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Adorter Wochenblatt. " -- M i t t h e i l » u g e n übcr örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Vierzehnter Jahrgang. Pre!« fi r »en Ivtiroan, Sri Bestellung von der Post: I Thaler, bei Bestellung de« Blatte« durch Dotengelgendelt ra Neugroschen. s. « Januar. Aerstr.ute Gedanken am Sylvesterabend, ui. Zum Erempel da hack' mir einer Von den fünf Fingern, die ich hab' Hier an der Rechten den einen ab; Habt ihr mir den Finger blos genommen? Nein! beim Kuckuk! ich bin um die Hand ge kommen, 'S ist nur ein Stumpf und nicht« mehr wertk! Wallensteins Lager, von Schiller. Wie wild und tosend schlägt der Wind an mein abgelegenes Fensterlein, wie schauerlich pfeift er in allen Tonarten durch die düstern Gange der alten -Kirche n-bea mir, wie gefühllos und kalt saust er über die verfallenen Grabhügel des Kirchhofes dahin, und bekümmert sich verdammt wenig, um die Gebete, Seufzer und Thranen, die seit Jahrhunderten an die- iem Ort der Trauer, der menschlichen Brust sich ent wanden! Im kreischenden Wirbel dreht sich der Wind- hadn hoch oben auf des Tourmes schwindelnder Höhe, ein namenloser Schauer wurde die Glieder durch zucken, wenn nicht die Geigen und Trompeten des benachbarten Winhshauses, das laute Jubeln hundert ßlucklichcr Seelen, —die brausenden, tobenden Lieder derNeniahrsnacht und dazwischen das liebliche Flust- «rn niedlicher Burgerinnen, die die schäumenden Punschglaier schüchtern zusammcnneigen und still Und heunUm der Republik ein Hoch bringen, deS Le bens ewige Wandelung in die Seele zuructucfen! So schwarz und schauerlich, wie das duster der Nackt, steht eS ja auch in der Welt aus! Wie Man cher schlummert zu dieser Stunde regungslos draußen im träumenden Gottesacker, der fröhlich und Wobl- -emuth, kräftig und Mich — noch vor einem Jakre <— das neue Jahr begrüßte! Wie manchen Freund hat das Schicksal von unserer Seite gerissen, dessen ganzes Leven nur ein Fuhlen, nur ein senken tür uns und unser Vaterland war'. Darum, ihr lieblichen Bürgerinnen, mit der Ju gend immer blühenden Kranz, füllt die Glaser, laßt glühende Begeisterung aus euern Feu,rangen sprühen, Carrin, ihr kiaftigen Manner, ihr rüstigen, deutschen J«nglivre — swwingt den Pokal, versucht es, dir Freude in unendlichen Schmerz zu taufen, — lagt in dieser ernsten Stunde auch der Toden, der Da hin g e sck i e d c n e n gedenken: All' sollen sie leben die wackcrn Streiter, die un ermüdlich, ohne Dank, ohne Liebe, ohne Belohnung zu verlangen, Vermögen, Geist, Gesundheit Freiheit und Leben freudig für Volk und Vater land aufopferten, all' sollen sie leben! insonderheit aber gedenket der d:ei:. Wilhelm Becker! W.rtk! Nobert Blum! DaS waren Männer noch mi Fug und ihr Le ben wird unsere Jugend starken, ihr Tod aber unsere Vorkämpfer belehren, daß das Volk seine treuesten Herzen nur allzubald vergißt. — Doch deshalb wird Keiner zurückbeben, denn ein elender Feigling, ein erbärmlicher Miethling wäre der, der deS Volkes Zentnerschweres Banner nur deshalb siegverkündet wehen ließ, weil er auf Belohnung, auf Dank, auf Liebe und Beifalljauchzeno — zählte! Sie sind hinüoergegangen, die drei Helden in jene lieblichen Gefilde — — vor einem Jahr weilten sie noch unt r uns, und ihre Worte spendeten Trost in der Gegenwart, Kraft für die Zukunft. Sie haben alle Dreie, jeder in seinem Kreise, Unendliches ge wirkt und so herzzerreißend auch für uns ihr Tod war, so beginnen sie doch schon allmählig in den Hintergrund zu treten, immer nebeliger und ferner erscheint der Freunde Bild und strahlt es auch dann und wann im Glanze eines seltenen Augenblickes em por, lebt es auch immer frisch in den Herzen weniger, unwandelbarer Männer; so wiid dock die große Mass« oalv — bald gleichgültig werden, und man wird nicht mehr mit Gluih, Wärme und Begeisterung von ih nen sprechen, man wird höchstens bei ihren Namen die Cigarre aus dem Mund nehmen oder den Strick- strumpf auf den Schoos sinken lassen; einen Gähner dabei unterdrücken, und pathetisch bemerken: „ja, 'S war ein Mordkerl der. Und! wie unendlich viel hat Deutschland uns das deutsche Volk an ihnen verlor n, — n -hmu, die Jahrzehnte lang Verfolgung, Hoku i nd LA?, lur ein Volk trugen, dessen Haupuigenst. alt A-