Volltext Seite (XML)
h tim ebenfalls der gemeine Gcldbürgcr und die Fana tiker der Ruhe, die Alles verdorben haben. Nun, der Sieg des Absolutismus wird diesen halbblödsinnigen Menschen theurer zu stehen kommen, als die Opfer, die der Freiheit Sieg ihnen auferlegt hätte! Stuttgart und mit ihm Würtemberg sind äußerlich ruhig. Die Scham über die schamlose Ver. treibung der Nationalversammlung drückt sie zu Boden. Römer, der Altliberale und Hauptmi- nister ist der öffentlichen Verachtung anheimgefallen. Selbst seine eigene Familie schämt sich des Mannes, der über sein Land so große Schande gebracht hat. In Gotlm haben am 26. Juni die Sitzungen der „besten Männer" Deutschlands, die auS Frank furt das Hasenpanier ergriffen halten, begonnen. Es sollen ihrer 180 sein. Gagern, Dahlmann und Matt Hy haben eine Vorlage gemacht, die so preu ßisch riecht, daß sie verworfen ward. Was wird das Ende vom Lied sein? Anfangs zeigt man ein paar hohle Zähne, später schickt man sich in das Unver meidliche, d. h. man läßt die deutsche Ncichsverfassung fahren und akzeptirt die preußische; erbettelt vielleicht noch einige Konzessiönchen, um nicht ganz nackt und baar dazustehen und damit — Basta! In Ungarn stehen die Sachen m ch wie vor vortrefflich. Die Siegesbcrichle, die man vor acht Tagen von Wien aus vom Stapel laufen ließ, sind wieder verstummt. Am 21. Juni griffen die Magy aren die vereinigten Oestcrreicher und Russen von der Insel Schütt aus an und walfen sie bis Pered und Szelly zurück. Auch bei Szered ward eine für die Ungarn günstige Schlacht geschlagen. Ein Sieg, den Jellachick in Südungarn bei Neusatz erfochten haben soll, löst sich nach den neuesten Berich ten ebenfalls in eine ganz erfolglose, aber blutige Af faire auf. Ein Augenzeuge läßt sich wie folgt verneh men: „Der Krieg in Ungarn wird schrecklich werden, denn der Fanatismus der Magyaren kennt keine Gren zen mehr. Schauerlich klingen die Berichte österreichi scher Offiziere, die vom Kriegsschauplatz komme», über die Kampfweüe und die seltene Todesverachtung der Insurgenten. Sogar die bisher ziemlich mittelmäßige Infanterie der Magyaren entfaltet jetzt eine Bravour, welche der Tapferkeit des meistens auS Rekruten be stellenden Fußvolks der Kaiserlichen recht wohl die Spitze bieten kann; über jedes Lob erhabc», ist jedoch der Heldenmut!) der Reiterei, sowohl der regulären Husarenrcgimentcr, als der berittenen Freikorps, die sich stets mit einer Hingebung schlagen, die die höchste Bewunderung verdient. Mit weit hinauf gezogenem Hemdärmcl, den Dolman rückwärts am Sattel, die Pfeife im Munde und den blitzenden koch- geschwungenen Säbel in nerviger Faust, sprengen die kühnen Söhne Arpad's gegen ikren Feind heran. Wehe dem Gegner, den die Schärfe ibres EssenS trifft, sie geben keinen Pardon, aber verlangen auch keinen; wird ein Rückzug nöthig, so sind diese Husa ren im vollsten Sinn des Wortes der Schutzgeist des Heeres, ihre Klingen schirmen die fliehenden Brüder und zehnmal zurückgetrieben stürzen sic immer wieder mit zügelloser Heftigkeit auf den drängenden Feind, der dadurch in der Verfolgung des Sieges aufgchal- ten wird." Eljen Magyar!") Der Morgen graut, die Haiden dampfen, Eljen Magyar, auf, auf zur Schlacht! Das Banner fliegt, die Rosse stampfen, Die Trommel ruft zur wilden Jagd! Zum Sieg, zum Tod, ihr Honyedschaaren, Ihr kühnen, flüchtigen Husaren — Hört ihr die Donau brausend zieh«? Sie ruft euch zu: nach Wien, nach Wien! Nach Wien, nach Wien! auf Sturmeiflügel, Das Schwert der Rache in der Hand; Die Freiheit selbst lenkt eure Zügel, Sie führt euch siegend durch das Land! Ach Millionen Herzen schauen Auf euch mit hoffendem Vertrauen, Und jeder Sieg und jeder Schlag Hallt durch die Völker jubelnd nach. Nach Wien, nach Wien! Das, al- verrathen Die Freiheit rings im Vaterland, Auf blutbespritzten Barrikaden Als letzte Freiheitiheldin stand! Nach Wien, nach Wien! ihr müßt sie retten Aus ihrer Schmach, aus ihren Kelten Die tiefgebeugte Kämpferin! El-jen Magyar! Nach Wien, nach Wien! Dort Nachts webt oft ein heimlich Leben, Und Schalten, nebelhaft und grau In langen düstern Zügen schweben Hinaus nach der Brigittenau, Den tvdten Führer zu erwecken, Den dort die dlut'gen Scholleu decken: Wach auf, du Held in deiner Gruft, Wach auf, die Rachestunde ruft! Eljen ist das ungarische Vivat.