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zwischen der Kaiserin-Witwe und dem Prinzen Tuan und seinem Anhänge endgültig zerschnitten und die Möglichkeit eine« engeren direkten Verkehr« mit den Benretern der Mächte gegeben sein. Ist aber der Hof erst wieder in Peking, so wird auch der Einfluß eine« Junglu und Lilienjin nicht mehr so große Gefahren in sich bergen, wie dort, wo diese Männer die alleinigen Rathgeber de« Throne« waren." — Die „Deutsche Wochenzeituug iu den Nieder landen" veröffentlicht einen Brief, in dem es heißt: „Alle Briefe, die bisher über Hamburg direkt nach Swakopmund versandt wurden, sind überhaupt nicht angekommen. Die Afrikaner wählen deshalb lieber den Weg durch die Hände des Censors. Meine Freunde möchten nun wissen, ob der englische Censor das Recht hat, Briefe, welche aus Niederland nach deutschen über seeischen Gebieten und umgekehrt versandt werden, zu kontroliren." Das genannte Blatt fügt dem hinzu: „Wir haben eine Untersuchung vorgenommen und die schwere Klage für richtig befunden. Mit eigenen Augen sahen wir Briefumschläge aus Windhoek, auf welchen in einem dunkelblauen Dreieck vermerkt steht: „kasseä kr688 6en8vr". Ein Brief war erbrochen und ver schiedene Sätze waren herausgeschnitten. Noch andere Briefe sind durch des Censors Hände gegangen; manche auch nicht. Ferner bestätigen die Leute und siud be reit, dies gegenüber einer amtlichen Untersuchungs kommission eidlich zu erhärten, daß keiner ihrer, über Hamburg versandten Briefe seine Adresse erreicht hat." In sehr entschiedener Weise fordert das Blatt eine strenge Untersuchung dieser Angelegenheit, insbesondere was den Verlust der Briefe in Hamburg betrifft, eine Forderung, deren Berechtigung nicht zu bestreiten ist. England Loudon, 24. Dezember. Kaiser Wilhelm wird — so glaubt die „World" melden zu können — wahrschein- lich im nächsten Monat auf einen kurzen, streng privaten Besuch nach England kommen, da er lebhaft wünsche, dem Gedächtniß-GotteSdienst im Frogmore-Mausoleum am Todestage der Königin Victoria beizuwohnev. Er würde alsdann voraussichtlich am 20. Januar in London eintreffen und bis zum 24. Januar bleiben. Die belgischen Apartements im Buckingham-Palast würden für ihn herqerichtet — zur Krönung werde dagegen Kaiser Wilhelm nicht nach London kommen. Prinz und Prinzessin Heinrich würden ihn vertreten. — Eine schlimme Weihnachtsbescheerung giebt Lord Kitchener seinen Landsleuten in Gestalt von zwei Depeschen vom Kriegsschauplätze, die das Eingeständ- niß eines neuen erheblichen Waffenerfolges der Buren enthalten. Dewet und Botha haben zusammen operirt und den Engländern empfindliche Schläge beigebracht. Dadurch werden alle englischen Täuschungsmeldungen von angeblicher Kriegsmüdigkeit der Buren glänzend widerlegt. Im Einzelnen bestätigt Kitchener, daß scharfe Gefechte in der Oranje-Republik am 18., 19. und 20. d. M. stattgefunden haben. Dewet griff da nach die Kolonne Dardnell mit 800 Mann an und kämpfte mit größter Tapferkeit mehrere Stunden lang gegen die Engländer. Kitchener konstatirt keinen Er folg der Engländer, sondern einfach, daß beide Seiten Verluste erlitten und das Gefecht ein unentschiedenes gewesen. Brigadier Spens wurde bei Beginderlyn von 300 Buren in Transvaal angegriffen, die unter Kommandant Britz 200 englische berittene Infanterie aufrieben oder gefangen nahmen. Die englischen Ver luste seien schwer gewesen. Im Oranje-Freistaat er reichten die Obersten Damant und Rimington, die parallel marschirten, Tafelkoß. Bei Tagesanbruch am 20. d. M. überfielen plötzlich 800 Buren unter M. Botha Damant's Vorhut und besetzten trotz tapferen Widerstandes ein Kopje, welches die Hauptmacht und die Geschütze beherrschte. Sie hielten den Punkt jedoch nur kurze Zeit besetzt; Damant vertrieb sie aus der Stellung, bevor Rimington hinzu kam; die Verluste sind jedoch schwer. Damant ist schwer verwundet, 2 Officiere und 20 Mann sind todt, drei Officiere und 17 Mann verwundet. Rimington nahm die Verfolg ung der Buren auf und trieb sie über den Vilge-Fluß. Die Buren ließen 6 Todte zurück. Rimington nahm den Komandanten Reyter und 4 Mann gefangen. Später kam ein Bure unter dem Schutze der Parla mentärflagge und bat um Erlaubniß, die Todten mitzu nehmen ; dies wurde gestattet. Serbien. — Vom Königshof berichtet eine Korrespondenz der „Weser-Z'g." aus Belgrad interessante Dinge. Die Mißhellegkeilen zwischen Alexander und Draga sind dar nach doch etwas mehr als Zetlungseifindungen, und Köaig AUxander hat ein Uebiiges gethan, um jeden Zweifel hierüber zu zerstreuen, indem er einem aktiven serbischen Würdenträger zu geeigneter Stunde unter Thränen fein häuslcches Unglück klagte. Auf diese Weise erfährt denn die Welt, daß Alexander versucht hat, seine königliche Gemahlin durch imponirende« Auf treten sanft und gefügig zu machen, ober hierbei zu feiner großen Verblüffung glatt abgefallen ist. Draga habe ihm kurz und klar gesagt, sie sei keine Russin und keine Natalie, mit der man vielleicht ohne Weitere« fertig werden könne. Auch sonst ist Alexander von Serbien einigermaßen in schiefer Läge, un- zwar ist e» sein Besuch am Zarenhofe,' der ihm Schwierigkeiten macht. Wie preß-offizlö» hartnäckig versichert wird, soll dieser Besuch Mitte Februar erfolgen. Seine getreue Regierung und die ihr ergebene Skupschtina haben an geregt und vertreten den Gedanken mit Eifer, daß diesem Besuch ein größerer Effekt beiwohnen würde, wenn zur selben Zett, wo König Alexander am Zarenhofe in Gatschina weilt, in Belgrad die Skupschtina tagt. Nun giebt e« Stimmen im Lande, welche behaupten, der König befürchte, die Skupschtina könne während seiner Abwesenheit Beschlüsse fassen, die e« ihm unmöglich machen würden, nach Serbien zurückzukehren. Jeden- fall« hat er mit aller Entschiedenheit erklärt, daß der König zu der Zeit, wo sein Parlament tage, im Lande bleiben müße. Amerika. Newyork. Nach einer Meldung aus Buenos- Aires sind die dortigen Blätter der Ansicht, daß das neue Protokoll die unmittelbare Kriegsgefahr abwende, aber keine dauernden Garantien für die Zukunft biete. Die beiderseitigen Armeen setzten die Vorbereitungen fort. Chile habe die Errichtung neuer Befestigungen bei Talcahuano und Panta Arenas beschlossen. In einer geheimen Sitzung des chilenischen Senats habe die Regierung um die Ermächtigung nachgesucht, 15 Millionen Dollars zu Vertheidigungszwecken zu ver ausgaben. Nach einer erregten Sitzung sei beschlossen worden, die Aufnahme der Anleihe zu genehmigen. Oertliches ««d Gächfisches. Hohenstein-Ernstthal, den 27. Dezember. — Den geehrten Abonnenten unseres Blatte» wird mit der heutigen Nummer der Wandkalender auf das Jahr 1902 zugestellt. Um mehrfachen Wünschen nach zukommen, haben mir auf demselben gleichzeitig den Eisenbahnfahrplan von Hohenstein-Ernstthal und Wüsten brand zum Abdruck gebracht. Weitere Exemplare L 10 Pfg. sind in der Druckerei zu haben. —Auch dieses Jahr veranstaltete der Turn verein Neustadt wie alljährlich zum 1. Weihnachts feiertag eine Aufführung zum Besten seiner Turnhallen kaffe. Die diesmalige Zusammenstellung, sowie die Aus führung der gebotenen Nummern rechtfertigte das von den Besuchern entgegengebrachte Vertrauen vollständig und zeigte, daß die Mitwukenden die ihnen gestellten Aufgaben nicht schablonenmäßig, sondern mit feinem Verständniß, unter Hervorhebung der künstlerischen Momente, zur vollkommensten Zufriedenheit selbst ver wöhnter Besucher lösten. Die turnerischen Nummern sowie der Engelreigen wurden präcis ausgesübrt. Die Gisangevorträge wurden mit großem Beifall ausge nommen und zeugten von guter Schulung der Sänger. Besonders hervorzuheben sind die „Marmorgruppen mit Verwandlung", das Lustspiel „Ich heirathe meine Tochter" das Singspiel „des Försters Töchterlein" und das gut gelungene Gesammtspiel „Kasernenlcben", welches durch seinen humoristischen Inhalt die LachmuSkeln der Zu hörer in Thäligkeit setzte. Die Besucher der Aufführ ung sind gewiß alle sehr befriedigt nach Hause gegangen und wäre es sehr wünschenswerlb, die Aufführung noch mals stattfinden zu lassen, damit auch diejenigen, welche anderwärts verpflichtet waren, einen so genußreichen Abend verleben können. — Falsche 20-Markschei»e sind w den letzten Tagen in auffallend großer Zahl an den öffentlichen Kassen verschiedener Städte angehalten worden. Die Scheine sind auf der Vorderseite sehr gut gearbeitet, die Rückseite dagegen ist plump ausgefallen und läßt das Falsifikat als solches sofort erkennen. Dre Fasern sind bei den echten Scheinen bekanntlich in das Papier eingestampft. Die Falschmünzer bekommen das aber nicht fertig und haben die)Fasern aufgeklebt und dann die ganze Seite des Scheines mit feinem Seidenpapier überklebt. — Die für den verstorbenen nationalliberalen Land- tagsabgeordncten Bößncck-Glauchau im 15. städtischen Wahlkreis nothwendig gewordene Ersatzwahl wird vor aussichtlich aus Ende Januar anberaumt werden. Lichtenstein, 23. Dez. Unter dem Verdachte des Meineides ist am vorigen Sonnabende ter Tiesbauunter« nehmer Edwin Hiller hier gefänglich eingezogen worden. Derselbe hat vor einiger Zeit vor dem hiesigen Amts gerichte den Llfenbarum^ew geleistet und soll dabei eine größere Forderung-iArschwiegen haben. — In einer in Niederwürschnitz abgehaltenen Sitzung der König!. Kircheninspektion, der Kirchenvor stände von Stollberg und Lugau und des Gemeinde- vorstandes von Niederwürschnitz wurde die Auspfarr ung dieses Ortes aus der Lugauer Parochie beschlossen. Dresden. Der Inhaber der „Lithographischen Kunstanstalt Rich. Bürger Nachf.", Kaufmann Jnderau, wurde heute wegen Versicherungsbetrugs zu 1 Jahr Gefängniß verurtheilt. Er hatte sein GeschäftSlocal bei der Aachen-Münchener Versicherungsgesellschaft gegen EinbruchSdicbstahl in Höhe von 21 000 Mk. versichert. Mitte Nov. zeigte er dann der Polizei und d«r General agentur an, daß sein Geldschrank und seine Caffette beraubt worden seien. Dabei bezifferte er den ihm ge wordenen Schaden auf 16 899,68 Mark. Die genauen Recherchen ergaben, daß der Einbruch fingirt war. Dresden, 24. Dezember. Der gewaltige Giebel bau des König!. Residenzschlvffe«, der sich über dem Georgenthal am Schloßplatze erhebt, ist nunmehr voll ständig abzerüstet und pxäsentirt sich, besonder« von der Augustusbrücke gesehen, in seiner vollen monumen talen Schönheit. Der große Giebelbau am Schloß platze ist in weißem Sandstein ausgeführt und kann al« ein Meisterwerk der Baukunst bezeichnet werden, da« der sächsischen Residenz zur größten Zierde gereicht. Ueber den zwei Stockwerken, in denen auch die Ge mächer de« König« untergebracht werden und an deren innerer Ausstattung ebenfalls bereit» gearbeitet wird, erhebt sich da« gewaltige Reiterstandbild de« Herzog« Georg de« Bärtigen, de« einstigen Erbauer« de« Georgen- schloffe«, dem hier auf Wunsch Sr. Maj. de« König« cin Denkmal gesetzt worden ist. Links und recht« wird der Giebel von zwei Hellebardieren abgeschlossen und nach oben durch einen gefälligen Thurmbau bekrönt, der weithin sichtbar ist. Die ganze Last de« mittleren Schloßbaues wird scheinbar durch zwei gewaltige Sand steinriesen getragen, die zu beiden Seiten der Einfahrt in da» Georgenthor au» dem Bau hervorzuwachsen scheinen. Der Bau selbst endet links und recht» in zwei runde Ecken und ist mit reichem ornamentalen Schmuck versehen worden. Trotzdem ist der Eindruck de» Ueberladenen sorgfältig vermieden worden. Gerade die Ausgestaltung diese» Giebelbaue« bot ziemliche Schwierigkeiten und die Pläne sind deshalb noch während de« Baues mehrfach abgeändert worden. Da» Hofbau amt war vor allen Dingen bestrebt, den Giebelbau am Schloßplatze, der den Abschluß des gesammten Schloß- umbaue» bildet, so zu gestalten, daß er in seinen Formen von den in Dresden bereit» bestehenden großen mittel alterlich gehaltenen Giebelhäusern, z. B dem Viktoria hause am Eingänge der Seestraße und dem Redlichhause am Ausgange der Marschallstraße, vollständig cbweicht. Aus Anlaß des nunmehr als abgeschlossen zu betrachten den Schloßumbaues stehen für die an demselben in hervorragender Weise betheiliglen Persönlichkeiten be sondere Auszeichnungen bevor. Leipzig, 26. Dez. Aus einem Grundstück in der Emilienstraße war am vergangenen Montag ein Ueber- zieher, in dem sich eine Brieftasche mit 1000 Mk. be funden hatte, einem Privatmann entwendet worden. In einem 23 Jahre alten Zimmermann aus Heimbühl wurde am Dienstag Abend der Dieb ermittelt. Inner halb 24 Stunden hatte der nette Mensch von dem ge stohlenen Gelde 300 Mk. verjubelt. Chemnitz. Ein eigenartiger Transport geht gegen wärtig im benachbarten Furth vor sich. Dort wird eine große eiserne Brücke mit hohen Bogen, 38 m lang und etwa 700 Cartner schwer, die bisher über den Chemnitzfluß führte und jetzt durch eine steinerne ersetzt worden ist, etwa eine halbe Stunde weiter thalwäris transportirt, um daselbst wieder ihrer Bestimmung, über die Chemnitz zu führen, zu dienen. Die Brücke wird auf hölzernen Nollen fortbewegt und von zwei Dampfwclzen gezogen. Für den Transport sind drei Tage in Aussicht genommen. Glauchau. Die diesjährige letzte Bezirksausschuß sitzung fand am 21. ds. Mts. Nachmittags von 3 Uhr ab unter dem Vorsitze des Herrn Amtshauptmann Eb- meier im Sitzungssaale der Königlichen Amtshaupt- schaft hier statt. Es wurden u. a. bedingungsweise ge nehmigt: Das Gesuch des Bauunternehmers Ernst Robert Friedrich in Gersdorf um Genehmigung zur Errichtung einer Schlächterei in Gersdorf, das Dispen sationsgesuch in Dismembrationssachen Gustav Fried richs in Oberlungwitz, das Schankerlaubnißgesuch Neu bauers in Rüsdorf, sowie ein Gesuch des Gastwirths Nötzold in Bernsdorf um Erlaubniß zur Veranstalt ung von Personen- und Marionettentheatervorstellungen. Abgelehnt wurden dagegen ein Gesuch der Gemeinde Gersdorf um Genehmigung des versuchsweise einge führten Anlagen-Regulatives auf ein iveiteres Jahr, die Gesuche der Schankwirthe Leistner und Wagner in Hohndorf um Erlaubniß zur Veranstaltung von Sing spielen und theatralischen Vorstellungen, ein Schanker laubnißgesuch des Bauunternehmers Friedrich in Gers dorf für einen Neubau uno ein Gesuch des Conditorei- Jnhabers Wagner in Mülsen St. Jacob um Erlaub niß zum Ausschank von Lagerbier. Gerichtsverhandlungen. 8 Chemnitz, 23. Dezbr. (Kriegsgericht.) Schwere Körperverletzung mittels hinterl stigen U-bersalleS, Unge horsam und vorsätzliche lhätliche Beleidigung eines Vor gesetzten wurden dem 1880 in Landsberg geborenen Soldat Friedrich Rausche'brch von der 3. Compagnie 10. Jnsanterie-Negiment Nr. 134 (Leipzig), zur Last gelegt. Die eigentliche Ursache waren Ungehörigkeiten, die sich am Abend des 22. November alte Mannschaften zu ihrem Gaudium mit Rekruten erlaubten. L tztere sollten vor den „Allen" Stellung nehmen, oder — e« war in der Canline — Bier grben. Wer es nicht that, wurde mit Ofenruß im Gesicht geschwärzt oder mußte die Cantine auskehren. Al« da» cin Gefreiter mit Recht monirte, erhielt er vom Angeklagten einen Stoß und wurde von ihm mit Redensarten lächerlich gemacht; auf dem Wege nach seiner Baracke erhielt der Gefreite von hinten einen Faustschlag in« rechte Auge. R. war der Schläger. Er lief nach dem Schlag davon upd Härte auch nicht auf die Halt! Ruse eine« Sergeanten, der dann die Verfolgung de« Ausreißer« aufnahm und von diesem zwischen eine Thür geklemmt und bei der schließlichen Festnahme von R. geschlagen wurde. Durch