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ll. s. w 29. Jahrgang Freitag, dm 2. Mai 1902 29KinE„n.' " » April 1902. 122 292 M. — Pf 50 Februar »» . 63 Pf. Der Gesammtumsatz im April 35 167 2 787 51 81 54 eingehender Weise auf die Rede de« und sucht die belastenden Momente krästen. Punkt für Punkt sucht er die Zeugenaussagen nicht derart Marten'« zu beweisen. Er plaidirt Staatsanwalts ein derselben zu ent- nachzuweisen, daß seien, die Schuld schließlich in be- Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Ernstthal. — Lord Roberts hat dieser Tage in Wiesbaden zur Wiederherstellung seiner Gesundheit einen auf mehrere Wochen berechneten Kuraufenthalt genommen, nach dessen Beendigung er sich einer Nachkur in Bad Nauheim unter zieht. Wie ein Berichterstatter hierzu weiter wissen will, wird der Kaiser während seines Aufenthaltes in Wies baden am 15. und 16. Mai den englischen General- Feldmarschall in Audienz empfangen und von ihm Grüße des Königs Eduard in Empfang nehmen. Lord Roberts wird, wie die „Post" berichtet, u. a. auch die Düsseldorfer Ausstellung besuchen und dem diesjährigen Kaisermanöver als Gast des Kaiser« beiwohnen. Gumbinnen, 30. April. Sofort nach Eröffnung der Sitzung erhält der Vertreter der Anklage, Ober- krieg«gerichtsrath Meyer, das Wort zum Plaidoyer. Er führt u. A. aus, der Mord könne nur von zwei Per sonen ausgeführt worden sein. Dafür spächen alle Um stände und die Aussagen Skopek's, der stets mit voller Bestimmtheit bekundet, daß er zwei Leute an der Ban denthür gesehen habe. Der Umstand, daß der Karabiner benutzt wurde, spreche dafür, daß der Mord nicht von einer Civilperson ausgestthrt worden ist. Da« von Frau Sablowsky bezeichnete Vorkommniß, daß ein Soldat bei ihr Mantel und Mütze abgelegt habe, in Civilkleidern fortgegangen sei, könne mit der Mordthat nicht in Ver bindung gebracht werden, da die« einige Tage vor der selben sich ereignet haben scll. Die Aussagen der Frau Eckert, welche am Mordtage zwei Civilpersonen au« der Kaserne habe laufen sehen, seien in Folge der Wider- sprüche über Tag- und Mondhelle unglaubhast. Auch habe der Vertheidiger wie ihr Ehemann gebeten, die Frau nicht zu vereidigen. Der Mord könne nur von Soldaten ausgeübt worden sein, die ein Interesse an der Beseitigung des Rittmeister« hatten. Die In dizien sprächen dafür, daß es Unteroffiziere der vierten Schwadron gewesen seien. Marten sei am meisten ver dächtig, da er von zwei Zeugen in unmittelbarer Nähe der Karabiners gesehen worden. Daß er nochmal« in der elterlichen Wohnung gewesen sei, um das Tele graphenbuch zu holen, sei unglaubhaft, da er gar nicht nachgesehen habe, ob eine Veränderung erfolgt fei. Das Verhalten Marten'« vor und nach dem Morde, da« falsche Antreten in der Reitbahn und seine Wuth über jede« Aergerniß verdächtigen ihn auf'« Schwerste. Dazu komme in Betracht, daß er aus dem Gefängniß ausge brochen und jedenfalls nicht freiwillig zurückgekehrt sei, da er in Unifcrm nicht über die russische Grenze ge langen konnte. Hickel mußte Marten als Deckung dienen, denn ohne Mithilfe habe Marten die That nicht au«- sühren können. Hickel sei Marten'S Schwager, er sei der einzige dienstfreie Unteroffizier mit einem schwarzen Schnurrbart. Der Vertreter der Anklage beantragt gegen Marten wegen Todlschlag« 12'/, Jahre Zuchthaus, Aus stoßung au« dem Heere, Degradation, Versetzung in die 2. Klasse de« Soldatenstandes und 3 Jahre Ehrverlust; gegen Hickel wegen Beihilfe 5 Jahre Zuchthaus, Aus stoßung aus dem Heere, Degradation, Versetzung in die 2. Klasse de« Soldatenstandes und 2 Jahre Ehrverlust. Der Vertheidiger Rechtsanwalt Burkhardt geht in Annahme der _ , 10 Uhr. Größere Anzeigen n: die fünfgespaltene itungsbezirk 10 Pfg-, 4",-.„he Rabatt. März April Raum für den Verbrei Reclame 25 Pfg. M«. m-, Nr. 100. -—- wegren Worten für die Freisprechung Marten'«. Ver handlungsleiter: Marten, haben Sie noch etwas anzu führen? Sie Haden das letzte Wort." Marten tritt vor den Richtertisch und spricht mit lauter, fester Stimme, aber weinend: „Ich bedauere, daß der Herr Vertreter der Anklage beantragt hat, mich und meinen Schwager zu verurtheilen, obwohl ich gänzlich unschuldig bin. Ich kann vor Gott und der ganzen Nation betheuern, daß mein Gewissen rein ist. Ich schwöre zu Gott, dem mächtigen und Allwissenden, daß ich völlig Ich wiederhole diesen Schwur: So jst Himmel lebt. Von dem Herrn Untersuchung mir gesagt worden, ich sollte ein offene« Gest Majestät legen, damit ich wenigstens der Gnade Sei de« Kaisers empfohlen werden könnte. Hoh? Hof! Ich kann doch kein Geständnißabl^ nichts verbrochen habe. Gott allein ist u - ich den Rittmeister nicht erschossen habe. Ich mich schämen, die Gnade meines Kaiser« Wtlhe Z - rufen, wenn mein Gewissen nicht rein wäre. ' ebenso wie mein Vater, mit Leib und Seele - ich habe mich stet« anständig geführt, und bin niemals auch nur auf den Gedanken gekommen, meinen N durch eine schlechte Handlung zu beflecken. Ich Vin Ueberzeugung, der hohe Gerichtshof wird einen U - schuldigen nicht verurtheilen." Vertheidiger Rechtsan walt Horn sucht den Nachweis zu führen, daß gegen Hickel leinerlei Beweis geführt sei. Es seien gegen HiE doch nur schätzungsweise Zeitangaben angeführt worden^ wie leicht konnten dabei Jrrthümer vorkommen. Durch Bunkus und Schiedst sei mit Bestimmtheit nachgewlesen, daß Hickel, noch ehe der Gefreite Bandilla die Nachricht von der Ermordung in den Stall brachte, bereits zehn Minuten bei ihnen war. Danach habe er nicht an der Bandenthür gestanden; im Uebrigen liege bei Hickel mcht der geringste Beweggrund vor. Der Umstand, daß er der Schwager von Marten sei, könne doch nicht als Be weggrund angeführt werden. Es sei doch auch nicht an zunehmen, daß Hickel, der seit einigen Monaten in glück lichster Ehe lebt, und dessen Frau sich in gesegneten Um ständen befand, sich seinem Schwager zu Liebe zu einer so furchtbaren That entschlossen haben sollte. Rechtsan walt Horn giebt schließlich der Ueberzeugung Ausdruck, daß der Gerichtshof den Angeklagten Hickel freisprechen werde. Vertheidiger Burkhardt bemerkt noch, wenn Hickel fretgesprochen werde, müßte auch Marten freige sprochen werden. Es sei nicht der geringste Beweis ge führt, wer sonst den Marten gedeckt hätte. Der Ange klagte Hickel bemerkt noch: Ich versichere nochmals, daß ich völlig unschuldig bin und erwarte voller Zuversicht meinen Freispruch. Nach dem um «'/« Uhr verkündeten Urtheil des Oberkriegsgerichts werden die beiden An geklagten Marten und Hickel von der Anklage des Mordes und der Meuterei fretgesprochen. In der Begründung des Urtheils heißt e»: Der Ge- rtchtshof ist der Ansicht, daß gegen die Angeklagte» starker Verdacht vorliegt. Ganz besonders ist der Gerichtshof der Ansicht, daß da« Beweismaterial gegen Marten ganz erheblich ist. So ist ganz besonders die Art, wie Marten von den Dragonern Bartuleit und Weber auf dem Korridor in der Nähe de« Karabiner«, mit welchem der tödtliche Schuß erfolgt ist, betroffen wurde, sowie der Umstand, daß er sein Verbleiben zur Zeit de« Morde« nicht nachweisen konnte, al« belastend angesehen worden. Hickel hat sich dadurch verdächtig gemacht, daß er kurze Zeit vor dem Morde mit Marten zusammengewesen ist und daß die Dragoner, die sehr ausführlich vernommen wurden, ihn nicht im Stalle gesehen haben. Anderer- seit« ist aber nachgewtesen, daß Hickel im Stalle war nur über die Dauer seines Aufenthalte« bestehen Zweifel' Sind aber die Angaben der Zeugen Bunku« und Schiedst wahr, dann kann Hickel nicht der Mann sein der von Baranowski an der Bandenthür gesehen worden ist Der Gerichtshof hat aber auch in Erwägung gezoaen daß der Groll, welchen die Familie Marten gegen An Rittmeister v. Krosigk haben konnte, bis 1898 »urückli-ot und daß, wenn Marten und Hickel deshalb gegen den Rittmeister hätten etwa« unternehmen wollen sie dies früher gethan haben würden. E« ist andererseits er- 5 338 179 M 27 Pf 68 365 - 50 - . <. ^trug 438 789 M. 39 Pf Eröffnet wurden 124 und erloschen sind 81 Konten H^.N^ervefonds beträgt 323 885 M. 47 Pf Die bis zum 3 eines jeden Monats bewirkten Ein lagen werden auch für den Monat der Einzahlung verzinst Die Sparkasse befindet sich im Stadthause — Neu- )^ben Wochentag von 8—12 Uhr und 2- 8 Uhr geöffnet. o «yr r a g e z g e s ch i ch t e. Deutsches Reich. . ^t"chstage find in dieser Tagung gegen 120000 Petittonen zugegangev. Daß er eine derartige Hochfluth nicht vollständig und den Wünschen der Petenten entsprechend erledigen kann, liegt aus der Hand Zwar werden viele Petitionen im Anschlusse an die zur Verhandlung stehenden Gesetzentwürfe berathen und erledigt; aber immerhin bleiben noch eine Menge übrig, die besonders erledigt werden müssen, und deren Erledig ung nach Lage der Dinge schlechthin unmöglich ist. — Beichtstuhl und deutschnationale Bestreb ungen. Die eifrige Thätigkeit eines Beamten für daS KnegervereinSwesen in der Provinz Posen wurde von der polnisch-katholischen Geistlichkeit höchst mißfällig be- urtheilt und, wie der „Natl. Corresp." geschrieben wird, ließ sie nichts unversucht, die Beamten katholischer Confession von den Kriegervereinen abwendig zu machen. Schließlich versuchte man auch auf die Gattin dieses Beamten einen unerhörten Druck unter Zuhilfenahme kirchlicher Mittel auszuüben. Der Vikar v. Zakrzewski in Schrimm machte in der Beichte die Absolution der Gattin des betreffenden Beamten von dem Versprechen ihrerseits abhängig, auf ihren Mann all ihren Einfluß geltend zu machen und nicht- unversucht zu lassen, um ihn von seinen deulschnationalen Bestrebungen zurückzuhalten. Bei dieser Gelegenheit berührte der Vikar auch einen ministeriellen Erlaß vom April 1898 und gab zu er kennen, daß man immerhin ein guter Beamter sein könne und seine Pflicht keinesfalls verletze, wenn man auch den Anregungen deS Erlasses keine Folge gebe! Da die Gattin deS Beamten das von ihr vom Vikar verlangte Ver prechen weder geben wollte noch konnte, so wurde ihr sowohl Absolution wie Darreichung des Abendmahls verweigert! » - Ein neuer Trust in Sicht? A Ber m ist der Präsident der „Virginia and Carolina Chemical Co. , Morgan, auS Richmond (Va.) über emgetroff^ Die „Virginia and Carolina Chenncal Co. ist -ine Gesellschaft mit einem Kapital von 25 Mill. Dollars, welche sich ausschließlich mit der Verwerthung von Kal.- salzen und anderem Mineraldünger beschaf g. deutschen Kaliwerke sind starke Konkurrentem haftet worden. sm Hchnsleiil-knlsltMl, AttkWitz, HMtts, ALLEIN Mch„Ein,-HUmg.„ " " » April 30 794 - Einlageu-Guthaben Ende April-5475294^ Der Gesanrmtt.ms^ 0 4/0 294 M