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Nr. 297. 28. Jahrgang. Sonnabend, den 21. Dezeniber 1901. OeeUich«» »«» «iichßsche«. Hohenstein-Ernstthal, den 20. Dezember. — Die städtische Schulbehörde hat unserer Schuljugend — einschließlich der Fortbildungsschüler — dadurch eine erhöhte Feststimmung verschafft, daß sie im Einverständmß mit der Bezirksschulinspektion den Schul- schluß auf Sonnabend festsetzte. Viele Eltern werden diese Bestimmung willkommen heißen, da sie die kleinen Hände zu häuslicher Arbeit vor dem Feste sehr noth- wendig gebrauchen können. — Concurs ist eröffnet worden über da« Vermögen de« Materialwaarenhändler« Paul Gustav Ebersbach in Hohenstein-Ernstthal. Forderungen find bis zum 9. Ja nuar 1902 anzumelden. Concursverwalter: Kaufmann Johannes Koch. — Der kürzeste Tag und die längste Nacht am 22. Dezember bringt un« zugleich Winter« Anfang, der an diesem Tage Nachmittag« 2 Uhr, da die Sonne in da« Zeichen de« Steinbocks tritt, seinen offiziellen Ein- zug hält. Dieser kürzeste Tag hat mir eine Länge von 7 Stunden 48 Min., die Nacht dagegen eine solche von 16 Stunden 12 Min., letztere nimmt also mehr al« zwei Drittel von den 24 Stunden der Länge de« astronomischen Tage« ein. Schon der nächste Tag, der 23. Dezember, hat nach der astronomischen Berechnung zugenommen, frei lich nur um unmerkliche Sekunden. Erst am 26. De zember beträgt die Zunahme 1 Minute und am 31. Dezember 3 Minuten. Redaction und Expedition: Bahnstraße 3 (nahe dem K. Amtsgericht). Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Ernstthal. fühl im Volke zu pflegen, brauche Ich Sie und danke Ihnen, daß Sie in der Siegetallee solche Arbeit geleistet haben. Der Eindruck auf die Fremden ist ein über wältigender, überall ist ein ungeheurer Respekt für die deutsche Bildhauerei bemerkbar. Möge diese auf solcher Höhe bleiben, dann wird unser Volk da« Schöne lieben und die Ideale hoch halten können." Der Kaiser Iran? auf aller Anwesenden Wohl, nochmal« herzlichst dankend. ConfiScirt wurde in Berlin auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft die von der socialdemokratischen Buchhandlung „Vorwärts" herausgegebene Weihnachts zeitung „Arbeitslos". Gefunden wurden nach dem „Vorwärts" in der Buchhandlung etwa 13 000, in der Druckerei 17 000 theilweise noch unfertige Exemplare. Auch die Platten wurden aus der Maschine gehoben und von der Polizei mitgenommen. Die Beschlagnahme ersolgte aus Grund des H 130 des Strafgesetzbuches, der Den bis mit 600 Mk. Geldstrafe, oder bis zu zwei Jahren Gefängniß bestraft, der verschiedene Klaffen der Bevölkerung zu Gewaltthätigkeiten gegen einander auf reizt. Diese Aufreizung hat die Staatsanwaltschaft in dem gejammten Inhalt, besonders aber in einem Ge dicht auf der Titelseite, gefunden. — Ausländische Arbeiter aus Russisch-Polen und Galizien waren beim Bau eines Stichkanals und sonstigen Tiefbauarbeiten auf dem Terrain der Berliner Grundrentengesellschaft an der oberen Havel in Spandau bisher in großer Zahl beschäftigt; neuerdings sind sie aber sämmtlich entlassen und an ihrer Stelle einheimische Arbeitskräfte eingestellt worden. Letzteres soll auch in Zukunft biS zur Beendigung der umfangreichen Arbeiten geschehen. Kattowitz, 19. Dez. Gestern Abend entgleisten beim Durchfahren einer Weiche im Sammelbahnhofe Krugschacht die Maschine, der Packwagen und 5 Güter wagen eines Zuges. Das Lokomotivpersonal sowie ein Bremser sind schwer, der Zugführer leichter verletzt. Der Materialschaden ist erheblich. Halle a. S., 19. Dez. Heute morgen kurz nach 5 Uhr brach auf dem Grundstück der Postamts 4 in der Gaststraße, in besten Hintergebäuden die große Stärke fabrik von Drucklau' betrieben wird, ein verheerendes Feuer aus. Der Mehr gelang es nach langer, ange. strengter Arbeit, das Postamt selbst zu schützen. Die Fabrik jedoch war nicht zu retten und ging in Flammen auf. Vom Winde begünstigt, sprang das Feuer auch nach der hinter der Brandstätte gelegenen Laurentius straße über und richtete dort ebenfalls an einigen Häusern Schaden an. England. London, 19. Dez. In Irland bereitet sich eine große Erhebung gegen die englische Regierung und den englischen Grundbesitz vor. Ein irischer Parlamentarier wurde mit drei Monaten Gefängniß wegen ungesetzlicher Abhaltung einer Versammlung bestraft, andere stehen unter der Anklage gleicher Vergehen. Der aus Amerika von einer Agitation-reife zurückgekehrte irische Parlaments führer Redmond, der von der Stadt Dublin zum Ehrenbürger ernannt ist, hielt gestern gelegentlich eines ihm dargebrachten Fackelzuges eine Rede, worin er auS- führte, der mächtige Zug durch die Straße« sei eine Erklärung an die Regierung, daß alles, was die Iren zu thun hätten, sei, die Fackel der irischen Revolte gegen die englische Herrschaft zu schwingen. — Gute und schlechte Witze über die Kriegführung der Engländer und namentlich über das Verhalten des englischen KriegSamteS machen englische Zeitungen seit einiger Zeit. Zu den guten dürfte nachstehende Geschichte gehören: „Ein aus Südafrika zurückgekehrter Offizier reichte eine Forderung für rückständigen Sold für zwei Monate ein. ES wurde ihm aufgetragen, für Hchnstm-ßriiWal, MrkWitz, GMorf, Wüstmbrand, Ursprung, Mittelbach, Hermsdorf, Benisdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf u. die zwei Monate Sept, und Okt. oertiLeates", also einen Nachweis, daß er während der Zeit noch am Leben war, beizubringen. Aus Versehen schickte er nur einen Nachweis für den letzten Monat, und daS KriegS- amt verweigerte mit der folgenden klassischen Begründung die Auszahlung: „Wir sind im Besitze JhreS Nachweises für Oktober, aber wir haben keinen Beweis dafür, daß Sie auch im vorhergehenden Monat am Leben waren". — Die englischen Niederlagen im November. Man schreibt au« dem Haag: Einem soeben au« Jo hannesburg eingetroffenen brieflichen Berichte find folgende interessante Mittheilungen zu entnehmen: In der ersten Hälfte de« November ist in dem Striche zwischen Spring«, Ermelo, Middelburg und Pretoria sehr heftig gekämpft worden. Die Engländer haben dabei nicht weniger al« 3 Obersten und 2000 Mann an Tobten, Verwundeten und Gefangenen verloren. Botha hat den Engländern bei Renosterkop (nördlich von Pretoria) eine Schlacht ge liefert. Daß diese für die Engländer sehr verlustreich gewesen ist, beweist schon die große Zahl der hierher verbrachten Verwundeten. Sicher 1000 Mann! — Bei Ermelo wurden 300 Engländer gefangen genommen. — Zuverlässigen Nachrichten zufolge ist in der vorigen Woche ""'d Springe sehr heslig gekämpft worden. Die häufige Wahrnehmung, daß Feigheit und Insubordination im englischen Heere vom gemeinen Mann bereits auf me höchsten Stellen übergegriffen haben, erhält von dort her eine neue bezeichnende Bestätigung. Ein Colonel hatte den Befehl erhalten, die Burenstellung nochmal« zu sturmen. Er weigerte sich, de» Befehl, der unter den gegebenen Verhältnissen ein zwecküser Mord sei, auszu- u kam es zwischen ihm und dem General, der den Befehl ertheilt hatte, zu einer sehr erregten Aus- bereu sich der Colonel an seinem Vorgesetzten sogar thätlich vergriff. Das gab den AN ewem blutigen Handgemenge unter den Eng- ländern selber, die nun von den Buren mit Ungestüm angegriffen und leicht überwältigt wurden. Der be- Ede nach Komalipoort geschickt, wo Neber besorgen soll, was man in dem Bemühen, den ungeheuerlichen Vorfall zu vertuschen ! unterlassen zu müssen geglaubt hat. vertuschen, Jnsertionsgebühren: die fünfgefpaltene oder d Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg, für auswarw PW' Reclame 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe R Annahme der Inserate für die folgende Nummer ' 10 Uhr. Größere Anzeigen Abends vorher erbeten, Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich Nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Austräger, sowie alle Postanstalten. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich 1 Ml. 25 Pfg. incl. der illustrirten Sonntagsbeilage. Deutsche« Reich. Berlin, 19. Dezember N-! im Schlöffe hielt der Kaiser eine Diner daran, der heutige Taa de« erinnerte I-i d-t d7?I8SS Museum« der Völkerkunde dur^ Emwnhung de« feine künstlerisch hochbegabte Göttin ' De?«/^"^ 'N den »««führenden Künstlern mch "h-i^ gramm der Gruppen entwarf P*o- Königshause«, Professor Koker R wählte der Kaiser an Stelle von Kommission^ geruhten und Konkurrenzen den Weg direkt» ^2 .^"nstler nach der altbewährten Art der klassischen Zett, und mtt Reinhold Begas' Hilfe gelang -«, m Berün einen Stab von Künstlern hierfür z^ sammenzufinden Den Künstlern wurde möglichste Frel- hett gelaffen, und da« Experiment gelang. All dürfen mtt Befriedigung auf da« Werk in der Siegesallee u" rückbücken Der Kaiser ging nicht in's Detail ein und begnügte sich, der Direktive den Anstoß zu geben Der Kaiser sprach seinen Stolz und seine Freude aus, daß Berlin vor der ganzen Welt dastehe mit einer Künstler- schäft, die so Großes auszuführen vermag. Die Ber liner Bildhauerschule stehe aus einer Höhe, wie wohl kaum je in der Nenaissancezeit es schöner hätte sein können. Da- Beispiel und die auf der Kenntniß der Antike beruhende Auffassung Begas' war Vielen ein Führer bei der Lösung der großen Aufgaben. Gleich- wie im Mittelalter und Italien sand der Fürst die Meister, an die sich eine bestimmte Schule anschloß. Auch die heutige Eröffnung des Pergamon-Museums ist ein wichtiger Abschnitt unserer Kunstgeschichte. Sie birgt eine Fülle von Schönheit, wie sie nicht herrlicher vereint vorzustellen ist. Die Kunst schöpft Alles aus der Natur; diese bewegt sich nach den ewigen Gesetzen, die der Schöpfer gesetzt hat. Der Anblick der herrlichen klassischen Werke lehrt, als ewiger Gesetz herrscht auch hier das Gesetz der Schönheit, der Harmonie und der Aesthetik, das die Alten so überwältigend zum Ausdruck brachten, daß wir eine besonder« gute Leistung mit Stolz al« beinahe so gut bezeichnen. Der Kaiser fuhr dann fort: Noch steht die Bildhauerei rein von mo dernen Strömungen da. Geben Sie nicht die alten großen Grundsätze auf. Die Kunst, welche über die ästhetischen Gesetze sich hinwegsetzt, ist Fabrtkarbeit; die Zuwendung zu mehr technischen Aufgaben führt zur Versündigung an den Urquellen der Kunst. Ferner soll die Kunst da« Volk erziehen und den unteren Ständen nach harter Arbeit Ideale biete». Im deutschen Volke wurden große Ideale zu dauernden Gütern, wahrend sie den anderen Völkern mehr oder weniger verloren gingen. Nur das deutsche Volk bleibt übng, da« an erster Stelle berufen ist, diese großen Ideale zu hüttn, zu pflegen und sortzusetzen. Hierzu gehört auch die Er hebung der arbeitenden Klaffen durch da« schone. Wenn die Kunst da« Elend noch scheußlicher hmstellt, versündigt sie sich am deutschen Volke. Die Pflege der Ideale ist die größte Kulturarbeit, und wenn wir hierin den anderen Völkern ein Muster ^in und bleiben wollen, muß da« aanze Volk Mitarbeiten. Die Kunst HW Per ,u. wenn st- -m V-tt --heb'. 'fL EM st-m m-d-rst-A MW- -n E« -U Nn mL-m L7 UL AL