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Adarker Wochenblatt. ^1-' 'I?..! I >1^. ÜL !_^_ -I» U I« M i t t h e i l u » q e n über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Vierzehnter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Destillring von der Post: 1 TSatcr, brr Bestellung des DlaNv« durch Batengelegenheit: «0 Neugroschen. t Mittwoch, 25. April. Sachseuö StaatsauSgaben. Snr ungefähr '>0 Jahren haben sich überall durch ganz Europa die Staatsausgabcn aller Länder ver dreifacht und vervierfacht, und wahrend in früheren Zeiten di« Regierungen bei viel kleineren Einnahmen bedruunte Ersparnisse machten, sehen wir jetzt, wie der geringste unerwartete Zwischenfall überall gleich Störungen in den SraatShauShalt bringt und zum Sck ldemnachcn treibt. Allerdings ist der frühere Zustand, bloS wegen seiner geringeren Ausgaben nach immer nickt als ein guter zu bezeichnen, und der jetz ige blos wegen seiner grasten Ausgaben nicht geradezu ein schlechter, es bangt hier Lad und Tadel lediglich von der Verwendung der Staatsgelder ab, und wenn früher die genügen Einnahmen gar nickt zum Nuten des Volkes verwendet wurden, die jetzigen großen aber ledignch zur Verbesserung unserer Lage verwendet wurden, so wäre unser gegenwärtiger Staatehaushalt dem früheren bei weitem vorzuzichen. Dies ist aber leider nicht im Entferntesten der Fall, und wie sehen, wie überall durch ganz Deutschland und auch bei uns in Sachsen die Ungeheuern SlaatS- einm hm n lediglich dazu dienen, die Regierung, zu erhaben; während für Alles, «aS dem Volke wabibnu nützen würde, .nirgends Geld aufzutreiben ist und dafür nur höchst selten ein kleines Almosen abfallt. So sind überall die Schulen, Heilanstalten, Versorgungshäuser für daS Alter, Unterstützung und Hebung der Industrie und d»S Ackerbaues, Volksbe waffnung re., als die geringfügigsten Nebendinge be trachtet, und werden auch bei unS in Eacksen auf eine Weil'e unterstützt, die beinahe wie eine Verhöh nung aussieht, während die Fürsten, die Ministerien, die Verwaltungen, Gericht», Polizei und Gendarmerie, tie .f'eere, Gesandten, kurz, daö ganze Heer von Be ¬ amten alle Staatseinnahmen verzehrt und de» »rgent- licke Zweck des Staates zu sein scheint. Die Regier ung wird überall alS der wahre Zweck des SraateS betrachtet, das Volk hingegen ist nur daS Mittel, die Regierung zu erhallen, und wird daher auch nur so weil berücksichtigt, als es durchaus nöthig ist, damit cS die Abgaben zahlen kann. Die Schuld an diesem schmachvollen Zustande ist durchaus nicht einem oder dem andern Minister, selbst nicht überall diesem oder jenem Fürsten ganz zuzumessen, sie liegt in unserm ganzen Staatswesen, in dem Grundsätze, auf den un ser« Staaten gebaut sind: das Regieren von oben herab ist die Ursache dieser verkehrten Wirlh- schaft. Da nennt sich der Fürst von „GoltcS Gna den" und wiÜ Gottes sichtbaren Stellvertreter auf Erden verstellen, der Alles leicet und lenkt; weil ihm aber ebensowohl die Allwissenheit wie die AllweiSheit abgcht, so braucht er denn eine Unzahl Räthe und Beamte, vcrmütelst deren er eine jämmerliche Gotr- äbnlichkeit zu Stande zu bringen sucht, welche die Hände und Augen überall, den Kopf aber nirgends hat. -Wohl mag eS der Eine oder der Andere ehrlich damit meinen und sich wirklich cinbildrn, daß er auf diese Weife das Volk glücklich machen, und daß nur so das Volk beglückt werden kann, dieser stille Wahn sinn ist jedoch sehr selten, und die meisten Fürsten und Regierungen bis zum letzten Diener herab (denn daS Uebel ist ansteckend) haben sich dermaßen in ihre Gottähnlichkcit verlieft, daß sie sich selbst als den Zweck des Ganzen, das Volk aber nur als das Mittel, welches kiesen Zweck erhalten und ernähren muß, betrachten. Wohin diese Verrücktheit unS führt, sehen wir deutlich an unsern SiaatsauSgaben. Jähr lich wachsen sie an, die Schulden häufen sich, und im mer noch klagt die Regierung, daß sie nicht stark ge nug, nickt lebensfähig genug sei, um nach Wunsch