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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger : 16.10.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841112631-193910166
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841112631-19391016
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841112631-19391016
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-10
- Tag 1939-10-16
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Monat
1939-10
-
Jahr
1939
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Nichtiges Verhalten bei Alicneralarm Erfahrungen haben gezeigt, bah nachts bei ertönendem Fliegeralarm die Bewohner in der Aufregung das Licht in den Schlafstuben ein schalteten, obwohl sie während der Nacht bas Fenster in dem an sich ordnungsgemäß verdun kelten Naum geöffnet oder überhaupt keine Vcr- dunkelungsmäßnahmen getroffen hatten. Durch dieses unrichtige Verhallen wurden in Städten Mitteldeutschlands schlagartig Tausende von Fenstern erleuchtet Den angreifenden Fliegern werden durch dieses Verhalten vor zügliche Orientierungsmöglichkeiten gegeben, und damit wird für die Allgemeinheit eine große Gefahr heraufbeschworen Es bringe deshalb jedermann auch an den Fenstern des Schlafzimmers die erforderlichen Bcrdnnkelungseinrichtungcn an und vermeide ein Einschalten des Lichtes bei geöffnetem Fen ster. Beim Verlassen der Räume Ruhe bewah ren, Licht abschaiten! Auch ans den Wegen durch die Räume und das Treppenhaus nach dem Lustschvbkcllcr darf nnter keinen Umständen Licht (auch nicht ans Taschenlampen) nach außen dringen. Eier auf Lebensmittelkarten Im Bereich der Landcsbauernschaft Sachsen wird auf den Abschnitt b 46 ein Ei je Versor- gungsberechtigten abgegeben. Zu der Abgabe sind nicht nur Verteilungsstellen (Lebensmittel händler, Molkereispezialgeschäste usw.) berechtigt, sondern auch die Erzeuger Die Erzeuger haben die Abschnitte entgegenzunehmen und bei ihrer zuständigen Gemeindebehörde abzugeben. Da die Belieferung der Verteilungsstellcn nach dem bisherigen Umsatz erfolgt, sollen die Versorgungsberechtigten nach Möglichkeit bei ihren bisherigen Lieferanten (Verteilungsstelle oder Erzeuger) kaufen. Mit der Ablieferung der Abschnitte b bindet sich der Versorgungsbe rechtigte bis auf weiteres an seinen Lieferanten. Der Lieferant bestätigt die Abgabe des Ab schnittes durch Firmenaufdruck auf der Rückseite des Stammabschniites der Lebensmittelkarte. Was ist bei der Fleisch karte zu beachten? Das sächsische Ministerium für Wirtschaft und Arbeit gibt uns laut einer Verordnung vom 20. September 1939 auf Grund einer bestehenden Unklarheit über die Bezugsberechtigung auf die einzelnen Abschnitte zur Fleischkarte sinngemäß folgende Auskunft: Verschiedene Anfragen geben Veranlagung, darauf hinzuweisen, daß auf Grund der Fleisch karte Fleisch und Fleischwaren sowohl für Kar ten auf der linken als auch auf der rechten Seite bezogen werden können. Der Kunde kann also auch auf die Abschnitte der linken Seite Wurst waren beziehen. Es ist ferner häufig vorgekom men, daß zuerst die rechte Seite der Fleischkarte durch Abschneiden entwertet wurde, während die linke Seite, die nur durch Stempeln oder Lochen entwertet werden soll, danach zur Entwertung kam. Die rechte Seite der Fleischkarte soll dem Verbraucher die Möglichkeit geben, Flcischmahl- zeiten in Gastwirtschaften und Kantinen einzu nehmen. So konnte es Vorkommen, daß zwar noch Wertmarken der linken Seite zur Verfügung standen, aber durch Las Speisen außerhalb des Familienhaushaltes keine Verwendung finden konnten. Wohl aber bestand Bedarf an Wurst, der aber auf Grund einer bei den Fleischoer ¬ käufern bestehenden Ansicht mit den Abschnitten der linken Seite nicht beliefert wurde. Damit dürfte endgültig Klarheit über diese Frage ge schaffen sein. Die warme Stube Mit dem Absinken der Temperatur gewinnt das Heizen der Wohnungen wieder seine Bedeu tung. Da jeder Haushalt darauf bedacht sein muß, Brennmaterial zu sparen, kommt es vor allem auf den einwandfreien Zustand von Schornstein und Ösen an. Man scheue daher nicht kleinere Ausgaben für Ausbesserungen am Rußfall oder für eine günstigere Verteilung der Feuerstellen, um dadurch einem Übermaß an Nußbildung, Mangel an Zug oder dem Rauchen des Ofens abzuhelfen. Vielfach wird ein Aus schinieren der ChamoUe-Einlagen oder deren Er neuerung angebracht sein. Die Ofenrohre müssen nachgesehen werden. Dasselbe gilt von den Ösen selbst, damit bei stärkerem Heizen keine Kohlen oxydgase entströmen können. Ferner achte man auf brandsichere Unterlagen auf dem Fußboden vor der Feuertür sowie festschDbßcnde Ofentüren. Ist der Schornsteinzug nicht derart, daß die Flamme eines Streichholzes im rechten Winkel abgelenkt wird, sollte man einen Ofenbauer zu Rate ziehen. Man bedenke, daß ein ordnungs mäßig instandgesetzter Ofen, Herd oder ein Heiz körper weit wirtschaftlicher arbeitet als fehler hafte Heizanlagen. Beim Feuerwachen begeht man häufig den Fehler des Schnellheizens, wodurch viel Brenn stoff vergeudet wird. Überlastete Feuerungen leuchten sehr schön, führen aber viel Wärme un nütz durch den Kamin. Deshalb ist ein halb starles, gleichmäßiges Feuer viel empfehlenswer ter, das auch dem Wärmebedürfnis des Men schen bester entspricht. Inzwischen rollen die Kohlenwagen vor die Häuser, und die Keller schlucken emsig die „schwarzen Diamanten", Bri ketts und Koks sowie Holz. Eine behaglich er wärmte Stube erzielt man jedoch erst dann, wenn man neben der Sorge um den einwand freien Zustand der Heizanlagen auch der Abstel lung von Undichtigkeiten an Fenstern und an Zimmertiiren sein Augenmerk zuwendet. Denn wenn es an windigen Herbst- und Wintertagen nicht so recht wohlig warm werden will, liegt die Ursache nicht immer am Ofen, sondern daran, daß sich das Holz der Fenster- oder Türrahmen verzogen hat, so daß durch die Spalten ein un gemütlicher Luftzug einströmt. Bei geringeren Undichtigkeiten hilft man sich durch Aufnagcln von Filzstreifen,' sind die Spalten jedoch größer, wird der Tischler mit dünnen Leisten Abhilfe bringen. Alle diese Maßnahmen sollte man zweckmäßig sofort vornehmen, damit die winter liche Külte nicht erst Tage oder Wochen die Be haglichkeit stört. Mehr Achtung vor dem Baum in der Landschaft! Wenn auch die Mehrzahl unserer Bauern, so schreibt ein Freund dem Landesverein Sächsi scher Heimatschutz, durchaus baumfreundlich ist und viele in oft ergreifender Weise ihre alten Bänme hegen und lieben, so gibt es doch auch andere, die jeder Waldbaum in Feld und Flur ärgert. Nicht nur, daß sie auf eigenem Grund derartige Bäume fällen, nein, sie bedrängen auch ihre Nachbarn, die Erenzbäume umzulegen. Angebliche Nachteile für das Gedeihen der Obst bäume, der Wiese, des Feldes werden als Vor wände herangezogen. An Ort und Stelle muß man dann meist feststellen, daß von den erheb lichen Schäden keine Rede sein kann. Meist ist es unmöglich, dem in Frage kommenden Baum die Sicherung des Naturdenkmales ödes des Landschaftsschutzes zuteil werden zu lassen, so daß dem Vaumsetnd mir gesetzlichen Mitteln nicht entgegengewirkt werden kann. Vielfach glückt einer großdenkenden Ortsbehörde, durch persönliche Aussprache eine glückliche Lösung des Streites zu erreichen. Manchmal aber ist auch ihre Einwirkung vergeblich! Der Landesverein Sächsischer Heimatschutz, der in seinem über drei ßigjährigen Bestehen immer für die Achtung des Baumes in der Landschaft eingetreten ist und um seine Erhaltung gekämpft hat, bittet im Anschluß an den ihm zugegangeneil Notschrei unsere Landbevölkerung aufs neue, ihn in sei nem Kampfe zu unterstützen und dem Baum sein Recht auch in der freien Landschaft emzu- räumen. Jeder, der hier mithilft, kämpft zu gleich mit für die von den Vätern überkommene Heimatschönheit, auf die ungeschmälert auch unsere Kinder einen Anspruch haben. Aue der Industriestadt Aßemnih Wiedersehen mit der „Lustigen Witwe" Lehars Opererie „Die lustige Witwe", die ein Alter von 34 Jahren erreicht, aber trotzdem noch nichts von ihrer Zugkraft eingebüßt hat, feierte unter der künstlerischen Leitung des In tendanten Josef Groß am Sonnabendabend im nahezu ausverkauften Chemnitzer Central- Theater eine fröhliche Auferstehung. Sie hat infolge der politischen Verhältnisse ein etwas anderes Gesicht bekommen, indem die Handlung von Paris nach Wien verlegt wurde. Der In halt ist aber genau derselbe geblieben, wenn auch die einzelnen Namen jetzt deutsch klingen In den kommenden Vinter- r feldzug gehen wir gerüsteter als >91Vas deutsche Heer M besitzt die besten Vasten und seine Heimat ist getragen vom Gpfergeist für das Ariegs-Vhw. und verschiedentlich neues Beiwerk hinzugekom men ist. Das melodienrciche Werk, dessen Be setzung für Chemnitz völlig neu war, wurde mit Lilly Meryola, Erna Orth, Leonore Boje, Mario Lerch, Jörg Frenz und Hans Hoff in den Hauptrollen in einer ausgezeichneten Weise herausgebracht. Der Erfolg konnte nicht aus bleiben, zumal Darsteller und das unter Frank Rolf tadellos arbeitende Orchester mit Lust und Liebe bei der Sache waren Das Publikum ging auf der ganzen Linie mit und erzwang sich eine ganze Reihe Wiederholungen. An den Akt schlüssen wurden die Hauptdarsteller in einer überaus herzlichen Weise gefeiert. Hermann Haberland * In der Betrunkenheit von der Straßenbahn lnigesahrcn Auf der Mühlenstraße wurde beim Über schreiten des gleiseigencn Bahnkörpers Ser 42 Jahre alte Vertreter Johannes Röder von einem Straßenbahnzug angefahren. Röder, der unter dem Einfluß von Alkohol stand, wurde heftig zur Seite geschleudert, wodurch er so schwere Verletzungen erlitt, daß er in das Krankenhaus an der Zschopauer Straße gebracht werden mußte. Von der Musikertribüne abgestüzt Beim Ausbau des Zirkus Sarasacki stürzte ein Kapellmeister von einem 4,20 Meter bohen Podium. Er zog sich außer Rippenbrüchen einen Schädelbruch zu, was seine sofortige Überführung in das städtische Krankenhaus erforderlich machte. — Limbach, 15. Oktober. Gemeiner Klein- tierdiebftahl. Aus einem Gartengrundstück am Markte wurden zu nächtlicher Stunde von bis her noch unbekannten Tätern aus einem nicht verschlossenen Kaninchenstall drei wertvolle Kaninchen im Gewichte von acht und zweimal fünf Pfund gestohlen. Die polizeilichen Erörte rungen sind im Gange. — Kausungen, 15. Oktober. Schwerer Zu sammenstoß. Hier stießen zwei Radfahrer mit großer Wucht zusammen. Der eine, ein Nieder frohnaer Einwohner, wurde in einem hohen Bogen von seiner Maschine geschleudert. Er er litt durch den Sturz so erhebliche Verletzungen, daß sich seine Einlieferung in das Limbacher Krankenhaus nötig machte. — Plauen, 15. Oktober. Feuerzeug und Ben zin — eine Explosion war die Folge. In einer Fahrradreparaturwerkstatt in der König-Eeorg- Straße hatte ein Lehrling in der Nähe eines offenen Kanisters mit Waschbenzin ein Feuer zeug angezündet. Die Folge war eine Explo sion, die sowohl in der Werkstatt wie auch am Gebäude Sachfchaden verursachte. Der gleich falls entstandene Brand konnte von der Feuer löschpolizei schnell niedergekämpft werden. — Plauen, 15. Oktober. Feuer in derEötzen- mühlc. Am Freitag in der dritten Morgenstunde kam in der Götzenmühle — obere Stadtmühle — ein Feuer aus, das erheblichen Sachschaden verursachte, da auch ein Teil der Wohnungsein richtung den Flammen zum Opfer gefallen ist. Nach fünfstündiger Arbeit der Feuerlöschpolizei im Verein mit zwei Werkswehren konnte der Brand lokalisiert werden. Die Entstehungsur sache muß noch aufgeklärt werden. Aue der Veichemessestadk Leipzig Ein Baumkänguruh im Leipziger Zoo geboren Als der Leipziger Zoologische Garten 60 Jahre alt wurde, machte er seinen Besuchern ein Jubiläumsgeschenk, indem er drei Vaumküngu- ruhs erwarb, also auf Bäumen lebende Kängu ruhs. Diese Tiere waren seit Bestehen des Gar tens noch nie hier gewesen. Und nun hat das eine der beiden Weibchen ein Kindchen im Beu tel, ein allerliebstes Geschöpf. Bisher lugte cs nur aus dem warmen Tragsack in seine Umwelt des Dickhüuterhauses Neuerdings aber macht das niedliche Ding kleine Ausflüge ins Geäst, daß es einem angst wird, es könnte herunter purzeln. Aber erstens kommt das kaum vor, da es jpitze Krällchen an den Füßen hat; zweitens gibt die Mutter immer noch auf den wagehal sigen Schlingel acht, und drittens ist unter dein Baum ein weiches Lager zurecht gemacht, also keine Bange! * Auf der Fahrbahn in den Tod gelaufen In der Nacht zum Ccnnabend gegen 120 Uhr gingen in der Schlageterstraße der 70 Jahre Mit einem MUKen Infanterie-Regiment in Polen (1. Fortsetzung) süü . . . (?k) Wieder heißt es marschieren. Durch knöchel tiefen Sand. Die Leute ertragen es gerne. Sie wifsen: Regenwetter in dieser Gegend hätte ein Steckenbleiben der Fahrzeuge und damit unselige Mühsal zur Folge. Wenn das Regiment an die sem Tage wenig vom Feind zu sehen bekommt, verdanken wir das mit der Aufklärungs abteilung, die in außerordentlichem Schneid vorgeht und dem Gegner keine Möglichkeit zum Festsetzen gibt. Feindlicher Widerstand schnell gebrochen Über Poddebice geht der Marsch nach Parzeczew. Das Regiment verläßt eben Poddebice, als derOrdonnanz-Offizier der Divi sion erfcheint und dem Regiment den Befehl überbringt, die Enge von Leczyca nördlich Wartkowice zu besitzen und zu halten. Die ser Befehl verlangt schnellsten Einsatz. Das II. Batl. hat diesmal die Spitze. Ein änfahrender polnischer Panzerspähwagen wird von einem Ee- ichütz der wachsamen 14. Kompanie erledigt, ein Offizier gefangen genommen. Bei Annäherung an Leczyca schlügt den vorderen Teilen des Regimentes MG.-Fcner entgegen. Der Wider stand am Ortsrand wird durch Artillerie-, In fanteriegeschütz- und Panzerabwchrgcschützfeucr und durch das scharfe Zufasscn der Schützen- Kompanien schnell gebrochen. Der Ort wird besetzt, Feldwachen werden ausgestellt und an ^en Straßen durch Pak verstärkt. Vergeblich rsucht der Gegner durch Artillerie-Feuer die chlverdiente Ruhe zu stören. Husarenstück des sächsischen Regimentes stuf zwei Wegen treten die Bataillone den rsch aus Piatek an, das in einer Nekord- it erreicht wird. Nach Beseitigung des schwa- en Feindwiderstanoes stößt das Regiment so- l nach Bielawy durch Trotz gegnerischer nwirtung werden Teile des Regimentes auf« «Fahrzeugen nach vorn gebracht. Am frühen Nachmittag ist Bielawy erreicht und durchsucht. Die Gefangenen und die männliche Zivilbevöl- s kerung werden für die Nacht sichergestellt. Das Regiment hat sein Äußerstes hergegebcn, um das Marschziel zu erreichen und damit eine gewal tige Leistung vollbracht Über Lowicz, das uns später noch zu schaf fen machen sollte und jetzt bereits von einer motorisierten Kolonne genommen ist, erreicht das Regiment in dauerndem Pendelverkehr auf Fahrzeugen Sochaczew. Hinter Sucha, halbwegs zwischen Lowicz und Sochaczew, ge raten die Wagen, die mit Männern des I. Batl. besetzt sind, überraschend in das Feuer eines Panzerzuges. Zwei Wagen gehen in Flammen auf, und einige Kameraden deckt bald dort der kühle Rasen. Schnell eingesetzte Infanteriege schütze vertreiben den Zug so schnell, wie er ge kommen. Versprengte polnische Teile schießen sich mit dem II. Batl. herum, werden aber bald verjagt. Abends erreichen die ersten Teile Sochaczew. Es ist ein Husarenstück, das sich das Regi ment geleistet hat. Allein auf weiter Flur, 3 0 K i l o m e t e r a l l e n d c u t s ch c n T r u v p en teil e n voraus, liegt das sächsische Regiment in Sochaczew. Ringsum Polen! Aufgabe des Regimentes ist es, hier oben an der Bzura einen vorgeschobenen Brückenkopf zu bilden und der polnischen Armee den Rücken nach Warschau ab- zuschneiden. Ein heißer Kampftag Für uns beginnt der neue Tag, es ist ein Sonntag, mit einem Alarm. Das I. Batl. konnte noch die Bzura-Vrücke überschreiten und einen Brückenkopf bilden. Der Reqimentsstub hat eben Stellungswechsel vom Stäb auf den Marktplatz gemacht, als, wie ein Blitz aus hei terem Himmel, gegen 6.30 Uhr mehrere Flug zeuge über der Stadt erscheinen. Zuerst glaubt jeder, es seien deutsche. Die rauhe Wirklichkeit belehrt uns eines anderen. Ein Bombenregen prasselt herunter. Die Mauern fallen zusammen wie Kartenhäuser. Die meterdicke Kirchenmauer stürzt unter Donnergepolter zusammen. Die Bomben reißen Trichter von 5 bis 6 Meter Tiefe und 10 bis 20 Meter Durchmesser. Nach Minu ten, die wie eine Ewigkeit erschienen, drehen die Bomber gen Osten ab. Schnell werden die Ver bände geordnet, Schützenmulden und Schützen löcher ausgehoben, und jeder richtet sich zur nach haltigen Verteidigung ein. Ein Artilleriebeschuß und ein Angriff der Polen, der gegen Nachmittag erfolgt, wird abgewiesen. Für die Nacht wer den die schärfsten Sicherungsmaßnahmen ge troffen. Die Nacht verläuft wider Erwarten ruhig. Am nächsten Morgen kommt der Abmarschbejehl. Hinter dem letzten Mann des Regimentes fließt die Brücke über die Bzura in die Luft, und ein erbeuteter Proviantzug geht in Flammen auf. Das Regiment hat seine Aufgabe erfüllt, der Gegner ist durch die schnelle Stellungsvcrände- rung der deutschen Truppen getäuscht. Auf Kraftwagen der 14. Kompanie und zu Fuß geht es zurück nach Lowicz. Dort werden Teile unse rer Division, die an anderer Stelle gebraucht werden, ersetzt. Erbitterter Kampf um Lowicz Wir schreiben den 11. September. Die große Schlacht in Polen hat begonnen Um Ku'no ist schwerer Kampf cnltronnt. Hier wollen die Polen durchbrechen. Wir sind ein Teil des Rin ges, der sich um die polnische Armee legt. Unsere Aufgabe ist es, den wichtigen Eisenbahnknoten punkt Lowicz gegen den Feind, der mit zäher Beharrlichkeit nach Warschau durchstoßen will, zu halten. Die Front muß einem zahlenmäßig weit überlegenen Feind standhalten. Auf unser Regiment entfällt ein Verteidigungsstreifen von etwa 6,5 Kilometer. Der mit großer Wucht und ohne Rücksicht auf Verluste geführte Angriff der Polen trifft auf das III. Bataillon Der Feind dringt im Sturme zu den Vzura-Vrücken vor. Wild gellt das Telefon im Zimmer des Regiments-Adju tanten und meldet neue Feindnachrichten. Hier geht es ums Ganze! Die 1. Kompanie wird schnell vorgeworsen. „Offiziere und Regiments-Stab fertigmachen!" ruft der Kommandeur, und an der Spitze der Schreiber, Nachrichtenleute und Pferdehalter eilt er seinem Stabe auf den oberen Markt von ! Lowicz voraus. Hier gibt der Regiments-Kom mandeur jedem seiner Offiziere einen Abschnitt und dazu einen schnell zusammcngestellten Zug. Er selbst begibt sich an den meistgefähroeten Platz an der großen Brücke. Nun steht die Front! Die vorstürmenden siegestrunkenen Polen werden mit wohlaezieltem Feuer abge wehrt. Zivilbevölkerung mit MG. und Handgranaten Die Dunkelheit brichr herein und findet das Regiment in Verteidigungsstellung längs der Bzura. Da die Polen nicht durchkommen, son dern unerhörte Verluste erleiden, beginnt ihre Artillerie wild auf Low-cz zu schießen. Immer während steigen Leuchtkugeln gegen den Him mel und machen ein Durchstoßen des Feindes unmöglich. Oder sind doch welche durchgckom- men? Aus einzelnen Häusern fallen Eewehr- und ME.-Schüsse, werden Handgranaten auf deutsche Soldaten geworfen. Man merkt nun deutlich: die Zivilbevölkerung macht an Seiten der Polen mit! Eine wilde Schießerei beginnt in einzelnen Teilen der Stadt. Rasch zusammengefaßte Stoßtrupps säubern die Häuser. Allmählich wird es ruhiger. In diesem Kampfe werden der Regiments-Adjutant und der Obcr- stabsveterinär verwundet. Andere werden ver mißt, finden sich aber am nächsten Tage beim Regiment wieder ein. Besonders auch dem persönlichen Eingreifen aller Vorgesetzten, insbesondere des Regiments kommandeurs, ist cs zu danken, daß alles erfolg reich abgelaufen ist. Gegen 2 Uhr morgens, nachdem alle Brücken gesprengt sind, verlassen die letzten Teile des Regimentes Lowicz auf Be fehl der Division. Sie beziehen an günstigerer Stelle mit verkürzter Front eine Verteidigungs stellung bei Ucha n. Der mit Schneid vorge tragene Angriff der Polen findet hier sein end gültiges Ende. Langsam schieben sich links und rechts Nachbar-Regimenter heran. Das sächsische Infanterie-Regiment kann trotz heftigem feind lichen Artillerie-Feuer am nächsten Tag bis zur Straße Lodz—Lowicz vorgchen. Fortsetzung folgt.
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