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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger : 31.08.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-08-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841112631-193908316
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841112631-19390831
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841112631-19390831
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-08
- Tag 1939-08-31
-
Monat
1939-08
-
Jahr
1939
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S1 500 Zuschauer gezählt. Durch das besondere un günstige Sommerwetter konnte die vorjährige Besu cherzahl nicht ganz erreicht werden. Den Haupt anteil der Besucher stellte auch in diesem Jahr er freulicherweise wieder die Jugend mit über 40 Pro zent, während KdF. niit etwa 14 Prozent beteiligt war. Die bestbesuchte Vorstellung war eine „Wil- helm-Tell"-AussN)rung init über 2000 Zuschauern. Die einzelnen Werke erzielten folgende Aussührungs- zahlen: „Karl Stüloncr" 21ma^ „Wilhelm Dell" 15mal, „Die Kreuzeischreiber" 11mal, „Die lustige Wallfahrt" 11mal, „Die Fahne weht" neunmal und die „Bärenhatz" siebenmal. MMunk-M Freitag, 1. September Reichssender Leipzig 5.45: Nachrichten und Wetter für den Bauern. — 5 50: Wiederholung der Abendnachrichten vom 31. August. — 6.00: Morgsnruf, Neichswetterdienst. — e.1ü: Sport am Morgen. — 6.30: Konzert. — 7.00: Nachrichten. — 8.00: Sport am Morgen. — 8.2V: Kleine Musik. — 8.38: Konzert. — !1.3»: Wettlnu mit Frau Pustegut. Spielstunde. — 9.55: Wasser stand. — 10 00: Kreuz und gner durch Afrika. Ge spräch mit dem Pflanzer Fritz Jung aus Kamerun. — 10.30: Schulsportliche Entscheidungskämpfe Rund funkbericht vom Berliner Tannenbcrgfest. — 10.45: Wetter, Tagesfolge, Glückwünsche. — 11.00: Sende pause. — 11.40: Die Milch — ein Bolksnahrungs- mittel. — 11.55: Zeit und Wetter. — 12.00: Musik für die Arbeitspause. — 13.00: Zeit, Nachrichten, Wetter. — 13.15: Konzert. - 14.00: Zeit. Nachrich ten, Börse; anschließend: Musik nach Tisch. — 16.00: Konzert. — 17.00: Zeit, Wetter, Wirtschaft, Markt bericht. — 18.00: Mit der Kamera auf Jagd. — 18.20: Meisterliche Kleinigkeiten. — 18.45: 7. In ternationale Film-Kunst-Ausstellung. Hörbcrichte. — 19.15: Musikalisches Zwischenspiel. — 19.25: Kam mermusik. — 20.00: Nachrichten. — 20.15: Konzert. — 22.00: Nachrichten, Wetter, Masser-Wächterdienst, Sport. — 22.30. Unterhaltung!;- und Volksmusik. — 24.00: Nachtmusik Deutschlandsender 6.00: Glockenspiel, Morgenruf, Nachrichten, Wet ter. — 6.10: Kleine Melodie. — 6.30: Frühkonzert. — 7.00: Nachrichten. — 8.00: Sendepause. — 9.00: Sperrzeit. — 9.40: Kleine Turnstunde. — 10.00: Prima Kranzer Spcckflundern! Rundfunkberichte und Gespräche um die Küstenfischerei an der Ostsee. — 10.30: 10 000 Liter Milch werde» täglich verpul vert. Nundfunkbericht aus dem Dauermilchwerk in Marienburg. — 10.45: Sendepause. — 11.00: Nor- malfrequenzsn. — 11.15: Deutscher Seewctterbericht. — 11.30: 30 bunte Minuten; anschließend: Wetter bericht. — 12.00: Musik zum Mittag. — 12.55: Zeit zeichen der Deutschen Seemarte und Glückwünsche. — 13.45: Neueste Nachrichten. — 14.00: Allerlei von Zwei bis Drei! — 15.00: Börsen-, Wetter- und Marktberichte. — 15.15: Ballettmusiken. — 15.30: Die Dolkspflegerin. Hörszcne zur Berufswahl für Madel. — Anschließend: Programmhinweise. — 16.00: Musik am Nachmittag. — 17.00: Kleine Melo die. — 18.00: Nach Reitersbrauch ich reite . . . Von Pferden und ihre» Dichtern. — 18.25: Kleine Melo die. — 18.45: Filmkunstausstellung in Venedig. Ein umfassender Bericht vom Verlauf der Ausstellung und vom Urteil der Jury. — 19.15: Musikalischer Sprühregen. — 20.00: Kernspruch, Kurznachrichten und Wetterbericht. — 20.15: Emanuel Rambour spielt. — 21.15: Stunde des Reservisten. Eine Sen dung für die Soldaten des Beurlaubtenstandes. — 22.00: Tages-, Wetter- und Sportnachrichten. — 22.20: Kleine Melodie. — 22.45: Deutscher Seewet- terbericht. — 23.00: Und abends wird getanzt. Sandel und Industrie Amtlicher Grvs;markt für Getreide und Futtermittel zu Chemnitz Der am Mittwochnachmittag abgehaltene Groß- marlt war von Anfang bis zu Ende wieder auf einen sehr ruhigen Ton gestimmt. Die Umsätze hiel ten sich in engen Grenzen. Es wurden folgende amt liche Preisfeststellungen vorgenommen: Weizen 187 bis 191; Roggen 180—183; Jndustriegerste 186; Som mergerste zu Brauzwecken 215; Futtergerste 168; Hafer 166—169; Deutscher Mais —; Weizenmehl 29,55; Roggenmehl 22,20—22,95; Weizenfuttermehl 13,75—14,05; Roggenfuttermehl 12,70—13,20; Wei zenkleie 11,25—11,55; Roggcnkleie 10,20—10,70; Malzkeime 11,20; Trockenschnitzel 9,72; Zuckerschnitzel 12,93; Kartosfelflocken 17,30; Rotklee 161—166; Schwcdenklee 178—182; Erbsen —; Sommerwicke» -; Hülsenfruchtgemenge —; Stroh 2,70—3,20; Wie senheu 5,40—6,40; Acker- und Feldheu 7,20; Timo- tbeeheu, Luzerne Esparsette und Seradelle 8,00 bis 8,60; Kleeheu 7,60—8,00 Mark. Ter vierte Messetag Der vierte Messetag in Leipzig war durch den Besuch von Interessenten aus dem mitteldeutschen Wirtschaftsbezirk gekennzeichnet. Im großen und ganzen hielt sich das Geschäft im Nahmen der beiden letzten Tage. Einige Messezweige konnten wieder Auslandsaufträge hercinnehmen, so von Einkäufern aus den Valkanländern und Frankreich und von Übersee. Auf der Textil- und Vekleidungsmesse war es sehr ruhig. Es wird bedauert, daß der deutsche Einzelhandel diesmal so wenig Gebrauch davon macht, um sich über die wirklich guten Neuheiten und >ie einwandfreien Qualitäten in Winter- und Früh- nhrsmodellen zu orientieren. Man würde es im Interesse der kommenden Belieferung begrüßen, wen» noch am letzte» Messetage die Kundschaft diese fach liche Unterrichtung nachholen würde, wobei sie damit rechnen darf, daß 'sie ihren normalen Bedarf auf der Messe aufgeben kann. Auf der Porzellnnmesse fan den Geschenkartikel wieder Zuspruch, ebenso Stein gutwaren, während Glaswaren ruhiger lagen. 2n der Abteilung Beleuchtungskörper gingen hauptsäch lich Lampenschirme. Eisen- und Stahlwaren wurden von ausländischen Besuchern in bemerkenswertem Umfange in Auftrag gegeben. Regere Nachfrage be tank für echte Lederwaren. Spielautomaten erfuh ren eine kleine Belebung. Neuheiten erzielten auch größere Auslandsaufträge. Auch in Küchenmaschinen war das Geschäft recht ansehnlich. Das Handwerk chnitt am Mittwoch gut ab. Auch die Spielwaren- uesse bot den Ausstellern ein befriedigendes Geschäft. In kosmetischen und pharmazeutischen Artikeln haben verschiedene Firmen ein besseres Geschäft gemacht als am Vortage. Goldflucht aus England Im Lause der letzten Woche find 24 600 000 Pfund Gold aus England ausgesührt worden, davon 17 Millionen nach USA und der Rest nach Kanada. Der Goldpreis ist am Mittwoch wieder um 1 Schil ling 6 Pence gestiegen. Chemnitzer Schlachtviehmarkt Bei dem am Mittwoch abgehallenen Schiacht- viehmarkt betrug der Austrieb 349 Rinder ldarunter 66 Ochsen, 39 Dullen, 197 Kühe und 47 Färsen), 640 Kälber, 198 Schafe und 1085 Schweine. Sämt liche Tiere wurden verteilt. Es wurden gezahlt für je 50 I<g Lebendgewicht: Ochsen : u) 46,50 ; b) 42,50; c) —; ü —; Bullen: s) 44,50; b) 40,50; c) - - ä) —; Kühe: s) 44.50; b) 40,50; c) 34,50; ck) 25. Färsen: u) 45,50; b) 41,50; c) — ; ö) —; Kälber: Sonderklasse —; s) 63; b) 57; c) 48; ck) 38. Lämmer und Hammel: s1) 51; s2) —; b1) 50; 52) c) —; <t) —. Schafe: s)—; b)c)—. Schweine: a) 61; b1) 60; b2) 59; c) 55: ck) 52; e) —; t) -- 81) 60; g2) Eber-; Altschneider Kreuzworträtsel Bedeutung der einzelnen Wörter ») von links nach rechts: 1 Maschenwerk, 4 deutscher Strom, 8 Störfisch, 10 norddeutscher Dichter, 12 Gewicht, 14 Teil des Hauses, 10 eng lischer Titel, 17 Kleiderstoff, 19 Stelle des Armes, 20 Stadt an der Etsch, 22 Gedicht, 24 Wertsochen- bchälter, 26 Tischgerät, 28 heitere Ruhe, 29 Tur- ncrabteilung, 30 Laubbaum; b) von oben nach unten: 1 TIcrwoh. nung, 2 nordische Gottheit, 3 Herrschertitel, 5 Tier futter, 6 Nebenfluß der Donau, 7 Körperorgan, 9 Begriff aus der Sprachlehre, 11 Ostgotcnkvmg, 13 Kerbtier, 15 Form der Bcitragscrhebung, 18 Pflanzenteil, 21 Säugetier, 22 deutsche Spiel karte, 23 Armknochen. 25 Maßeinheit in der Me chanik, 27 Grußwort. «rv8S A« der Schwierigkeit der verteidiguna gescheitert Bon F. Sämtsch Abgelehnte, Damengambit — Gespielt in den Kämpfen um die Berliner Vereinsmetsterschast Weiß: Schlage Schwarz: Brofow (Schachgesellfchast) (Lorenz) 1. <14 35 2. o4 -b 3. 8tZ 8lb 4. 8c3 8bck7 5. Ll4 (Nachdem bereits 8b<i7 geschehen ist, ist » t» e 6 z r A UV Ä N - ' N k . 2 2 4 Z S 7 6 5 8 7 6 StkSnngSbild vor dem 1L. Znge vou Schivar- L HEL 2t t t . Gt o ° i e k dieser Fug sehr gut zu spielen und hat de» Vorzug, die ausgetretene» Pfade zu vermei den und ein volle» und schönes Spiel zu erreichen. An ders steht es da- genen, wenn Schwarz an Stelle von 8b<!7 I.e7 ge zogen hätte, denn in diesem Fall kann Schwarz ro chieren und nach ü. «3 mit sehr gutem Spiel mit c5I und 8c6 fortsetzen.) 5. , . « Le7 6. e3 0—0 7, Td »6? (Diesen Zug weist Weiß als Tempoverlust nach und lenkt unter sehr günstigen Umständen in die so genannte »Karlsbader Variante" — 1. ck4 65 2. o4 eb Z. 8-3 816 4. LgS Le7 5. «3 8bck7 6. 813 0—0 7. Tol ob 8. eä5: usw. — ein. In Frage kam 6c4: 8. I.c4: ab, oder im ortho« boxen Etil ob 8. Oc2 Te8 9. L63 äc4: 10. Lc4: 8ckS.) 8. cll5:I eck5: 9. l.63 ob 10. 0-0 Te8 11. KZ 8l8 12. 0c2 8eb? (Vesser geschah 8gS und nach 13. LK2 L66; Weiß steht freilich immer etwas besser, z. B. 14. l.66: OciG 15. 8s4.) 13. LK2 gb 14. 8e5 8g7 15. A4I (Schwarz Hötte sonst 1.15 gespielt und den Stolz der weißen Partie, den Königslänfer, abgetauscht.) 15.... 1.06? (Zu den Zügen des Anziehenden ist sehr wenig zu sagen; sie verstehen sich fast alle von selbst und sind von einer wuchtigen Folgerichtigkeit, Es interessiert also mehr, das Problem zu klä ren, wie sich Schwarz besser verteidigen konnte, und ich bin der Meinung, daß an dieser Stelle 118! geschehen mußte mit der Absicht, 8ke8 zu ziehen. Dag hätte den weißen Angriff ganz er heblich erschwert, und sehr wahrscheinlich hätte sich Weiß dem Damenslügel zuwenden müssen.) 1b. l4 Ve7 17. Tcei LK4 (Ob cs jetzt noch eine Verteidigung gab, ist fraglich; mit den letzten drei Zügen ist der Nachziehende lediglich seiner Z»g- pslicht nachgekounnen, hat cs aber nicht verstan den, obwohl er den Angriff konnnen sah, einen Eegenplnn zu entwickel» ) 18. l5 gl5: 19. gl5i 8lkS 20. Vl2 vAZ-i- 21. llki 8ib 22. T^1 OK6 23. Og2 l.18 24. 1.14 OK5 25. 1^5, und Schwarz gab auf. Sein Untergang ist schrecklich, denn vier seiner Figuren — Ta8, Lc8, 8g7 und VK5—- sind so gut wie gar nichts wert, und abgesehen von der Bedrohung des Springers lb, droht auch noch durch l.e2 der Verlust der Dame. Nachdruck verboten I .Fabelhaft?- Kinn Jochen Steinbach nur im« Uhr vorverlegt. So sitzt denn die Gefolgschaft mer wieder sagen, der Firma Steinbach L Co. in dem mit Blumen und Tannengrün festlich geschmückten Saal des Fortsetzung folgt. „Immer noch Regiesorgen?" fragt der Schau spieler belustigt lächelnd. Und mit sieghafter Überlegenheit: „Kinder, laßt euch darüber keine grauen Haare wachsen. Wir werden die Sache schon schmeißen." Er sieht ganz so aus, als könne er die schwierigsten Dinge aus dem Hand gelenk federn. „Fräulein Kullmann hat einen kleinen Streit mit ihrem Verlobten gehabt und will uns nun schnöde im Stich lassen", bermerkt Steinbach zu Merlin gewandt. Der nimmt diese Angelegenheit nicht so tra gisch. Mit ein paar liebenswürdigen Worten wendet er sich an Tilla. Sie faßt Vertrauen und weiht ihn in ihren Kummer ein. Nun lacht er sorglos. „Wcnn's weiter nichts ist, mein verehrtes Fräulein! Die Beurteilung Ihres Talentes will ich gern übernehmen. Sie dürfen versichert sein, daß ich völlig unparteiisch prüfen werde, wenn es mir bei einer so jungen hübschen Dame schließlich auch entsprechend schwersallen wird, einen stren gen Maßstab anzulegen." Er hält ihr die Hand hin. Tilla kann nicht anders, sie muß einschlagen. Sie ist sogar sehr zufrieden mit Merlins Vorschlag. Falls sein Ur teil günstig ausfällt, woran sie nicht zweifelt, kann ihr der vchauspielcr wertvolle Anregungen für die einzuschlagenden Mittel und Wege zu ihrer Ausbildung geben. Wie das dann noch mit Henner Gerold werden soll, mag die Zukunft leh ren. Mit neunzehn Jahren ist inan so leicht ge neigt, an sein Glück zu glauben. Einladung abgelehnt." Zwischen den dunklen Brauen Steinbachs ha ben sich zwei senkrechte Falten gebildet. „Ihren Doktor Gerold soll der Kuckuck holen!" grollt er leise. Tilla hat den Kopf ein wenig gehoben, als lausche sie der fernen Musik Eine kleine Weile betrachtet Steinbach ihr im Trotz erstarrtes Ge sicht. „Sie sind gut! Erst machen Sie uns den Mund wäßrig, dann Haun Sic ab." „Mir fehlt nun jede Begeisterung", versucht sich Tilla kraftlos zu verteidigen. Steinbach bleibt unerbittlich. Er merkt, daß man diesem Mädel einmal gehörig ins Gewissen reden muß. „Und Ihre Berufskameraden — die Herren von der Geschäftslcitung — ich selber auch — ind wir Ihnen nichts?" Den Stock aus Bambusrohr unternehmungs lustig schwingend, Bruchstücke eines Schlagerlie des vor sich hinpfeifend, betritt in diesem Augen blick ei» eleganter, junger Herr in Hellem Anzug die Halle. Steinbach hat ihn schon gesehen. Das Erkennen ist gleichzeitig auf beiden Seiten. „Hallo, Freund Merlin!" Der Angerufene stürmt herbei. „Servus, alter Man erhebt sich. „Gut, meine Herren. Sie sollen mit mir zu frieden sein", verspricht Tilla. „Alles in schönster Ordnung!" stellt Steinbach befriedigt fest. Merlin beugt sich zum Kuß über Tillas Hand. Er findet das Mädchen entzückend und freut sich auf den Abend. großen Fremdenhofes Kopf an Kopf und schöpft aus der Freude gemeinsam verlebter schöner Stunde neue Kraft für den Merktag. Der Geist wahrer Betriebsgemeinschast schmiedet sie zusam men, Hand- und Kopfarbeiter, Vetriebsführung und Gefolgschaftsmitglieder. Es ist von vornherein Ehrensache gewesen, daß die gesellige Unterhaltung der Dreihundert aus den eigenen Reihen zu erfolgen hat. So ha ben sich die Begabungen gefunden und heraus kristallisiert, die Musiker der kleinen, aber gut eingespielten Orchestergemeinschaft, die Turner, Sänger, Akrobaten, Kunstpseifer und Spaß- 3 Fortsetzung Ohne dem sonst von ihm so bewunderten Vronzestandbild der blütenstreuenden Flora in ihrem antiken Tempelchen einen Blick zu schen ken. stürmt Dr. Gerold in sein Fremdenheim, das hier in der Nähe liegt. Minni ist ihm jetzt nicht erreichbar, also muß er allein mit sich ins reine kommen. Und das ist gut so; denn seine rüt telnden Fragen sind ans Schicksal gestellt, und da kann ihm niemand Antwort geben, als nur das eigene Gewissen. gen Abends. Er hat liebenswürdigerweise die Ansage übernommen", erklärte er ergänzend. Langsam geht mit Tilla eine Veränderung vor sich. Schauspieler Merlin — Ansage — Mit- wirkung —? Begriffe und Gedanken beginnen in ihr zu arbeiten. „Nun. wie ist es " fragt Steinbach in die ent standene Stille, während sich Merlin einen Ses sel heranzieht. Die Blonde hebt unschlüssig die Schultern. Zu einer entschlossenen Absage kann sie sich jetzt nicht mehr aufraffen. rauscht Musik auf und schon bietet sich die Tän zerin den Zuschauern in völlig verändertem Äuße ren. Es bleibt rätselhaft, wie sie cs fcrtigbringt, sich in so kurzer Zeit aus einem Pußtamädel in eine Nokokoschäferin zu verwandeln, die mit graziler Anmut ein Menuett tanzt. Merlin steht neben Steinbach in den Kulis, sen. Sie sind genau so hingerissen wie die Män ner und Frauen nnten im Saal. ; macher, die nach einer kurzen Ansprache durch > den Vetricbsobmann und den Betriebssichrer ihres Amtes walten. Kleine unvorhergesehene ! Hemmungen beeinträchtigen nicht, sondern lassen die Wogen der Freude mir noch höher gehen. So will es nichts besagen, daß sich einer beim launi gen Vorspruch verhaspelt, ein anderer vor lauter Lampenfieber mitten im Redefluß stecken bleibt. Ausgesprochenes Pech ist es, daß dem jugend lichen Violinkünstler im zartesten Pianissimo die -V-Saite reißt. Die Begeisterung ist nicht cinzu- dämmen. Und so nehmen die kurzen stunden einen überaus harmonischen Verlauf. Über den Höhepunkt sind sich alle einig: Tilla Kullmann tanzt. Von Eberhardt Merlin in ulkiger Form an, gekündigt, wirbelt sie auch schon über die Bühne, ein Kobold, ein Sausewind, locker und gelöst bis in die Fingerspitzen. Ganz hingeschenkt dem scharfen Rhythmus eines ungarischen Tanzes, ist jeder Nerv dieses jungen Geschöpfes der Musik untertan. Wie sie sich dem rasenden Furioso hingibt, das ist einfach vorbildlich und hält jeder Kritik stand. In ungarischer Nationaltracht und roten Saffianstiefeln bietet sie ein entzückendes Bild. Der Schauspieler Werlin ist sprachlos. Wer hätte diesem Mädel soviel Temperament zuge- traut? überhaupt: auf einen laienhaften Versuch, der mit viel gutem Willen im umgekehrten Ver hältnis zur Fähigkeit steht, ist er gefaßt gewesen. Und nun —! Ehe noch die Arbeitskameraden begreifen, was vor sich geht, verdunkelt sich für karge Sekunden der Saal. Beim Wiederaufblenden des Lichtes „Entzückend schauen Sie aus!" lobt er. „Wie eine Frühlingsgöttin!" Jetzt erst fällt ihm ihr verdrossener Eesichtsausdruck auf. „Nanu, Fräu lein Kullmann, Ärger gehabt?" fragt er er staunt, ihr gegenüber Platz nehmend. Er kann sich beim besten Willen nicht denken, was Tilla an diesem heiteren Tag die Stimmung verdarb. Sie hat die Beine übergeschlagen, blickt starr auf die Hände in ihrem Schoß, während sie trot zig spricht: „Ich werde heute nicht tanzen." Steinbach nimmt die Zigarette aus den: Munde. Er ist im Augenblick so schwerfällig, daß er mehrere Sekunden braucht, um den Sinn der paar Worte zu verstehen. Als er schließlich nach dem Grunde ihrer Absage fragt, ist seine Stimme rauh und belegt. Tilla verzieht den Mund wie ein Kind, das zu weinen beginnt. In ihren Worten ist ver haltenes Schluchzen: „Mein Verlobter hat meine Dr. Gerold ist über die Zeit der ersten schwär- merischeir Liebe hinaus. Der Ehrgeiz, seinen übernommenen beruflichen Pflichten nachzukom men, war bisher größer als die Macht der Liebe. Er weiß, daß keiner der großen, erfolgreichen Männer cs sich leisten kann, auf dem Erreich ten auszuruhen. Aber nun, da er Winnifred Eder kennenlernte, ist das auch anders mit ihm geworden. Und damit sieht er Kämpfe voraus, die leine aan'c Wachsamkeit erfordern werden. In der des großen Fremdenhoses herrscht eine angenehme Kühle. Aus Buntglasfenstern strömt gedämpftes Licht herein, eine wohltuende, fast feierliche Stimmung schaffend. Fremde kom men und gehen. Die weichen Teppiche verschlin gen jeden Laut der Schritte. Hinter üppigen Blattpflanzen halb verborgen, zwischen dem Kamin und der Kristalltür des Speisesaales, sitzt Jochen Steinbach. Während er '«ine Zigarette raucht, behält er die breite, nach oben führende Treppe im Auge, als erwarte er von da jemand. Durch den offenen Hauptcingang dringen verwehte Klänge der Kurmusik vom Badeplatz Plötzlich Hellen sich die Züge des Wartenden aui Leichtfüßig, ein Bild der Anmut, kommt Tilla Kullmann die Treppe herab. Sie trägt ein festliches Kleid aus weißblau geblumten Or- gandi, das mit gezackten Rüschen und einem hell blauen Band geschmückt ist und die blonde Zart heit des Mädchens duftig unterstreicht. Ein breit randiger weißer Panamahut rundet den Ein druck sommerlicher Beschwingtheit ab. Unwillkürlich fragt sich Steinbach, ob diese schöne junge Dame wirklich seine Sekretärin ist, die kleine Tilla mit dem Kurzschriftblock und den geschickten Fingern, die werktags so flink über die Tasten der Schreibmaschine huschen. Er erhebt sich, geht ihr freuMich lächelnd entgegen, gelsi- tct lie in einem Sessel ! 4. Mit Rücksicht darauf, daß man noch vor Mit ternacht die Heimfahrt antreten muß, hat inan den Beginn des Kameradschaftsabends auf sechs Spezi!- Sie schütteln sich die Hände. Dann macht Steinbach seinen Schulfreund, den Schauspieler Eberhard Werlin, mit Fräulein Tilla Kull mann, der „Tänzerin des Abends", bekannt. „Nun kann ich'« Ihnen wohl verraten: Herr Werlin ist dis große Überraschung unseres heuti-
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