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Adorker Wochenblatt. MLttheLungen über örtliche und vaterlndische Angelegenheiten. für den Jahrgang bei Bestellung von der Post: 1 Thaler, bei Bestellung des Blatte« durch «otengele-enheit SU Neugroschen. 1^ Mittwoch, 4. April. 18-19. Die Laste Lackfons, sein Landtast und sein Ministerium. Seit längerer Zeit haben wir keinen Bericht gebracht über den Landtag und dar Ministerium, so wie über beider Lhätigkcit und Stellung zu einander. Die Ursache war, daß sich leider gar wenig darüber sagen ließ, wenn man nicht ewig die alte Klage über Mangel an Beschäftigung wie- derbolen, oder kleine, nichtSbedeulende Plänkeleien zwischen Landtag und Ministerium als wichtige Be- gebenbeilen anfüschen wollte. War uun auch kein hinreichender Stoff für fortlaufende Berichte vorhan den, so bat darum doch weder Landlag noch Mini sterium seine Bedeutung und Wichtigkeit verloren, denn von ihrer Haltung hängt doch immes noch zu nächst das Schicksal unseres Landes ab, und nament lich jetzt, wo wir am Borabende einer Entscheidung sieben, deren Folgen von großer Bedeutung sein müs sen , ist es noihig, daß wir mit ernstem Blicke die Lage der Dinge prüfen. Seit vier Wochen ist das alte Ministerium ab getreten und daS Neue berufen worden. Was vom alten Ministerium zu halten war, weiß das Land, es hat die Erwartungen, die man von ihm hegte nickt gerechtfertigt und ist unbetrauert in's Grab gesunken; von dem neuen Ministerium erwartete man "Nichts, und es hat dieser.Erwartung vollkommen entsprochen. Woher kommt es denn nun, daß ein Minister!- um wie das vorige, zum Theile wenigstens aus Man nern gebildet, in deren Gesinnung und Rechtlichkeit Las Volk ein begründetes, Vertrauen setzte, daß solch ein Ministerium im Laufe eines Jahres eine Erwar tung um die andere täuschte und endlich so in der allgemeinen Meinung sank, daß man sein Abtreten für sein höchstes Verdienst erkennen muß? Wie kommt es ferner, daß diesem Ministerium, welche» doch we nigstens gute Erwartungen erweckt, wenn auch nickt befriedigt hat, ein anderes folgt, welches schon von vornherein gar kein Betrauen im Volke besitzt, zu gar keinen guten Erwartungen berechtigt? Wie kommt es, daß an der Spitze der Regierung Man ner steben, von denen man in Voraus sagen kann, daß sie nimmermehr diejenigen sind, von denen das Volk sein Heil zu erwarten hat? Woher kommt eS denn überhaupt, daß von Allem, was das Volk will, durchaus so gar nichts geschieht? daß eine Woche nach der andern, ein Monat nach dem andern, und nun schon ein ganzes Jahr verflossen ist, ohne daß von der dringend nöthigen Verbesserung unsrer Lage immer keine zu Stande kommt, daß wir nach wie vor, in demselben traurigen Zustande des Elends, der Noth, der Rechtlosigkeit und Unfreiheit bleiben. Obwohl schon öfters diese Fragen zum Theile we nigstens in kielen Blättern beantwortet worden sind, so ist es doch nöthig, sich immer klarer darüber zu werden, und wir wollen daher heule ohne Schonung, und ohne Rückhalt die volle Wahrheit frei und offen verkünden, denn ein längeres Verhehlen und Vertuschen, em längeres kindisches Hoffen auf doch mögliche Sinnesänderung wäre unter den bestehenden Verhältnissen geradezu ein Verrath am Volke, es wäre eine wissenttiche Milbetheiligung an den Plänen, die g»gen sein Wohl, sein Rechr, seine Freiheit geschmie det worden. Das Volk ist unglücklich, nicht allein eine ein zelne Klasse des Volkes, nein, das ganze Volk mit Ausnahme weniger Menschen befindet sich in ei nem Zustande, der es seines Lebens nicht froh wer-