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29. Jahrgang- Mittwoch, den 15. Januar 1902 der Matrikularbeiträge sehr empfindlich und das Jahr 1900 habe an Ueberweisungen in für das Jahr 1901 halb eine erhebliche Steigerung über die Ueberweisungen hinaus schwer zu ertragen sein. Schon den Einzelstaaten einen Ausfall Höhe von 6 Millionen gebracht, Redaction und Expedition: Bahnstraße 3 (nahe dem K. Amtsgericht). Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Ernstthal. werde der Ausfall noch größer sein und im Etat für 1902 sei eine Inanspruchnahme der Einzelstaaten um 24 Millionen vorgesehen. Wie der Abg. Richter sagen könne, das ganze Dichten und Trachten der Einz-lstaaten gehe nur darauf hinaus, etwas vom Reiche heraus zu bekommen, sei unerfindlich. — Abg. Stöcker erklärt eine Versicherung gegen unverschuldete Arbeitslosigkeit für wünschenswerth. Ueber alle Maßen hinaus schmählich seien die Zustände in Südafrika in den Burenlagern. Ein Missionar (dessen Schreiben Redner verliest) be richtet über Plünderungen schlimmster Art; alle dem sehen die Großmächte mit verschränkten Armen zu, statt einzuschreiten und die Engländer endlich zur Umkehr zu zwingen. Unerhört sei, daß im deutschen Parlament ein Mann (Bebel) mit dieser englischen Kriegsführung das Verhalten unserer Truppen 1870/71 vergleichen könne. Im französischen wie jetzt im chinesischen Kriege seien unsere Truppen in Wirklichkeit so human gewesen, wie dies im Kriege nur irgend möglich sei. sei da« größte Elend, daß wir in Deutschland eine Parte» haben, die so die Achtung vor dem eigenen Vaterlande untergrabe. — Staatssekretär v. Richthofen stellt fest, TageSgeschichte. Deutsches Reich. Berlin, 13 Januar. Reichstag. Bei fast leeren Banken wird die erste Lesung des Etats fortgesetzt. — Abg. Stockmann spricht seine Genugthuung aus über die Abfertigung, die Abg. Bebel vom Reichskanzler er halten hat wegen feiner Aeußerungen über die deutsche Kriegführung 1870/71. Mit dem, war Abg. Oertel über Chamberlain und den Burenkrieg gesagt, sei er durchaus einverstanden. — Abg. Werner (Neformp.) bemerkt im Widerspruche zu einer Aeußerung' des Vor redner«, der Bremer Kriegerverein sei durchaus berech tigt gewesen, sich gegen die bekannte Aeußerung von Spitz wegen des Vorsalles in Bremen (Attentat aus den Kaiser) zu wenden. Zu bedauern sei, daß auf die Be schwerde des Abg. Liebermann wegen Verletzung der Neutralität im Burenkriege keine Antwort seitens des Reichskanzlers erfolgt fei. Erfreulicher Weise scheine die Regierung jetzt anzuerkennen, daß sür die Erhaltung des Bauernstandes mehr als bisher gesorgt werden müsse. Er wünsche dringend, daß ein neuer Zolltarif zu Stande komme, denn der Nothstand auf dem platten Lande sei Thatsache, Erhebungen darüber brauchen nun nicht mehr angestellt zu werden. — Bayerischer Bevoll mächtigter v. Schwengel wendet sich gegen die Aeußer ungen des Abg. Richter über das Finanzverhältniß von Reich und Einzelstaaten. Das Reich habe für sich wichtige Einnahmequellen vorbehalten: auch Bayern be finde sich mit aus diesem Grunde in der Lage, daß es viele sehr wünschenswerthe und dringende Ausgaben zu rückstellest und damit warten müsse, bis die Einnahmen wieder reichlicher fließen. Auch sür Bayern würde des . „ Di- Gm,r.„BekanntmachMlg. yolt darauf aufmerksam "-».Abenden und Lieferanten werden hiermit wieder- ,Samtgemeinde stets von 'c. Leistungen und Lieferungen für die gegeben werden n^ ^^sfenden Abtheilungen durch Bestellscheine Bestellscheinen verweigert werd"d Bezahlung von Rechnungen ohne Hohenstein-Gi-n»^" 5"^' Ernstthal, den 13. Januar 1902. Der Stadtrat h. »r. Polster, — Bürgermeister. Hahn in Abrede, daß unsere jetzige Ab^ welchem Zusammenhang mit unserer B I 9 stehe; di? Ausführung des Börsenge etze. ei Sa»- ° « Einzelstaaten. Dadurch erkläre es sich Wanderung Einzelstaat wie Preußen einen Antrag auf Abänderung des Börsengesetzes beim Bundesrath Sestellh - Berlin, 13 Jan. In der heut,gen Aellen fchung der Zolltarifcommission gab Staatssecretar dowsky eine Erklärung ab des Inhalts. bündeten Regierungen seien bemüht, einen Z 6 lange wie irgend möglich, zu vermeiden. S trotzdem einmal die Nothwendigkeit eines Z g eintreten, so seien sie auch gesonnen, »hu n ihnen zustehenden Mitteln zu führen. Man könne der Regierung, die so viel zur HebiMg des Handels gethan habe, doch nicht zutrauen, daß sie ohne ^un Interessen der deutschen Industrie schäbigen w - Es handle sich bei der Vorlage nur nm Bestlmmungen in Zeiten der äußersten Noth." ... — lieber Heiteres aus der Zolllommisfto» schreibt man der »Franks. Ztg.": Bei der ersten Lesung des Zolltarifs im Plenum hatte der Abg. Gamp dem Sozial demokraten Molkenbuhr ein schuldenfreies Gut von 50 Hekt. in liebenswürdiger Weise zum Geschenk angeboten. Er hatte hinzugefügt, Herr Molkenbuhr könnte außer seinen parlamentarischen Freunden auch noch die Mit glieder der freisinnigen Partei zur Bewirthschaftung des Gutes heranziehen; bei der Noth der Landwirthschaft und der angeblichen geringen Sachkenntniß der oppo sitionellen Abgeordneten würde kein Reinertrag aus diesem Gute herausgewirthschaftet werden. Auf diesen Scherz wurde in der Zolltarifkommission zurückgegriffen. Das im Monde liegende Gut ist durch Cession von Molkenbuhr an den Abgeordneten Stadthagen abgetreten worden und dieser erinnerte in der Kommission Herrn Gamp an sein Versprechen. Herr Gamp war natür lich bereit, hinter seinem Worte zu stehen. Aber nun ersuchte Stadthagen die Kommission dringend, die Be- rathung des Zolltarifs so lange zu vertagen, bis er ein Jahr lang das Gut bewirthschaftet habe und von seinen Erfolgen berichten könne. Dieser Vorschlag wurde mit großer Heiterkeit ausgenommen. — Die bevorstehende Anleihe-Operation umsaßt 115 Millionen Mark Reichsanleihe und 185 Millionen preußische Konsols, welche demnächst zum Course von 89,80 zur Subskription gestellt werden sollen. — Es wird bestätigt, daß namentlich auch die bayerische Regierung abgeneigt sei, dem vom Reichs tag gefaßten Beschluß wegen Aufhebung des Jesuiten gesetzes beizutreten. — In seinem letzten dem preußischen Abgeordneten- hause übermittelten Bericht hat der Minister v. Thielen zusammenstellen lassen, welche Entschädigungen die preußische Eisenbahnverwaltuug in den letzten Jahren an Personen bezahlt hat, die auf den Staats bahnen zu Schaden gekommen sind. Im Rechnunas- iahr 1900 betrugen die einmaligen Abfindungen mit den Kosten des Heilverfahrens und der Beerdiquna ins- gesammt 849 694 Mk., die fortlaufenden Zahlunaen 2 740 086 Mk. Es waren im Ganzen also 3 589 780 Mk. gegen 3 900 377 Mk. im Jahre 1899; im Rech nungsjahr 1898/99 belief sich dies Summe auf ,2- zu 5 Millionen (4 901 370 Mk.) Es waren 1900 au Grund des Haftpflichtgesetzes an einmaligen Abfind! ungen Zahlungen an d.e Hinterbliebenen von 17 ae- bödteten Personen (eines Beamten und 16 anderen Personen) und an 288 verletzten Personen zu leisten unter den Letzteren waren 8 Beamte, 6 Arbeiter 2?4 fremde Personen. Die fortlaufenden ^oblnn»-«' darunter die Hinterbliebenen von insaesammt 1 nn ' Jnsertionsgebühren: die sü?^pa"ene Eorpus^,, Pfg, Raum für den Verbreitunasbezirr 10 Pfg-, Rabatt. R-clame 25 Pfg. Sei mehrmaliger Ausgao^ Umrahme der Inserate für die folgende erbeten. 10 Uhr. Größere Anzeigen Abends -i», MllmWitz, 8Mtts, " ' Eenbrand, Ursprung, Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf u. Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich Nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Austräger, sowie alle Postanstalten. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich 1 Ml. 2ö Pfg. incl. der illustrirten Sonntagsbeilage. daß die Neichsregierung in Südafrika Alles gethan habe, um die Interessen der deutschen Mission und Missionare zu wahren. Zur Vertretung der Interessen von dort ausgewiesener Missionare sei der Rechtsanwalt Sieveking in Hamburg ausdrücklich in die Kommission in London abgeordnet worden. Wo es sich freilich um einen Missionar handelte, der das Bürgerrecht drüben erworben hatte, da habe man nichts für ihn thun können. — Abg. Dr. Hasse erklärt für nothwendig, daß sich der Reichstag cnischieden auf Seite des Reichskanzlers stelle, zumal in einem Augenblick, wo Chamberlain in seiner neuesten Rede alles früher von ihm Gesagte ausdrück lich ausrecht erhalte. Was die Zustände in Südafrika anlange, >o bedauere er lebhaft, daß die Mächte sich selbst in die Möglichkeit gebracht, von der Richtigkeit der gegen die Engländer laut gewordenen Beschuldigung ein Urtheil durch Augenschein zu gewinnen, denn leider hätten sie gleichzeitig bei Beginn des Krieges die Conni- venz gegen England so weit getrieben, ihre Mililärbe- vollmächligten vom Kriegsschauplätze zurückzuziehen. Es fehle daher an einer unparteiischen Instanz, die that- sächlichen Zustände festzustellen, jedenfalls müsse sür die Schäden, welche englischerseits so vielen im Kaplande befindlichen deutschen Bürgern zugesügt seien, voller Er satz gefordert werden. Erfreulicher Weise gehe aus der Rede des Reichskanzlers vom 18. Januar und aus noch manch' anderen Symptomen der letzten Wochen hervor, daß unsere Politik gegenüber England etwas zurück haltender geworden sei. Was den Dreibund betreffe, so be rühre es etwas eigenthümlich, wenn der ungarische Minister präsident Szell sich gewissermaßen als Protektor des Dreibunds und des Deutschen Reiches gerire. Es sei nicht abzusehen, wie man dazu komme, Ungarn als festeste Säule des Dreibunds zu betrachten. — Staats sekretär von Richthofen bemerkt, daß die Militär bevollmächtigten nicht auf die Kriegsschauplätze gesendet würden, um in der Weise, wie Herr Haffe sich dies denke, Schiedsrichter zu spielen. Die Berichte dieser Bevollmächtigten würden stets ganz geheim gehalten. — Abg. Hahn wirft der Regierung vor, daß sie nicht wage, der Hautefinance Gesetze vorzuschretben, auch habe die Regierung Nichts gethan, um die Ueberproduktion herab zumindern. Banken und Börsen müßten unter schärfere Kontrole kommen. Man sage freilich immer, ein zu scharfes Eingreifen der Regierung und der Behörden sei dem Verkehr hinderlich. Aber Zuckerfabriken und Brannt weinbrenner fügten sich doch sehr bereitwillig der staat lichen Kontrole, weil sie ein gutes Gewissen haben. Wenn die Banken und Börsen ein gutes Gewissen haben, brauchten sie doch die Kontrole auch nicht zu scheuen. Unsere wirthschastliche Zukunft dürfe nicht auf den Ab satz ins Ausland basirt werden, denn dieser Absatz sei schon jetzt auf das Schwerste bedroht und gefährdet. — Abg. Dr. Arendt nimmt die Kolonialpolitik gegen den Abg. Richter in Schutz und ebenso die Schutzpolttik gegen Bebel. Die einzige gebührende Antwort auf eine etwaige Obstruktion gegen den Zolltarif würde die Kündigung der Handelsverträge fein. Diese» Mittel sollte die Re. gierung nöthigenfall« ergreifen. — Staatssekretär Graf PosadowSky stellt anläßlich einer Aeußerung de» Abg.