Volltext Seite (XML)
Heute traf Prinz Friedrich August hier ein, während Prinz Georg im Auftrage deS am Erscheinen behinderten König- Albert erst morgen hier eintreffen wird. Heute Abend fand auf 2 Sälen auf Kosten der Stadt Speisung der aktiven Mannschaften und im Kaufmännischen VereinShanS CommerS der Unterofficiere und deS Vereins ehemaliger 104er statt. Die ehemaligen RegimentSan- gehörigen sind in großer Anzahl hier eingetroffen. — Gleichzeitig hätte auch das 6 Infanterie-Regiment Nr. 105 in Straßburg die Feier feines 200jährigen Jubiläums begehen können, hat aber dieselbe der nicht günstigen Jahreszeit wegen auf den 7. Juni des kommenden Jahres verschoben. Es haben schon jetzt zahlreiche 105er ihre Betheiligung an diesem Regiments» feste in Aussicht gestellt. — Ein 13 Jahre alter Knabe in Lößnitz i. E. hatte am Dienstag nach seinem 9 Jahre alten Bruder mit einem Messer geworfen; die Spitze des Messer« traf unglücklicherweise den Knaben ins Auge, so daß es so fort auslief. Reichenbach, 6. Dezember. Der Stadtrath be schäftigte sich heute mit der Eingabe deS hiesigen Ge werkschaftskartells wegen Beschaffung von Arbeitsgelegen heit für Arbeitslose. Auf Grund von Anfragen und angestellten Erörterungen wurde dabei fcstgestellt, 1. daß in der Textilindustrie der Geschäftsgang sich wieder so weit gebessert habe, daß Arbeitswillige genügend Be schäftigung finden, einige Fabriken sogar mit Ueberstunden arbeiten, 2. daß in der Eisenindustrie wohl Entlassungen vorgekommen seien, die Entlassenen aber fast sämmllich wieder hier oder auswärts Arbeit gefunden haben, 3. allerdings der Arbeitsstand bei den Bau» und Hand arbeitern ein ungünstigerer sei, Arbeitslosigkeit also hier wohl zu befürchten sei. Deshalb beschloß der Siadtrath, Vorkehrungen zur Beschäftigung solcher Arbeiten in städtischen Betrieben zu treffen und zwar zunächst bei ohnehin später nothwendig werdenden Arbeiten. Vermischtes. * Wildeshause» in Oldenburg. Unsere vor mehr als einem Jahrtausend erbaute Alexanderkirche bedarf der Renovation und hat deshalb die Oldenburgische Staatsregierung zur Wiederherstellung 2 Geldlotterien — jede zu 90000 Loosen L 3 Mark mit 9000 Geld gewinnen und einer Prämie — genehmigt. Da viele Treffer, bis zu ev. 75000 M. gewonnen werden können, und die Ziehungen schon am 28. Dezember beginnen, ist ein schneller Loosabsatz zu erwarten. * Schnee auf dem Monde? Man hätte denken sollen, es herrschte unter den Astronomen gegenwärtig nur eine Stimme darüber, daß der Mond keine Atmo sphäre besitzt. Dadurch ist selbstverständlich auch die Annahme des Vorhandenseins von Wasseransammlungen, von Regen oder Schnee ausgeschlossen. Es wird darum kein geringes Aufsehen erregen, daß ein so her vorragender Astronom wie Professor Pickering von der Harvard-Sternwarte sich neulich gegenüber einem Korrespondenten des „Standard" folgendermaßen aus gesprochen haben soll: „Ich bereite jetzt eine Arbeit vor zur Begründung meiner Ansicht, daß es auf dem Monde Schnee giebt. Sie fußt hauptsächlich auf der Thatsacke, daß gewisse glänzende weiße Flecken, die ich sorgfältig beobachtet habe, merklich kleiner werden. Meine Aufmerksamkeit wurde auf diese Fläche durch ein sorgfältiges Studium meiner Mondphotographien gelenkt. Ich will nicht behaupten, daß diese Photo graphien besser seien als die anderer Beobachter, und ich denke auch nicht daran, daß ihre Reproduction zum Beweis genügt, wenn sie nicht durch eine ein gehende und für das allgemeine Publikum etwas fach männische Erklärung begleitet wird." Prof. Pickering wird es gewiß nicht leicht haben, die in diesen Worten geäußerte Ansicht gegenüber den bestehenden Anschau ungen durchznsetzen; allerdings soll der eigentliche Be weis ja erst folgen. Wie gesagt, würde die Feststellung des Vorhandenseins von Schneeslüchen auf dem Monde mit unausweichlichem Zwang die Annahme einer Moud- athmosphäre im Gefolge haben, und zwar eine Atmo st häre, die zur Aufnahme von Wasserdampf fähig sein müßte. Sämmtliche astronomische Beobachtungen haben bisher zu dem Schluffe geführt, daß der Mond keiner lei Gashülle besitzt, die den Namen einer Atmosphäre verdienen würde. Das grelle Licht, das seine Ober fläche beleuchtet, die tief von den Bergspitzen geworfenen Schatten, die scharfen Umrisse jeder Unebenheit auf seiner Scheibe sind vereinbar mit dem Schleier einer dampfhaltigen Atmosphäre, die eine Milderung von Licht und Schatten bewirken müßte. Außerdem giebt es einen noch schärferen Gegenbeweis. Zuweilen geräth der Mond zwischen die Erde und einen größeren Stern und verdeckt letzteren somit einige Zeit für unser Auge. Das Verschwinden des Sternes und sein Wiederaussauchen hinter der Mondscheibe geschieht durchaus plötzlich. Besäße der Mond eine Atmosphäre, die annähernd mit der der Erde vergleichbar wäre, so würde der Stern bei der Annäherung an den Mond rand allmählich verschwinden. Nie hatte man eine Spur von Bevölkerung über der Mondfläche wahrge nommen, es würde doch seltsam sein, wenn die Wolken bildung nur während der Mondnacht, wenn die Mond fläche für die Erde unsichtbar ist, eintreten und nicht noch ein Rest davon bei Sonnenaufgang auf dem Monde als Wolken oder Nebel übrig bleiben sollte. Vielleicht bliebe für den, der an der Existenz von Schnee auf dem Monde glauben will, noch die Ver- muthung offen, daß der Mond früher eine Atmo sphäre gehabt habe, die sich zwar zum allergrößten Theil in dem Raum verloren, aber doch noch einige letzte Spuren von Gasansammlungen in der Nähedes Mondkörpers übrig gelassen habe. Wäre dies der Fall, so würden diese Gasreste doch schwerlich dazu genügen, um während der Mondnacht eine Schnee bedeckung zu erzeugen, die eine lange Zeit liegen und für die Beobachter von der Erde aus sichtbar bleiben würde. Daß diese Atmosphäre in keinem Fall so dicht sein kann, wie die der Erde, so muß die Hitze des Tages und die Kälte der Nacht auf den Erd trabanten weit stärker wirken als in dem wüstesten Gebiet auf unserer Erde, und somit würden nicht geringe Schneemassen dazu gehören, den Sonnenstrahlen längeren Widerstand zu leisten. Für die von Professor Pickering erwähnte Beobachtung giebt es vielleicht eine andere Erklärung. Der Mond besteht eigentlich nur aus einer Masse ausgestorbener Vulkane; er ist eine riesige Schlackenkugel, auf der alles Leben erstorben zu sein scheint. Einige der Krater sind weit größer als irgend einer auf der Erde. Die Höhe mancher Krater ist der des Mont Blanc ebenbürtig. Als diese Vulkane thätig waren, mußte es wohl eine Mond atmosphäre geben, denn die Eruptionen konnten ohne Mitwirkung von Wasserdampf kaum erfolgen. Da aber die Anziehung Der Schwerkraft auf der Mond oberfläche uin so viel geringer ist als auf der Erde, so konnte die Atmosphäre leichter und schneller vom Monde aus in den Weltraum entfliehen, und das ist jedenfalls schon längst geschehen gewesen, ehe sich das Auge des ersten Astronomen forschend auf den Mond richtete. Die Mondoberfläche besteht also aus einer Lavamasse, und da die mittlere Dichte des ganzen Mondkörpers nur wenig über der Erddichte beträgt, so ist sie wahrscheinlich aus ähnlichem Material gebildet. Die Lavaströme auf der Erde sind oft in ihren äußeren Theilen glasig, zuweilen auch bis in tiefere Schichten. Auf dem Monde wird nun die Einwirkung der Sonnen strahlen auf diese glasartigen Lavaschichten weder durch Regen noch durch einen Pflanzenwuchs gemildert, und die Folge davon muß sein, daß sie durch die fort dauernde Ausdehnung und Zusammenziehung beim Wechsel von Tag und Nacht zerspringen. Es läßt sich daher annehmen, daß weite Flächen auf dem Monde mit ungeheuren Haufen von Scherben natürlichen Glases bedeckt sind. Solche Massen müssen im Sonnen licht eine eigenlhümlich glitzernde Erscheinung darstellen, und sie sind es vielleicht, die selbst einem gewiegten Beobachter das Vorhandensein von größeren Schnee massen vortäuschen könnten. Nach Jahren. Novelle von Margarete Tanella. (Nachdruck verboten.) Bei der Baronin von Dernburg ist musikalischer Abend. In den elegant ausgestatteten, glänzend erhellten Räumen hat sich ein intimer Bekanntenkreis der Ba ronin versammelt, um theils zuhörend, theils ausübend an den musikalischen Vorträgen theilnehmend. Eben geleitet die Baronin, eine noch immer schöne Frau, zwei junge Mädchen zum Flügel. Eine derselben ist die älteste ihrer drei Töchter, eine reizende Brünette; die andere ist die Gouvernante ihrer jüngeren Kinder. Beide junge Mädchen sollen heute zum erstenmale öffentlich, d. h. im Freundeskreise der Baronin, singen. Zaghaft unterhandeln sie noch mit ihrem Lehrer, der die Begleitung auf dem Flügel übernehmen wird. „Wer ist dieses schöne Mädchen, welches mit der Baronesse das Duett singen wird?" fragt die junge, lebhafte Gräfin Hohenberg ihre Nachbarin, Frau von Allingen, welche eine alte Freundin der Baronin Dern burg ist. „Es ist ein Fräulein Herwig, die Gouvernante der jüngeren und Freundin der älteren Kinder der Baronin." „Eine reizende, distinguirle Erscheinung," bemerkt die alte Gräfin, „nur sehr traurig sieht sie aus für ihre Jugend." „Oh, das Hal auch seinen Grund; sie hat unendlich Trauriges erlebt, das arme Wesen," erwidert Frau von Allingen. „Ach, erzählen Sie, bitte, mich interessirt das schöne Mädchen lebhaft." „Vor zwei Jahren," beginnt Frau von Allingen, verlor die junge Dame durch eine Eisenbahnkatastrophe Vater und Mutter und stand nun mit einem 12jährigcn Bruder fast mittellos da. Der Vater war Professor und unterrichtete an einem hiesigen Gymnasium. Er besaß kein Vermögen, so blieben seinen Kindern nur die Zinsen der Summe, mit der er sein Leben versichert hatte. Der Graf Wahrenfels, wie Sie wohl wissen, ein Vetter unserer Baronin hier, befand sich in demselben Zuge, der damals verunglückte. Durch einen recht zeitigen Sprung aus dem Coupä rettete er sein Leben. Er war darauf rastlos thätig bei der Bergung der Ver unglückten. unter denen er zu seinem größten Erschrecken auch den Professor Herwig fand; er hatte denselben bei verschiedenen wissenschaftlichen Zusammenkünften kennen und schätzen gelernt. Der Professor klagte ihm angstvoll, daß seine Kinder nun völlig verwaist dastehen würden, denn weder er noch seine Gattin, die durch einen herabstürzenden Wagentheil sofort getödtet war, hätten Verwandte besessen. Da gelobte ihm der Graf, daß er sich seiner Kinder annehmen würde; so konnte der arme Mann beruhigt aus dem Leben scheiden. Der Graf hat treulich Wort gehalten; den Knaben hat er adoptirt ; derselbe will Arzt werden, er soll sehr fleißig sein. Das junge Mädchen, welches damals das Lehrerinnenexamen glänzend bestanden hatte, brachte er in das Haus seiner Cousine hier. Die Baronin nahm sich m herzlichster Weise ihrer an und hat es nicht zu bereuen gehabt, denn sie hat in der jungen Dame eine liebevolle und tüchtige Lehrerin für ihre Kleinen gefunden und hat sie dafür sehr lieb gewonnen. Sie betrachtet sie längst nicht mehr als Gouvernante, sondern als eine ihr und ihrer Familie herzlich ergebene Freundin. Die älteren Töchter schwärmen für sie; sie treiben ge meinschaftlich musikalische, besonders gesangliche Studien, von deren Folgen wir jetzt eine Probe hören sollen." „Oh, ich danke Ihnen herzlich für die interessante Erzählung", flüsterte die lebhafte kleine Gräfin, „das ist ja ein ganzer Roman in wenigen Worten." „Doch ich glaube, derselbe hat noch nicht seinen Abschluß gefunden. Sehen Sie, bitte, dorthin; eben ist Graf Wahrenfels eingetreten Haben Sie den Blick bemerkt, der zu dem schönen Mädchen hinüberflog?" .Oh, der konnte auch der reizenden Verwandten gelten!" „Nein, nein! Ich habe scharfe Augen dafür ! Doch still, nun werden wir endlich den Vortrag zu hören bekommen." Die Begrüßung mehrerer Gäste hatte den Beginn der Gesangspiece verzögert. Jetzt giebt der Baron dem Herrn am Flügeleinen Wink mit den Augen, ein kurzes Präludium und die Klänge eines Mcndelssohiischen Duetts durchfluthen den Saal. Wundervoll harmonisch verschmelzten die beiden Stimmen miteinander. Die Stimme der Baronesse, ein glockenreiner Sopran, wird fast übertönt von der seelenoollen Altstimme der anderen. Graf Wahrenfels hat hinter einer durch Blattpflanzen gebildeten Gruppe Platz genommen. So den anderen verborgen, kann er sich ungestört dem Gegenstand seines Interesses zuwenden. Unausgesetzt ruhten seine Augen auf dem schönen Gesicht der jungen Gouvernante. „So wird mein Bild dich verfolgen Bis in den tiefsten Traum," tönt es jetzt durch den Saal. „Ja, bis in den tiefsten Traum verfolgt mich Dein Bild, Du Stolze, lange, lange schon," flüsterte er. „Wann endlich wirst Du mein sein?" Noch ein anderes Augenpaar haftet in größter Spannung an den Zügen deS jungen Mädchens. In der Saalthür sind eben, angelockr von dem Gesänge, einige Herren getreten. Neben dem Hausherrn steht ein älterer Herr mit stolzem aristokratischem Gesicht. Sein erster Blick beim Eintritt fällt auf die Sängerin am Flügel dort und bleibt an dem Gesicht des jungen blonden Mädchens haßen. Wie ein Schlag durchzuckt eS ihn. Jene Gestalt ist cs ja, nach der er sucht seit Jahren schon, die ihn ruhelos von einem Orte zum anderen treibt. Aber sind denn zwanzig Jahre spurlos an dem holden Gesicht vvrübergegangen? Nein, nein! Es ist ja nicht möglich! Wohin führt ihn seine Aufregung? Sie kann das nicht sein! Und doch — in solcher Gestalt nahte ihm das Glück vor langer, langer Zeit; so stolz hielt auch sie den zierlichen Kopf mit dem prachtvollen Blondhaar; das waren dieselben Augen, nur so traurig blickten sie nicht damals, als sic sein war! Doch wo sind denn seine Gedanken? Wum sie selbst es nicht sein kann, so maß es ja ihr Kind sein, ihr verjüngtes Ebenbild. Ec muß sie sprechen, so bald wie möglich. Eben endet der Gesang. „Verzeihen Sie, bitte; wer ist die junge blonde Dame, die eben sang?" fragte er hastig den Haus herrn. Seine Stimme klingt seltsam heiser vor Aufregung. „Ein Fräulein Herwig," antwortete dieser, „die Gouvernante meiner Kinder, ein ebenso kluges als schönes Mäochen." (Fortsetzung folgt.) Weihnachts-Bitte. Die Verwaltung des Schubert-Stiftes tritt auch in diesem Jahre beim Herannahen des Weihnachtsfestes an edle Freunde und Gönner der Anstalt mit der herz lichen Bitte, wieder dazu beitragen zu helfen, unseren Kleinen eine Weihnachtsfreude zu bereiten. Die Bescheerung soll am 19. Dezember Nachmittag 4 Uhr im Schubertstist stattfinden und werden Liebes gaben jeder Art dankbarst entgegengenommen in Neustadt: von Frau Pastor Schmidt, in Altstadt: von Fräulein Marie Weber, den Frauen Emma Kunze, Lina Lehmann, Anna Reinhardt, Margarethe Schäffner, Herrn Conrad Anton Clauß und dem Unterzeichneten, sowie im Schubertstist selbst. Die Aerwaltung der Akeiukindervewayranstatt Schniert-Sttft. Hustav Illge«, » At. Worsteher.