacht habe ich dagelegen wie der alte, heilige Onkel auf seinem glühenden Rost — ich weiß nicht mehr, wie die Kreatur heißt, ist auch egal — aber die Flammen, die mehr in mir, als außer mir waren, haben nach und nach einen Entschluß aus mir herausgeglüht." „Nun, und?" Buterweck war deni Freuude gegenüber getreten, hatte einen der Stühle an den Knäusen seiner hohen Lehne ergriffen, und indem er mit ihm auf die Erde stampfte, als könne er so den Worten größeren Nachdruck verleihen, sagte er: „Ich werde sie heiraten." „Aber Karl!" „Sag' mir nichts, ich werde sie heiraten. Das ist ihr noch nicht geboten. Die Cour haben sie ihr alle geschnitten, aber ich glaube, vom Heiraten hat ihr noch keiner gesprochen. Das ist ein Zauber- wort, das schon manche wilde Katze zahm gemacht hat. Und wenn sie erst meine Frau ist, — waS willst Du hier, was schnüffelst Du hier herum?" Die Worte galten dem Diener, der schon ein paar Augenblicke früher eingetreten war, ohne daß Buterweck in seiner Erregung ihn bemerkt hatte. „Ich dachte, die Herren seien schon nach oben gegangen, und ich dürste abräumen," lautete die Antwort. „Ueberlaß das Denken mir und scher' Dich zum Teufel," herrschte Buterweck ihn an. Ohne Widerspruch', lautlos verschwand der Gescholtene; Boysen aber hielt die Zeit für einen vernünftigen Einwurf, einen freundschaftlichen Rat gekommen. „Ich war immer der Ansicht," sagte er, „daß man ein Mädchen von Sassis Art allenfalls liebt, aber niemals heiratet." „So werde ich diese Deine Ansicht zu Schanden machen. Du denkst offenbar zu schlecht von ihr, dazu hast Du keinen Grund." „Nun denn, so will ich einmal versuchen, mich in Deine Stimmung hineinzudenken. Zugegeben, Du hättest recht mit dieser Ansicht und Absicht, Sassi zu bestimmen, daß sie Deine Frau wird — sag' mir um alles in der Welt. wovon wollt Ihr leben, wenn in ein paar Jahren Dein Geld wirk lich zu Ende ist, womit willst Du sie ernähren, was willst Du werden?" „Holzhacker — Clown — vielleicht auch ein vernünftiger Mensch. Das wird sich finden; jeden falls fange ich an zu arbeiten, sobald ich weiß, daß Sassi mich will. Dagegen hast Du doch hoffentlich nichts einzuwenden?" „Gegen das Arbeiten gewiß nicht. Und wenn dies das Endziel wäre, so könnte man sich vielleicht in den Gedanken finden. Aber —"
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