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h.vEL'"»»», sir Hihkiisikik-EuisttMl, AnlmiWih, 8M»rs, Lugau, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf u. s> w» sditses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich Nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Austräger, sowie alle Postanstalten. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich 1 Mk. 25 Pfg. incl. der illustrirten Sonntagsbeilage. Redaction und Expedition: Bahnstratze 3 (nahe dem K Amtsgericht). Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Ernstthal. Jnsertionsgebühren: die fünfgespaltene Corpuszeile oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg., Reclame 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Annahme der Inserate für die folgende Nummer bis Borm. 1V Uhr. Größere Anzeigen Abends vorher erbeten. Nr. 298. Sonntag, den 22. Dezember 1901. 28. Jahrgang. U Ä g? Z K e s ch j ch t e. Deutsches Reich. Berlin, 20. Dezember. Im August dieses Jahres ist ein Deutscher Namens Fritz Lahr aus Hobach von einer mit europäischen Feuerwaffe» ve> seheneu chinesischen Räuberbande überfallen und ermordet worden. Der Beweggrund dafür dürste, wie die „Nordd. Allgem. Ztg." mittheilt, darin zu suchen sein, daß Lahr auf einer Ziegelei unweit von Peking eine Art Schutzwache einrichtete und dazu etwa '/, Dutzend Chinesen mit Gewehren versehen und für den Polizeidienst einexerzirt hatte. Deshalb lauerten die Räuber der Umgegend darauf, ihn aus dem Wege zu schaffen. Am 9. August ist es ihnen gelungen, Lahr abzufassen und zu erschießen. Auf Antrag des deutschen Gesandten in Peking hat die chinesische Regierung Nachforschungen nach den Thätern eingeleitet, die bald zu deren Ergreifung geführt haben. Die Mörder waren unter dem Namen Ässekuranzräuber bekannt, man konnte sich nämlich bei ihnen durch frei willige Zahlungen gegen Räuberei versichern. 15 Mit» glieder dieser Bande, darunter 2 an der Ermordung Lahr's unmittelbar betheiligte, sind zum Tode verurtheilt und hingcrichtet worden. Die Hinrichtungen fanden am 2. und 16. Oktober in Gegenwart eines Beamten der kaiserlichen Gesandtschaft am Ort der That statt. Chinesische Truppen waren hierbei zugegen und viele Hunderte von Einwohnern der Nachbarorte wohnten den Strafvollstreckungen bei. — Neber „Rcichstagsfaulpelze" läßt sich die „Deutsche Tagesztg." in einem Leitartikel aus. Die „Deutsche Tagesztg." hat drei Mittel, die aber alle zu gleich angewandt werden mußten, bereit, um das Schwänzen im Reichstag „einigermaßen" zu bessern. Die Wähler müßten jeden Kandidaten verpflichten, regelmäßig an den Berathungen theilzunehmen. Die Dauer der NeichStagSverhandlunge» muffe aus ein vernünftiges Maaß zurückgesührt werden und in jeder Woche müßten im Reichstag vielleicht der Srnnabend oder Montag sitzungsfrei bleiben, damit jeder Abgeordnete nach Hause reisen könne. — Die der Berliner Stadtverordncten-Ver- sammlung von dem Magistrat zur Kenntnißnahme übersandte Vorlage, betreffend die Wahl des Stadtraths Kauffmann zum zweiten Bürgermeister, rief eine lebhafte Erörterung hervor. Die Mehrheit war „im Fall Kauff mann" der Meinung, daß eine Neuwahl nicht ohne Weiteres möglich sei. Stadtverordneter Cassel sprach seine Genugthuung darüber ?aus, daß der Magistrat sich der Rechtsauffassung der Versammlung angeschlossen habe. Es bleibe noch der Weg der Jmmediat-Vor- stellung an den König, doch erscheine es nicht angängig, sich in einer Rechtsfrage bittender Weise an die Krone zu wenden. Dagegen werde im Landtage Gelegenheit sein, die Regierung über ihre Haltung in der Angelegen heit zu interpelliren. Eine Neuwahl dürfe die Ver sammlung nicht eher vornehmen, als bis der König selbst seine Entscheidung getroffen habe. Den zweiten Gegenstand bildete die Frage der Arbeitslosigkeit. Ueber diese hielt Herr Stadtrath Fischbeck eine lange Rede. Der Statistik der Gewerkschaften stellte er diejenige des Magistrats gegenüber, verglich frühere Jahre mit dem jetzigen und kam zu dem Ergebniß, daß man vielfach übertreibe. Gerade verblüffend wirkte seine Mittheil- ung, daß nach dem letzten Schneefall die Stadt nur mit Mühe 1250 Hilfsarbeiter izum Schneeschippen zu sammengebracht habe, obgleich sie keinen zurückwies und 2,60 Mk. täglich zahlt. Das Wesentlichste waren seine Angaben über positive Maßregeln, die der Magistrat zur Abhilfe der in manchen Geschäftszweigen, besonders der Metallindustrie, hauptsächlich vorhandenen Arbeits noth angeordnet hat. Es sollen keine fremden Arbeiter angestellt werden; schon bewilligte Bauten usw., deren Pläne fertig sind, sollen schnell vergeben werden; fix und fertig zur Vorlage sind Pläne, einer etwa ein tretenden Verschlimmerung der Lage sofort vorzubeugen. — Ein Duell haben im Dez. 1900, nachdem sie sich thätlich aneinander vergriffen, zwei Rechtsanwälte in Braunschweig,- beide Reserveoffiziere, ausgefochten, bei dem der eine, Reiche, am Oberschenkel schwer verletzt wurde. Er wurde zu 3, sein Gegner Lüdde in erster Instanz zu 9, in zweiter Instanz zu 6 Monaten Festung verurtheilt. Jetzt ist nach dem „Braunschw. Volksmund" Reiche begnadigt worden, nachdem er noch nicht 2 Monate seiner Strafe verbüßt hat. — Die Zahl der weibliche» Angestellten bei der Reichspost- und Telegraphen-Verwaitung ist in stetem Steigen. Unter den 79 876 Beamte», die die Verwal tung im Jahre 1900 hatte, befanden sich 7671 weibliche Personen. Im Jahre 1897, dem ersten, für das in der Poststatistik Angaben über das weibliche Personal gemacht worden sind, befanden sich unter 74 065 Be. amten 2997 weibliche, im Jahre 1898 unter 76 025 4665 und 1899 unter 76 825 6105. Die Gesammt- zahl der Beamten hat sich seit 1897 um 5810, die der weiblichen Beamten allein um 4694 vermehrt, sodaß mehr als 80 v. H. der gesammten Vermehrung auf die weiblichen Beamten entfallen. Der Hauptantheil der weiblichen Beamten entfällt auf de» Fernsprechdienst. — Die Schnellbahn und ihre Zukunft fand eine eingehende Erörterung im Verein Deutscher In genieure in Berlin. Erschienen waren unter Anderem Minister v. Thielen und der Präsident des Reichseisen bahnamts Wirkl. Geh. Nath Schultz mit ihren Rüthen, die Vertreter der ersten elektrischen Firmen und die meisten Mitglieder der Studiengesellschaft für elektrische Schnellbahnen. Herr F. B. Behr aus London sprach über elektrische Schnellbahnen und die geplante Ein schienenbahn zwischen Manchester und Liverpool, deren Ausführung vom englischen Parlament bereits geneh migt ist. Der Vortragende ging von der Betrachtung aus, wie der gegenwärtige Zustand, daß auf demselben Gleise Züge der verschiedensten Geschwindigkeiten für den Schnell-, den Nah- und den Güterverkehr verkehren müssen, zu immer steigender Mißhelligkeit führe. Jetzt wäre der Augenblick gekommen, um für den Schnellver kehr zwischen den Hauptstädten besondere Bahnen mit eigenem Gleis zu bauen. Die Schnelligkeit könne allein dadurch auf das Doppelte gebracht werden, während auch der Lokal- und Güterverkehr bedeutend wirthschaft- licher gestaltet werden könne, wenn die Züge nicht mehr genöthigt sein würden, den Schnellzügen fortwährend auszuweichen. Zur Ausführung besonderer Schnell bahnen sei jedoch das jetzt allgemein verwendete Zweischienensystem nicht geeignet. Herr Behr empfiehlt dafür die Einschienenbahn, mono-rsil. Der Vortragende gab dann eine Geschichte der bis jetzt vorhandenen Ein schienenbahn. An die Ausführungen knüpfte sich eine sehr eingehende Erörterung. Oberingenieur Lasche von der Allgemeinen ElektrizttätSgesellschaft machte Bedenken gegen das Einschienensystem geltend. Geheimer Baurath Lochner von der Studiengesellschaft für elektrische Schnell bahnen legte die Möglichkeit dar, mit der Zweifchienen- bahn einen Schnellverkehr von 200 bis 220 Kilometer zu ermöglichen. Oberingenieur Petersen, der Ingenieur der Schwebebahn, wies in längeren Ausführungen auf die Schwierigkeiten einer Ueberwindung der Kurven bei großer Geschwindigkeit hin. Nach seiner Ansicht ist die Schwebebahn allein zur Schnellbahn geeignet. Hameln, 20. Dezember. Wie die „Deister- und Weserzeitung" mittheilt, ist der hier 1 Uhr 3 Minuten fällige „V"-Zug Nr. 31 Berlin-Köln bei Altenbeken entgleist. Von einem Augenzeugen wird darüber be richtet : Der Schnellzug Nr. 31 Berlin-Köln mußte j zwischen Neuensiegen und Altensiegen halten, weil er ein Pferd überfahren hatte, als der nach kurzem Ab stand folgende Personenzug Paderborn-Altensiegen auf die Druckmaschine des Schnellzuges auffuhr. Die Wirk ung war furchtbar. Nach Angabe des Gewährsmannes sind mindestens 15 Personen getödtet, die Zahl der Verwundeten ist ebenfalls sehr bedeutend. Der gräß liche Ausgang des Unglücks ist hauptsächlich dem Um stande zuzuschreiben, daß mehrere Waggons nach dem Zusammenstoß in Brand geriethen. Die Unverletzten wurden mit dem Personevzuge meiterbefördert. — Die König!. Eisenbahndirektion in Kassel giebt bekannt: Der Personenzug Nr. 399 fuhr heute mittag bei Altenbeken auf den D-Zug Nr. 31, dessen letzter Wagen stark be schädigt wurde. Soweit bisher festgestellt werden konnte, wurden fünf Personen getödtet, zehn schwer verletzt. Oesterreich Ungarn. — Jeder Beamte Böhmens soll beider Landes sprachen mächtig sein. Wie in der Praxis diese Forder ung durchgeführt wird, zeigt sich wiederum in nach folgendem Falle: Bei einer Verhandlung gegen einen Finanzwachaufseher traten als Zeugen zwei weitere Finanzwachauffeher auf. Alls drei Zollbeamte sind in Bayerisch-Eisein bei der dortigen Zollabfertigung im Revisionrsaale des Grenzbahnhofes angestellt. Bei der Verhandlung verlangte der eine Finanzwachausscher mit der Begründung, daß er der deutschen Sprache über haupt nicht mächtig sei, in czechischer Sprache ver nommen zu werden. Diesem Ersuchen mußte vom Richter schließlich auch Folge geleistet werden, da sich herausstellte, daß eine Verständigung mit dem im deutschen Sprachgebiete, ja auf einem Grenzbahnhofe, angestellten Beamten nicht möglich war. Mil den beiden anderen Beamten war unter erheblichen Schwierigkeiten eine Verständigung in deutscher Sprache schließlich mög lich, ihr Deutsch war «der geradezu fürchterlich. OerLliches »nd Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, den 21. Dezember. — Der König des Erzgebirges, der mächtige Keilberg, im Sommer zahlreich von Aurflüglern besucht, ist seit 1900 auch für Besucher im Winter zugänglich. Das durch bedeutenden Zubau erweiterte UnterkunfShauS ist den ganzen Winter über geöffnet und bietet nebst Speise und Trank auch Nachtlager in ausreichender Zahl. Eine Wanderung zu Fuß oder auf Schneeschuhen zu dem leicht zugänglichen Gipfel des Keilberges oder des benachbarten sächsischen Fichtelberges über die offenen, blinkenden Schneeselder und durch die verschneiten, in abenteuerlichen Gestalten sich darbietenden Nadelwälder bietet des Anziehenden und Lohnenden viel. Der neu- gegründete Schneeschuhklub in GotleSgab führt ein reges Leben. Auch der Bau einer l neuen Zufahrtsstraße auf den Keilberg ist im Gange. Man denkt ferner an die Einbürgerung der Hörner-Schlittenfahrten, wie sie im Riesengebirge stattfinden. Bemerkt sei, daß der Keil- bergwirth auch Schneeschuhe verleiht. Lichtenstein, 19. Dez. Der Naturheilkundige Trotz aus Mülsen St. Jacob, der sich wegen fahrlässiger Tödtung der Frau Pöcker in Thurm und eines gewissen Müller aus Mülsen im hiesigen Amtsgerichtsgefängnisse in Untersuchungshaft befand, ist gestern nach Zwickau in die Kgl. Gefangenanstalt transportirt worden. Dem nach dürfte anzunehmen sein, daß die Angelegenheit für ihn nicht günstig steht. Leipzig, 19. Dezbr. Im hiesigen Stadlparlament sprach man gestern Abend viel über die Bekämpfung der vorhandenen starken Arbeitslosigkeit. Setten« de- Rathes wurde erklärt, daß man mehr noch als bisher durch Inangriffnahme öffentlicher Bauten ,c. helfend eingretfen wolle — gegenüber einem sozialdemokratischen Anträge