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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger : 27.12.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-12-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841112631-193912277
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841112631-19391227
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841112631-19391227
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-12
- Tag 1939-12-27
-
Monat
1939-12
-
Jahr
1939
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zu Walter Steeger trägt. Rock einheiten dieser Klasse England hat zum Küsten schutz eine Anzahl Monitore von einer Wasser ¬ verdrängung zwischen 7000 und 8000 Tonnen. Im Gegensatz zu den Schlachtschiffen haben „Kreuzer" andere^ Aufgaben. Sie sind schlacht gebaut, son- Aeörifttum Der Türmer von Chemnitz" And wieder ist ein Jahrgang des „Türmers von Chemnitz" abgeschlossen — der fünfte. Die Folge 12 erfreut uns noch einmal mit schönen und anregen den Beiträgen, wie sie auch wieder mit hübschen Bildern ausgestattet ist. Hans Luderer berichtet unter der Überschrift „Chemnitzer Künstler stellen aus" über eine Weihnachtsschau in der Chemnitzer Kunsthütte. „Ein vergilbtes Klassenbuch erzählt" (Aus den Akten der Chemnitzer Lycealbücherei), be titelt sich ein Aussatz von Dr. Otto Hosmann. Wir erwähnen ferner: „SO 000 Bücher für unsere Sol daten" (Das Ergebnis der Vuchsammlungen im Kreis Chemnitz), „Die Chemnitzer Theater im Win ter 1939" (Rückschau auf Schauspiel und Oper) von Dr. Karl Bachler, „Sporthotel Oberwiesenthal wie der eröffnet" (Stiftung für Alte Kämpfer Sachsens) von Oberbürgermeister SA.-Brigadeführer Schmidt und „Überraschung in Siedlce", eine Geschichte aus Polen von Georg A. Oedcmann, der — aus Hohen- stein-Ernstthal gebürtig — zur Zeit den feldgrauen Glück hatte die Einwohnerin Fasold den Borfall bemerkt; es gelang ihr, das Kind vom Ertrinken retten. (Kunte Löronik Goethes Sohu — Zu seinem 150. Geburtstag Im Mittelpunkt des Bunten Abends „Sol datenliebe, Soldatenleben" am ersten Weih nachtsfeiertag im Dresdner Gewerbehaus stand die Uraufführung des Soldaten-Morgenliedes von Herms Niel „Vorbei die Nacht, der Morgen die „ „ graut". Die mitreissende Melodie des neuen nicht zum Einsatz in der Seeschlacht gebaut, fon- Werkes des Komponisten des Engeland-Liedes, dern zu dem Zweck, vermöge ihrer Eeschwindig- der „Erika" und vieler anderer Soldatenlieder, keit Aufklärungsdienste zu leisten. Ein wesent- die heute in aller Munde sind, wurde mit Regel- liches Aufgabengebiet der Kreuzer ist der Han- — Bautzen, 20. Dezember. Lasst kleine Kin der nicht an Teiche« knete«. Als in Reudrausch- kowitz Kinder an einem Teiche spielten, glitt ein vierjähriges Kind aus und fiel ins Wasser. Die anderen Kinder liefen schreiend davon. Zum Panzerschiffe der „Deutschland"-Klasse zu Mei sterwerken der Technik. Zu den Panzerschiffen gehören auch die sogenannten „Küstenpan zerschiffe", die eine Wasserverdrängung von höchstens 8000 Tonnen erreichen. Man verwen det sie zum Schutz der Küsten. Dänemark, Hol land, Schweden und Norwegen bevorzugen die sen Kriegsschifftyp Einheiten von verhältnismässig geringer Wasserverdrängung sind die „Monitore". Es sind Schiffe mit sehr geringem Tiefgang zum Schutz von Binnengewässern, die gepanzert und mit teilweise schwerer Artillerie bestückt sind. Auch einige Donaustaaten verfügen über Schifss- drängung von mindestens 7000 Tonnen und ein« Artillerie von 20,2-Zentimeter-Geschützen. Im allgemeinen beläuft sich hier die Wasserverdrän gung bis auf etwa 10 000 Tonnen. Unter „Minenkreuzern" versteht man sehr be wegliche Einheiten, ouf die die Kennzeichen eines Kreuzers zutreffen, die jedoch, wie der Name agt, in erster Linie zum Legen von Minen be stimmt sind und dementsprechende besondere Vor richtungen haben. Die „Husaren des Meeres" nennt man die ..Zerstörer". Es handelt sich um sehr schnelle Einheiten mit einer Tonnage vis 3000 Tonnen. Kriegsschiffen gedeckte Vorstösse eine grosszügige Erkundung zu ermöglichen. Die Konstruktion der Flugzeugträger richtet sich danach, ob Rad flugzeuge oder Seeflugzeuge an Bord genommen werden müssen. Während Flugzeugträger eine grosse Start- bezw. Landesläche besitzen, die durch ein grosses Deck von der Größe der Schiffslänae geschaffen wird, führen die Flugzeugmutterschiffe Kräne und Schleudern zum Starten und Anbord nehmen der Flugzeuge. Einsatzmöglichkeiten und besondere Eigenart der „Unterseeboote" find hinlänglich be kannt. Der Unterschied zwischen Untersee-Kreu zern und Unterseeoooten liegt auch hier wieder in der Tonnage. Neben diesen Haupttypen gibt es noch zahl reiche kleinere Schiffsarten, deren Aufgabe aus der Bezeichnung sich meist ergibt, wie Minen leger und Minensucher, Vorpoften boote, Schulboote usw. Zu dem Tross einer Kriegsmarine gehört dann noch eine Un zahl von Spezialschiffen: Werkstattschiffe, Laza rettschiffe, Eisbrecher, Schulschiffe, Kohlen- jchifse usw. -Mel m» MaM Neichsban kausweis Nach dem Ausweis der Deutschen Reichsbank vom 21. Dezember 1939 hat sich die Anlage der Bank in Wechseln und Schecks, Lombard- und Wertpapieren auf 11656 Millionen Reichsmark vermindert. Im einzelnen stellen sich die Bestände an Wechsel» und Schecks sowie an Neichsschatzwechseln auf 10 423 Mil lionen Reichsmark, an Lombaroforderuugen auf 33 Millionen Reichsmark, an deckungsfähigcn Wert papieren auf 818 Millionen Reichsmark und an son stigen Wertpapieren auf 383 Millionen Reichsmark. Der Deckungsbestand an Gold und Devisen beträgt 77 Millionen Reichsmark. Die Bestände der Reichs bank an Rentenbankscheinen betragen 146 Millionen Reichsmark, diejenigen an Scheidemünzen 379 Mil lionen Reichsmark und die sonstigen Aktiva 1723 Millionen Reichsmark. Der Umlauf an Neichsbanknoren stellt sich auf rund 11000 Millionen Reichsmark. Die fremden Gelder werden mit 1572 Millionen Reichsmark aus gewiesen. Mehrere Torpedorohre und mehrere Geschütze machen die Torvedobootszerstörer zu einem ge fährlichen Feind. Torpedobootszerstörer setzt man ein zum Aufklärungsdienst und zur Be kämpfung von U-Booten, zum Einsatz gegen schwere Einheiten, denen sie durch ihre Geschwin digkeit und Wendigkeit sehr gefährlich wer können. Die wachsende Bedeutung der Luftwaffe hat einen neuen Kriegsschiffstyp entstehen lassen: den „Flugzeugträger" bzw. das „Flug zeugmutterschiff". Es hat die Aufgabe, als schwimmender Flughafen zahlreiche Flugzeuge in die Nähe der feindlichen Küste oder gegnerischen Streitkraft zu bringen, bzw. durch von anderen Als Goethe von der italienischen Reise zurück- kchrte, trat eines Tages auf der Strasse ein junges, „ - , cv». i. < -- ' c , «frisches, vierundzwanzigjähriaes Mädchen auf den sterung ausgenommen, und Obermusikzugfuhrer «delskrisg bzw. der Schutz der eigenen Handels- Gehxj„,rat zu Sie bat für ihren Bruder, den Herms Niel, der seine vom Musikzug und Spiel-(schiffahrt. Der Unterschied zwischen den „schwe-Schriftsteller August Vulpius, um Rat und Hilfe, mannszug der NSKK.-Motorgruppe Sachsen Iren Kreuzern" und den „leichten Kreuzern" be- Christiane Vulpius wurde bald Goethes Frau, und und vom Sangerchor des Motvrsturmes 14/M »3 t steht i» der Tvmiage-Ziffer »nd der Artillerie- „Paul Lei«" zu «Sehür gebrachten Lieder selbst! Bestückung. Leichte Kreuzer habe« eine dirigierte, wurde stürmisch gefeiert. l Wasserverdrängung zwischen 3000 bis zu 10 000 Tonnen und bis zu 15^-Zentimeter-Geschütze. Schwere Kreuzer haben eine Wasserver- denklichem Zustande in das Rochlitzer Kranken haus üt,er««i'ührt werden musste. Gus der VeLchemessesiadt Leipzig Zwei Genwltverbeecher hingerichtet Am 23. Dezember sind der 25jährige Franz Schrausstetter und der 3Kjährige Cölestin Kauss- ner aus Aschheim bei München hingerichtet wor den, die durch Urteil des Besonderen Strafsenats des Reichsgerichts vom 18. Dezember 1930 wegen gemeinschaftlichen Totschlags und Verbrechens ge gen die Verordnung gegen Gewaltverbrecher zum Tode und zum dauernden Verlust der bürger- li'en Ehrenrechte verurteilt worden waren. Schraufstetter und Kaußner, zwei vielfach vorbe strafte Verbrecher, überfielen nach einem voraus gegangenen Wirtshausstreit einen Arbeitskame raden in der gemeinschaftlichen Wohnung grund los und marterten ihn in der grausamsten Weise zu Tode. — Eilenburg» 26. Dezember. Ei"« neue Mut ter gefunden. Die „Eilenburger Neuesten Nach richten" wissen zu berichten. Es kommt wohl nicht häufig vor, dass sich ein Waisenkind, das nichts mehr von seiner Mutter weiss, die ihm das Leben schenkte, und doch so viel von anderen Kindern Mine Marinelunde Die Unternehmungen deutscher Luftstreit kräfte und deutscher U-Boote gegen die englische Flotte haben seemännische Vegrisfe geläufig werden lassen, deren Kenntnis zum Verständnis der Ereignisse notwendig ist. Worin besteht der Unterschied zwischen Schlachtkreuzern, Panzer schiffen, Schlachtschiffen, Panzerkreuzern, leichte ren und schweren Kreuzern usw.? Die „Schlachtschiffe" sind das Rück grat der modernen Flotte. Die Schlachtschiffe der grossen Flottenmächte haben durchweg eine Was serverdrängung von mehr als 20 000 Tonnen und zahlreiche Geschütze schweren und schwersten Kalibers. Zu den Schlachtschiffen zählt man die „Schlachtkreuzer", die eine grössere Ge schwindigkeit als die ersteren haben. Durch das Versailler Diktat, das Deutschland verbot, Kriegsschiffe über 10 000 Tonnen zu bauen, wurde die Klasse der „Panzer- schiffe" geschaffen; diese sind gut gepanzert und bewaffnet und erreichen eine grosse Ge schwindigkeit. Diese „Westentaschen-Kreuzer", wie sie vom Ausland mit offensichtlicher Bewun derung bezeichnet wurden, sind Meisterwerke der deutschen Technik. Trotz der einengendcn Bestim mungen des Versailler Diktates wurden die gehört hat. wie gut eine Mama ist, sich selbst die ersehnte Mutter sucht. Ein solcher Fall hat sich vor einiger Zeit, wie wir erst jetzt hören, in Eilenburg zugetragen. Als eine verheiratete, aber kinderlose Fran eines Tages die Treppe in der Kinderherberge emporsteigt, begegnet ihr ein kleiner Junge. Er stellt sich vor die Frau hin und behauptet hartnäckig: „Du bist meine Mama!" Die verdutzte Frau möchte dem Kinde auseinandersetzen, dass sie gar nicht seine Mutter ist, aber der Junge lässt sich nicht davon abbrin- aen. Immer wieder schreit er, dass sie seine Mama sei, und bricht schliesslich in einen Srbrei- krampf aus. Da nimmt sich die Frau des Klei nen an und bringt ihn nach Hause. In den in zwischen verstrichenen Wochen ist nun ein wirk lich inniges Verhältnis zwischen dem Kinde und seiner neuen Mama entstanden, und auch der Mann ist dem Kinde ein guter Vater geworden. Aue der Ka»de«bauviskadk Dresden Ei« neues Lied von Herms Niel - als der Weihnachtstaa de« Jahres 1789 heraufzog, gebar Christiane Goethe einen Sohn. August blieb , das einzige Kind. Der Vater, im begreiflichen Ve streben, den Einzigen nach seinen Gesetzen zu bilden, ' griff allzu ost und entscheidend in die Lebensgestab tnng des Sohnes ein. Als August ins heiratsfähige Alter kam, wirkte der Vater diktatorisch bestimmend aus die Wahl ein, und daraus erwuchs eine von Rei bungen zerauälte Ehe. Ebenso iragisch wie das Leben Augusts ist sein Ende. Der Sohn begibt sich aus eine Reise nach Italien. Beglückt wandelt er auf den Spuren des Vaters. In Rom befällt ihn ein Fieber. Zu der Nacht vom 26. aus den 27. Okto ber 1836 stirbt er in den Armen des Malers Fried rich Preller. Auf dem kleinen protestantischen Fried hof graben die deutschen Künstler Roms sein Grab. Thorwaldsen schafft das Reliefbildnis für den Grab stein. Noch im Tode aber bleibt August von Goethe der Sohn seines Vaters Als Erabschrist wählt man die lateinischen Worte, die in veutscher Übersetzung lauten: „Goethes Sohn, dem Vater vorangehend". uists Roman von Hans Reh Na-üdru-k verboten' MM vr. Arwur oom Dorv. Sreltal 1 4. Fortsetzung „Du sagst: ja und: richtig und: wahr, und trotzdem soll der Oswald ins Verderben wie sein Vater? Weisst alle Zeichen wie ich und willst sie nicht verstehen? Ich bin irr' an dir geworden, Alter." „Aber ich nicht an mir." Der Ohm blieb in der Sicherheit des Besser wissenden gelassen und ruhig. „Gibt's nicht auch glückhafte Zeichen im Bergwerk, Anna?" „Mehr als genug. Doch ist hierzulande nichts davon zu spüren." „Deine eigenen Augen sollen's dich lehren." Der Ohm stand auf, ging zur Tür und riss sie auf. Draussen standen wie weisse, dichte Tücher die Nebelwände, und hinter ihnen schwang dünn und getragen das Häuerglöcklein. „Oswald", schrie der Alte. Drunten am Bachufer klang die Antwort, und dann hörte man in der Abgeschlossenheit des Ne bels schwere Sohlen durch die Pfützen klatschen. „Verwirr' dem Jungen den Kopf nicht", mahnte die Mutter. „Schweig' jetzt und brenn' das Licht an", ver- lanate der Alte bestimmt. Da nahm die Frau die offene zinnerne Froschlampe (zinnerne Lampe von eigentümlicher Form) vom Fensterbrett, holte mit einem Reifig- span Feuer vom Herd und hielt ihn an den im Öl schwimmenden Docht. Der war von dem durchs Fenster eindringenden Nebel etwas feucht geworden, brutzelte deshalb unter dem sengenden Span ein wenig auf, leuchtete dann aber wie ein spitz nach oben gezogenes Herz in dunkelrotem Elast mit einem breiten silbergrauen Bande. Die Mutter setzte das dürftige Lichtel auf den Tisch. Da trat der Junge zur Tür herein. Der Alte nötigte ihn auf einen Schemel dicht an der Flamme, hiess auch die Mutter sich setzen, und nach einer Weile, in der das Schweigen im Halbdunkel die wartenden Menschcnherzen ein stimmte. erzählte der Ohm seine Offenbarungen. „Hört beide zu. — Es sind der unterirdischen Mächte viele, gute und böse. Die sprechen nicht zu allen Menschen, sondern nur zu den Gläubi gen. Wer die Schlechtigkeit im Herzen trägt, den meiden sie. Und die künden sich uns in den Zei chen und Träumen; auch nicht: mal in einem Zeichen und: mal in einem Traum, sondern: dem Zeichen folgt der Traum oder auch der Traum dem Zeichen. Und so beide das gleiche meinen, bedeutet's die Gewissheit und Erfüllung. Das hat mich mein Grossvater selig gelehrt, und der war ein alter Bergmann von vielem Wissen und hohem Ansehen. Einmal, in den llnternächtcn, haben sich Traum u n d Zeichen bei ihm zusam- mengefunden. Da hat er des Morgens sein Bergzcug und frisch geschärftes Eezäh (Bcrg- mannshacken) mitgenommen, ist durch den Schnee und Sturm auf ein Geröllfeld aufwärts gestampft, das sie damals die ,Dürre Henne' nannten. Die anderen haben ihn verlacht, wie er so zwischen aufgeworfenen Schneewächten in bitterkaltem Winter im faulen Gneis (verwit terter Gneis) herumfuhrwerkte, und erst hat er nichts anderes denn Kies und Blende (Horn blende) gefunden. Dann aber ist er auf weißlet- tiges Gebirge gestossen und hat zuletzt in seinem Tschärpeltäschel Eisenstein mit aus dem frischen Anbruch gebracht. Da ist denn ein Staunen beim Bergvolk gewesen; denn sie wussten alle: das Silber hat einen eisernen Hut. Der Ahu liess sich das Land .oberst und nicderst über Hals und Hand' — so sagte man damals — zu Lehen ge ben, und ist ihm denn auch das Silber über den Haspel gewachsen." „Warum erzählst du uns das?" fragte die Mutter. „Damit du erkennst, dass nicht nur böse, son dern auch gute Zeichen im Bergbau weben", antwortete ihr der Alte. „Ohm", warf nun der Knabe dazwischen, „da muss dein Ahn ein reicher Fundgrübner gewesen sein." „War er auch. Sein Zechenhaus galt als das schönste weit und breit, er konnte sich wohl mit dem Kaspar Kürschner in Nnnaberg messen, und der war der Reickiste der Reichen. Aber " Der Alte versank in tiefes Sinnen. „Ohm, was ist aus dem grossen Reichtum ge worden?" „Ja, Junge, hast recht, wenn du danach fragst. Kannst eines davon in deiner Jugend fr.lb ler nen. was ein anderer in seinem Alter zu spät be griffen hat: es ist schwerer, Geld zu erhalten, denn Geld zu verdienen, und zu Geld gehört Ver stand. Den Ahn hat man mit Prunk wie einen Fürsten zu Grabe getragen, aber fein Sohn, mein Vater selig, ist zwischen vier dünnen, fichte nen Bretteln auf dem Gottesacker in die Erde eingesenkt worden. — Er hat's nicht zusam menhalten können, wollte mehr haben als sein Vater, ging auch der Arbeit gern ans dem Wege. Da sind Freunde zu ihm gekommen und haben ihm von reichen Funden oben im Gebirge und drüben im Böhmischen Wunderdinge erzählt. Er solle Kuxe kaufen und würde so ohne Mühe und Arbeit den zehnfachen Gewinn emheimfen. Da Hot er Kuxe gekauft und Zubusse geleistet uud nochmals und abermals, liess sich von gleißenden Hoffnungen blenden, zuletzt hat ihn der Spiel- und Saufteufel beim Genick gepackt und ihn so lange geschüttelt, bis ihm nicht nur die letzten schweren Laubtaler aus den Taschen gepurzelt, sondern auch das reine Gewissen aus dem Her zen. Gott sei seiner armen Seele gnädig!" Es war ein langes, tiefes Schweigen im Naum. Die Ecken dräuten in verhängnisvollem Dunkel, an der Decke kräuselte sich der stinkende, schwarze Rauch der blakenden Lampe, und der Alte, von der Schwere der Erinnerung überwäl tigt, sank in sich zusammen. Dann rasfte er sich auf. „Nimm die Putzschere und schneide den Docht, die Funzel breirnt trübe und erstickt mir die Lunge." Anna knipste die verkohlten Enden ab, und der Lichtschein ward Heller. „Ja, ja, Junge", fuhr der Alte besinnlich fort, „deshalb hat dein Ohm als Bergbnb' von vorn anfangen müssen. Und ich hab bisher ver geblich darauf gewartet, daß sich Traum und Zei chen miedersinden, hab' wohl auch das eine ge sehen. weil ich scharf drauf gespannt, und das andere erlebt, aber es hat sich nimmer zusam menfinden wollen. — Und nun, Anna, da ich alt und tapperig geworden bin und den Bergham- mcr kaum noch mit den Fingern halten kann — ja, Anna — nun " Er brach ab. Oswald starrte ihm verständ nislos in sein vor Aufregung verzerrtes Gesicht; aber Anna, vom verstehenden Ahnen plötzlich er regt, hob ihre müden Lieder, die grauen Auge» weiteten sich wieder schreckhaft, sie fühlte ihr Herz gegen die Rippen klopfen, und die Gurgel verkrampfte ein stechender Schmerz, der ihr das Reden erschwerte. Sie röchelte. „Sag' es, Alter!" Der sprach feierlich weiter: „Und nun hat sich's wieder zusammengefun den. Zeichen und Traum. Aber ich bin zu alt dazu, kann den Schatz nimmer fördern." Der Frau sprang die Gier aus den Augen. „Sag' mir's, ich will dich reichlich belohnen." Der Bergmann schüttelte den Kopf. „Wo der neue Anbruch glücken wird, weiß ich nicht, aber es haben sich Traum und Zeichen gefunden, und uns wird reiche Ausbeute beschert, Gott hat Kluft und Gedinge (Bergmannsarbeit) veredelt. — Doch Zeichen und Traum sind nicht bei mir vereint, sondern da bei dem Jungen, dem Oswald, und der soll deshalb Bergbübe werden." Die Mutter fiel aus der heißen Erregung in ihren Zweifel zurück. „Just dem soll der Vergfürst hold sein, dessen Vater noch ungerächt im Stollen liegt?" „Vor allem Bergvolk ist unsere Sippe begabt gewesen, die geheimen Zeichen zu schauen und zu deuten, und diesmal sind wieder Traum und Zeichen in unserer Sippe zusammengefallen." Die Anna fühlte wohl, wie der alte Verg- glaube, an dem sie von Jugend an sesthielt, ihre Schleier um sie wob; aber sie wehrte ihn noch ab und versteckte ihre innere Bewegung hinter einem deutlichen Hohn. „Manchmal narren uns Traum oder Zeichen, und wenn sie zusammen — dann doppelt." Darüber wurde der Ohm zornig. Er schimpfte: „Wer darüber spottet wie du, gehört nicht mehr zum alten Bergvolk. Du bist aus der Art geschlagen und lästerst. — Ich gehe heim." Die Mutter, äußerlich noch gleichgültig, aber innerlich nach des Alten geheimer Weisheit be gieriger als vorher, beruhigte ihn. „Erzähle! Ich bin ein Vergmannsweib aus altem Geschlecht und keine von den Neuen «nd Übergescheiten." Der Ohm zögerte ein wenig. Die Totenstille im Raum und ein spukhaftes Ahnen erregten und beklemmten das Herz. Dann sagte der alte Bergmann ein wenig stockend: „Geträumt hab' ich in der vergangenen Nacht." Niemand fragte. Die beiden anderen warte ten, bis sich in des Alten Kopf die verblaßten Bilder der vergangenen Nacht von neuem mit Blut und Farbe füllten und die verschwomme nen Gestalten des leisen Halbschlafes sich wie- )er zu deutlichen Formen gestalteten. Der Alte ticrte mit halbgeschlossenen Augen in die un- »urchdringliche Nacht unter den Tisch, als könne er dort des Traumes wunderliche und verwor rene Gestalten wiedersehen. Dazu erzählte er langsam, als greife er weit in eine fern liegende Vergangenheit zurück und brauche dazu viel Zeit. (Fortsetzung folgt.)
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