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Adorter Wochenblatt. Mittheiluttge« üb<r örtlick-e unv vaterländische Angelegenheiten. Vierzehnter Jahrgang. Prell für d«» Jahrgang bei Ves!«it:ng von der Post: l Thater, bei Bestellung bet Blattet durch B^eemrl-mheit ' ö 2» Neugeo>chcn. 2. Januar. 1849. Die Mahnung de- Jahrhunderts. (Bon Leopold Lread.) Das dröhnt dort so dumpf vom Xolre-damo, WaS Hal die Welkuhr geschlagen? Was isl's, da« dort zu lauten kam» Et tönt wie der Zauder der Sagen. ES ist deS Jahrhunderts mächtiger Geist, Der lang' die schlummernde Wett umkreist; Er ruft nur im Sturm: „Es sinket die Nacht, Ihr Völker Eurova't, erwacht, erwacht! Wat flammt dort so mächtig jum Himmel empört Wem gelten di, feurig«» Ftulhe» ? So lauter noch drana» tri» Feuer zuvor — W,r« zehren zu Asch, di, Gluth,n ? E« ist »,« kugeS und Truge« Tdron, Er dor dem Jahrhundert nur Sport und Hohn; Jetzt rufl'S ihm,sein Uclheil: „Güt'Nacht, Aut'Nacht? So schrvinde der Lüge prunkende Nacht! " Frankfurt a. M., am 1. Jonuar 1849. VeuN Monate find verstossen, seildem das deut sche Volk durch eine Revolution die Fesseln der Will- kuhrhereschaft abgeworfen, und sich diejenigen Rechte r.kämpft hat, die von jeher sein unantastbares Eigen thum halten sein sollen. Aber noch waren diese Rechte zum Theil nur Verheißungen, zum Theil nur Gna dengeschenke, die eben so leicht wieder zurückgenom- men werden mochten. Gerade die letzten Ereignisse, namentlich in Oesterreich und in Preußen, beweisen iS, wie gering man dasjenige achtet, was in einem Augenblicke der Noth verheißen, oder lediglich zur Be schwichtigung der Revolution verliehen wurde. Viel schwerer wird man dasjenige aulastcn, was auf ver. fcssungSmäßijem Wege fest^esirllt und zum Gesetz er hoben ist, und wird es nicht versuchen, ohne dir Ra» volulion au s Neue uob in ihren letzten Eonseques, ze» Hervorzurusen. Darum betrachten wir eS al« eine Thatlache von hohem Werthe, daß dir Vertreter de« deutsch«, Volks di, wichtigsten durch Lie Märzerhe- bung gewonnenen Grundrechte desselben durch eine m Gcsetzform erlassene m»-;»» «.Karla verbrieft, und so demselben vor Allem eine Abschlagszahlung auf seine Freiheit geleistet haben, die eS sich, ohne feig unv ehrlos zu sein, durch keine Macht wieder entreißen lassen darf. Hierzu ist jedoch nöthig, daß wir unS das lebendige Bewußtsein der in den Grundrechten enthaltene» Freiheit bewahren, damit dieselben, sowie ße nur in Worten sägen, wa« daS gesammte Volk durch seine That gewollt hat, auch nunmehr da« geistig« und nationale Eigenthum jede« Einzelnen so sehr werden, daß ein rechtlich-menschliches Dasein außer denselben nicht mehr denkbar ist. Di« Grundrecht« bringen über die Freiheit der Person, de« Glauben-, der kehre, der Presse, deS Dersammluagt - und d«< Verein-rechtS höchst wohlthätige Bestimmungen, bä- züglich der Gleichheit vor dem Gesetz, deS unentgelv. lichen Unterrichts, der Aufhebung der Feudallaste«, Familienfideikommisse und Lchenbandes, der Unabhäng igkeit deS Richterstandes, sowie der Rechtspflege ist annährcnd viele« Gute (Heils gegeben, theils verheißen. ES ist an uns, am deitlschen Volk, darüber zu wo. chen, daß diestloen m-bt, wie bisher, so mancke Ver heißungen der deutschen Nationalversammlung eine leere Phrase werden. Haben wir eS »ich: erlebt, da selbst der unabhängig« Richöersland, der Ausleger und Wächter de» Gesetzes, sich soweit vergessen konnte' als er es gelhan bat? Und man klagt noch über Mangelhaftigkeit und Verwirrung der Begriffe bei« Volke? Wahrlich siine Freiheit, sein Recht uckd Ge setz kann da« Volk nur noch in und bei sich selbst wieberfiudon und »« ist Lie höchste Zett und Pflicht,'