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Nr. 287. 28. Jahrgang- Dienstag- den 10. Dezember 1901. Redaction und Expedition: Bahnstrabe 3 <vahe dem K. Amtsgericht). Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Crnftthal. deren Jnsertionsgebühren: die fünfgespaltene Corpu^^ zg Pfg- Raum für den Berbreitungsbezirk 10 Pfg / Rabatt. Reclame 25 Pfg. Bei mehrmaliger «IS «»«ah»- der Jns^at- für die in Upr. isropere Anzeigen » v- > ^hk«s>ktt-kr!>silnl, MrkWitz, kinsSars, ^^77. Ursprung, Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf u. s. dch Nachmitt^^Nitt Ausnahme der So^ 7- deren Austr^ ^ö>ehen durch di-"^ Festtage Gutsbesitzer erkläre ich: Es giebt eine Noth der Land, wirthschaft. Man muß sich höllisch daran halten, jetzt etwas zu verdienen. Wer heute nicht mit der Zeit mit. geht, über den geht sie hinweg. Aber die Gründe liegen immer in den persönlichen Verhältnissen, in der allge meinen Lage nie. Redner erwartet eine Linderung der Leutenoth von einem billigeren Zonentarif, der es den Leuten ermögliche, in ihre alte Heimath zurückzukehren. Zu den Gründen des Nothstandes zähle er in erster Linie, daß mit viel zu kleinem Betriebskapital viel zu große Güter übernommen würden. Solch' ein Mann nenne sich dann Gutsbesitzer, in Wirklichkeit aber sei er nur der Verwalter seiner Gläubiger. Den Rückgang der Erträge bestreite er. Die Brutto-Einnahmen hätten sich so gestaltet, daß sie bei Weitem die wachsenden Un kosten deckten. Unsere Bauern in Ostpreußen stünden heute viel bester da al« früher und bester als die Groß- grundbesitzer, denn sie kauften nicht mit 30000 Mk. ein Gut von 200000 Mk. Wenn der Bauer sich ankaufe, so habe er gewöhnlich die Hälfte de« Kaufpreises vorher liegen und die andere Hälfte besorge er sich durch die Frau. (Große Heiterkeit.) Die Preise der landwirth- schaftlichen Produkte seien in den letzten 30 Jahren ganz außerordentlich gestiegen, so eine tragende Kuh von früher 40 bis 60 Mk. auf 250 bis 450 Mk. Butter kostete damals 40 bis 60 Pfg., heute 70 bis 125 Pfg. Die Einnahmen aus dem Verkauf von Fohlen seien von 20 bis allenfalls 60 Mk. auf 200 bis 450 und 500 Mk. gestiegen. Da» Geschrei nach Staatshilfe sei nicht« Anderes al« das Eingeständniß der Unfähigkeit Einzelner. Der Bund habe den traurigen Ruhm, den Kredit der Landwirthschast auf das Schwerste geschädigt zu haben. Die Bestie im Menschen werde wachgerufen durch solche Jnteressenpolitik. Der russische Handelsvertrag habe keinen Schaden gebracht, er habe den Ostprovinzen wieder ein Hinterland gegeben und dadurch Handel und Wandel gehoben. Durch Förderung de» Genossenschaftswesen« und durch billige Tarife hebe man das Gemeinwohl und da« Wohl der Landwirthschast mehr als durch Schutz zölle. Abg. Herold (Centr.) erkennt an, daß die Industrie im Staate nöthig ist und sich auch weiter entwickeln muß, aber letztere« dürfe nicht auf Kosten der Landwirth- schast geschehen. Auch die Ausfuhr-Industrie sei zu fördern, aber der sicherste Absatz sei doch im Jmande und müsse daher jederzeit in erster Linie im Auge be halten werden. Wir wünschen Handelsverträge und müssen, um zu nehmen, auch geben; aber dazu ist ja gerade der neue Zolltarif da, danMwir „geben können." Abg. von Tiedemann (ReichsM: Der Umschwung unserer WirthschaftSpolitik datirt von dem Augenblick, wo 1876 mit der fast völligen Aufhebung der Eisenzölle alle Schranken niedergeworfen wurden. Die Folgen für uns, namentlich für die Eisenindustrie, waren geradezu verheerende. Redner verbreitet sich weiter ausführlich über die Geschicht« der Zolltarifpolitik von 1876 bis in die Gegenwart, wie zuerst der Industrie der Löwenantheil an den Zöllen zugefallen sei und wie erst allmählich auch Tageggefchjchte. Deutsches Reich. kommtssiou verwiese., und der Gesetzentwurf üb ?GrL abanderungen gegen Oesterreich längs des Pnem^ d-, (Els.): Wir stimmen für mäßige Er- höhung der Getreidezolle und wünschen zugleich langfristige Handelsverträge, denn unser Land ist sowohl industriell wie landmrthschaftlich. Wir glauben nicht, daß die Ge- treidezoüerhöhung das Brod wesentlich vertheuern werde denn Frankreich hat höhere Getreivezölle, obne daß das Brod theurer ist als bei un«. Es ist ja richtig, daß die städtischen Gemeinderäthe in Elsaß-Lothringen sich gegen die Getreidezollerhöhung ausgesprochen haben, aber wir müssen auch an die ländliche Bevölkerung denken, die weit zahlreicher ist. Wir glauben bei dieser unserer Stellungnahme auf dem Boden ausgleichender Gerechtig keit zu stehen. Elsaß-lothringischer Unterstaatssekretär v. Schraut erklärt, die Stellung seiner Regierung zu der Frage decke sich im Wesentlichen mit Dem, was Vorredner gesagt habe. Der elsaß-lothringische Landwirthschaftsrath habe sich durchaus für diese Vorlage ausgesprochen. Abg. Schrader (freis. Ver.) hält es für mehr al- fraglich, ob man den Aussuhrintcressen Elsaß Lothringens dient, wenn man den Abschluß von Handelsverträgen in solcher Weise erschwert, wie dies durch den Zolltarif ge schehen soll. Au» den Reden der Herren vom Bundes- rath sei deutlich herauszuhören, daß den Herren bei ihrer Zustimmung zu der Vorlage gar nicht so wohl sei. Was unsere Industrie groß gemacht habe, seien nicht die Zölle, sondern die Tüchtigkeit unserer Industriellen, die Leistungsfähigkeit unserer Arbeiter, die Intelligenz unsere« Handels. Die Vorlage werde, abgesehen vom Groß, grundbesitz, auch in der Landwirthschast, keine Befriedig, ung Hervorrufen und erst recht nicht bei der Industrie und bei dem konsumirenden Publikum. Elsaß-lothringischer Unterstaatssekretär von Schraut stellt dem Vorredner gegenüber fest, daß in Elsaß-Loth ringen gerade auch von den kleineren Grundbesitzern Zollerhöhungen für dringend nothwendig erklärt worden ^^Mg. v. Wangenheim (B. d. L.) tritt den Schraderd Ausführungen entgegen, wonach von einem Nothsta der Landwirthe nicht die Rede f-m könne, U^ns wo die Landwtrhe technisch rückständig gehoben seien. Wir stehen jetzt vor einem historischen Wendepu . Wird d?r Landwirthschast ZK n die Landwirthschast einen Schutz für /ich erl ü . aber noch keinen ausreichenden. Während di I heute nicht erfernt so darniederliege wie lo«^, l Landwirthschast Schritt für Schritt zurückgegangen, loo^ sie heute eines erhöhten Zollschutze« bringend beyg- Redner triit demgemäß für die Vorlage einschUetztt<Y oer Minimalzölle für Getreide ein mit dem Bemerken, 1 Freunde seien sogar zu einer Erhöhung der Mtn * zölle bereit . r , Abg. Hilpert (Bayr. Bauernbd.) spricht sich sehr ent schieden für die höheren landwirthschaftlichen Zölle aus. Abg. Schrempf (konf.) führt aus, daß selbst der kleinste Bauer, ja sogar der Arbeiter mit einem kleinen Stückchen Land Nutzen von der Vorlage habe und wendet sich gegen eine Differenziirung der Gelreidezölle, da in Württemberg weniger Weizen und Roggen und desto mehr Gerste gebaut werde, weshalb solle diese nicht den selben Zoll tragen wie jene anderen Getreide. Hieraus tritt Vertagung ein. — Der Seniorcnkonvent des Reichstags hat über den weiteren Geschäftsgang berathen. Nach kurzer Besprechung war man dahin einig, am nächsten Freitag in die Weihnachtsferien zu gehen und am 8. Januar wieder zu beginnen. Vor Weihnachten soll die erste Lesung des Zolltarifs erledigt werden. — Der dem Reichstag nun zugegangene Etatsent wurf für 1902 balancirt in Einnahmen und Ausgaben mit 2 349 742 456 Mk. Davon sind dauernde Aus gaben mit 1 960 455 968, einmalige des ordentlichen Etats, also solche, die auS laufenden Einnahmen bestritten werden, 191 073 133 Mk., einmalige Ausgaben deS außerordentlichen Etats, die also auf dem Wege der Anleihe bestritten werden, 198 213 375 Mk. Die Anleihe, zu der der Reichskanzler ermächtigt wird, beträgt 182 058 995 Mk. Die verzinsliche Reichsschuld beträgt gegenwärtig 2 695 650 000 Mk. Die Regierung ist aber berechtigt, noch Anleihen aufzunehmen zur Aus gleichung der Bilanz für das Rechnungsjahr 1901 im Betrage von 109 843 858 Mk. Die jetzt vorhandene verzinsliche Reichsschuld von 2696 Million Mk. würde sich somit noch 9>ealisirung dieser Kredite und der jetzigen neuen Anleihe um weitere 292 Millionen M. er höhen und damit auf rund 2988 Millionen M. anwachsen. — Ein 5122 Petitionen umfassendes Petitionsver- zeichniß ist den Reichstagsabgeordneten mitgetheilt worden. 211 Petitionen mit 268798 Unterschriften richten an den Reichskanzler das Ersuchen, alle friedlichen Mittel zur Beendigung der Burenkrieges anzuwenden. — Ein Berliner Börsenblatt will erfahren haben die preußische Regierung beabsichtige, in der diesiäkriaen Eisenbahnvorlage 500 Millionen Mark für die Er- Weiterung und Vervollständigung des preußischen Eisen- bahnnetzeS zu fordern. Die letzte Eisenbahnvorlaae 1900 (1899 und 1901 fielen diese Vorlagen auS) bezifferte sich auf 115 660000 Mark. Da« Börsenblatt ist über diese Aussicht, die es übrigens Ab st nicht für ganz sicher hält, verzückt und sieht auaensche^ l.ch schon eme Hausse in sämmtlichen Eisenwerken an- Bekanntmachung. . 1901 wird Der 4. Termin Gemeindeanlagen und Gemeindezins pro Dienstag, den 1V. und Mittwoch, den 11. Dezember a. c., Vormittags von 9—12 Uhr in Ackermanns Restaurant Poll- Alle nach Ablauf dieses Termins verbleibenden Reste werde streckungsbeamten zur zwangsweisen Beitreibung überwiesen. Oberlungwitz, am 4. Dezember 1901. Der Gemeindeälteste. Lieberknecht. — Im Anschluß an die R^^NNtMachUNg. wetter zur Kenntniß gebracht November dieses Jahres wird auch am u rayt, daß der Christmarkt außer am 24. Dezember °°» «achmit.«,, -. Der Christmarkt am stattsindet. Abends 10 Uhr gestattet. An beiden^»' ^ während des ganzen Tages bis Hohenstein-Ernsttbns ^Wen dürfen nur hiesige Händler feilbieten. Dezember 1901. DerStadtrath. vr. Polster, Bürgermeister.