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für WWitmi-knsichl!, LdrrluWitz, 8krsNrs, Lngail, Wüstcnbrand, Ursprung, Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf u. ? 29. Jahrgang. Dienstag, den 17. Juni 1902 Nr. 137 Redaction und Expedition: Bahnstrabe 3 (nahe dem K. Amtsgericht). Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Crnftthal. Jllsertionsgcbühren: die fünfgespaUene Eorpusz-le^ Pfg-, L"L"SSE°S'Ls-.°- Dieses Blatt erschenit mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich Nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Austräger, sowie alle Postanstaltcn. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich 1 Mk. 25 Pfg. incl. der illustrirten Sonntagsbeilage. Zum Befinden des Königs. Sibyllen ort, 16. Juni. Das Be finden des Königs von Sachsen will sich nicht bessern. Im Gegentheil, es wird von der Umgebung besonders schmerzlich empfunden, das; der Appetit des Königs nnnmehr nachznlassen anfängt. — Die Königin machte am Sonnabend Abend in der Umgebung des Schlosses einen Spaziergang; sie sah tiefbekiimmert aus. — Bon den 12 Reitpferden im Königl. Marstall wurden gestern 5 als ent behrlich nach Dresden verladen. Brest an, 16. Juni. Nach einem Telegramm des „Brest. Anz." ans Sibyllen ort hatte der König gestern Nachmittag auf kurze Zeit wieder das Bett verlassen und auf dem Liegestuhl einige Zeit zngebracht. — Prinz Johann Georg ist zu den Schiesznbnngen nach Königsbrück abgereist. Sibyllenort, 16. Juni. Heute früh 7 Uhr wnrde folgendes Bulletin ans- gegeben: Am gestrigen Tag nnd in der vergangenen Nacht hat der König viel geschlafen. Die Mahlzeiten wnrden mit wenig regem Appetit eingenommen. Der Puls ist regelmäßig nnd ziemlich kräftig. Im übrigen ist keine wefent- liche Berändernng festzustellen. — Tis große Beliebtheit unseres Königs in allen Gauen unseres deutschen Vaterlandes spricht sich in der warmen Theilnahme des ganzen Reiches an der schweren Erkrankung ans. Mit Spannung werden täglich Nachrichten vom Krankenlager in Sibyllenort erwartet und aufrichtige Freude über die Abwendung des Schlimmsten wechselt mit banger Furcht. Die ge- sammte national gesinnte deutsche Presse hebt die her vorragenden Herrschertugenden unseres geliebten Landes herrn rühmend hervor. An die von uns bereits mit- getheilte Thatsache, daß der hohe Kranke jede Minute, die ihm die Kraft gestattet, der Erledigung von Re- gierungsgeschüften und insbesondere der Ausübung des höchsten und herrlichsten Rechts der Krone, des Rechts der Begnadigung widmet, anknüpfend, schreibt die „Köln. Ztg.": Kaum fühlte sich der Kranke wenigstens so weit gebessert, um an die Erledigung der dringendsten Regierungsgeschäfte denken zu können, da ließ ec sich am Krankenlager Vortrag halten und entschied eine größere Anzahl ihm sehr am Herzen liegender Gnaden gesuche. Es dürfte in weiteren Kreisen wenig bekannt sein, daß König Albert es gerade mit Rechtsangelegen heiten ungemein gewissenhaft zu halten pflegt, daß er insbesondere in Gnadensachen alle Strafakten selbst ge nau liest und sich auf Grund selbständiger Durchsicht ein eigenes Urtheil zu verschaffen sucht. Das Gefühl höchster Verantwortlichkeit und Pflichttreue, ohnehin sehr entwickelt und lebendig in diesem deutschen Fürsten, veranlaßt ihn, auf Vorträge in dieser Richtung zu ver zichten und milde, aber ohne Schwäche von dem hohen Rechte der Begnadigung, sozusagen auf Grund eigenster Anschauung, Gebrauch wie Nichtgebrauch zu machen. Die gefährliche Erkrankung brachte in diese verantwort ungsvolle Thätigkeit natürlich eine plötzliche Unterbrech ung, die umso schmerzlicher war, als ja die Verur- ! theilten, vor allem die von der Todesstrafe betroffenen, einen Anspruch auf raschen Entscheid besitzen und hier jeder Tag der Verzögerung nur neue Pein und Qual heraufführt. Wenn irgend ein Träger der Krone und ihrer Vorrechte sich dessen stets voll bewußt war, so ist es Sachsens König. Und darum muß ihm sein Krankenlager eine doppelte Verstimmung gebracht haben, da es ihn, von allem anderen abgesehen, auch aus dieser echt königlichen Pflichterfüllung Herausriß. So bedeutet denn die kurze Nachricht aus Sibyllenort für alle seine Unterthanen ein rührendes Zeichen wieder erstarkter landesväterlicher Sorgsamkeit. Freilich, der Vorträge durfte und mochte der König diesmal nicht wohl entrathen, jedenfalls nicht völlig. Aber auch so bleiben dem königlichen Dulder auf dem Krankenlager Gnadensachen — Herzenssachen. Dresden. Im Hmblck auf die Erkrankung Sr. Majestät des Königs wird Se. Königliche Hoheit Prinz Georg nicht zu den Krönungsfeierlichkeiten nach London reisen. T a g s A st e f ch i ch t e. Deutsches Reich. — Das größte Aussehen macht der vom Ingenieur Gruhn in Berlin erfundene Kopicrtclcgraphenapparat. Dieser Apparat, der wie eine Schreibmaschine ansstehl, kann für sich allein oder in Verbindung mit einem Tele phon benutzt werden. Will man einem Telephovtheil- vchmer eine Nachrichl schriftlich übermitteln, so braucht man an dem Apparat nur einen an der Seile ange brachten Stift abzuheben, wodurch beim Theilnehmer (Empfänger) eine kleine Glühlampe zum Leuchten kommt. Wird nun auf einer Platte die Nachricht niederge schrieben, so wird im Apparat de« Empfänger« durch die Glühlampe das Geschriebene photographisch über tragen, entwickelt und kommt vollständig lesbar zum Apparat heraus. Der Apparat nimmt in Abwesenheit des Tbeilnebmers jede schriftliche Nachricht selbstlhätig auf. Die Versuche, die zwischen Berlin und Potsdam angestellt wurden, haben befriedigt. Der Leiter der Reichspost, Staatssekretär Kraetke, hat dem Erfinder seine volle Anerkennung ausgesprochen. Die Versuche sollen nun praktisch fortgesetzt werden. Der Apparat ist nicht theuer. — Die Reichspost- und Telcgraphen-Verwalt- ung erzielte im Rechnungsjahre 1901 eine Einnahme von 413 647 989 Mark, das sind 19 105 393 Mark mehr als im Vorjahre. — Der wegen angeblichen Hochverraths zu zweijähriger Gesängnißstrafe verurtheilte frühere Johannes burger Staatsanwalt Dr. Krause wird der „Nh.- Westf. Ztg." zufolge anläßlich der Krönung des Königs begnadigt und noch vor Ablauf der nächsten Wiche aus freien Fuß gesetzt werden. Dr. Krause ist bekanntlich im Freistaat geboren, und Burgher, weswegen ihm die Erlaubniß zur Rückkehr nach Südafrika kaum verwehrt werden kann. Bezüglich des bei der Schlacht von Elandrlaagte von den Engländern gefangen genommenen Oberstleutnants A. Schiel erfährt dasselbe Blatt, daß ihm die Rückkehr nach dem Transvaal, da er nicht in Südafrika geboren ist, nicht gestattet werden soll, ob wohl er über 30 Jahre dort angesiedelt war und im Zoutpansberger Bezirk ausgedehnte Ländereien befitzt. Oberstleutnant Schiel war bekanntlich der Gründer und Befehlshaber de» „deutschen Freiwilligencorps", da« mit den Buren ins Felo zog und die Avantgarde bei dem Ueberschreiten der Grenze von Natal bildete. — Um die Folgen bei Ausübung des Radeln« er littener Unfälle nach Möglichkeit zu mildern, hat der für das Wohl seiner Mitglieder jederzeit besorgte „Deutsche Radfahrer-Bund" mit der „Oberrheinischen Versicherungsgesellschaft zu Manheim em ^komme^ getroffen, auf Grund dessen for 3 §„t- geboten ist, sich gegen Unfall zu versich - ge- richtunq einer Jahrespränue von 4,50 und währt: im Todes- und Jnvalidität-falle 5000 Mk. und im Falle vorübergehender Erwerbsunfähig ß„bx»de lich Dieser in zeitgemäßen Bahnen vorwärts strebens „Deutsche Radfahrer-Bund" bietet außerdem une,^ lich zollfreie Grenzüberschreitung mit dem ' entbehrliches Karten-Material, Auskunft in R ch f 9 rc. Die Einführung kostenfreier Versichern 9 9 9 Haftpflicht und Naddiebstahl steht bevor! Bei Abschluß anderer Versicherungsarten wird eine Ermäßig g 10"/„ gewährt. Warschau, 15. Juni.^Oberstleutnant wurde zum Verlust aller Rechte und zu zwölfjähriger Zwangsarbeit verurtheilt. Holland. — Daß Präsident Krüger in Holland blewt, kann nunmehr, wie aus dem Haag gemeldet nurd, fu sicher angesehen werden; er hat auch den Wunsch aus gesprochen, stets ein Glied seiner Familie bet stcb zu haben. Die Berichte, daß über die Rückkehr Krugers verhandelt werde, dürften schon aus dem Grunde uv- richtig sein, weil sofort nach Bekanntwerden des Friedens schlusses danach getrachtet wurde, Krüger in Holland zu halten, da die ihm Nahestehenden der sicheren Mein ung sind, der herzzerreißende Anblick alles Elends in der Heimath würde den alten Mann tödten. Daß die Nückkchr der übrigen Buren nicht so ohne weiteres möglich ist, geht daraus hervor, daß während der Militärverwaltung jeder Bur im Ausland erst um einen Erlaubnißschein Kitcheners nachsuchen muß, ehe ihm er laubt wird, in London oder in Durban den zur Rück kehr nöthigen Treueid zu leisten. Südafrika. — Neber das Niederlcgen der Waffen in Reitz und in Kroonstad liegen nunmehr Spezialberichte vor. Die Uebergabe vollzog sich an beiden Orten ohne Schwierigkeiten. In Neitz gaben viele Buren beim Weg- wcrfen der Waffen ihrer Freude über den Friedens- schluß Ausdruck. Von den 2000 Mann, die sich dort ergaben, hatte fast jeder ein Gewehr, viele aber nicht eine einzige Patrone. Der Gesammtpatronenvorrath ergab nicht mehr als 25 Patronen pro Kopf. Fast alle Leute waren mit dem englischen Gewehr bewaffnet. Sie erklärten, daß sie säst alle Mausergewehre durch Cronjes Gefangennahme bei Paardeberg, durch Prinsloos Kapitulation bei Brandmäler Basin und durch andere große Kämpfe eingebüßt hätten. Die Mehrzahl der Burghers steht im Alter von 16 bis 30 Jahren. Es befanden sich unter ihnen aber auch Knaben im Alter von 11 bis 16 Jahren. Dewet erklärte, daß diese Knaben sich als die besten Kämpfer erwiesen hätten. Die ältesten in Dewet« Heer waren etwa 70 Jahre alt. In Kroonstad fand die Uebergabe von etwa 800 Mann bei strömendem Regen statt. General Dewet ermahnte die Leute in einer Ansprache zur Treue gegen die neue Negierung. Die sich hier ergebenden Kommandos waren die von Kroonstad und Hoopstad. Einige der älteren Buren besaßen keine Waffen, dagegen waren viele der jüngsten Burschen mit Gewehren ausgerüstet. Auch hier betonte Dewet, daß die Knaben die besten Kämpfer ge wesen seien. Sie hätten häufig noch Positionen ver- tveidigt, nachdem die älteren Buren dieselben längst ge räumt hatten. Die Leute der Kommandos waren zum Theil recht eigenthümlich gekleidet. Anzüge aus Fellen waren nicht selten. Ein Bur hatte sich aus einem Kofferüberzug ein Paar Stiefel gemacht. Auffällig war auch in Kroonstad der geringe Munitionsvorrath der zur Ablieferung gelangte. Die Leute erklärten aller-