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Adorter Wochenblatt. Mittheilungen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Vierzehnter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post: 1 Thaler, bei Bestellung des Blattes durch Wotengelegenheite S>> Ncugroschen. 43. Mittwoch, «4. Oktober 1849. Diplom aten-Turnier. (Eine Ballade.) Die Königin Victoria im Buckinqhampalaste Ein Fest gibt sie zu Ekren heut' dem Allerhöchsten Gaste. Besonders abgezirkelt ist der wirket und brillant, Und keiner darf erscheinen dort, denn mit dem Hosenband. Jetzt, als die Zeit gekommen war, stch schier zu en- nuyiren, Ein leises Gähnen in dem Saal und RäuSpcrn zu ver spüren, Erbub die kleine Königin sich mitten in dem Kreise Und redet die Gesellschaft an und sprach in dieser Weise: „Auf daß mein Allerhöchster Gast sich Allcihöchst erfreu', So will ich arrangireu jetzt ein seltsamlich Turnei: Ihr Herren Diplomaten all' geh: einen Weltkampf ein, Der Platz vor meinem Throne hier soll eure Schranke sein. Und wer als Sieger kühn gestreckt die Andern in den Sand, Dem reich' ich diese Rose hier aus meiner kleinen Hand. Auf, Palmerston von Engellandi du Trumpf der Diplo maten, Spiel' du die erste Karte aus, und nenne deine Thalen." Er sprach: „Ich bin ein Ritter werth! Gar mannig« lich bekannt Sind meine Heldenthaten wohl in ganz Euroxaland; In Irland hab' ich mein Talent so deutlich dargelegl, Daß mich da» Volk wohl fressen möcht', wie man zu sagen pflegt. „Als Sieg« ging ich aus dem Kampf mit Guizot und Genossen, In Spanien ist viel Heidenblut zu meinem Ruhm vergossen, Und Stambul und Neapolie, Madrid und Marathon Sie flehn und schreien allesammt: „Hilf, Ritter Palmer ston !" „Doch weil die vielen Kriege mich am Ende auch er- N müden, So schloß ich für Herrn Micheln jüngst mit Dänemark den Frieden, Davon Ist jener jo erfreut, daß er als Anerkennen DaS erste Kriegsschiff, das er baut, „Lord Palmerston" will nennen." — Und nach dem edlen Ritter trat Hr. Guizot in die Schranken: „Ich will mich mit dem großen Lord nicht um den Kampfpreis zanken; Erkenn' als Meister jenen an, Ehre, dem sie gebührt, Ich hab' mein gauzeS Leben nur ein Kunststück auSge. ' führt. < „In einem großen Fasse Wein von edlem JabreSgang Hielt ich das starke Gähren auf viel liebe Jahre lang; Die Gahruug war' auch sicher noch bis diesen Tag ge bannt, — Doch leider flog der Stöpsel fort mit mir nach Engelland." Nach diesen beiden Kämpfen trat heran zu Englands Thron Hr. Metternich von Oesterreich, dec edle deutsche Sohn; So selbstgefällig trat er auf, so sicher in die Schranken, Man sah'S ihm an, er feierte den Sieg schon im Ge danken. Er sprach: „Ich will zuletzt das Wort nach Allen mir erbitten: Die beiden Kämpen, die vor mir um Ihren Ruhm ge stritten, Sie strebten stetS, ihr Vaterland von andern groß z« machen, Die Narr'n! ein ächter Diplomat muß drüber herzlich -' ! lachen. „Schaut hinl Wo ihr an Micheln seht Lie allergrößte "> Blöße, Das ist mein herzlichster Triumph und meine größte Größe; Jug mich der Tölpel einst auch fort mit unverschämten Worten, Er baut auch wieder seiner Zeit mir neue Ehrenpforten. „Und ob er noch so souverän gethan und räsonniret, Ich hab' ihn an der Nase auch von hier aus stets ge- fühket;