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14« stissen ,c. Und sollte da? Jemandem „gut" sein, oder roch tem Rathschlusse Gottes, der ja nicht will, daß Eines verloren gehe? Gewiß ist darum die Todes strafe überhaupt dem reinen christlichen Geiste zuwider, jedenfalls aber das Standrecht viel eher teuflisch, als christlich. Auch in diesem Punkte bat unser Luther lies aus dem Christcnlhuwc herausgcsprochen, als nach dem Bauernkriege das Standrecht, wie jetzt in Baden, so damals durch ganz Deutschland cingesükrt worden war. Dagegen empörte sich sein ganzer inwendiger Mensch und er schrieb in voller Entrüstung über dieses schandbare Treiben: „Ich habe allein derjenigen Obrig. keit geschrieben, die da christlich oder sonst redlich fah ren wollte, daß sie ihr Gewissen möchte unterrichten, nömlich daß sie flugs in den Haufen der Aufrühreri schen schlagen sollte. Hernach aber, wenn sie gewon nen haben, daß sie dann Gnade erzeigen, nicht allein Len Unschuldigen, sondern auch den Schuldigen. Aber die wülhigen, rasenden und unsinnigen Tyrannen, die auch nach der Schlacht nicht mögen Bluts satt wer den, und in ihrem ganzen Leben nicht viel fragen nach Christo, die habe ich mir nicht fürgcnommen zu unter richten. Denn solchen Bluthunden gilt es gleich viel, sic mögen schuldig oder unschuldig, es gefalle Gott oder dem Teufel, die haben das Schwert, alleine ihre Lust und Mulhmillen zu büßen, die lasse ich ihren Meister, den Teufel fuhren, wie er sic führt." So sprach Luther, und in dieser Sprache wer erkennt nicht den rein christlichen, sittlich religiösen Geist, vor wel chem Sünde — Sünde ist und als solche essen dar- gelegt und gerichtet wird, von woher sic auch kommc, von Oben oder von Unten. Aber in unserer dura, und durch überfeinerten Zeil, welche Verwirrung aller sitt lichen, religiösen Begriffe herrscht da?. Da wild alles, was von Unten Unordentliches geschuht als Lasier ver schrieen und dem Standrechte überantwortet; dagegen die Misselbaten von Oben übertüncht man mit Gvt- tesqnadentiuln oder bedeckt sic mit dem Mandel nicht christlicher, sondern knechtischer Liebe. Tnges-Nouigkeiton. Berlin, 3. Sept. Je mehr man sich hier in ei» rügen Kreisen der Hoffnung hingibl, den Dreikönigs bund bald sloriren zu sehen, je unvcrdeckter die Man ner von Gotha ihr Alles für die Durchführung her Verfassung vom 28. Mai aufs Spiel setzen, desto ge- riüger wird die Aussicht, daß der Rcichsverfaffungsent- wurf mehr als Entwurf werde. Die Berliner deutsche Verfassung, wie sie vorlicgt, wird niemals von Oester» reich, Bayern und Würtemberg anerkannt werden; nie mals wird die demokratische wie die christlich-preußische Partei das Ministerium in der Durchführung der ReicksrerfassuNg unterstützen; immer aber bleibt noch «irr Weg übrig, die Berliner Rcicksverfassung und mit ihr kaS preußische Primat in Deutschland rinzuführcn, und es gibt eine, wenn auch nur kleine Partei, die auf diesem Wege die Entscheidung wünscht — die Entscheid düng durch das Echwcrt! — Dem Preußen des neun zehnten Jahrhunderts aber ist kcin großer Friedrich gc« Horen und eS wird diesen Weg nicht betreten!— Und nicht bloß kic Möglichkeit, wie Herr v. Bülow auf richtig gesagt, nein, die Wahrscheinlichkeit — die Ge, wißbcit ist vorhanden, daß der Dreikönigsbund ein lodlgeborncs Kind ist! Frankfurt, Z. Sept. So eben, 10 Minuten vor Postschluß, kommt der Ncichsverweser durch die dicht gedrängten Straßen. An seinem Hotel steht eine dop pelte Ehrenwache, eine Compagnie Oesterreicher recht» und eine Compagnie links. Die Menge jubelt, der Erzherzog erscheint dankend am Fenster. Augsburg, 1. Sept. Heine traten zum ersten Mal-wieder Britfe aus Venedig aus direclcm Wege hier ein; sie gehen bis zum 28. August, an welchem Tag der feierliche Einzug deS Heeres unter Radetzkv stallt'and. Die Cholera hatte nacbgelaffen, nachdem sie in den Ietzt«n Wochen arg gehaust kalte in der von so vielen Plagen heimgefuchtcn Stadl der Wunder. Oefterroicl). Görgey ist noch immer im La. ger der Russen und die „Rebellcnhauptlinge" speisen an den Tafeln der k. russischen Generale. Darüber herrscht im Lager HaynauS eine unbeschreibliche Er bitterung und im Cabinet zu Wien eine schlecht vcr- hehlte Mißstimmung. Havnau laßt, um zu beweisen, daß er Herr ist und keineswcges Besehle von dem Czaar oder dem Fürsten von Warschau annimmt, in Arad fleißig hangen und erschießen, und seinem Bei spiele folgt man in Pesth, in Prcflburg, in Pancsova und Kecskcmer, überall, wo nickt russische Generals die so gefürchteten Barbaren des Nordens, Ihre Fahne aufgepflanzl haben und ihre Gnade walten lassen. Di« Wiener finden dieses huldreiche Betragen der nordi schen Alliirlen sehr räthfelhasl und erschöpfen sich in Vermutkunge», um die geheimen Ursachen der so aus. sallenden Erscheinung ausfindig zu machen. Bis jetzt hat kein ungansches Corps vor Oesierrrichern die Wat- fen gestreckt, mit Ausnahme p. Desöfty lammt sei nem Stabe und Gras Leiningen, welche jedock mehr gefangen genommen worden zu sein, als capüulin zu daben scheinen. Der eine wurde dann aus Haynaus Befehl gehangen, der andere erschossen. Alle noch übri gen ungarischen Corpsfuhrcr, welche nicht geflüchtet sind oder in Festungen sich noch hallen, haben sich den Russen ergeben. Sv wurde z. B. Vecsey mit sei nem Corps von einer bedeutenden Abtheilung des Hay- nauschen Corps verfolgt und in die Enge getrieben, schlug sich aber aus geschickte Weise durch, um mit allen sei- neu Truppen vor einer — Schwadron russischcr Ca, valleri« die Waffen zu strecken. Aebnüches wic in I-»- ner-Ungarn geschah in Siebenbürgen. Hier steht be kanntlich ein uichr ganz unbedeutendes ö^erreichischeS Corps unser Clam Gallas z diesem har sich auch nicht ein „Insurgenlenhaufen" ergeben, vielmehr streckten diese auch hier die Waffen vor dem russischen General. Lüders, wckcker, wie em russisches Bulletin vom t5. Ang. meldet, ihnen dieselben. Bedingungen zu sichert« die Görgey gewahrt worden. Roch auffallen der ist, was in Komvru und Pelcrwarkein vorgeht. Er.steccs ist bekanntlich von einem österreichischen CorpS