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Nr. 278 28. Jahrgang. Freitag, den 29. November 1901. bedrängten deutschen Ostseeschifffahrt beistehen wollten, für eine tövtliche Beleidigung der großen englischen Nation, und Lord Palmerston drohte sogar laut mit Krieg, so daß der österreichische Minister Graf Nechberg angster füllt das Versprechen gab, die drei Schiffe nur in die Nordsee einlaufen zu lassen. T rr g s zz e s ch i ch t e. Deutsches Reich. Berlin, 27. November. In der heutigen Reichs- taqssitzung interpellirte der Abg. Bassermann betreffs der Jnsterburger Duellaffaire. Kriegsminister v. Goßler antwortete: Ich erkenne die maßvolle und wohlwollende Form an. in der der Redner die traurige Angelegen heit besprochen hat. Ich glaube nicht, der Sache zu dienen, wenn ich in alle Einzelheiten eingehe. Ein junger Offizier betrinkt sich, Kameraden treffen ihn und bringen ihn in wohlwollendster Absicht nach Hause, leider nach seiner altenWohnung. Das hat das Unglück herbeige führt. Der unglückliche Offizier hateinedrastischeWarnung mit einem Schlage erwidert. Der Fall liegt meines Erachtens nicht so, daß ein Ausgleich nicht möglich gewesen wäre. (Hört!) Der Leutnant Blaskowitz hat nichts davon gewußt, was er in der Nacht gethan hat; als er es erfahren, hat er sich bereit erklärt, um Ver zeihung zu bitten. (Hört! hört! Große Unruhe.) Ein ehrengerichtliches Verfahren wegen Verletzung der Standesehre mußte unter allen Umständen erfolgen. (Sehr richtig! rechts.) Dem Ehrenrathe lag es ob, einen Ausgleich zu ermöglichen. Es sind also die Be stimmungen der Allerhöchsten Ordre vom 1. Januar 1897 nicht befolgt worden. Der Allerhöchste Kriegsherr hat in ernstester Erwägung den Fall geprüft und ist zu der Entscheidung gekommen, daß in diesem Falle den Allerhöchsten Bestimmungen nicht entsprochen worden ist. Se. Majestät hat in allerernstester Form zu er- kennnen gegeben, daß er festen Willens ist, der Autorität der Ordre vollezGeltung zu verschaffen. (Bravo! rechts.) Se. Majestät hat uns auch hier mit gewohnter Energie den rechten Weg gewiesen. (Beifall rechts.) Was die Frage betrifft, welchen Weg die Kriegsverwaltung ein zuschlagen gedenke, um der Kaiserlichen Ordre vom 1. Januar 1897 volle Geltung zu verschaffen, so erübrigt sich nach dem zuletzt Gesagren, noch näher darauf ein zugehen. Die Ordre ist nach reiflicher Prüfung unter Zuziehung hoher Offiziere und Befehlshaber ergangen; es liegt kein Grund vor, sie zu erweitern oder sie zu ergänzen. Ich wüßte auch nicht, in welcher Richtung dies geschehen könnte. Ein Fortschritt ist außerdem seit Erlaß der Ordre dadurch eingetreten, daß ihr Wort laut Aufnahme in das Militärstrafgesetzbuch gefunden hat. Was den Zweikampf und sein Vorkommen selbst betrifft, so muß ich auch heute wieder darauf Hinweisen, daß die bürgerlichen Gerichte bei uns immer noch Ehrenbeleidigungen zu geringe bestrafen. Sollte die Interpellation zu einer Besprechung Anlaß geben, so möchte ich nur noch die Bitte anssprechen, den Boden leidenschaftsloser, objektiver Beurtheilung nicht verlassen zu wollen. (Lebhafter Beifall rechts.) — Abg. Bachem bedauert, daß Bassermann habe durchblicken lassen, als ob er and seine Freunde in gewissen Fällen und unter gewisser. Umständen doch noch das Duell als zweckmäßig anerkennen. Das gesammte Centrum an sich sei dem gegenüber der Ansicht, daß das Duell unter keinen Umständen zu rechtfertigen sei. — Abg. Schrader (freis. Ver.)*sührt aus, der Duellzwang müsse aufhören und von höchster Stelle müsse ausgesprochen werden, daß die Ehre des Offiziers nicht geschädigt wird, wenn er ein Duell ausschlägt. Derjenige Offizier aber, der die Ehre eines Kameraden grundlos verletzt, müsse aus der Armee ausscheiden. — Abg. Graf Bernstorff-Lauenburg fvieses R'"" dch Nachmittags"^', Ausnahme der San» "7 deren Austr-i^ ^Mhen durch di-"^ Festtage d-° «^.ch I.Mc n JnfertjonsgebLhren: die fünsgespa"-- 12 Psg-- Raum für den Verbreitungsbezirk 10 P1»-^ Rabatt. Necla,ne 2S Pfg. Bei mehrmaliger AUsg^ ««nähme der Inserate für die fo^env erbeten. 1« Uhr. Größere (Reichsp.) erklärt sich grundsätzlich als Gegner des D» zur auch Beleidigungen strenger bes st Ausgestaltung des Zeit. Redner empfiehlt eine besfe 9 I weist Instituts des Ehrenraths f -on 1897 hin: auf die Bestimmungen der Berordi g gebotene Der Offizier müffe die 'hm rur V l y 2 ? Sitte Hand annehmen, „soweit Standes^ 9 es zulassen." Da lieg erinnert er an den Fall des faMia) , - -Ehren- Hofmann in Metz, der unter Zustimm . g s As -m- AlE- des b-trun-m S-W acceptirt habe, sodann aber von Dr Munkel schlichtem Abschied entlassen worden sei. Ei'i-genden (freis. Volksp.) findet die Hauptur Duells in der Kabinetsordre selbst Auch oer mro trächtigste Angriff auf die Ehre dürfe da — , - rechtfertigen. Die Ehrengerichte machten das Verbrechen gegen das Gesetz erst fertig. Man möge ritterlich erklären, der die gebotene Hand zu s h ung annimmt und Den aus der Armee entfernen, die Hand nicht annimmt. Wenn das Di^ll au Osfiziersstande beseitigt ist, wird es auch in anderen Kreisen verschwinden, denn vornehme Sitten und nehme Unsitten finden ja immer vorzugsweise Nach ahmung. — Abg. Bebel wendet sich lebhaft gegen das Duell in der Armee und erklärt die Verordnung von 1897 für gesetzwidrig. Der Kaiser habe nicht das Recht, eine Verordnung zu erlassen, die das Duell, wenn auch nur in bedingter Form zulasse. Er, Redner, würde gern den Herrn Kriegsminister oder dessen Vor gänger, zu dessen Zeit die Verordnung erlassen ist, auf ein paar Monate auf die Festung stecken. — Abg. Stöcker erklärt das Duell als unvereinbar mit dem christlichen Standpunkte. Dem allerhöchsten Kriegsherrn könne nur gedankt werden, daß er bestrebt sei, das Duell zu verringeru; andererseits seien angesichts des historischen Ursprunges des Zweikampfes als Mittel zur Widerherstellung der Ehre, jedenfalls Spott und Hohn darüber nicht angebracht. Eine Aenderung des bestehenden Zustandes sei aber dringend erwünscht. — Die freisinnigen Abgg. Dr. Pachnicke und Roesicke haben folgenden Initiativantrag zur Frage der Ar beitslosigkeit im Reichstage eingebracht: Der Reichstag wolle beschließe», den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, eine aus Vertretern der verbündeten Regierungen, aus Mitgliedern des Reichstags und sonstigen auf diesem Gebiete erfahrenen Männern bestehende Kommission zu bilden, welche die Aufgabe hat, die bisher seitens der Berufsvereine, einzelner Unternehmer und Gemeinden gegen die Folgen der Arbeitslosigkeit geschaffenen Ver- sicherungs-Einrichtungen zu prüfen und Vorschläge über eine zweckmäßige Ausgestaltung dieses Zweiges der Ver sicherung zu machen. — Im Landtag von Sachsen-Weimar-Eisenach erkannten bei der Berathung der Vorlage über die Ver- luste von Staatsgeldern bei der Leipziger Bank alle Redner an, daß der Regierung so wenig wie dem Landtage ein Verschulden an dem Verluste zur Last falle. — Bei den letzten Kontrolversammlungen in Straß burg i. E. hat die Militärbehörde die Reservisten und Landwehrleute darauf hingewiesen, daß es ihnen unter sagt ist, irgend eine englische Werbung für den Krieas- dienst in Südafrika zu unterschreiben, und sie auT fordert, jede Person, die sich ihnen mit derartigen An erbietungen nähere, sofort bei der Gendarmerie anzuaebe/ - Die Caution für vr. Krause. Aus Zndan wiro berichtet: Am Montag Nachmittag erschien d-r Vertreter vr. Krauses vor den, PolizeiaerM2 - Bow Street, um die Caution für vi- Es verpflichteten sich zwei Herren für je looo Ä.Ä' AI, d« V-chtzend- daß. LZU rische Par»:' Jm^eutsch.^ bisto. keit, die Stadt S°»"rbuu^ die Nochwendig. Stützpunkt der dänischen SttL weil sie den dänischen Kasernen und Krieasmn»^ ^""wentlich die befanden. So wurde denn 'n der Stadt 1864 ongezeigt, d» An April auf die Stadt Sonderbura beiin, - das Bombardement Bewohner Zett daß die Gleichwohl blieben viele ^nmo» «2 Kinder, in der Stadt und einioe Frauen und die deutschen Geschosse gelödtet wirkungsvoll vom militärischen Gesichtspunkt?^ Heeresleitung aus die Beschießung Sonderburg? erkannte auch der damalige dänische OberbeseM^ in Düppel und Sonderbus General G^lach^ Kopenhagen meldete: daß die Be- ch.eßung Sonderburgs die Behauptung Düppels säst unmöglickr gemacht habe und dringend um die Erlaubniß bat, Düppel zu raumen. Bekanntlich zwang aber der eloerdamsche Pobel Kopenhagens den Koni/ und de» tapferen General, das verlorene Düppel zu halten bis es dann am 18. April unter furchtbaren Verlusten für die Danen gestürmt wurde. Sofort bei der Nachricht von der Beschießung Sonder burgs tobte nun durch ganz England giftiger Deut schenhaß in lauter Entrüstung, unter der edlen Ver hüllung christlicher Menschenliebe. In Berlin wagte der englische Gesandte, Sir Andrew Buchanan, am 6. April ein Billet des Inhalts an Bismarck zu richten: ob es wahr sei, daß Preußen Sonderburg ohne vorherige An zeige bombardirl habe? ob Weiber und Kinder dabei umgekommen seien? ob die preußische Regierung solch ein Verfahren billige? Bismarck erwiderte stolz und scharf: er werde nur auf eine amtliche Anfrage Antwort geben. Diese amtliche Anfrage ist natürlich niemals ge stellt worden. Dagegen gaben schon am 7. April die edlen Lords Shaftesbury und Palmerston in beiden Häusern des englischen Parlaments ihrem christlichen Schmerz über dieses Preußen Ausdruck, welches nun zu den civilisirteu Staaten nicht mehr gerechnet werden könne. Bismarck ließ darauf in den Berliner Zeitungen einfach die lange Reihe offener russischer Küstenstädtchen und harmloser Fischerdörfer veröffentlichen, welche die englische Flotte während des Krimkrieges 1856 aus Menschenliebe und Barmherzigkeit bombardirt, ausgeplündcrt und verbrannt hatte. Zahlreiche weitere Beweise für die geläuterten eng lischen Ansichten über Völkerrecht brachten dann die eng lischen Vertreter auf der Londoner Conferen, bei, die sich vem 25. April bis 25. Juni 1864 vergeblich ab mühte, die Befreiung Schleswig-Holsteins vom Dänenjoch zu vereiteln, die Bismarcks große Politik anstrebte und durchsetzte. Schon in der ersten Sitzung jenes Congreffes am 25. April forderte das „neutrale" England Waffen- stillstand für die armen, überall geschlagenen Danen. Bismarck erklärte sich dazu gern bereit, nur muffe dann selbstverständlich während der Waffenruhe auch dem Titel der „Blockade der Deutschen Ostseehas n b triebene dänische Caperei und Seeräuberei a fhor n. Der englische Vertreter Lord Clarendon fand dieses 1 doch nicht nöthig, da die Blockade emer a^ als der enalischen — Küste keine „act've Feindseligkeit )- -WM.«!? ^kuslein-ßniWll, MrluWitz, GMors, l'fiH enbrand, Ursprung Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf u. 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