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Adorker Wochenblatt. M i t t h e i l u u g e n über örtliche unv vaterländische Angelegenheiten. Vierzehnter Jahrgang. Preis für den-Jahrganz bei Bestellung von der Post: t Thaler, bei Bestellung des Blattes durch Botengelezenheit ru Neugroschen. O. AI. Januar. 1849. Unser neuer Landtag, und was daS Volk von ihm erwartet. S Wir haben im vorigen Blatte die drei ersten Auf gaben unsers neuen Lanbtages besprochen: l» Die Uebertragung der norhwcndigen Regicr- ungsrechte aus die LandeSvertrelung, wodurch sie allein erst in den Stand gesetzt wird, das von ihr Erwar tete zu leisten. '2) Die Volksbewaffnung, auf daß das Volk seine Rechte selbst vertheidige und nicht ferner mehr unter V dem sehr zweideutigen Schutze einer Militargcwalt siehe, die, wie sic seit ihrem Bestehen jdie deutsche , Geschichte beweist, des Volkes Rechte nach Außen hin nie genügend wahren konnte oder wollte, dagegen um so wirksamer sich erweist, wenn sie, wie jetzt in Oest reich und in Preußen, zur.Unterdrückung derselben gebraucht wird. 3) Die dringend nöthigen Ersparungen im ge- sammlen Staatshaushalte, aus daß, bis eine Verbes serung unsrer Lage überhaupt einlreien kann, das Volt nicht aus Erschöpfung verkomme, was allerdings zu befurchten steht bei StaalSausgaben, die weit über daS Drittel des Ertrages unserS ohnehin so karg zu- gemessenen Bodens verzehren. Durch 1) erlangen wir überhaupt erst die Mög lichkeit, unsre Zustande zu verbessern; durch 2) die Sicherung, daß diese Möglichkeit uns nicht heute oder morgen nach Belirven wieder entrissen werden kann; und durch 3) die Hoffnung, daß wir bis zur Erfül lung unserer nächsten Wunsche wenigstens nicht ganz verderben. So sehen wir denn, daß durch diese wichtigen ,,Errungenschaften," wenn sie wirklich erst einmal er rungen sein werden, eigentlich noch nichts weiter ge- wvnneu ist, alS die Möglichkeit einer bereinstigen Verbesserung unsrer Zustande. Die Straße, aus wel cher wir zum Besseren wandeln können, ist geöffnet, gegen Räuber gesichert, und.uns ist die Kraft gelas sen, di- Wanderung zu unternehmen; vom Ziele selbst aber sind wir sogar dann auch noch eben so entfernt, wie jetzt. Somit begiundei sich nach diesen Vorar beiten eigentlich erst die wahre Aufgabe unseres Land tages : die Verbesserung unserer Zustande. Zweierlei ist nöthig dazu; l) Die Abschaffung alles Schlechten, Hemmenden; 2) die Herbeischaffnng des Guten, Beglückenden. Das Zweite ist nur mög lich durch die freie Entfaltung der menschlichen Tha- tigkeir nach allen Seilen hin, das Zweite ist nur mög lich durch das Volk selbst, durch die vereinigte Kraft aller Einzelnen. Auf daß diefc Kraft sich jedoch frei und beglückend entfalten könne, ist das Erste nöthig: die Befestigung aller Hemmnisse; und das ist die Aufgabe der Landcsvertretung. Wir sehen daraus, daß unser Landtag eigentlich weiter nichts zu thun hat, als überall nur das Schlechte abzuschaffsn, daS Gute zu errichten, ist des Volkes Aufgabe-, und kann auch nur durch die Anstrengung, das Zusammenwirken Aller gelingen. Diese Wahrheit ist bisher nicht begriffen worben, oder man wollte sie nicht begreifen und daher entstand denn auch das größte Uebel, welches wir zu beklagen haben und dem vor allem Andern unser Landtag steuern muß: das viele Regieren. ' In dem vielen Regieren von Oben herab liegt unser Unglück, daraus allein schreibt sich all das Elend, das Leiden her, welches unsre ganze Gesellschaft dure! - dringt. Da wird jede Kraft gelahmt, jede Thätigknc gehemmt, die Natur gewaltsam unterdrückt. Jeder Zwang ist ein Uebel, jedes Uebel ist ein Zwang; gut ist nur, was naturgemäß ist, Wir Ichreioen der Blume, dem Baume nicht vor, wie sie wachsen sollen; wollten wir sie zwingen, nach einer willkuhrlich von uns bestimmten Form zu wachsen, so wurden sie verkrüppeln, ihre Kraft wurde sich er schöpfen in dem Kampfe gegen den unnatürlichen Zwang, welchen wir ihnen auferlcgcn. Der verstän dige Gartner hat nichts weiter zu thun, als Alles zu beseitigen, was die natürliche Entfaltung seiner Gewächse hemmt, seine Aufgabe ist demnach bl»s Beseitigung jedes Zwanges. Ebenso ist es auch bei dem Volke, nur mit dem Unterschiebe, baß das Volk nicht eine bewußtlose Pflanze ist, über welche ein mit menschlicher Er- kenntniß begabter Gärtner zu wachen hat. Das Volk und feine Gartner, sie sind sich gleich an Bewußt-