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— Die Vergütung für die von den Gemeinden resp. Quartierwirihen innerhalb der AmlShauptmannschast Glauchau im Monat Dezember zur Verabreichung ge langende Marschsourage beträgt für 50 Kilogramm Hafer 8,93 Mark, für 50 Kilogramm Heu 4,73 Mark und für 50 Kilogramm Stroh 2,63 Mark. — Die beftrentirende sächsische Bahnlinie war im Jahre 1900 Zeithain-Elsterwerda. Sie verzinste ihr Anlagekapital mit 10,487 Proc. Auf fast allen Linien war in der Verzinsung im Vergleich zu 1899 ein wesentlicher Rückgang einqetreten. — Die Zahl der Lehrerseminare in Sachse« beträgt zur Zeit 23 (gegen 21 im Vorjahre), an welchen 384 (362) Lehrkräfte einschließlich Directoren wirken. Der Schülerbestand (Seminaristen) beläuft sich auf 3752 (3582), der Seminaristinnen auf 344 (313). Dresden, 19 Dezember. (Landtag. Zweite Kammer.) Den ersten Punkt der Tagesordnung bildet dieSchluß- berathung über den schriftlichen Bericht der Finanz deputation 8 über Vermehrung der Lokomotiven und Tender, Vermehrung der Personenwagen und Erbau ung von Heizhausständen für Lokomotiven betreffend. Die Debatte eröffnet der Berichterstatter für die Vorlage. Abg. Leithold-Tettau: Die Finanzlage SachsenS sei in der Etatdepatte als nicht allzu rosig bezeichnet worden und man habe den Deputationen gerathen, möglichst zu sparen. Der Regierung sei viel daran ge legen, die heute in Frage kommenden Etattitel zur Verabschiedung zu bringen, damit ihr Gelegenheit zur Arbeitsbeschaffung für die Industrie gegeben werde. Er empfehle deshalb den Antrag der Berücksichtigung des Hauses. Abg. Behrens-Niederlößnitz: Er müsse seine Be friedigung darüber aussprechen, daß die Regierung, trotzdem ein dringender Bedarf nicht vorlag, die Titel eingestellt und daß der Finanzdeputation 8 sie bewilligt habe. Dadurch werde die Industrie und den Arbeitern derselben Arbeit zugeführt. Mehr Kosten würden der Regierung daraus nicht entstehen, weil die Beschaffungs kosten für Eisenbahnmaterial jetzt Hilliger seien. Be sonders einverstanden sei er mit der Vermehrung der Personenwagen 3. Klasse, damit endlich einmal die Führung der 4. Klasse als 3. Klasse aufhört. Es sei nicht schön, wenn man, wie dies leider jetzt noch ge schehe, mit einem Billet 3. Klaffe in der 4. Klasse reisen muß. Er möchte auch noch darauf Hinweisen, daß es ihm thunlich erscheine, die Personenwagenplätze 1. Klasse herabzumindern, denn es seien zuviel davon vorhanden. Abg. Schieck-Frankenberg: Die in Titel 23 ge forderten 50 Wagen reichten nicht aus, die Benutzung von Güterwagen zur Personenbeförderung zu beseitigen. Es sei ihm nun zu Ohren gekommen, daß die Preise für Personenwagen weiter zurückgegangen sind und sich 10'/, bis 12Prozent niedriger stellen sollen als früher. Man könne jetzt bereits für 18000 Mark solche Wagen erhalten. Er habe den Wunsch und die Bitte, daß man die geforderte Summe so verwendet, daß die Regierung nicht nur auf die Beschaffung von 50, sondern auf die Anschaffung einer größeren Anzahl Wagen für den niedrigeren Preis zukommen möchte. Einen Antrag in dieser Richtung könne er nicht stellen, doch meine er, daß die Aussprache des Wunsches den selben Erfolg haben werde. Damit ist die Debatte beendet. Das Haus bewilligt einstimmig die geforderten Vermehrungen. Sodann erfolgt die Schlußberathung über Titel 29 des außerordentlichen Staatshaushaltsetats für 1902/1903, die Vergrößerung des Betriebselektrizitäts werkes in Dresden-Friedrichstadt. Abg. Kockel-Chemnitz erstattet den Bericht der Finanz deputation 8 über die Angelegenheit und bemerkt, daß vom vorigen Landtag zu dem gleichen Zwecke als erste Rate 300 000 Mark bewilligt morden seien und daß es sich heute um die Bewilligung einer zweiten letzten Rate handele. Das Betriebselektrizitätswerk sei ein Licht- und Kraftwerk und diene zur Beleuchtung und zum Maschinenantrieb im Werkstättenbahnhofe zu Dresden-Friedrichstadt und zur Beleuchtung des König Alberthafens und der Dresdner Bahnhofsanlagen. Namens der Deputation beantragte er die Bewilligung der geforderten Summe. Ohne weitere Debatte spricht das Haus einstimmig diese Bewilligung aus, worauf die Sitzung geschloffen wird. Dabei wünschte Präsident Dr. Mehnert den Kammermitgliedern ein fröhliches Wechnachtsfest und ein gesegnetes Neujahr. Nächste Sitzung: 7. Januar 1902. — Eines der merkwürdigsten Gesuche, die je mals an die Petitionsdeputation des Landtags gerichtet worden sind, ist die Petition um Erlaß eines Gesetzes wegen ärztlicher Behandlung unheilbar kranker Personen. Der Gesuchsteller wünscht, daß ein Gesetz erlassen werde, das dem Arzte gestattet, unheilbar kranke Personen auf ihren ernsten Wunsch zu vergiften. Der rein menschliche Standpunkt gestattet eine verschiedene Beur- theilung dieses Wunsches, den die Deputation kurz mit dem Hinweise abgelehnt hat, daß dieses Begehren gegen die Reichsgesetzgebung verstoße. Damit hat man sich ohne weiteres einer Besprechung dieses etwas pein lichen Gegenstandes entzogen. Dresden. Da« beweglich und unbewegliche Eigen» thum der Sladtgemeinde, da« sich am 31. Dezember 1899 auf 104 492 552 M. bezifferte, hat sich im Laufe de« Jahre« 1900 um 6 815 240 M. mithin auf 111307 792 M. erhöht. An dieser Erhöhung nehmen vorzugsweise da« Stammvermögen und da« Vermögen der städtischen Betriebe theil; das Betrieb«vermögen und die Sonderfonds sind in ihren Beständen zurück gegangen. Der Grundbesitz bildet den werthvollsten Theil de« städtischen Stammvermögen«. Im ganzen beziffert sich der Werth der der politischen Gemeinde ge hörigen Grundstücke auf 65 695 823 M. (-j- 4 573117 Mark),', wovon 15 771 974 M. auf die au«schließlich UnterrichtSzwecken dienenden Gebäude entfallen. Am Schluffe de« Jahre« 1899 hatte die Anleiheschuld Dresden« die Höhe von 55 645 399 M. erreicht. Hier zu traten im Jahre 1900 durch Begebung von Schuld- «deinen der Anleihen von 1893 und 1Y00 weitere 1437100 M. und 5 000 000 M., zusammen 6437100 M., während 985 941 M. mit Einschluß von 120 941 Mark hinsichtlich der Anleihen der einverleibten Land gemeinden Strehlen, Striesen, Pieschen und Trachen berge getilgt wurden, so daß sich für Ende de« Jahre« 1900 die Gesammlsumme der städtischen Anleiheschulden auf 61095 558 M. berechnete, da« sind 5451159 M. mehr al« 1899. Es darf jedoch nicht unberücksichtigt bleiben, daß bei der Anleihe vom Jahre 1900 ein bei hiesigen Banken verzinslich niedergelegter Baarbestand von 607 365 M. vorhanden war. Wird dieser von den obigen 61095 558 M. in Abzug gebracht, so stellt sich die Gesammlsumme der Verpflichtungen der Stadtge meinde am Schluffe de» Berichtsjahres aus nur 60 488 193 M., und kürzt man diesen Betrag von dem Bestände de« Gcsammtvermögen» an 111307 792 M., so verbleibt ein wirklicher Vermögensbestand von 50 819 599 M. gegenüber 49 723 898 M. im Vorjahre. E« ist also im Jahre 1900 da« reine Vermögen der Stadlgemetnde um 1095 701 M. gewachsen. — Die Einverleibung von Löbtau (40,000 Einw.) zur Stadt Dresden ist nunmehr beschlossene Sache, soweit es vom Gemeinderath in Löbtau abhängt. Leipzig, 19. Dez. Die Ehefrau eines hiesigen Buch halters lödlete sich und ihre drei Knaben durch Ein- alhmen von Gas. Chemnitz, 19. Dezember. Die am hiesigen Platze bestehende Firma I. F. Dnderstädt, deren Inhaber z. Zl. die Herren Kaufleute Aurel Lindner und Kurt Duder- siädt sind, konnte gestern auf ein 75jährigcs Bestehen zurückblicken. — Der 16. sächsische Feuerwehrtag, der im kommenden Jahre abgehalten wird, findet in Meißen statt, wird aber in Anbetracht dergegenwärtigenschlechten Zeiten und der vielfach aufgetretenen Wünsche nach Vereinfachung in schlichterer Weise veranstaltet werden als die letzten sächsischen Feuerwehrtage. Das vorläufige Programm sieht als Termin der Abhaltung den 18., 19. und 20. Juli vor. Meerane. Auch ein Zeichen der Zeit! Ein hiesiger Baumeister erließ kürzlich ein Inserat, betr. Techniker-Gesuch. Hierauf erhielt der Baumeister über 100 Offerten. Darunter befand sich auch eine, in welcher ein Techniker, der eine Hochschule besucht hat, seine Dienste für 75 Markmonatlichanbot! Demnach muß es auch unter den Technikern viel Beschäftigungs lose geben. Freiberg, 18. Dezember. Die bei der Explosion in der Dresdner Dynamitfabrik verunglückten Arbeiter Glöckner aus Hilbersdorf und Heinrich aus Ober- bobritzsch, wurden in Stücke zerrissen. Bisher hat man von den beiden Verunglückten nur wenige Ncber- reste gefunden. Der schwerverletzte Dynamitarbeiter Wetzel aus Oberbobritzsch arbeitete in der benachbarten Bude. Ihm wurde ein Ohr fast vollständig abgerissen; außerdem erlitt er unbedeutende Verletzungen. Eine Lebensgefahr besteht glücklicher Weise für ihn nicht. Wetzel wurde in das hiesige Stadtkrankenhaus gebracht; sein Befinden ist ein befriedigendes. Der Dynamit arbeiter Kaden aus Niederbobritzsch, der ebenfalls ernste Verletzungen erlitten hat, begab sich in seine Wohnung. Mehrere Dynamitarbeiter wurden nur leicht verletzt. Dem Umstande, daß die übrigen Gebäude von der Explosion unberührt blieben, ist es zu danken, daß ein weiterer Verlust an Menschenleben und Material nicht zu beklagen ist und daß die Katastrophe insbesondere nicht so viel Menschenleben forderte, als die letzte große Explosion in der Dynamitfabrik am 15. März 1897. Die beiden tödtlich Verunglückten galten als zuverlässige und erprobte Arbeiter, wie sie die überaus gefahrvolle Thätigkeit in der Gelatine- oder Mischbude erfordert. Beide standen im 26. Lebensjahre und hatten an» An fang dieses Jahres an ein und demselben Tage ge- heirathet. Lößnitz i. E., 18. Dezbr. Mit Rücksicht auf die gegenwärtigen Erwerbsoerhältniffe will Heuer der Männer verein die Aufführung de« so beliebten Christspirl« aut- setzen. Ebenso gedenkt der Bergvrretn in diesem Johre seinen prachtvollen Weih»acht«derg nicht auszubauen. Der Schneeberger Bergverein stellt seinen prächtigen Weihnacht«berg auf. Gera. Die Greizer Färbereiarbeiter haben einen Lohntarif aufgestellt, dessen Anerkennung durch die Fabrikanten sie gegebenen Falles durch einen Streik erzwingen wollen. Auch hier wollen die Färber in den Fabriken Ausschüsse bilden, eine Lohnstatistik auf zunehmen und danach einen Tarif für Gera formuliren, der in seiner Abstufung dem Greizer entspricht. Weiter wurde beschlossen, die Greizer Färber, falls diese in den Ausstand treten sollten, mit allen Mitteln zu unterstützen. Danach scheint sich ein Streik der Färberei arbeiter für den gesammten Greiz-Geraer Bezirk vor- zUbreiten. Vermischtes. * Eine amerikanische Kurzwaareuhaudkuug hat ganz genau und eingehend die Zeil berechnet, welche man den »erschiedenen Arten von Besuchern während der Gefchäst«stunden zu widmen hat. Da« Ergebniß ist die folgende List», die an hervorragender Stelle im Geschäft aushängt und auch, um auf Kunden eindringlich zu wirken, auf die Rückseite der Geschästskarte gedruckt ist: Comptoir-Regeln. Erlaubte Zeit für Unterbrechungen während der Geschäftskunden: Ttd. Mio. SSk. Aufrichtige Freunde — 2 — Lebens-Versicherung-Agenten — — */, Hausirer und Bettler — — */. Freunde, welche ein bißchen „viel dumm" — — 10 Freunde, bei denen eine Schraube locker — — 1 Freunde, die von Vermögen reden wollen — — — Freunde, welche uns auf die Jagd mit nehmen 2 — — Freunde, die un« zum Frühstück einladen 1 — — Freunde, Borger von 5 Mark — — '/, Freunde, welche 10 Mk. borgen wollen — — '/, Freunde, die mehr als 10 Mk. haben wollen — — — Freunde, welche Aufträge ertheilen unbeschränkt Männliche Schwätzer — — 2 Weibliche „ — — 1 Schutzmänner die ganze Nacht Käufer im allgemeinen 6 — — Käufer, welche Kurzwaaren zu kaufen wünschen 12 — — gez. Neal L Brinker Kurzwaaren, 18 Warren Street, New-Uork. * Von der deutschen Reichsdruckerei. Die Reichsdruckerei beschäftigt jetzt ein Personal von 1705 Köpfen, davon sind 81 Beamte, 242 ständig beschäftigte Künstler und Werkleute, sowie 1382 Gehilfen und sonstige Arbeiter im Tagelohn. Im Rechnungsjahr 1900/1901 wurden 15 Milliarden Stück geldwerthe Drucksachen im Nennwerthe von 14 Milliarden Mark hergestellt. An jedem Arbeitstage stellt die Druckerei 10 Millionen Stück geldwerthe Drucksache» im Nennwerthe von 9 Millionen Mark her. Die Anstalt hat im Jahre 1900/1901 12 Milliarden Postwcrthzetchen, 3'/, Milliarden Versicher- ungrmarken, 107 Millionen Wechselstempelmarken, 50 Millionen Reichsstempelwerlhzeichen, 13 Millionen'Spar- marken, ferner für 3,6 Millionen Mark Reichsbanknoten, 14l Mill. Mk. Neichskassenscheine und für 3'/, Milliarden Mk. staatliche Schuldscheine und Zinsbegen hergestellt' Außerdem werden jährlich uugesähr '/^ Milliarde Bogen gewöhnlicher nicht geldwerther Drucksachen ungesertigt. Die Einnahmen beliefen sich im angeführten Rechnungsjahre auf 7,9 Mill. Mk. und wurde bei einer Ausgabe von 5,7 Mill. Mk. ein Ueberschuß von 2,2 Mill. Mk. erzielt. HirndelO-Nüchrrck ^ten. »«rilv, 19. Dezember. (Wechsel- Uanlc- Ulyoont Lours). Mark Amsterdam 8 T 168.40 B per 100 fl. b. 2M 167,5 > G Brüssel und Antwerpen „ 8 T 80,90 G pr. 100 Francs. 3M 80,30 G Italienische Plätze - 10 T pr. 100 Lire ' 2M 79.50 G Schweiz. Pl. IvO Frc. 3'/, 10T 80.80 G London 8 T 20,38 G pr. 1 Lstrl. 4 3M >0,22 G Madrid und Barcelona x. 14 T pr. 100 Pesetas 2M — Paris « 8 T 81,05 G pr 100 Franc 3M 80,60 G Petersburg . 8 T pr. 100 Rubel '3M — Warschau 100 Rubel 5H, 8 T — Wien , 8 T 85,25 G per 100 Kr. ö W. 3M 84,50 G Reichsbank 4°/», Lomb.-Z.-F. 5°/» NMÜvbarr, 19. Dezember. Kornzucker cxc'.. 8S"/o Ncndement 7,80 bis 7,90. Nachproductc exci. 75°/o Rendement 5,95 bis 6,30. Stimmung: Ruhiger. Krystallzucker 1 mit Sack 28,20. Brodraffinade l ohne Faß 28,45. Gem. Raffi nade mit Faß 28,20 Gem. MeliS i mit Faß 27,70. Roh zucker I. Product Transito f. a. B. Hamburg per Dez. 6,87'/« Gd., 7,00 Br., per Jan. 7,05 bez., 7,00 Gd., per März 7,15 Gd., 7,22'/, Br., per Mai 7,37'/« bez., 7,35 Gd., per August 7,57'/» bez., 7,55 Gd. Tendenz: Matt. ilumbar»-, 19. Dezember. Weizen ruhig, Holsteiner loco 167—173, La Plata 135-140. Roggen fest, südruss. cif. Hamburg 106—110, do. loco 107 bis HL, Mecklenburgischer 141 bis 144. Mais fest, ameril. mixed. 136. La Plata 118. Hafer fest, Gerste fest. Wetter: Schön. Srvmeo, 17. Dez. (Baumwolle). Tendenz: Ruhig. Upl. middl. loco 43'/. Pfg. Liverpool, 19. Dezbr. (Baumwolle.) Muthmaßlicher Um satz: 10 000 B. Stimmung: Ruhig. Import: 42000 Ballen. Preise unverändert. — Umsatz: 10 000 Ballen, davon für Spekulation und Export 500 Ballen verkauft. Amerikaner ruhig, '/»- niedriger, Ostindische unverändert. Lieferungen: Stetig. Dezbr. 4"'/«« Käufer, Dezbr.-Jan. 4"«« do., Februar- März 4"/«« Werth, April-Mai 4"/.« Käufer, Juni-Juli 4"/.« bis 4"/„ do. Zahlungsein st ellungen. Off. Handelsges. Herm. Weber u. Co-, Bielefeld. Off. Handels-