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heil gewollt, sondern habe immer nur seine eigene Macht zu vergrößern gesucht. Ruhe und Frieden werde nicht hergestellt werden, so lange die Könige nicht unter das Gesetz gebeugt würden. Man würde mmcr und immer wieder octroyiren, bis das Gegebe ne wieder wegoctroyirt worden sei. Ein solcher Zu stand sei aber kein gesetzlicher Rcchtszustand, und man müsse ihm widerstehen, so lange es möglich sei. Nun habe zwar das Staatsministerium diese Verfassungs- frage zu einer Cabinetsfrage gemacht; er habe aber die Ueberzeugung, daß das Ministerium auch werde abtreten müssen, wenn der Drei Königsentwurf ange nommen werde; denn ein Manteuffel, Brandenburg werde niemals mit dem freisinnigen Ministerium Watz dorf-Wyden brugk sich verständigen können. Bei Nichtannahme dieses Verfassungsentwurfs habe man dem Landtage die Auflösung in Aussicht gestellt, das dürfe aber nicht abhalten, die Ehre der Nation zu wahren. Die besten Männer Deutschlands hätten die deutsche Verfassung beschworen, man möge sie nicht in Verlegenheit bringen. Einer der letzten Beschlüsse der Reichsregierung erklärte sogar Jeden für einen Hoch- vermlher, der die deutsche Verfassung verleugnen oder verletzen würde. Pflicht, Ehre und Gewissen aebieten, den Drei Königsentwurf abzulehnen, was euch immer daraus entstehen möge. Schiller sage: „Ertragen muß man, was der Himmel sendet, Unbilliges erträgt das Herz nicht!" «Lebhafter Beifall.) iOesterreicd. Die Ereignisse auf dem ungari schen Kriegsschauplätze haben plötzlich auf allen Punk ten, im Westen, im Süden und Osten eine für die Ungarn günstige Wendung genommen. Auf dem westlichen Kriegsschauplätze soll Haynau abbe rufen und durch Heß ersetzt werden; die Schlacht bei Waitzen, welche fast drei Tage dauerte, war selbst nach vfsiciellen russischen Berichten ganz unentschcidend, nach Privatnachrichten aber ein entsckicdenerSieg der Ungarn, denn die Armee derselben durchbrach unter Görgey und Dembinski die russische Hauptarmee; in Siebenbürgen, woher endlich auf dem einzigen noch offenen Wege, aus Constantinopel, Nachrichten kommen, wurden die Russen unter Lüders in einer Zkstündigen mörderischen Scdlacht bei Fogaras geschlagen, wurde Bistritz (am 26. Juni) von Bem genommen und das Corps Grotcnhelms bei Borgo eingcschlossen; im Süden endlich ist der Ue- bergang über die Theiß von den Ungarn be werkstelligt und der „stets siegreiche Ban" bei St. Thomas so vollkommen geschlagen, daß er nur mit den Trümmern seiner Armee sich in die Nö- merschanzen retten konnte, nach Andern über die Do nau nach Scmlin flüchten mußte, und Pederwar dein ist entsetzt. Nur einige diese Ereignisse bestätigende Nachrich ten: Uber die Schlacht bei Waitzen, welche am 15., 16. und 17. Juli stattfand, liegen nun ofsicielle und Privatnachrichten vor. Aus den erstern, von de. neu die letzte aus dem Hauptquartier des Fürsten Paskewitsch datirt ist, ersieht man: Die Schlackt begann damit am 15., daß Görgey Waizen angriff und ein Regiment Muselmänner hinauslrieb, was je- denfalls nicht ohne Verluste Seitens der Russen gesche hen ist, obgleich das Bulletin nur sagt, es habe sich den enthaltenen Befehlen gemäß zurückgezogen. Wie aber ein Infanterieregiment sich ohne Kampf und Verlust zurückzieheu kann, wenn, wie ein anderer oft ficieller Bericht sagt, der Feind plötzlich mit 30 Schwa dronen einen Angriff auf dasselbe macht, mag sich er klären wer kann. Nach diesem Rückzüge entspann sich ein Kampf zwischen den 44,000 M. starken „Rebellen" und dem 1. und 2. Armeecorps unter Saß und Rü diger. „General Saß zögerte nicht, den Feind an-, zugreifen, der sich, durch seine zahlreiche Artillerie ge deckt, zu behaupten und gegen diesen Angriff zu ver- theidigen vcrmockte," mit andern Worten: General Saß ist gescklagen und zurückgeworfen. „Darauf entspann fick, fährt das Bulletin fort, „eine lebhafte Kanonade von 4 Uhr Nachmittags bis zur cinbrcchen- den Nacht, jedoch ohne Erfolg." So schloß nach dem russischen Bulletin der Tag des 15. Am folgen den Tage am 16., „zogen sich unsre Truppen in Eil märschen zusammen; das schwach unterhaltene Kano- ncnfeuer des Feindes wurde von uns (den Russen) gar nickt erwidert und durch das Zurückweichen der Avantgarde das Gefecht abgebrochen." Mil einem Rückzüge endete also auch der zweite Tag des Gefech tes, welcher, so lange man während der Schlachr Cou- riere abschickte, um General Namberg aus Pesth zu Hilfe herbeizurufen, als ein blutiges „Niedermetzeln der Insurgenten" geschildert wird, wie unsere Leser in den ungarnfeindlichen Blättern gefunden haben werden, dann aber, nach dem Rückzüge der Russen, als ein Treffen ohne Erfolg und eine leere Kanonade. Am dritten Tage, am 17., batte Paskewitsch alle seine Truppen zusammcngebracht, sich durch Ramberg ver stärkt und rückte so wieder gegen Waitzen vor; er nahm die Stadt, fand aber nur noch die Nachhut der Ungarn vor, „deren Hauptstärke sich in dem Dunkel der Nacht gegen Norden gezogen hatte." So weil die beiden Bullelins, nun noch eine An-