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für Hchilskk-Wtüch, LdkilioiWitz, 8nsSars, Lugau, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf u. st w> Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage iäglich Nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Austräger, sowie alle Postanstalten. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich 1 Mk. 25 Pfg. incl. der illustrirten Sonntagsbeilage. Redaction und Expedition: Bahnstratze 3 (nahe dem K. Amtsgericht). Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Ernstthal. Jnsertionsgebühren: die fünfgespaltene Corpuszeile oder deren Raum für den Verbreiturmsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg., Reclame 2b Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Annahme der Inserate für die folgende Nummer bis Borm. 10 Uhr. Größere Anzeigen Abends vorher erbeten. Nr. 300. Mittwoch, den 25. Dezember 1901. 28. Jahrgang. T cÄ g e 4 g 6 s ch r ch ! c. Deutsches Reich. Berlin. 23. Dezember. 1000 polnische Frauen hielten gestern eine Protest-Versammlung ab, in der folgende Resolution einstimmig angenommen wurde: „Die heute in Berlin versammelten polnischen Frauen drücken den Verurtheilten in Wreschen ihr tiefstes Mitgefühl aus und protestiren gegen ein System, welches den Knüppel als Lehrmittel betrachtet, und er klären es als eine Vers flichtung aller polnischen Mütter, ihre Kinder nur polnisch beten zu lassen und für pol nisch-nationale Erziehung zu sorgen. Die polnischen Mütter verlangen, daß die erste Kommunion in pol nischer Sprache stattfindet." — Auch das Kaiserpaar ist durch das furchtbare Eisenbahnunglück bei Paderborn schmerzlich berührt worden. Dem Kaiser mußte über den Unfall selbst, wie über den Fortgang der Rettungsarbeiten wieder holt Bericht erstattet werden, auch hat der Monarch Anweisung ertheilt, daß zum Besten der trauernden Hinterbliebenen ein Betrag von vorläufig 10 000 Mk. aus seiner Privatschatulle zur Verfügung zu stellen sei. Die Kaiserin wird sich ebenfalls in hilfreicher Weise bethätigen, um den Schmerz der in Trauer Versetzten wenigstens etwas zu lindern. Bereits am Weihnachts fest dürften die bezüglichen Dispositionen des Kaiser paares zur Ausführung gelangt sein. Auch Kronprinz Wilhelm wird sich dem Vorbilde seiner kaiserlichen Eltern anschließen und vor allem den Angehörigen seiner verunglückten Mitstudenten aus Bonn hilfreich zur Seite stehen. — Der „Reichsanz." schreibt: Durch die von dem Minister der öffentlichen Arbeiten ungeordnete kommissa rische Untersuchung des so überaus schweren Eisenbahn- unfallcs auf der Strecke Paderborn-Altenbeken ist über die Ursache und den Verlauf des Unfalles folgender Thatbestand festgestellt worden: D-Zug 31, der fahrplanmäßig Paderborn 11,45 vorm. verläßt, fuhr am 20. d. M. mit 3 Min. Verspätung durch die zwischen Paderborn und Altenbeken liegende Blockstation Keimberg, deren Wärter vorschriftsmäßig das Blocksignal hinter dem durchgefahrenen Zug auf Halt brachte und in dieser Stellung blockte. D-Zug 31 überfuhr etwa in der Mitte zwischen der Blockstation Keimberg und der folgenden Blockstation Schierenberg, die als letzte Blockstution vor dem Bahnhof Altenbeken liegt, ein Pferd, das herrenlos auf der Strecke umherlief, und erlitt dadurch, daß der unter die Räder der Lokomotive gerathene Pferdekadaver vor der Weiterfahrt entfernt werden mußte, 15 Minuten Aufenthalt. Der Block wärter in Keimberg, dem die Rückmeldung für den bei ihm durchgefahrenen D Zuge zu lange ausblieb und der glaubte, daß der Blockwärter in Schierenberg die Bedienung des Blockwerks vergessen hätte, erinnerte diesen an die Blockbedirnung durch Wecker und Morse schreiber. Der Blockwärter in Schierenberg beachtete die für die Sicherung der Züge bestehende einfache und klare Vorschrift, wonach die Entblockung des vorher liegenden^Blocksignals erst nach Vorbeifahrt des Zuges erfolgen darf, nicht, er ging vielmehr unbegreiflicher- weise ohne weiteres auf die Aufforderung ein, stellte das für den vorschriftsmäßig abgeläuteten und vorge meldeten D-Zug bereits gezogene Blocksignal auf Halt und bediente den Block. Hierdurch wurde das Block- signal in Keimberg entblockt und dadurch der dortige AÄkrter in die Lage versetzt, das nunmehr stellbar ge wordene Signal für den nachfolgenden Personenzug 399 zu ziehen. Da auch der Zugführer des D Zuges, ent- gegen feiner Dienstanweisung, versäumt hatte, den haltenden Zug von hinten zu decken, so fuhr der mit zwei Lokomotiven bespannte Personenzug bei dichtem Nebel, der nur auf etwa 50 Meier die Aussicht zuließ, auf die Druckmaschine des D-Zuges, die wegen der zwischen Paderborn und Altenbeken befindlichen starken Bahnsteigung nolhw ndig ist. Die Druckmaschine hob sich bei dem gewaltigen Stoß, den sie durch den in voller Fahrt begriffenen, von zwei Maschinen geführten Personenzug erhielt, hoch und schob sich vollständig in den letzten Wagen dritter Klasse des D-Zuges, sodaß sie sich mit ihrer ganzen Länge rinschlicßlich des Tenders im Wagen befand und ihre Räder auf dessen Unterge stell standen, wobei die Seidenwände des Wagens, wenn auch etwas nach außen gedrückt, stehen blieben. Außer der Zertrümmerung des letzten Wagens im D-Zuge sind wesentliche Beschädigungen der übrigen Wagen, die bis Altenbeken lauffähig waren, nicht vorgekommen; nur am vorletzten Wagen war eine Kopfwand eingedrückt. Aber weder in diesem Wagen, noch in dem aufge fahrenen Personenzuge sind, soweit bis jetzt festgestellt ist, Reisende oder Bahubeamte erheblich verletzt worden; die leicht Ve letzten sind nach dem Unfälle gleich mit dem D-Zuge weiter gefahren. Die Gasflammen in den D-Zug-Wagen waren angesteckl. weil gleich hinter Alten-, beken ein längerer Tunnel durchfahren wird. Die Gas flammen des letzten Wagens erloschen beim Zusammen stöße, und eine Zündung durch ausströmendes Gas er folgte nicht. Der Gaskessel selbst blieb dicht. Dagegen fingen die Holztheile durch Kohlen aus dem Aschkasten an zu brennen; das Feuer wurde aber durch Begießen mit Tenderwasser und später durch eine Handspritzs jedes mal, wenn es ausflammte, gelöscht. Getödtet wurden 12 Reisende, schwer verletzt 9, die, soweit sie schnell ge- nug aus den Trümmern geholt werden konnten, nach etwa einer halben Stunde von einem aus Altenbeken herbeigerufenen Arzte und nach l'/, bis 2 Stunden von zwei Aerzten aus Paderborn unter Hilfeleistung dortiger SanitätSmannschast an Ort und Stelle verbunden wurden. Alsdann sind sie nach Paderborn in Kranken häuser gebracht. Die Feststellung der Namen der Ge- tödleten und Verwundeten ist, sobald sie erfolgt war, veröffentlicht worden. — Die Frage des Nnterofsieiermangels ist seit einiger Zeit in der Tagespresse lebhaft besprochen und dabei behauptet worden, der Mangel nehme einen für die Heeresverwaltung beängstigenden Charakter an. Dem gegenüber wird es von allgemeinem Interesse sein, zu erfahren, daß durch amtliche Ermittelungen gerade das Gegentheil festgestellt worden ist. Wie in der Armee alljährlich die Gesammtzahl der am 15. November vorhandenen Unterofficiere zusammengestellt wird, so ist das auch im laufenden Jahre geschehen. Betrachtet man zunächst die Gesammtzahl, so besteht nicht nur kein Mangel, sondern es stellt sich ein ganz bedeuten der Ueberschuß heraus. Aber auch bei den zum Dienst mit der Waffe bestimmten eigentlichen Truppenunter- officieren, also der Gruppe, bei der sich ein vorhandener Mangel zuerst geltend macht, erreicht nicht nur der Gesammtbcstand die Zahl der im Etat (Preußen) vor gesehenen entsprechenden Stellen, sondern übersteigt sie noch um rund 1200. Die Hauptwaffe, die Infanterie, hatte im vorigen Jahre rund 500 unbesetzte Stellen dieser Art; jetzt 100 Unterofficiere überschießend. Bei der in dieser Hinsicht seit Jahren günstiger stehenden Cavallerie erreicht der Ueberschuß sogar die erhebliche Zabl von rund 850. Während der Feldartillerie im vorigen Jahr noch rund 120 Unterofficiere fehlten, hat sie jetzt einen Ueberschuß von 290 Unterofficieren. Bei Fußartillerie sind trotz der Neuformationen 1901 die unbesetzten Stellen von rund 260 im Jahre 1900 auf 150 im Jahre 1901 zurückgegangen. Aehnlich liegen die Verhältnisse bei den übrigen Waffen. Der Bestand an Unterofficieren zeigt also einen Fortschritt. Auch auf das Andauern dieses Zustandes kann gehofft werden. Sind doch als Nachwuchs zur Deckung eintretender Abgänge über 4700 Capitulanteu vorhanden! — Die „B. N. N." schreiben: Einem uns zur Ver fügung gestellten Privatbries eines in Südchina leben den Deutschen entnehmen wir, daß dort unter den Europäern wegen der Thätigkcit der Missionare in politischer Beziehung nach wie vor starke Bedenken bestehen. Der Bekehrungseifer mache unter den Chinesen, die nicht bekehrt sein wollen, böses Blut! noch mehr der Umstand, daß die Missionare betreffs ihrer Schützlinge, der chinesischen Christen, sich auch in chinesische Privathändel einmischten und deren Aus tragung vor die Konsulate brächten; dort glanbten sich dann die Chinesen zurückgesetzt und ungerecht behandelt. So erhalte der Haß gegen die Europäer immer neue Nahrung, und man könne vor einem abermaligen schlimmen Ausbruch uicht sicher sein. — Die Einnahmen des Reiches an Zöllen und Verbrauchssteuern sind weiter zurückgegangen und bleiben Ende November schon gegen das Vorjahr um 11*/, Mill. Mark zurück. Während die Zölle ein Mehr von 12 Mils. ergaben, ist die Zuck.rsteue? um 25 Millionen Mack gesunken. — Zur Jnsterburger Duellaffaire wird einem ostdeutschen Blatte mitgetheilt, daß der ,zur Disposition gestellte Oberst v. Reißwitz im Falle Blaskowitz darauf hiugearbeilet hat, daß der Zweikampf mit dem Säbel ausgefochten werde, diese Bemühungen seien aber daran gescheitert, daß die beiden Artillerieosficiere von ihrer Forderung auf Pistolen nicht abgingen. — Zum ersten Male seit langer Zeit ist vor einigen Tagen ein Brief des Präsidenten Steijn nach Europa gelangt. An eine private Adresse gerichtet, ist er der Aufmerksamkeit der englischen Censur entgangen. Der tapfere Mann schildert in diesem, nur wenige Wochen alten Briefe die Kriegslage als ungemein günstig für die Buren; es wird zugegeben, daß vor einem Jahre etwa eine gewaltige Depression im Lager der Republiken geherrscht habe, daß aber jetzt die Gewißheit überall herrsche, daß der Krieg niemals zu einem für die Eng länder glücklichen Ausgang führen könne. Er selbst und sämmtliche Truppenführer dächten gar nicht daran, auch nur einen Zollbreit Landes, etwa den Witwatersrand und die Goldfelder, preiszugeben, geschweige denn gar auf die volle Unabhängigkeit zu verzichten. Man sei auch darauf gefaßt, daß der Krieg, wenn er auch jetzt zu einem augenblicklichen Ende gelange, doch in Wahr heit noch durch Generationen geführt werden müsse, denn in Transvaal liege unter jedem Pflasterstein Gold und die Engländer würden niemals ruhen, ehe sie auch dieses in ihrem Besitz hätten. Präsident Steijn ist bereit, den Kampf bis zum Ende zu führen, aber nicht, wie man vor einem Jahre noch glaubte, zu einem bitteren, sondern zu einem glücklichen Ende. — Im Zusammenhänge hiermit erwähnen wir, daß in den leitenden Kreisen der Buren das Gerücht mit einer gewissen Bestimmtheit auftritt, die Engländer hätten nicht den bekannten, sondern einen — falschen Kruitzinger gefangen genommen. Darmstadt, 23. Dezember. Die „Darmstädter Zeit ung" meldet: Durch Urtheil des Großherzoglichen Oberlandesgerichts vom 21. d. M. ist die Ehe Ihrer Königlichen Hoheiten des Großherzogs und der Groß herzogin geschieden worden. Oesterreich-Ungarn. — 500 Arbeitslose haben in Pest am Sonnabend Nachmittag einen Umzug durch die belebtesten Straßen veranstaltet. Als sie vor das Nationalkasino ziehen wollten und von der Polizei daran verhindert wurden, kam es zu einem Zusammenstoß; die Polizei mußte von der Waffe Gebrauch machen; mehrere Personen wurden verwundet. Die Arbeitslosen zogen dann in