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. - — .6^ I!' 1^ nj Nr. 299 28. Jahrgang. Dienstag, den 24. Dezember 1901. r e. keine 0 r ert. »2. Ml ISA o.. s.. ü, o „ Redaction und Expedition: Bahnstratze 3 (nahe dem K. Amtsgericht). Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Crnftthal. Jnsertionsgebühren: die fünfgespaltene Eorpuszeile oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg-, Reclame 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. - tnkaende Nummer bis Borm. . — N!. . 85 ^dkilslkii,4i«sliPl. LdttlunWitz, bttsüars, Mittelbach, Heraisdorf, Bernsdorf, r-anaenberg, Falken, Meinsdorf täglich Nachmittags"^' ^^oder dere Aust^ legte sich die Schiebelokomotive mit ihren sämmtlichen Bremsklötzen fest. An die Möglichkeit de« Falles, daß die rückwärts liegende Blcckstatton das Zeichen auf freie Durchfahrt für den folgenden Zug geben könnte, dachte Niemand. Da nun an der Blockstation für den nach folgenden Personenzug das Zeichen für „Freie Fahrt" stand, mußte das Unglück eintreten. Durch die Kurve und ebenso durch den dichten Nebel war der Ausblick ge hindert und fo fuhr der Personenzug, der mit einer schweren Schnellzugsmaschine neuesten Systems bespannt war, um die Kurve auf die Schiebelokomotivs. Die Wirkung des Ausstoßes war furchtbar. Die Schiebe- Maschine, ebenfalls eine der schwersten Maschinen, welche wie angemauert aus den Schienen lag, flog ohne Tender in die Luft und setzte sich dann ganz, wie sie war, auf den letzten Wagen des O-Zuges, als ob sie genau auf ihn paßte. Die Seitenwände des Wagens, der nur 3. Klaffe führte, Iheilten sich glatt nach rechts und links ab und die Decke und der ganze Inhalt wurden in ein wüstes Chaos gedrückt und nach vorn gepreßt. Der Boden brach nicht durch, sondern trug die schwere Last, doch fing unter dem Aschekasten die Diele des Wagens an zu brennen. Die übrigen Wagen des V-Zugcs blieben beinahe, die des Personenzuges völlig unbeschädigt. Sämmtliche Lokomotivführer und Heizer vermochten sich durch Abspringen zu retten. Von den 38 Insassen des zerstörten Wagens hielten viele sich im Seitengange aus und wurden dadurch auf den Bahndamm geschleudert oder nur an Händen und Füßen verletzt. Die Uebrigen wurden erdrückt, zum Theil auch außerdem verbrannt. 8 Tobte sind geborgen, 5 weitere Gelödtete sind unter den Trümmern sichtbar. Wahrscheinlich liegen noch mehr Tobte unter den Trümmern. Von den Verletzten ist einer gestorben. Die Personalien der Verbrannten werden schwer sestzustellen sein. Rußland. Petersburg, 21. Dezember. Der „Regierungsbote" meldet: Die wegen Ruhestörung und Herabreißens des Wappenschildes von dem deutschen Consulatsqe- bäude in Warschau verhafteten 21 Studenden sind zu zwei Wochen bis zn drei Monaten Arrest verurtheilt worden. Amerika — Die finanziellen Schwierigkeiten der kürzlich be endeten allamerikanische» Ausstellung in Buffalo sind sehr groß, da das Direktorium nicht einmal im Stande ist, den Ausstellern die ihnen zuerkannten Diplome anfertigen zu lassen. Ungefähr 10 000 Diplome sollten zur Vertheilung gelangen, von denen eine Gattung 33, die andere nur 25 Cents beansprucht, aber die immer hin 3000 Dollars betragenden Gesammtkosten für den Buchdrucker sind mit dem fehlenden weit größeren Kapital nicht vorhanden, und es fehlt an jeder Mög lichkeit, sie aufzubringen! Die Direktion hat jetzt einen Appell an die Regierung des Staates Newyork ge richtet nnd hofft, daß durch sie Abhilfe geschafft werden wird. Schlägt aber dieses Gesuch fehl, so tritt der schier unglaubliche Zustand ein, daß die Empfänger von Auszeichnungen auf einer großen Ausstellung nicht ein- mal ihre Diplome erhalten, gar nicht zu reden von den Medaillen selbst, die wohl die meisten gern selbst be zahlen würden, wenn sie nur die dazu gehörigen Diplome besäßen — Trotz dieser schlimmen Erfahrung rüstet man sich in St. Louis allen Ernstes, für das Jahr 1903 eine Weltausstellung zu inszenirev, wofür die Aussichten weit ungünstiger erscheinen, als sie sich thatsächlich für die „Allamerikanische" gestaltet hatten. Wenigstens hat der bekannte deutsche Großbauer von St. Louis, Adolphus Busch, der kürzlich aus Europa zurückkehrte' von dort die fatale Meldung mitgebracht, daß keine nennenswerthe europäische Betheiligung zu erwarten einem Blockhaus? seiner Laufbahn das jähe Ende be reitete. Die Schreibweise seines Namens ist verschieden, sie cautel bald Kritzinger, bald Kruitzinger. m 21. Deccmber. Wie das „Westfälische Bolksblatt" berichtet, wurden an der Unglücksstelle bei Altenbeken heute weitere vier Leichen, bis jetzt also im Ganzen neun, gefunden. Anscheinend liegen noch einige Leichen unter den Trümmern. — Der „Köln. Ztg." geht über Entstehung und Ver> lauf des Altenbekener Bahnunfallcs bei Paderborn folgende Darstellung zu: Der um 11 Uhr 46 Minuten Vormittags fällige v Zug, der Köln 8 Uhr 29 Min. verläßt, hatte mit etwa 10 Minuten Verspätung bald nach Mittag die letzte Blockstation vor einer scharfen Kurve, Kleinkrug mit Namen, passirt, und der Wärter der Station gab einem um 11 Uhr 53 Minuten von Paderborn hinter dem V-Zug abgelasienen Personenzug freie Durchfahrt. Inzwischen war aber gleich hinter der Kurve dem V-Zuge der Unfall begegnet, daß ein Pferd, das seinem Besitzer entlaufen und auf den Schienen- > sträng gerathen war, unter die Räder der Lokomotive kam und dadurch den Zugführer zum Halten veranlaßte. Der V-Zug halte wegen der starken Steigung eine Schiebelokomotive. Diese Schiebelokomotive setzte sich jetzt etwas 'zurück, um dem v Zug zur Befreiung von dem Pferdekadaver Spielraum zu geben. Da nunmehr aber auch die Gefahr eintrat, daß der v Zug bei der Stemmung nach rückwärts ins Rollen kommen konnte, t. -l Nor 8-6 - sjlltt" wollen. Oertliches rmd Sächsisches Hohenstein-Ernstthal, den 23. Dezember im hlesi^n^ da?K7ch^^ entzündung beanstandeten Kalbes in rohe Z " LNifLk welche im dritten Viertel des laufenden Jahres in Sachsen bekannt geE haben nab den Miltheilungen de« »Sächsischen Kirche und SchulblatteL" die Höhe von 629 8^0 M. erreicht die überwiegende Zahl derselben ist wleder Zwecken allgemeinen Volkswohles gewidmet. AIS die bedeutendsten derselben sind zu nennen: Frau verw. Hauptmann von Witzleben vermachte der Stadt Dresden zu verschudene milden Zwecken 200000 M.; das bibliographische In stitut von Meyer in Leipzig stiftete aus Anlaß de« 75jährigen Geschäftsjubiläums zur Verstärkung de» Pensionsfonds 132 500 M.; Fabrikbesitzer Bleicher! m Leipzig-Gohlis vermachte der dortigen Kirche 40000 M. zu kirchlicher Armenpflege und 15000 M. zur Ge sundheitspflege schwächlicher Mädchen; ein Großindustrieller in Plagwitz spendete dem dortigen Heim für allein stehende Frauen und Mädchen zur Ausstattung 13 000 M.; der Gelbgießermeister Holland überwies d^r Stadt Dresden für arme Gelähmte 25 000 M. und 4000 fl. in Gold; die Kinder der Frau Leuschner in Glauchau schenkten zu Ehren des Andenkens ihrer Mutter 15 000 M. dem dortigen Leuschnerhaus und 5000 M. der Kinderbewahranstalt; Architekt Wilhelm Grimm in Treuen stiftete 20 000 M. für Kranke und Sieche. Geh. Kommerzienralh Preibisch in Reichenau verstärkte die Unlerstützungskaffen seiner Arbeiter um 25 000 M., desgleichen die Firma C G. Hoffmann in Neugersdorf die ihrigen um 20000 M. Der Kupferschmiedcrmeister Müller in Großenhain bedachte das dortige Bürger hospital mit 10000 M. und die Pceurkerstiftung mit 3000 M., Kommercienrath Horsch in Königstein stiftete für seine Arbeiter 10 000 M. BemerkenSwerth ist eine Stiftung von 6000 M. von der Lehrerin Roschütz in Leipzig zur Unterstützung einer armen Lehrerin. Der oben genannte Gesammtbelrag würde sich noch ansehnlich erhöhen, wenn sich die Nachricht bestätigt, daß der Leipziger Bankier Jacob Plaut je 300000 M, zur Unterstützung von Lehrern und vontBedürstigen überhaupt in Leipzig und Berlin, und weitere 300000 M. zur Hälfte sürdeutsche Fabrik- und Handarbeiter, zur Hälfte für Abgebrannte bestimmt hat. Mit Vorliebe bedenken opferwillige Wohlthäter neubegrüudete oder künftig zu errichtende Vürgerhospitäler. Auch gelegentlich der in den letzten Jahren an verschiedenen Orten abgehaltenen Hermathsfeste, z. B. in Buchholz, sind mehrfache Stift ungen errichtet worden. In Leipzig schenkten 3 Unge- ^"eren Mission 1900 M. als Dankopfer waren Leipziger Bankkrach nicht betheiligt in, F,°"""Stag Nachmittag fanden in Glauchau im Hotel „Stadt Hamburg" die Ersabwablen rnr N- z.r sversammlung für die Klasse der mn Wahl leitete Herr AmtShauptmann Ebmeier Abgegeben wurden 89 Stimmzettel, davon erhielten d e Herren Kaufmann Arthur Lossow-Glauchau »9 K. I, ° rath Ludwig Oehmig-Meerane 88 St Friedrich Ä' -°-.nsLL Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage »italich Nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition uno deren Austräger, sowie alle Postanstalten. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich 1 Ml. 25 Psg. incl. der illustrirteu Sonntagsbeilage. Tagesgeschich Deutsches Reich. die Verkäufer von Postwertb- zeichen. Nach dem „Berl. Lokalanz." besteht die Ab- dm amtlichen Verlaus von Neichspostwerthzeichen über nommen haben, rn angemessener Weise zu entschädigen De« berechtigten Wünschen der Interessenten, die bisher ohne Ent chad gung für die Neichspost ihätig waren, würde auf diese Werse ernstlich entsprochen werden — Ncber Kritzinger, der kürzlich in die Hände der Engländer gefallen ist, wird der „Voss. Ztg " ge schrieben : Klitzinger ist rin geborener Freistaater, hat aber säst immer in der Knpkolonie gewohnt, kurz vor dem Ausbruch des Krieges kehrte er aber wieder in den Freistaat zurück. Sem Name wurde in weiteren Kreisen bekannt, als er im vorigen Jahre an der Spitze des groben Einfalls in die Kapkolonie stand. Hertzog wandte sich nach Nordwesten. Kritzinger zog mit 800 Mann südwärts und drang bi« aus 150 Kilometer von Kapstadt vor. Stets wußte er den englischen Truppen aurzuweichen, ging aber aus verschiedenen kleineren Gesechten siegreich hervor. Am 6. Februar 1901 schlug er eine Abtheilung Gardedragoner und und Australier, einige Tage daraus nahm er bei Willow- more eine Truppe Peomanry gefangen und am 7. April eine Schwadron Lancers und wieder Aeomen. Dann erschien De Wet in der Kapkolonie, und nachdem beide eine Zeit lang gemeinschaftlich operirt hatten, kehrte de Wet in den den Oranjefreistaat zurück, wohin ihm Kritzinger bald darauf folgte, aber Ende Mai stand er wieder in der Kapkolonie. Hier hatte er mit French zu thun, aber dennoch brachte er bei Waterkloof den Mid- landfchen berittenen Jägern eine Niederlage bei. Fast Tag für Tag war nun Kritzinger in kleine Ge fechte verwickelt, fodaß er Mitte August nach dem Frei staat zurückging. Im September nahm er am Oranje- fluh eine Abtheilung von Lovals Tirailleuren gefangen, dies war fein letzter Erfolg von Bedeutung. Seine Ge fangennahme ist für die Buren, besonders für die Auf ständischen in der Kapkolonie, ein ungeheuerer Verlust, denn er war eben wieder im Begriff, seinen dritten Eins ll in die Kapkolonie zu machen, als em Schuß an OM''