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Adorter Wochenblatt. Mittheilungen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Vierzehnter Jahrgang. «reit für de» Jahraa»g bei Bestellung von der Pest: 1 Thaler, bei Bestellung be« Blatte« durch «oteagelegoheit: S2 Ngr. L Pf. 5l. Mittwoch, 19. Dezember 18^9. DL« Parteiungen. Die Mar-lage halten uns kein schlimmeres Der» mächiniß hinlerlassen können, als die Parteiungen. Eie «ragen ihr Gift auf alle gesellschaftlichen Zustan. de über, vergällen das Leben und die Freude und ver binden, jede fieundschaflliche Annäherung. Das ge- muthvolle, friedliche,- gastfreundliche Benehmen der Deuischeu hat snl feiger Zeil einen völligen Umschwung erlitten, die vielg^ruhmien Tugenden dieses urallcn Volfiissemmes leiben sich in Haß. Leidenschaft, Erbit- l-rung, Verliumtuug und Verfolgung lungcwandelt. Wie man die Führer ter Demvkratlc stelS -u Sun- lenbecten zu machen geneigt ist, sv giebl man ihnen auch schuld, die Parteiungen h>rvvrgerusen und den Brander des Hass.s und der Zwietracht unter die Be- vvlkeiung geschleudeit zu haben. Wir wvlleu nun geiadc niett dedauplrn, daß die Führer der Demokra tie Goller gewesen wa-en, wir wollen auch nicht in Abrede stellen, daß manche von diesen Führern selbst süchtige Zweite verfolgt haben und, von jugendlicher Schwärmerei verblendet, Ideen auf das Volk ubergc- tragen habe», die sic niemals zu erfüllen im Stande gewesen waren. Damit meinen wir namentlich die unglückselige, von Frankreich nach Deutschland ver- pflauztc Idee des E o mm u n i smu s, welche eine reine Ausgeburt des UnsiunS ist. Denn welcher ver nünftige Mensch, mag er einem Stande angehören, welchem er wolle, könnte stich einfallen lasten, das, was Jener durch Fleiß und Sparsamkeit gewonnen, sich als Eigcnthum aneignen zu wollen? So tief glauben wir das sittliche Ehrgefühl des deutschen Bölkes nicht gesunken, daß es den Diebstahl zu einer gesetzli» chen Handlung erheben werde. DieJbee desCom- muniSmus beruht auf ganz andern Principien, und es ist lief zu beklagen, daß diese Idee von leichlferrigen Personen oberflächlich und falsch aufgegriffen und im Volke verbreitet worden ist. Durch Verbreitung sol cher und anderer Ideen haben sich einzelne Führer der demokratischen Partei eines unverantwortlichen Ver brechens schuldig gemacht und es ist die Pflicht aller Redlichgesinnten, durch geeignete Mittel den Brand wieder zu loschen, der von ihren Vorgängern angcfacht wordeu ist. Aber die Hand auf'ö Herz! Lie Führer der Gegenpariei haben, wissentlich oder unwiffenllich- manche Sunde auch begangen, und begehen sic heute noch; sie — die vermöge ihrer Stellung dem Volke fern standen — hätschelten und schmeichelten das Volk in den Lagen der Aufregung, machten Brüderschaft mit ihm und gebehrdeten sich auf eine Weise, die der offene, verständige Sinn nicht billigen konule. „Eine consiiluiioncU monarchische Verfassung auf der aller, breitesten demokratifcben Grundlage" war damals daS Stichwort, daS sie stets im Munde führten; „dem Volke muß geholfen, die Lasten müssen ihm crleichtet werden!" — riefen sie damals aber in ihrem Innern dachten sie anders, und kaum waren die Tage der Aufregung vorüber, so schlossen sie eine Phalanr, um die Neaclivn berbeizufubren. Sic sind es hauptsäch lich, welche die Gcspensterfurcht verbreiten, in jeder freien Regung eine Revolution erblicken und Vie Zu stande unsicher machen. WaS ist denn eine constitutj- vncll monarchische Verfassung auf der allerbreitesten Grundlage anders, als die Einführung des rein demo kratischen Princips, in alle Verwattungsfächer? Das Hal man damals nicht einmal, sondern hundert und aberhuudert Mal dem Volke von der Tribüne herab zugerufen, und die Pflicht ehrlicher Manner erheischte es, dahin zu streben, das Versprochene auch zu erfül len. Man ist jedoch auf die Hinterfüße getreten und hat das Volk getauscht — durch leere Phrasen. In Betracht dessen haben auch die Führer der constiluli- oncll-monarchjschen Partei ihre Mangel gehabt und unserer Meinung könnte» beide 'varteien füglich mit einander aufheben. Halt die Gegenpartei an ihrer^ damals ausgesprochenen Grundsätzen fest, will sie auch" jetzt noch die constilutionell monarchische Verfassung auf der allerbreilesten Grundlage anzustrebcn suchen, so stimmen beide Parteien in ihren Grundsätzen so ziemlich überein, und wir können nicht begreifen, wäre um diese Parteien noch länger eine feindliche Stellung gegenüber einnehmen wollen. Ist aber die Gegenpar tei von diesen Grundsätzen abgekommen, glaubt sie das Glück des deutschen Volkes nur in den alten Zu ständen zu finden, dann müssen wir diese Verirrung tief beklagen, dann ist sie diejenige Partei, welche die Revolution für permanent erklärt, dann falle auf ihr