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115 der einberufen worden, um die entstandenen Lücken wieder zu füllen. Schleswig, 9. Juli. Die Stimmung ist hier sehr aufgeregt, weil man in dieser Niederlage des jun gen schleswig-holsteinischen HeereS eine Verwirklichung dessen sicht, was vor Monaten nach Ausbruch des KncgeS gesagt ward: daß sic vernichtet werden solle, damit wir uns jeden Frieden gefallen lassen mußten, Man sagt, G.-L. v. Prülwitz hat allen Kommandeurs die Anzeige gemacht, daß General Rye sich eingeschifft habe, daß aber dem Gen. v. Bonin diese Mtltheilung nickt zugckommcn sei. Wer lesen kann, der lese Gen. v. Bonin'S Müthcilung an die Statthalterschaft. Derselbe bat um Verstärkung. Diese ward ihm zu- gesagt, aber die Truppen gelangten erst den Tag nach der Schlacht an. Ein Ucberläufer scheint unsere Stel lung verrathcn zu habcn. Die Dänen griffen an, als die Wachen abgelöst wurden, so daß dadurch eine Ver zögerung in Herbciziehung der entfernt stehenden Ba- taillene cintrat. So mußten einzelne Bataillone die ganze Angriffsmasse abhalten. Der Angriff geschah gegen die Vorposten in der Mitte bei den Redouten Nr. 3. und 4. Hier stand ein Bataillon, daß von 6 Bataillonen Dänen angegriffen ward und welches nach langem Kampfe, nachdem cs zur Hälfte aufge rieben und zwei Drimheilc seiner Offiziere verloren, zurückgedrängt wurde. Die Dänen waren trunken, schossen deshalb vielfach vorbei und wurden in geschlos senen Bataillonen anstürmend von 80 Pfändern nie- dcrgcschmeltcrt. Allein die Massen — 20,MO Mann — waren zu groß. ES entstand in den Laufgräben ein beispiellos blutiger Kampf. Wie blutig derselbe gewesen, geht daraus hervor, daß bei dem ersten Apell 2800 (3250) fehlten. Davon haben sich nach heuti- gcn Nachrichten 600 Mann in Kolding wieder ge sammelt. Nicht weniger als 60 — 74 Offiziere sind gelobtet, verwundet und vermißt. Ein Hauptmann von dem 5. Bataillon hat von seiner Compagnie 80 Mann übrig gehabt; die sämmtlichen Offiziere waren erschossen. Ruhmvoll bat sich der Lieutenant Christi ansen in seiner Batterie benommcu; er sprengte sie zuletzt selbst in die Luft und stellte sich dann an die Spitze eines Bataillons zum neuen Angriff; so auch der verwundete Hauptmann Schmidt, ja alle haben mit Heldenmuth gekämpft. — So ist denn das letzte Glied an der morschen Kette der verhaßten Personal union zerrissen, eine blutige Scheidewand hat sich zwischen Dänemark und Schleswig-Holstein ausgerich- let. Deutschlands Söhne, die in unser Heer als Of fiziere getreten, haben neue Opfer gebracht; Deutsch land wird in keinen schimpflichen Frieden, wie tie Diplomatie in London und Berlin ihn zu schließen geneigt ist, einwilligen. s—Wo liegt Deutschland— Und sollte cS dennoch kcin nationales LebcnszcicktN von sich geben, sollten die deutschen Kammern bci die ser Art der Kriegsführung schweigen, so wird das schleswig-holsteinische Volk eincn Willen äußern, unv sich jetzt nicht mehr Heilen und gar scheiden lassen. ES geht der Wunsch im Volke, die deutschen Generale zu fragen, ob sie für unsere Sache mit uns unter Vater Bonin den Kampf allein außzukämpfen ge neigt sind. Altona, 9. Juli. Mit dem Morgcnzuge ka men 183 Kranke und leicht Verwundete, aus den nörd lichen Lazarctben hier an, denen morgen mehrere fol gen sollen. Die nördlichen Lazarethc werden, um die schweren Verwundeten aufnchmen zu können, geräumt. — Neue Nachrichten vom Kriegsschauplatz sind Heu» Abend nicht eingegangen. Die Post aus Jütland scheint in Rendsburg gefehlt zu haben und man will daraus schließen, daß Kolding in den Händen der Dänen sei. Neueste Nachrichten. Rom ist gefallen. Held Garibaldi soll sich mit 6000 Mann in die nahen Abbruzen geworfen habcn, um einen Gebirgs-^ krieg fortzuführen. Mazzini, einer der Triumphirn und die Seele des Triumvirats hat sich geflüchtet. — Preusten hat mit Dänemark auf zehn Monate Frieden geschlossen. Und das unmittelbar nach, ja während der furchtbaren Schlacht bei Friedericis! Vermischtes. AuS Sachsen. Zwei junge Aerzte Buttcr aus Leipzig und Götz aus dem Ältenburgischen sind kürzlich über Paris, Konstantinopel nach Ungarn av- gcreist, um mit ihrer Wissenschaft den dort leidenden Frciheitshelden zu dienen. Beide waren bereits in gleicher Weise während der Barrikadcntage in Dres den lhätig. Ehre diesen edlen Menschen! — Bürger meister Reschke in Leisnig ward wegen Begünstigung der Maiereignisse seiner Stelle enthoben unv vom Be fehl über die Kommunalgarde entsetzt. — Von den Mitgliedern des letztey Landtages sind nickt weniger als 14 in Haft und zwar: Arndt, Bensclcr, Bertling, Blöde, Dam man, Heinze, Hensel, Heubner, Klette, Meyer, Rökcl, Schmidt, Thiele und Tschukke; nicht weniger als 19 steck brieflich verfolgt, nämlich: Berthold, Dürstlin g, Feldner, Finke, Gruner, Heeren, Helbig,