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Personen) und 2791 verunglückten Personen (1127 Be amte, 896 Arbeiter und 768 fremde Personen.) Das Unglück in Altenbeken wird den Entschädigungs- und Unterstatzungsetat der Eisenbahn bedeutend anschwellen lassen. — Prinz Heinrich wird mit einem Schnelldampfer nach Amerika hinüberfahren. Da die Taufe der Macht Ende Februar stattfindet, ist die Ausfahrt kurz nach Mitte Februar zu erwarten; der Tag steht noch nicht fest- — Der Prinz von Wales, dessen Eintreffen in Berlin am Sonnabend, den 25. Januar, erwartet wird, wird mit den höchsten militärischen Ehren empfangen werden. Der Kaiser selbst wird ihn mit ollen Prinzen des Königl. Hauses auf dem Bahnhofe begrüßen, wo auch die Generalität und der großbritannische Botschafter Sir Frank LaScelleS mit den Mitgliedern der Botschaft anwesend sein wird. Eine Ehrenkompagnie mit Fahne und Regimentsmusik wird ebendaselbst dem Prinzen von Wales die Honneurs erweisen unter den Klängen der Nationalhyme. Den Ehrendienst werden ein General des kaiserlichen Hauptquartiers und der Kommandeur des ersten Gordedragoner-RegimentS Oberst von Rauch übernehmen. Ein Zug desselben Regiments wird den Wagen eskortiren, in dem der Kaiser seinen königlichen Vetter nach dem Schlosse geleitet. — Die Burensammlung des Alldeutschen Ver bandes hat bereit« die erfreuliche Höhe von 410159 Mark erreicht, wovon 296660 Mark für Unterstützungs zwecke bereits verwendet bezw. bewilligt worden sind, so- daß noch 113499 Mark für Unterstützungen zur Ver- sügung stehen. In Anbetracht der großen Noth und der noch unabsehbaren Dauer des Krieges sind wertere Spenden sehr erwünscht. Gegenwärtig widmet sich der Verband hauptsächlich der Linderung der Noth in den Concentrationslagern, wobei ihm seine Mitglieder in Südafrika, durchaus angesehene Deutsche, als Vertrauens, männer behilflich sind. In Bezug auf die Verwendung der Spenden hat der Alldeutsche Verband nunmehr eine mehr als zweijährige Praxis hinter sich, und es ist ihm gelungen, das Geld zweckentsprechend an die wirklich Nothleidenden zu bringen. Durch die Ausweisung aus Transvaal und durch die Rückkehr zahlreicher deutscher Mitkämpfer hat er auch Gelegenheit gehabt, die deutschen Opfer des Burenkrieges entsprechend zu bedenken. Gegen wärtig gilt aber seine Thätigkeit fast ausschließlich den unglücklichen Opfern in den Concentrationslagern. — Die aufsehenerregenden Prozeße, die der Waaren- hausbesitzer Karstadt in Braunschweig gegen die Baseler Feuerversicherungsgesellschaft und den Londoner Phönix wegen Zahlung einer Brandentschädigung in Höhe von 250000 Mk. angestrengt hatte, sind endgültig erledigt worden. Nachdem die oberste Instanz kürzlich die Klage gegen die Baseler Gesellschaft zurückgewiesen hatte, zog der Kläger die gleiche Klage gegen den „Phönix" zurück. Damit verliert Karstadt die ganze Entschädigungssumme von 250000 Mk., weil in dem Versicherungsanträge nicht angegeben war, daß er anderwärtig schon einmal einen Brandschaden erlitten hat. Bei dem Brande des WaarenhauseS, um welchen cs sich bei den jetzt erledigten Prozessen gehandelt hat, waren seinerzeit sechs junge Mädchen ums Leben gekommen. , England London, 13. Januar. Die „Daily Mail" bedauert, daß Chamberlain in seiner Antwort auf die Rede des Grafen Bülow nicht durch einige weise Worte der britenfeindlichen Agitation in Deutschland die Spitze abgebrochen habe. Man dürfe nicht vergessen, daß Chamberlain fast jedes Jahr die eine oder die andere Großmacht angreife. Chamberlain habe sich die Sym pathie aller Engländer erworben durch seine Vertheidig- ung der britischen Soldaten, welche oen Krieg mit bei spielloser Menschlichkeit führen; aber man müsse Gott danken, daß er Kolonialminister und nicht Minister der auswärtigen Angelegenheiten ist. Die „Sunday Special" sagt, der Kolonialsekretär habe sich niemals durch Takt und diplomatische Kunst ausgezeichnet; aber hinsichtlich der jüngsten Debatten in Berlin sei er sicher lich, gelinde gesagt, schlecht berathen, indem er das vielleicht unabsichtlich angerichtete Unheil verschlimmerte. Chamberlain ziehe die Sympathie der Kolonien und ihre Unterstützung dem Wohlwollen des Auslandes vor über zwischen beiden lasse sich kein Vergleich ziehen; beide seien unverläßlich für die britische Wohlfahrt. Die liberale „Daily News" sagt: Palmerston wurde von den Feinden Englands gehaßt, Chamberlain werde von seinen Freunden gehaßt. Amerika. Newyork, 13. Jan. Prinz Heinrich von Preußen wird bei seiner Ankunft hier von einem Vertreter des Präsidenten Roosevelt empfangen werden. Ein Offizier ves Heeres und ein Marineoffizier werden zur Begleit ung des Prinzen detachirt. Der Prinzsalut von 21 Schuß wird bei seiner Ankunft abgefeuert werden und in Washington wird Roosevelt den Prinzen empfangen und ihn einladen, Gast der Nation zu sein. Der Präsident wird den offiziellen Besuch des Prinzen per sönlich erwidern und ihn zu einem Diner einladen, welchem die amerikanischen Notabilitäten beiwohnen werden. Es soll alles geschehen, um dem Prinzen den Aufenthalt so angenehm und denkwürdig wie möglich u machen. Das nordatlantische Geschwader wird Be fehl erhalten, die „Hohenzollern" auf hoher See zu empfangen und in den Hafen zu geleiten. — Der Stahlkönig Charles M. Schwab, Präsident die gigantischen Dniteä Ltatss 8tsl unä Iran Corporation, weilt zur Zeit in Paris. Der Mann fühlt sich. „Sicherlich" — so sagte er jüngst zu einem Besucher — „ist der Stahltrust mächtiger, als je ein König eS gewesen. Wir haben 600 000 Personen in unserem Dienst, denen wir jährlich 200 Millionen Dollars zahlen. Indirekt hängen 16 Millionen Menschen von unS ab. Wir haben unsere eigenen Eisenbahnen und 217 Dampfschiffe. Wir sind stark genug, um unseren Willen der Gesammtheit zu diktiren! Die heutigen Trusts sind auf ganz anderen Grundsätzen aufgebaul als die früheren. Unser Zweck ist nicht die Brandschatz ung des Publikums, die Erhöhung der Preise, sondern ihre Niedrighallung durch möglichste Herabsetzung der Herstellungskosten". Wer glaub's? Bisher haben die Trusts nicht viel Beweise ihrer Menschlichkeit gegeben, sondern sich nur als Mittel erwiesen, die wirthschaftlich Schwächeren zu Gunsten der Stärkeren auszubeuten. Charles M. Schwab hat allerdings alle Ursache, den Trust zu loben. Der kaum vierzigjährige Milliardär, welcher mit seinem rasirten Gesicht etwa den Eindruck eines englischen Schauspielers macht, hat nur die Volks schule besucht. Mit sechzehn Jahren war er Kutscher der Postcompany in Pennsylvanien; mit achtzehn Jahren verdiente er einen Dollar täglich als Arbeiter Carnegies. Im dreiundzwanzigsten Jahre gründete er im Auftrage seines Chefs eine Fabrik, und im vier- unddreißigsten war er sein Compagnon. Heute ist er ein Jndustriekönig gleich ihm. OertlicheS «nv Gächfisches. Hohenstein-Ernstthal, den 14. Januar. — Ein großes Vermögen besitzt unsere sächsische Landesversicherungsanstalt. Es betrug Ende 1900 86 303 712 Mk. 92 Pfg. und hat sich gegen Ende 1890 um 8 088 926 M. 43 Pf. vermehrt. Im Jahre 1899 war die Vermögenszunahme wesentlich höher, denn sie betrug 11056 718 M. 13 Pf. Für gemein nützige Zwecke, nämlich auf Arbeiterwohnhäuser, sowie auf Kranken- und Genesungshäuser, Kinderbewahr anstalten, Mädchenheime usw. waren 8703663 M. 3 Pf., d. i. gegen Ende 1899 mehr 2 443 740 Mk. 78 Pfg., ausgeliehen. Hiervon kamen 5 152 016 Mk. 35 Pfg. auf Arbeiterwohnhäuser und 3 551 646 Nik. 68 Pfg. aus Genejungs- und Krankenhäuser usw. — Eine neue Arzncitaxe ist aus Anordnung des Ministeriums des Innern aufgestellt worden und unter dem Titel: „Arzneitaxe für das Königreich Sachfen. Vierzehnte Auflage" in der Hofbuchdruckerei von C. C. Meinhold L Söhne in Dresden erschienen. Alle Apotheker deS Landes Haden vom 1. Januar 1902 ab ihre Forderungen für Arzneimittel, pharmazeutische Arbeiten und Gefäße genau nach Maßgabe dieser Taxe und ihrer künftigen Nachträge einzurichten. — Bei der Untersuchung amerikanischer Aepfcln ist, wie das Königl. Ministerium des Innern dem Direktorium des Landesobstbauvereins mittheilt, durch das Dcklarationsbureau in Hamburg die San Joss-Schildlaus vielfach lebend vvrgefunden worden, und zwar fanden sich am 14. November vorigen Jahres in Schleppkähnen von Bremerhaven von den von Newyork eingetroffenen Dampfern „Königin Louise" und „Kronprinz Wilhelm" 376 Tonnen Mork Jmperial- Aepfel mit lebenden San Joss-Läusen besetzt. Am 18. November brachte der Dampfer „Bremen" Aepfel von Newyork und wurden 470 Fässer mit lebenden San Joss-Läusen besetzt gefunden. Am 22. November vorigen Jahres brachte der Dampfer „Maria Theresia" Aepfel von Newyork, von welchen drei Fässer Newtown Pipin mit den Schädlingen besetzt waren. Sämmtliche Fässer wurden im Freihavengebiet angehalten und die Wieder- ausfuhr nach dem Auslande angeordnet. Von diesen 789 Fässern enthielten 595 Mork-Imperial, 63 Fässer Reichard, 54 Fässer Downey, 35 Fässer Kesselbouqh, 22 Fässtr Ben Davis, 17 Fässer Boones und 3 Fässer Newtown-Pipin-Aepfel. — Aus früherer Zeit. Wie der erste Jahrgang des Chemnitzer Anzeigers zu berichten weiß, war einst Limbach durch seine Serpentinsteinbrüche „berühmt", denn hier wurde ein härterer und schöner zu polirender Serpentin als in Zöblitz angetroffe». Er mar zwar einfacher, aber doch „lebhafter und von angenehmer Farbe" und brach in größeren Stücken als der Zöblitzer, wurde jedoch von den Serpentinsteindrechslern seiner Härte wegen sehr ungern verarbeitet. Wer aber weiß heute noch etwas von diesem mineralischen Fund? Zu jener Zeit scheint in der weiteren Umgebung von Chemnitz noch in ziemlicher Menge Torf gewonnen worden zu sein, denn wie wir dem Chemnitzer Anzeiger von 1802 entnehmen, waren auf dem Ritterguts „Lau bach bei Chemnitz" gute, trockene Torfziegel, und zwar 1000 Stück zu 1 Thaler 18 Groschen „Konventions geld" zu verkaufen, ebenso war ein Jahr früher bei Joh. George Otten in Cuba „eine große Quantität de« besten und trockenen Torfe«, welcher sich schon durch feine Güte bekannt gemacht," zu haben und kostete pro Tausend 2 Thaler 8 bi« 12 Groschen, wurde freilich dafür auch bi« Chemnitz zur Stelle geliefert. Endlich wurde 1802 durch die Fürstlich Schönburgtsche Wirth- schaftiexpedition für da« Rittergut Oel«nitz bei Lichten stein ein Mann gesucht, der die Torsgräberei verstand und sowohl mit Stech- al« Stretchtorf umzugehen wußte. Heute ist freilich dank der fortschreitenden Kultur, die jedes Fleckchen Erde verwerthet, keine Rede mehr davon, ebenso weiß man nicht« mehr davon, die Schweine auf die Weide zu treiben, wie e« noch 1801 der Fall war, al« Joh. George Kreißig im Walde von Oberhermers- dors zwei Schweine „aus der Weide verloren" gingen, wofür er demjenigen, der „solche einstweilen aufbe wahret", gute Belohnung versprach. Ganz be sonder» fremd und ungewohnt aber muthet un« heute der Amt«rentverwalter Liebe in Zschopau, der 1802 in der Nähe dieses Ortes „unweit lebendiger Quellen" Plätze zum Anbau neuer Häuser anwies, mit seiner empfehlenden Bemerkung an: „El finden in sonderheit keine Frondienste, keine Hoftage, noch weniger Zwangsdienste hier statt." Dabei aber bekam „ein jeder neue Anbauer 2 bi« 3 Scheffel Aussaat an gmem, nicht ausgebautem Felde unentgeltlich und bloß gegen Ueber- nähme eines leidlichen jährlichen Zinse«". CH. T. Hohndorf bei Lichtenstein, 12. Januar. Vorgestern wurden hier die Schnittwaaren- und Materialwaaren- händlerin Anna verw. Kieß, deren Tochter, die 22jähr. Schneiderin Frieda Kieß und der in demselben Hause wohnende Schneidermeister Bruno Kretzschmar verhaftet. Die Wittwe Kieß, über deren Vermögen vom Amts gericht Lichtenstein das Concursverfahren eröffnet worden ist, soll kurz vor der Concurseröffnung bei Nacht und Nebel eine Menge Waaren bei Seite ge schafft, ihre Tochter und Kretzschmar insbesondere eine große Anzahl der Waaren in seiner Kammer versteckt gehalten zu haben. Dem Vernehmen nach handelt es sich um mehrere Tausend Mark. Die Sache ist von in der Nähe wohnenden Personen verrathen worden. Dresden, 13. Jan. Heute hielten wieder beide Kammern Sitzungen ab. Die Zweite Kammer nahm in ihrer 24. öffentlichen Sitzung den Entwurf eines Gesetzes über die Erhöhung der Gerichtsgebühren in allgemeine Vorberathung. Man trat sofort in die Debatte ein, die vom Abgeordneten Dr. Kühlmorgen eröffnet wurde. Dieser bemerkte u. A., es habe sich eine Anzahl Preßstimmen gegen die Erhöhung der Gerichtsgebühren erhoben; diese Zeitungen seien darauf zugekommen, daß durch das Gesetz die Rechtspflege erschwert werde. Jedoch hätten dieselben übersehen, daß die Landesgesetzgebung gegenwärtig gar nicht in der Lage sei, eine Erhöhung der Kosten für die streitige Gerichtsbarkeit vorzunehmen, dies sei Sache der Reichs regierung. Weiterhin bringt Redner den Wunsch zum Ausdruck, es möchten Bestimmungen dahin getroffen werden, daß künftig beim Wechselprotest-Verfahren nicht allein der Anwalt, sondern auch das Gericht Gebühren erheben können. Redner stellt schließlich den Antrag, das Decret zur vorberathenden Berichterstattung der Finanzdeputation zu überweisen. — Vicepräsi dent Dr. Schill.giebt zu bedenken, ob es sich nicht em pfehlen würde, in den Entwurf einen Paragraph ein zuschalten, der bestimmt, bis zu welchem Zeitpunkt das Gesetz giltig sein soll. Er könne dasselbe nur als vorübergehendeu Behelf, die Finanzen des Staates zu heben, ansehen; entgegengesetzten Falls dürfte der syste matische und organische Ausbau des Gesetzes in Aus sicht zu nehmen sein. Eine Bestimmung über die be grenzte Zeitdauer des vorliegenden Entwurfs empfehle sich namentlich in Hinsicht auf die Vormundschafts- und ähnliche Sachen. Hierauf wurde der Antrag des Abgeordneten Kühlmorgen einstimmig zum Beschluß erhoben. Chemnitz, .13. Januar. Von dem heute abend 6 Uhr 15 Min. von Chemnitz nach Cossen verkehrenden Personenzuqe sprang, als der Zug i» Wittgensdorf einlies, ein junger Mensch im Alter von 16—17 Jahren ab, obgleich er vom Schaffner vorher gewarnt worden war. Der Unvorsichtige glitt hierbei ans und gerieth unter den noch in langsamer Fahrt begriffenen Zug, wodurch der Körper des Unglücklichen in zwei Theile getrennt wurde. Der Tod trat sofort ein. — Um die seit etwa einem Jahrzehnt stetig zurück gehende Bevölkerungszahl der Stadt Zschopau wieder zu heben, trägt sich der dortige Stadtrath schon längere Zeit mit dem Plane, nette industrielle Unternehmungen, wenn auch nicht ins Leben zu rufen, so doch unter Aufwendung finanzieller Opfer nach Kräften zu fördern. So wurde im vorigen Jahre das vormals Ehrler'sche Gut von der Stadt angekauft, um Interessenten billiges Bauland zur Verfügung stellen zu können. Nunmehr soll dieses Bauland, um seine Bewerthung zu industri ellen Zwecken noch zu erleichtern, durch eine Gleisan lage mit der Bahnlinie verbunden werden. Waldheim. Verunglückt auf dem Wege nach seiner Arbeitestätte in Neudörfchen ist an Freilag früh gegen 5 Uhr der Fabrikarbeiter Bernhard Günther am Nmge- ibal, indem er verwuthlich von der Weißthaler Zschopau- lnücke herabgestürzt und ertrunken ist. Der Leichnam Günther« ist noch nicht gefunden. Da der Kaffeekrug des Verunglückten mitten auf der Brücke stehend ausge- sunden wurde, so liegt auch die Möglichkeit vor, daß Günther da« Opfer eine« Verbrochen« geworden ist. — In der Nacht zum Sonnabend brach auf Rittergut Geberobach ein Feuer au«, welche« da« Brennerei- und Malzgebäude völlig einäscherte.