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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger : 31.08.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-08-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841112631-193908316
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841112631-19390831
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841112631-19390831
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- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-08
- Tag 1939-08-31
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Monat
1939-08
-
Jahr
1939
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und anderen Verletzungen ins Krankenhaus ge bracht werden. Weiter kam in Ler Moltkestraße ein Motorrad mit Beiwagen ins Schleudern. Die Maschine ritz eine Frau um und stürzte dann. Die Futzgängerin trug schwere Beinver letzungen davon, der Motorradfahrer einen doppelten Armbruch. Gefährliche Blitzschläge Steinbach, 38. August Während eines schweren Gewitters schlug ein Blitz im Beyerschen Erbhof in das Wasserdasfin ein, wobei das Bassin und die Vcrteileranlage zum Nachbargehöst zerstört wurde. Der Blitz fuhr die Wasserleitung der Selbsttränkeranlage entlang und tötete eine Kuh. * Lengefeld i. E., 30. August Bei dem schweren Gewitter, das dieser Tage über das gesamte Erzgebirge hinwrgging, traf ein Blitz die Feldscheune des hiesigen Bauern Schönherr, die sofort in Flammen aufging. Die Scheune brannte mit den in ihr untergebrachten Erntevorräten in kurzer Zeit vollständig nieder. * Plauen, 30. August In Erotzfriesen zündete ein Blitz in der Scheune des Bauern Albert Walther. Die grotze Scheune, ein Seitengebäude sowie ein Schuppen wurden ein Raub der Flammen. Das Stallge- bäude sowie das Wohnhaus blieben erhalten. * Altenburg, 30. August Im Verlaufe eines Gewitters schlug in Pöpp schen ein Blitz im Gehöft des Bauern Linus Back mann ein und zündete in der mit Ernteerträg nissen voll gefüllten Scheune, die sofort in Hel len Flammen stand. Trotz des großen Eifers mit dem die Feuerwehr dem rasenden Element ontgegentrat, konnte die Vernichtung der Scheune nicht verhindert werden. Sämtliche Erntevor räte wurden ein Raub der Flammen. Auch das anschließende Stallgcbäude weist Feuerschäden auf. Das Vieh war rechtzeitig in Sicherheit ge bracht worden. Das Wohngebäude war vorsorg lich geräumt worden. * Nerchau, 30. August Während des gestrigen Gewitters ging die alte Scheune des Bauern Leipnitz in Würschwitz durch einen Blitzschlag in Flammen auf und wurde völlig vernichtet, wobei auch landwirt schaftliche Maschinen und Geräte mitverbrannt sind. Die Feuerwehr mußte sich auf den Schutz de« Wohnhauses und der neuen Scheune be schränken, in der die diesjährige Ernte einge lagert ist. Bis auf das Federvieh konnte «uch das Vieh gerettet werde». Oberuauudars, 30. August Am Dienstagnachmittag wurden auf Ober- naundorser Flur zwei Pferde vom Blitz erschla gen. Der Landwirtschaftsgehilse, der sich mit den Pferden auf dem Heimweg befand, kam mit dem Schrecken davon und erholte sich bald wie der von seiner Betäubung. (Jus -er Industriestadt CßemmH Eine bluNge Liebestragödie spielte sich am Mittwochnach' ttag in Krum- hermersdors bei Zschopau ab. Der aus Zschopau stammcudc und in Augustusburg beschäftigte Friseur Haus Neubert feuerte nach einem vor- ausgegaugeuen Streit auf seine in der Sied lung wohnhafte Braut Gertrud Hähnel einen Schutz ab, der das Mädchen in die Brust traf. Darauf gab Neubert einen Schutz auf seine Schwiegermutter ab, um sich dann selbst eine Kugel in den Kopf zu jagen. Alle drei Per sonen wurden in schwerverletztem Zustande in das Chemnitzer Stadtkrankenhaus eingeliefert. * Anerkennung für die Durchführung der Reichsjugendwettkämpfe In der Dienstbesprechung des Oberbürger meisters mit den Beigeordneten gab Oberbürger meister Schmidt bekannt, daß der Neichsjugend- führer Baldur von Schirach wie auch der Neichs- sportführer von Tschammer und Osten bei ihrer jüngsten Anwesenheit in Chemnitz zu den auf der Chemnitzer Eroßkampfbahn abgehaltenen Reichsjugendwettkämpfen ihre lebhafte und freu dige Anerkennung über die ausgezeichnete Or ganisation der Wettkämpfe und die vorzügliche Beschaffenheit des einzigartigen Chemnitzer Stadions ausgesprochen hätten. Auch der bei dieser Gelegenheit allenthalben zum Ausdruck gekommene nationalsozialistische Geist der Chem nitzer Bevölkerung und die gelungene, geschmack volle und reiche Schmückung der öffentlichen und privaten Gebäude sei lobend anerkannt worden. Schwerer Unfall durch scheuende Pferde Auf der Friedrich-Schlegel-Straße scheuten die Pferde eines Gespannes und rasten nach der Zwickauer Straße, wo es sie aufzuhalten gelang. Während der tollen Fahrt stürzte der Wagen um, wobei der Fahrer auf die Straße geschleu dert und schwer verletzt wurde. Dadurch scheute auch das Pferd eines Reiters und sprang auf eine» vorüberfahrrirden Personenkraftwagen. Mit mehreren schweren Knochenbrüchrn mußte es erschossen werden. Der Reiter wurde auf Lie Straße geschleudert und schwer verletzt. Beide Verunglückten mußten ins Küchwaldkrankenhaus eingeliefert werden, während der Personenkraft wagen durch den ungewöhnlichen Vorfall so stark beschädigt worden war, daß er abgeschleppt werden mußte. — Niederwiesa, 30. August. Auf einen L«er- güterzug aufgesahrc». Hier fuhr ein Güterzug aus noch nicht ermittelter Ursache auf einen hal tenden Leergüterzug auf, wobei die Lokomotive aus den Schienen gehoben und einige Wagen zertrümmert wurden. Menschen kamen glück licherweise nicht zu Schaden. — Frankenberg, 30. August. Festgenom mener Ausreißer. Aus der Mittweidaer Er ziehungsanstalt waren kürzlich zwei Fürsorge zöglinge entwichen, die zu nächtlicher Stunde in ein Jagdhaus in Sachsenburg einbrachen und darnach dem Wirtschaftsgebäude des Franken berger Zschopaubades einen unerwünschten Bc- Hausfrauen! Helft mit, die Erzeugungsschlacht schlagen, indem ihr vorwiegend verbraucht: Rotkohl, Spinat, Wirsingkohl, Kohlrabi, Karotten, Blumenkohl und Salat! such abstatteten. In beiden Fällen stahlen die hoffnungsvollen Burschen, was nicht niet- und nagelfest mar. Darüber hinaus entwendeten sie in Sachsenburg-Jrbersdorf zwei Fahrräder. Einer der Täter konnte bereits wieder verhaftet werden. Der andere dürfte sich nicht mehr lange der mißbrauchten Freiheit erfreuen. — Schlettau, 30. August. Blutbad im Hüh nerstall. In Hermannsdorf richteten Iltisse oder Marder in einem Hühncrstall ein wahres Blut bad an. 26 Zuchthennen wurden von den Räu bern umgebracht. — Bockau, 30. August. Mit d-r Postkutsche zur Trauung. Die neueingeführte idyllische Postkutsche, die wieder durch die Erzgebirgswäl der fährt, hat jetzt eine neue Verwendung gefun den: ein junges Paar ließ sich dieser Tage in ihr mit dem Viergespann in die Kirche zur Trauung fahren. Das gesamte Dorf nahm an dieser Fahrt teil, winkte aus Fenstern und Türen und rief dem jungen Paare in der lieben alten Postkutsche gute Wünsche nach. Es dürfte Lie erste Fahrt zur Trauung in der Postkutsche im modernen Zeitalter des Kraftverkehrs ge wesen sein, aber vielleicht doch nicht die letzte! Der Gedanke dürste Nachahmer finden. — Rochlitz, 30. August. Durch scheuende Pferde schwer verunglückt. Auf den Feldern des Rittergutes im nahen Kolkau scheuten zwei vor einen Wagen gespannte Pferde und rasten in toller Jagd davon. Der Geschirrführer wurde vom Wagen geschleudert, überfahren und blieb mit schweren Verletzungen liegen. Er mußte ins Rochlitzer Krankenhaus eingeliefert werden. — Radeburg 30. August Todessturz von der letzten Fuhre. In Thiendorf stürzte der Ein wohner Karl Pilz beim Einfahren von Grum met von der letzten Fuhre, die nur halb beladen mar. Der Unglückliche geriet unter das Fahr zeug und wurde so schwer verletzt, daß er bald darauf starb. — Bautzen, 30. August. Ernte-Großeinsatz. Uber 100 Studenten aus Leipzig und aus Tharandt halfen den Bauern in Panschwitz beim Bergen der Ernte. Dadurch konnte auch die letzte Garbe sicher geborgen werden. Bauern und Studenten bildeten in den Tagen und Wochen eine vorbildliche Gemeinschaft. Auch die Schulkinder von Panschwitz — das übrigens zu dem fruchtbarsten Gebiet der Oberlausitz gehört — halfen eifrig bei der Getreide- und Grum meternte. — Zittau, 30. August. Starker Ausstellungs- besuch. Die Leistungsschau der Obcrlausitz „Wille und Werk" weist anhaltend starken Besuch auf. Die Besucherzahl hat jetzt bereits 45 000 erheblich überschritten. Gtmke CHroM Künstler und Schriftsteller wurden geehrt Der Borstand der Ticdge-Stiftung in Dresden cbrte in seiner letzten Sitzung zwei betagte und noch schaffensfrohe Vertreter der Dresdner Kunstwelt: Den Bildhauer Professor Peter Pöppelmann und den Schriftsteller Professor Ottomar Enking durch Verleihung von Ehrengaben. Die Serresche Zweig- Schiller-Sttftung Dresden hat auch in diesem Jahre einigen zeitgenössischen Dichtern und Schriftstellern Ehrengaben verliehen, nämlich dem Lyriker Friedrich Kurt Benndorf, Dresden, dem seit vielen Jahren in Dresden lebenden niederdeutschen Schriftsteller Hryno Focken und dem volkstümlichen Künder der Heimat Max Zeibig, Bautzen, der im April dieses Jahres seinen SV. Geburtstag beging. 318va Besucher der „Sreifenstein-Frcilichtspicle" In der diesjährigen Spielzeit der „Greifenstein- Freilichtspiele", die am 27. August endete, wurden Nie größte« Seen der Erde Eine kleine Chronik ihrer Seltsamkeiten Von Professor Dr. Max Wolff Jedes Schulkind wird heute die Frage nach dem größten See der Erde richtig beantworten können: der Kaspisee oder das „Kaspische Meer". Leute mit gutem Zahlen- und Lexikongedächtnis werden sogar die Größe in Quadratkilometern zutreffend angeben. Seine Wogen überfluten eine Fläche von 438 690 Quadratkilometer. Das bedeutet, daß er saft ganz Schweden (448 278 Quadratkilometer) bedecken könnte. Freilich: der Seeboden ist noch viel größer. Man gibt seine Fläche zu 736 000 Quadratkilometer an. Rund 300 000 Quadratkilometer des Seebodens liegen heute trocken, sind vegetationslose Salzstcppe. Der gesamte Seebodcn ist demnach um rund 140 000 Quadratkilometer größer als unser Groß- deutsches Reich, also fast um die Fläche des heu tigen Griechenlands. Erößenwettkampf der Binnenmeere Die anderen „größten" Seen sind viel klei ner. Sie folgen in weitem Abstande: Der Obere See — um erst einnial die nordamerikanischcn Seen zu vergleichen — mißt 83 000 Quadrat kilometer, das ist die Fläche von Bayern und Hessen, oder die Fläche des ostmärkischen Landes. Der Huronensee ist mit 69 510 Quadratkilo metern noch etwas größer als die Niederlande und Belgien. Nur wenig kleiner sind — die Zahlen bedeuten im folgenden immer Quadrat kilometer — der Victoria-Nyansa (68 800), der Aralsee (64 490) und der Michigansee (57 850). Vann folgen in wieder verhältnismäßig weitem Abstande die Drcißigtausender: der vielleicht merkwürdigste aller Seen und tiefste der Erde — der in die sibirischen Bergketten eingebettete Baikalsee (33 000, nach neueren Angaben 34140), ferner der als tiefe Rinne in das afri kanische Plateau eingeschnittene Tanganjika (31 900), dann im eisigen Klima des polaren Nordamerikas der buchtenreiche Große Bärensee (31500), auf afrikanischem Boden der dem Tan ganjika formverwandte Njassa (30 800) und end lich wieder ein Nordamerikaner, der Große Sklavensee (30 000), der noch mehr als sein be reits genannter arktischer Bruder durch weitaus- greiscnde Arme unterteilt ist. Diese Dreißigtau- sendcr entsprechen also jeder ungefähr der Größe der Niederlande (34 201) oder Belgiens (30 440). Auf sie folgen zwei Fünfundzwanzigtausender, und zwar sind es Nordamerikaner: der Eriesee (25 000) und der Winnipegsee (24 590). Jeder von ihnen ist also nur wenig kleiner als Thü ringen und Sachsen zusammengcnommen. Wenn wir, um Europa nicht ganz zu über- -ehen, dann noch den Achtzehn-, Sechzehn- und Zehntau'endern die Ehre erweisen wollen, in der Reihe der „größten" Seen der Erde genannt zu werden, so haben wir in die Gruppe der Acktzehntausender einen Amerikaner: den Onta- "yee (18 760), einen Asiaten: den Balkaschsee (18 400) und einen Europäer: den Ladogasee (18 120) aufzunehmen. Sie sind also etwas klei ner als Württemberg. Die beiden Sechzehntau fender liegen ebenfalls geographisch weit ge trennt: der Marakaibosee (16 800) an der vene zolanischen Küste, durch einen schmalen Kanal mit dem Karibischen Meer verbunden, und der Tschadsee (16 000) im Herzen des „Schwarzen Erdteils" — jeder etwa so groß wie Baden und das Saargebiet zusammengenommen. Ein See atmet Wasser Den Schluß in der Reihe der Großen würde dann der einzige, übrigens genaue Zehntausen der, der Eyre-SLe machen, mit dem der wasser ärmste Erdteil, Australien, einen allerdings denkbar trostlosen Beitrag liefert. Ist diese Salzwüste im „toten Herzen Australiens" über haupt noch ein See? Bei trockener Luft wird der Seeboden von Kamelen überschritten, wäh rend sich bei Feuchtigkeit ein salziger Morast bil det. Der See hat deshalb auch nicht einen Spie gel, sondern zwei: der nördliche Teil des „Sees" liegt etwas tiefer als der südliche. Eine weitere Merkwürdigkeit ist die Höhenlage des durch schnittlichen Spiegels: er liegt 12 Meter unter dem Spiegel des Weltmeeres. Der Eyre-See ist also eine „echte Depression", eine Einsenkung der zu Tage liegenden Fläche unter das Niveau des Meeresspiegels. „Echte" und „verschleierte" Depressionen Es gibt mehrere „echte Depressionen", also Stellen der Landoberfläche, die tiefer liegen als der Spiegel des Weltmeeres und meistens selber den Spiegel eines Sees darstellen. Als tiefste wird allgemein das Tote Meer bezeichnet, dessen Spiegel 394 Meter tief unter dem Wcltmeerspie- gel liegt. Da die größte Tiefe des Toten Meeres 399 Meter beträgt, befindet sich sein Boden so gar 793 Meter unter dem Weltmeerspiegel. Damit ist er aber keineswegs der tiefste Vin nenseeboden — wenn wir die Tiefe auf den Weltmecrspiegel beziehen. Die neuere Erforschung des Baikalsees, des „Heiligen Meeres" oder des „Dalai Nor" der mongolischen Anwohner, hat eine größere Tiefe ergeben als früher bekannt war: nämlich 1775 Meter. So hält denn Ler Baikal, wenn wir uns sportlich ausdrücken, mehrere Rekorde. Daß er der tiefste Binnensee ist, wurde schon gesagt. Er ist aber auch der größte Gebirgssee, denn die Seehöhe seines Spiegels wird nach den neuesten Vermessungen mit 462 Meter angegeben. Also liegt der Seeboden 1313 Meter unter dem Welt- meerfpiegel, demnach viel viefer, als der Les „Toten Meeres". So stellt der Baikalsee die bedeutendste „ver schleierte Depression" oder „Scheinvertiefung" oer Festlandsfläche« der Erde dar. Ja, wann wir mit der neueren geographischen Forschung anerkennen, daß zwischen den „echten Einsen kungen" und den „Scheinvertiefungen" der Fest landsflächen keine scharfe Grenze gezogen uwr- Len kann, weil viel „echte Einsenkungen" durch Verdunstung des Masters aus „verschleierten Depressionen" sich gebildet haben, so daß — um mit Rudolf Credner zu reden — zwischen beiden Einsenkungssormen eigentlich nur ein klima tischer Unterschied besteht, so wäre die Möglich keit gegeben, daß auch der Baikalsee einmal in die Reihe der echten Depressionen eintreten könnte. Und dann hätte er in der Tat das Zeug dazu, die tiefste „echte Einsenkung" der Festländer der Erde zu werden. Der afrikanische Bruder In dieser Beziehung erreicht ihn der früher gleichfalls unterschätzte zweittiefste Binnensee der Erde, der Tanganjika, bei weitem nicht. Denn trotz seiner Tiefe von 1435 Metern liegt er zu hoch, nämlich 782 Meter über dem Weltmcer- spiegcl, so daß sein Boden an der tiefsten Stelle „nur" 653 Meter unter jenen versenkt ist. Des halb nimmt der Kaspische See hier unbestritten die zweite Stelle ein, nicht als echte Depression — sein Wellcnspiegel liegt nur 26 Meter unter dem Weltmeerspiegcl —, wohl aber als Schcin- dcpression, denn an der 946 Meter messenden tiefsten Stelle liegt der Boden des größten Bin nensees immerhin 972 Meter unter dem Welt- meerspiegel, also noch fast 200 Meter tiefer als der Les „Toten Meeres". Europas tiefster See An vierter Stelle kommen dann merkwür digerweise nicht die großen Scheinvertiefungen der oberitalienischcn, der schottischen, finnischen und der großen kanadischen Seen, sondern der den meisten Lesern unbekannte tiefste See Euro pas: der nahe der skandinavischen Westlüste sich erstreckende, 486 Meter tiefe Hornindalsvand, dessen Spiegel nur 51 Meter über dem des nahen Ozeans steht. Sein tiefster Boden liegt also volle 435 Meter tiefer als der Weltmeerspiegel. Ungewöhnlich große und tiefe Seen bieten aber auch sonst eigenartige Verhältnisse dar. Im Sommer 1894 entstanden z. V. unterseeische „Schlammvulkane" am Boden Les tieferen, süd lichen Beckens des Kaspi, die allerdings nicht im eigentlichen Sinne vulkanischen Ursprungs sind, sondern vielmehr die Folge von Erdgasaus brüchen. Im Bereiche des Baikal sind noch heutigen Tages auf Einbrüche und Spannungen der Erd rinde zurückzuführende Seebeben keine seltene Erscheinung. Auf ähnliche Ursachen dürsten die Zerreißun gen der am Boden des Toten Meeres ruhenden Erdpech-Lager zurückzuführen sein, die in den Jahren 1834 und 1837 beträchtliche Nsphalt- massen loslösten, die zur Oberfläche ausgetriebr» wurden. Der Seehund — ein Streitobjekt Fast noch merkwürdiger erscheint die eigen artige Zusammensetzung der Tier- und Pflanzen welt vieler großer, aber auch mancher kleiner See». Sie hat zu de» widersprechendste» Ler ¬ mutungen Anlaß gegeben. Schon Alexander von Humboldt sprach die Ansicht aus, daß aus dem Vorkommen von Seehunden auf dem Baikalsee auf einen früheren Zusammenhang mit einer tiefeinschneideuden Bucht des Eis meeres geschlossen werden müsse. Auch Kaspi- und Aral-See, ferner die großen finnischen Seen, der Ladoga-, der Onega- und der Caima- See haben „ihre" Seehunde, die heute von Ler Zoologie als kaum von den Ningelrobben der Ostsee und des Eismeeres unterscheidbare Lokal rassen aufgefaßt werden. Was die Beurteilung der Baikalrobben betrifft, hat der große deutsche Naturforscher wahrscheinlich geirrt. Der Baikal hat ebensowenig wie sein afrikanischer Bruder, der Tanganjika, jemals mit einem Teile des Weltmeeres in unmittelbarer Verbindung ge standen. Das beweist das Fehlen von Meeres ablagerungen in der Nachbarschaft dieser Becken unwiderleglich. Hier hat wieder Rudolf Credner uns den Weg zur richtigen Erkenntnis der Zu sammenhänge gezeigt, indem er daran erinnerte, daß häufig Einwanderungen vom Meer in das Süßwasser stattfinoen und daß viele Wastertiere sich veränderten Lebensledingungen anpassen können. Das gilt nun zweifellos nach unseren heutigen genaueren Kenntnissen von den Lebens- gewohnheiten der Ringelrobben in starkem Maße. Denn diese kleinste aller Robben hat geradezu eine Abneigung gegen das offene Meer, liebt vielmehr die küstennahen Landstriche, die Flüsse und die salzarmen Meeresteile, z. V. in der Ostsee. Sie können selbstverständlich gerade deswegen auch in Seen austretcn, die, wie Ladoga und Onega, einen früheren Zusammen hang mit dem Meer erst durch spätere Land hebungen verloren haben. Der See — ein zoologisches Museum Woher stammt dann aber die oft nickt geringe Zahl von Tierarten (und niederen Wasserpflan zen) in manchen Seen, die Vertreter von Tier gruppen sind, die wir sonst nur als Glieder der Meeresfauna kennen? In jenen Seen, die keinesfalls als Überbleib sel einstiger Weltmeerteile zu betrachten, die also keine sogenannten „Relikt« nscen" sind, handelt es sich nach heutiger Auffassung um Reste einer altertümlichen Süßwasserfauna, die von „moder neren" Süßwasserticren zum größten Teil ver nichtet wurde, deren meist spärliche Überbleibsel aber in die nahrungs- und lichtarmen Tiefen oder die nferfernen Teile der Riesenseen abge drängt worden sind. Als solche Neste sind die Süßwasserquallen des Tanganiika und viele Krebstiere dieses und anderer großer Binnenseen zu beurteilen, ebenso wie die glasig-durchscheinenden „Ölfische" und die „Fliegenden Fische" des Baikalsees. Es würde hier zu weit führen, mehr von den Arten und ihrer Erforschung zu erzählen. Es mag genügen, an ein treffendes Wort des Zoo logen Michaelsen zu erinnern, der angesichts Les Reichtums an altertümlichen oder altheimilchen und gleichzeitig an erst spät zügewanderten Tier formen den Baikal mit seiner Fauna ein leben des „zoologisch - paläontologisches Museum" »annte.
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