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WusMMlW UM Erscheint jeden Wochentag nachmittags —Fernrnf: Sammel- Nr. 2341 — Postscheckkonto Leipzig 23464. — Bankkonten: Stadtbank (Konto 2314), Dresdner Bank Zweigstelle Hohen stein-Ernstthal Commerz- und Privat-Bank Zweigstelle Hohenstein-Ernstthal V UNÜAMM V Hohenstein-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten unü Neueste Nachrichten Im Falle höherer Gewalt — Störung des Betriebes der Leitung, der Lieferanten oder der Beförderuugseinrichtungen — hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung der Leitung oder aus Rückzahlung deS Bezugspreises. — Er füllungsort und Gerichtsstand: Hohenstein-Ernstthal Generalanzeiger für Hohenstein-Ernstthal mit Hütteugrund, Oberlungwitz,Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf- > Diese- Blatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen deS Stadtrats behördlicherseits Msdorf, Langenberg, Meinsdorf, Falken, Langenchnrsdorf, Reichenbach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, I bestimmte Blatt. Außerdem veröffentlicht es die Bekanntmachungen des Amtsgerichts uud des Finanzamt» Kuhschnappcl, Wüstcnbrand. Mittelbach, Urspruna and Erlbach. Hohenstein-Ernstthal sowie der Behörden der umliegenden Ortschasteu Nr. 188 H'mm'bKnkV Dienstag, den 12. August 1939 89. Zahrg. Berlin, 14. August Berlin, 14. August Wie wir von maßgebender Stelle erfahre», haben allein im Laufe der letzten vier Wochen 197 polnische Deserteure die deutsche Rcichsgrcnzc überschritten. Interessant ist dabei die Fest stellung, daß es sich keiner,wcgs nur um Ange hörige der zahlreichen im polnischen Staate lebenden Minderheite». handelt, sondern daß 1t3 davon Nationalpolen sind. Den Rekord hierbei hielt das Schiitzcurcgiment 11 mit 48 Deser teuren; es folgen das Infanterieregiment 73 mit 49, das Infanterieregiment 73 mit 22 und das Infanterieregiment 74 mit 13 Deserteure». Die Deserteure gaben als Gründe ihres überlaufens teilweise schlechte Behandlung dnich ihre Vorgesetzten an. Ein großer Teil dieser Soldaten hat jedoch aus sehr ernsten und über legten Gründen den Entschluß zum überschreiten der deutschen Grenze gefaßt, um nicht länger einem Regime dienen zu müssen, das bewußt auf den Krieg zusteuert. Es ist auch festqejtellt worden, daß einzelne polnische Regimenter wegen allzu zahlreicher Die Schwierigkeit, wie Funk sie sieht, besteht darin, daß Amerika darauf verharrt, immer wieder dogmatische Ansichten zu unterstreichen. „Das nationalsozialistische Deutschland muß die Handelspolitik betreiben, die ihm die gegebe nen Berhältnisse vorschreiben. Mit dieser Poli tik haben wir recht beachtliche Erfolge zu ver zeichnen. Wir können und wollen daher auch keine andere Wirtschaftspolitik einschlogen, aber wir haben jederzeit unsere Bereitschaft zur Zu sammenarbeit mit anderen Wirtschaftssystemen betont. Auf dieser Grundlage wird die Frage der „Form" nur noch eine Angelegenheit der Or ganisation. Das ewige Verharren auf dogma tischer Orientierung muß auf die Dauer die ge samte zwischenstaatliche Entwicklung unter binden." Funk lehnt auf das nachdrücklichste die Folge rungen ab, daß die verschiedenartigen Wirt schaftssysteme für den Rückgang des deutsch-amerikanischen Handels ver antwortlich sind. Das Reich, so erklärte er, pflegt so organisiert werden, daß sie die Aufrechterhal tung und die Ausdehnung der Handelsbeziehun gen ermöglichen." Funk glaubt, daß eine neue Organisation des zwischenstaatliche» Handels sich entwickeln muß in der Form, daß die ver schiedenen Systeme auseinander abgestimmt wer den. Ein solches Vorgehen hält er auch zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland für durchaus möglich, denn es gibt keine Schwierig keiten, die der Menschenverstand und der gute Wille nicht überwinden könnten. I^8K Herr Beck wird von der polnischen Pro paganda in der ganzen Welt als der „Schüler" des großen Marschalls der Polen angepriesen. Die heutige polnische Regierung behauptet, sie sei die politische „Erbin" Pilsudskis. Sie ver wirkliche seine genialen außenpolitischen Kon zeptionen. Sie tue das, was der Marschall auch getan hätte. Der Marschall lebt nicht mehr. Da ist es ein fach, die Tatsachen zu verdrehen und der Welt vorzugaukeln, daß die polnische Außenpolitik eine Desertierungen uud allgemeiner Unzuverlässig keit aus den polnischen Grenzgebieten wieder abtransportiert werden mußten. *Prcßburg, 14. August Wie erst jetzt bekannt wird, kam es in der Nacht zum Sonnabend an der slowakisch-polni schen Grenze nördlich von Cadca zu einem G r e n z z w i sch e n s a l l, der einen klaren Be weis dafür liefert, mit welchen Mitteln Polen seiner inneren Zerrüttung nur noch Herr werden kann. In dem unwegsamen Gelände hatte» etwa 159 militärpflichtige polnische Staatsbürger, darunter Slowaken, Volksdeutsche, Ukrainer, aber bcmerkcnswcrterweise auch polnische Sol daten in Uniform, versucht, die Grenze zu über schreiten. Alv sie sich bereits auf slowakischem Gebiet befanden, eröffneten die polnischen Grenz wachen aus sie das Feuer 25 Flüchtlinge wur den hierbei schwer getroffen und von den Polen wieder zurück über die Grenze geschafft. Es dürste außer Zweifel stehe», daß von ihnen auch einige getötet wurden. > Abgeordneten und Minister Artur Hausner, ' einem der vertrauten Freunde Pilsudskis. „Wie war das Verhältnis des Marschalls ' zu den Deutschen?" fragte der Reporter. ' „Er hielt die Deutschen für ein großes Volk und schätzte ihre Arbeit lehr hoch. Er war der Ansicht, daß die Gefahr, die uns von dieser > Seite droht, auf die Dauer nicht zu beseitigen ist. (Die Formulierung dieses Satzes scheint eine Konzession an die antideulichc Stimmung in Polen zu sein.) Da unsere Expansion nach dem Westen keine Aussicht auf Erfolg verspricht, war es sein Wunsch, die polnischen Großmacht pläne nach dem Osten auszurichten." Der Abgeordnete Diamand von der PPS, der alten Pilsudski-Partei, gab offen zu, daß Pilsudski ihm einmal gesagt habe, daß „Polen viel zuviel Fremdstämme unter seiner Bevölke rung habe, und man täte unter Umständen besser, aus Land zu verzichten, um dadurch die nationale Einheit fester zu gestalten". Pilsudski wußte, daß Polen im Westen Ge biete erhalten hat, die es nicht hätte beanspru chen dürfen. Für besonders gefährlich sah er die Schaffung des Korridors an, von dem selbst der französische General Weygand behauptet, er sei „unnütz im Frieden, nicht zu ver teidigen imKrie g". Pilsudski war Realist, und er wußte, daß sich das deutsche Volk nie mals mit der Trennung Ostpreußens vom Mut terlands einverstanden erklären könne. Und er wollte nicht eine Auseinandersetzung mit Deutsch, land. Er schloß den Nichtangriffspakt mit dem Reich, um die Gegensätze, die zwischen den bei- den Staaten bestanden, aus der Welt zu schaf fen. Er wußte, daß dies nicht einfach ist, daß man erst Vorurteile beseitigen müsse. Aber das große Ziel lohnte den Einsatz. Pilsudski wurde von seinen Gegnern, beson ders von der Nationaldemokratie, wegen dieser Haltung schon vor vielen Jahren stark ange griffen. Die nationaldemokratische Presse redet seit jeher von der „gerichtsnotorisch bekannten Tatsache", daß Pilsudski gegen die Forderun gen im Westen gewesen sei. Verschiedentlich wurden die verantwortliche» Redakteure der artiger Behauptungen vor Gericht zitiert, aber jedesmal konnten sie entsvrechcnde Beweise für ihre These beibringen. Als 1929 die Anhän ger Korfantys entgegen dem obcrschlesischen Ab stimmungsergebnis von 69 v. H. für Deutsch land das Eingreifen Pilsudskis verlangten, da sagte er zu ibnen: „Nach Oberschlesirn gelüstet'» euch! Das ist eine unmögliche Sach« Ober schlesien ist doch eine uralte deutsche Kolonie,* Heute will man das in Polen nicht wahr- haben. Man soll dann aber auch nicht behaup ten, daß man die traditionell, vokkltk de» ar» ßen Marschalls fortsetze. l. V. ausgezeichnete Handelsbeziehungen mit vielen Ländern, die keine Devisenbewirtschaftung haben. Deshalb legt er die Verantwortung für den Rückgang des Handels der amerikanischen Negierung vor die Tür, die, so behauptet er, jeden vernünftigen Vorschlag von deutscher oder sogar von amerikanischer Seite für eine Verbes serung der Beziehungen abgelehnt hat. Diese Haltung, so erklärte der Minister, ist für Deutsch land unverständlich in Anbetracht der sonst so nüchternen Einstellung der amerikanischen Ge schäftswelt. Unter der Aufrechterhaltung solcher Bedin gungen muß der deutsch-amerikanische Handel noch weiter absinkcn. Wir können nicht nach Amerika liefern und dem entsprechend sind wir auch daran gehindert, von dort zu kaufen. Sogar noch im vergangenen Jahr verzeichneten wir eine sehr beträchtliche Einfuhr aus den Vereinigten Staaten. Damals bezahlten wir in Devisen. Inzwischen ist es uns gelungen, unseren Bedarf — und er ist gewal tig — in Ländern zu decken, die die Vorteile ans nutzbringenden Handelsbeziehungen höher schätzen, als dogmatischen Phantomen nachzu lagen." „Die Weigerung, nur aus prinzipielle» Grün den heraus in aktive Wirtschaftsbeziehungen mit einem anderen Land einzutrcten, kann," so er klärte Funk, „nur aus politischen Motiven oder vielleicht auch aus Mißverständnissen oder purer Unvernunft, aber nicht aus wirtschaftlichen Überlegungen entstehen." Er sieht in dem Vorgehen der 60 Kongreß- beeinträchtigen vermocht. Auch Boykottmaßnahmen haben unseren Export bisher nicht irgendwie nennenswert ge troffen. Unsere Ausfuhr zeigt in den letzten Monaten »Ine durchaus günstige Entwicklung, ausgenom men allerdings den Handel mit den Vereinigten Staaten." „Der Einfuhrrückgang an amerikanischer 'Saumwolle und Fett ist besonders offensichtlich", »klärte der Minister. „Deutschland ist durch die verschiedenen amerikanischen Einfuhrerschwerun gen jetzt gezwungen, seinen V a u m w o l l - u n d Fettbedarf anderswo zu decken. Man muß sich daran erinnern, daß Deutschland früher mehr als 30 v. H. der amerikanischen Fettausfuhr auf- -enommen hat. Heute ist Deutschlands Anteil wenig mehr als 1 v. H." „Diese Lage", so fuhr Funk fort, „muß die Länder immer weiter auseinanderbringen. Deutschland war immer ein besonders ge wichtiger Käufer amerikanischer Waren, aber heute kann es nicht mehr cinkaufen, als es ihm zu exportieren möglich ist." Zu den Erklärungen des amerikanischen Ministerialdirektors Grady über den Gegen- Zitz der wirtschaftlichen Prinzipien der liberalen und totalitären Staaten und deren Auswirkun- jzen auf die Handelsbeziehungen sagte Funk' „Wenn jemand diese Ansicht auf das private Ge- schüftsleben anwcnden würde, so entstünde dar aus ein vollkommener Zusammenbruch der wirt schaftlichen Betätigung, weil der eine Kaufmann iiuf der Anwendung des Pardmaßes besteht, l »ährend sein Kunde das Metermaß verlangt. Affe abweichenden Gewichtseinheiten und Maße I aben bis heute noch niemals Käufer und Ver- iuscr getrennt. In gleicher Weise dürsten auch i te sogenannten Gegensätze in den liberalistischen »ad totalitären Wirtschaftssystemen niemals eine unüberbrückbare Schranke für den Warenaus tausch bilden." „Deutschland unterhält zur Zeit nutzbringende Und zufriedenstellende Handelsbeziehungen mit vielen Staaten, die von seinem System abwei chende Wirtschaftssysteme haben. Sogenannte Systeme können niemals für die Beeinflussung der Handelsbeziehungen ver antwortlich gemacht werden, denn diese Systeme könne» so gehandhabt und einheitliche, konsequente Linie verfolge. Unter dem Turm der silbernen Glocken ruht in einem silbernen Sarg sein Leichnam. Zu diesem Grab pilgern die polnischen Herren Minister. Dort hin begibt sich Marschall Rydz-Smigly, der Nachfolger des Marschalls. Symbolisch soll da mit angedeutet werden, daß die Epigon.'n die Pläne ihres großen Meisters verwirklichen. Und wie sieht die Wahrheit aus? „Nur Pilsudfki kann in seinem Lande etwas ausrichten, und er hat das Format für große Lösungen", sagte von ihm Austin Chamberlain. Pilsudfki bewies das, als er mit dem Führer den Nichtangriffspakt schloß, der die deutsch-pol nischen Beziehungen bereinigen sollte. Solange der Marschall lebte, konnte man mit berechtig ten Hoffnungen auf die Entwicklung dieser Be ziehungen in die Zukunft blicken. Zunächst setz ten auch die politischen „Erben" seine Politik fort. Sie nahmen gegenüber dem deutsch-pol nischen Problem sogar ein»: scheinbar wohlwol lende Haltung ein. Selbst das nationalradikale „L'Oeuvre" fchrieb vor einigen Wochen: „Be vor England seinen großen Koalitionsverfuch ins Werk gesetzt und kein Earantieversprechen abgegeben hatte, hätten die Polen die Danzig- Aiigelcgenbeit sozusagen als geregelt betrachtet. Dann hat Polen sich aber plötzlich versteift und Seutschlands Wirtschaftspolitik -es gesunden Menschenverstandes ReichswirtsAaslsministtt MchsbanlMstdenl Funk Der -ie deutsch-amerikanischen Handelsbeziehungen Mitglieder ein hoffnungsvolles Zeichen, die aus dem Gefühl der wachsenden innerwirtschaftlichen Schwierigkeiten heraus, zugegeben haben, daß neue Methoden und Formen gesunden werden müssen. Solange der Freihandel blühte, erklärte Funk, konnte man ohne Schwierigkeiten da kau fen, wo die Preise am niedrigsten waren. Jetzt, da die alten Systeme vernichtet sind und das Gold seiner früheren Funktion ent kleidet ist, müssen neue Wege beschritten werden. Di« kürzliche offizielle Stellungnahme des zu ständigen Vertreters der Washingtoner Regie rung zu dem Rückschlag in den deutsch-amerikani schen Handelsbeziehungen veranlaßte den Ber liner Korrespondenten der „Neuyort Times", Guido Enderis, zu einem Besuch bei dem Reichs- wirtschaftsministcr und Reichsbankpräsidenten Funk, der dem amerikanischen Journalisten ein Interview von großer Bedeutung gewährte. „Das Dogma ist der Feind der Wirtschaft", erklärte Funk dem Korrespondenten, der ihn nn seinem Schreibtisch in der Reichsbank antraf, damit beschäftigt, die Entwicklung der Handels bilanzen nachzuprüfen. „In Deutschland betrei ben wir die Wirtschaftspolitik des gesunden Menschen verstandes. Wir tun das, was notwendig ist. Dann tut man auch das, was richtig ist, und was richtig W7 Metteure in vier Wochen Polnische Soldaten wollen nicht Opfer der Wahnsinnspolitik ihrer Negierung werden — 25 Flüchtlinge an der slowakischen Grenze von polnischen Grenzwachen niedergeschossen ist, ist auch gut." Aus den Darlegungen konnte man, so berich tet der Korrespondent, entnehmen, daß sich der Minister sehr eingehend mit der internationalen Handelspolitik und auch mit den Handelsbezie hungen zu den Vereinigten Staaten beschäftigt. Ein guter Geist der Zusammenarbeit und klare praktische Überlegungen, sagte er, sind wichtig für die Aufrechterhaltung gesunder Handelsbeziehun gen. Als Beweis seines Bestrebens führte er die erfolgreichen Verhandlungen über die Ver längerung des S t i l l h a l t e a b k o m - mens an. Er lobte die Haltung der amerika nischen Vertreter, die, wie er sagte, Einsicht und Verständnis für die Lage bewiesen Hütten. In Vesem Zusammenhänge wies der Minister auch aus die zweckmäßige Arbeit der Leiter der gro ßen Notenbanken der Welt in der Bank für in ternationalen Zahlungsausgleich in Basel hin. „Die politischen Spannungen der vergange nen Monate haben das deutsche Wirtschaftsleben « keiner Weise in seinem starken Rhythmus zu Danzig als seinen Lebensruum betrachtet. Die Polen verweigerten nicht nur jede Verhandlung und Aussprache Uber das Regime der Freien Stadt und das Problem des „Korridors tm Korridor", sondern sie verlangten jetzt noch obendrein ihrerseits die Souveränität" Der brennende Ehrgeiz der Herren in Warschau und die englische Diplomatie haben Polen so weit gebracht, daß es von der bewährten Linie des Marschalls abgewichen ist. Pilsudski war kein Illusionist. Im Mai die- ses Jahres veröffentlicht.' die polnische Zeitschrift „Polityka" ein Interview mit dem ehemaligen Verrat an Pilsudski Die Negierenden in Polen verleugnen des Marschalls Willen — Verbundene Augen vor dem Nealitätssinn seiner Politik — Die Epigonen verschleuderten das politische Erbe